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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 22.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190906222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19090622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19090622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-22
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
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städtischen und kirchliche« Behörden für die Förderung de» Fes^S, dem gesamten Festausschuß sür seine unermüdliche Albris der Frankenberger Sängerschaft mit ihren wackeren Achermeistern und dem Borsitzenden, Herrn Berthold; herzlichen Dem! auch der gesamten Einwohnerschaft für ihre Sympathie- damugungen und sür dir Gastfreundschaft. Welche rege An- teiwahme man auch auswärts an dem Feste nehme, gehe aus vielen Glückwunschschreiben und -Telegrammen hervor. Be soadere Greude rief ein liebenswürdiges Schreiben Gr. Exzellenz de* Herrn StaatSminister Dr. Beck hervor, der als Bürger meister Frankenbergs Ehrenvorsitzender deS 1894 hier ver anstalteten BundeSsängerfesteS war. Unter allseitiger lebhafter Zustimmung wurde an den Herrn StaatSminister folgendes Telegramm abgesandt: Eurer Exzellenz senden aus der herrlich geschmückten Aststadt in unvergänglicher Anhänglichkeit vieltreuen der Erzgebirgische Sängerbund im Verein mit der Bürgerschaft Frankenberg-. Dr. Irmer, Bürgermeister. Jungmeister, Chemnitz. Dir Sänger forderte Herr Jungmeister auf, dem Ehren vorsitzenden und der Stadt für die vortreffliche Ausgestaltung des Feste- den Dank dadurch auszubringen, daß sie ihren Bundesspruch anstimmen. Der BundeSausschußvorsttzende, Herr Dr. Költzsch, legte in seiner Ansprache dar, welches die Ziele und Aufgaben des deutschen Sängerbundes, des Erzgebirgischen Bunde- und jedes einzelnen Gesangvereins sind: Die sozialen Gegensätze zu überbrücken und das Rationalbewußtsein zu stärken! Die Mehrzahl der Sänger seien Arbeiter und der Arbeiter sei im Gesangverein genau so angesehen, wie der Mann, der die Feder führt. Nach weiteren schwungvollen Ausführungen, wie die Macht d«S Gesanges die Aufgaben der Gesangvereine lösen helfe, fordnte er auf, zu Ehren der beidmHeerführer des Bundes, der Herren Jungmeister und Kantor Winkler, den Bundesspruch an^ustimmm. — Da nunmehr die begeisterte und festfreudige Stimmung nahezu ihren Höhepunkt erreicht hatte, stimmte Herr Kantor Winkler seine Ansprache auf den heiteren Ton, waL ihm als Tonkünstler ja nicht schwer fiel. In einer lau nigen Ansprache, die viel Heiterkeit erweckte, sprach er von diesem und jenem, was auf das Fest Bezug hatte, gedachte der Ehren-Vorsitzende» deS Bundes, Lehrer Lindemann-Chem nitz und Justizrat Priber-Frankenberg, auch des Bundes- ouSschuß-Vorsitzenden Dr. Költzsch. Da dieser sein Quartier wirt ist, kam er auf letztere zu sprechen und widmete allen liebenswürdigen Quartiergebern sein Hoch. Zu Ehren der Gastgeber stimmte die Sängerschaft an: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen . . ." Herr Lindemann sang den Ton weiter, den Herr Kantor Winkler angestimmt hatte, auch er sprach humoristisch über dies und das in der Feststadt, mmgte den bisher gehaltenen schönen Reden etwas Salz bei und ließ seine Rede ausklingen in einem harmonischen „Lied