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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 05.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190906057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19090605
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19090605
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-05
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
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/ Kirchennachrichten. Trinitatisfest. Kranktttberg. Borm. '/,» Uhr Predigt über Ezech. 86. 26 und 27; Pastor Meier. — Vorm. /,11 Uhr Kirchliche Unterredung mit den konfirmierten Jungfrauen und Jünglingen; Oberpfarrer Ehmer. Thema: John Wesley und Eduard Irving, Methodisten und Apostolisch-Katho lische. — Wochenamt Pastor Meier. — Kirchenmusik: Shor I und I V aus Psalm 42 von F. Mendelssohn. Mit Orchester. Kans- rmd Landwirtschaft. Eine schuldlos Berfol-te. So wie der Maulwurf, ist auch die Maulwurfsgrille, auch Werre, Scheerwurm oder Gartenkrebs genannt, lange Zeit für schädlich gehalten worden, und, wenn auch die Wissenschaft jetzt erwiesen hat, daß sie ein Fleischfresser ist, wie der Maulwurf, so gilt sie bei Gärtnern, Forstleuten und Landwirten meist doch noch als Pflanzenfresser und Schädling, denn in fast allen Naturgeschichten und Lesebüchern beißt es von ihr, daß sie sich von Wurzeln nähre. Wer dieses Tier in die Hände bekommt, muß, ist er nicht durch daS Lesen falscher Angaben voreingenommen, sofort auf den Gedanken kommen, er habe ein Raubtier vor sich; die boshaft funkelnden Augen, die Hastigkeit seiner Bewegungen, das Ungestüme seine« Wesens läßt erkennen, daß man eS nicht mit einem gutmütigen Pflanzenfresser zu tun habe. Tatsächlich frißt die Maulwurfsgrille allerlei Würmer, unterirdisch lebende Raupen und Insektenlarven, und jagt wahrscheinlich auch nachts über der Erde, wie der Maulwurf es gleichfaW ost tut, während sie, wie dieser, bet Tage unterirdisch lebt. So wie dieser ist sie imstande, durch ihr Wühlen zarte Pflanzen durch Hohlstellen zu töten, sie beißt auch, wo ihr Wür zelchen im Wege sind, diese durch, und kann so hier und da etwa- schaden. Im allgemeinen aber wird sie — so betont der bekannte naturwissenschaftliche Schriftsteller H. LönS in der neuesten Nummer der -Landw. Umschau- (Verlag der Faberschen Buchdruckerei in Magdeburgs — aber bedeutend mehr Nutzen als Schaden ver ursachen, da sie besonder« den Engerlingen nachstellt. I» Saat kämpen, deren junge Fichen undLief-ro KE-r unterEnaer- Porte »kefe Plage sofort auf, als Maulwurfsgrillen sich dort einfanden, und auch in Baumschulen und Gemüsegärten hat man die Erfahrung gemacht, daß diese- Tier mit den Enger lingen bald aufräumte. ES ist deswegen verfehlt, sie zu verfolgen, und es wäre vielmehr zu wünschen, daß die Lehrer und die land wirtschaftlichen Vereine auf den Nutzen desselben aufmerksam machten. verschiedene Straßenbahnwagen an und zertrümmerten sie. Militär mußte einschretten * A>- Versehe« »erheiratet! Nachstehende merkwürdig« Geschichte wird aus New-Aork berichtet: vor einem Alder man von New-Jerse» erschienen dieser Tagt ein junger Mann und eine junge Dame. Letztere wollte irgend eine Lizenz baden. Da bnd« sehr mangelhaft englisch sprachen, verstand sie der Alderman falsch, verheiratete sie in aller Form, stellte ein Trauzeugnis aus und verlangte die übliche Gebühr von einer Guinee. Jät entdeckten