Volltext Seite (XML)
Di» Eisstücke sielt» in Taubeneigröße und richteten namentlich in den Gärt« starke Verwüstungen an. — Ort«»«. Gestern vormittag tagte in der Aula der hiesig« Bürgerschule die Bereinigung sächsischer Bür- germetster aus Städten mit revidierter Städteordnung. Die B«sammlung war von etwa 30 Herren besucht. Zur Begrüßung der Herr« war am vorhergehenden Abend im Saale der Gattersburg ein Konzert veranstaltet worden. — Schmerzender«. Der 32jährige, unverheiratete Sohn des GittSbesttzerS Mäckel au« Erla wurde von einem Pferd so an d« Kopf geschlagen, daß er tot war. — A»iL«. Al» besoldete Stadträte für unsere Stadt wurden gewählt Stadtrat Barth-Döbeln und RatS- affefsor Hermann-Dresden. — Auf der Kohlenbahn des Morgenstern-Schachtes III stürzte eine Lokomotive mit vier beladenen Wagen infolge des stark« Gefälles und UrdertretrnS in rin falsche- Gleis nach Durchbrechung eine« ErdwallrS etwa sechs bis sieben Meter hoch herab. Die Maschine wurde sehr beschädigt; das Fahrpersonal konnte sich durch Abspringen retten. — Das hiesige Krematorium ist im Aufbau bis auf die Jnnenarbeiten nahezu vollendet. — AMckiM. DaS Konkursverfahren betreffs des Zementwarenfabrikanten Dietrich hier muß wegen Mangels an Masse für die Kost« eingestellt werden. — In einem Gartengrundstück des Gärtnerei- befcher« Wegenast hier ist das 2^ Jahre alte Söhnchen des Besitzer» in einem unbewachten Augenblick in ein Wassersaß gefall« und darin ertrunken. — Aetchendach 1. B. Die 11. Bundesversammlung des SächsifchenGtenographenbundes Stolze-Schrey wurde hier vom 15. bis 17. Mai unter zahlreicher Betei ligung auswärtiger Vereine abgehalten. Aus allen Teilen d« Bundesgebiets war ein Anwachsen der Vereins- und UnterrichtStätigkeit festzustellen. In der Hauptversammlung begrüßte Bürgermeister Dr. Polster die Erschienenen namens der städtisch« Behörden, Redakteur Max Bäckler-Berlin sprach üb« den jetzigen Stand der stenographischen Bewegung. Als Ort der nächst« Tagung würbe Chemnitz gewählt. — Pl«»e« t. B. Die Gewerbekammer hat ein stimmig beschlossen, eine weitere Ausdehnung der Jahr märkte, insbesondere ein« früh«« Anfang, nicht zu be fürworten. Mit Bezug Ulf den Entwurf eines Arbeits kammergesetzes, d« die gemeinsame Vertretung des Handwerkerstandes mit dem Großbetrieb vorsieht, wurde ein mütig beschlossen, daS Ministerium des Innern und die Ge- werbuammer Zittau als Vorortskammer zu ersuchen, gegen dm die Interessen des Handwerkerstandes nicht berücksichtigen den Entwurf bei dem Bundesrat und den übrigen Gewerbe kammern SachsmS vorstellig zu werden. 6»e 5p« Set Leipziger mswertk Kürzlich hat, wie schon mehrfach berichtet, ein Leipziger Schrift stell«, Dr. Pleißner, Herausgeber des „Deutschen Kampf", auf eigme Faust in Hamburg Untersuchungen in der be kannt« Leipzig« Doppelmord-Angelegenheit angestellt und feine Beobachtung«, die n mehrere Wochen lang fortgesetzt hatte, dann veröffentlicht. Er fuchte dabei den Nachweis zu führ«, daß Angehörige ein« Familie Fürst in irgendein« Weise eine Rolle in d« Angelegenheit spielen und daß die Verhaftung de» Fabrikbesitzers Wagner in Naunhof zu Unrecht erfolgt sä. Nunmehr hat die Polizei sowohl bei Dr. Pleißner wie auch bei dem Rechtsbeistand des Fabrikanten Wagner, dem Justizrat Zieger, alle Schriftstücke, die mit dieser Sache zusammenhängrn, auf Anordnung des Untersuchungs richters mit Beschlag belegt. Dr. Pleißner hatte nun eine neue Tatsache festgelegt, die zunächst geeignet erschien, seine Vermutung zu stützen. Es handelte sich immer wieder um jenen geheimnisvollen Mensch«, der am 5. Oktober 1907 die Frau des in Untersuchungshaft befindlichen Naunhofer Fabrikbesitzers auf