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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 29.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190906295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19090629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19090629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-29
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
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s -1! e.> mö tac Ve » « Fr, bar trei kür Si gel ih. pn wär« istni zum mit wurde Berich ermäch die Er Rück gestei mehr di- 3 grüß! weite für der Kais Kai zum, nennt breite den b Eduai von i diese« such e Wi Wi PH Ge mit Un, binl Ges H vi er E und ge eine P zum 8 aus sei, erteilte fehl, dc nicht d fedoch l von l Schlos hoben vor ui und il VSlker Grund vo sp de fa> B S. Kr übrig die beiden Brüder Arno und Richard Hüttenrauch au- Frankenberg, welche den 1. und 3. Preis erhielten. Das Fest kann mit Recht in allen Teilen al- schön ge lungen bezeichnet werden zur Erinnerung aller beteiligten Turner und zur Befriedigung der leitenden Herren. « « rlt«. Dte „Berl. Morgenpost" schreibt zur politi schen Lager Dte nächste Folge der kaiserlichen Entscheidung über Bülow- DemtsstonSanerbieten ist die energische »tederanfnatzm« der Verhandlungen mit de« Parteien des alte« Bloss, di« den Zweck habe«, eine sür de« »««deSrat Halbwegs a««ehmbare Ainanzresorm auch ohne Erbschaftssteuer zustande ,u bringen. Fürst Hatzfeld ist, wie di« Blätter v«rfich«rn, dr« Go««tag übrr in »«rlin -«blieb«« u«d hat mit V«rtr«tern v«rschi«d«««r Partrien Verhandlungen a«g«bahut. Ob di«s« vt«l Erfolg hattr«, wir» a«g«m«i« b«zw«ifrlt, d««« wir v«rlaut«t, wollrn»i«sra1to«a»»ib«ra»r« «icht um- fall«n u«d Woll«« «tcht a« «1««r Fina«zr«form mit- arbeitr«, di« k«i«r «rbfchaftSst«urr enthält. An dererseits soll der BeichSkanzler erklärt habe«, dte Mitwir kung des Liberalismus bei seine« Bemühung«« ,ur V«r- b«fs«ru«g d«r Finanzr«form t« d«r Kommisfio« «icht ««t- b«hr«« zu »Sn««« u«d zu woll««. Dt« «1tmmu«g d«S cha«»»«rS ist «tchtS w««tg«r als hoff«u«gSvoll, da «r infolg« d«r F«stigk«tt d«r Stationalltberalen durchaus «ich« stch«r ist, daß ihm dt« vom »ais«k letzt gestellt« de- schränkt« Aufgab« grltng«« wir». Frankfurt a. M. Aus einer Unterhaltung mit einer Person, dir am besten aus der vorgestrigen Unterredung zwi schen dem Kaiser und dem Reichskanzler und dem beabsich tigten Sinn der halbamtlichen Auslassungen Mitteilung ma chen kann, entnimmt der Berliner Korrespondent der „Franks. Ztg", daß Fürst Bülow wirklich nur auf Wunsch des Kaisers noch so lange im Amte bleiben wird, bis hinsichtlich der Fi nanzreform rin den verbündeten Regierungen annehmbares Resultat erzielt worden ist. Dann aber ist sein Rücktritt im vollsten Einvernehmen mit dem Kaiser beschlossen. Der Kanz ler besitzt daS vollste Vertrauen des Kaisers und wird sein Berater bleiben bis zur Ernennung seines Nachfolgers, über drssen Person noch nichts feststeht. Der Rrichskanzler wird versuchen, die Finanzreform in einer nicht sür ihn, aber ZubllSumr SsiiwMert in »Sbeln. Ein Teilnehmer am Gauturnfest stellt uns freundlichst folgenden Bericht zur Verfügung: Das im festlich geschmückten Döbeln abgehaltene Gauturnfest mit 50jährigem Gaujubiläum des Mulden-Zschopautaler Turngaues fand seine Eröffnung bereits am Sonnabend durch einen herrlich ver laufenen Kommers im Saale des StaupitzbadeS, der von über 1000 Personen besucht war. Der Kreisvertreter, Herr Se minaroberlehrer Fickenwirth-Dresden, überbrachte die Glück wünsche des sächsischen Kreisturnrates. 