Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 09.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190901094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19090109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19090109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-09
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Gegenständen an: Modekarton-, Konservenbüchsen, ein zer brochener Weihnachtsbaum und trockene Blumen, Glasscheiben, Lunchen und Fetze» in allen Farben, Apselstnenschalen, Salat blätter liegen da ungestört herum, und die Müllkutscher kom- men nicht. Sie streiken, aber Ersatz wird nicht geschafft. Ob gleich es Tausende von Arbeitslosen gibt, findet man keine Straßenfeger. An den größten Verkehrswegen, wo Menschen und Gefährte im Schmutz stecken bleiben, zeigen sich vielleicht zwei bis drei Straßenfeger. Die fremden Besucher von Paris schimpfen, die Pariser selbst zucken die Achseln und lächeln. Außerdem sind in unserem Hause alle Wasserrohre und Aus güsse verstopft nnd auf telephonischen Anschluß, um Hilfe herbeirufen zu können, darf man nicht hoffen." So in Paris! Da haben wir es in Deutschland in jeder Kleinstadt besser und können ruhig daheim bleiben. * Der berüchtiKte Wilderer Heinrich Kühnle, der Schwiegersohn des Volksdichters Christian Wagner und der Schwager Kühnles, der Sohn deS Schultheißen Hering von Warmbronn, wurden, wie aus Stuttgart gemeldet wird, von dem Landjäger Lang beim Wildern auf frischer Tat ertappt. Im Verlauf der bei den Wilderern vorgenommenen Haus suchung überfiel dieser den Landjäger und verletzte ihn tödlich durch 12 Messerstiche. Der Wilderer ergriff nach der Tat die Flucht und tötete sich durch einen Schuß dann selbst. * Verdächtig. Erste Köchin: „Warum grämst Du Dich denn gar so sehr um Deinen Gefreiten?" — Zweite Köchin: „Er kommt immer satt zu mir!" Giterarische*. Nus, ins Erzgebirge! Die Weihnachts- und N.ujahrS-Festtage mit ihren Freuden und Aufregungen find vorüber. DaS Leben mit seiner regelmLH'gen Arbeit, der Kampf um die Existenz erfordert wiederum alle Kräfte, und wenn der ersehnte Sonnabend-Abend dann gekommen, wird allenthalben Rat gepflogen, wie wohl bei den allmählich länger werdenden Lagen in zweckmäßigster Weise der liebe Sonntag auSgenutzt werden könnte. Und selbst der Winter will die Natur mit seinen eigenen Reizen verschönen. Wie gar großartig präsentieren sich diese Schönheiten erst im Gebirge, wenn jeder Felsvorsprung mit einer weißen Linie gezeichnet, jeder in die Höhe ragenden Kuppt eine weiße Haube aufgesetzt ist, da« im Sommer hurtig dahinspringende Bächlein in Fesseln geschlagen, seine kristallisierten Kaskaden in allen Farben spielen läßt und die gepflegten Wege, jetzt mit einem weichen Teppich zugedeckt, den erholungsuchenden Menschen zum Genießen auch der Winterherrlichkeit geradezu etnladen Da sollte eS denn niemand versäumen, so ost eS ihm möglich ist, die von unserer Pflege auS so leicht erreichbaren Höhen deS Erzgebirges auszusuchen, die köstliche und klare Winterlust bei mäßigem Steigen einzuatmen, um schließ lich, wenn er von dem als Ziel gesetzten Gipfel Umschau im Heimatlande gehalten, in pfeilschneller Schlittenfahrt, die jung und alt in gleicher Weise belustigt, lnS Tal hinabzugleiten. Wo und wie man diese zahlreichen Punkte allenthalben und bequem aussuchen, aus welchen Straßen dem Wintersport gehuldigt werden kann, das alles findet man im „Wanderbuch des Dresdener ErzgebirgS-ZwetgvereinS, Landsmannschaft Erzgebirger und