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Kinderkrankheiten sowieso schon niemals angenehm, so find sie noch unangenehmer in diesem Vierteljahr vor der großen Schulversetzung. Da kommt jedes Fernbleiben vom Schul unterricht lähmend in Betracht. Kinder sollen nicht mit aller Gewalt abgehärtet, aber auch uicht verzärtelt werden. Man braucht bei den vielen Wetterschwankungen nur etwas sorg samer aufs Thermometer zu achten wie sonst, dann hat man's heraus, was zu tun ist. DaS Einmummeln ist eine schöne Sache, aber alles zu seiner Zeit. vorficht beim Rodel«! Jeder Tag bringt jetzt eine Anzahl Meldungen über Unfälle, die sich beim Rodeln er eignet haben. Die Unfälle ereignen sich meist dadurch, daß sich viele Unkundige auf große Bahnen wagen; sic sollten sich vorher erst auf kleinen Strecken genügend einüben. Vor allem aber sollten auch geübte Rodler nie alle Vorsicht außer Acht lassen und auf die Sportgenossen genügend Rücksicht nehmen. In Niederwiesa verunglücktes wie schon mitgeteilt, eine Lehrerin aus Frankenberg beim Rodeln und erlitt einen doppelten Unterschenkelbruch, in Chemnitz verunglückte gestern abend ein 17jähriger Dreherlehrling so schwer, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte, in Plauen i. V. ist der 27jährige Tamburierer Martin Gulder auf der steilen Rodelbahn im Stadtpark so unglücklich aus dem in das Syrabett geratenen Schlitten gestürzt, daß er sich einen schweren Oberschenkelbruch zuzog. Zu dieser Verletzung kam Starrkrampf, der den Tod des Verunglückten herbeiführte. Wie aus Karlsruhe gemeldet wird, hat in Baden-Baden Pro fessor Sachs vom dortigen Gymnasium beim Rodeln auf der Bahn des Sanatoriums HeinSheimer tödliche Verletzungen erlitten. Der Brustkorb wurde ihm eingedrückt, infolgedessen, er nach kurzer Zeit starb. — In Stuttgart haben bei der' Ausübung des Wintersports gestern sechs Personen Arm- und Beinbrüche davongetragen. — Ueber weitere Unfälle beim Wintersport in Baden meldet die „Franks. Ztg." aus Karls ruhe: Bei Ettlingen trugen zwei junge Leute schwere Ver letzungen davon, bei Durlach brach auf der Rodelbahn die Tochter eines Fabrikdirektors den Arm, ein Arbeiter zog sich schwere Kopfverletzungen zu und zwei junge Leute brachen beide Beine. Auf der Rodelbahn bei Oberachern brach eine junge Dame beim Anfahren an einen Baum das Schienbein und ein junger Mann erlitt einen Knöchelbruch. Bei Frei berge wurde ein Dienstmädchen von einem mit drei Herren besetzten Schlitten umgefahren und ihm dabei das Nasenbein gebrochen. f Meisterprüfungen. Bei der Gewerbekamm efr Chemnitz haben seit 11. Mai 1908 bis Ende 1908 53 Handwerker im Bezirk der Kammer die Meisterprüfung vor den von den König!. Kreishauptmannschaften errichteten Prü fungskommissionen abgelegt und bestanden, und zwar 31 Bäcker (darunter aus unserem Amtsbezirk M. Staude in Sachsenburg), 1 Barbier und Friseur, 1 Buchbinder, 7 Fleischer, 1 Glaser, 1 Konditor, 1 Kürschner, 2 Maler, 1 Schieferdecker, 3 Schlosser, 1 Schneider, 2 Schornsteinfeger (darunter Georg Frenzel in Frankenberg), 1 Schuhmacher (Alfred Fichtner in Waldheim). f Zur Wahlrechtsreform. Am kommenden Freitag dürfte nach Mitteilungen aus parlamentarischen Kreisen die Wahlrechtsvorlage im Plenum der Ersten Kammer verab schiedet werden. Zu Anfang der nächsten Woche wird sie dann noch einmal die Zweite Kammer beschäftigen. f Der erweiterte Vorstand -es Konservativen La«- deSVereinS im Königreich Sachsen hielt im Ständehause in Dresden eine vierstündige Sitzung ab, die sich mit wichtigen Organisations- und Agitationsfragen beschäftigte. Es