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H Freitag' de» 12. FeVr««r IMS zrailkenberger Tageblatt S-grML^I84L Bszlvks- MW^ Anzeiger ^b^ng AMU für Sie MM AMGlimnW Wh, das MM Smtszmcht mit dm Wklüt zu IrmKMz j. §L Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C- G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. -.'-k'-i — - — Erscheint an jedem Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs» preis vierteljährlich 1 .es SO H, monatlich SO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats b H, früherer Monate 10 H. Veftellnngeu werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe» stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind,rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Für Aufnahme von Anzeige« an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. G»ch- S1. Telegramme r Tageblatt Frankenbergsachsen. - ' ' — —— — —— - Anzeigenpreis r Die s -gesp. Petitzeile oder deren Raum 1ö bei Lokal« Anzeigen 12 H; im amtlichen Teil pro Zeile 40 Z; „Eingesandt" im Redaktionsteile SS H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 2S <s Exiragebühr berechnet. Juseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditione«. Unter Hurra Men «nü crompetenrebsll. Während das „historische Ereignis" des Einzugs des englischen KönigspaareS in Berlin sich vollzog, war auch ein zweites bedeutsames Vorkommnis zu verzeichnen. Gerade in der Stunde, in welcher der glanzvolle Zug der Karossen und Wagen am Reichstagsgebäude vorüber zum Brandenburger Tor rollte, saßen im Eckzimmer des Hauses der deutschen Volksvertretung in der Finanzkommission deren Mit glieder in heißer Arbeit bei einander, und eS war endlich der erste entschiedene Schritt zu einer Vereinbarung getan. Indem die aussichtslosen Verhandlungen über die Nahlaß st euer auf Grund eines Kompromisses der Block parteien vorläufig abgebrochen und die Niedersetzung einer „Unterkommissiou" über die Aufbringung eines Ersatzes für die Nachlaßsteuer beschlossen wurde, hat die Reichstagsmehr heit, auf welche Fürst Bülow sich stützt, ihren Willen kund getan, eine Verständigung über die gesamte Reichsfinanz reform herbeizuführen. Und wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Er wird noch mancher harten Arbeit bedürfen, die kritischen Augenblicke werden schwerlich vorbei sein, aber die Kommission kann die Hurra-Rufe und das Trompen- Geschmetter, die ihre Beratungen begleiteten, als ein gutes Vorzeichen nehmen. Es nützt nichts, mit dem Kopf durch die Wand rennen zu wollen, man muß doch am Ende davor stehen bleiben. Viel Streit und Wirrwarr erspart man sich in der Politik wie im bürgerlichen Leben, wenn man sich das klar macht, und nicht allein weiß, was man will, sondern auch das Er- trebte in die rechte Form kleidet. Am selben Tage, an dem )ie Reichstagskommission sich auf den oben mitgeteilten Be- chluß einigte, wurde auch das Abkommen unterzeichnet, welches dem Marokkostreit zwischen Deutschland und Frankreich ein- für allemal ein Ende macht. Auch hier ist man auf beiden Seiten klar über das, was sein soll, sich geworden, und nun ging's mit einem Mal. Käme noch das dritte historische Ereignis, eine volle Verständigung zwischen Deutschland und England hinzu, dann dürste der 9. Februar 1909 in der Geschichte des Deutschen Reiches wirklich rot unterstrichen werden. Wie die Nachlaßsteuer ersetzt werden soll, steht noch nicht fest, aber voraussichtlich wird die Reichseibschaftssteuer so aus- gebaut werden, daß sie für die abgclehnte Steuer wirksam eintrcten kann. Wir freuen uns im Interesse eines endlichen Aufhörens des Steuern-Trubels auch, daß die Mehrheits parteien im Reichstag die Scheu überwunden haben, in Steuerfragen die führende Rolle zu übernehmen. Früher hieß es immer, nur nicht bei der Eröffnung neuer Einnahme quellen im Reiche zu dienstwillig sein, das ist Sache der Reichsregierung. Macht eine politische Partei einen bestimm