50 Vereine er nannten den Gauvertreter Herrn Emil Thallwitz für seine rastlose, aufopfernde Tätigkeit zu ihrem Ehren mit« gliede. Am Sonntag früh strömten von allen Seiten die Vereine der Feststadt zu, währenddem bereits früh 6 Uhr der heiße Wettkampf um den schlichten Eichenkranz entbrannte. Um 10 Uhr wurde eine Gedenkfeier für den verstorbenen Gründer des Gaues, dem aus Frankenberg stammenden Oberlehrer Bormann, gehalten. Der Nachmittag brachte zunächst den Festzug, an dem sich 58 Vereine mit ca. 40 Fahnen beteiligten. Nach Ein treffen des Festzuges auf dem zum Festplatz umgewandelten Exerzierplatz sand eine mit Begeisterung und Beifall aufge nommene Begrüßung durch den Gauvertreter statt. Hieran schlossen sich die allgemeinen Freiübungen, welche von rund 900 Mann geturnt wurden und ein schönes Bild boten. (Leitung Gauturnwart Franke-Frankenberg.) Im Laufe deS Nachmittag wurde fleißig geturnt in den Riegen bez. in den geschlossenen Vereinen, auch erfreuten einzelne Vereine, als auch die gesamten Döbelner Turnvereine mit herrlichen Sonder ausführungen daS in großen Massen zuschauende Publikum. Am Abend nahm Herr Gauturnwart Franke die Preis verteilung vor. Brausender Beifall begleitete die Nennung der Sieger. Vom Frankenberger Verein errangen Vorturner Arno Hüttenrauch mit 116^/, Punkten den 2. Preis und Vorturner Mox Knoth den 4. Preis mit 111 Punkten in der ersten Abteilung, während in der zweiten (älteren) Ab teilung der stellvertretende Turnwart Richard Scheubner den 8. Preis mit 106'/, Punkten erkämpfte. — Im Bereins- Wettturnrn behauptete der Frankenberger Verein mit 36,2 Punkten den 14. Rang. — Im Ringen blieben als letzte Oenöcder «s Zjcdttrcde». Frankenberg, 28. Juni i»os. f* A«m Kö«tß<tes»ch. Im amtlichen Teile vorliegender Nummer veröffentlicht der Stadtrat das Programm für den Aufenthalt des König- in unserer Stadt am kommenden Freitag. Es hat Bedauern hervorgerufcn, daß Seine Majestät nur etwa 1'/, Stunde in unserer Stadt weilen wird. Dies Bedauern teilen auch wir, wir würdigen aber auch die Gründe, die einen längeren Aufenthalt nicht gestatten. Der König hat gerade in diesem Jahre neben der Erledigung der Re gierungs-Geschäfte viele Reisen zu unternehmen und Besuche zu empfangen. Wir erinnern nur an die Landwirtschaftliche Ausstellung in Leipzig, die Ausstellungen in Dresden und in der Lößnitz, die Regimentsjubiläen in Bautzen und Zittau, denen ähnliche Jubiläen in Dresden und Freiberg folgen. Dazu gesellen sich eine Reihe militärischer Besichtigungen, auswärtige Fürstenbesuche in Dresden, die bevorstehende Theaterweihe in Chemnitz u. a. All dies stellt an die Arbeitskraft des Monarchen hohe Anforderungen, denn als ein Vergnügen darf man diese Repräsentationspflichten keinesfalls ansehen. Wenn trotzdem der König seinen Wunsch, alle Gegenden seines Landes näher kennen zu lernen, nach Mög lichkeit durchführt, so muß man dies umsomehr anerkennen. Daß