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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 19.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190906197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19090619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19090619
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-19
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
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LS9 meine, h dyc junge SM« V^Uman rMantrag oad Legen lietzpMt einem Flügel an einen api Lass stehenden Mg^en Ästim und brach dann gut Mhem Getöse durch die offeuep Fssnster„jo da« Zime» de» Mqtt. Durchs ^rh^cheye^Mchflbm^och der Flugtechniker au« de« Trümmern und ^nnk k» Mchsten Augenblick sich lächelnd dem Publikum zeigen. Der Aeropla« sie das überhaupt gar nicht tuu. Den» Hamit jemand doppelt sieht, muß er Mei wohlausgebitdete Lugen antt allen daM- gehörigen Nervensträngen und Gehirnpärtden ibesthen.! Da nun gar kein Hindernis vorliegt, daß auch ein Einäugig« über den Durst trinkt- kann man sich« nicht sagmp daß B«e trunkene immer doppelt seh«. Es ist hingegen richtig, Haß das Doppeltsehen sowohl bei Betrunkenen als auch bei NAHtern« häufig vorkommt. Den Ursachen, die diese lästige «Erscheinung herbeiführen, widmet „English Mechanic" eine BetcachtuM, die auch dem Laien eine gute-.Vorstellung» von dtp-Be dingungen gibt, die das Zustandekommen ein«i einfach«^ G»- sichtSwahrnehmung verhindern. Das Auge gleicht einerphot» graphischen Kamm«, die so eingerichtet ist, daß der Abstand der Linse und der Fläche, die das Bild aufvimmt, innerhalb gewiss« Grenzen verschiebbar ist. Die dadurch .ermöglichte Einstellung des Auge» auf verschiedene Entferpungeu - nermt man Akkommodationsvermögen. Wenn man einen Gegenstand ins Auge fassen will- so werden die beiden Augen automatisch derart eingestellt, daß die in jedem Auge entstehenden Pilder auf korrespondierende Netzhautstellen fall«, da», heißt, auf Venmrcbtet. * Die Klugmaschtue tm Eafö. Aus Paris wird be richtet: Einen ungewöhnlichen Gast empfing man am Sonntag in einem CafS, das neben den Schuppen der Luftschiff« am Aerodom von Juvisy liegt. Der Flügtechniker F. de Rue hatte einen großen Kreisflug vollendet, der ihm den 800 Mk.- Preis der Ligue Aörienne einbrachte. In einer Höhe von 30 Fuß näherte er sich der Aufstiegsstelle. Nahe vor dem CafS stellte er den Motor ab, um zu landen, mit einer un willkürlichen Armbewegung jedoch , schaltete er, ohne zu wollen, den Motor wieder ein und verschob den Lenkhebel: in einer Höhe von fünf Metern sauste die Flugmaschine in voller Fahrt auf das Cafö zu. Ein Schrei des Entsetzens klang von der Terrasse, alles flüchtete. Die Maschine stieß mit men den lich werden sie Hq auch befolgen^ , , * War»« vetrünke« hoppelt-sehe«?