hoch" z« Ehren der Feststadt. Der Festvorsitzende, Herr Berthold, teilte noch mit, daß auch der Gesangverein Gera-UntermhauS, der am Sonntag, den 13. Juni, hier wellte, ein Glückwunschtelegramm gesendet habe. Er dankte dann nochmals den gesamten Ausschüssen sür ihre aufopfe rungsvolle Arbeit und ließ zu Ehren der Herren Ausschuß- möglicher den Bundesspruch anstimmen. Die Ansprachen waren von mannigfachen schönen Dar bietungen umrahmt. Der Frankenberger Sängerbund bot unter Leitung des Herrn Kantor Schröpfer mit vor- trMichem Gelingen mehrere herrliche Liederperlen: „Be grüßungsgesang" von Jüngst, „Segenswunsch" von Wein zierl und mit Orchester Mendelssohns „Festgesang an die Künstler", die „Lyra" unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Metzler mit ebensolchem Erfolge das Küllnersche Chorlied „Am Bergstrom", sowie ein humoristisches Quartett „Ein neuer Sängerkrieg auf der Wartburg", die Herren Schütze und Richter mit gutem Bortrag je zwei Lieder für Bariton und der allezeit hilfsbereite Frankenberger Turnverein (D. T.) elektrisches Keulenschwingen und Gruppenstellungen. Alle Darbietungen fanden stürmischen Beifall, namentlich die entzückenden Leistungen der Turner. Hochehrende Anerkennung würde auch unserem wackeren Stadtorchester und seinem tüchtigen Leiter, Herrn Musikdirektor Prager. Auch die Kapelle trug dazu bei, daß die Gäste die Gewißheit erhielten: in Frankenberg haben Musik und Gesang eine gute Pflegstätte. Mitternacht und der offizielle Schluß des Kommerses reichten sich die Hände, doch bei der begeisterten Stimmung, die überall herrschte, dachten viele noch nicht an das Schlafen gehen und so stieg noch mancher Kantus. Trotzdem wurde eS schon wieder auf den Straßen lebendig, als am Sonntag früh 6 Uhr das Stadtorchester mit dem Trommlerchor durch die Straßen zog, um den Anbruch des eigentlichen Festtages durch den Weckruf anzukündigen. Dann gab es eine kleine, aber nicht unwill kommene Uebcrraschung: Jupiter Pluvius hatte wohl gesehen, daß am Sonnabend nachmittag die Sänger während dcS Einzugs staubig wurden, obwohl die Sprengwagen eifrig ver kehrt waren, und er sandte uns etwas von seinem Vorrat, um den Staub zu bannen. Als man dann mit Musik wieder zum Bahnhof zog, um die gegen 8 Uhr mit dem Sonder zug eintreffenden Sänger abzuholen, war Frau Sonne wieder hervorgetreten und übergoß unsere schöne Feststadt mit gol denem Glanze. Der Empfang am Bahnhof vollzog sich in derselben Weise wie am Sonnabend nachmittag und der Ein marsch des mit einigen zwanzig Bannern gezierten Zuges war eine Freude sür die Bevölkerung. Der Sänger wartete gleich ernste Arbeit. Um 8 Uhr begann die letzte Probe für daS Kirchenkonzert, an die sich die Probe für das weltliche Konrert aus dem Festplatze anschloß. Der EmpsangsauSschuß hatte auch im weiteren Vormittag tätig zu fein, denn mit allen Zügen trafen Festgäste ein, die zunächst nach dem Markt geleitet wurden. Das geistliche Konzert begann kurz nach 11 Uhr vor einer großen Zuhörermcngc in unserem im Innern prächtigen Gotteahause. Dicht war die Kirche gefüllt, von den Ehrengästen des Festes waren unter vielen anderen anwesend Se. Exzellenz Obcrstmarschall Graf Vitzthum von Lckstädt auf Lichtenwalde mit Gemahlin und Amtshauptmann Dost-Flöha. Da» vom Bundeüliedermcister Herm Kantor Winkler-St. Nikolai in