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M 868 Dienstag den 17 Ronemver IMS > >. .-»» .„,, , ,I,,,>,^»W»M Zrankenberger Tageblatt Begründet l84L S7. IaHrgang. DKM für -ie Königlich MyWtmiiWst Mn, -n; Königlich DiMich nn- -en Mint zu IrMMg i. Ku. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Ga. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg 1n Frankenberg 1. Sa. Erscheint an jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 50 H, monatlich SO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats S H, früherer Monate 10 H. Pesteüvngen werden in unserer Geschuftsstelle, von den Boten und Ausgabe, stellen sowie von allen Postanstalt-n Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Nuslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages- Für Ausnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine. Garantie nicht übernommen werden. Hms-b1. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsem - Anzeigenpreis: Die 6 -gesp. Petitzeile oder deren Raun« 1b bei Lokal- > Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Redaktionsteile SS H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 2S ö Extragebühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Anüoneen - Expeditionen. Der Stadtrat -- Mit Rücksicht auf die Mittwoch, den 18., der. Sonntag, de« 22. Stöbern der 1SV8, stattfindende kutttsg»- und ^o1enG«ivr> wird auf Grund gesetzlicher Bestimmungen hiermit Folgendes veröffentlicht: Verboten find: 1. Konzertmusiken und andere, namentlich die mit Musikbegleitung verbundenen geräusch vollen Vergnügungen an öffentlichen Orten. 2. Theatralische Vorstellungen. 3. Alle Schaustellungen, sowie öffentliche Auf« und Umzüge. 4. Oesfentliche Versammlungen aller Art, sowie Versammlungen der Innungen und anderer Genossenschaften. 5. Oesfentliche Tanzbelustigungen, ingleichen auch Privatbälle, selbst wenn dieselben'in Privathäusern oder in Räumen geschlossener Gesellschaften abgehalten werden. Bezüglich der Ausübung des HaudelSgewerbes an diesem Tage verweisen wir auf unsere Bekanntmachung, die Sonn- und Festtagsruhe im Handelsgewerbe betr., vom I. Juni 1893, sowie auf die unter O nochmals abgedruckten Bestimmungen in HZ 1 und 2 des Ortsstatuts für die Stadt Frankenberg vom 22. Juli 1892. Zuwiderhandlungen ziehen die gesetzlichen Strafen nach sich. Frankenberg, am 12. November 1908. 8 I- Am Karfreitag, dem Totenfestsonntag und den Bußtage« wird der Handel a) mit Brot und weißer Bückware, ausschließlich der .Zonditpreistarrn, sowie mit Milch, Fleisch Fleischwaren, ausschließlich der, sogenannten Delikatessen, agf die Zeit von früh 5 Uhr an bis ^/,9,Uhr chyrynttags und, von 7:his S ÜHr-ahWds; h) mit allen anderen Eßwaren, als Buster, Köse, Gier, Grüuwaren, sogenannten Delikatessen, Kolonial- uno Trintwaren, Äonditorxiwaren unß > dergleichen. , spwie der Kleinhandel mit Heizungs- und Beleuchtungsmaterial aut die Zeit.von , früh bis */,9 Uhr vormittags beschränkt. 