«Die Antwort auf die Frage, warum -BetkunbenL-imm« ^dappelp>äehm, fft eine überraschend einfache und lautet im Grunde dahin, daß Beilage MFrackabeMTMatt mb BrMalMer. «rrkntwortlicher ««daktrur: Lrnst Noßterg in Arankmbrrg t. Sa. — Druck und «erlag «« G. G. kr stranKnt«, t. i * Maxl TmpiuH Rat a» die jMgeußLÄchea. Ach» New-Aork wird b«ichtet: Durch die-kürzlich erhöbe^ Aufsehen eregende PlagiatSbrschpldigupg hat Mark Twwp seinevHumor nicht verloren. Am Dopn«st»g saqd er sich zu, ripn.AeUich. krit ein, bei der in einem Kreise junger Studentinnen Hä« hspf' gebyt rin« Studierenden gefei«t ftnpcde^, Dyc HrM Humo rist ließ sich die.Geltgenheit nicht rntgchen. drn jungen Täch tern Evas aus dem reichen Schatze sein«,Erfahrungen einige weise Ratschläge zum Vesten zu Hebens « Mob sich und hielt an die jungen Damen eine kprze Antz-rache: „Er gibt drei Dinge, junge Damm, die nicht zu tu« ich JhnmHringmd ans, Herz legMj kann,, Das^rste: Rauch« Hse rM,,d.,h. rauchen Sie nicht zupiel! ,DaS zwetze:^Trvtm Sie nicht, d. h. trinken. Sie nicht zuviel. Und endlich daS,,dritte, (uqd dabei nickte Mark Twain tiefsinnig): -.Hauten Sie,picht,,ich - heiraten,Sie,picht zpviell" -Die^ngey T^mpl,,nah- n Nahmst eipem fröhljchm Gelächt« auf und hoffrnt« Bom Reichstag. SW. Sitzung am 17. Juni, nachmittags 1 Uhr. Die Beratung der Ersatzsteuervorlagen wird fortgesetzt. Ab». Graf Westarp (kons.) meint, auch seine Freunde wün schen, datz die Finanzreform zustande komme aus der breiten Basts der Mitwirkung aller bürgerliche« Partiten. Dann werden aber die Liberalen auf ihr völlig negatives Verhalten verzichten müssen. Seme Partei werde auch jetzt noch Entgegenkommen zeigen und auf Abänderungen eingehen, wenn dadurch nur an den Grund lagen der konservativen Vorschläge nicht» geändert wird. Die gestrigen Verhandlungen seien aber nicht geeignet, die Hoffnungen auf «in Zusammenwirken mit den Liberalen zu stärken. Wenn b« Führer einer großen Partei den Konservativen vorwerfe, diese handelte aus Eigennutz, so könne das die Abneigung, mit solchen Parteien zusammenzugehen, nur verstärken. Die Auffassung des Reichskanzlers, als nähmen die Konservativen einen ablehnenden Standpunkt zur Finanzreform ein, als seien die Konservativen ein Hindernis dn Ftnanzresorm, weise seine Partei zurück. Wenn eS gelungen sei, 360 Millionen indirekte und 140 Millionen direkte Steuern zu beschließen, so sei dies ein Erfolg, der «zielt worden sei unter Zurückstellung politischer und parteitaktischer Rücksichten. Die Erbanfallsteuer sei eigentlich eine direkte Steuer und gehöre als solche nicht dem Reiche. Seine Partei habe gegen die Erv« anfallsteuer dieselben schweren Bedenken, wie gegen den ersten Entwurf. Für seine Partei sei die Hauptsache die Besteuerung der Deszendenten und Ehegatten. Und vor allem sei das eine Art Vermögenssteuer, und diese «Köre den Einzelstaaten und nicht dem Reiche. Ferner sähe seine Partei in dieser Steuer eine Ueber- belastung de» immobilen Besitzes gegenüber dem mobilen Kapital. WaS über Steuerhinterziehungen auf dem Lande gesagt worden ist, sei geradezu lächerlich. Es sei auch absolut nicht davon die Rede, daß die Konservative« daran gedacht hätten, den Reichs- kan^ler zum Rücktritt zu drängen. Nicht die Konservativen, spn- dern die Linke durch ihren beharrlichen Widerstand gegen indirekte Steuern hat das Zustaudekbmmen der Finanzreform erschwert, der gestalt, daß jetzt alle seine politischen Freunde bis auf ganz wenige Ausnahmen die Bedenken, die schon stets gegen die Erbansallsteuer bestanden, nicht für beseitigt gelten. Sollte eine Kommisstons- berätung beschlossen werden, so wollten sie sich dem nicht wider- setzen mit Rücksicht auf die verbündeten Regierungen. Gegen die Versicherungspolicen