ten Steucrvorschlag, so verliert sie an Kredit und an Popu larität bei ihren Wählern; so hieß es früher. Heute ist be kannt, daß nichts verstimmender für Handel und Wandel und für den ganzen Nährstand wirkt, wie die ewige Ungewißheit, was für neue Abgaben kommen werden. Am späteren Mittwoch nachmittag stattete der König dem nach seiner verewigten Schwester genannten Kaiserin Fried rich-Krankenhaus einen längeren Besuch ab. Abends um 9 Uhr war Hofball im Schlosse. Das am Dienstag so wunderschöne Wetter war Mittwoch leider rauh und win dig geworden. Der Besuch hat auch die englische Börse animiert. Deutsche Reichsanleihe stieg in Londen. * * Berlin. König Eduard hat sich zu seiner Umgebung über den gestrigen Empfang im Rathause überaus befrie digt ausgesprochen. Der König hat dem Reichskanzler Fürsten Bülow seine Bronzebüste und die Bronzebüste der Königin zum Geschenk gemacht. Der Reichskanzler hatte ge« stern eine Besprechung mit Sir Charles Hardinge. Bom Reichstag. 203. Sitzung am 10. Februar, mittags 2 Uhr. Die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern, Generaldebatte beim Staatssekretär-Titel wird fortgesetzt. Abg. Behrens (wirtsch. Vergg ) tadelt den Kölner Arrzte- streik, sowie die schwarzen Listen und tritt lebhaft für eine Auf besserung der Lage des Erzbergbaues ein. Abg. Müller-Meiningen (freis. Vp.) begründet seinen An trag auf Erlaß eines Reichstheatergesetzes und schilderte drastisch die üble Lage der Bühnen-Ängesteüten, von denen 50°/, unter 1000 Mk. Jahreseinkommen haben und nur 10°/. ein solches über 3000 Mk. Durch eine Annonce wurde eine Liebhaberin, mit herr licher Garderobe, bildschön, gegen eine Monats-Gage von 40 Mk. verlangt. Redner gibt einige Zensurstückchen zum besten und fordert die Erziehung des deutschen Volkes zu seinem eigene« Zensor. Abg. Frank (Ztr.) beschwert sich über die Handhabung deS Bereinsrechts. Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg erklärt die Regelung des Theaterwesens für eine Angelegenheit der Einzelstaaten. Abg. Wieland (dtsch. Vp.) fordert Maßnahmen zur Unter stützung des Mittelstandes. Abg. Graf Kanitz (kons.) tritt den gestrigen Ausführungen des Abg. Kämpf entgegen. Nach einer Entgegnung des Abg. Pfeiffer (Ztr.) wird der Titel Gehalt des Staatssekretärs ge nehmigt. Von den Resolutionen Arning wird diejenige betreffend Aus bau des Deutschen Handwerksblattcs angenommen. Die Zentrums- resolulion betreffend Bierhandel wild abgelehnt. Dagegen stimmen mit der ganzen bürgerlichen Linken auch die Konservativen. Die Zentrumsresolutivn betreffend Verhältniswahl bei den Kranken kassen wird angenommen. Bei der Zentrumsresolution betreffend Arbeiterschutz in der Großindustrie wurde Hammelsprung er forderlich. Es ergab sich die Annahme mit 142 gegen 119 Stimmen. Die denselben Gegenstand betreffende Resolution der Sozialdemo kraten wi>d abgelehnt. Die Resolutionen betreffend die Reserve fonds bei den Berufsgenossenschasteu werden in einer von national- liberaler Seite vorgeschlagenen Fassung angenommen. Die Strescmannsche Resolution betreffend Denkschrift über die Lage der Walzwerke wird angenommen. Die Resolution Becker be treffend Elniuhrscheine sür reine Walzwerke wird ebenfalls an genommen. Ebenso die Resolution betreffend gewerbliches AuS- kunftciwcsen und die Resolution Behrens betreffend die Denkichrift über die Lage des Erzbergbaues. Von der Resolution Müller betreffend Reichslheatergesetz gelangt nur der Teil betreffend die Buhnen-Berlagsregeln zur Annahme. Die sozialdemokratische Glashüttenresoiution wird abgelehnt. Endlich wird auch die Resolution, betreffend ein Reichsberggesetz, nicht in der sozial demokratischen, sondern in der freisinnigen Fassung angenommen. ver ffSnigrbttucd in LeMn. Dem Besuche des Königs Eduard im Rathause am Mittwoch wohnten auch der Reichskanzler und die mei sten preußischen. Minister und Reichs-Staatssekretäre bei, die von dem Könige sofort begrüßt wurden. Der Oberbürger meister Kürschner stellte dem hohen Gaste die drei Berliner Ehrenbürger, Professor Koch, den früheren Stadtverordneten- Vorsteher Langerhans und den Staatsminister, einstigen Ober bürgermeister Hobrccht vor. Eine launige Szene gab es im Festsaal. Die Mitglieder der Berliner „Liedertafel" sangen „Gott grüße Dich!" — aber der, welchem der Gruß galt, kam nicht, Eduard sah sich draußen erst genau um. So fingen die Sänger nach einer Weile denn zum zweiten Male an und diesmal klappte es. Hofmarschallstäbe gibt es im Rathaus zum Anklopsen beim Erscheinen höchster Herrschaften nicht, und so rief denn ein Stadtrat mit Stentorstimme: „Ruhe!" Der König hörte es und lachte. Um i Uhr nachmittags wohnten der König und die Kö- mgm dem Frühstück in der englischen Botschaft bei. Der König führte die Fürstin Bülow zur Tafel, eine ganz besondere Auszeichnung in diesem Fall, die Königin Alexandra nahm zwischen dem Fürsten Bülow und dem österreichisch ungarischen Botschafter Grafen Szhgyeny Platz. Nach der Tafel kehrte man ins Schloß zurück. Der König und der Kaiser hatten eine längere Unterredung, Furst Bülow und Freiherr von Schön vom Auswärtigen Amt wurden in Audienz empfangen. SäcbmcLe canäe^vnoüe. I« der Mittwoch-Sitzung zeigte zunächst Geh. Hosrat Ovitz- Treuen die Konstituierung des in der ersten Sitzung gebildeten Sonderausschusses an, worauf in die zweite Beratung des Er lasses 2, das Mindestgehalt der Hilfsgeistlichen betreffend, eingetreten wurde. Nach kurzer Debatte wurde der Antrag Leu pold angenommen, der unter Beseitigung der Worte mit „rück wirkender Kraft" die Worte einsügt: „die vor dem 1. Januar 1909 liegende Dienstzeit als Hilfsgeistlicher wird in die dreijährige Frist eingerechnet". Sodann wurde der ganze Erlaß 2 in namentlicher Adftimmuna einstimmig angenommen. Es folgte die erste Beratung des Erlasses 1, betreffend die Zulagen für Geistliche und geistliche Stellen. Nach der Vorlage soll ab 1. Januar 1909 das Mindesteinkommen der stän digen Geistlichen 2600 Mk. betragen, das nach je drei Jahren auf 3000, 3400, 3900, 4400, 4800, 5200, 5600 und nach 24 Dienst- jahlen auf 6000 Ml. steigen wird. Im ganzen werden 1001 Geist liche an der Auibesserung teilnehmen. Namens des Sonder ausschusses berichtete Geh. Hofrat Opitz. Der Ausschuß stellte den Antrag, das Kirchenregiment zu ersuchen, die Gründung einer Alterszulagenkasse nach preußischem Muster in Erwägung zu ziehen und event. der nächsten ordentlichen Synode eine entsprechende Vorlage zu unterbreiten. Der Antrag wurde angenommen. Es folgte die Beratung über den Antrag des Geh. Kirchenrat 0. Pmk und Genossen über den Religionsunterricht in der Volksschule. Geh. Kirchenrat O Pank-Leipzig begründete den von ihm vorgelegten Antrag in eingehender Weise. Die Frage bedeute eine Lebensfrage unserer evangelisch-lutherischen Kirche und damit des gesamten Volkes, weshalb es unbedingt erforderlich sei, daß sowohl die Landessynode selbst, wie das Landeskonststorium dazu Stellung nehmen. Die Landessynode habe keine Veranlassung, einen Streit zwischen Kirche und Schule heraufzubeschwören, aber sie beklage manches Wort der Schärfe auf der Zwickauer Tagung und hinterher. Vieles, was in Zwickau besprochen und beschlossen wurde, sei hocherfreultch, aber anderes wieder sehr zu bedauern. Die Zwickauer Thesen weisen der obersten Schulleitung einen Weg zur Anbahnung von Reformen. Im übrigen verwies der Redner auf seinen von unS in voriger Nummer schon veröffent lichten Antrag, der mit aller Deutlichkeit und Ehrlichkeit der Landessynode e:ne Stellungnahme Vorschläge. Im Namen des evangelisch-lutherischen Landes konsistoriums erklärte Präsident v. Zahn, °daß dieses durchaus auf dem Boden deS vorl-egende» Antrag- stehe und die darin zum Ausdruck kommenden Empfindungen teile. Zu beklagen sei die seit Monaten andauernde Beunruhigung in dieser Frage. Der Antrag wurde