Vogtländer", welches in neuer Auflage 1909,10, mit zahlreichem Karten material versehen, für den Preis von Mk. 2.50 durch »ie Buchhandlung von C. G. Roßberg in Frankenberg zu beziehen ist. Die Toten-List« von Amerika ist eine von den neuesten Ein richtungen, die der Verlag „Amerika" in seiner bekannten illustrieren Zeitschrift „Amerika" getroffen hat Diese Lifte führt alle in Amerika verstorbenen Deutschen und Ocsterreicher, die ein Erbe hinterlassen, in einer besonderen Rubrik auf. Der Verlag „Amerika" Berlin W. 9 stellt Lesern gern ein Probeheft gegen Einsendung von 20 Pfg in Briefmarken zur Verfügung. Unser Karten im Januar. Der Klang der NeujahrSglocken ist verbaP.^übe-qN -1^ H^nz ^erlichen, Schweigen Tage zum Nachdenken, zum Rück- und Vorwärtsblicken find gekommen. Ging eS bisher abwärts, so ist jetzt der Wendepunkt überschritten. Die Tage beginnen länger zu werden, nach und nach mehrt sich Licht und Sonnenwärme Neues Leben erwacht in d r Natur, wenn auch äußerlich noch unbemerkbar. Und wie sich allcS in der Natur vorbereitet für daS kommende Frühjahr, so muffen auch wir vorarbeiten, um nicht später kost bare Zeit zu verlieren Der Gartenfreund nimmt seine Notizen zur Hand und überblickt daS Gewollte und Erreichte, er verwendet die Ergebnisse und Erfahrungen bei Anfertigung seines ArbeitS- und BepflanzungSplanS für daS kommende Jahr. Dabei ziehe er die jetzt cintreffenden PreiS- bücher über Samen und Pflanzen zu Rate, sie bieten ihm die besten Unterlagen für die Bestellungen, die rechtzeitig eingesandt werden müssen, wenn eine Gewähr für frühzeitige Ankunft der Sendungen geboten jein Aja ihm den ganzen Nachmittag Aufschläge gemacht! Frau Delaney sagt, er sei ein armer, elender Junge, und sie müsse ihn mit dem Vesten herausfüttern, was sie nur habe. Und Mutter ist so verdrießlich!" Esther war halb froh, daß Alwyn nicht mit herein gekommen, denn ihr Vater war aus, und ihre Stiefmutter kam ihr in der schlechtesten Stimmung von der Welt auf der Treppe entgegen. Trotzdem fühlte sie sich verletzt durch seine augenscheinliche Abneigung, das Haus zu be treten und ihre Familie zu begrüßen. Sie nahm den Platz der Wärterin an Hadjis Bett ein, der weinerlich und fieberisch war, und sie erfuhr, daß der Arzt dagewesen sei und vor der Nacht noch einmal hereinkommen wolle. „Er nicht wissen, was es ist," berichtete Kopama mit einem Se ifzer. „Fieber sehr hoch, und Hadji sehr schwach. Bläst ihn wie eine Rauchwolke." Esther verließ Hadji nicht, bis er eingeschlafen war. Dann half sie die anderen Kinder zu Bett bringen. Als der Major kam, saß sie mit ihrer Stiefmutter beim Abend essen. Frau Delaney hatte für ein vortreffliches Mahl gesorgt. „Wir dachten, du würdest im Klub speisen, Norman," sagte Frau Monika verdrießlich. „Ich wünsche, du würdest nicht so viel ausgehen; es ruht dann so viel Verantwort lichkeit auf meinen Schultern, und mein Kopf war wirk lich heute noch schlimmer als gewöhnlich." AberderMajor war in ungewöhnlich heiterer Stimmung. „Ach, das ist alles nicht schlimm, Monika," antwortete er. „Hat Esther dir die große Neuigkeit erzählt? Nein, ich kann es dir ansehen. Essie, Essie, du schlaues Kätzchen! Also das hat die ganze Zeit im geheimen gespielt! Ich sah den jungen Mann im Klub, wir sind tatsächlich bis joeben zusammen gewesen. Glaube mir, Esther, du machst die beste Partie in Malta! Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich bin!" Und er beugte sich über seine Tochter und küßte sie, während seine Frau ungeduldig rief: „Um Gottes willen, Norman, wovon sprichst du denn? Esther hat mir nichts gesagt!" „Wir müssen auf ihre Gesundheit trinken," sagte der Major stolz, „denn Esther wird Lord Alwyn Francis heiraten, der wahrscheinlich eines Tages Marquis von Ashdown werden wird." „Esther!" schrie Frau Beresford, „das ist doch nicht dein Ernst? Ei, dann wird ja Lord Francis sozusagen mein Sohn, und ich werde ihn Frank nennen. Ellinor wird vor Eifersucht einen Schlag bekommen!" „Es ist alles so neu," stammelte Esther. „Ich kann es mir noch gar nicht recht oorstellen!" soll. Immer wieder jei darauf hingkwicsel., daß nur der Bezug auS an erkannt zuverlässigem Hause die einzige Garantie für tadellose Mare bieitl. Wer sich durch falsch angebracht Sparsamkeit und Bequemlichkeit ve lellcn läßt, seiner. Bedarf aus zweifelhaften Quellen zu anscheinend billigem Preise zu entnehmen, hat in den meisten Fällen bitter« -nttäujchüng und anhaltenden, aber in diesem Falle selbstverschuldeten Aerger zu gewärtigen. Soweit nicht noch Arbeiten aus den früheren Monaten zu erledigen sind, ist der Januar der Monat der Vorbereitung. Wir bereiten vor. in dem wir düngen, Kalk geben, wo solcher fehlt, Jauche fahren auf Feld, Rase«, Spargelbeete usw., indem wir rigolen, indem wir Formobst und Hochstämme, Obstbäume, Stachel- und Johannisbeeren »»«lichten und schneiden, indem wir mit Kupferkalkbrühe, mit Verdünntem Karbolineum spritzen und Raupennester abbrennen, indem wir bei mildem Wetter den Wurzelschnitt auSfahren, indem wir Edelreiser und Stecklinge schneiden und Handveredlungen vornehmen Die Vorbereitungen für Anlage der Mistbeete sind zu treffen, Kästen, Fenster, Laden und Strohdecken sind in Ordnung zu bringen, die Erde ist bereit zu halten. Die erforderlichen Sämereien sind zu bestellen Bei frostfrciem Wetter können Spargel, Schwarz- und Zuckerwurzeln, Möhren, Petersilie, Pastinaken auf trockenem (nicht feuchtem) Boden im Freien auSgesät werden. ES ist angebracht, diese Aussaaten mit Radelholzreisern oder dünner Strohlage zu schützen. ES können Thampignonkulturen im Keller angelegt werden. ES sei an daS Lüsten und Reinhalten der UeberwinterungSräume für Obst, Gemüse, Topfpflanzen und Knollen erinnert, auch die Garten- gerätschaftcn sehr man nach, setze sie in stand, bessere aus und fette noch mals ein (Petroleum). Die Komposthaufen sind umzustechen unv reichlich mit Jauche zu begießen Der Winterschutz der Stauden und Sträucher ist öfters nach,»sehen und zu ergänzen, vom Frost gehobene Pflanzen sind anzudrücken und mit Erde leicht anzuhäufcln. Im Notfall kann man auch jetzt noch Blumenzwiebeln bei günstigem Wetter in offenen Boden bringen, einige Arten, besonders Hyazinthen und Tulpen, blühen aber meist nickt so schön, wie die im Herbst gepflanzten. Die jetzt gelegten Zwiebeln, Anemonen, Ranunkeln bedeckt man mit trockenem Laub, Tannennadeln, auch Torfmull oder trockener Lohe. Aurikel- und Gartenprimelsamen sind in Kästen oder Schafen in lockerer, kräftiger Erde auSzusäen. Die Blumentreiberei erfordert größte Aufmerksamkeit, überhaupt ist Sorgfalt bei der Zimmerpflegc der Blatt- und Blütenpflanzen geboten, nicht zu diel und nur mit überschlagenem Wasser gießen, öfters damit be stäuben; trocken« Zimmerluft schadet Reichlich frische Luft geben, ober Zugluft unbedingt vermeiden. Nachts vom Fenster abrücken, auch die Pflanzen ab und zu nach dem Lichte drehen Gelb« Blätter, Staub, Moder, Schimmel stets sofort zu entfernen. TabakSbrühe oder Seifen- wafser gegen Blattläuse, Abwaschung mit