beständen schwere Bedenken. DieU)n- satzsteuer auf Immobilien liegt eigentlich auf dem Wege der konservativen Vorschläge. Aber hl« wird sie doch vorgeschlagen unter ganz anderen Umständen, als von denen wir auSgingeu. Die Stellungnahme der Partei müsse noch genau geprüft werden. Eingehend verbreitet sich der Redner noch über die Kotier unas- st euer Vorschläge seiner Partei, um sie dringend zu empfehlen. Von Börsenfeindschast sei bei diesem Vorschlag absolut keine Rede, nur daS mobile Kapital solle damit betroffen werden. Ohne eine genügende Heranziehung deS mobilen Kapitals, dir in einer Er höhung deS Effektenstempels im Betrag von 10 Millionen nicht erblickt werden könne, können wir unS eine Finanzreform nicht denken. Abg. Singer (soz.) hält den Konservativen vor, daß ihr Widerstand sich weniger gegen die Finanzreform, gegen die Erb- anfaMeuer. richte, als gegen die Wahlresormpläne der Regierung. Der Reichskanzler habe gestern in Worten auch deni Liberalismus Zugeständnisse gemacht. Richtig sei der Gedanke, dem gestern Bassermann Ausdruck gegeben, daß die Regierung den Reichstag jetzt auflüse und neue Wahlen ausschreiben solle. Diese ganze Jinanzreform, sowohl die der Regierung, wie die Kommisstons- beschlüsse seien ein Hohn auf eine vernünftige soziale Steuerpolitik. Wir lehnen diese Reform, sowohl die der Regierung, wie die der Kommission als Ganzes ab. Der schamlosen steuerlichen Drücke bergerei ländlicher Grundbesitzer, wie sie Professor Delbrück nach- gewiesen hat, müsse ein Ende gemacht werden. Und ist etwa die neuliche Versammlung des HansabundeS als eine Vertretung von Volksinteressen aufzufassen? Der neue Erbansallsteuerentwurf ist wieder nur eine Kapitulation vor den Agrariern. In der Kom mission soll durch Anträge versucht werden, eine bessere Besitzsteuer zu schaffen. Und je nach dem Ausfall dieser Versuche soll die Stellung der Partei sein. Ganz allgemein soll noch erklärt werde«, eine Finanzreform, die die Partei mitzumachen geneigt wäre, hat zur Voraussetzung eine Einschränkung der Militär- und Flotten- lastrn. Diese Finanzreform ist eine Politik der Niedertracht, der .AuSraubung. (Vizepräsident Kaempf ruft den Redner zur Ordnung.) seltsqme VerlohungLteWchtt gedrahtet-/Eine Ottway hach ^i^ejknAsAft, Atz macht, der angeblich h« N«e des.Erzbischof» war. DH junge Dame verliebte stcL.balh M 1 und war hochbeglückt, ÄS sic vvn chm eisen -rhiK. Da, aM die Verwandten, der M die Verbjchung nichts Lmzgwendcu.hatten, war Soimadeuv, BÄ 19. IM Aba, Spahn (Ztr.) rekapituliert die Steuerbrschlüffe der Finanzkommisston und erinnert an die bekannten Aeußrrungen de» Reichskanzler» und deS FinanzmtntstrrS v. Rheinbaben im Jahre 1906 gegen die Besteuerung deS ErbanfallS an Deszendenten. Richtig sei, daß von den eigenen Parteifreunden vrrschiedeae da mals für die Deszendenten- und Ebrgattensteiter wären. Aber diese hätten sich jetzt überzeugt, daß daS nicht daS Richtige war. Wenn eS andere Steuern gäbe, dann müßte man notgedrungen dieser Steuer zusttmmen, aber eS gäbe doch andere Quell«. So die Kotterungssteuer, die Redner eingehend empfiehlt, unsyt Hin weis auf Frankreich. Auch die vorgeschlagene Besteuerung der Feuerversicherungspolicen treffe zweifellos den Mittelstand und auch den Landwirt. Im