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vcgründet 1842. Freitag de« 13. RoveMer , 1SM rankenberger Tageblati Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. - Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Ankündigungen sind rechtzeitig auhugcben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbcrgsachsen. Urfcheint an jedem Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 50 monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats 5 früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. ! Anzeigenpreis: Die g-gesp. Petitzeile oder deren Raum 15 Z, bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 Z; „Eingesandt" im Redaktionsteile S5 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung uach feststehendem Tarif. FL, Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 § Extragebühr berechnet. Knseraten-Annahm^auch durch alle deutschen AnnonceyzHiPeMoue«. Gemein-eanlagen. Die am 18. dieses Monats fälligen Gemeindeanlagen (4 Termin) sind bis 24. dieses Monats zu entrichten. Wer über diesen Termin hinaus in Rückstand verbleibt, hat zu gewärtigen, daß die Zwangsvollstreckung gegen ihn verfügt wird. Frankenberg, am 12. November 1908. Der Stadtrat. Das im Grundbuche für Neudörfchen Blatt 12 auf den Namen Julius Bruno Geldrtcht eingetragene Grundstück soll am 39. Dezember 1908 vormittags 10 Uhr an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 2 Hektar 57,5 Ar groß und auf 13180 Mk. — Pf. geschätzt. Es besteht aus Wohnhaus, Seitengebäude und Scheune, Hofraum, Obst garten, Feld und Wiesen, hat 139,55 Steuereinheiten und 6780 M. Brandkasse. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schützlingen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 23. Oktober 1908 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigen falls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungscrlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht hat. muß vor der Erteilung des Zuschlags die Aushebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeiführen, widrigenfalls für das Recht der Vcrsteigerungserlös an die Stelle des vetsteigerten Gegen standes tritt. Frankenberg, den 10. November 1908. (2» 15/08) Das Königliche Amtsgericht» , Vie „vrulsebe Sekadr". Das „Sydney Bulletin", das bedeutendste Blatt der mächtigen australischen Arbeiterpartei, läßt sich des Folgenden aus: „Die dur.hschnittliche Morgenzeitung ist gewohnt, gelegent lich und zur Abwechselung ihre Leser mit Leitartikeln über das, was sie „Die deutsche Gefahr" nennt, zu regulieren. Sie weiß selbst nicht recht, worin diese Gefahr besteht. Ei nige der Mitarbeiter mögen Deutschland durch die Scheiben eines Eisenbahnwagens gesehen haben, oder vom Deck eines Nheindampfers aus. Sie haben eine vage Idee, daß Deutsch land irgendwo eine sehr große und tüchtige Armee besitzt und sich eine Flotte baut. Niemand weiß in Wirklichkeit viel darüber, weil deutsche Beamte zu schweigen verstehen. Deutsch land hat das volle Recht, sich eine Flotte anzuschaffen, wenn es eine braucht. Es hat einen beträchtlichen Ueber- scehandel zu schützen, und schon aus diesem Grunde ist eine Flotte nötig. Aber der „Sydney Morning Herald" (größte Tageszeitung Australiens) Hal eine Autorität entdeckt, die ihm versichert, daß „der Krieg" in sechs Ja ren kommen wird, nicht weniger und nicht mehr. Er sagt: „Auf der Basis des bestehenden Programms werden die Vorbereitungen in sechs Jahren fertig sein. Bis dahin wird Deutschland lieber allen Streitigkeiten auS dem Wege gehen, als > e zu provozieren. Aber dann wird es losschlagen, mit aller Macht losjchlagen. Das haben wir zwar in beiläufiger Art und Wede oft genug gehört. Aber heute müssen wir uns darüber klar werden; — nicht hoffen, daß es an uns vorübergehen wird, sondern handeln, als ob es eine Gewiß heit sei." Die wahre Gefahr ist nicht das Wachstum der deutschen Flotte, sondern der deutscheu Industrie und de» Han dels, gepflegt durch den Schutzzoll und besonders durch eine energische staatliche Sozialpolitik. Vor 1871 gehörten fast alle deutschen Bahnen der üblichen G. m. b. H. Es gab Schwierigkeiten mit den Armeetransporten; und als die französische Kriegsentschädigung einzurollen begann, kaufte die Regierung einige der billigsten Linien, fing an Konkur renz zu machen, die Strecken ausznbauen und sie der öffent lichen Wohlfahrt möglichst dienstbar zu machen. Allmählich fielen die zurückgedrängten Privallinicn der wartenden