gegenlStimme (Schuldirektor Philipp- Dresden) angenommen. verwebe; «ml ZSebritcbrr Frankenberg, 11. Februar 1909. s «in ««fall de» KöutgS Friedrich August. Der König hat gestern nachmittag durch Ausgleiten auf der Treppe im königlichen Schloß eine Verstauchung der rechten Hand mit Bluterguß und anscheinend einen Bruch des dritten Mittelhandknochens erlitten. Eine Röntgendurchleuchtung wird heute stattfinden. DaS Befinden des Königs gibt im übrigen zu keinerlei Besorgnis Veranlassung. Am Ausgehen ist Se. Majestät der König nicht gehindert. Infolge des Unfalles mußte jedoch die zu 4 Uhr gestern nachmittag angemeldete Besichtigung der städti schen Heil- und Pflegeanstalt an der Löbtauer Straße unter bleiben, auch nahm der König nicht an dem gestrigen Kammer ball teil. Ferner sind die Besuche des Monarchen in Alten burg und Leipzig vorläufig abgesagt worden. — Der Unfall wird im ganzen Lande großes Bedauern Hervor rufen. Es sei hier der wohl allgemein gehegten Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der Unfall weiter keine Folgen haben und die Heilung sich normal vollziehen wird. — Wie den „L. N. N." noch berichtet wird, hat sich der König bei dem Sturze außer der rechten Hand auch das rechte Bein ver staucht bezw. verletzt. * * s* Die Zeitereignisse im Bilde. An unserer Bilder tafel brachten wir zwei Bilder zum Aushang, welche Vonden Ueberschwemmungen in Bad Kissingen und in Nürnberg ausgenommen wurden. In diesen Städten wur den bekanntlich besonders große Verheerungen angerichtet. — Eine weitere Photographie zeigt den Schah von Persien und seine Umgebung. Persien wird jetzt, wie wir öfters meldeten, von einer Revolution heimgesucht. f* Landwirtschaftlicher Verein Mühlbach. Der Bor trag des Herrn Gutsbesitzer Bennewitz-Gunnersdorf findet morgen, Freitag, nachmittag von V,6 Uhr an im „Hotel Roß" in Frankenberg statt. f* Theater im SchützeuhanS. Morgen, Freitag, kommt das Lustspiel „Die Kinder der Exzellenz" von E. v. Wolzogen, dem bekannten Gründer des Ueberbrettls, zur Aufführung. fx. Bom Hochwasser. Wir erwähnten, daß wie die hiesige Fabrik „Ribbert" unter Hochwasser zu leiden hatte, so auch das Stamm Etablissement der Firma Moritz Ribbert A.-G. zu Hohenlimburg (Westsalen). In welchem Umfang dies geschehen, besagt ein Rundschreiben der Direktion der Firma Ribbert an ihre Kundschaft: „Ein gewaltiges Hochwasser überflutete heute nacht (5. Februar) unser Fabrikterrain, drang in die Parterreräume ein und löschte die Feuer der Dampfkessel aus. Infolge der Betriebsstörung und des durch die Rettungsarbeiten verursachten Durcheinanders ist es uns nun nicht möglich, unsere geschätzten Kunden in den nächsten Tagen so prompt, wie von uns gewünscht, zu bedienen; wir müssen vielmehr für zwei oder drei Wochen um die Nachsicht unserer werten Abnehmer bitten. Nach Abfluß der Wasser werden wir Tag- und Nachtschichten einrichtcn und es dadurch ermög lichen, sämtliche Aufträge mit einer nur kleinen Verzögerung zur Ausführung zu bringen. — Laut soeben eiugetroffeuer Depesche steht auch unsere Fabrik in Frankenberg i. Sa. vollständig unter Wasser." f Landwirtschaftlicher Unterricht im sächsische« Heere. Nach dem Vorgang Preußens, Bayerns, Württem bergs und Hessens soll auch in der sächsischen Armee der landwirtschaftliche Unterricht eingesührt werden. Zunächst soll dieser Unterricht in Leipzig erteilt werden, wo der Saal des Soldatenheims als Lehrsiätte in Aussicht genommen wurde. Als Lehrkräfte sind schon mehrere Herren bestellt. Professor Böttcher, Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Kreisvereins Leipzig, wird sprechen über „Zweck des land wirtschaftlichen Unterrichts im Heere", über „Düngung" und „Düngemittel". Dr. Kunath, Direktor der landwirtschaftlichen Schule in Pegau, wird das Thema „Ackerbau" behandeln. Dr. Barnstrin-Möckern wird sich über „Futtermittel", Korps- stabsapotheker Dr. Telle über „Milchverwertung", „Krank-