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mm WWI MW IIIIVM WIVI mpen SM »n. unsr- > und Ussliob sagen Ve>-- Lrn- >L§am- in »NII. iler, ;t. . 1908. es Mvv ^enst ein ksrt. c^en. M! > dem jstrt IL«r«ii« tgexeu. dl nrlslirer, »le. 36. IIIIIII»! Ms Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Anfnahme von Anzüge« an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht Übernommen werden. tzz^> S1. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Orrmcber uns 5Scbri«be» Frankenberg, 10. September 1908. fr. Bilder vom Tage. Um im Zeitalter des Auto mobils die Leistungsfähigkeit des Pferdegcspanns zu erhärten, . veranstaltet der Herrepfahrer-Klub eine Distanzfahrt über die und Gegenwärtige: Wr Gott, die Schöpfung der erson Jesu Christl, devRegierung Gottes, Lehre über das Jenseits, über da- Forti Erscheint an jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 60 monatlich SO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats 5 H, früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen,, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Anzeigenpreis: Die S-gefp. Petitzeile oder deren Raum 1b bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 -r „Eingesandt* im Redaktionsteile Atz H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, sür Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Für Nachweis und Offerten--Annahme werden Sb H Extragebühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annonce»-Expeditione». Liu Worm <ier steßgiommtmichtr. Der jetzige Religionsunterrichts so schreibt ein sächsischer Real schuldirektor den „L. N. N.", erMt nicht seinen Zweck. Wenn er trotzdem viel Segen wirkt, so «»dankt er dies der Erhaben heit seines Gegenstands und der beglichen BetätigungSweise seiner Lehrer. Aber er schafft keine klatze Üeberzeugung, keine» festen Glauben. Er übt weder auf die Lehrnsanschauung des Menschen, noch auf sein praktisches Verhalten vlnen bedeutenden Einfluß auS, während er doch seiner Natur nach Ken Kern deS Menschen durch dringen sollte. Woran liegt das? Der Mangel ist im Religionsunterricht zu suchen. Er findet sich aber nicht sowohl in den Lehren über das Vergangene und Gegenwärtige: Wer Gott, die Schöpfung der Welt, der Person Jesu Christl, der-Regierung Gottes, als viel mehr in der Lehre über bas Jenseits, über da- Jortleben nach dem Tode. Jene Gebiete lassen M auf sehr verschiedene Art behandeln, und wir haben viele TReologen, die dabei eine große Schärfe des Denkens, sowie eine tiefe Innigkeit des Gemüts ent falten. Ob man im Religionsunterricht Person und Naturkraft voneinander trennt oder mehr miteinander vereinigt, davon hängt der Erfolg deS Unterrichts wenig ab^ Jeder Verständige bescheidet sich endlich mit der unleugbaren TcMche, daß unser Wissen Stück werk ist und bleibt. Jeder VerstänWe läßt auch hierin gern allen Mitmenschen volle Freiheits FernE'Vsird es »le möglich sein, die Menschen in ihren Lebensbedürfnissen auch nur annähernd gleich zu machen. Der eine wird mehr von leiblichen Gütern an gelockt, der andere schätzt am höchsten den Reichtum seines HerzenS; der eine will in allen Stücken klug Händeln, der andere folgt ohne vieles Ueberlegen der Stimme seine- Jnnem; der eine ist noch sehr abergläubisch, der andere denkt über jede Aeußerlichkeit voll kommen frei. An allen diesen Erscheinungen kann der Religionsunterricht nur wenig ändern. Aber eines ist von ihm unbedingt zu fordern: er muß prophetisch sein, und zwar in einer zwingenden, unwider leglichen Weise; er muß auf das Jenseits mit einer Sicherheit Hin weisen, der sich nur der niedrigste Leichtsinn zu verschließen ver mag. Die Lehre vom Dasein nach dem Tode muß, ob sie gleich ein Postulat, eine bloße Forderung bleibt, doch durchaus einwand frei, darf gegen andere Grundfordernngen keinesfalls verstoßen. In dieser Hinsicht ist jedoch sehr viel zu wünschen übrig. Gerade über das Zukünftige fehlt es in unserem evangelischen Religions unterricht an jeder Klarheit und Bestimmtheit, und daher schwebt er eben sozusagen in der Lust. Am verbreitetsten ist die Ansicht, daß im Tode einander alle Menschen gleich werden. Wozu braucht man dann überhaupt Religion ? Für das Befinden in diesem 625 Kilometer lange Strecke Berlin-Münch«», die in Etappen zurückzulegen ist. Unter den Startenden befinden sich auch zwei Damen, u. a. Frau Vera. Kohner, die ihr Schimmel- gespann selbst leitet. — Unter den Dokumenten der dunkelsten Zeiten der französischen Kirchengewaltherrschast befindet sich eins, das in seiner Schlichtheit Bände von der Grausamkeit des Zelytentums spricht. Es ist das Denkmal eines Hin gerichteten, das noch heute vor der Sacre-Coeur-Kirche zu Paris steht. Es stellt einen jungen Mann auf dem Scheiter haufen dar. Die Inschrift des Monuments redet Bände: „Dem Chevalier de la Barre, mit dem Tode bestraft im Alter von 19 Jahren am 1. Juli 1766, well er eine Pro zession nicht gegrüßt hat"!! — Der 80. Geburtstag des Grafen Leo Tolstoi hat in der ganzen gebildeten Welt Be achtung gefunden, nur del russischen Regierung ist es Vor behalten geblieben, diesen Wahrheitsjucher noch an diesem Tage gewaltsam zu unterdrücken, indem sie alle für diesen Tag vorgesehenen öffentlichen Veranstaltungen untersagte. Von diesen drei Ereignissen stellen wir einige Bilder zur Schau. Sie befinden sich, solange die Renovation unseres Geschäfts hauses dauert, an der Papier- und Schreibwarm-Haudlung von Arno Roßberg, Markt 1. fr. Gin kritischer Termin erster Ordmmg war vom Meteorologen Bürgel für den heutigen Donnerstag angekim- digt worden. Der Gelehrte hat mit seiner Vorhersage inso fern Glück gehabt, als der „kritische Moment" eingetroffen ist, allerdings nicht heute, sondern bereits gestern abend. Er fand seinen Ausdruck in einem plöMch heraufziehenden Ge witter, das sich in außergewöhnlich h^fttKeu Entladungen aa»^ tobte. Erfreulicherweise! ist uns heute ein herrlicher, sonniger und milder Spütsommertag beschieden gewesen, wie wir deren noch eine lange Reihe bedürfen. fr Mit der geplanten Aenderung des Fraukeuberger GemetndewahlrechtS hat sich in feiner gestern abend im „Hotel zum Roß" abgehaltenen Sitzung der hiesige Arbeits ausschuß nationaler Arbeiter- und Gehilfen-Organisationen befaßt. Der Vorsitzende, Redakteur Näther, erstattete der gut besuchten Versammlung das Referat. Er verwies hierbei auf das die Richtschnur für die Arbeiten des Ausschusses bildenoe, von letzterem vor einigen Monaten an genommene Kommunalprogramm, in dem die Erhaltung eines geeigneten Wahlsystems vorgesehen ist. Dann streifte er die Form der vom Stadtrat angestrebten Aenderung und erörterte die von jener Seite ins Feld geführten Gründe. Im Ratskollegium sei der Plan nicht ohne Widerspruch geblieben, noch größer sei letzterer im Stadtverordnetenkollegium gewesen. Schon damals, als in der ersten diesjährigen Stadtverordnetensitzung von Herrn Bürger meister Or. Irmer Aenderungspläne angezeigt worden waren, habe sich in dec Bürgerschaft vereinzelt Widerspruch bemerkbar gemacht. Nach Ansicht des Referenten sei es eine falsche Auf fassung, wenn jetzt davon gesprochen worden sei, innerhalb der Bürgerschaft bestünden viel Sympathien für eine Wahlrechts- änderüng. Die erneut zum Ausdruck gekommenen Proteste gegen die Ratsvorlage bewiesen das Gegenteil, seien aber vollauf be rechtigt. Denn die der Ratsvorlage mit auf den Weg gegebenen Gründe für die Notwendigkeit einer Wahlrechtsänderung besäßen keine überzeugende Kraft. Der Referent stellte sich aus den Stand punkt, daß eine lebhafte Wahlbewegung vonnöten sei, daß ein frischer, fröhlicher Wahlkampf nur anregend wirke und zu einer starken Wahlbeteiligung ansporne. Die Wahlen stärkten das In teresse für öffentliche Fragen- Fänden Wahlen nur alle zwei Jahre statt, so würde das wahrscheinlich einschläfernd wirken. Die Zeiten feien vorbei, wo sich das nationalgesinnte Bürgertum noch un besorgt auf die Bärenhaut strecken konnte. Heute stünde sein Feind, die Sozialdemokratie, vor den Toren, ein Gegner, der auf organi satorischem und agitatorischem Gebiet Vorbilder liefere, an denen das nationale Bürgertum lernen könne. Man solle also ruhig den bisheri gen Wahlmodus beibehalten. Er habe sich durchaus bewährt, und die nationalgesinnte Wählerschaft habe trotz der in sie Hineingelragenen „Beunruhigung" noch immer ihren Mann gestanden. Rtan möge ihr deshalb auch fürderhin Vertrauen schenken. Was die Siche rung der Stabilität im Stadtverordneten-Kollegium anlange, so sei ohne weiteres festzustellen, daß diese bisher vorhanden gewesen fei und auch erhalten bleiben werde. Diese Stabilität gewähr leiste schon der Umstand, daß bei den jedesmaligen Wahlen nur ein Drittel der Stadtverordnetenmandate zur Erledigung komme, während die anderen zwei Drittel unangetastet erhalten blieben. Und wer sich als Büraervertreter auf dem Rathaus bewährt habe, werde in der Regel wiedergewählt. Ja, noch mehr — in Franken berg könne man die Beobachtung machen, daß, wer einmal im Stadtverordneten-Kollegium sitzt, so bald nicht wieder herausge- wählt werde; es sei denn, daß ganz besondere Umstände hierzu Veranlassung gäben. Die Mandatsdauer von drei auf stchs Jahre auszudehnen, läge also nicht der mindeste Anlaß vor. Bei den Wahlen könne sehr leicht der Fall eintreten, daß einmal einer oder der andere gewählt werde, bei dem es sich später zeige, daß er sich für einen solchen Posten gar nicht eigne. Wozu sollten dann solche Leute sechs Jahre lang durchgeschleppt werden?! Die Stadt und ihre Bewohnerschaft habe davon sicher den geringsten Profit. Man habe alle Ursache, den Stadtverordneten, die sich gegen die Wahlrechtsänderung gewehrt und sür eine Fühlungnahme mit der Bürgerschaft eingetreten find, Dank zu sagen. Sei die geplante Aenderung am.Ende auch nicht ttefeinscyneidend, so wäre durch sie vielleicht doch der Anfang zu weiteren Verschlechterungen gemacht. Und schon gegen diesen Anfang müsse man sich energisch wehren. Tadel verdiene die Form der Einbringung der RatSvorlage. Die Verschanzung hinter den harmlosen Titel „Aenderung deS Orts- statutS" habe ihn (Referent) geradezu frappiert. Die Einwohner schaft einer Stadt dürfe, wohl erwarten, daß ihr bedeutungsvoll^ Volk vertrauen, daß seinem i« seltener Einmütigkeit aus- gesprochenen Verlangen nach ein« Regenerierung der Finanzen Rechnung getragen und dem Deutschen Reich das zur Er füllung seiner großen Aufgaben notwendige friedliche Rüst zeug eines wohlgeordneten Staatshaushalts geschaffen wird." Wir geben heute diese Ausführungen ohne Kommentar wieder, behalten uns jedoch vor, darauf Hurückzukommen. 