wurde beschlossen, auch im neuen Jahre eine lebhafte Organisation zu entfalten und besonders das Parteiorgan noch weiter aus zubauen. Auch die Wahlrechtsfrage stand mit auf der Ta gesordnung. Die Verhandlungen waren nicht öffentlich. f Roch ei«e! In voriger Nummer warnten wir gelegent lich eines tödlich verlaufenen Unfalls in Leipzig vor der Un sitte, beim Fensterputzen auf den Sims zu treten. Ein zweiter ebenfalls tödlich verlaufener Unfall hat sich in Dresden er eignet. Am Sonnabend vormittag stürzte dort beim Fenster putzen eine 50jährige Näherin im Hause Cottaer Straße 17 in den Hof hinab. Die Bedauernswerte erlitt einen Sektes Solch. Bon Mr». Wei galt i»/. Fsrtsetzuna.I -RaSdruS vrrbo'en.. Der zierliche Brief mit den kindlichen Schriftzügen erreichte Lord Francis Alwyn, als er in seinem Privat- Wohnzimmer saß und auf die Nachricht wartete, wann er Esther abholen könne. Er hatte gar nicht an ihrer Ent scheidung gezweifelt. Als er den Brief gelesen hatte, warf er ihn mit einem zornigen Ausruf ins Feuer. „Bei Jupiter! Ich will sie zur Vernunft bringen," rief er, „sie soll mich um Verzeihung bitten, und das sehr demütig! Es ist lächerlich, daß ein Schulmädchen mich so zu behandeln wagt! Nie zusammen glücklich sein? Nein, beim Zeus, das kann auch nicht sein, wenn sie ihre Torheit nicht einsieht!" Lady Adele sah, daß er gründlich verstimmt war, und die Herzogin von Menilmontant kam im Laufe des Abends mit demselben Gedanken zu ihr. „Was ist denn mit Alwyn los, Adele? Steht es mit der Verlobung nicht, wie es sein sollte?" „Wenn ich dir die Wahrheit sagen soll, meine liebe Mutter," antwortete Lady Adele erregt, „so fange ich an zu denken, daß Esther zu gut für ihn ist — ja, für uns alle. Es sind Tiefen in ihrer Natur und eine leiden schaftliche Fähigkeit der Selbstaufopferung, die in unsrer Welt nicht eristieren." „Ja, meine liebe Tochter," versetzte die alte Dame, „mit ihrer Großmutter, meiner lieben Freundin, war es ebenso. Solche Naturen passen für das Himmelreich, aber nicht für diese Welt," und sie seufzte ein wenig, denn Frau von La Perouse hatte in ihrem einsamen Leben einen Schatz be wahrt, den sie nie besessen hatte — den Segen eines stillen Herzens, das in Frieden lebt mit Gott und den Menschen. Als Esther ihren Brief abgeschickt hatte, fühlte sie sich glücklicher. Sie hatte irgendwo folgende Zeilen gelesen und erinnerte sich ihrer jetzt mit doppeltem Verständnis: „Die Welt, die ich nicht liebte, hat dennoch mich befleckt; Der Beifall blinder Toren den Ehrgeiz mir geweckt; Wohl dürft' ich dann die Menge zu meinen Füßen sehn, Doch wie wird einst mein Leben vor Gottes Äug' bestehn?" Schädel bruch un'o mußte ins Friedrichstadter Krankenhaus gebracht werden, wo sie ein'gc Stunden später starb. f Mesfi«e-Apselftacu. Die Stadt Messina, die jetzt in Schutt und Asche liegt, nennt der Volksmund hauptsäch lich in Verbindung mit jenen Früchten, die zur Winterszeit in den Läden goldene Berge bilden. Messina war der Haupt stapelplatz für Zitronen und Apfelsinen. Mehr als die Hälfte der dortigen Bevölkerung beschäftigte sich mit der Verpackung dieser Früchte und bestritt dadurch ihren Lebensunterhalt. Wenn inan sich aus den Zeitungsnachrichten ein Bild über die Erdbebenkatastrophe macht, so muß angenommen werden, daß in Messina große Posten dieser Früchte, in erster Linie Zitronen und viele Materialien, vernichtet worden sind. Der volle Umfang de» Schadens ist noch nicht zu übersehen. -f* EberS-orf. An der hiesigen Volksschule sollen zu Ostern eine Klasse I und eine Klasse II neu gebildet wer