8 2. Die Beschäf igung der Gehülfe«, Lehrlinge und Arbeiter in Kosttore« der Kaufleute und Fabrikanten, mit, welchen offene Verkaufsstellen nicht Uerbunven sind, soweit eine solche überhaupt an Sonn- und Festtagen zulässig ist, an letzteren lediglich in der Zeit von V.n bis 12 Uhr vormittags gestattet, am, Kazsreitag,, den, bei^ tagen und dem Totentestsountagr überhaupt Verbote«. Nach Orten außerhalb des deutschen Reiches und Oesterreichs, soweit solche im Gebiete des Weltpostvereins liegen, geschieht der Versand unseres „Tageblattes" mit wöchentlichen Kreuzbandsendungen von uns unter Portoansatz von 2 M. 60 Pfg. per Vierteljahr. Lbronmtbui ln eblns. d. Peking. Der Kaiser Ktvangsü ist am Sonnabend nachmittL^ gestorben. Bald «ach ihm erlag auch die seit längerer Zeit kranke Kaiserin-Witwe Tsutsi ihrem Leiden. * Der Tod des erst 37 Jahre alten Kaisers erschüttert nicht die Welt, nicht China. Kaiser Kwangsü hat nichts be deutet, er hinterläßt keine Lücke. Wichtiger ist das Verlöschen des Lehens seiner Tante, der alten Kaiserin-Witwe Tsutsi, die ihn im Jahre 1875 als Vierjährigen aus einem Neben- zweig der Dynastie heraus adoptierte und als Kaiser Kwangsü auf den Thron hob, die Herrschaft aber selbst behielt. Kwangsü war und blieb ein Schattenkaiser. Als er im Jahre 1889 mit 18 Jahren zur Mündigkeit gelangte, und das geringe Maß von Einfluß, das ihm seine Tante rin- räumte, einem bescheidenen jugendlichen Idealismus folgend benutzte, einige Reformen zu versuchen, z. B. die Einführung europäischer Tracht, da schritt die Taute schroff ein. Und als der Kaiser nicht schnell genug jede Spur von eigenen bescheidenen Neigungen und Wünschen tilgte, da stellte Frau Tsutsi ihn am 22. September 1898 kurzerhand wieder ganz und gar und in aller Form unter ihre Vormundschaft. Seit dem war er politisch tot. Tsutsi aber blieb die kluge, die schlaue und grausame Beherrscherin des Reiches der Mitte. Welch abenteuerliche Laufbahn, das Leben dieser Frau! Am 17. November 1834 geboren, war die Kaiserin ur sprünglich Konkubine niederen Ranges (wenig geachtete, ja verachtete Nebenform einer Frau), nach der Geburt ihres Sohnes Tschaichun, der als Kaiser Tungschih vom 22. Au gust 1861 bis 12. Januar 1875 regierte, wurde sie zur Konkubine 2. Ranges (anerkannte Frau) und 1861 als Witwe nach dem Tode des Kaisers Hsienfing zur „westlichen Kaiserin" (Mitregentin für ihren unmündigen Sohn) erhoben. Nach , dem Tode des Sohnes,^ des Kaisers Tungschih glückte ihr der Staatsstreich, dem sie ihren Platz in der chi nesischen, in der Weltgeschichte verdankt. Trotz der Strenge, mit der die Chinesen auf peinliche Einhaltung der Erbfolge nach Vaterrecht halten, setzte sie die Erhebung ihres vierjährigen Neffen Tsaitien zum Kaiser durch, der den Namen Kwangsü (Fortsetzung des Glanzes) erhielt. In Wahrheit war seitdem sie selber in den Augen Chinas und der Welt die unumschränkte Herrin der Chinesen. Der Tod dieser Frau, bei der Herrscher klugheit und Tyrannengrausamkeit die Wagschalen unschlüssig gegeneinander schwanken ließ, hätte vor einigen Jahren wohl in China alles übereinanderstürzen lassen. Seitdem haben die Verhältnisse sich wieder etwas gefestigt, und eS ist heute möglich, daß auch ihr Tod das Reich unerschüttert läßt. Die einstige Maitresse hat als Kaiserin aufs grausamste dynastische Hauspolitik getrieben und dabei kein Blut und Leben geschont. Sie hat mit dem Fanatismus eines direkten SprößlingS aus uraltem Mandschustamm, der sie nicht einmal war, reaktionäre Politik getrieben. Ihr Fremdenhaß und auch die Sorge um ihre Dynastie veranlaßte sie, nach dem Staats- .streich von 1898 mit den Boxern gemeinsame Sache zu machen. Durch die Siege der fremden Heere zur Flucht nach dem fernen Jehol gezwungen und den ärgsten Demütigungen durch das Friedensprotokoll von 1901 unterworfen, zeigte sie nach der Rückkehr in die Hauptstadt ihren vollen Beruf zur Herr schaft. Denn nicht nur wußte sie sich trotz der erlittenen Miß erfolge in der Gewalt zu erhalten, sondern sie brachte es fertig, die Traditionen ihres langen Lebens über Bord zu werfen und auf die Rcformidecn einzugehen, die sie früher mit tödlichem Hasses'bekämpft hatte. Wahrscheinlich hat sie damit äuch die Dynastie gerettet, deren Schiksal eine Zeitlang sehr unsicher schien, da die Chinesen die Mandschus für die Bittere Not und Sorge ist über viele Familien im Westfälischen Rohlendistrikt ge kommen, deren Ernährer durch das entsetzliche Grubenunglück in Hoevel bei Hamm in Ausübung ihrer Berufsarbeit um das Leben gekommen sind. Hier ist es Menschenpflicht, zu helfen I Zu helfen gilt's Huniprten von Witwen und Waisen, deren Lebensgeschick durch dieschreckensnacht in ganz andere Bahnen gelenkt wird. Viele Witwen, die in Arbeiterkolonien bisher das schützende Dach wußten, werden mit ihren Rin dern ihre Wohnstätten verlassen müssen — wohin? Überall fehlt ihnen der Gatte und Vater, der den Leinen immer ein Helfer und Fürsorger war, soweit seiner arbeitsamen Hand dies möglich warl Herzzerreißend ist's, daß kurz vorm Weihnachtsfeste, wo auch der ärmste der Armen seinen Rindern eine Freude macht, über Hunderte von Familien tiefste Trauer und schwere Sorge gekommen und viele Frauen und Rinder nach dem Vater jammern, über dessen kebensende kein Sterblicher zu berichten weiß, dessen Leichnam aus den unterirdischen Brandstätten nur verkohlt, verstümmelt oder — gar nicht herausbefördert werden kann l Wie man in großen Städten bereits das Sammelwerk in Angriff genommen hat, so wollen auch wir das Sammelbrrch -es Tageblatter wieder auflegen! Die Tagesberichte aus der pflege von Hamm haben des Elends so viel gemeldet und werden es noch weiter melden müssen, daß wir Einzelheiten an dieser Stelle nicht anzugeben brauchen! Wir rufen unserer Leser gemeinde, die ihre Gpferwilligkeit bei wahrer Not so oft schon bewiesen hat, nur zu: Gedenkt helfend der armen Witwen nnd Waisen im Westfälischen Aohlengebiet! Jede Gabe, auch die kleinste, findet dankbare Annahme und öffentliche Quittung. Redaktion und Verlag des Frankenberger Tageblattes. zahllosen nationalen Demütigungen der letzten Jahrzehnte ver antwortlich machten und in vielen Ausständen einen bedrohlichen, aniidynastischen Geist bekundeten. Die Zügel der Negierung liegen jetzt in den Händen des Prinzen Tschun, eines Bruders des Kaisers. Dieser Fürst gilt als ein kluger und verständiger Anhänger der Reformideen. Er hat bekanntlich die Sühnemffsion nach Deutschland auS- gesührt und als Mitglied des Staatsrats zu den fremden Vertretern in Peking stets in den besten Beziehungen gestanden. Der als neuer Kaiser ernannte Puyi, Sohn des Prinzen Tschun, ist am 11. Februar 1906 geboren und kommt somit politisch für lange Zeit noch nicht in Betracht. * * * i. Peking. Der Kaiser Kwangsü ist unter schweren Leiden verschieden. Er zeigte kurz vor seinem Tode deutliche Anzeichen von Geistesstörung. brat v. Wun-Ifseteirr -ft Der Jagdaufenthalt des Kaisers in Donaueschingen beim Fürsten von Fürsftnberg hat einen trüben Abschluß gefunden. Sonnabend abend Furz vor 10 Uhr wurde der ähef. des Militärkabinetts Graf v. Hülsen-Haeseler, der zur Begleitung des Kaisers gehörte, von einem Schlag anfall betroffen, der den sofortigen Tod des Mannes zur Folge hafte. Graf Hülsen-Haeseler hatte den ganzen Tag, munter auf der Fuchsjagd verbracht. Auch beidemarselliaen Zusammen sein am Abend fühlte er sich durchaW nE 8hneM.eS Zeichen emeS bevorstehenden Anfalls fiel er plötzlich mitten im Kreise der Gesellschaft, um und erwachte-.aus.-der Ohn macht nicht wixdrr, obwohl ärztliche Hilfe .schort zur Stelle war. Sonntag vormittag 10 Uhr fand im großen Saale deS Schlosses zu Donaueschingen, wo die Leiche des Grafm aufgebahrt ist, Trauergottesdienst statt, an dem auch der Kaiser teilnahm. -Nach, der ,Feier legst,dex .Kaiser einen Kranz an der Bahre nieder. Dietrich Graf v Hülsen-Haeseler hat ein Alter, von 56 Jahren erreicht. Er war ein Sohn des bekannten General intendanten der königlichen Schauspiele Botho st Hülsen und wurde am 13. Februar 1852 in Berlin geboren^ 1870 wurde er Leutnant im Kaistr Alexander-Regiment. Schon als Dreißig jährigen berief man ihn in den Großen Grneralstab, dein er von 1882 bis 1889 angehörte. Er war dann in verschie denen hervorragenden Stellen tätig. Die Leitung des Militär kabinetts, die ja sehr viel Kenntnis der Armeeverhältnisst er fordert, lag bei ihm in den besten Händen. Viel trug dazu bei, daß er xoi8ooa §ratissima beim Kaiser war, der sehr viel aus ihn hielt, wie er ja auch stets in der nächsten Unigebung des Kaisers weilte, den er auch auf seinen Reffen fast ausnahmslos begleitete. Der Kaiser gab infolge des Todes des Grafen Hülsen- Haeseler die geplante Reise nach Kiel auf und wird sich von Donaueschingen direkt nach Berlin begeben, wo er am Dienstag eintrifft. Infolgedessen wird auch der Reichskanzler nicht nach Kiel rejsen, sondern dem Kaiser in Berlin Vortrag halten. Dadurch wird die Zusammenkunft zwischen Kaiser und Kanzler, die die Ent scheidung bringen soll, um einen Tag verschoben werden. Es ist aber erfreulich, daß die Unterredung in Berlin stattfindet und nicht, wie ursprünglich geplant war, an Bord der „Deutsch land" in Kiel. Linn Smbenungliick In Aerttalrn. Die ungeheure Erregung der Hinterbliebenen wird all mählich durch einen dumpfen Schmerz verdrängt. Die Aufräumungsarbeiten werden, so gut es geht, fort gesetzt. Es hat sich nun doch als notwendig herausgestellt, den ganzen Schacht unter Wasser zu setzen, da man des Feuers auf andere Weise nicht Herr werden kann. Kaiser Wilhelm spendete für die bei der Katastrophe Ver unglückten und Hinterbliebenen der umS Leben gekommenen Personen 25000 Mark aus feiner Schatulle und überwies diese Summe als Grundstock für die einzuleitende Hilfsaktion dem Oberpräsidenlen von Westfalen. Die Kaiserin spendete 1000 Mark. Bankfirmen Haben ebenfalls größere Summen zur Verfügung gestellt, so u. a. die Deutsche Bank, die Diskonto-Geselftchaft, die Dresdener Bank, die Darm städter Bank, die Berl ner Handelsgesellschaft und Mendels sohn u. Ko. je 5000 Mark. Der Aüfsichtsrat der Trierer Bergwerksgesellschaft stellte dem Generaldirektor 60000 M. zur Versügung, womit die erste Not gelindert werden soll. Allenthalben tritt jetzt die öffentliche und private Unterstützung