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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 31.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190901310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19090131
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19090131
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-31
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
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und mehrere Wagen entgleisten. Der verheiratete Bremser Wohlleb von Schelldorf wurde bei dem Zusammenstoß so unglücklich auf da- Gleis geschlendert, daß ihm beide Beine abgefahren wurden. Er saß mit völlig abgeschlagenen Beinen eine halbe Stunde unter der Lokomotive. Er war bei vollem Bewußtsein und verblutete, ohne daß ihm geholfen werden tonnte. Nach einer wahnsinnigen Schreckenszeit von einer halben Stunde hatte er ausg-litlen. Die Maschine wurde zerschlagen, um die Leiche freizubekommen. * Durch eine» Grdstnrz zerstör!. Aus Ceuta wird telegraphiert: Eingeborene aus Tetuan berichten, daß das Dorf Romara, das 500 Kilometer landeinwärt» am Ab« hange des Gebirges liegt, durch einen Erd stürz zerstört worden sei. Ungefähr hundert Personen seien getötet oder verletzt. * Der sog. Havptmanu vo« Köpenick war Donnerstag abend in einigen Schanklokalen in Leipzig als Gast anwesend und wurde von den anderen Gästen — verherrlicht. Ein anwesender Arzt, der daran Anstoß nahm, wurde vom Wirte ans dem Lokale gewiesen!!! * Leute, die vor Schreck »uv Freude sterbeu. Eine Inspektionsreise, die einige hohe Polizerbramte in letzter Woche in New-Jork in der Nacht durch die Polizeiwachen unter nahmen, hatten einen betrübenden Ausgang. Die Ueber« rumpclung des Personals in den Wachen ersolgte in so rea listischer Weise, daß einer der diensthabenden Leutnants, John T. Crllahan von der Vernon Avenue-Revierwache, vom Herzschlag befallen wurde und vor seinem Pult leblos zu sammenbrach. Ein Gegenstück zu dem New-Iorker Polizei leutnant bilden jene Invaliden Englands, die kürzlich, als sie zum erstenmal nach Inkrafttreten des Gesetzes ihre Invaliden rente in blanken Schillingen ausbezahlt bekamen, vor Freude starben. * Eiu historischer Esel wird der Maulesel sein, der am 27. Januar noch lebend aus den Trümmern von Messina herausgezogen wurde. Er hatte in seinem Stall noch Kastanien gehabt, diese gefressen und war noch ganz munter. Daö Erd beben war am 28. Dezember früh, sodaß der Esel genau einen Monat verschüttet gewesen ist. * Eine glatte Rechnung. Ein entlassener Soldat hatte von seinem Regiment in Metz noch 15 Pfennig Brot- geld zu erhallen. Das Regiment schickte ihm den Rieseli betrag ein, zog sich aber 10 Pfennig Porto ab, sodaß die Postanweisung nur noch über fünf Pfennig lautete. Diese wurden ausgezahlt, sofort aber wieder vom Geldbriefträger al« Abtragsgebühr eingestrichen. So blieb dem Em pfänger nur das Nachsehen. Dafür ist aber sein Respekt vor bureaukratischer Ordnung sicherlich gewaltig gewachsen. * Der sparsame Schimpfer. Aus Brotterode im Schmal- kaldischen berichtet der „Hausfreund" von einem 74jährigm Manne, der ein starker Schnupfer vor dem Herrn ist und dazu noch die löbliche Eigenschaft hat, daß er die von ihm verbrauchten SchnupflabakSmengen genau notiert. Diese Notierungen haben nun das überraschende Resultat ergeben, daß er dis jetzt 11, sage und schreibe „elf" Zentner Schnupf tabak verbraucht hat. Und dabei versichert er aus das Be stimmteste, daß er recht sorgfältig mit dem edlen Stoffe um gegangen sei und nichts davon nach schlechter Schnupfer Brauch auf Rock, Weste und in den Bart verstreut habe. Er sei