Se. Majestät noch in diesem Sommer unseren Bezirk und unsere Stadt besucht, muß umso dankbarer begrüßt werden, als im kommenden Herbst die Manöver der sächsischen Armee korps den König mit seinem hohen Gast, den Kaiser, wieder in unsere Gegend führen. Er weilt ja gern in unserem schönen Zschopautal und wird gegebenenfalls im Herbst mit Freuden wieder bei uns einkehren, wenn ihm jetzt ein herzlicher Empfang bereitet wird. -f* 1Ü24 Fahrkarte« wurden am gestrigen Sonntag auf dem hiesigen Bahnhof verkauft, davon 703 nach Chemnitz, fk. Dramatischer Veret«. Am nächsten Montag begeht der hiesige Dramatische Verein im „Kaisersaal" sein 40. Stif tungsfest, für das ein größeres Programm vorgesehen ist. s Sachsenburg. Seit ca. 6 Wochen besteht hier ein Frauenverein für Sachsenburg und Jrbersdorf. Er wurde seinerzeit nach einem erläuternden Bortrag des OrtspfarrerS, Herrn Pastor Abramczyk, gegründet, und bezweckt neben der Mithilfe der Frauen an den LiebrSwerke» der Gemeinde auch Weiterbildung der Frauenwelt in so mancher Beziehung, wie auch eine edle gesellige Unterhaltung. Daß bereits gegen 140 Mitglieder sich dem Verein angeschlossen haben und ge sonnen sind, an den gestellien Aufgaben mit zu helfen, ist ein gutes Zeichen dafür, daß die Frauen unserer Kirchgemeinde sich für die kundgegebenen Ideen begeistern ließen. Ein« weitere Anmeldung von Frauen i nd Jungfrauen kann jeder zeit erfolgen. Morgenden Dienstag hält der Verein im Gasthof zu Jrbersdorf einen Vortragsabend ab, in welchem Herr Abramczyk den Umbau der Sachsenburger Kirche be« sprechen wird. Es sei deshalb auf daS bezügliche Inserat im vorliegenden Tageblatt verwiesen und auch an dieser Stelle zu zahlreichem Besuch eingeladen. * * — Mittweida. Die König!. Kreishauptmannschaft Leip, zig hat der hiesigen Stadtgemeinde die Zustimmung zu einer von der Jndustriebahngesellschaft gewünschten städtischen Bürg schaft in Höhe von 1200000 Mark versagt. — Dresden. Hier starb am Sonnabend mittag nach schwerem Leiden der Rektor deS Wettiner Gymnasiums, Oberstudienrat Prof. vr. pbil. Otto Meltzer, im 64. Le bensjahr. Seit dem Jahre 1882 war dem nun Verstorbenen die Leitung des genannten Gymnasiums übertragen. Als eine Autorität auf dem Gebiete der Geschichte wurde Prof. Meltzer seinerzeit von der Staatsregierung mit archäolo gischen Studien in Kleinasien betraut, welche Aufgabe er in hervorragender Weise löste. Als Gelehrter und Schulmann gleich hoch geachtet, genoß der Heimgegangene bei seinen Kollegen und vor allem bei seinen Schülern auch ob seines persönlichen Wesens eine unbegrenzte Hochschätzung und An hänglichkeit. Der f Oberstudienrat Meltzer ist auch einer größeren Anzahl Frankenberger Familien wohl bekannt. In treuer Pietät zu seinem vor 33 Jahren verstorbenen Bruder, dem Bürgermeister Meltzer, hielt er von Zeit zu Zeit hier Einkehr, um das Grab drssen zu besuchen, der ihm als älterer Bruder den Weg zum Studium ebnen half. — DreStze». Das Rollschuhlaufen scheint nun auch für Dresden aktuell zu werden. Dieser Tage produ- zierte sich ein jugendlicher Rollschuhläufer, angeblich ein Franzose, auf der Prager Straße. Ein Schutzmann hielt ihn an, ließ ihn alsbald aber wieder laufen. ES wird, an genommen, daß die Polizeidirektion in nächster Zeit