Gegensatz zum Abg. Bassermann meine er, es handle sich um nicht» weit«, al» ob man die 500 Millionen so oder so schaffe. WaS werde sich daS Ausland darum kümmern, wie wir unsere Steuern aufbringen! Wenn Herr Bassermann fordert, der Reichskanzler solle den Reichstag auflöfen, wenn die Ftnanzresorm gegen und ohne die Nationalliberalen zustande kommt, so heißt daS: .Und der Kaiser absolut, wenn « unsern Willen tut!" Bezüglich der gestrigen Äußerungen de» Reichs kanzlers glaube er selbst, daß man über das Verhalten Deutsch lands gegenüber Oesterreich-Ungam in der bosnischen Frage doch wohl anderer Meinung sein könne, al» der Reichskanzler. UeorigenS Hape er den Artikel, auf den der Reichskanzler gestern ansptelte, selbst sofort beanstandet. Den Vorwurf nationaler Arroganz, der dem Zentrum gemacht werde, verbitte er sich. Jedenfalls werde sich daS Zentrum nicht durch. Rücksichten auf Personen leiten lassen, sondem nur durch die Rücksicht auf daS Wohl deS deutschen Bolles. Finanzminister Frhr. v. Rheinbaben wendet sich gegen die Ausführungen deS Grafen Westarp zugunsten der KotirrunaS- steuer. Tatsächlich sei diese eine partielle Vermögenssteuer. EL gälten also auch für sie die Gründe, die gegen eine ReichSver- mögeüssteuer sprechen. Der Minister legt sodann im einzelnen die Mängel der Kotierungssteuer dar, die auch zahlreiche kleine Leute treffen würhe. Wetter tritt des. Minister noch ein für die Erbansallsteu« und legt dar, daß diese von dem landwirtschaft lichen Besitz überhaupt nur einen sehr geringen Prozentsatz treffe und dem betroffenen Grundbesitz wesentliche Erleichterungen ge währe. Abg. Fürst Hatzfeld (ReichSP.) ist mit dem Reichskanzler der. Ansicht, daß bei diesem großen nationalen Werke alle bürger lichen Parteien sich zusammenfinden sollten. Seine Partei trete dafür ein, daß der Besitz entsprechend herangezogen wertzen müsse. Seine politischen Freunde würden daher auch der Erbanfallsteuer zustimmen, und zwar mit überwiegender Mehrheit, in der Er wartung, daß die von seiner Partei für erforderlich gehaltenen Aenderungen vorgenomm« werd«. Die Vorschläge der Kom mission seien kein gangbarer Weg. Seine Parteifreunde seien, jetzt ebenso wie früher bereit, anderen Besttzsteuern, die einen ge eigneten Ersatz für die Erbanfallsteuer bieten, zuzustimmen. Die Ersatzsteuervorlagen würde seine Partei ohne Voreingenommenheit prüfen und dem dahingehenden Appell des Finanzmmisters Folge leisten. Abg. v. DziembowSki (Pole) «klärt, seine Partei würde sich an der Debatte nicht beteiligen, da der Reichskanzler diese aus die Grundlage einer ParteiauSeinandersetzuna gestellt habe. Hierauf erfolgt Vertagung. Freitag 1 Uhr Fortsetzung. Livei Testamente. Roman von F. Stolze. PU. 8»rtsetz«ng.i lNa-dru« Er sollte aber bald erfahren, daß man im Orient und besonders in Persien nicht sicher mit der Zeit rechnen kann. Denn als er nach unruhigem Schlaf sein Lager verließ und die am Abend bestellten Pferde verlangte, teilte ihm der Postmeister unter zahlreichen Verbeugungen und mit zerknirschter Miene mit, daß er ihm leider keine Pferde geben könne. In der Nacht seien nämlich drei Regierungsboten angekommen und hätten all seine vier Pferde für sich und den begleitenden Postillion mit Be schlag belegt. Bevor die Tiere