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H 89 Mittwoch, de» 17. Februar IW» AMU für die MM MhiGlmmsW Müll, dar MM AmkMt M dm Kladlral zu KMkMt i. Berantwortltcher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von E. G. Roßberg in Frankenberg 1. Sa. Erscheint au jedem Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 50 H, monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats 5 früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen ad bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. hmf- 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. 1 MI» UMM« Anzeigenpreis: Die S.gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt* i« Redaktionsteile 35 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarts. KL» Nachweis und Offerten-Annahme werden LS .) Extragebüjr berechnet. Juferateu-Anuahm« auch durch alle deutschen Annonce»-Expeditione«. Maßregeln zur Bekämpfung -er Blutlaus betr. Die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschast weist die Besitzer von Obstbäumen erneut auf die ihnen obliegende Verpflichtung hin, diese Bäume auf das Vorhandensein der Blutlaus zu untersuche« und eventuell die Vertilgung dieses Schädlings energisch zu betreibe«. Ueber das Wesen der Blutlaus und die wirksamste« Bekämpfungsmethoden enthalten die in den Gemeindeämtern und Schulen aushängenden Plakate das Nötige. Hier nach ist die Blutlaus am leichteste« u«d wirksamste« im Frühjahre (in der Zeit bis mit Mai, in der der blattlose Zustand der Bäume das Erkennen der befallenen Stellen besonders erleichtert) zu bekämpfen und ist deshalb den Besitzern der durch die Blutlaus ge fährdeten Obstbäume (als solche kommen die Arpfelbäume und in geringerem Grade auch die Birnbäume in Betracht) anzuempfehlen, sofort mit der Untersuchung der betreffenden Bäume zu beginnen. Die Ortspolizeibehörden und im übrigen Polizeiorgane erhalten Anweisung, über die Befolgung vorstehender Anordnungen zu wachen und Zuwiderhandlungen anher anzuzeigen. Auch wird sofortiger Anzeigeerstattung in solchen Fällen entgegengesehen, wenn die Blutlaus austreten oder schon ein Verdacht des Auftretens derselben begründet sein sollte. Die Amtshauptmannschast behält sich vor, mit der Revision der gefährdeten ObstbSume einen Sachverständigen zu beauftragen. Flöha, am 12. Februar 1909. Lte Königliche Amt»hanptma««schast. Bekanntmachung für Oberlichtenau. In Gemäßheit der bestehenden Vorschriften werden alle Personen, welche an hiesigem Orte ihre Einkommcnsteuerpflicht oder ihre Ergänzungssteuerpflicht zu erfüllen haben, dmen aber bis jetzt die Steuerzettel nicht haben behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Gemeindebehörde zu melden. Oberlichtenau, am 16. Februar 1909. Der Gemeindevorstand. Reimer. vle Oerbrecder-kpiäemir. erd:. Die weibliche Bevölkerung der Reichshauptstadt ist voller Auflegung; das Tre ben eines «»scheinend geistig nicht normalen Verbrechers, der mit einem Messer schon einer ganzen Zahl von Frauen und Mädchen mehr oder minder schwere Verletzungen beigebracht hat, hat eine gewaltige Angst vor solche» Ueberfällen hervorgerufen. Der Messerheld operiert so schnell, daß die gestochenen Personen kaum in die Lage kommen, sich der Tat recht bewußt zu werden, und ist im nächsten Augenblick schon wieder verschwunden. So ist es schwer, sich genauer über seine Persönlichkeit zu unterrichten und festzustellen, ob es nur ein einziger ist, dem diese Bru talitäten zur Last fallen, oder ob mehrere dabei beteiligt sind. Es ist erklärlich, daß diese Vorkommnisse eine große Beunruhigung veranlassen; sie wären in einer mittleren oder kleineren Stadt bei dem dortigen ruhigen Verkehr gar nicht möglich, und der Schauplatz solcher und ähnlicher Bestialitäten kann daher immer nur eine ganz große Stadt sein. Außer in London, wo vor einer Reihe von Jahren solche Attentate auf Frauen in noch grauenhafterer Weise vorkamen, sind sie sonst nicht weiter in größerer Zahl vorgekommen. ES ist traurig, daß ein solche» viehisches Treiben sich zu einem regelrechten Blutdurst und Wahnwitz au»wachsen kann, aber darum ist noch nicht erwiesen, daß ein solcher Schurke nun wirklich nach unseren Begriffen geistig nicht normal ist. Man sollte im vorliegenden Falle, wie in so manchem anderen, von den Verbrechern in der Tat nicht besser denken, wie sie es verdienen. Bei diesen Ereignissen nimmt man an, ein vernünftiger Mensch könne solche Abscheulichkeiten nicht begehen; aber leider passiert nur zu viel, was man überhaupt nicht für menschenmöglich halten sollte, Wenn der Berliner Messerstecher nicht recht zurechnungsfähig wäre, müßte man ihn wohl schon ermittelt haben, denn auf die anormalen Leute, die als solche bekannt sind, wird doch gewiß von ihren Angehörigen geachtet. Es ist auch ganz leicht möglich, daß diese verruchte Handlungsweise mehrere rohe Patrone auf gestachelt hat, sodaß es sich keineswegs um einen Einzelnen zu handeln braucht. Wir brauchen uns heute über nichts mehr zu wundern, das muß leider gesägt werden, die Entartungen des Gemüts sind zu weit gediehen. Aber wir sollten auch ernsthaft be- derffen, ob diese Roheits-Verbrechen nicht exemplarischer ge züchtigt werden sollten, wie andere Straftaten'. In einer parlamentarischen Verhandlung ist neulich wieder die Prügel strafe als Abschreckungsmittel hervorgehoben; sie wirb kaum in die deutsche Justiz wieder eingeführt werden, aber wir dürfen nicht denken, mit Humanität allein Verbrecher bessern zu wollen. Sehr, sehr deutlich ist das in der „freien, gleichen und brüderlichen" Republik Frankreich bekanntlich zum Aus druck gekommen, wo Volksvertretung und Bevölkerung in der großen Mehrheit gegen die Abschaffung der Todesstraje waren. Müde, die keine Anerkennung und keinen Dank erweckt, kann auch zu einer Gefahr, zu einer fahrlässigen Förderung der Roheiten werden. * * Verli«. Die wachsende Zahl der Messerattentate auf Frauen und Mädchen in Berlin veranlaßte den Polizei präsidenten v. Stubenrauch, die Belohnung auf die Er greifung des Täters von 1000 Mark auf 3000 Mark zu erhöhen. Ferner hat der Polizeipräsident an sämtliche Polizei behörden des -andeSpolizeibezirks Berlin folgende Verfügung erlassen: „Eine Reihe von Ueberfällen, die in den letzten Tagen auf weibliche Personen verübt worden sind, läßt eine verstärkte Straßenaussicht für den Landespolizeibezirk Berlin notwendig erscheinen. Ich ordne deshalb an: Die im Straßen dienst beschäftigten Beämten der uniformierten Schutzmann schaft, der Kriminal- und Sittenpolizei des Landespolizei bezirks Berlin haben besondere Aufmerksamkeit auf allein- gehende Frauen und Mädchen zu richten, die Annäherung fx. Kirchenkonzert a« 18. Fetrnor. Diese im Re daktion«- und Inseratenteile des Tageblattes schon erwähnte Veranstaltung dürfte, da sie zugleich als Akt einer MendelS- sohn-Jubüäumsferer gedacht ist, das weiteste Interesse aller Musikfreunde von Stadt und Land finden. Angesicht» der vielen Mühen, welche hilfsbereite Solisten und Lhorgruppen verdächtiger Personen zu überwachen und die zum Schutze angegriffener weiblicher Personen unter Festnahme des Täters erforderlichen Maßnahmen sofort Zu treffen. Alle dienstfreien Beamten