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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 26.02.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190902262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19090226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19090226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-02
- Tag 1909-02-26
-
Monat
1909-02
-
Jahr
1909
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Daß der Ausschuß umgangen worden wäre, stehe fest. ES sei auch ein gewisser Druck anSgeübt worden. Herr Stv. Katterman«: Der Ausschuß hätte erst gehört loerden müssen. Die Sache hätte keine solche Elle gehabt. Herr Schulrat Dr. H özel meint, er hätte wahrscheinlich auch die Konsequenz gezogen, wie dte Herren. Es sei kein persönlicher, sondern ein sachlicher Druck auSgeübt worden. Er wendet sich im weiteren gegen einige Behauptungen in der Denkschrift der Herren. Herr Stv. Rahnfeld: Er wisse nicht, welche Herren er in den Ausschuß wählen solle. Der von Herm Beyer eingebrachte Antrag: „Das Kol legium erklärt die Gründe der Amtsniederlegung der Herren des Elektrizitätswerksausschusses für berechtigt und billigt sie auf Grund ihrer Darlegungen", wurde einstimmig angenommen. Darauf schlug Herr Beyer dte vierHerren, denen man soeben ein Vertrauensvotum erteilt habe, zur Wiederwahl vor. Diesem wird auch (entgegen dem Wunsche d-S Herm Leip art', der Abstim mung durch Zettel empfahl) durch Zuruf einstimmig stattgegeben. Der Vize-Vorst. Herr Beyer unterbreitete weiter folgenden Antrag: Das'Kollegium beschließt auf Grund der Darlegungen der Herren de« ElektrizttätSausschusseS und auf Grund des Ver trauensvotums, den Stadtrat zu ersuchen, nochmals in eingehende Erwägungen etnzutreten und zu diesem Zwecke eine neue gemein schaftliche Sitzung mit entsprechender Tagesordnung einzuberufen. Herr A.-G.-R. Dr. Bähr fragt, ob ein Vertrag bereits ab geschlossen worden sei. Herr Bürgermeister Dr. Irmer: Sachsenburg hat sich münd lich bereits erklärt. Herr A.-G.-R. Dr. Bähr: Dann sind wir an Sachsenburg bereits gebunden. Herr Beyer: Welche Folgen könnte eS haben, wenn wir' zurückireten. > Herr Dr. Bähr: Sachsenburg kann Schadenersatz ver langen. Herr Beyer: Wir würden trotzdem villeicht billiger kommen, wenn wir die Ueberlandzentrale nicht anlegen. Herr Stadtr. Zeidler: Das geht doch nicht, daß wir heute wieder kommen und sagen, der Vertrag gilt nicht, wir machen nicht mit. Herr Beyer: Man sei sich bei der Abstimmung am 25. Januar der Tragweite deS Beschlusses nicht bewußt gewesen. Herr Bürgermeister Dr. Irmer: Leider ist es in den letzten Jahren öfters vorgekommen, daß gefaßte Beschlüsse umgestoßen wurden. Diese Praxis sei jedoch nicht geeignet, da- Ansehen der Stadt zu heben. Er widerspreche ganz entschieden der Behaup tung, es habe Unklarheit geherrscht, er hätte geflissentlich mit der Wahrheit zurückgehalten. Unsicherheit sei dadurch hervorgerufen worden, daß in außerordentlicher Weise gegen das Projekt ge arbeitet worden sei. Herr Stv. Fiedler: Er habe sür daS Projekt gestimmt und werde auch wieder dafür stimmen. Man möchte aber doch wissen, wie hoch sich die Abnahme an Strom für Licht und Kraft belaufe« wird. Herr Bürgermeister Dr. Irmer: DaS liegt bereits vor. Herr Stv. Leivart: In der Ausschußsitzung ist gesagt worden, daß etwa W Motore und 300 bis 400 Lampen aage- schlossen würden. Herr Stv. Schramm: Bei Errichtung des Elektrizitäts werks habe man beschlossen, außer GunnerSdorf keine Landgemein den mit Strom zu versorgen. Herr Stadtr. GurckyauS: Die Behauptung, ^s sei alles klipp und klar gewesen, treffe nicht zu. Dte in der «Sitzung vom 25. Januar gegebenen Zahlen ständen in keinem Verhältnis zu den wirklichen Ausgaben. Herr Bürgermeister Dr. Irmer: Er enthalte sich jetzt jeder Bemerkung hierzu. Herr Sto. Költzsch: Unter keinen Umständen ist er dafür, daß die Beschlüsse wieder über den Haufen geworfen werden. Wenn Frankenberg eine Zukunft haben soll, io liege diese Zukunft aus der Elektrizität. (Sehr richtig!) Die Unterzeichner der Denk schrift seien nicht Fachleute, die sür ihn waßg>bend sein könnten. Man könnte auch sag. n, der Elektrizitätsausschuß habe einen Druck auf das Kollegium au-geübt. Er hätte aus dem KrantenhauS- und Bürgerbeunaueschutz schon öfters auStreten können; er be- irachte sich sür diesen Ausschuß auch als Fachmann, man könne nicht von dem ElektriztiätSauSschuß als alleinigen Fachausschuß reden. Man möge sich ein Obergutachten von einem berufenen Fachmann ausarbeiten lasten. Es wäre vielleicht angebracht ge wesen, daß die vier Stadtverordneten deS Ausschuss s heute an wesend gewesen wären und ihre Ansicht vertreten hätten. Herr Beyer sucht das Fernbleiben der Herren zu rechtfer tigen, er hätte es auch für das Beste gehalten, daß sie der Sitzung nicht beiwohnen. An der weiteren Debatte, die in der bisherigen Wette fort- ging und schließlich durch einen Schlußantrag adgcschnitten wurde, beteiligten sich noch die Herren Bürgermeister Dr. Irmer, Schulrat Dr. Hözel, Stadtr. Gurckhaus, Sto. Dr. Költzsch, Stadtr. Zeidler und Vtzevorst. Beyer. Herr GurckhauS erklärte, eine persönliche Schärfe gegen den Herrn Bürgermeister dätten seine Worte nicht haben sollen. Der Antrag des Herrn Beyer wurde von der Mehr« h',eit ab gelehnt, dagegen fand der Antrag des Herrn Dr. Költzsch, ein Obergutachlen einzuholen, einstimmige Annahme, allerdings mit dem Zusatzantrag Beyer, dte weiteren Verhandlungen bis dahin einzustellen. Herr Bürgermeister Dr. Irmer erklärte hierzu, dies könne nur eine Anregung sei«, auf die der Rat nicht etnzugehen brauche. Die übrigen Punkte der Tagesordnung wurden schnell er ledigt. Ein von F auWllhelmtne verw. Schubert hier für den Friedhof gestiftetes Geschenk 1» Höhe von 300 Mark nahm man mit Dank an. Von den Zinsen diese- Kapitals sollen die Fami liengrabstellen bis zu ihrem Verfall (30 Jahre) erhalten werden. Später sollen sie für gärtnerische Zwecke inerhalb deS Friedhofs Verwendung finden. Die Neupflasterung der RathauSgasse, wofür 1650 Mk. benötigt werden, stellte man auf Antrag der Hrren Agsten und Schramm für nächste-Jahr zurück, und zwar mit Rücksicht auf dte großen Schäden durch das Hochwasser. Besonders an der Nixstembrücke machen sich erhebliche Ausbesserungen nötig. Dte Erklärungen deS Herrn Stadtr. Baumeister Nestler gegenüber den Behauptungen deS Herrn Stv. Brettseld stellte man zurück, da letzterer in der Sitzung nicht anwesend war. Von dem Geschenk deS Herrn Stadtrat Sanitätsrot Dr. ^Birkner für die FrtedhofShalle (Beschaffung eines Seklions- iischcs nebst Zubehör), sowie von dem Geschenk eines Ungenannten für die FrtedhofShalle (40 Stück Stühle) nahm man unter ' Ausdruck des Dankes Kenntnis. Vom Vorsitzenden wurde der Bericht deS RahrungS- mittelchemikrrS Dr. Prager über Beanstandungen im Jahre 1908 zur Kenntnis gebracht. Herr Stv. Schramm regte hierbei an, den von auswärts kommenden Händlern, di« im Umherzichen ost recht minderwertige Ware verkaufen, insbesondere noch nicht völlig reife neue Kartoffeln, möglichst wenig Unterstützung zuteil werden zu lasten, ev. sie zu kontrollieren. Für die hiesigen Feuerwehren und das freiwillige Pio- nierkorpS bewilligte man als Entschädigung sür die Dienst leistungen anläßlich deS Hochwassers insgesamt 837.75 Mk. H rr Str. Brandmeister Zeidler befürwortete warm die Bor lege. Von den Leuten, die am RettungSwerk mitgeholien haben — es sei wirklich viel geleistet und tüchtig gearbeitet worden —, seien mehrere krank geworden, einer habe sogar Lungenentzündung bekommen. Manchen seien die Stunden, die sie beim Hochwasser tätig waren, vom Lohn gekürzt worden. Boa den Firmen, die Hilf« verlangt haben, sollen die anteilige« Kosten der Entschädigung Vie mir« M«be immer Marine. * Der Prozeß gegen den früheren Kapitän zur See Berger -und den Schriftsteller Dr. Jlgenstein, die einer ganzen Anzahl von hohen Seeoffizieren wegen der Verabschiedung Bergers die schwersten Vorwürfe gemacht hatten, ist zu Ende; aus den einwöchigen langen Verhandlungen ist unsere Kriegs-Marine und deren oberste Leitung unberührt hervor gegangen, ihre weiße Wäsche hat nicht den leisesten Fleck erhalten. Das Publikum im Gerichtssaal rief Bravo, als das Gericht für Berger von einer Gefängnisstrafe absah und auf 5000 Mark Geldstrafe erkannte, während gegen den geflüchteten Dr. Jlgenstein die Verhaftung beschlossen und die Strafe auf sechs Monate Gesängnis festgesetzt wurde, aber die Richter haben doch kein.n Zweifel an der vollen Schuld des ersten Angellagten gelassen. Nichts, rein gar nichts von allen seinen Behauptungen und Angriffen ist, wie gesagt, bewiesen, und wenn nur auf Geldstrafe erkannt wurde, geschah daS, weil der Gerichtshof seinem Gemütszustand Rechnung trug. Kapitän Berger hatte sich in den Irrtum und in li« Anschauung, aus welchen heraus er handelte, dermaßen versenkt, daß er sich davon nicht mehr freimachen konnte. Niemand hat ihm übel ge wollt, aber es fehlt ja heute in militärischen, wie im bürger lichen Leben nicht an Persönlichkeiten, die stets meinen, sie würden zurückgesetzt. Und zu ihnen gehörte auch der einstige Kapitän Berger. Im Ausland noch weit mehr, als in einzelnen deutschen Kreisen hat man wohl geglaubt, die deutsche Marine würde nicht vor diesem Schritt in die Öffentlichkeit bestehen können, da „irgend etwas überall mal vorkomme". Es ist aber nichts vorgekommen; irren kann ein jeder Mensch, bewußte Absichten zur Schädigung eines Einzelnen dürfen indessen nicht bestehen. So äußert sich ein Fachmann, Kapitän Graf Reventlow, in der „Tgl. Rdsch.": Kein Unparteiischer wird dem Eindruck sich entziehen können, daß bei der Ausstellung der Führungs-Zeugnisse, bei der Abhaltung von Kritiken und im Ehrengericht und endlich auch im Betrieb des Marine- Kabinetts mit hoher Gewissenhaftigkeit, Sachlichkeit und Wohlwollen gearbeitet worden ist. Es war ein richtiger Gedanke und Entschluß, die beteiligten See-Offiziere von ihrer dienstlichen Schweigepflicht zu entbinden und damit dem üblichen Gecrde von den unsichtbaren, dunklen Mächten den Boden zu entziehen. Das ist hier gründlich geschehen. Der Dienst in der Marine bietet eine solche Vielseitigkeit, daß es wenige Veranlagungen gibt, welche nicht im Interesse deS Dienstes und der betreffenden Persönlichkeit ausgenützt werden könnten. Wer trotzdem nicht auf seine Kosten kommt, kann es vielleicht nicht sich, aber auch nicht dem Ganzen und den Vorgesetzten zum Vorwurf machen. Die Konsequenzen, die Berger daraus gezogen hat, sind einfach ungeheuerlich. Sie führen schließlich dazu, jede vermeintlich ungerechte Be urteilung eines Offiziers zum Gegenstand einer Vollsstimmung zu machen. Wir möchten die Leitung eines privaten Unter nehmens sehen, die in solche Dinge sich irgendwie hinemreden ließe. Dem Admiral Schmidt hinsichtlich der Dienstzrugnisse einen Vorwurf zu machen, ist unmöglich. Und selbst wer verlangt, daß Vorgesetzte keinen Irrtümern unterworfen sein sollen, könnte hier nichts aussetzen, weil Großadmiral v. Köster, der Berger genau kannte und ihm hohes persönliches Wohl wollen cntgegenbrachte, sich durchaus auf den Boden der Schmidtschen Beurteilung stellte. Aeußerungen aus dir von Deutschland ausgegangene An regung zu einer gemeinsamen Vorstellung in Bel grad vor. ES gibt aber Anzeichen dafür, baß eine Ver ständigung hinsichtlich dieses Schrittes zwischen Deutschland, Frankreich, England und Italien zu erwarten ist, sodaß es in der Hauptsache von der Entschließung der Petersburger Regierung abhängig sein wird, ob in nächster Zeit eine ge meinsame Aktion zustande kommt. Pari-. Nach einer Londoner Meldung des „Matin" wurde dort gestern in diplomatischen Kreisen versichert, daß das Auswärtige Amt über die Haltung Deutschlands sehr unbefriedigt sei. Paris. Nach einer Belgrader Meldung des „Petit Parisien" erklärte der Minister Nowakowitsch in einer Unter redung, daß Serbien den Besitz eines Gebiets- strcifens erhalten müsse, der eine direkte Verbindung mit dem Adriatischen Meere gestattet. Dies sei sür Serbien eine Lebensfrage. Paris. Wie daS „Echo de Paris" aus London meldet, soll daS Petersburger Kabinett die Ansicht ausgedrückt haben, daß ein Kollektivschritt der Mächte bei Serbien unannehm bar sei. Das Londoner Kabinett werde sich dieser Ansicht anschließen. Rom. Der Standpunkt Deutschlands, betreffend eine Intervention zwischen Oesterreich und Serbien, wird hier gebilligt. Oesterreich betrachte ebenso wie Frankreich einen Kollektivschritt in Wien für inopportun, weil er 1. aussichts los sei, 2. Oesterreich verletze und 3. Oesterreich das Recht für sich habe, während das Unrecht auf Seiten Serbiens sei. Belgrad. Gestern vormittag unterzeichnete König Peter den UkaS, durch den die neue Regierung ernannt wird. Das Kabinett wird als Kriegskabinett bezeichnet. vir fittegrgeksbr. lieber die Auffassung der Lage in Wien wird den „L. N. N." von ihrem dortigen Mitarbeiter telegraphiert: Auf dem Auswärtigen Amt erhielt ich heute die Aus kunft, daß die Situation unverändert sei; es scheine aber,' als ob man sich m Belgrad des Ernstes der Situation bewußt zu werben beginne. Falls aber die neue serbische R gierung wirklich das berüchtigte Memorandum an die Großmächte adfchlcken sollte, weide man es in Wien unerösfnet zurück senden. Uebrigens ist der österreichische Gesandte in Belgrad, Graf Forgach, bereits in Wien cmge- troffen und hat Fryin. v. Aehremhal Bericht erstattet. Man bestreitet an maßgebender Stelle entschieden, daß die Reise Forgachs eine maskierte Abberufung sei. Wenn nicht unvor hergesehene Zwischen,alle einlreten, werde Graf Forgach binnen kurzem auf feinen Posten zurücklehrrn. Man eiwartet hier mit Ungeduld die Unterzeichnung des österreichisch türkt ich en Vertrags über die Abtretung Bosniens und der Herzegowina, weil alsdann der Eigentumslitel Oesterreichs ganz unantastbar geworden sei und Oesterreich bann in der Abwehr serbischer Ansprüche noch entschiedener austreten könnte. Die Anregung der deutschen Regierung zu einem kollektiven Schrnt der Mächte in Belgrad begrüßt man hier sehr sympathisch, steht aber dem Erfolg desselben skeptisch gegenüber, da die Haltung Rußlands noch immer eine zweideutige ist. Man hat hier sichere Kunde, daß Rußland in London ulid Paris erklärt hat, duß es, salls es zum Kriege komme, an Serbiens Seile kämpfen müsse.' Aber man ist hier geneigt, diese russische Drohung sür einen Bluff zu hallen. Man weiß hier, daß Frankreich die allergrößten Anfliengungen macht, um Rußland zum Verbleiben un curopäifchen Konzert zu bewegen, da Frank reich durchaus nicht geneigt ist, sich wegen Serbien in einen euivpä.fchen Krieg verwickeln zu lassen. lieber eine deutsche Zilkularnote wird aus Wien gemeldet: Die OrientveiHandlungen der Mächte drehen sich gegen wärtig um eine deutsche Zirlularnote, in der eine gemetn- same Erklärung im Ramen Europas angeregt wird d e in Belgrad zu eifolgen hat und wohl das letzte Mittel sein dürfte, den bedrohten Frieden zu retten. Frank- rrlch ist tn dankenswerter Weise bemüht, Rußland sür diesen deulfchen Vorschlag zu gewinnen. Lollle die Jntervenilon in Belgrad zusiandrtommen und wenigstens soviel Enolg haben, daß die drohendste Gefahr beseuigt wird, so bürste ihre vollkommene Zerstreuung doch erst einer europäischen Konjcienz gelingen. Denn daß Serbien sich ohne irgend welche Zugeständnisse zuiriedcn gibt, darf man nach der Hart- näckigleit feines bisherigen Verhaltens kaum erwarten. * Die neuesten Depeschen lauten: Berti«. Bis heute früh liegen noch keine offiziellen 4. Sttrntl. Zltrung äer Ztsätversnineten. M'ttwoch, den 24. Februar 1909, abends 6 Uhr. (Nichtamtlicher Bericht.) * Die Schaffung einer Ueberlandzentrale des Elek trizitätswerks wurde zur cau8o oöldbrs der Sitzung. Der Zuschauerraum war überfüllt. Trotzdem kann man nicht von einem großen Tag reden. Die Aussprache über die Er weiterung des Elektrizitätswerks und die damit im Zusammen hang stehenden Vorgänge hatte eher recht kleine Momente, geeignet, die Lust am weiteren Schaffen für das Vorwärts- kommcn unserer Stadt den dafür sich verwendenden Herren zu nehmen. Durch den stellv. Vorsitzenden Herrn Bankkass Beyer wurde besonders ein von einer Minorität des Kolle giums ausgehender Antrag vertreten, der darauf hinausging, den in der geheimen gcmeinschafllichen Sitzung vom 25. Jan. gefaßten Beschluß wieder aufzuhebcn. Der Antrag wurde jedoch von der Mehrheit abgel-hnt. Diese Abstimmung spiegelte ohne Zweifel die Meinung der Mehrheit der gesamten Bürger schaft wieder. Auch bei den Besuchern des Zuschauerraums herrschte die Ansicht vor, daß man die Ueberlandzentrale schaffen müsse, wolle Frankenberg endlich rorwärts kommen. Der Beschluß, ein Obergutachten rinzuholen, ist zu begrüßen, auch große Städte lassen sich bei großen Projekten Gutachten von Autoritäten unfertigen, die außerhalb der Gemcinde-Jn- tressen stehen. Dem Ergebnis der Begutachtung des Projekts, wie auch der Denkschrift der Herren des Elektrizilätswerks- ausschusses wird man mit großem Interesse entgegensetzen. Sollten alle Angaben in der Denk chrift richtig sein, dann werben allerdings auch die Freunde deS gegenwärtigen Pro jekts sich befchelden und auf neue Wege sinnen, wie man die Ueberlandzentrale vorteilhaft anlegen und verwerten könne. Ueber den Gang der Verhandlungen geben wir nachstehenden Bericht: Den Vorsitz führte Herr BIzevorsteher Beyer. Er brachte zunächst dte Emgänge zur KenntmS, darunter ein Gutachten des H.rrn RealschuldirekiorPros.Dr. Hörnig zu der in einer früheren Sitzung gegebenen Anregung deS Herrn Stv. Schweitzer, die Progymnastalklafsen aufzuheb n, falls der Besuch zu ichwach ist. Aus der von Herrn Prof. Dr. Hörnig gegebenen Tidelle geht hervor, daß die Gelamttrequenz der Piogymnastalkiassen zurückgegangen, der Besuch aber noch so stark ist. daß eine Auf- henung nicht ratsam wäre. Die Gesamt-Schülerzahl würde jeden falls durch die Aushebung beträchtlich zurückgehen, wie überhaupt dte Anstalt schwer geschädigt werden würde. — Vom Lehrer kollegium der Realschule war ein Dankschreiben für die Gehalts erhöhung etngegunaen. Die weck reu Eingänge betrafen das Elektrizitätswerk und zwar lagen vor eine umfangreiche gedruckte Denkschrift über die Erweiterung des Elektrizitätswerks von den Mitgliedern des Elektrizitätswerks-Ausschusses Herren Gurckhaus, Rau, Schweitzer, Seifert und Steiner, terner eine Zuschrift des Herrn Stv. Steiner, die in recht drastischer Weise sich gegen das tn der Bürgerschaft vielbesprochene Projekt wendet, sowie ein Schreiben der Herren Rau, Seifert, Sieiner und Schweitzer, in welchem diese Mitteilen, dag sie sich in ihrem Recht als Mitglieder des Elektrizttälswerks- ausichusses zurückgesetzt fühlen, weil eine Vorlage nicht erst dem Ausschuß zur Vorberatung überwiesen wurde Sie halten es sür rin Unglück für die Stadt, wenn das Projekt ausgeiührt werde und sehen in der Abstimmung in der geheimen gemeinschaftlichen Sitzung vom 25. Jaaaar einen Beweis dafür, daß sie nicht mehr das Vertrauen des Kollegiums besitzen. Sie legen deshalb ihre Aemter tn dem Ausschuß nieder. Herr Stv. Schramm berichtete über diese Angelegenheit. Der Rat hat für Herrn Str. Gurckhaus, der trotz Zuredens sein Amt nicht wieder annahm, Herrn Stadtr. Schieck tn den ElektrizitälSwerls-Ausichuß gewählt und an dessen Stelle in den Einschätzungs-Ausschuß Herrn Stadtr. Gurckyaus. Herr Schramm schlägt vvr, die Gründe der Herren Rau, Seifert, Steiner und Schweitzer für ihre Amisniederlegung anmerkennen. Der die Sitzung leitende Herr Vizevorsteher Beyer führte .aus, die Gründe müsse man unbedingt für berechtigt eiklärrn und sie billigen. Ec empfiehlt folgenden Antrag zur Annahme: DaS Kollegium erklärt die Gründe der Amtsniederlegung für berechtigt und billigt sie.auf G und ihrer Darlegungen. X Demgegenüber ist Herr Vorsteher A -G.-R. Dr. Bähr anderer Ansicht. Ec bedauert den Entschluß der Herren des Prinzip- Halder. Die Behauptung der Herren, daß sie das Vertrauen des Kollegiums nicht mehr besitzen, sei falsch. Wenn ihr Vorgehen zum Prinzip erhoben würde, dann könnte man in jeder S bring die Ausschüsse neu beuchen. Die Herren müßten vielmehr eine Ehre darein setzen, zu suchen, wie daS Projekt am besten gefördert werden könnte. Vom rechtlichen Standpunkt aus sei so das Vor gehen der Herren nicht zu billigen. Anders der praktische Staud- pankt. Wenn dte Herren erklären, wir machen nicht mehr mit, so könne das Kollegium verlangen, daß sie im Ausschuß bleiben. Aber wohin sollte das führen! Gründe sür ein Fernbleiben lohen sich finden und so wäre der Ausschuß einfach unbesetzt, da niemand zu den Sitzungen kommen wurde. Deshalb sei eS vom praktischen Standpunkt zu empiehlen, andere Herren zu wählen. Zur Sache selbst meinte Herr Dr. Bähr, nicht mit Absicht, sondern nur unter dem Druck der Verhältnisse, well keine Zeit blieb, sei die Vorlage dem Ausschuß nicht nochmal- übergcven worden. Er
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