der Treppe eines Hauses in der Gott- fchüffttaße in Leipzig überfiel und sie mittels eines Messers am Halse verletzte. Es steht bekanntlich fest, daß derjenige, d« seinerzeit dies« Ueberfall ausgeführt hat, etwa ein Jahr spät«, kurz nach d« Ermordung der Friedrichschen Eheleute, an die Herausgeber der „Illustrierten Zeitung" eine Anzahl Erpresserbriese geschrieben hat und zugleich einer d« Mörder des Friedrichschen Ehepaares ist. An demselben Tage, an dem Frau Wagn« überfallen worden war — nur 3 Stunden spät« — ist in d« Löhrstraße 12 eine Frau Zimmermann dergestalt beraubt worden, daß sie eines größeren Geldbetrages und mehrerer Kleinigkeiten verlustig ging. Es wurde sofort angmommen, daß dn Uebeltäter, d« Frau Wagner über fall« hatte, derselbe sei wie der Verbrecher, der Frau Zimmer mann beraubte. Dr. Pleißner stellte nun fest, daß in beiden Häusern, in denen die erwähnten Ueberfälle «folgt sind, zur Zeit dieser Vorfälle Angehörige der schon genannten, wmig gut beleumundeten Familie Fürst gewohnt haben! Mit dies« hat die überfallene Frau Wagner damals verkehrt und, wie Pleißner ausgrkundschaftet hat, verkehrt sie in Ham burg, wohin sowohl die Fürst als auch die Wagner gezogen sind, angeblich heimlich mit ihr auch heute noch. Es lag da allndingS die Annahme nicht so fern, daß der Attentäter des Jahres 1907, d« also, wie erwähnt, auch der Schreiber der Weberjchen Erpresserbriefe und an der Ermordung der Friedrichschen Eheleute beteiligt gewesen ist, der Fürst schen Familie nahesteht. Dr. Pleißner ist nun am Mittwoch verhaftet worden. Die Verhaftung «folgte, weil die Staatsanwaltschaft zu der Ueberzeugung gelangte, daß Pleißner den Täter, der dm Mordversuch auf Frau Wagner verübte, genau kennt und durch alle seine Veröffentlichungen nur eine Ber- schleierungspolitik großen Stils trieb. Von anderer Sette wird zu der Verhaftung Pleißners geschrieben: In dem sechst« Erprrfferbriefe, der an den Verlagsbuchhändler Weber gerichtet war, warf d« Mörder der Leipziger Polizei vor, daß sie auch den Mordversuch an der Fabrikbesitzerssrau Wagn« aus Naunhof, dn in einem Hause der Gottsched- straße zu Leipzig erfolgte, nicht aufgeklärt habe. Er erzählte ausführlich den ganzen Hergang der Tat und bezeichnete ein« „Schmier- und Preß-Piraten" als Mit wisser der Tat und beschrieb ihn so genau, daß Pleißner selbst «klärte, daß nur « (Pleißner) gemeint sein könne. Nun sorschte man nach dm Beweggründen und gelangte zu d« Ueberzrugung, daß dem Fabrikbesitzer, der mit sein« Frau in Unglücklicher Eh« lebte, an deren Tode aus bestimmten Gründen gelegen sein mußte. Pleißner aber suchte seinen Freund in auffälliger Weise reinzuwaschen und bemächtigte sich gewaltsam in der Wohnung der Frau einiger Briefe, um sie unglaubwürdig erscheinen zu lassen. DaS Material, da- sich so gegen Pleißner gehäuft harte, führte zu seiner Ver haftung. csgergercdicdle. »«ich. — Zum Arbeitskammergesrtz. Der Vorstand des Landesverband« Evangelischer Arbeitervereine im Königreich Sachsen hat folgende Resolution ange nommen und ihre Weitergabe an den Vorstand des Gesamt- v«bandS Evangelischer Arbeitervereine Deutschlands beschlossen: „Der Gesamtverein Evangelischer Arbeitervereine zu Dresden hat von dem neuen Gesetzentwurf, Einrichtung von Ar beitskammern betteffend, Kenntnis genommen. D« Verein zollt d« Reichsregierung Dank und Anerkennung für die wesentlichen Verbesserungen, die den neuen Entwurf gegenüber dem ersten auSzeichnen. Zu diesen Verbessnungen gehört in erster Linie die Einführung der geheimen und direkten Wahl nach dem Verhältnissystem. Mit der Gliederung der Organi sation d« Arbeitskammern nach Berufen ist der Verein auch einverstanden in der Hoffnung, daß Kammerbezirke von mäßigem Umfange vorgesehen sind. Die Bestimmungen über die Geschäftsführung geben dem Verein jedoch Veranlassung, eine Bitte auszusprechen. Der vorliegende Entwurf gestattet dm Abteilungen und Ausschüssen der Arbeitskammern, Sach verständige mit bnatend« Stimme heranzuziehen. Dadurch würde den Beamten der Arbeitgeber- wie Arbeitnehmer-Or ganisationen Zutritt zu den Verhandlungen der Kammern ermöglicht. D« Evangelische Arbeiterverein fordert nun, daß man den Angestellten der Berufsorganisationen das passive Wahlrecht verleihe; denn nur sie können auf Arbeitnehmer seite die Interessen der Lohnarbeiter ohne Gefahr schwerer wirtschaftlicher Schädigung wirksam vertreten. Damit aber auch die Mitglieder der Arbeitskammern, die dem Arbeiter stande dauernd angehören, möglichst frei von bang« Sorge um unverschuldete, nachteilige Folgen ihrer Tätigkeit in der Kamm« dort ihre Pflicht tun können, ist es unbedingt er forderlich, Bestimmungen einzufügen, die eine Sicherung des ArbettSrechts der Arbeitermitglieder ähnlich den entsprechenden Bestimmungen der Berggesetznovelle gewährleisten." * * * — Das Kaiserpaar beging gestern in festlicher Weise den Geburtstag des Zaren von Rußland durch eine im Schlosse zu Wiesbaden abgehaltene Frühstückstafel, an der eine glänzende Gesellschaft teilnahm — DaS zweite Dementi. Der Wiener Zurückweisung des Gerüchts üb« die Verlobung der Prinzessin Viktoria Luise mit dem Erzherzog Karl Franz Josef von Oesterreich folgte das Berliner Dementi. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Die von einem hiesigen Blatte verbreitete Nachricht über die bevorstehende Verlobung Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Viktoria Luise ist erfunden." — Der Reichskanzler zeigt sich mit dem Ergebnis sein« wiederholten Besprechungen mit dem Kaiser in hohem Grade befriedigt. Die gleichzeitige Anwesenheit des Grafen Wedel wie des Fürsten Radolin am kaiserlichen Hoflag« hat mancherlei Kombinationen veranlaßt, die jedoch als hinfällig bezeichnet werden können; der Kaiser hatte lediglich den Wunsch, dem Statthalter von Elsaß-Lothringen die Brillanten zum Schwarzen Adler-Orden persönlich zu überreichen. Be züglich d« inneren Politik behält der Reichskanzler nach wie vor freie Hand, es wurden keinerlei bestimmte Maßnahmen getroffen. Fürst v. Bülow begleitete den Monarchen von Wiesbaden nach Frankfurt a. M. und kehrte von dort gestern nach Berlin zurück. Vesterreich-Uugar«. — Der Kaiser begibt sich nächster Tage nach Budapest, um die Entwirrung der ungarischen Krise zu beschleunigen. Die Meldung, Kossuth sei mit der Bildung des Kabinetts betraut worden, wird in Wiener Kreisen als ein frommer Wunsch d« Kossuthpartei bezeichnet. Frankreich. — In einer Versammlung, welche die Sozialisten in Belle- ville veranstaltet hatten, forderte ein anarchistischer Redner die Postbeamten auf, die Telegraphendrähte zu durch schneiden, die nicht streikenden Briefträger zu mißhandeln und die Postbureaus, welche nur mit 2 und 3 Postbeamten besetzt sind, zu zerstören. Der sozialdemokratische Abge ordnete Dejeanto, welcher das Wort ergreifen wollte, wurde von den anwesenden Anarchisten beschimpft. Es kam schließ lich zu einem Handgemenge, bei dem mehrere Personen Verletzungen erlitten. Nach der Versammlung sangen verschiedene Gruppen revolutionäre Lieder; sie wurden jedoch von der Polizei zerstreut. — Nach den Mitteilungen d« Polizeipräfektur hat sich die Bewegung zugunsten des Generalstreiks nicht durch setzen können. Außer 1500 Erdarbeitern haben sich alle Korporation« von dem Streik ferngehalten. — Eine weitere Meldung besagt: Der vom Arbeitsbund geplante General streik erweist sich bei seinem Mißerfolg als ein ungeheurer Bluff seiner Leiter. Das Fiasko wurde durch die mangel hafte Organisation und Rivalität beider Fraktionen innerhalb des Syndikalismus der Reformisten und Revolutionäre herbei geführt, welche einander den Triumph mißgönnen. Eine Ver schärfung der Streiklage steht deshalb kaum zu befürchten. Grotzbritanttie«. — König Eduard wird nicht wegen einer Verschnupfung über die in Bridist und Wien zutage getretene Festigkeit des Dreibundes, sondern wirklich einer chronischen Heiserkeit wegen statt des böhmischen Marienbad die Heilquellen von Canterets in den französischen Pyrenäen in diesem Jahre aufsuchen. So wird wenigstens von mehreren Seiten behauptet. Amerika. — Eine neue Rede des Grafen Bernstorff. Der deutsche Botschafter Graf Bernstorff hat an dem gestrigen JahreSessen des Nationalen Fabrikantenverbandes in New- Jork al» Ehrengast teilgenommen. Der Botschafter führte bei dies« Gelegenheit in einer Ansprache aus, daß der deut sche Zolltarif keineswegs prohibitiv wirke. Fall«, wie er aufrichtig hoffe, d« Abschluß eines neu« deutsch-amerikani schen Handelsabkommens im Winter möglich sein sollte, so bleibe Deutschlands Markt den Amerikanern off«. Gras Bernstorff hob die Möglichkeit ein« bedeutend« Er weiterung des gegenseitigen HandelS besonders her vor. In Beantwortung dieser Rede «klärte da- Mitglied des Kongresses Fowl«, eS wäre wichtig«, daß die Amerikaner auf ihren 25 Mlliarden betragend« Binnenhandel blickten, der die Vorteile des Schutzzolles genieße, als auf die zehn Milliarden Außenhandel, an denen die ganze Welt beteiligt sei. vemlrcluer. * Zwei schwere N»rlEckSsSlle «eigneten sich beim Pionier-Bataillon Nr. 16 in Metz. Gestern nachmittag explodierte auf dem Landungsübungsplatz bei Fort Steinmetz eine Sprengkapsel, die kurz vorher versagt hatte. Einem Feld webel wurde v« Leib aufgerissen und ein Pionier erlitt leichte Verletzungen. Dn zweite Unfall trug sich bei der gemein samen Wasserübung der Pionier-Bataillone Nr. 16 und 20 zu. Bei dieser Gelegenheit sollte eine neue Wassermine auS- probiert werden, die ein Metzer Hauptmann erfunden hat. Die Mine versagte. Als auf Befehl eines Leutnants sich Mannschaft« dem Geschoß näherten, explodierte die Mine. Zwei Pioniere wurden dabei schwer, zwei leicht verletzt. * Die bestohlene Polizei. In Nördlingen in Schwaben wurden der Polizei aus dem Rathaus am hellichtm Tag 600 Mark Holzgrlder gestohlen, die ein Schutzmann für eine Stiftung einkassiert und in einem verschlossenen Koffer auf der Polizeiwache'verwahrt hatte. * Ein Opfer der Berge. Aus Bozen meldet ein Tele gramm: In Genovatal ist ein dreizehnjähriger Knabe vor den Augen seiner Begleiter von einer Felszacke fünfzig Meter tief in den Abgrund gestürzt. Er war sofort tot. * Etae russische OrSfiu al» Sptoutu und obendrein als Diebin. In Innsbruck wurde die russische Gräfin Skrzynska, die von den tirolischen Gericht« wegen Bettugs und Diebstahls verfolgt wurde, verhaftet. Die Gräfin ver kehrte viel und intim in Osfizierskreis« und steht auch im Verdacht der Spionage. — Auch ein Kulturbild! * Der Kölner Dom soll sich in sehr schlechtem baulichen Zustand befinden, der Renovierungsarbeiten nötig macht. In der Jahresversammlung des Zentral-Dombauvereins hob Dom baumeister Regierungsrat Hertel hervor, daß der bauliche Zu stand des Kölner Domes ein recht unerfreulicher, sogar ein sehr schlechter sei. Die Kosten für die Renovierungsarbeiten, die eventuell viele Jahrzehnte dauern würden, seien auf mehrere Millionen Mark zu schätzen. * Et« Punkt, der eine halbe Million kostet. Das Versehen eines französischen Telegraphenbeamten ist einem reichen Amerikaner teuer zu stehen gekommen. Seine Ge mahlin, die sich auf der Durchreise in Paris befand, besichtigte dort den Laden eines Juwelenhändlers. Unter den ihr vor gelegten Juwelen gefiel ihr ein Diadem im Preise von 85 000 Fr. besonders. Mit der den Amerikanerinnen eigenen Entschlossenheit telegraphierte sie an ihren Mann nach New-Jork eine genaue Beschreibung des genannten Diadems und fragte bei ihm an, ob sie eS kaufen dürfe. Ihr Mann antwortete: „No. krloo to dixd." (Nein, Preis zu hoch.) Das Tele gramm, das in die Hände der Amerikanerin gelangte, lautete jedoch: „No prioo to kiAk" (Kein Preis zu hoch). Entzückt von der Galanterie ihres Mannes, begab sich die Dame sofort in den Juwelenladen und wählte an Stelle des Diadems für 85000 Fr. ein ähnliches für — 500000 Fr. aus. Der von dem Telegraphenbeamten ausgelassene Punkt hat somit dem Amerikaner eine halbe Million gekostet. * Aufruhr um etue« Hut. Aus London wird be richtet: Ein prachtvoller riesiger „Lustige Witwe"-Hut hat am Sonnabend nachmittag den Frieden von Brixton in schwere Gefahr gebracht und die Bevölkerung in größte Er regung gestürzt. Es war abends gegen sechs, als der Hut durch Brixton wogte; unter ihm schritt eine elegante Dame, die Witwe eines bekannten Rennpferdttainers, durch die Straßen. Der Hut hatte einen Durchmesser von fast einem Meter, dem schwarzen Gebilde entquollen riesige schneeweiße Straußenfedern, die im Winde tänzelten und sich tief über den Rücken der Trägerin hinabsmkten. Die Dame blieb einen Augenblick stehen, um einen kleinen Straßenzwischmfall zu beobachten. Ab« ehe sie sich vnsah, war sie von einer be scheidenen Zuschauerin zum Mittelpunkt d« Aufmerksamkeit aufgerückt. Die Menge wurde inne, daß dies« prächtige Hut viel interessanter wär als der Straßenzwischmfall, und im Nu übertrug man die Neugier auf die imposante Schöpfung der neuesten Mode. Immer mehr Passanten eilten herbei, um das Wunder zu bestaunen, bald zählte die Menge nach Hunderten. Die übertriebene Bewunderung schien die Dame zu beunruhigen und mit Mühe flüchtete sie schließlich in einen Laden. Aber daS Gerücht von dem Wunderhut ging wie ein Lauffeuer durch die Gemeinde, immer mehr Leute eilten herbei und schließlich war der Laden von einer tausend köpfigen dichten Menschenmenge belagert, die alle hofften, dm herrli Yen Anblick noch einmal genießen zu können. Die Lage wurde so verzweifelt, daß der Geschäftsinhaber um polizeiliche Hilfe bat. Sechs Schutzleute rückten an und ver suchten die Menge auseinanderzutteiben, aber ihre Bemüh ungen blieben fruchtlos: die Schar der Neugierigen wuchs von Minute zu Minute. Eine Stunde lang währte dieser Belagerungszustand. Der Ladeninhaber griff schließlich zu einer List. Man führte die Dame ins Kontor und teilte der harrmden Mmge mit, daß die Besitzerin des Wunderhutes daS Geschäft durch eine Hintertür am Cumberlandplatze ver lasse» hätte. Sofort kam Bewegung in die Masse. In wilder Hast stürzten Hunderte von Menschen durch die Seiten- straße nach dem Cumberlandplatze, um den schönen Hut beim Abschied zu akklamieren. Inzwischen fuhr am Laden ein schnell bestellter Wagen vor. Mit einiger Mühe gelang es der Dame, ihr« Hut und sich durch die Wagentür zu zwängen. Just als die schönheitsdurstige Menge wieder herbeistürzte, fuhr d« Wagen davon und wenige Minuten später konnten auch die Straßenbahnen wieder verkehr«. * „Auf »er Alm, d« gibt » ka Ost«»!" Eine löst- liche Parodie des Lebens „auf der Alm", wie eS aus oen Brettern agiert, im Roman behandelt, in unzähligen Gedichten besungen, auf umfangreich« Bildern gemalt wird — von Leut«, die auf d« Alm nie gelebt hab«, vnöffentlicht Frhr.