der uniformierten Schutzmannschaft, der Kriminal- und Sittenpolizei haben sich möglichst viel auf den Straßen zu bewegen und, so weit nötig, in gleicher Weise zu verfahren." Berlin. Außer den bereits gemeldeten Ueberfällen wurden gestern in Nixdorf, in der Lausitzerstraße und in der Schönhauser Allee Massenattentate auSgesührt. In Rixdorf wurde eine Frau plötzlich in den Unterleib gestochen. Der Stich durchbohrte beide Seiten einer Einkaufstasche, die die Frau in der Hand hatte, und verursachte eine 1*/, am tiefe Wunde im Unterleib. Als die Frau aufschrie, wurde sie von dem Manne an der Kehle gepackt und gewürgt. Er ließ erst los, als Passanten hinzukamen. Vor dem House Lausitzerstraße Nr. 26 wurde eine Frau, die von einem Aus gange zurückkehrte, gegen 6'/, Uhr abends von einem Manne überfallen, der ihr einen Stich in die rechte Hüfte versetzte, der mit großer Wucht geführt war. Das Werkzeug, anscheinend ein Messer, prallte jedoch am Korsett ab, sodaß die Frau unverletzt blieb. Das dritte Attentat erfolgte vor dem Hause Schönhauser Allee Nr. 9. Dort erhielt eine Frau von einem Manne mit einem Schlagring einen Schlag vor den Unter leib. Die Frau blieb unverletzt. In allen drei Fällen ge lang es den Tätern zu entkommen. Wie gestern abend spät noch bekannt wurde, ist in Lichtenrade ein Mädchen von einem Unbekannten überfallen und in die rechte Hüftseite ge stochen worden. Das Mädchen blieb jedoch unverletzt. Auch in diesem Falle entkam der Täter. Lum Kapitel ftttberlcdtemattung. Seck ein paar Tagen gehen durch die Blätter allerlei Klagen über Zurücksetzung deutscher Pressevertreter bei den letzten Berliner Hosfesten. Die Klagen sind auch nicht ganz unsubstanziiert: am Sonnabend hat eine offiziöse Note sie sogar in der Hauptsache bestätigt. Auf der Musikempore sei nur Platz für zwei Deutsche, den Hosberichterstatter des Wölfischen Bureaus und den Berliner Mitarbeiter der „Leipziger Illustrierten Zeitung", gewesen; im übrigen hätten nur englische Herren Zutritt erhalten, „die eigens für diesen Zweck in Berlin eingctroffen wären". Die „Berl. N. Nachr." fragen mit Recht, was man wohl in England sagen würde, wenn in einem ähnlich gelagerten Fall deutsche Zeitungsleute Wit der gleichen merkwürdigen Motivierung den einheimischen vorgezogen wären. Derlei ist ohne Frage verletzend und unwürdig zugleich. Trotzdem möchten wir nicht dazu raten, den Schmerz der Gekränkten in ungezählten Artikeln ausströmen zu lassen. Tatenlose Klagen sind zu nichts nütze. Wer ewig jammert und hinterher den Degen einsteckt, gerät in Gefahr, zur komischen Person zu werden. Gegen dergleichen Praktiken, die ja leider häufig genug und nicht ausschließlich von höfischen und Regierungsstellen geübt werden, gibt's nur ein Mittel. Ein Mittel zudem, das unweigerlich Erfolg verheißt: die Organisation, die Selbsthilfe auf dem Wege des Zusammen- fchlusseS, wenn's nicht anders geht, den Streik. Wer die Mittler der Ocffentlichkeit nicht mag, muß sich halt ohne Oeffentlichkeit behelfen: das ist eine übersichtliche Parole, und die wirkt. Nun ist ja richtig: die Leute, die in die Zeitungen schreiben, sind nicht zugleich ihre Besitzer; ein Interessen gegensatz ist auch da denkbar und ost genug sogar vorhanden, und das mag im Einzelfalle Organisation und Selbsthilfe hemmen. Aber bei dem Geist, in dem der Verband deutscher Zeckungsverleger geleitet wird, ist wohl anzunehmen, daß die dieser Ko-Poration Angeschlossenen ohne weiteres eine Abwehr aktion ihrer Redakteure mitmachen würden. Und mit solchen Hilfstruppen sollte es doch nicht schwer fallen, würdelosen Nachrichtenhunger, wenn er da und dort sich noch äußert, niederzuringm. OerMder mut ZScbtlrcdet Frankenberg, 16. Februar 190». -f-* Heimatschntz. Einen zeitgemäßen und praktischen Beschluß, um der Verschleppung von Altertümern und Kunst sachen durch umherrrisende Händler zu steuern, hat der Stadt rat zu Eibenstock i. E. gefaßt. Er versendet an alle Haus haltungsvorstände in Eibenstock eme gedruckte Aufforderung, daß alle für die Ortsgeschichte oft sehr wichtigen Gegen stände, wie Bücher, Schriften, Bilder, Geräte, Trachten usw. ans alter Zeit, bei etwa beabsichtigter Ver äußerung erst dem Stadtrat angeboten werden, damit sie der Staack erhalten bleiben und ihre Geschichte mit veranschaulichen helfen. Auch in unserem Frankenberg ist eine Bewegung im Gange, welche darauf hinzielt, das Interesse an der Volkk- und Heimatkunde zu fördern und im Interesse deS Heimat schutzes alle vorhandenen Altertümer in besonderen Räumen anzusammeln. Es feien deshalb jetzt schon alle, die Alter tümer im Besitz haben, gebeten, diese zu verwahren, bis man an sie mit der Bitte um Ueberlassung für rin etwa zu gründendes Heimatmuseum herantritt. Die Ausstellung anläßlich des vor mehreren Jahren hier abgehaltenen Heimat festes hat gezeigt, daß es hier viele Gegenstände gibt, die al» wertlos unter dem „Gerümpel" liegen, die aber für BolkS- und Heimatkunde wertvolle Objekte sind. Bom Reichstag. S07- Sitzung am 15. Februar, mittags 2 Uhr. Der Abg. v. Wattendorf (Zentr.) ist gestorbe». Sei» Andenken wird in der üblichen Weise geehrt. — Auf der Tages ordnung steht zunächst die zweite Lesung der Poftdampser-Bor- läge. — Die Kommission beantragt unveränderte Genehmigung. Abg. Graf Oriola (nl.), al» Referent, empfiehlt den Som- missionsbeschluß zur Annahme. Mit dem Kolonialamt lei zu gleich eine Verständigung dahin erzielt worden, daß auch die Ko- lonie Neu-Guinea ein Opfer zu bringen hab«; es seien deshalb bet diesem Schutzgebiet rund 140000 Mk. «»Zuschuß «bgestriche» worden. Nach längerer Debatte wird die Vorlage angenommen, Auch da» Zentrum stimmt dafür. ES folgt sodann die zweite Beratung de» Etat» de» Reichstags. Abg. Kaempf (fr. Vp.) wünscht sofortigen offiziellen Bericht über Kommissionsberatunge», Abg. v. Hertling (Ztr^ hält Be richte über Knmmisston-fitzungen für überflüssig, empfiehlt dagegen offizielle Berichte über die Plenarsitzungen während de» Verlauf» dieser von Stunde zu Stunde. An dieser Debatte beteiligen sich n»ch die Abgg. Basser mann (nl.), Stengel (fr. Vp.), Arendt (Rp.), Graf We»t«rp (kons.), Ledebour (soz.). Präsident Gras Stolberg erklärt schließlich, daß alle An regungen geprüft werden würden. Der Etat wird bewilligt. Es solgt der Erat desReichSeisenbahnamt». Dazu liegt eine Resolution der Budgetkommisfion vor, die eine Verbilligung der Verwaltungskosten fordert. Abg. Graf Oriola (nl.) bemerkt, seine Freunde wünschte» die Erhaltung de» ReichSeisenbahnamt» al» selbständige Behörde. Die neue Verkehrsordnung, die am 1. April in Kraft trete, sei ein große», schwierige», erfolgreiche» Werk. Der preußisch-hessi sche Eisenbahnvertrag sei für Hessen ein Segen gewarden und mancher deutsche Staat könnt« sich freue», wenn er «uch eine» solchen Vertrag abschließen könnte. Eisenbahnamtspräsident Schulz wendet sich gegen Maßnah men, die die ArbeitSfreudigkrit seiner Beamten beeinträchtigen würden. Aba. Wetzel (nl.) schildert die bisherige Entwickelung de» Reichseisenbahngedankens. Redner hofft, daß sich doch schließlich die Reichseisenbahngemetnschaft entwickeln werde auf dem Wege über eine Gesamtbetriebsmittelgemeinschaft.