Chemnitz geleitete Konzert stand auf so vornehmem künstlerischen Niveau und bot <lne hehre hohe Stunde innerer Erbauung, daß da» Herz leicht und frei wurde und man hätte mit zu- und etnstimmen mögen: „Was lebt, da» atmet Wonne, und wa» da schlief, wacht auf! O Gott tu deinem Sonnenschein, wie herrlich ist» lebendig sein!" Schon längst lernten wir Herm Kantor Winkler al« um sichtigen, zielbewußten und feinsinnigen Musiker und Dirigenten schätzen, aber am Sonntag nötigte er un» neue größere Be wunderung ab. Wa» er da leistete, da» war genial. Ueberall feinste Detailarbett, die dem Ganzen zugute kommen muß; jede Phase von einem wundersamen Zauber und Wohllaut er füllt, ein lebendige» Jneinanderfließm der Figuren zu einem an- und abschwellenden Tongewoge, keine Ecke, alle« in schwung voller Abrundung. Wie er die Sänger zu führen weiß: geradezu fasziuterend wirft er auf sie, zwingt ste, ihm zu folgen bi» in» Kleinste, und nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit dem Herzen zu fingen. Er selbst lebt in der Komposition, und wie jedes Tonstück unter seiner straffen Hand in von innen heraus bedingter Steigerung sich entfaltet, da« ist von packender weihevoller Wirkung. Präludium und Fuge (c-woll) von M. Brosig, trefflich gespielt von Herm Organist Seyfferth-Frankenberg, leitete da« Konzert ein. Der Männerchor sang „Gott, du bist meine Zuverficht" von I. Otto, „Nur in de« Herzen« heilig ernster Stille" von Flemming und „Es ist bestimmt in Gottes Rat" von Mendelssohn. Alles in prächtiger Tongebung, au» der jeweiligen Grundstimmung der Komposition geboren und so im Ausdruck vertieft auf dm Zuhörer anregend und erbaulich wirkend. Der Frankenberger Sängerbund sang mit schöner Tongebung unter Leitung seine» Dirigenten, de» Herrn Kantor Schröpfer, die von diesem komponierte Köntgshymne aus dem 21. Psalm für Männerchor und Blasmusik. Die kraftvolle Komposition hat hübsche Motive, sie stellt an die Ausftihrenden ziemlich hohe Anforderungen, denen der hiesige Sängerbund zu Ehren seine» Chormeisters voll gerecht wurde. Auf gleich künstlerischer Höhe wie die Männerchöre standen die Darbietungen der Sängerinnen. Frl. E. Eisenreich-Chemnitz sang die Arie für Altsolo „Groß und wundersam find deine Werke" aus dem Oratorium „Weltende" von Raff mit einem vollen, weichen, wunderbarm Alt in innigem Ausdruck, Frl. H. Schmidt-Chemnitz das Sopransolo mit Orgel „Erwacht in neuer Stärke" von Mendelssohn. Der Sopran mutet etwas hart an, er ist aber klar, rein und weittragend, die Sängerin zeigt eine vortreffliche Schule und besitzt eine staunenswerte Sicherheit, die namentlich dem „BonifaciuS" zu schönem Ge lingen verhalf. Wahrhafte Erquickung bot das Damenterzett des Herrn Kantor Winkler mit „Heilig sei dir jede Stelle" von Hegar, „Vater, hör' mein Fleh'n", Gebet von Breitenbach, und „Jesus, himmlische Liebe", Terzett mit Streichquartett aus dem Oratorium „Des Heilands letzte Stunden" von Spohr. So einen ausgeglichenen, seelenvollen, die poetische Stimmung der Komposition erschöpfenden Vortrag, wie ihn das Terzett bot, wird man selten, sehr selten zu hören bekommen und Herm Kantor Winkler noch besonderen Dank, daß er uns auch diesen Genuß bot. Das Hauptwerk de« Konzertes bildete „BonifaciuS", nach der Dichtung „Winfried" von W. Osterwald für Männer- (Doppel-)Chor, Sopran- und