eine Ver ordnung wegen des Rollschuhlaufens erlassen wird. — Berthelsdorf. Hier erkrankten zwei Kinder infolge Genusses unreifer Stachelbeeren. — Eppendorf. Um das Feuer im Ofen kräftiger auzu« fachen, goß der 11jährige Sohn deS Spielwarenarbeiters Schön herr Spiritus nach. Die Flasche explodierte, und im Moment glich der Knabe einer Feuersäule. In wilder Angst rannte das Kind auf die Straße, wo hinzugekommene Leute die Flammen erstickten. Trotzdem hat aber der Bedauerns werte so schreckliche Brandwunden, daß er kaum mit dem Le ben davonkommen dürfte. — OelSxttz t. v. Die hiesigen städtischen Kollegien beschlossen, aus Anlaß der Wiedererstrhung der Stadt nach dem vor fünfzig Jahren stattgefundenen großen Brande die Errichtung einer mildtätigen Stiftung im Betrage von 10000 M. als Grundstock für ein Bürgerasyl. Dieser Unglücks tag, der sich dieses Jahr zum fünfzigsten Male jährt, war der 14. September 1859. 340 Wohnhäuser ohne die Seiten- und Wirtschaftsgebäude wurden ein Raub der Flammen, 800 Familien mit mehr als 3500 Köpfen waren mit einem Schlage obdachlos. Nur das Gerichtsamt, die Bürgerschule und 8 Häuser an der Kirchgasse blieben erbalten, dagegen wurde der Turm mit den Glocken und das Kirchrndach vom Feuer zer stört, während daS Gewölbe der Kirche (wie bereits bei den großen Bränden von 1632 und 1720) auch bei dem 18SSer Brand« Wichtige Ereignisse stehen bevor und jeder Tag bringt jetzt eine Fülle von Nachrichten, über dte sich jeder unterrichten muß. Aufgabe einer ernsthaften Presse ist es^ die Bevölkerung in leichtverständlicher und um fassender Art über alle Vorkommnisse zu unterrichten. Wir glauben, sagen zu dürfen, daß sich daS „frankenberger cageblatt" Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptmannschaft Flöha, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Frankenberg dieser Aufgabe gewissenhaft unterzieht und, aus zuverlässige In formationen gestützt, seine Leser gut und erschöpfend berichtet. Deshalb sollt« niemand daS Abonnement auf das „Frankenberger Tageblatt" während des Sommers versäumen. Bon einer „Gurken- zeit kann ja keine Rede mehr sein, wo die ReichstagSauflösung droht und die Agitation für dte LandtagSwahlen emsetzt. DaS „Frankenberger Tageblatt" steht, wie bekannt, aus deutfchnatwnalem Boden, treibt, da eS nicht auf ein Partei programm eingrschworen ist, keine einseitige Politik, nimmt aber in volkstümlich geschriebenen, zum Teil Original-Leitartikeln Stellung zu den aktuellen Tagesfragen der inneren und äußeren Politik, bringt übersichtlich ausgestaltete Varlamentsberichte und gibt außerdem unter „Taacsgeschichte" ein wenn auch knappes, so aber doch getreues, übersichtlich geordnetes Spiegelbild der bemerkenswerte« Geschehnisse im In- und Ausland, die zugleich unter die kritische Lupe genommen werden. Ein Haupt augenmerk richtet dte Redaktion auch auf die interessante Ausge staltuna des lokalen und provinziellen Teils. Ferner unter richtet daS „Frankenberger Tageblatt" unter besonderer Rubrik über neue interessante Erscheinungen auf dem Gebiet der Kunst, Wissenschaft und Literatur. Der allgemeinen Aussprache auf kommunalpolitischem Gebiet dient die Rubrik „Oeffentliche Meinung", wo jedermann unter der Bedingung, daß er der Redaktion seinen Namen nennt, in sachlicher Form zu Worte kommen kann. Im „Briefkasten" finden eingeaangene Fragen prompt und unentgeltlich Beantwortung. Das „Frankenberger Tageblatt" bringt umgehend die Gewinnliste der Kgl. sächs. Landeslotterie und setzt, da der Redaktion ein ausgebreiteter Depeschendienst zur Verfügung steht, seine Leser in der am Abend erscheinenden Nummer unter „Telegramme und letzte Nach richten" in Kenntnis vom Inhalt der bis nachmittags 4 Uhr ein gehenden Drahtmeldungen. Dem UnterhaltunasbedürfniS dient der täglich erscheinende Romanabschnitt im Aeuilletonteil, ferner interessantes „Vermischtes", sowie die in eigener Druckerei her gestellte, allwöchentlich erscheinende Sonntagsbeilage, von welcher eine Seite speziell den Interessen der Familie gewidmet ist, im übrigen aber bezüglich deS Gesamtinhalts der Befriedigung" des UnterhaltungS- wie des BildungStriebs in sorgsamster Weise Rech nung getragen wird. Im „Krankenberger Tageblatt" erscheinen auch sämtliche amtliche Bekanntmachungen der städtischen und Staatsbehör den des Bezirks, und Geschäftswelt wie Privat« benützen den Inseratenteil unseres gut verbreiteteu Blattes zu ihren Pu blikationen. So ist das „Frankenberger Tageblatt" ein echtes Familienblatt, von dem redlichen Bestreben geleitet, nur Gutes zu bieten, dem Gemeinwohl zu dienen und dabet einen geraden Weg zu gehen. Wir ersuchen unsere verehrt. Leserschaft, das Abonnement rechtzeitig erneuern zu wollen, sei es bei einer örtlichen Ausgabestelle, bei einem Tageblattboten oder bei der kaiserl. Post. Verlag an- Re-aktion. soweit wie möglich für die Verbündeten Regierungen annehmbaren Form zustande zu bringen. Die Konservativen, welche nun sehen, wir und mit wem sie die Finanzreform zustande bringen, dürften jetzt ein sehr lebhaf te» Interesse daran haben. Gelingt sie nicht, so ergeben sich daraus die Konsequenzen. Aus eine Mitwirkung der Liberalen glaubt man nicht zu rechnen. PgrtS. „Matin" veröffentlicht Auslassungen Maximilian HardenS und de» Abgeordneten Erzberger über die Krisis in Deutschland. Ersterer erklärte, die Finanzreform würde durch- geführt werden, die Demission de» Reichskanzler- sei aber unvermeidlich. Abgeordneter Erzberger gibt seiner Ansicht dahin Ausdruck, daß daS Reich binnen wenigen Tagen die notwendigen Steuern haben werde. der Presse liegen bi-her nur vereinzelt vor, da die offiziöse Mitteilung über den Vortrag de- Kanzler- beim Kaiser erst in der Nacht zum Sonntag den Redaktionen zuging. Die „Kreuz-Zeitung" bemerkt kurz: Wir freuen unS der Entscheidung de- Kaisers, da wir unter den gegenwärtigen Verhältnissen und besonders auch mit Rücksicht auf das not wendige Zustandekommen der ReichSfinanzreform ein Ver bleiben d«S Fürsten Bülow in seinen Aemtern für erforderlich halten und keinen Aulaß zu seinem Rücktritt zu erkennen ver mögen. Auchdie „Deutsche Tageszeitung" erklärt: Ein Ver bleiben de- Fürsten Bülow könne der Erledigung der Finanz« reform nur förderlich sein, und die Entschließung des Kaisers sei mit aufrichtiger Genugtuung zu begrüßen. Weiterhin wendet sich daS Organ gegen die gestrigen Ausführungen der „Rordd. Allg. Ztg." und meint, die Regierung hätte die Pflicht, neue Ersatzsteuern vorzuschlagen, da sie auf keinen Fall dir Negationstaktik der Linken adoptieren dürfe. Auf der anderen Seite ist die „Tätliche Rundschau" über diesen Ausgang verstimmt und memt, damit wäre auch der zweite Sieg des Zentrums durch die Konservativen er rungen. Der Sturz deS Kanzlers sei vom Standpunkt des Zentrums au- eine gelungene Rache, vom Standpunkt der Konservativen aus eine sinnlose und treulose Tat, vom vater ländischen Standpunkt aus ein schwer zu ersetzender Verlust. Wie da» Blatt erfahren haben will, habe Bülow in seiner Unterredung mit dem Kaiser ausdrücklich betont, daß er sein Abschiedsgesuch einreichrn müsse, weil die Konservativen ihn im Stiche gelassen hätten. Wenn die Konservativen hofften, daß ein Nachfolger Bülows kommen werde, der sich zum Ge schäftsführer der Konservative» degradieren lasse, so würden sie sich schwer irren. Die „Vossische Zeitung" schreibt: Die Meldung klinge, als ob der Kaiser gegen einen späteren Rücktritt des Reichskanzlers nichts einzuwenden, sich damit sogar grund sätzlich einverstanden erklärt habe. Die bürgerliche Linke be finde sich in verhältnismäßig günstiger Lage, sie könne den kommenden Ereignissen gelassen entgegensetzen. Sei Fürst Bülow unwiderruflich entschlossen, zu gehen, so werde er kaum verkennen, daß er sich einen besseren Abgang durch frischen und fröhlichen Kampf, als durch armselige Nach giebigkeit gegenüber der Mehrheit sichert. Im Kampfe aber könne er leicht den Sieg erringen, und dann werde es noch immer Zeit sein, dem Abschiedsgesuch „näher zu treten". DaS „Berliner Tageblatt" meint: Die offiziöse Rott zeige deutlich, daß der Rücktritt Bülows beschlossene Sache sei. Da er den Reichstag nicht auszulösen wage und aus Wunsch des Kaisers noch irgend eine Finanzresorm zu stande bringen will, so bleibe ihm nichts übrig, al» mit seinen Besiegern zu verhandeln, obwohl er genau wisse, einen wie üblen Eindruck diese neue Abhandlung mit der konser- vativ-klerikalen Koalition auf die öffentliche Meinung machen müsse. ES sei zu bedauern, daß Fürst Bülow der neuen Koalition unterliege, er habe ihr aber durch seine Nachgiebig keit den Sieg leicht gemacht. Der „Börsen-Kurier" schließt seine Betrachtung: Wir gehen mit der neuen Woche neuen erbitterten Kämpfen ent gegen. DaS verdanken wir der falschen Politik der Regie rung, welche an die Stelle einer Auflösung ein solches Fort wurschteln setzen will, wie es die Arbeit jetzt sein wird, die Fürst Bülow noch zu leisten gezwungen ist. Der „Vorwärts" nennt den Vorgang eine Harlekinade. Bülow habe sich nicht gescheut, noch einmal dieselbe zu wieder holen, die er in den Novembertagen ausführte. Daß Bülow den Kaiser von der Opportunität seines Rückzugs nicht über zeugen konnte, beweist bloß, daß er es nicht wollte. Die Demission erscheine nur als letztes verzweifeltes Mittel, selbst auf die unwürdigste Art Kanzler zu bleiben. mehrfach Personen gesprochen, die ihn über die politische Be deutung der konservativen Opposition und dir wirtschaftliche Sette der Steuerfraar offen AuStuuft gegeben haben, und so weit der Kaiser in Betracht kommt, würde eine Auflösung de-Reichstages und ein frischer Wahlkampf nicht ausgeschlossen sein. Der Korrespondent vermutet, daß Fürst Bülow diese Stimmung vorgefunden hat.
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