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1WS s»««vead, e» 27. MSrz Frankenberger Tageblatt Anzeiger Begründet 1842. ?nEstkn?i1Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. »ük «Änahm- v-» ^«»-ig-n an bestimmter Stell, kann eine Garantie nicht üb-rnomm-n werd-n. Telegramme . Tageblatt Frankenbergsachsen. 68. Jahrgang. Anzeigenpreis: Die «-gejp. Petitzeile oder deren Raum 1b bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" i« Redaktionsteile tk> Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiederholunasabdtuck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. M» Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b <i Extragebühr berechnet. Znseratrn-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditione». MW für die MzWe M-l z« ImLeMg i. K-r i Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankerberg t. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg ° ° »rsch-tmt an jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs- !I «nkündtgungensindrechtM preis vierteljährlich 1 SO monatlich 50 §7 Trägerlohn extra. - ^"'«ate bis S Uhr vorm.nag , «emere Einzelnummern lausenden Monats b H, früherer Monate 10 Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Braunsdorf, am 25. März 190S. Der Stadtrat Die „Konservative Korrespondenz" schreibt in einem Artikel unter dem Titel: „Ruhig Blut": Die kon servative Partei will ein Zustandekommen der Reichsfinanz- resorm aus dem Boden der Reichsverfassung und muß daher das Schwergewicht auf die indirekte Besteuerung legen. Da neben halten wir auch eine ergänzende Besteuerung des Be sitzes auf dem Wege durch die Einzelstaaten für zulässig, wo bei aber die finanzielle Selbständigkeit und die Existenz der Einzelstaaten erhalten bleiben muß. Ebenso wenig kann die konservative Partei einer Erbschaftsbesteuerung der Kinder und Ehegatten zustimmen. ES hatte sich nun gezeigt, daß bei einzelnen indirekten Steuern, so der Tabak- und Brannt weinsteuer und den sogenannten Besitzsteuern, unüberbrückbare Gegensätze in den Anschauungen der Blockparteien bestehen. Deshalb mußte auf Grund eines, nicht, wie die Presse irr tümlich behauptet, erst gestern, sondern bereits vor Wochen gefaßten Beschlusses die Reichstagsfraktion eine offene Aus sprache über die Situation vornehmen. Die ganze Sachlage schließt unseres Erachtens nicht aus, daß der der Blockbildung seinerzeit zugrunde gelegte richtige Gedanke, welcher gegen eine einseitige Vorherrschaft irgend einer einzelnen Partei, sei es früher des Zentrums und jetzt der Freisinnigen, und auf die unbedingte Sicherstellung der nationalen Interessen gerichtet ist, nach wie vor lebensfähig bleibt und seine gesunde Wirksamkeit dazu entfalten vermag, wo er hingehört und wo er das große Ganze des deutschen Vaterlandes zu fördern geeignet ist. * Parteiosfiziös schreibt die „ Ratl. Korresp." in einem Ar tikel „Zur Lage": Lebhafte Preßerörterungen begleiten die Mit teilungen, die der Vorsitzende der konservativen Fraktion an die nationalliberale Fraktion hat gelangen lassen. Herr v. Nor mann ist offenbar der Meinung, daß es ohne Zerstörung des Blocks möglich ist, die Finanzreform mit dem Zentrum oder mit wechselnden Mehrheiten zu machen. Das ist ein Irr tum. Wenn, wie nach den Erklärungen anzunehmen ist, die konservative Fraktion die Finanzreform in der Weise erledigen will, daß 400 Millionen Verbrauchssteuern bewilligt werden und der nicht gedeckte Rest auf Matrikularbeiträge gelegt wird, s» ist diese Finanzrrform weder für einen Liberalen, noch für Der Gemeindevorstand. Krauke. ven Sören rind rle lor.... * Wie wir bereitst in einem Privattelegramm in voriger Nummer meldeten, hat Kronprinz Georg von Serbien in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten auf die Thronfolge verzichtet. Ueber die Motive zu diesem Schritt wird bekannt, daß der Kronprinz durch die heftigen Angriffe einiger serbischen Blätter gegen seine Person wegen des Todes seines Dieners Kolakowitsch sich ver anlaßt sah, durch diese Verzichtleistung die Regierung von je der Rücksichtnahme auf seine Person zu entbinden. Heute nachmittag wird der Ministrrrat über die weitere Behandlung dieses Aktes des Kronprinzen die Entscheidung fällen. Tatsache ist somit die Thronentsagung des hoffnungsvollen jungen Mannes noch nicht, das wird sie erst, wenn die ser bische Regierung und der Herr Papa diesen Verzicht aner kennen. Aber hoffentlich werden sie nicht damit zögern. Der Anlaß zu diesem hvcherfreulichen Schritt deS Kronprinzen ist der, daß er seine vielen Roheiten und fast pathologisch an- mutendcn Gewaltakte damit gekrönt hat, daß er einen seiner Diener kürzlich halbtot geprügelt hat, worauf dieser im Spi tal gestorben ist. Für das Vaterland, möchte man sagen, denn verschwindet Herr Georg wirklich von der Bildfläche, so ist damit einer der ärgsten Kriegshetzer beseitigt, und es be steht eine leise Hoffnung, daß die Vernunft in Belgrad wie derkehren könnte. Zwar kann man auch argwöhnen, daß es sich um einen Trick des Kronprinzen handelt, daß er nur formell dem Throne entsagt hat, um sich ganz ungeniert und völlig unbehelligt seiner wüsten Hetztätigkeit widmen zu können. Aus Budapest wird berichtet: Extrablätter melden, daß der serbische Kronprinz abgedankt habe, nämlich auf seinen Rang und alle Würden und auf die Thronfolge verzichtet habe, weil er der Ermordung seines Dieners beschuldigt wor den sei, daß die serbische Regierung und die Skupschtina diese Abdankung aber keinesfalls annehmen wollen. In Belgrad herrscht riesige Aufregung. König Peter ist in Gefahr, weil das Volk glaubt, daß der König den Kron prinzen zur Verzichtleistung gezwungen habe. — Wenn eS wirklich zu einer solchen Revolte käme und in Belgrad selber alles drunter und drüber ginge, so wäre das eigentlich die spätestens Montag, den 29. März d. Js., von Bormittag 8 bis 12 und Nachmittag 2 bis 6 Uh im Rathause, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 12 zu melden oder melden zu lassen. Derartige Meldungen werden auch am Sonntag, den 28. d. M., von 11 bis 1 Uhr Mittags entgegengenommen. Frankenberg, den 26. März 1909. Wie uns unser Berliner ^-Mitarbeiter schreibt, haben die gestrigen Verhandlungen zu einer wenigstens vor läufigen Beilegung der Block-Krisis geführt. Der Konservative Abg. v. Normann erklärte, er habe den Ver tretern der nationalliberalen und freisinnigen Parteien gegen- .über nichts von einer Block-Kündigung gesagt und müsse vo« den Herren mißverstanden worden sein. Im übrigen habe es sich lediglich um ein Privatgespräch gehandelt. Diese Erklärung, die vielfach als ein Rückzug gedeutet wurde, ist als das Ergebnis der Verhandlungen pes Unterstaatssekretärs v. Loebell mit den Blockparteien und der persönlichen Unter- redungen des Kanzlers mit den Führern dieser Parteien be zeichnet worden. Fürst Bülow hofft noch immer auf eine konservativ-liberale Verständigung, wenn nur auf beiden Seiten Entgegenkommen besteht. Die Blockkrisis wird von der Presse mit ziemlicher Zurück- Haltung besprochen, da die Lage noch nicht völlig geklärt ist. Die konservativen Blätter bestätigen, daß Herr v. Normann nur für seine Person gesprochen habe. Die „Kreuzztg." be merkt, daß es sich um ein Mißverständnis handle. Die kon servative Fraktion habe über die Blocksrage keinerlei Beschlüsse gefaßt. Eine ernstliche Gefährdung für den Block sei bisher nur von den Liberalen ausgegangen. Im übrigen hätten die Konservativen oft genug ausgesprochen, daß der Block für sie nicht Selbstzweck sei, und das Zustandekommen der Reichs finanzreform dürfte nicht von der Bedingung abhängen, daß die Reform von bestimmten Parteien gemacht werden müsse. — Auf einen ähnlichen Standpunkt stellt sich die „Dtsch. Tagesztg.", welche sagt, für Nervosität sei kein Grund vor handen. Gleichzeitig bemerkt aber das Blatt, die vorhan denen Schwierigkeiten können umso leichter besiegt werden, je entschiedener Regierung und Rechte den Willen bekunden, die Reichsfinanzreform durchzusühren, gleichviel mit welcher Partei. — Die „Post" hofft, daß sich für die Finanzreform noch eine Verständigung erzielen lassen wird und daß der Block in dieser Frage nicht versage, andernfalls würden an dere realere Kräfte für die Richtung der Reichspolitik die ent scheidende Bedeutung gewinnen. — Die „Voss. Ztg." rechnet mit einer Sprengung des Blocks und einer Bülowkrisis, für welche die Schuld den Konservativen zuzuschreiben sei. ES möge sein, daß Fürst Bülow mit Rücksicht auf die schwierige innere und namentlich äußere Politik nicht schon in den nächsten Tagen die Konsequenzen zieht, aber die Konservativen mußten sich bei ihrem Schritt bewußt sein, daß sie damit eine in diesem hochkritischen Zeitpunkt der internationalen Politik doppelt bedenkliche Kanzlerkrisis herbeiführen. — Das „Berliner Tagebl.« bemerkt, Fürst Bülow könne mit diesem Reichstag nicht weiterleben; die einzige Möglichkeit wäre eine Verschiebung der Reichsfinanzreform bis zum nächsten Herbst oder die Auslösung des Reichstags. In jedem Falle wäre damit das Ende der Aera Bülow nahegerückt, und man weiß, daß das Zentrum den neuen Kanzler schon bereithält. — Auch die demokratische „Volkszeitung" schreibt: Das Zentrum fft am Ziele seiner Wünsche angelangt, es ist wieder die aus schlaggebende Partei und sieht triumphierend den Block Fürst Arbeitslose. Diejenigen, seit mindestens einem halben Jahre hier aufhältlichen Personen, welche in folge Arbeitslosigkeit hilfsbedürftig geworden sind und deshalb um Unterstützung nachsuchen wollen, die als Armenunterstützung nicht gelten soll, werden hiermit aufgefordert, sich unter Angabe ihrer Wohnung, ihrer bisherigen Beschäftigung, der Zahl ihrer Angehörigen und der Zeit ihrer Arbeitslosigkeit alSbal- und bis Bekanntmachung für Braunsborf. In Gemäßheit der bestehenden Vorschriften werden alle Personen, welche an hiesigem Orte ihre Einkommensteuerpflicht oder ihre Ergänzungssteuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber bis jetzt die Steuerzettel nicht haben behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnissrs sich bei der hiesigen Gemeindebehörde zu melden. Bülows zusammenbrechen. Das schwarz-blaue Kartell ist wieder da, wie es bis zum 13. Dezember 1906 bestanden hatte. Vie Loclk-Nrkk. Zu der in Frage stehenden Auslösung des konservativ- liberalen Reichstagsblocks liegen mehrere offiziöse Kund gebungen vor, welche ein Fortbestehen des alten Blocks wenig wahrscheinlich gelten lassen: Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht folgende Er klärung: Die Presse ergeht sich in Vermutungen über die Stellung der Verbündeten Regierungen zu den die ReichSfinanzreform betreffenden Beschlüssen der Reichstagskommission. Hierzu bemerken wir folgendes: Die Regierungen halten daran fest, daß der Bedarf an neuen Einnahmen nicht nur durch die Besteuerung von Genuß- mitteln, die dem Massenverbrauch unterliegen, sondern auch durch eine allgemeine Belastung öreS Besitzes auf gebracht werde. Sie lehnen es ab, diese Besitzbelastung in der Hauptsache durch Matrikularbeiträge oder sonst in einer Weise geschehen zu lassen, welche die für die eigenen Auf gaben der Bundesstaaten unentbehrlichen Steuerquellen (Ein», kommensteuer, Vermögenssteuer) angreift. In der Erweiterung der Erbschaftssteuer erblicken sie nach wie vor die zweck mäßigste Form der Besitzbelastung. Sie vertrauen darauf, daß es gelingen wird, auf der Grundlage ihres Programms in gemeinsamer Arbeit mit dem Reichstage der Finanznot deS Reiches ohne Zeitverlust Abhilfe zu schaffen. Die neuesten Depeschen lauten: Berlin. Der osfizirllen Mitteilung des Vorsitzenden der konservativen Reichstagsfraktion, Abg. v. Normann, über ein Zusammenarbeiten mit dem Zentrum in der Frage der Finanzrrform ist, wie verlautet, ein Angebot des Zen trums an die Konservativen voraufgegangen, die bestehende BranntweinliebeSgabe nicht nur zu verewigen, sondern durch alten LiebrSgabe zu schaffen. Diesem Angebot scheinen die Konservvtivrn-^P^ legen zu sein. Berlin. Die freisinnige Fraktionsgemeinschaft war zu gestern abend zu einer Sitzung einberufen worden, um zur Lage Stellung zu nehmen. Gegenüber der Er klärung des Vorsitzenden der konservativen RrichStagSfvaktion, daß sie bereit sei, für eine Fiuanzreform in ihrem Sinne auch außerhalb deS Blocks eine Mehrheit zu bilden, sprach sich die freisinnige Fraktionsgemeinschaft dahin aus, daß durch eine ihrer Erklärung entsprechende Haltung der Könservativen die Voraussetzungen für ein Zusammenwirken mit der kon servativen Partei entfallen. Die Fraktionsgemeinschaft hält an der Forderung fest, daß eine ausreichende Be lastung des Besitzes durch eine Nachlaß- oder Erbschafts steuer gesichert und daß sofort mit der Beendigung der Liebesgabe bei der Branntweinsteuer begonnen wird. die verbündeten Regierungen annehmbar. Herr v. Normann lehnt die Deszendentensteuer und das Gampsche Kompromiß ab: das ist der Kern der Eröffnungen, und damit entfällt die Möglichkeit, die Finanzreform mit den Liberalen zu machen. Das Herumreden von angeblichen Mißverständnissen nützt nichts. Wenn der Block dir Finanzresorm nicht machen kann, ist er erledigt. Dann erhält daS Zentrum die Führung und muß sie erhalten, da die Fmänzreform fertiggestellt werden muß. Die Liberalen werden bei den einzelnen Gesetzen mitarbeiten, sie nach ihren Anschauungen verbessern, aber da ihr Ver langen nach einer Heranziehung des Besitzes nicht erfüllt Die Aufgabe von Inseraten ersuchen wir im Interesse der rechtzeitigen Fertigstellung und Ausgabe unseres Blattes gefälligst so zeitig als möglich erfolgen zu lassen. Größere Inserate erbitten wir bis vormittag« A Uhr, während kleinere Inserate bis 11 Uhr mittag« Aufnahme finden. Für später einlaufende Anzeigen können wir eine Garantie des Abdrucks in der bezüglichen Abendnummer nicht übernehmen.