nicht zurückkämen, könne er ihm somit nicht zu Diensten sein. Wegen der großen Hitze würden sie auch wohl schwerlich vor Abend eintreffen und bedürften dann jedenfalls der Ruhe bis gegen Morgen. Werner war außer sich. Er witterte in der ganzen Sache eine Erpressung und verwünschte es, daß er so deutlich zu erkennen gegeben hatte, wie sehr es ihm um Beschleunigung seiner Reise zu tun sei. Er bot daher dem Postmeister das Doppelte der gesetzlichen Gebühr. Der aber verschwor sich hoch und heilig, daß er keine Pferde habe, und zeigte dem Ungebärdigen die leeren Ställe. Werner entschloß sich denn auch zu warten. Nachmittags aber, vor Schluß der Office, lief er noch einmal auf die Residency. Dem Assistent-Resident schien die Sache auch änderbar, und er fragte in der nächsten Telegraphen- tation Borazdjan, die zugleich Poststation ist, an, wann »rei Regierungsboten mit der Post angekommen und wann ie weiterneritten seien. Die überraschende Antwort lautete, daß überhaupt nur «in Reisender mit der Post seit vierundzwanzig Stunden durchgekommen sei. Jetzt war es klar, daß irgendwelcher geheime Einfluß den Aufbruch Werners zu verzögern suchte. Der Assistent-Resident stellte daher seinem Schutz befohlenen fünf Sepoys von der Residency-Garde zur Ver fügung, mit denen dieser vor das Posthaus zog. Als der Postmeister die bärtigen Kerle in ihren scharlachroten Röcken und weißen Turbanen sah, weigerte er sich erst, das Tor zu öffnen, entschloß sich aber dazu, als man ihm drohte, es zu erbrechen. Mit lautem Geschrei und unter Anrufung des Namen» Gottes, sowie der Schwiegersöhne Mohammeds, Hassan und Hussein, beteuerte er laut die Richtigkeit seiner Angaben. Als aber auf einen Wink Werners die Sepoys ihre Peitschen auf seinen Rücken fallen ließen, sank er in die Knie und gestand, daß ein „Sahib", d. h. ein großer Herr, ihm zwanzig Tumans, also annähernd zweihundert Frank, dafür gegeben habe, daß er einen anderen „Sahib", dessen Personalbeschreibung genau auf Werner paßte, min destens einen Tag, womöglich aber zwei an der Weiterreise verhindern solle. Er habe daher seine Pferde bei einem Freunde untergestellt, bis auf die beiden, die der fremde „Sahib" mit dem Postillion zur Weiterreise brauchte und die einstweilen auf der nächsten Station bleiben sollten. „Wie sah der fremde Sahib aus ?" fragte Werner den noch immer auf den Knien Liegenden. „Er war gekleidet, wie einer der Anbeter des Feuers in Iezd, möge Gott sie verdammen!" „Welche Farbe hatten die Kleidung und der Bart dieses Feueranbeters?" fuhr Werner gespannt fort. „Dieser Sohn eines Hundes trug ein grünseidenes gold gesticktes Untergewand. Einen Bart aber hatte er nicht. Auch war er kein Anbeter Ahuramazdas, sondern ein weißer Sahib." Wie von einer Natter gestochen fuhr Werner zurück. Jetzt plötzlich wußte er, wem der vermeintliche Parsi auf dem Schiffe so ähnlich gesehen hatte. Der Name „Jennings" entfuhr leise seinen Lippen und er begriff, daß der Ver folger nicht nur auf seiner Spur, sondern sogar ihm vor aus war. Weshalb voraus, fragte er sich, und es rann ihm, der Hitze zum Trotz, kalt durch die Adern. Wollte man ihm auf den furchtbaren Pässen nach Shiraz hinauf einen Hinterhalt legen? Jetzt bedauerte er, seinen Sohn nicht mit sich genommen zu haben. Wie aber, wenn eine ganze Rotte über ihn herfiele? Hatte vielleicht Jennings mit jenem Nomadenhäuptling bei Lingäh deshalb verhandelt? Ha, das war's l Und deshalb suchte er auch seinen Ritt zu verzögern, damit die Nomaden herankommen konnten. Denn er selbst war ein feiger Spion und wagte nicht, ihm, den er als einen mutigen, mit der Waffe vertrauten Reiter kannte, persönlich entgegenzutreten. Die Nomaden aber brauchten von Lingäh aus mindestens zehn Tage, bis sie seinen Weg kreuzen konnten. Wenn es ihm gelang, schnell vorwärts zu kommen, vermochten sie ihn nicht einzuholen. Jennings würde zu ihnen stoßen und würde mit ihnen zusammen vergebens hinter ihm herziehen. Oder sollte er lieber in Bushär warten, bis der Steamer von Mo- bammerah zurückkehrte, und mit ihm wieder nach Bombay fahren? Aber das bedeutete eine Zeit von drei Wochen, die er später in Deutschland ankam als die Seinen, und wer stand ihm dafür, daß Jennings, wenn er merkte, daß ein Opfer ihm nicht folgte, nicht wieder nach Bushär zurück, am und sich auf der Seefahrt in besser« Verkleidung an eine Sohlen heftete? Nein, nein, hier hieß es vorwärts um eden Preis! , , i. t . - In wenigen Sekunden durchflogen diese Ueberlegungm Werners Geist. Und als er nun aufblickte und.derrPost- meister noch immer vor sich knien sah, rief er, ihm zu: „Steh' auf, schnell, schaff' die Pferde her. Ich brauche vier Stück!"- . i „Vier Stück ?" fragte erstaunt der Perser.,, „Reitet außer dem Postillion noch jemand mit dem Sahib?" „Frage nicht, sondern gehorche!" rief Werner. „Und ihr," fuhr er, zu den Sepoys gewendef, fort, „begleitet ihn und helft ihm, aber merkt auf, daß er nicht enjfliehts" Wenige Minuten später u-aren die Pferde fertig ge sattelt da. Auch der Postillion hatte sich eingefunden. Werner gab den fünf Sepoys einige Rupien, 'trug ihnen auf, deip Assistent-Resident am nächsten Morgen zu erzählen, wie alle» verlaufen sei, und ihm seinen besten Dank zu sagen, ließ dann zwei Pferde mit seinem leichten Sattelgepäck beladest, bestieg das dritte, während der Postillion, auf dem vierten reitend, die beiden Packpferde am Zügel führte, und fort ging's, in den Abend hinaus. Die Nacht mit dem tiefblauen Sternenhimmel, von dem sich die Milchstraße wie ein weißer Wolkenzug abhob, gestattete ihnen, unbelästigt durch die Sonnenglut, dä- hinzugaloppieren im ebenen Gelände, den fernen Bergen zu, die im Osten die erste Stufe zum Iranischen Hochplateau bilden. Werner trieb sein Pferd, ohne den Widerspruch seines Begleiters zu beachten, dauernd zu schneller Gang art an und machte unterwegs nur eine kurze Päuse, uM dse ermüdeten Reitpferde gegen die verhältnismäßig frischen Pqckpferde umzutquschen. Dann ging's, in demselben TLmpo weiter. Als in der Mitte der Nacht der Mond aufging, er reichten sie die Station Borazdjan. Werner verabschiedete einen Postillion, nahm frische Pferde und setzte den Weg art. Gegen Morgen passierten sie den ersten Bergpaß, liegen zum Dalaki-Ftuß und der mächtigen, jenseits der hoch über den Fluß geschwungenen Brücke gekegelten Kara wanserei hinab. Werner wechselt« die Pferde und begann nun in Heller Sonnengiut den ebenso beschwerlichen als ge- fährlichen Ausstieg über den sechshundert Meter hohen
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