schwarzer Seife gegen rote Milbe. Ende deS Monats beginnen wir mit Zimmeraussaaten von Begonien, Lobelien, Gloxinien in Äöpfe oder Schalen, die mit GlaS bedeckt werden. Bor den Fenstern darben deS Gartenfreundes winterliche Kostgänger, die hungrigen Vögelein, man gedenke ihrer, sie werden ihr Kostgeld im Sommer und Herbst mit Zinsen verdienen. Für jedwede Hilfeleistung sind uns die Vöglein und die Pflanzen dankbar. Jeder Liebesdienst wird unS von beiden reichlich vergolten, kommt unS also selbst zugute und sei deshalb zu Beginn deS neuen Jahres jeder Garten- und Pflanzenfreund recht eindringlich zu solchen aufgifordert, Segen ist der Mühe Preis! I. C Schmidt, „Blumenschmidt", Erfurt. Kirchennachrichte«. 1. Sonntag nach Epiphanias. Trinkender-, Borm, 8 Uhr Predigt über Luk. 2, 41 - 52; k. Meier. Abends k Uhr AbendmahlsgotteSdienst; Oberpf. Ehmer. Au diesem AbcndmahlSgottcSdi.nst haben Kinder nur in Begleitung Erwachsener Zutritt. Wochenamt ?. Sell. «ep. evan-, - luth. Dreieini-keits-em. Vorm. 9 Uhr Predigt; Luk. 2, 41 — 52; k. Solbrig. Nachm. 2 Uhr Generalversammlung. Sachsenburg. Vorm, 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luk. 2, 41 — 52. Anstaltsparochie Sachsenburg. Borm 11 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luk. 2, 41-52. Riederlichtenau. Vorm 8 Uhr PredigtgottcSdienst; Luk. 2, 41—52. — Getauft: Ein unehel. K. — Getraut: Otto Julius Wüstner, Zimmermann in Niedcrlichtenau, und Ida Frieda Wagner auS Gahlenz »Ä Ebersdorf und Lichtenwalde. Vorm "9 Mr Gottesdienst in der Stiftskirche. Vorm '/z12 Uhr Gottesdienst der Schloßkapelle; Predigt: StiftSpf. Jäßing. — Getauft: Des Karl Emil Kaltofen, ans EiscndrcherS zu Eberkd, Zwillinge, Emil Rudolf u. Fritz Erich. Der ledigen Liddy Selma Walther, Weberin zu EberSd., unehel. T, Lldty Hildegard. — Aufgeboten und getraut: Kurt Hermann Reiche, Ingenieur in Chemnitz, u. Anna Frieda Engelmann zu Lichten walde. — Beerdigt: Frau Lina Auguste Frauenheim, Zimmerm- Ehesr. zu EberSd., -j- an Herzlähmung infolge großen Blutverlustes, 30 I. 4 M. 7 T — Des Ernst Gustav Stiegler, Brunnenbauers zu EberSd., S., Ernst Artur, -j- an Hautentzündung, 1 M. Auerswald« und Sarnsdorf. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm V,2 Uhr kirchliche Unterredung mit der konfirmierten Jugend. — Getauft: Bruno Paul, ehel. S. deS Gutsbesitzers Gust B,uno Steiner in AuerSw. — Beerdigt: Hildegard Helene, außerehel. T. „Beim Zeus, Esther, du bist ein Glückskind, und ich bin jeit langen, langen Jahren nicht so froh gewesen wie heute," sagte der Major und legte die Hand auf ihr glänzendes Haar. „Ich möchte sagen „Gott sei Dank für dieses unerwartete Glück!" Und Esther fühlte mit schmerzlichem Weh, daß sie wünschte, ihr Bater möchte mehr an ihr wahres Glück denken, als an seine eigene Befriedigung. Sie wußte jetzt, daß sie ihm ihre Zweifel und Befürchtungen nicht anver trauen tonnte. „Ich sah auch deine Schwester, Monika," erzählte der Major, indem er der wohlschmeckenden Pastete vor ihm eifrig zusprach, „und sie wollte eben in rasender Wut Her kommen, weil Sybil ihr in dem ungünstigen Moment, wo Esther ihr Glück machte, mitgeteilt har, daß sie sich mit dem Marine-Ingenieur auf dem Douglas, einem Herrn Marcorie, verlobt hat. Es ist durchaus kein empfehlens werter Mann, aber es scheint, daß Sybil von ihrer Mutter unabhängig ist, und sie erklärt, jie werde ihn mit oder ohne Frau Galtons Einwilligung heiraten. Das war wirklich eine schöne Ueberraschung!" In der lebhaften Unterhaltung, welche