Negie rung für meist unter Pari in die Hände, und heute Hal der Staat sie alle an sich genommen. Das deutsche Volk aber hat gewonnen dadurch. Auch die industrielle Gesetzgebung ist ganz zu gunsten des Arbeiters, der selbst gegen den importier ten „freien Arbeiter" geschützt wird. Sogar die Armee ist populär, weil die Dienstpflicht wirklich und nicht nur nomi nell allgemein ist. John Bull hat sechs Jahre Zeit, sich vvr- zubereiten. Weshalb hört er nicht auf zu winseln, versieht sich mit Schutzzoll und allgemeiner Dienstpflicht und ein wenig mehr Sozialpolitik? Dem jedenfalls dankt Deutsch land seinen Fortschritt." Ein Kommentar zu diesen Aeußerungen dürste sich erübri gen. — Das „Sydney Bulletin" ist das leitende und gele- senste sozialdemokratische Blatt auf der anderen Seite der Erie. veniicder «na ZSclMcbet. Frankenberg, 12. November 1908 f Das HimmelSfeverwerl der Sternschnuppen ist wieder zu erwarten. Gegen Mitte und Ende November, etwa um den 13. und 27., werden die Meteoriten - Schwärme häufiger. Die Erde begegnet einem Zuge, den man mit einem nach Milliarden zählenden Heer von Wandervögeln vergleichen kann. Diese Novemberschwärme erregten schon im 18. Jahr hundert das Erstaunen und die Bewunderung der nachdenkenden Naturfreunde, während Unwissenheit und Aberglaube wieder einmal schwere göttliche Strafgerichte darin erblickten. In un beschreiblicher Pracht entfaltete sich der feurige Re^en am 12. November 1799, als Humboldt ihn beobachtete. Stunden lang züngelten die farbigen Streifen wie niederzischende oder que'rlaufende Raketen in unabsehbarer Menge und ohne Unter brechung über da« Firmament. Scheinbar strömten die Licht garben aus dem Sternbild der Löwen hervor, sich nach allen Richtungen ausbreitend. Auch in den Jahren 1833 und 1866 kehrte das Schauspiel wieder, indessen hatte man es 1899 vergeblich erwartet. Die winzigen Weltenstäubchen waren durch den gewaltigen Jupiter in ihrer Bahn gestört, die Erde traf diesmal nicht wieder mit dem Hauptschwarm zusammen. Immerhin ist daS Gewimmel der „Leoniden" über einen ellyptischen Ring um die Sonne ausFebreitet, den die Erde in jedem November, also auch diesmal kreuzt, sodaß wir mit etwas häufigeren Sternschnuppen (etwa bis 25 in der Stunde) wohl rechnen dürfen. * fix. Reue Bilder an unserer Bildertafel: „Ein großer Tag im deutichen Parlament"; der größte Schnelldampfer „George Washington" der deutschen Handelsmarine, der am 10. November vom Stapel lief; „Taft- letzte AgitationSrede vor seiner Wahl". fk. Theater. Am Totensestsonntag veranstaltet der hie sige Dramatische Verein im „Kaisersaal" eine öffent liche Theater-Vorstellung. Er wird das bereits am Rcformationsfest seinen Mitgliedern gebotene Charakterbild „Waldlieschcn" von Elmar zur Ausführung bringen. Das Stück sand bei seiner ersten nichtöffentlichen Aufführung vor den Mitgliedern des Vereins eine überaus freundliche Aufnahme und wird bei der Wiederholung vor der Ocffent- lichkeit sicher starkem Interesse begegnen. f 14. BötlerschlachtdeulmalS-Lotterie. Am zweiten Ziehungstage wurden an größeren Gewinnen gezogen die Nummern: 18180 mit 100 Mk., 100318 mit 25 000 Mk., 114915 mit 200 Mk., 172081 mit 100 Mk., 115789 mit 200 Mk., 110 704 mit 100 Mk., 95045 mit 2000 Mk., 135225 mit 100 Mk., 145 080 mit 300 Mk., 138 966 mit 100 Mk., 135 759 mit 100 Mk., 34 822 mit 100 Mk., 173011 mit 100 Mk., 150283 mit 100 Mk., 1321 mit 100 Mk., 75 349 mit 200 Mk., 17188 mit 100 Mk., 6259 mit 100 Mk., 127161 mit 100 Mk. (Ohne Gewähr.) f Vogelschutz. Wer die gefiederten Sänger unserer Haine und Wälder liebt, wird jetzt sein edles Werk vorberriten müssen. Er wird einen starken Schneefall nicht erst abwarten. Dann ist» zu spät. So muß denn jetz begonnen werden. Sorgsame Vogelschützer haben freilich schon ihre Kästen mit Beeren und Sämereien gefüllt. Sie waren fleißig, als die Oktoberreife die Nahrungsmittel der Vögel in Hülle und Fülle bot. Und ein paar freie Stunden am Tage mit dem Sam meln hingebracht, bringt seinen Lohn. Zur Not aber kann man die Beeren auch kaufen, und sich so eine der stillsten, aber köstlichsten Vergnügungen schaffen. Nun gilt eS, die geeigneten Futterplätze zu juchen. Stellen, die der Schnee ein wenig schont, die aber auch den Vögeln al- Zusammen- kunft-orte bekannt und vertraut sind. Dann mag der Winter ruhig sein weißes Linnen über die Lande breiten. Die Vögel, die unS während des Sommers mit lieblichem Gesang den Weg durch den Wald zu einem Entzücken gemacht, sollen nicht über die Undankbarkeit der Menschen klagen. Die Tier schutzvereine rufen jetzt besonders die Jugend zur tätigen Fürsorge auf. So gering die Arbeit erscheint, sie ist die hohe Schule jener echten Liebe, die nicht nur alle Menschen, sondern alle GotteSgeschöpfe umfassen soll. Schützt die Vögel — und ihr werdet eure Seele vor Kälte und Roheit schützen lernen! .* * — Hainichen. Der hiesige Nationallibcrale Verein hielt eine Versammlung ab, in der Generalsekretär Dr. Westenberger-Leipzig über die Wahlrechtssache sprach. Nach dem mit lebhafter Zustimmung aufgenommenen Vortrag wurde einstimmig eine Erklärung angenommen, in der der neue Wahlrechtsvorschlag der sächsischen Regierung als un annehmbare Lösung der WahlrechtSsrage zurückgewiesen wird. — Chemnitz. Im Juli stürzte im Saale de» Restau rants „Stadt Mannheim" in Chemnitz das zur Renovierung de» Raumes benützte Malergerüst ein, wobei sechs Maler zum Teil schwere Verletzungen erlitten und einer davon einige Stunden später starb. Als Ursache des Zusammenbruchs stellte die gerichtliche Untersuchung fest, daß zu dem , Gerüst ausbau ein angrfaulter Balken verwendet worden war. Der Schuldige, der Anstreicher Bellmann, der zugleich Gerüstmeister war, wurde jetzt wegen fahrlässiger Tötung und Körper verletzung zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. — Lhemaitz. Im Zcisigwald wurde in der Nähe der Schießstände ein Soldat vom 106. Infanterie-Regiment in Leipzig erschossen aufgefunden. Der Leichnam wurde nach der Leichenhalle im Garnisonlazarett gebracht. — Auf dem Friedhof an der Reichenhainer Straße wurde eine 67jährige Schuhmacherswitwe aus Chemnitz in bewußtlosem Zustand aufgefunden. Sie hatte infolge von Schwermut Gift ge trunken und war zwischen zwei Gräbern zusammengebrochen. Alsbald nach ihrer Auffindung starb sie. — Auf der Kreu zung der Waisen- und Lindenstraße lief ein 7jähriger Knabe in ein zweispänniges Färberrigeschirr und kam zu Fall- Da bei versetzte ihm ein Pferd einen Tritt auf den Kops, sodaß dem Kind das linke Auge auslief. — Gestern erreichten die Motorwagen, die an der Prüfungsfahrt für leichte Armee- lastzüge beteiligt sind, Chemnitz, um hier über Nacht zu blei ben. Innerhalb fünf Minuten trafen nachmittags gegen v,4 Uhr Wagen der Firmen Dürkopp u. Ko.-Bielefeld (zwei Wagen), Daimler, Fahrzeugfabrik Eisenach und Süddeutsche Automobilfabrik-Hagenau am Etablissement „Waldschlößchen" ein. Nach kurzem Aufenthalt ging die Fahrt nach den Ka sernen des 181. Infanterie-Regiments weiter, wo Nachtquar tier genonimen wurde. Im Laufe des Spätnachmittags und Abends trafen die übrigen Wagen ein. Heute fetzten die Fahrzeuge die Fahrt nach Annaberg-Scheibenberg sort. — Freiderg. „Die Stadt für populäre Hinrichtungen." Unter dieser Spitzmarke berichtet die „Königsberger Hartungsche Zeitung" folgendes: In einem Königsberger Cafö saßen mehrere Reisende beisammen, sprachen über dieses und jenes und da runter auch über die in Freiberg i. S. erfolgte Hinrichtung der Grete Beier. Einer von ihnen, ein Sachse, behauptete nun, Freiberg sei durch diese Hinrichtung so bekannt geworden, daß ein Brief dorthin auch ohne den Stadtnamen auf der Adresse befördert werde. Die anderen bestritten das und schließlich kam eine Wette zustande. Der Sachse schrieb an einen Freund, der in Freiberg wohnt; anstatt des Bestimmungs ortes trug die Adresse jedoch nur folgenden Vermerk: In der Stadt für populäre Hinrichtungen! Und siehe da, der Brief erreichte richtig seinen Bestimmungsort und wurde dem Adressaten ausgehändigt. — Paischappel. In Döhlen wurde gestern der Berg arbeiter Nitziche im „Carolaschacht" durch hereinbrechende Kohlen erschlagen und war sofort tot. — DreSde». Das 100jährige Bestehen des hie sigen Schützen-Regiments Nr. 108 und des 12. und 13. Jäger- Bataillons (Schwarze Brigade) wird am 1. Oktober 1909 hier und in Freiberg gefeiert werden. — Oschatz. Bei der Rückkehr von einem Kundenbesuch, aus Binnewitz bei Stauchitz kommend, fiel in nächster Nähe der Mühle zu Hof der Kaufmann Paul Schneider in den Jahnabach und ertrank. , . — Waldheim. Ein vielversprechender Kandidat bewirbt sich bei den hiesigen Stadtverordnetrnwahlen um ein Mandat. Im hiesigen „Anzeiger" veröffentlicht er folgenden Wahlaufruf: „Achtung! Um den Reigen der Agitation bei den diesjährigen Stadtverordnetenwahleu zu eröffnen, empfehle ich mich als Stadtverordneter. Ich schaffe die Hypotheken