den. Es sind dann vorhanden vier Klassen I, drei Klassen II, drei Klassen HI, drei Klassen IV, drei Klassen V, drei Klassen VI und vier Klassen VII. — An der Fortbildungs schule ist beabsichtigt, den Unterricht um eine Stunde zu ver längern. * * * — Mittweida. Ein Revisionszug passierte am Sonn abend nachmittag die Neubaustrecke der Industriebahn vom hiesigen Bahnhof, bis Ringethal. An der Prüfungsfahrt nahmen teil die Herren Geh. Baurat Kriiger und Geh. Finanz rat Elterich auS Dresden als Vertreter des Finanzministeriums, der Vorstand der Eisenbahnbetriebsdirektion Chemnitz Ober baurat Mehr und der Leiter des Bahnbaues, Regirrungs baumeister Fochtmann-Mittweida. Die Prüfungsfahrt ergab keinerlei Beanstandungen. — Reichende««- bei Chemnitz. Durch Kurzschluß war gestern abend 7 Uhr in dem Wollenlager der C. Theodor Müllerschen Trikotagenfabrik ein Brand entstanden, der sich mit rasender Schnelligkeit über das ganze Fabrikge bäude verbreitete. Bei Ankunft der Feuerwehr stand der Dachstuhl in Hellen Flammen und trotz aller Anstrengungen konnte das Gebäude nicht erhalten werden. Sämtliche Ma schinen, Vorräte und die fertigen Waren sind vernichtet. Einen schaurigfchönen Anblick gewährte es, als die brennende Ware auf die in der Nähe der Fabrik stehenden Bäume fiel und diese selbst mit in Brand gerieten. — Dresden. Ein heftiger Zusammenstoß eines Straßenbahnwagens mit einem Schlauchwagen der Feuerwehr fand am Sonnabend abend an der Ecke der Nostitz- und Tharandter Straße in Vorstidt Löbtau statt. Der Zu sammenprall war so stark, daß einige Mannschaften verletzt und zwei von ihnen dienstunfähig wurden. Der Feuerwehr wagen erlitt so erhebliche Beschädigungen, daß er in Re paratur gegeben werden mußte. — Ein Angestellter der hie sigen Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft verlor dieser Tage den Betrag von 1l000 Mark. Der Finder, ein Kaufmann aus Lausa bei Dresden, setzte die Gesell schaft wieder in den Besitz ihres Eigentums. — Die Kochkunst-Ausstellung wurde gestern vom Prinzen und der Prinzessin Johann Georg besucht. — Dippoldiswalde. Auf dem Bahnübergang zwischen Dippoldiswalde und Ulberndorf wurde ein vierjähriges Mädchen des Fabrikarbeiters Loße in Ulberndorf durch den Kipsdorf- Hainsberger Personrnzug Nr. 5319 überfahren und schwer verletzt. Das Kind hatte versucht, den Urbergang noch kurz vor der Lokomotive zu überschreiten. Der erwähnte Zug erhielt dadurch eine Verspätung von 30 Minuten. — Leipzig. Selbstmord durch Erhängen beging in seiner Wohnung in der Nikolaistraße ein 35 Jahre alter Buchbinder. Schwermut wegen des kürzlich erfolgten Todes seiner Braut trieb den Mann in den Tod. — In einem Grundstück der Bayerschen Straße stürzte sich eine 76 Jahre alte Witwe aus einem Fenster ihrer in der dritten Etage gelegenen Wohnung in den Hof hinab. Die Un- glücktiche fand hierbei den ersehnten Tod. — Auuaverg. Am Pöhlberg fand Sonntag ein vom Skiklub „Norweger" veranstaltetes Preisruscheln statt und zwar ein Vereinsruscheln, an dem sich gegen 15 Herren be teiligten; ein Nuscheln zu Paaren (1 Herr und I Dame), Sie war nicht sehr tief gefallen, aber doch tief genug, um sich klar darüber werden zu können, wie furchtbar ihr Fall hätte werden können, wenn sie nicht gleich im Beginn ihrer abschüssigen Bahn aufgchalten worden wäre. Die Tatsache, daß die Kinder sich in ihrer unbestimmten Furcht vor der Krankheit an sie anklammerten, und daß ihr Vater bei ihr Trost suchte, half ihr in den schweren Tagen, die in strengster Abgeschlossenheit von der Außen welt, unter stets wachsender Sorge unendlich langsam dahin schlichen. Hadji wurde mit jeder Stunde schwächer, Frau Beresford war sehr krank, und der Major schloß sich immer enger an seine Tochter an. Endlich gestand er ihr sogar seine Leidenschaft für das Kartenspiel, sowie den Verlust des größten Teiles seines Vermögens. „Ich wußte immer, daß es unrecht war, Essie," sagte er, „aber Gott weiß es, jetzt verspreche ich, nie wieder eine Karte anzurühren. Mein Leben war so trostlos, ich suchte etwas, das mir ein wenig Zerstreuung und Vergessen bringen könnte, so wurde ich zum Spieler. Ach, Essie, daß ein Vater so zu seiner Tochter sprechen muß! Aber du bist wie deine Mutter: du verstehst mich immer und hilfst mir." Esther erwiderte nichts, sondern küßte zärtlich seine Hand und glitt aus dem Zimmer. Eine Stunde später kam sie mit ihrer kleinen Börse und legte sie vor ihm auf den Tisch. „Ich brauche es nicht, lieber Vater," sagte sie, „behalte es für dich, ich wünsche es." Und obgleich er nichts sagte, fühlte der Major sich erleichtert und gelobte noch einmal, daß er, komme, was da wolle, nie wieder eine Karte anrühren werde. Die Post brachte Esther zwei Briefe, als sie eines Morgens nach einer schlechten Nacht müde und traurig beim Frühstück saß. „Was gibt's, Esther?" fragte ihr Vater und sah angstvoll in ihr bleiches, zuckendes Gesicht. „Der Brief ist nur von Frau Galton," antwortete Esther. Sie wußte, daß ihr Vater sehr gespannt auf Nach richt von Alwyn wartete. „Vielleicht liest du ihn selbst und auch den von Frau Clare-Smythe, dann wird dir alles klar werden." Sie stand mit einem Versuch zu lächeln auf und ging in die Veranda. Ihr Vater folgte ihr bald und be gann mit gerunzelter Stirn: an dem sich 7 Paare beteiligten; ein Herren-Nnzelruschelu für Teilnehmer im Alter voll über 17 Jahren, ein Damen« Einzelruscheln und ein Mehrsitzer-Ruscheln, an dem gegen 20 Schlitten sich beteiligten, sowie endlich ein Kinder-Dreisttzcr- ruscheln, zu denen 150 Nennungen erfolgt waren. Die be- sten und sichersten Ruschler erhielten Preise, bestehend in ver schiedenen Wertgegenständen. Da» Preisruscheln hatte an der Nähe und Ferne ein zahlreiches Publikum herbeigelockt, das die Ruschler, die auf der 170 Meter abfallenden 2,1 Kilometer langen Bahn blitzschnell dahinglitten, begrüßte. — Lichtensteta-E. Montag früh gegen 3 Uhr entstand in der großen massiven Scheune des Mühlcnbesitzers Brunner hier Feuer, das daS Gebäude mit Inhalt in kurzer Zeit vollständig einäfcherte. Es liegt Brandstiftung vor. — Hier zu wird noch weiter gemeldet: Der Brand hat sich zu einem Großfcuer entwickelt, indem sich gegen 8 Uhr vormittags ent weder durch übergesprungene Funken oder abermalige Brand stiftung in der Staubkammer des nebenstehenden Wohn« und Mühlengebäudes ein neuer Brandherd entwickelte, sodaß die neuerbauten Lagerräume einschließlich des Kessel hauses, sowie da» alte Gebäude bald ein einziges Flammen meer bildeten. Biele Getreide- und Mehlvorräte, das Müh lenwerk, die Maschinen, auch das Inventar usw. wurden vernichtet. — Netzschkau. Am Sonntag nachmittag überfuhr der V-Zug Dresden-München den seit etwa 18 Jahren schon im Dienste stehenden Schrankenwärter Bauer. Er war so fort tot. — Treue«. Der 56 Jahre alte Lumpensammler Aug. Dürrschmidt aus Neuwelt i. E., der in einer offenen Scheune bei Limbach Unterkunft für die Nacht gesucht hatte, ist darin erfroren. — Nktersachsev-erg. Am Montag früh 7 Uhr wurde hier ein Erdstoß verspürt, dem leichte Erderschütterungen folgten. Nachmittags in der zweiten Stunde ereignete sich wieder ein schwacher Stoß. — Atteudurg (S.-A.). Drei Töchter zu gleicher Zeit als Bräute am Traualtar zu sehen, dieses seltene „Glück" hatte hier das Hofkutscher Moritz Wagnersche Ehe paar. — Ba«tze«. Das hiesige städtische Elektrizitäts werk führt den Bau einer Ueberlandzentrale aus, wo durch über 3 0 Ortschaften und Rittergüter im Westen an das Werk angeschlossen werden. Herr Oberbürgermeister Kaeubler sagte in einem Rückblick auf das Jahr 1908, daß für die wirtschaftlichen Verhältnisse diese Er weiterung des Elektrizitätswerkes von großer Bedeu tung sei. . cagrrsettdicbtt. »«»«sch,« »«I». — In Gegenwart des Kaisers fand gestern bei den Kaiser-Franz-Grenadieren die Feier des 60. Jahrestages der Ernennung des österreichischen Monarchen zum Chef des Re giments statt. Der deutsche Militärattache Graf Kageneck wurde gestern mittag vom Kaiser Franz Josef in Audienz empfangen, er überbrachte ein Handschreiben Kaiser Wilhelms. — Herr Erzberger leugnet seine Täterschaft bei den hinterhältigen Angriffen gegen die Politik des Fürsten Bülow in der „Germania" und der Wiener „Reichspost", gibt aber halb und halb zu, daß oberschlesische Aristokraten den Auslassungen nahestanden. Es wurde bereits der Name des Herrn v. Oppersdorf genannt, und der Gedanke liegt auch nahe, daß dieser Vertraute des H rrn v. Radoli» An lässe sucht, eine Kanzlerkandidatur des nun wohl bald von seinem Posten zurücktretenden Pariser Botschafters vorzu bereiten. — Wer hat geplaudert? Die Kölnische Zeitung schreibt: „Daß der Kaiser bei der Verlesung eines Teils des Artikels des Generalobersten Grafen Schlieffen niemandem zu nahe getreten ist, sicht heute jeder ein. Aber auch hier bei bleibt bestehen, daß der Vorgang durch eine scharf zu verurteilende Indiskretion in die Oeffentlichkeit gelangt ist. Bor solchen Zwischenträgereien muß der Kaiser geschützt wer- „Was fängst du denn jetzt an, Essie, was bedeutet das alles? Hast du den jungen Mann lieb?" Esther sah tapfer auf. „Es tut meinem Stolz weh," sagte sie offen, „aber nicht meinem Herzen. Ich denke, das Ende von allem wird sein, daß ich ein Hausvögelchen bin und immer im Nest bleibe." Sie strengte sich an, ihre Fassung wiederzugewinnen, ehe die Kinder kamen, mit denen sie sich beschäftigen mußte. Erst als sie später allein in ihrem Zimmer war, las sie ihre Briefe noch einmal. „Liebste Essie, Du bist eine überspannte, kleine Gans, und ich weiß nicht, ob ich Dich liebhaben oder hassen soll. Nell. Nachschrift: Frank ist Deiner nicht wert; gräme Dich nicht um ihn." Esther zerriß den Brief mit schwachen Lächeln und nahm den von Frau Galton. „Liebe Esther. Es tut mir sehr leid, daß Hadjis Krank heit solch schlimme Wendung genommen hat. Meine Schwester scheint auch krank, da freue ich mich, daß Du Deine Pflicht tust. Natürlich kann ich nicht zu Euch kommen oder jemand von Euch sehen. Es wird Dir nicht lieb ein zu hören, daß Lord Alwyn dem Fräulein Treherne ehr den Hof macht. Sie ist sehr schön und soll sehr reich ein. Es muß traurig für Dich sein, daß Du Deine Karten o schlecht gespielt hast, aber Du wirst Dich erinnern, daß ch Dir vorausgesagt habe, Lord Alwyn würde Dich nie lieb genug haben, um Dich zu seiner Gemahlin zu machen. Deine dich liebende Tante E. Galton." Esther streute die weißen Stückchen der zerrissenen Briefe in den Wind. „Was macht es," sagte sie zu sich selbst, „was die Leute denken oder sagen, wenn ich nur recht tue? Dann wird doch am Ende alles gut, das weiß ich." Sie warf energisch den Kopf zurück, ging in ihrer Stiefmutter Zimmer und schickte die Wärterin hinaus, damit sie sich ausruhen könne. Fortsetzung folgt.)