darauf folgte, floh Esther in ihr Zimmer, um mit ihren Gedanken allein zu sein. Sie mußte ihrer Großmutter sofort schreiben, denn sie wollte nicht, daß Frau von La Perouse durch jemand sonst von ihrer Verlobung hören sollte. Nachdem sie Hadji seine Medizin gegeben und ihn warm zugedeckt hatte, schrieb sie ihren Brief. Er wurde ihr sehr schwer, aber sie hatte keine Ahnung, daß jedes Wort darin Frau von La Perouse nur eins sagte, und das war die Tatsache, daß Esther unglücklich war. „Liebste Großmutter, ich habe mich heute mit Lord Francis Alwyn verlobt, dessen Vater Du gekannt hast, glaube ich, und ich bitte Dich, Geoffrey die Nachricht mitzuteilen. Ich wußte nicht, daß meine Verlobung solche Ge fühle in mir Hervorrufen würde, wie es jetzt der Fall ist. Ich bin so voll Zweifel und so unsicher, ob ich auch glücklich werde, aber vielleicht kommt das von der großen Veränderung in meinem Leben, und ich werde mich daran gewöhnen. Alle sind so freundlich und gut gegen mich, und Vater sagt, es wäre ihm eine solche Beruhigung. Liebste Großmutter, sage es Geoffrey sehr freundlich — aber ich kann keinen armen Mann heiraten, ich kann es wirklich nicht. Ich sehe jetzt so viel davon, und die Armut macht jedermann unglücklich. Ich hoffe jehr, daß Du zufrieden mit mir bist, Großmutter, denn Lord Francis ist sehr hübsch und klug und versteht alles, und jedermann hat ihn gern. Ich wollte, ich könnte zu Dir kommen und bei Dir sitzen, Großmutter, aber es kommt mir vor, als wärest Du weit, der ledigen ÄirtschafrSgehikfi.. Hrlen« Ella Klotz ln Auersw., 1 M. 11 T. — Jgfr Klara Hedwig Winkler, Strickerin in Auersw., 28 I 8 M. 5 T Lan-enftrte-ts. Borm 9 Uhr Predigtgottesdienst. T1sh«. Norm 8 Uhr Predigt über Luk. 2, 41 - 52; k. Schilbach. Borm. /.« Uhr KindergotteSmenst; Pf. Axt. Freitag, den 15. Jan. Vorm 9 Uhr Wochenkommunton; k. Schilbach. Wochenamt Pastor Schilbach. De» Gastwirt» Neujahr. DaS Zentralblatt für daS deutsche GastwirtSaewerbe bringt in Nr. 53 vom 31. Dezember ein Gedicht deS Crimmitschauer Gastwirts Albrecht Schulze, das hiermit allen, die es angebt, zur Kenntnis gebracht sei. Es trägt die Ueberschrist „DeS Gastwirt- Neujahr" und lautet: War daS ein wundersamer Traum, Der in den Himmel mich getragen I Ein Widerschein vom Weibnachtsbaum, Ein Märchen aus der Kindheit Tagen! ES stand ein Herrscher über mir, Der rief: „Dem Sorgen hat ein Ende! Man bat genug gerupft an Dir, Ich will, daß sich Dein Schicksal wende! WaS man Dir aufgebürdet hat, Heißt langsam Dich zugrunde richten. Dein Lebensbuch zeigt's Blatt um Blatt: Du hast ja weiter nichts alS Pflichten! DaS darf nicht sein! Nun freue Dich! Für Dich bricht an ein neuer Morgen! Drum auch: Dein Schicksal wende sich! Vertrau', ich werde dafür sorgen! " Wie wurde mir da frei und leicht O wenn der Traum die Wahrheit brächte! Schon hoffte ich: vielleicht, vielleicht, Es ist ja eine der „zwölf Nächte!" — Da rieb ich mir die Augen klar, Und muß zum Ernstsein fast mich zwingen „Grüß Gott! Glück auf! Prosit Neuiahr!" Hör' ich'S von allen Setten klingen! Neujahr —I O schöne Zuversicht —: Nicht kann ich meine Stimmung loben! Ans Besserwerden glaub' ich nicht, Denn — kein Verständnis kommt von oben! Von oben ruft dem Volk man zu: „Du mußt vor LuxuS Dich bewahren! Und wo's nur gebt, mußt sparen D», Mußt für den Steuersäckel sparen!" Da hören wir den Schrei der Not — Nun ja, es mußte ia so kommen! Vielleicht wird noch daS Stückchen Brot, DaS letzte uns vom Tisch genommen! Ei, will zum familiären Glück Man uns denn