Baritonsolo mit großem Orchester und Orgel, komponiert von H. Zöllner. In der Festzeitung für das Sängerfest hat Herr Schulrat vr. HSzel bereits ein gehende Erläuterung über dieses gewaltige, packende Chorwerk gegeben, sodaß ich mich auf einige Angaben über die Auf führung beschränken kann. Was weiter oben über die Direk tionskunst des Herrn Kantor Winkler und über die Schön heit de» Männerchores gesagt wurde, gilt besonder» für den „BonifaciuS", der zu voller schöner Wirkung kam, die bei allen, die des Genusses teilhaftig wurden, nachhalten wird. Die Sopranistin Frl. Helene Schmidt sang, wie schon er wähnt, ihre Partie mit ihrem reinen, klaren Sopran mit einer Sicherheit, die Bewunderung verdient. Die schwierige Partie de» BonifaciuS hatte Herr Lehrer Kretschmann au» Calln- berg übernommen, der über einen schönen, sonoren, sympathischen Bariton verfügt und sich wacker hielt, wenn er auch zuweilen etwa» zaghaft war und noch kräftiger hätte herausgehen können. Die Orgel hielt sich tapfer, vermochte sich jedoch nicht immer dem Chor innig anzuschmiegen; da» Orchester (Stadt kapelle) zeigte sich hingegen auf der Höhe und verhalf durch sein vorzügliche» Anpassen und sein sicheres Einsetzen dem Werke zu einem Gelingen, das in anbetracht der einzigen möglichen Gesamtprobe als eine hervorragende Glanzleistung bezeichnet werden muß. — Gegen '/»I Uhr erreichte das Konzert sein Ende. Die Mittagspause war nicht allzu reichlich bemessen. Um 2 Uhr bereits begann da» Stellen zum S-stzug in der vorher angekündigten Weise. In fünf Gruppen be teiligten sich an dem Zug etwa 100 Gesangvereine zum größten Teil mit ihren Fahnen und Bannern, die dem Zug ein farben prächtige» Aussehen verliehen. Jeder Zug enthielt eine Musik kapelle und einen hübschen geschmackvoll hergerichteten Festwagen bezw. Festgruppe und »war hatten gestellt der Gesangverein „Liederkranz" einen duftigen Blumenwagen, der Turnverein einen prächtigen Wagen und hübsche Turner- und Turnerinnen gruppen, die Fleischerinnung einen ihr Gewerbe darstellenden Festwagen und die Stadtbrauerei einen Wagen mit einem großen Faß, auf dem Gambrinus thronte; der von dem Wagen verschänkte Stoff war bei der Wärme sehr begehrt. Der Dramatische Verein war im Festzug mit einer prächtig kostümierten Minnesängergruppe vertreten, die Realschule mit einem Fahnen zug und einer Gruppe schwedische Reiter, das König!. Lehrer seminar mit einer Abteilung Schüler. In vielen Landauern saßen die am Feste teilnehmenden Ehrengäste. Ein Herold (gut durchgeführt von Herrn Trompeter Timmel) und ein geharnischter Ritter eröffneten den Zug. Die Straßen, welche der Festzug berührte, waren sämtlich prächtig geschmückt, immer wieder hörte man von den Gästen Worte des Lobe» und der Anerkennung über den lieblichen Schmuck, der noch zu keinem Fest in solch reicher Weise zu bemerken gewesen sei. Ueberall wurde der Zug lebhaft begrüßt und Blumengrüße von zarter Hand bewiesen den Sängern, welche Verehrung man ihnen hier entgegenbringt. Auf dem Markte nahmen die Vereine hintereinander Aufstellung, während sich die Fahnen- und Bannerträger direkt vor dem Rathause postierten. Nach beendeter Aufstellung rief Herr Bürgermeister Dr. Irmer vom Balkon des Rathauses au» der Sängerschaft namens der Stadt ein freudige» und herzliche» Willkommen entgegen, nachdem er, wie er ausführte, bereit« qm Sonnabend abend einen Teil der Sänger begrüßen konnte. Er teilte dann mit, daß an den König und on den Ehrenvorsitzenden de» vor 1b Jahren in Frankenberg abgehaltenen BundeSsängerfesteS, den jetzigen StaatSminister Dr. Beck, HuldtgungStelegramme ab gesandt worden seien, worauf Danftelegramme einltefen. Der König ließ telegraphieren: ' Wachwitz, K»«tgl. Billa. Bürgermeister Dr. Irmer. Tein« Majestät der König lasten für getreue Sängergrübe Allerhöchst seine» besten Dank sagen. Meister, Major und Alligeladjutant. Im Anschluß an die Verlesung brachte der Herr Bürger- meister auf den König ein Hurra au», in daS die große Ver sammlung freudig etnstimmte. Das Danktelegramm des Kul tusministers lautet: Erzgebiraischer Sängerbund. Bürgermeister Dr. Irmer. Verbindlichsten Dank für freundliche Grüße au» der mir immer liebwerten Zschopaustadt und in freundlicher Erinnerung an da» frühere Fest dem heutigen S«ngrrbunde»fest ein h«rz- liche» Glück aus! StaatSminister Dr. Beck. Der Verlesung diese» Telegramms folgt« ein gleichfall» begeistert aufgenommenes Hoch auf Dr. Beck. Bürgermeister Dr. Irmer sagte dann der Sängerschaft herzlichen Dank sür die bereits gewährten und für die noch in Aussicht stehenden künstlerischen, erbauenden Darbietungen, wies hin auf die guten alten Beziehungen zwischen dem Bund und der Stadt Frankenberg. Aus allen Kreisen und Schichten der Bevöl kerung werden den Sängern lebhafte Sympathien entgegul- gebracht und alle hätten die besten Wünsche für eine gedeih liche Weiterentwicklung des Bundes. Zur Erinnerung an das Fest möchten die Bundesvereine ein kleines Zeichen als Schmuck der Fahne entgegennehmen. Die Ehrenjungfrauen, die den Festzug mit zierten, schmückten nunmehr die Fahnen und Banner mit Schleifen in der Stadtfarbe, während viel tausendstimmig der Bundesspruch über den Markt hallte. Herr Jungmeister dankte für den hier gebotenen herz lichen Empfang; nicht fchöner könnte der Bund seine Dank barkeit beweisen, als wenn er auch weiterhin mit aller Kraft für das deutsche Lied arbeite. Nochmals brauste der BundeS- spruch über de» Markt, erhebend und den Hörer hinaufführend auf der Menschheit Höhen. Dann setzte sich der Festzug wieder in Bewegung, die Schloßstraße hinunter und wieder hinauf und weiter über den ihm vorgeschriebenen Weg nach dem Festplatz, auf dem sich schon viel Publikum eingesunden hatte, um teilzuhaben an dem Genüsse, den das weltliche Aouzert versprach. Der Anfang desselben verzögerte sich um reichlich eine Stunde, da der Zug längere Zeit in Anspruch genom men hatte, um so erfreulicher war es, daß die Sänger trotz der bereits überwundenen Strapazen noch frisch bei Stimme waren. Das Konzert war eine herrliche Huldigung für das deutsche Volkslied. Alle zum Vortrag gewählten Komposi tionen waren auf den „Volkston" gestimmt und hierfür ge bührt dem Bund und vor allem seinem ersten Liedermeister Anerkennung und Dank. Nur auf dem Boden volkstümlicher Kunst läßt sich wirkliche Frucht erzielen. Das Volkslied mit seiner schlichten und doch das Herz so unmittelbar berühren den Melodie, mit dem anspruchslosen und gemütvollen Text ist der sorgsamsten Pflege mehr wert, als eine Tonfchöpfung, mit welcher mancher Komponist unserer Tage die Sänger zu gewagten Kehlproduktionen veranlaßt und Vie Chorleiter in nichts weniger als angenehme Situationen bringt. Der gute Wille allein vermags nicht, und ist die Freude am Singen dahin, dann lieber die Noten in den Schrank, als sich weiter quälen. Daß der Erzgebirgische Bund dem Volkslied alle Ehre angedeihen läßt, das hat uns deshalb besonders gefreut. Zur Aufführung kamen: „Bundeslied" von H. Petzschke, „DeS Liedes Kristall" von F. Schmidt, „Wanderlied'' von C. Zöllner, „Soldatenlied" mit kleinem Orchester nach einer Pfeifermelodie aus dem 7jährigen Kriege von E. Kremser, und zum Ge dächtnis Mendelssohns: „Lied der Deutschen in Lyon", „Der frohe Wandersmann", „Der Jäger Abschied" und „Co- mitat". Als Zugabe wurde Adams „Abendlied" geboten. Die Zeit ist knapp und auch der Raum, deshalb muß ich es mir leider versagen, näher auf die einzelnen Kompositionen einzugehen, zudem ist die Mehrzahl von diesen doch allgemein bekannt. Ueber die Ausführung läßt sich nur Wiederholen, was im geistlichen Konzert über das Vermögen von Bund und Liedermeister gesagt ist. Trotz nur einmaliger Gesamt probe auch hier eine einheitliche vollwertige Leistung, die ein mal beweist, daß im Bund« fleißig und mit ernstem Stre ben gearbeitet wird, zum andern, daß edle Begeisterung die Glieder des Bundes erfüllt. Jubelnder, rauschender Beifall der vielen Tausenden Zuhörer folgte jedem Gesang. Er mag dem Bund ein Ansporn sein, auf dem beschrittenen Wege fortzuschreiten, Das Winklersche Damenterzetj unternahm das Wagnis, ebenfalls von dem Podium im Freien einige Liederperlen darzubieten und zwar: „Nachtigall, o hüte dich" von Hegar, „Wenn ich den Wandrer frage", in einer hübschen Bearbeitung des Herrn Kantor Winkler und „Abendlied" von Reimann. Die Frrnsitzenden und -Stehende« werden nur wenig vernommen haben, wer so glücklich war, in der Nähe des Podiums Platz zu finden, dem bot das Terzett mit seinem innigen, gemütvollen und wunderbar ab getönten Vortrag einen herrlichen Genuß. DaS Stqdt- orchester spielte unter Leitung des Herrn Musikdireftor Prager mehrere Stücke, die ebenfalls vollen Beifall fanden, und wir möchten diefe Gelegenheit benutzen, unserem wackeren Stadtorchester für daS während des Feste» Geleistete volle uneingeschränkte Anerkennung zu sagen. Keine leichte Aufgabe hatte es, es hat mit Ehren bestanden, hat unserer Stadt Ehre gemacht. Nicht nyr einmal, pst wurde mir gesagt: „Sie haben hier ein für Ihre Verhältnisse sehr gutes Stadt orchester!" War der betreffend« ein Dirigent, dann setzte er hinzu: „Mit dem sich etwas anfangen läßt!" Am Schluffe dr« Konzerts nahm Herr Jungmeister nochmal» da» Wort, um nach entsprechender Ansprache Herrn Robert Lißner, der über 50 Jahre dem Männrrgesangvrrein als Mitglied angehört, die ihm vom Bund« verliehe«« bronzene BundeSmedaiste zu überreichen. De» weiteren zollte er Dans und Anerkennung dem Bundeslixdermeister, Herrn Kantor Winkler, für die aufopfernden Bemühung« um da» Gelingen deS Festes, sowie überhaupt für die Verdienste um den Bund und sprach die Hoffnung aus, daß Herr Winkler noch laug« die künstlerische Leitung des Bundes behalten werde. Diesem Wunsche schließen wir uns an. Einen besser Berufenen wird der Bund kaum bekommen, und einen, der e» den Sänger« so leicht macht, seinen Jntensionen zu folgen, wohl überhaupt
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