überhaupt ein sehr sparsamer Schnupfer! * Die Pfiffige kleine Vervborgeri«. Aus Bernburg wird folgendes Geschichlchcn erzählt: Als jüngst die Töchter schule aus dem alten Gebäude, das die Stadt für Bureaus in Verwendung nimmt, in ein altes Gebäude übergesührt wurde, sagte der Lehrer einer der untersten Klassen zu seinen Schülerinnen: „Nun, Kinder, nehmt Abschied vom alten Hause, da kommt ihr nun nie wieder hinein!" Sofort ent gegnete ihm ein kleines Mädchen: „Nanu, ich denke, hier kommt das Standesamt her." Theiler, KmiS ««d Wifieuschift. Zur „Elektra" Aufführung iu Dresden. Wie nach Schluß der Vorstellung bekannt wurde, gestaltet sich die Oper zu rascht, da sich bis dahin noch kein Verkehr angebahnt, ja, er die Kommerzienrätin noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte. Die Sch .lo mochte an ihm liegen. Er hatte seinen Besuch in der Villa säst unhöflich lange hinausgezogen und die Dame dann zweimal verfehlt. Vielleicht hatte aber der Chef dies Zögern für be scheidene r.itthaltnng genommen, denn er war gleich liebenswürdig geblieben. Daß er auch sonst mit ihm zu frieden sei, erkannte Vollrad in dem Grade, wie sich des Chefs humanes Wohlwollen zu sichtlicher Achtung steigern:. So durfte er wohl auch diese Einladung für eine Aus zeichnung nehmen. Jedenfalls war sie keinem der anderen zerren znteil geworden. Allerdings waren einige bereits Ehemänner, die die Tanne im eigenen Heim brennen sahen, andere wieder zu den Ihren heimgereist. Dagegen war es langjähriger Brauch des Kommerzienrats, seinen Angestellten am ersten Weihnachtstage ein offizielles Diner zu geben, zu dem auch Vollrad die übliche schriftliche Einladung erhalten hatte. Sei dem nun, wie ihm wolle, Vollrad sah in dieser außergewöhnlichen Einladung für den heiligen Abend eine besondere Freundlichkeit, die er hoch aufnahm. Er schickte der Frau Kommerzienrat ein wundervolles Blumengewinde und machte die sorgfältigste Aoendtoiletie, wie er sie sich in dieser Stettiner Zeit nicht mehr gestattet, so gang und gäbe ihm auch sonst oas gute Anziehen war, zu dem ihm noch immer ine früheren «ouux io->ce.i ver hallen, die ja wohl dies magere Jahr und länger durch- haüen mochten. Als er so in l?u1I ürs»» bei den Overlachs erschien, sah er aller An,en in ehrlichem Staunen auf sich gerichtet. Der Dokwrm Wo lge,allen spiegelte sich in freundlichen Blicken, wichtend pc dachte: „V-in bildsauberer Mensch, dieser Klüven. Geradezu vornehin sieht er aus. Er hat sicher bechre Tage gekannt. Aber doch gut, daß Annelise ihn nicht jo sieG. Ganz gefährlich statt.icher Mann. Wie ein junger Loco schäm er aus." Kleni-S i e spi udelle ihre Helle Bewunderung offenherzig heraus : „O wie sa-ön, Herr Klüven, haben Sie sich für uns so fein gemacht?" Er wurde rot. War wirklich um die Antwort ver legen. „Sie wollen zu Brügges, nicht wahr?" kam ihm Pie Doktorin zu Hilfe. einem ubtran» a!än zende »Geschäft für den Komdontsten. Für den Buchvertrieo der Oper allein erkält er von seinem Ber liner Verleger 110000 Mk., wozu selbstverständlich noch die Tan tiemen lür die verschiedenen Ausführungen hlnzutreten. Die Hammerstein-Oper in New-York zahlt em Einreickunasdonorar Von 20000 Mk., garantiert für 30 Vorstellungen 72000 Mk. und zahlt 24000 Mk. Leihgebühr für die Musikalien. — In Berlin wird das Werk Anfang Februar zur Ausführung kommen. Strauß' Aukuattsmustk. Anges,ch's deS gegen die „Salome" noch weiter angewachsenen Orchesters bei der „Elektra" hat man die Vermutung ausgesprochen, daß auch dieses Niesenorchester von Strauß in der nächsten Oper noch übertrumpft werden könnte! — Diese Befürchtung rst aber, wie erzählt wird, grundlos. Richard Strauß hat vor kurzem Münchner Künstlern gesagt, daß er in „Elektra" zum letzten Mal die schwere Schreibweise verwendet habe. Sein nächstes Werk werde, im Gegensatz zu „Salome" und „Elektra", absolut einfach gekästen sein; so einfach wie — eine Mozartoper. Dazu hört man, daß den Komponisten jetzt der „Tartüff" beschäftigt. WildenbruchS „Nabeusteinerin" fand bei der General probe im Sarah Bernhardt-Theater in Paris eine sebr beifällige Aufnahme. Dec Aufführung wohnte der deutsche Botschafter Fürst Radolin bei. , „Bub oder Mädel?" eine Operette von Felix Dörmann, dem Librettisten des „Walcertraums", mll Musil von Bruno Granichstädten, einem jungen Wiener Komponisten, der aus der Schule deS Leipziger Konservatoriums hervoraegangen ist, er lebte ihre Uraufführung für D utichland im Leivziaer Neun, Operettentheater und erzielte still mllchen Bestall. Die Musik weist reizende Nummern auf und verrät überall ein starkes Talent, auf dessen Weiterentwicklung man große Hoffnungen setzen darf. Be sonderes Lob verdient die geschmackvolle Instrumentation. Als Schlager seien der „Rosenwalzcr", ein „Pugoden-Dnelt" und ein „Grotesk-Marsch" (Sextett) genannt. „Alt-Heidelberg" als Over. Auf dem Umwege über Italien kommt daS allbekannte und allbcliebte Studenlenstück als Oper nach Deutschland zurück. Der Verfasser des Textes ist ein Italiener namens Colancuoni, der sich ziemlich getreu an daS Original gehalten hat; der Komponist süyit den schönen Namen Ubaldo Pocchierotti. Ec hat in den Studentenszenen mit großer Geschicklichkeit die deutschen Studentenlieder verwendet. Die Over ist nunmehr inS Deutsche zurückübersetzt. Sie wird Awang Fe bruar in Wien, später auch in Aachen und in Nürnberg auf- gesührt werden. Neret«*«»ckr1chte« «ms Kt«dt «nd Laud. Die Freie Bereinigung für staatliche Penstousver- sicherung der Privatbeamten zu Frankenberg hielt am Mon tag abend in Hugo Meyers Restaurant unter dem Vorsitz des Herrn Klepper ihre Generalversammlung ab. Der zweite Vor sitzende, Herr Lange, gab den Jahresbericht, nach welchem die Mitaliederzahl sich auf 115 beläuft. Er verlas dann weiter einen Bericht über die im November v. I. in Zwickau abgehaltene Landesversammlung, auf welcher der nationalstberale Reichstags abgeordnete Herr Landgerichtsdirekwr Dr. Heinze einen in struktiven Vortrag über die Denkschrift der Regierung zur Pen sionsversicherung hielt. Der Bericht, der das Wissenswerteste über den Vortrag enthielt, wurde mit großem Interesse ver-olgt. — Nach dem von Herrn Lohr erstatteten Kassenbericht beliefen sich die Einnahmen (Mitgliedcrbeitiäae und Zinsen) aus 115.81 Mk., die Ausgaben auf 96.91 Mk., sodaß die Kaffe einen Bestand von 18.90 Mk. zeigt. Die Neuwahl des Voisiandes wurde durch Zu ruf vorgenommen. Es wurden d e bisherigen Herren wieder gewählt, und zwar Klepper, Lange (erster und zweiter Vorsitzender), Lohr, Krauß (erster u->d zweiter K-stierer), May, Barth l (eistcr uno zweiter Schriftführer) Kleiner, Reinhold, Zeidler (Beisitzei). Zu Rechnungspnnern bestimmte man die Herren Seidel und PonaS. In den Arbeitsaus'chuß nationaler Arbeiter- und Ge- hilfenorganisationen, dessen erfolgreiche Tätigkeit man ehrend an erkannte und für den man die Erhöhung der Beiträge aus 15 P'g. für da- Mitglied beschloß, wurden wiedergewählt die Herren Schönherr. Seidel, Sestert, und als Stellvertreter Neubert, Werver, Würfel. Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde dem Wunsche AuSdrack geaeben, es möchten sich alle hiesigen Privatdeamten der Vereinigung anschließen, damit die Vertretung der Interessen der Privatbeamten sich möglichst wirkungsvoll gestaltet. Sehr wichtige Fragen sind zu erledigen, deSh ilb sollte kein Privarongestelller der Vereinigung ferndleiben. Tie Jahressteuer beträgt nur 1 Mk. * Sport und Spiel. Jedermann Skiläufer! Ratgeber iür Anfänger. Heraus- gegeben unter Mitwirkung des Leipziger Skikiubs von Dr. med. Erwin Jaeger. Mit 47 Abbildungen. Preis 1 M. Unter diesem Titel ist eine Broschüre erschienen, die geeignet ist, der Ausbreitung und Erlernung des Skilau'evs zu dienen. Es h ißt darin u. a.: Man macht in jedem Jahre die Beobachtung, daß dem Winter sport- jedesmal mehr Freunde durch die verschiedenen Arten des Schlittenfahrens gewonnen werden, als durch das Skiläufen, weil zunächst die Freude an der herrlichen Winternatur und an den oit mühelosen und deshalb reizvollen Absahrten auf den leicht baSlualertende« SchMen den »eisten genügt, »er sich aber auf diese Weise mit den Freuden der Winternatur bekannt gemocht hat und danach auch einmal dnr Versuch macht, die Skier zu benutzen, den läßt die BeUedigung, die er an dieser schönen körperlichen Hebung findet nicht mehr aus ihrem Bann. War er bisher ge zwungen, getretene Wege zu gehcn und zu fahren, so gewinnt er wtt den Skiern auf emmal d>e Möglichkeit, das Gelände an allen Stellen zu betreten wo Schnee «egt. Wie manchen sahen wir überwältigt von der Formenpracht schneebedeckterBäume im dichten Walde, nachdem ihm die Skier allein die Möglichkeit gegeben hatten, jene einsamen Stellen zu erschauen, die sonst während deS ganzen WinterS nur noch vom Wilde aufgesucht werden! Dadurch, daß man beim Skilaufen stets, auch bei Abfahrten, die MuSkeln deS Körpers anstrengen muß, schützt man sich nirgends so gut alS bet dieser Uebung gegen die Gefahren der winterlichen Kälte. Mit der Erlernung de« SkilauienS fördert man körperliche Kraft und Gewandtheit wesentlich mehr alS bei allen anderen Wintersport arten. Daher mag es auch kommen, daß sich die Schar der Ski läufer wesemlich au« der städtischen, die der Rodeler wesentlich mehr au« der ländlichen Bevölkerung zusammensetzt. Unser Karten im Ieöruar. I. C Schmidt, „Blumenschmidt", Erfurt. Noch führt der Winter sein eisige» Regiment, während aber die ganze Natur noch starr und tot erscheint, hat neue» Leben im Innern der Pflanzen bereits begonnen, eS regt sich übrräv. Blütentttzchen erscheinen bereits hier und da an den Haselnüssen, Herlitzen, Weiden, Eilen u. a.; Winterstern, Schneeglöckchen, auch Marienblümchen wagen sich hervor. Auch der Gartenfreund beginnt ungeduldig zu werden. Bei den Mistbeeten kann in vielen Gegenden bereits rege Tätigkeit beginnen, sollen sie unS doch den künstlichen Sommer bieten, Sellerie, Porree, Frühkohl aller Art, Salat, Kohlrabi, Radle» können darin auSge- fSt werden. Wer kein Mistbeet zur Verfügung hat, zieht diese Frühgemüse in Kästen im Zimmer heran. Auch Erbsen und Pussbobnen werven in solchen vorbereitet. ES sei hier darauf hingewiesen, baß Frühgemüse nur auf warmem, nicht kaltem, feuchtem Boden heranzuziehen ist. Man kann mit dem Vorkeimen der Kartoffeln b ginnen. Im Gemüsegarten steht jetzt Düngen und Kalken in erster Nicke. Milde» Wetter gestattet alle Vorbereitungen deS BodenS zur späteren Pflanzung; wenn noch tief zu graben ist, kann die» auch bet einigem Frost geschehen. In warmer Lage kann auf gehörig vorbereitetem Boden an trockenen sonnigen Stellen Hafer-, Schwarz-, Petersilien- und Zuckerwurzel, Pastinaken, Petersilie, Kerbel, Spinal, Puffbohnen, Rapontika, auch Möhren auSgcsät werden. Zur Trei berei können schon Gurten und M. Ionen im Zimmer vorgekeimt werven. Die nötigen Sämereien sind, wenn noch nicht geschehen, sofort zu be stellen, aber auch die Auswahl der