ganz den Weg versperren? — Schreckt nicht vor eigner Pflicht zurück, Uebt sie zuerst, Ihr hohen Herren! " Warum nur soll der Äastwirtsstand Sich immer wieder Euch bequemen?! Wenn sich da grimmig ballt die Hand. Da darf's gewiß nicht wundernehmen! Wenn da der Zorn die Wange glüht Bei Gott, Ihr dürft's zu weit nicht treiben! Gut deutsch im Herzen und Gemüt, Wir wollen's sein und — möchten's bleiben! Ich wüßte ein Kolumbuset, Des Reiches Schuldenlast zu lösen: Helft uns, die Ihr noch steuerfrei, Dann seid Ihr recht deS Reiche- Größen! — —er. Nun denn: ins neue Jahr hinein! Gehn wir auch bang der Zeit entgegen — Es muß ein wenig Sonnenschein UnS doch noch übrig sein, Kollegen! Nur eins merkt: besser wird es nie Mit Wünschen und mit Händefalten, Die eigne, ernste Tat ist die: Wir müssen fest zusammenhalten! So soll es sein! Die Hand darauf! Vorwärts mit Gott und Selbstvertrauen! Prosit Neujahr! und ein Glückauf Auch unsern lieben Gastwirtsfrauen! Mag uns Geschäft und Sorge sreun Und lohnen sich zu allen Festen! Glückauf! Heil Neunzehnhundertneun! Heil unS! Heil unsern treuen Gästen! weit weg. Deine Esther." Sie lag bis zur Morgendämmerung wach und fiel dann in einen so schweren Schlaf, daß sie Hadjis klägliches Wimmern gar nicht hörte oder bemerkte, daß es immer schlimmer mit ihm wurde und er sich ihrer Gegenwart im Zimmer gar nicht mehr bewußt war. Als ihr endlich Kopama eine Tasse Tee ans Bett brachte, erwachte sie durch deren angstvollen Schrei beim Anblick des Kindes. Noch ganz verschlafen sprang sie aus dem Bett. Hadji Baba lag in seinem Bettchen mit weit offnen, ganz verglasten Augen, während das beständige Stöhnen, das über seine vertrockneten Lippen kam, so schwach war, daß es kaum noch einem Seufzer glich. In einem Augenblick war das ganze Haus in Verwirrung; der Militärarzt wurde aus dem Lager geholt; und noch vor dem Frühstück wurde die Wahrheit bekannt — Hadji Baba hatte Typhus, und Frau Beresford wurde wegen derselben Krankheit beobachtet. Das Haus wurde unter Quarantäne gestellt. Eine Stunde später fuhr Lady Adele mit Alwyn vor und sprach mit Esther im Garten. „Wir sind gekommen, Sie zu holen, Esther! Der Arzt hat es erlaubt; er sagt, je eher Sie hier fortkommen, desto besser sei es für Sie." „Komm, Esther," fügte Lord Francis gebieterisch hinzu, „zögere keinen Augenblick!" „Ich kann Hadji nicht verlassen," sagte Esther leise, „er nimmt seine Arznei von niemand anders." „Unsinn, Esther!" rief Alwyn und nahm ihre Hand; „wir beide bestehen darauf, daß du mitkommst." Aber des Mädchens Augen glänzten wie Sterne in ihrem blassen, entschlossenen Gesicht. „Ich kann nicht, ich kann die Meinen in dieser Not nicht verlassen; es wäre feige und unrecht; sehen Sie es nicht, Lady Adele?" Die Dame stand einen Schritt von ihr entfernt und sah unverwandt in Esthers Gesicht. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, liebes Kind," antwortete sie zögernd. „Ich befehle dir zu kommen," rief Alwyn wieder heftig, „du bist hier in Gefahr! Wenn du angesteckt würdest!" „Ich fürchte mich nicht," versetzte das Mädchen sanft, „ich kann sie nicht verlassen." Alwyn wandte sich ohne ein Wort von ihr ab und ging zum Wagen zurück. Lady Adele blieb noch einen Augenblick stehen. „Ich könnte selbst nicht so handeln, Kind," sprach sie bewegt, „aber wenn ich eine Tochter hätte, wünschte ich, daß sie so wäre wie Sie," und einer schnellen Regung nachgebend, küßte sie Esther zärtlich. Fortsetzung sägt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite