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schiff auch ohne Mrnschenhilfc bei stürmischem Wetter auf jedem geeigneten Boden landen kann." Friedrich-Hafen. Dah da- Retchslnftschiff »Seppelt« l" fich dei der letzten Fahrt «ach München trotz der unfreiwilligen Landung auf dem Leichiuger Moos und trotz der daran geknüpfte« kritischen Betrachtungen durch««- bewährt hat, geht daran- hervor, dah es beute früh eine neue und »war noch ausgedehntere Dauer fahrt augetrete» hat. Es ist dies die programmähig letzte Uebuug-fahrt de- Reichsluftschiffes, «ach welcher e- wahrscheinlich »ach Metz stationiert wird, damit die Luftschiffbau« in Manzell für eine« weiteren Neubau frei wird. „3-VVeliu l" bat die heutige Fahrt um 8 Uhr 45 Mi«, vormittags bei immer noch windigem Wetter mit einer militärischen Besatzung angetreteu. Es handelt sich nm eine S4ftü«dige Dauerfahrt. Der Ballon flog mit unbekanntem Aiel zunächst in der Richtung nach Ulm. 2«» fldrcblim Oer kalkaMMt schreibt die „N. A. Z": Fürst Bülow konnte das feste Zu sammenstehen Deutschlands mit Oesterreich-Ungarn als eine eminente Friedenssicherung bezeichnen und hinzusügen, daß die Konstatierung der ungeschwächten Fortdauer des Bündnisses auf kriegslustige Elemente in Europa nur ebenso beruhigend wirken könne, wie s. Z. die Veröffentlichung des Bündnisses. Dieses hat während der jüngsten Krisis dem allgemeinen Frieden gedient und dürfte bei allen denen auf Anerkennung Anspruch haben, die die Wahrung des Fr edens als hohes Ziel der Politik nicht nur im Munde führen, sondern sie aufrichtig anstreben. Wenn unmittelbar nach dem Abschluß der Krisis neue Treibereien ins Werk gesetzt werden, die die Erregung von Verstimmungen und Zwistigkeiten zwischen den Großmächten zum Ziele haben, so beweisen solche Erscheinungen immer wieder, wie notwendig im Interesse des allgemeinen Friedens das Bündnis ist. Ein kleiner Tauschhandel findet zum Abschluß der Händel doch noch statt. Während Oesterreich-Ungarn die Mächte formell um Zustimmung der Annexion von Bosnien und der Herzegowina nachsucht, beantragt Rußland die Aufhebung des Artikels 29 des Berliner Vertrags, wonach Montenegro Beschränkung für seinen Seeverkehr und für Grenzbefestigungen auferlegt wurden. In Wien wird man um des lieben Friedens willen dem Antrag zustimmen, so daß Herr Iswolski in Petersburg vor feinem wiederholt angekündigten Rücktritt doch wenigstens etwas erreicht hat. Die österreichisch-serbischen Handelsvertragsverhandlungen werden voraussichtlich im Laufe dieses Monats ernstlich be ginnen. Vorher sind nur noch einige formelle Angelegenheiten zu regeln. Die Anerkennung der bulgarischen Unabhängigkeit durch die Türkei soll unmittelbar bevorstehen. Die übrigen Mächte werden dann folgen. AuS Konstantinopel wird dem „Echo de Paris" gemeldet, unter deutschen Auspizien bestehe dort ein österreichisch türkisches Allianzprojekt. Im Vilajet Erzerum solle Pie Türkei Vorkehrungen treffen, um im Kriegsfall dort 250000 Mann konzentrieren und damit eine russische KaukasuSarmee beschäftigen zu können. Die Be festigungen von Erzerum, Trapezunt und Äayazid sollen unter deutscher Leitung vervollständigt werden, der Rest der ottomanischen Armee solle in Europa gegen einen eventuellen Angriff Bulgariens konzentriert bleiben. Dafür werde der Türkei ihr jetziger Besitzstand durch Deutschland und Oesterreich garantiert. Zusammen mit der Herstellung der Verbindung des bosnischen und türkischen Bahnnetzes von Uyatz nach Mitrowitza werden bestimmte Vorschläge Deutschlands und Oesterreichs nach Abschluß der tür kisch-bulgarischen Verhandlungen erwartet. (?) Part». Der „Matin" schreibt, nach der Zustimmung Frankreichs und Englands kann die Annexion Bosniens als vollendete Tatsache betrachtet werden. Eine inter nationale Konferenz zur Anerkennung der Abänderung des Der ^ote. Roman von Reinhold Ortmann. u». Sortierung., !