die jungen Leut«, was vorgefallen war. Dir Braut protestierte lebhaft, aber d«r Alderman er widerte: „Das kann nichts Helsen, Ihr seid jetzt verheiratet!" DaS junge Paar hat nunmehr an die höhere Instanz appel liert, um wieder getrennt zu werden. * Der tlteftr Ghevertra- »er Welt. Unter der im Februar 1S06 ausgesundenen Elephantine papyris des Kgl. Museum» zu Berlin befindet sich ein in rein hellenischer Sprach« abgefaßter, tadellos erhaltener Papyrus, der den ältesten vorhandenen Ehevertrag der Welt darstellt. Nach der von O. Rubensohn bearbeiteten Veröffentlichung der Generalverwaltung hat jüngst Leopold Wenger eine Ueber- setzung in den „Göttingischen gelehrten Anzeigen" gebracht. Der Vertrag beginnt folgendermaßen: Im 7. Jahre der KönigShrrrschaft des Alexander, des Sohnes deS Alexander, im 14. Jahre der Satrapie des Ptolemaios (311 bis 310 v. Ehr.) im Monat Dios. Ehevertrag des Heraklrides und der Demetria. ES nimmt HerakleideS die Demetria aus Kos, die vollbürtige Tochter, zur Frau von ihrem Vater Leptines au» KoS und der Mutter Philrtis, al» Freier die Freie, die an Kleidern uud Schmuck 1000 Drachmen mitbringt. Es folgen Bestimmungen über Wahl des Wohnsitzes, über die der Ehegatte mit seinem Schwiegervater Vereinbarungen treffen soll, ferner über einen möglichen Ehebruch, über den von einem Schiedsgericht, das beide Teile gemeinsam wählen, entschieden werden soll. Ehebruch soll in jedem Falle die Auslösung der Ehe nach sich ziehen, und falls Heralleides der Schuldige ist, gilt folgende»: Sollte HerakleideS aber auf einer solchen Tat betroffen werden und Demetria vor dem gemeinsam bestellten Dretmännergericht das beweisen, so soll HerakleideS der Demetria die von ihr eingebrachte Mitgift im Betrag von 1000 Drachmen übergeben und dazu noch 1000 Drachmen in alexandrinischer Silberwährung zahlen. Weiter sind noch Bestimmungen über die Ausführung dieses Ver trage» enthalten, denen sich dir Unterschriften von sechs Zeugen anschließen. * Die Num-Senduug a« Herr» v. Hugo. Eine amüsante Anekdote wird in „Les Marges" erzählt. Beim Pariser Zollamt trafen eines Tages aus Martinique sechs große Fässer Rum ein, die an Herrn V. Hugo adressiert waren. Die Behörde verständigte Viktor Hugo, der alsbald ein Faß von 300 Litern verzollte und bezog, die übrigen aber ins Zolllager gehen ließ Nach zwei Monaten bezog der Dichter ein zweites Faß und kurz danach noch ein drittes. Bald darauf erschien ein Herr Vincent Hugo auf dem Zoll amt und reklamierte sechs Fässer Rum, die für ihn cin- getroffen sein müßten. Große Ueberraschung auf dem Zoll amt. Man verständigte Herrn Vincent Hugo, daß die Sen- dung nur den Buchstaben s«neL Bornamens getragen habe und leine Adresse, so daß man infolgedessen die Sendung an Viktor Hugo ausgeliesert habe, der Ler«/s dr« Ziffer Pao-« pqpqpt« paL „Gw werden wtr die Fässer ersetzen,- bemerkte Herr Vincent Hugo und ging zu seinem Advokaten. In der Tat wurde das Zollamt verurteilt. Viktor Hugo aber ließ man aus dem Spiele, denn sein guter Glaube war nicht an zuzweifeln. Er hatte angenommen, daß irgend ein un bekannter Verehrer aus Martinique ihm seine Bewunderung durch sechs große Rumfässer bezeugen wollte. . . . Das Rätsel blieb, wie der Dichter in drei Monaten tausend Liter Rum getrunken haben sollte. Er hatte sie nicht getrunken. Mit seinem Weinhändler traf er ein Abkommen, und für die tausend Liter Rum hatte er schönen, dunklen, abgelagerten, feurigen Burgunder eingetauscht . . . * Ei« Notschrei. Die Redaktion des russischen Blattes „Wolgar" hat folgenden, an die „Herren Ehemänner" gerichteten offenen Vries erkalten. „Ihr Herren Ehemänner! Ist e» nicht an der Zeit, daß Ihr einen offenen Kampf mit Euren Frauen beginnt und dadurch unsere Töchter von der dummen Ge wohnheit, ihre Köpfe in Blumengärten zu verwandeln, wie sie die jetzt modernen Hüte darstelleu, errettet? Da» mühsam erarbeitete Geld ist nicht so billig, daß man es für solchen Plunder wegwerfen kann. Vorteil haben hiervon nur die Händler, waS sie sich auch zunutze machen, indem sie unmög liche Preise reißen. E» ist traurig, anzusehen, wie die arme Bevölkerung, in Nachahmung der wohlhabenden Leute, daS letzte Geld fortgibt, um sich eine Suppenschüssel zu kaufen und sich auf den Kopf zu stülpen. Einige Mütter zahlen sieben bis zwölf Rubel für einen Hut, senden aber ihre ab gerissenen Kinder in die Buchhandlungen, um sich dort die Lehrbücher zu erbetteln, die für den Schulunterricht nötig sind. DaS ist Faktum. Ihr Damen! Wenn Ihr in bezug auf Eure eigne Person so dumm seid, habt wenigstens mit Euren Töchtern Mitleid! Flößt ihnen die Ueberzeuaung ein, daß der beste Schmuck des Kopfes der Verstand ist." Der Brief ist unterzeichnet: „Ein ohnmächtiges Opfer." * Et« sehr schüchterner junger Ma«« besuchte bereits seit vielen Monaten „das süßeste Mädchen der Welt", doch machte seine Werbung, eben seiner Schüchternheit wegen, nur langsame Fortschritte. Schließlich kam die junge Schöne zu dem Entschluß, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Bei seinem nächsten Besuch wies sie daher auf die Rose in seinem Knofloch und sagte: „Wenn Sie mir die Rose geben, gebe ich Ihnen einen Kuß." — Eine Purpurwelle übergoß das Antlitz des Jünglings, aber nach kurzem Zögern von seiner Seite fand der Tausch statt. Dann griff er nach dem Hute und schickte sich an, das Zimmer zu verlass«,. „Aber wohin wollen Sie denn?" fragte die junge Dame erstaunt. — „Zum — Blumenhändler, um mehr Rose« zu holen," ertönte die Antwort von der Tür her. «ep. -KW». Opi» OsttilßEiB. «»NN. V.» Uhr «mutens, mit P«dH «er Joh. 8, 1—1b (1. »ott««die»st in der Mrche.) Vor der Heedtgt: „yetltg, heilt-, heilst,! Seit «ater, Soh» , Halleluja! «men I" Motettc für gem. Lhar »on I. Schuster lch^kaoellmeiftn tn Dresden 1748—1812). — «»tauft: Paul GottfiA^ h^, Zimmermanns Karl Behnisch tn JrberSdorf. AustaltSP«r»chi« ««chsttUwr». «»na. 1» «h» «oitesdtenft mit Predigt über Jah. 8, 1—1b. Ms»»r»ichte«»«. Bona. 1/.V Uhr PredigtgotteSdtrnfi; »ob s, 1—1b. - «.taust: HUum TH«L, «H«I T. da» AadrU«»«^, Kriech August Richt« tn Oberlichtenau. — Slerhard Hugo, «Hel. «. tu« Hand- arbester« Hug, Emil Reichel in Merzdors. — Walter Erich, «Hel. v. d«S Fabrikarbeiter« Karl Kobert Schumann in Merhdarf. — t^wald Armin, «Hel. S. d«S Packer» OSkar Oswald Nestler in Oberlicht-nau. — Elsa Gertrud, ehe!. T. de« Martthelt«« «ar Adals Schirme, in Riederlichtenau. — Han, Kurt, chel. «. de« Färber« Hermann Richard Speck tn Ortel«darf. — «.traut: Paul Marti« Eisold, Gutsbesitzer in Frankenstein, und Flor« FranMa Nicht« au» Stiederlichtmau. — Paul Richard Ulbricht, Zimmermann und Mirisch,stsbesitzer in Ober lichtenau, und Frieda Paula R«nn« daselbst. »h«r»»orf IM» Ltchtmmnl»«. »«m. « Uhr «eichte -, Stiftes. Jäßing. Vorm. '/,v Uhr Sotte»dienst mst heil Abendmahl; Predigt: Pastor