anzupflanzendcn ObstbSume, Sträucher und anderer Pflanzen ist nun zu bewirken. Tie Bestellungen sollten möglichst zeitig erteilt werden, wer früh bestellt, bekommt nicht allein die Sachen schnell, sondern hat mich noch den Vorzug, da» Beste de» Vor handenen zu erhalten, außerdem werden von den meisten gärtnerischen Geschäften für frühzeitige Bestellungen Vergünstigungen gewährt. Von neuen Gemüsesorten werden „Markerbse Goldkönig" und „Stangenbohne Graf Zepp lin" sehr empfohlen. Die ObstbSume sind tüchtig zu düngen, Bohrlöcher in der Kronen traufe mit flüssigem Dünger vollgießen, Baumscheiben mit verrottetem Dünger belegen Haben wir die Kronen unserer BSume noch nicht richtig auSgelichtct, nun schnell anS Werk, BSume abkratzen und kalken; ist irgendwo Wildschaden entstanden, vorsichtig glatt auoschneiden. Verband aus L>hm und Kuhdung um die Wunden legen Zur Veredlung von Bäumen Edelreiser bestellen, Kirschen, Pflaumen kommen beim Ver edeln zuerst an die R ihe Achtw g auf dürre, zusammengerollte BlStter an den Bäumen, cs sind Schlupfwinkel für Ungeziefer. Raupcnnester aufsuchen und abbrcnnen Zu beenden ist daS Schneiden der Ziersträucher, auSlichten und zu« rückichneiden, aber nicht verstümmeln s«i Grundsatz AlleS waS seine Blütenknospen bereits vorgebildet hat, z. B. Flieder, japanische Quitte, u. a darf nicht geschnitten werden. Wer rechtz itig vorgesorgt hat für die Treiberei der Blumenzwiebeln, wird nun den schönsten Lobn haben und sich am herrlichen Flor d r Hyazinthen, Tulpen, KrocuS Narz ffen, Scilla usw. »freuen, aber kühl halte-, sonst ist die Freude nur von kurzer Dauer. Wasser ab und zu erneuern, eine Messer soitze Salz, Salpeter oder pulverisierte Holzkohle bei'ügen. Abgckühlic Blumenzwiebeln an kühlem Orte trocken stellen, im Herbst können dann die Zwiebeln nochmals im Garten auSgcpflanzt w rden. Ebenso werden abgeblühte Azaleen, Kamelien, Flieder ins Kühle gebracht. Treibkeime von Maiblumen können noch im warmen Zimmer zum Blühen gebracht werden, immer feucht und sehr warm halten bis zur Blüte, dann kühl stellen, abgetriebene Maiblumen wirft man fort. Zimm rauSsaaten in Schalen und Kästen von Begonien, Gloxinien, Lobe lien, ColeuS, Canna, Musa werden noch »orgenommen, die Rhizome der Canna, die Knollen der Begonien, Dahlien in leichter Erde angetrieben. ES beginnt die Zeit der Vermehrung durch Stecklinge, man beobachte, daß Stecklinge nicht zu tief zu stecken sind und Lust und Licht zur Entwicklung brauchen, um Fäulnis zu vermeiden. ES sei erinnert, daß Zimmeroalmen, Zimmertannen, Blattpflanzen nicht zu warm stehen wollen, sie sind empfindlich gegen Zugluft. OesterS Erde lockern, öfter» mit überschlagenem Wasser bestäuben, nicht zuviel gießen, nicht düngen, Tops« und Kübelpflanzen im Keller und anderen Uebcrwinterungß- räumen nicht völlig vertrocknen lassen frische Luft, aber nicht Frost zu- laffen. Ein schönes Vergnügen bereitet daS Ausheben einiger srühbiüh.ndcr „In der Tat. Es wird dort des Kleinen wegen pünkt lich um sieden angesteckt. Herr Kommerzienrat bemerkte es besonders, somit blieb keine Zeit zum nochmaligen Umziehen, bitte um Eutjchuloigung." „O, wir lassen uns diesen Glanz in unserer Hütte ganz gern gefallen, Herr Klüven," scherzte der Sekundaner. „Vloz ein paar Zettel mit der Warnung „Nicht berühren" könu.s Raffael schnell malen und Ihnen anstecken, sonst dürslen Sie nicht mehr tadellos in Villa Brügge ankonunen. Sme sicht Sie so verliebt an, daß eine Umarmung mit Schoco- ladcsiugern der nächste Schritt sein wird. Auf denJsaUcr- sluhi können wir aber unser Nesthäkchen nicht gerade heut festnageln." Vollrad lachte hellauf. „Ich laß es drauf ankommen. Du kannst auch eiu ganz zarter manierlicher Zephir sein, wenn's sein muß, wie, Suse-Sausewind?" Die Kleine kam heran in ihrem Hellen, weißgeschürzien Fcstkleidchen, blieb auf einen halben Meter Distanz stehen, mies zwei bluten weiße Patschhändchen und versicherte treu» herzig: „Ich tu Ihnen nichts, Herr Kiuvcu. Auch nicht, wenn ich erst Schokolade esse — dafür ist doch die Schürze da." Mutter hörte zum Glück nichts von dem beabsichtigen Attentat auf das mühsam gebügelte Staatsstück, sie war unterdes ins Weihnachtszimmer gegangen, die .Kerzen an- zustecken. Vollrad aber riß den herz:gen Schelm an sich. Ob die seidenen Rockumschläge Falten bekamen, oder die gestickte Hemdbrust zerdrückt wurde, es war ihm egal, er dachte nur: „Genau so süß muß Annelise als Kind ge wesen sein." Noch immer den kleinen Sausewind im Arm, sah er jetzt in Finis sinnend auf ihn gerichtete Augen. „Gefalle ich dir gar nicht?" neckte er. „Doch. Sehr." Und näher kommend, sagte sie gedanken voll: „Schade nur, daß Annelise nicht da ist." Er konnte nicht anders, er nahm auch das andere Mädelchen in den Arm und flüsterte dem kleinen ernst haften Ding ins Ohr: „Sehr schade, Fini. Schreib' das deiner Schwester und — — — willst du sie auch von mir grüßen?" „Ganz gewiß, und ganz zuletzt. Da kommt immer das beste," meinte das Kind mit den bedachtsamen Augen. Jetzt ertönte die Weihnachtsglocke. Beim ersten Hall fipgen ihm die Mädelchen mit einem Ruck aus dem Arm, Was war ihnen nun Herr Klüven I Versunken war die Umwelt, denn gleich würde sich hinter jener noch ver schlossenen Tür ein Paradies für sie auftun. Sie faßten sich an den Händen und standen selig beklommen, als nun aus dem Weihnachtszimmer das fchönste aller Weihnachts lieder, das unvergeßliche „Stille Nacht, heilige Nacht" er klang. In die zarte Klavierbegleitung der Mutier drinnen fielen die Hellen Kinderstimmen ein, alle, alle. Engelchöre schwebten über dem Raum. Auch des Sekundaners rauher Wechselbaß sang mit. Und nun auch Vollrad. Die Melodie kannte er. Gesungen hatte er sie nie. Niemals. Aber er summte sie mit. Daß er die Morte nicht gleich dazu hatte, niemand merkte es. Sie alle waren ja mit ihren Gedanken nur bei dem, was hinter jener Tür vorging und herrlicher noch vorgehen sollte bei ihrem Aufgang. So sah es auch keiner, daß in dem bewegten Gesicht des eleganten Mannes feuchte Augen schimmerten und ein Ausdruck tief innerer Ergriffenheit. Ja, wundersam ward ihm ums Herz. Dies süße herr liche Lied, er mußte es lernen. Das würden sie immer singen unter der Lichtertanne, — Annelise und er. In diese weiheselige Gehobenheit brauste wenige Minuten darauf ein Jubel hinein, wie er ihm so ur sprünglich empfunden gleichfalls unbekannt war. Die Kinder waren außer sich vor Glück. Insonderheit geriet Suse-Sausewind außer Rand und Band und riß die andern, das heißt Fini und Paul, in ihr stürmisches Jauchzen hinein. „Das Christkind hat die kleinen Trabanten diesmal auch gar zu reich bedacht," lächelte die Doktorin, während ihre Augen dabei mit stillem Vorwurf auf Vollrad hafteten. Und als er lachend die Schultern zuckte, konnte sie eine kleine Rüge nicht unterdrücken: „Jawohl, Herr Klüven, zu viel des Guten kann zum Unrecht werden. Meine Kinder dürfen absolut nicht verwöhnt werden. Wo sollte das hinaus? Das Leben kann kein Rosengarten für sie sein, das müssen sie frühzeitig einsehen." „Aber die Sonne, ist sie nicht für alle da? Und diese lieben Kinder, selber so voll Licht und Fröhlichkeit, — das wollen und dürfen Sie doch nicht auslüschen, liebe gnädige Frau." Fortsetzung folgt-)
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