«aSdru<t verblei'. Eva halte die schreckliche Erklärung über sich ergehen lassen, ohne sich zu rühren, lind die «Starrheit des Ent setzens konnte ihrer Haltung wie ihrem Aussehen wohl für einen Moment den Anschein ruhiger Gelassenheit geben. Erst bei den letzten Worten des Malers kam wieder Leben in ihre Gestalt. Ihre Schultern zuckten, und ihre von tödlicher Angst vergrößerten Augen erhoben sich zu Hall bachs Gesicht. „Oeffentliche Vergnügungsorte? — Wie kommen Sie zu solcher Vermutung ?" „Es war auf einem Faschingsball im Deutschen Theater, wo ich ihm begegnete, Frau Ravens!" Er hatte sich dieser Indiskretion mit vollsterAbsichtlichkeit schuldig gemacht; aber er hatte allerdings nicht voraus gesehen, daß die Wirkung auf die junge Frau eine so starke und aufregende sein würde. Denn ein Aufschrei wildester Verzweiflung kam von Evas Lippen. Ihr Täschchen fiel zu Boden und sie fuhr sich mit beiden Händen nach dem Herzen. „Auf — einem — Faschingsball l — O mein Gott — mein Gott — laß mich nicht länger leben in dieser Qual!" Sie war zu Ende mit ihrer Kraft. Die Leiden, die sie seit dem grausigen Geständnis ihres Bruders erduldet — um seinetwillen erduldet — hatten ihr Nervensystem zu sehr angegriffen, als daß sie in einem Augenblick gleich diesem noch die Fähigkeit besessen hätte, sich zu beherrschen. Sie hatte wohl die Empfindung, daß sie schleunigst von hier entfliehen müsse, daß sie diesem fremden Manne, der schon so viel wußte, nicht noch mehr von ihrem schreck lichen Geheimnis preisgeben dürfe. Aber sie hatte weder die Willensenergie, noch die körperliche Kraft, dieser Emp findung nachzugeben. Es war, als ob ihr plötzlich auch die letzte Stütze entrissen worden sei, an die sich ihre ver zweifelte Hilflosigkeit geklammert, und auf die unnatürliche Anspannung folgte jäh die völlige Erschöpfung. Sie machte eine unsichere Bewegung gegen die Tür hin, dann aber wäre sie mit einem Wehelaut zusaminenge- brochen, wenn nicht der Maler, dessen besorgter Blick un» Berliner Vertrag» wird wahrscheinlich nicht einberufe» werden. Aus de« Meinungsaustausch zwischen England, Frankreich und Rußland geht hervor, daß diese drei Mächte eine solche Konferenz nunmehr für überflüssig erachten. Salouilt. Aus Pripilipe im Sandschak Novibazar wer den Angriffe von Albanesen auf Serben berichtet. Eine Mutter und ihre Söhne wurden von den Albanesen umgebracht. Die Serben bitten die Regierung um Schutz und bezeichnen die Lage als äußerst ernst. Kouftautiuopel. Der heutigen geheimen Sitzung deS Parlaments wird mit großer Spannung entgegen gesehen. Der Großwesir verlangte, daß die Sitzung, in der über das österreichisch-türkische Protokoll abgestimmt werden soll, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit erfolge. Es wird er- klärt, daß wenn die Sitzung öffentlich wäre, die Gefahr be stehen würde, daß die albanesischen Abgeordneten, um ihre Haltung vor den Wahlen zu rechtfertigen, vielleicht in un angemessener Weise gegen das Protokoll protestieren und unter Umständen Komplikationen veranlassen könnten. veniicder «ns Zäcbritcdet Frankenberg, 5. April ISOS. f Die Karwoche. Die Woche vor Ostern führt bei uns den Namen stille Woche oder Karwoche. In stiller andäch tiger Sammlung erinnern sich die Christen an das Leiden ihres Herrn. Ernstes Schweigen der Trauer über das Lei den und Sterben des Reinsten und Edelsten, den je die Erde getragen hat, folgte den lauten Freuden der Ballsaison. Millionen