Holleusfer. — Dir nächste Wochenkommunion findet Freitag, d. 11. Juni, vormittag» 1V Uhr statt. — »«taust: De» Wilhelm Ernst List, Werkstättenarb. ,u «berldorf, T., Marth« Hilda. — De» Iuliu» Otto Hermann, Steinmetz«« zu EberSdors, T., Marie Johanna. — De« Bruno Max Teichmann, GutSpichter» zu Eber«d, S.. Brun» Herbert. — DeS Herm. «ich. Wagner, Hilf«»ug»schaffner« zu Sb«,d., S., Ernst Reinhold. - De« Ost» Paul Rothe, Handarb, zu Eberid., T., Frida Ella. — D«S Paul Ott» Aurich, Fabrikschmted» zu »b««d., T., Sharlotte Frida. — De« Ernst Emil Kirbach, Schneidermeister» zu Sber«d., S., Erich »«hard. — De» Max Bruno Vogel, Schloff«» zu EberSd., S„ Otto Walt«. — De» Friedrich Hugo Wüstner, Steinsetz. z» Sber»d-, S., Friedrich Otto. — De» Karl Otto Schwarz», Schloff, zu Sb»«d., T., Margarete Hildegard. - De» Friedr. O»w. Zschunke, Wagenrücker» zu EberSd., T., Ida Ella. — De» Ernst Brun» First«, Handarbeiter» zu SberSd-, T., Helene Gertrud. — .».traut: Otto Max Erhardt, Eisens»»«« zu Eb«»d, und Ann« Mari« Martha Schmied« daselbst. — Friedrich Paul Irmscher, Lackier« zu »ber«d., und Emilie Elsa Schönfeld, Beruf»gehilfin daselbst. — Robert Ernst Hayn, Fabrikarbeit« zu Eb«»d., un» Frida »ertrud Ulbricht, tn Diensten daselbst. — Bruno Kurt Hofmann, Maur« zu Eber»d-, und Selma Frida Schulze, Repasfiererin daselbst. — »«erdigt: D«» Max Hugo Titelt, Wagenrückervormannr» zu Sberld., S., Kurt Erich, -j- an Krämp fen, 8 M. 14 T. Blu«r»wald« und G«m»»»rf. Borm. V.» Uhr Predigtgotterdienpß . Text: Sv. Joh. 3, 1—1b. Borm. 10 Uhr KindergotteSdienst. — Ge tauft: Kurt Arn», ehel. S. Max Rich. Schumann», Handarbeiter« in «. - Martha Marie, ehel. T. Friedrich Karl Römer«, Wirtschafttbes. in S. — Pauk Bruno, ehel. S. Karl Bruno Hoppe«, Sattler« in U. — Rosa Elsa, ehel. T. Ott» O«kor Hofmann», Wirtschaftsgeld, in L. — Beerdigt: Richard Robert Otto, ehel. S. Ernst Linu« «raffelt«, Kettensch««» in S., 11 M. 12 T. — Minna Anna, ehel. T. Iuliu» Wilhelm Pester«, Handarbeit«, in 1 I. 8 M. 1 T. — Ernst Smil Knorr, Maur« in A, ein Ehemann, 34 I. «entg« ST. — Frei tag, den 11. Juni, vorm v Uhr Wochenkommunion. Lan-mftrie-i-. Vorm: Uhr Predigtgottesdienst. Ober» IM» m«»»rwtesa. Vorm Uhr PredlgtgotteSdienst: Herr Pastor Sell au» Frankenberg. Abend« V Uhr Versammlung de« Jung- frauenverein». Dienstag abend Turnstunde de» Jünglinglvrrein«. — Getauft: De« Fabrikarbeiter» I. Schröding« in Rieder«., S., «ich. Max. — Getraut: Karl Oskar Arnold, Streckenarbeiter, u. August« Minna Clausnitzer, Wirtschafterin, beide in Oberwiesa. — Karl Friedr. Hähnel. Maurer in Oberwiesa, und Minna Franziska Schmidt, Hand- schuhnSherin in Niederwiesa. — Max Emil Kuhn, Schloff«, u. Sertrud Margarethe Weigel, Tambourierrrin, beide in Oberwiesa. Hlöh». «arm. » Uhr Beicht«; Pastor Schilbach. Borm. Uhr Predigt: Joh. 3, 1—1b. Pfarrer Axt. Vorm. /,11 Uhr Unterredung mit der konfirm. Jugend; Pastor Schilbach. Wochenamt Pfarrer Axt. Zur »ruAhriMg »er s-u-ling« dient, wo Muttermilch nicht vorhanden ist, am besten mit Wasser entsprechend »«dünnt« Kuhmilch, welch« man zur Erreichung d« gleichletchten Verdaulichkeit u. Nahrhaftig keit wie dir Muttermilch mtt „Kufeke" vermischt. „Kufeke" bewahrt dir Kind« auch vor Magen- und Darmerkrankungen und bringt solche, wenn schon vorhanden, zur Heilung. . - - «Aoson- Ä'äLK', «Asn-smvssksn, WS/LS UKüf smAkoäll ösc von «7/örcä«Ä» ür Arosssr ^rs/son Lor»/«? — — — . Dann schloß sich die Tür wieder. „Der Doktor hat recht," rief der Oberst. „Also sagen Sie mir schnell, was ich schreiben soll." - . Nach kurzem Bedenken sagte der andere: „Schreiben Sie zunächst, daß ich, der Geheime Kom merzienrat Ewald Born, mein Testament vom 2. April 1882 für ungültig erkläre. Und dann, Oberst, wenn Sie wirklich fest davon überzeugt sind, daß Arnold die ange sehene Stellung in Bombay einnimmt, von der Sie mir erzählt haben —" „Ich bin nicht nur davon überzeugt, sondern ich weiß es auch, denn ich habe mit dem deutschen Konsulat in Bombay seinetwegen korrespondiert." „Das ist gut. Dann schreiben Sie also, daß ich denjenigen von meinen Neffen Kurt und Arnold, der als erster eheliche Kinder hat, oder seine Erben zu meinem Universalerben bestimme, während der andere eine jähr liche Rente von fünfzigtausend Mark erhalten soll. Genügt keiner von beiden der Bedingung, so soll dieselbe Rente an beide ausgezahlt werden, mein übriges Vermögen aber dem Reich zur Vermehrung der deutschen Flotte an heimfallen. Sind Sie zufrieden?" „Durchaus!" rief der Oberst. „Sie wollen eben ganz sicher gehen und trauen dem Frieden noch nicht völlig. Nun aber ruhen Sie sich, während ich das Testament in Dupli katen ausfertige; denn das ist der Sicherheit halber doch wohl erforderlich. Dann lese ich es Ihnen vor Sie, unter schreiben beide Ausfertigungen und die Herren Aerzte können Ihre Unterschrift bestätigen." Eine halbe Stunde später war der Akt vollzogen, und mit einem Seufzer der Erleichterung ließ sich der alte Herr in sein Lager zurücksinken. 2. Kapitel. Die Operation war glücklich vorübergegangen, und der Patient hatte sie leichter überstanden, als die Aerzte es eigentlich erwartet hatten. Offenbar war die seelische Entlastung vom günstigsten Einfluß auf seinen Zustand ge wesen, und inan konnte erwarten, daß er sich, wenn nicht ganz unvermutete Zwischenfälle einträten, überraschend schnell erholen würde. Oer Oberst hatte ihn wiederholt besucht und hatte zuletzt das Gespräch auf die Schritte gejenkt, -die zu tun seien, um sestzustcllen, inwieweit Arnold den neuen testamentarischen Bestimmungen ent spräche. Der Oberst hatte mit dem Einverständnis des Ge- Heimrats in feinem Namen an die Londoner Auskunftei geschrieben und eine nähere Begründung ihrer uver Arnold Werner gemachten Angaben verlangt. Die Ant wort konnte jeden Augenblick eintreffen. Inzwischen drängte der Oberst den Freund, seine Zustimmung dazu zu geben, daß er Arnold mit den veränderten Verhältnissen bekannt machen und ihm vielleicht sogar das eine Exemplar des neuen Testaments zusenden dürfe, damit er daraus ersähe, wie wichtig es für ihn sei, alle für den Nachweis der Legi timität seiner Kinder erforderlichen Maßregeln zu treffen. Der Geheimrat sträubte sich noch immer gegen Schritte dieser Art. Er meinte, die Gerechtigkeit erfordere, ehe man etwas Genaueres über die rätselhaften Widersprüche in betreff Arnolds wisse, entweder seine beiden Neffen darüber im dunkeln zu lassen, oder beide davon zu unterrichten. Man erwog eben eifrig das Für und Wider, als der Diener den erwarteten Brief aus London brachte und ihn in die Hände des Geheimrats legte. Tief erregt hielt dieser ihn schwankend in der Hand, ohne sich zur Eröffnung des entscheidenden Schriftstückes entschließen zu können. Endlich reichte er ihn dem Oberst, der sofort die Hülle löste und schnell den Inhalt überflog. „Ha," rief er, „das ist allerdings überraschend. Hören Siel Geehrter Herr! Auf Grund Ihres Schreibens und der Angaben über die Auskunft, die Ihnen angeblich von uns über eines Herrn Arnold Werner Verhältnisse zugegangen sein soll, haben wir sofort unsere Bücher aufs sorgfältigste geprüft und können Ihnen versichern, daß uns von Ihne» niemals eine Anfrage über oben genannten Herrn zugegangen ist, und daß wir daher auch niemals eine solche Auskunft über ihn an Sie gesendet haben. Wir haben jetzt sofort Erkun digungen über ihn eingezogen und können Ihnen infolge dessen einstweilen die nachstehenden Mitteilungen über diesen Herrn machen. Er war in den Jahren 1879 bis 1882 als Volontär bei den British Steel Manufakturing Works tätig gewesen, wo er sich durch gründliches Wissen und Können hervortat. 1882 trat er als Angestellter in den Dienst der Gesellschaft und brachte es schon 1885 zum Ober ingenieur. In dieser Stellung bewährte er sich durch geniale schöpferische Arbeiten so, daß ihm die Gesellschaft 1894 den frei gewordenen Posten eines Direktors ihres großen Tochterwerks in Bombay übertrug, wo er noch jetzt in gleicher Stellung tätig ist und sich besonders durch aeniale Brückenkonstruktionen einen Namen erworben bat. — Was seine FamiUenverhältnisse anlangt, so ist er seit 1882 mit einer Dame aus Schottland verheiratet, von der er zwei Kinder hat. Alle drei haben ihn nach Bombay begleitet. Wie Sie hieraus ersehen, entspricht die Ihnen früher unter Mißbrauch unseres Namens zugegangene Auskunft in keiner Weise den Tatsachen. Es liegt uns alles daran, die Person ausfindig zu machen, die unsere Firma in ein so schiefes Licht gestellt hat. Sie würden uns daher oer- pfltchten, wenn Sie uns umgehend wissen ließen, ob jene gefälschte Auskunft auf demselben Firmenpapier geschrieben war, wie dieser Brief. Wir benutzen seit mehr als 50 Jahren denselben Druck. Noch lieber wäre es uns, wenn Sie uns das Original jener Auskunft selbst zusenden wollten, da wir durch Schriftvergleickung vielleicht den Urheber des Verbrechens ausfindia machen können. Ihre hochachtungsvoll ergebenen Thomson u. Morris." Starr blickten die beiden Freunde sich an. Endlich rief der Oberst: „Zweifeln Sie nun noch?" „Nein, nein! O mein Gott, das ist tausendmal schlimmer, als ich gedacht hatte!" „Was haben Sie nur? Ich begreife Sie nicht! Be ruhigen Sie sich doch!" „Bin ich denn mit Blindheit geschlagen gewesen? Wo ick hätte vertrauen sollen, habe ich gemißtraut, und wo ich hätte mißtrauen sollen, vertraut. So hören Sie denn: Kurt war es, der mich auf die Firma Thomson u. Morris aufmerksam machte, als ich den Wunsch aussprach, Näheres über Arnolds Verhältnisse und seinen Aufenthalt tn Erfahrung zu bringen, um ihm feine Rückzahlungen wiedererstatten zu können, und ihm diktierte ich den Brief an die Firma. Hatte er doch immer ein gutes Wort für seinen Vetter bei mir eingelegt, und schien erfreut, als ich Schritte tun wollte, um die Verbindung mit ihm wieder anzuknüpfen." „Das sieht ja allerdings sonderbar aus. Sie haben aber doch auch die erste Auskunft direkt von der Firma aÜf ihrem Geschäftspapier erhalten, so daß eine Fälschung kaum möglich ist." „Allerdings war das Papier wohl dasselbe. Bitte, sehen Sie doch in meinen geheimen Familiendokumenten in dem Schrank dort drüben unter Thomson u. Morris einmal nach, damit wir Gewißheit erhalten."
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