scharen sich in dieser Woche um das Kreuz und schauen in stummer Verehrung hinauf zu diesem Opferallar reinster Liebe. Am Kreuze ziemt es sich, stille zu sein. Wie uns im Angesicht einer hehren Naturschönheit, eines gewalti gen, in die Wolken ragenden Berges, oder vor dem unend lichen Meere die Sprache versagt, und das Herz Dinge fühlt, die der Mund nicht aussprechen kann, weil er fürchtet, den heiligen Zauber zu stören, so würde hier, wo die himmel ragende und doch auch abgrundtiefe Liebe Jesu uns so über wältigend nahe tritt, jedes Wort uns wie eine Entweihung, erscheinen. Und wie man in einem Hause, wo die Trauer eingekehrt ist, wie man an einem Sterbebett jedes laute Wort, jedes Geräusch vermeidet, so ziemt es sich, auch in diesen Ta gen still zu sein, wo die ganze Erde, soweit sie christlich ist, sich in ein Trauerhaus verwandelt hat, wo der Menschensohn sich zum Sterben anschickt. Still sei es aber nicht nur äu ßerlich, still sei es vor allein im Herzen. Es schweige in ihm, was sonst so laut ruft zu Gewinn und Genuß, es schweige die Stimme des Streites und Hasses, es schweige die Lust der Sünde, und nur eins ertöne in ihm, der Dank und die Liebe zu dem, der die Welt mit dem himmlischen Vater versöhnt, der uns durch seinen Tod ge lehrt hat, ihn zu lieben, wie die Kinder ihren Vater. — Die Karwoche hatte von jeher besondere Bedeutung: Kon stantin der Große ordnete an, daß in dieser Woche alle Arbeit zu ruhen und selbst das Läuten der Glocken unterbleiben solle Heute ist das Läuten der Glocken nur noch in katholischen Gegenden zum Zeichen der Kuchentrauer vom „krummen Mittwoch" an verboten. Die stille Woche steht hinsichtlich ihrer volkskundlichen Bedeutung obenan. Die einzelnen Tage führen im BolkSmunde folgende Namen: Kalter Montag, schiefer Dienstag, krummer Mittwoch, grüner Donnerstag, stiller Freitag und fetter Sonnabend «Thüringen). Der Mon tag und Dienstag gehörten zu den Totensonntagen; an diesen Tagen wurden die Kinder auf die Friedhöfe geführt und ihnen die Gräber gezeigt; dabei machte man sie auf die be vorstehende Auferstehung aufmerksam. Am Mittwoch wirken in der katholischen Kirche zum letzten Male vor Ostern die Glocken beim Gottesdienste mit. Der Gründonnerstag erhielt im 12. Jahrhundert seinen Namen, und zwar nach der Sitte unserer Väter, an dem Tage grüne Frühlingskräuter zu ge nießen denen man heilende Kräfte beilegte. Noch heule be reitet die sorgsame Hausfrau Gemüse aus neunerlei Kräutern. Die Gründonnerstageier als Bruteier verwandt, lassen bunte Küchlein entschlüpfen, die jährlich die Farbe ändern. Am Karfreitag finden in Sevilla in Spanien Prozessionen statt, ablässig auf ihr geruht hatte, sie noch rechtzeitig gestützt und zu dem Sessel zurückgeführt hätte, in den er die ganz Willenlose niederglciten ließ. — Die Ohnmachtsanwandlung ging vorüber, aber der Schwücheanfall löste sich in ein herzbrechendes, krampfhaftes Weinen, das den Maler in tiefster Seele erschütterte und ihn alles vergessen ließ, was bis dahin an Miß trauen und Zweifel in seinen Gedanken gewesen war. Nie zuvor halte er wie in dieser Stunde erfahren, daß das Mitleid mit einem schweigepeinigten menschlichen We en sich bis zu einem so leidenschaftlich heißen Bedürfnis zu helfen, bis zu so schrankenloser Berenm luglen zur^,^- aujopserung steigern könne. Und vielleicht niemals h-ck!e er über eine so eindringliche, bezwingende Beredsamteck ver fügt als in dieser Stünde. Er wählte seine Worte nicht mit Bedacht, es war nicht die geringste Ueberlegung in dem, was er sagte. Erdachte nicht, daß er sich mit dem, was er sprach, irgendwelche verhängnisvollen Verpflichtungen aufcrlegcn könnte, son dern er ließ sich blindlings fortreißen von seinem Ver langen, die Tränen dieses unglücklichen jungen Weibes zum Versiegen zu bringen. Mit allem, was er besitze und was er vermöge, stellte er sich ihr zur Verfügung, und er flehte um ihr Vertrauen, wie wenn sie ihm das köstlichste Ge schenk gewährte, indem sie ihm gestattete, die Last ihres Kummers mit ihr zu tragen. Aber eine lange, lange Zeit verging, ehe ihm die immer heißer, immer ungestümer ersehnte Antwort kam. Und da sie endlich erfolgte, wäre sie wohl danach angetan gewesen, auch das wärmste Mitleid aözukählen und die romantischste Opferwilligkeit zu ernüchtern, denn mit einem schwachen Versuch sich aufzurichten, sagte Eva zuckenden Mundes: „Lassen Sie mich fort I — Denn ich würde Ihre Seele mit Grauen und Abscheu erfüllen, wenn ich mich Ihnen vertraute." Und so viel Aufrichtigkeit war in dieser Versicherung, daß der Maler in der Tat für einen Moment unschlüssig zu werden schien. Aber nur für einen Moment, nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann, da er sah, daß sie sich energischer zusammenraffte, um aufzustehen, dann erfaßte er ihre beiden eiskalten Hände und zwang sie, auf dem Sessel zu verharren. „Wagen Sie es daraufhin in Gottes Namen l — Denn wobei das Leiden Jesu bildlich veranschaulicht wird. Die Mönche des Klosters RonceSvalles ziehen mit schweren Kreuzen von Ort zu Ort, bis sie gebrochenen Körpers abend» im Kloster anlangen. Auch das „Judasverbrennen" ist noch üblich, indem man Strohpuppen ansteckt. In Weidlingen reichen abergläubische Frauen am Karfreitag ihren Männern gesottene Gänsecier, wodurch sie vor ehelicher Untreue be wahrt bleiben sollen. Am Karsonnabend versammelten sich die Gläubigen zur Ostervigilie, die bis zum Morgen dauerte. Auch führt er den Namen Lichtersabbat, weil in der römischen Kirche die Ampeln mit frischem Oel versehen werden. * f Kaiser Wilhelm wird, wie privatim verlautet, im Herbste nach Beendigung der Kaiser-Manöver einem Teil der sächsischen Manöver beiwohnen, und zwar in der Gegend von Frankenberg. Der hohe Gast wird voraussichtlich auf Schloß Lichtenwalde bei Sr. Exzellenz dem Grafen Vitzthum v. Eckstädt Wohnung nehmen und einen Tag sich nach Chemnitz begeben, um den Kaiser-Ulanen einen Besuch abzustatten. -f* Der gestrige Palmsonntag bildete wiederum für Tausende von Knaben und Mädchen den Abschluß einer schönen, herrlichen Zeit, der Kinderzeit und zugleich den Uebergang in die für viele gewiß harte Schule des Lebens. Die Einseg nungsakte in unserer Stadtkirche nahmen wieder einen feier lichen, erhebenden Verlauf. Es wurden hier konfirmiert 138 Knaben und 146 Mädchen aus Frankenberg, 25 Knaben und 26 Mädchen aus den eingepfarrten Landgemeinden, insgesamt 335 Kinder. fö. Ein seltenes Jubiläum. Am 4. April vollendeten sich 25 Jahre, daß Herr Stadtrat Bruno Heinse den hiesigen Gastwirt-Verein als Vorsitzender leitet. Es ist dies wohl ein seltenes Vorkommnis, einer gewerblichen Korporation in tatkräftiger, uneigennütziger Weise während eines so langen Zeitraumes vorzustehen. Aus Anlaß dessen begab sich gestern eine Deputation genannten Vereins zu dem Jubilar, um ihn im Namen des Deutschen Gastwirts-VerbandeS, Sitz Berlin, in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung der Standesinteressen eine kunstvolle Ehrenurkunde, sowie als Zeichen der Dankbarkeit des lokalen Gastwirte-Vcreins ein sinniges Geschenk zu überreichen mit dem Wunsche, daß Herr Heinse noch viele Jahre genannten Verein in seiner selbstlosen Weise erhalten bleiben möge! f Hetmatkuvft. Im Schaufenster unserer Buchhandlung ist ein Oelgemälde von Herrn Oberlehrer G. Stiehler-Leipzig: „Sommer", Motiv aus Ortelsdorf, ausgestellt. ES zeigt einen fruchttragenden Apfelbaum vor einem Ernteseld i« Sonnenschein mit aufsteigendem Gewitter über den Gunners- dorfer Höhen. f Oberrealschnlen. Nunmehr besitzt auch Sachsen wie die übrigen Bundesstaaten voll ausgebaute Oberrealschulen, und zwar in Chemnitz und Leipzig. Diese sind als die ersten unter dem 1. April als Vollanstalten vom Königlichen Ministerium anerkannt worden und werden Ostern 19l0die ersten Maturitäts prüfungen abhalten. Ihre bisherigen Leiter Prof. Dr. Olbricht und Prof. Dr. Thomas sind als Rektoren in Pflicht ge nommen worden. Außerdem haben wir noch zwei in der Entwicklung begriffene Oberrealschulen, nämlich in Dresden (I. Realschule) und in Meerane. Beide bilden mit dem neuen Schuljahre die Unterprimen. Ferner hat Bautzen beschlossen, seine Realschule zur Oderrealschule auszubauen. — Chemnitz. Der Rat beschloß, für die Klasse II der höheren Töchterschule von Ostern d. I. ab den wahlfreien Lateinunterricht einzuführen. — Am Sonnabend kamen im Ztadtpark zwei Männer dazu, als im Chemnitzfluß ein kleines Mädchen angeschwommcn kam. Den beiden Männern gelang es, das Mädchen ans Land zu bringen. Die Männer trugen das Kind, ein 11 Jahre altes, in Vorstadt Kappel wohn haftes Schulmädchen, sofort in eine nahegelegene Schank wirtschaft, wo es mit trockenen Kleidern versehen und sodann seinen inzwischen in Kenntnis gesetzten Verwandten übergeben wurde. Aus Furcht vor Strafe war das Kind in den Fluß gesprungen. wenn ich Sie so von mir lassen soll, dann --- ich schwör« es Ihnen — dann gehe ich noch in dieser Stunde zu dem Manne, der sich für Ihren Gatten ausgibt, und fordere von ihm mit allen Mi tetn, die mir zu Gebote stehen, eine Er klärung für die Ursache Ihrer Leiden." „Er ist nicht mein Gatte. — Sie wissen ja schon, daß er es nicht ist. — Er ist mein Bruder." „Und Sie wollen mir nichts anderes sagen als dies, was ich allerdings schon vermutet? — Ich soll nicht er fahren, was Sie so furchtbar peinigt — soll keine Möglich keit haben, Ihnen beizustehen?" „Ich kann Ihnen nichts weiter sagen. — Glauben Sie mir doch, daß ich es nicht kann." „Sie handeln nicht großmütig, mich in dieser Ungewiß heit zu lassen. Aber ich kann Sie nicht zwingen, mir Ver trauen zu schenken. Das Geld, das Sie von mir zu er halten wünschten, ist selbstverständlich zu Ihrer Verfügung. Gleich auf der Stelle vermag ich eine so erhebliche Summe allerdings nicht flüssig zu machen. Aber ich fahre noch heute abend nach Berlin, um es dort zu erheben, und ich kann übermorgen früh wieder in München sein. Hoffent lich ist das für Ihre Zwecke nicht zu spät." „Nach Berlin? — Sie wollen nach Berlin fahren? — Nein — nein, das sollen, das dürfen Sie nicht tun!" Ihre Aufregung verband mit dem Gedanken, ihn an dem Orte der Tat zu wissen, wie etwas Selbstverständliches die Vorstellung, daß ihm dann auch das Letzte offenbar werden müsse. Und plötzlich, unter dem Zwang eines mächtigen, unwiderstehlichen Impulses, der nichts mehr mit der Sorge um ihre und ihres Bruders Zukunft zu schaffen hatte — in einer Gefühlsaufwallung, die alle Ueberlegung, alles Denken ausschloß, fügte sie hinzu: „Denn Sie brauchen nicht nach Berlin zu gehen, um die Wahrheit zu erfahren. Mein Bruder ist der Mörder meines Gatten, und ich — ich trage die Verantwortung für seine Tat." Zehn Minuten später wußte er alles. Sie hätte einem Priester nicht rückhaltloser beichten können, als sie sich vor diesem fremden Manne zu ihrer Schuld bekannt hatte — zu dieser Schuld, die ihr selber fürchterlicher und unsühn- barer erschienen war mit jeder weiteren Stunde de» ver zweifelten Grübelns und der nagenden Reue. (Fortsetzung f»lgt.)