2. —-—ß- Vie Mne Oe» ftelcdmglenmg rur Nnanrrekom. Die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht an leitender Stelle einen längeren Artikel zur Reichssinanzreform, worin es u. a. heißt: „Die unbedingte Notwendigkeit, das Finanz wesen des Deutschen Reichs einer entscheidenden und' auf lange Jahre wirksamen Reform zu unterziehen, ist seit Monaten Gegenstand der öffentlichen Besprechung. Sie wird von Ver tretern der Wissenschaft und der verschiedensten Erwerbskreise, sowie von Männern und Organen aller politischen Parteien mit seltener Einmütigkeit anerkannt. Die eingehende und immer erneute Erörterung der gegenwärtigen Schäden unseres Finanzwesens hat, so sehr sie auch über die möglichen Abhülfs- mittel im einzelnen auseinandergehen möchte, erkennen lassen, daß es sich hier um eine Forderung des gesamten deutschen Volkes handelt. Das Fehlen des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben seit Jahren hat Deutschland eine hohe Schuldenlast ausgebürdet, erfordert schwere finanzielle Opfer durch die Notwendigkeit der Zinszahlung, hemmt und schädigt seine Volkswirtschaft und setzt durch die Er schütterung deS nationalen Kredits seine politische Stellung unnötigen Gefahren aus. Nehmen Ausgaben und Einnahmen im Laufe des nächsten Jahrfünfts dieselbe Entwicklung wie in dem vergangenen, so müßte alljährlich mit einem Fehlbetrag von mehreren hundert Millionen gerechnet werden. Einer Weiterentwicklung in dieser Richtung muß unver züglich Einhalt geboten werden. Es bedarf einer systematischen Beschränkung der Ausgaben auf das unbedingt Notwendige, sowie einer planmäßigen Erhöhung der Einnahmen. Auf der Ausgabe seite ist es insbesondere geboten, mehr wie bisher auf die bewährten Grundsätze altpreußischer Sparsamkeit zurückzugehen. Ins besondere muß sich bei der Ausführung von Bauten und anderen Neuanlagen eine Einschränkung der Ausgaben erreichen lassen. Dem beständigen Anwachsen des kostspieligen Beamten apparats muß vorgebeugt werden. Auch bei Anwendung äußerster Sparsamkeit läßt sich eine Verstärkung der Ein nahmen durch sehr erhebliche Steuererhöhuugen nicht umgehen;, wesentliche Opfer werden jedem einzelnen Staatsbürger un vermeidlich. Insbesondere wird, wenn die finanziellen Schwierigkeiten nicht verewigt werden sollen, der Massenkonsum gewisser Genußmittel, wie in anderen Ländern, mit starken Abgaben herangezogen werden müssen. Anderseits kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die gewaltige Wohlstandsvermehrung, deren sich Deutschland im letzten Menschenalter erfreuen durfte, es den Privatwirtschaften möglich macht, die nötigen Opfer zu bringen. Dabei wird entsprechend den Ergebnissen der modernen Finanzwirtschaft Ke Besteuerung in Formen durchzuführen sein, die die Kvn- sumsteuer des Charakters einer Sondergewerbesteuer entkleiden; sodann sind die Anforderungen apKgleichender sozialer Ge rechtigkeit keinen Augenblick aus dem, Auge zu verlieren, son dern Kei der Ausgestaltung der einzelnen Gesetze durch ge ringere Belastung des Konsums der Minderbemittelten, durch höhere Besteuerung des kostspieligen Luxuskvnsums zur Gel tung, zu bringen. Aus derselben Erwägung heraus erscheint es ferner ge boten, neben dem Verbrauch auch den Besitz in entsprechendem Umfang zur Deckung des Mehrbedarfs heranzuziehen. Da Ler Bedarf der Einzelstaaten und Gemeinden gleichfalls in beständigem Steigen begriffen ist, verbietet es sich, die direkte Einkoupyen-,uyh Vermögensbesteuerung ihren bisherigen Nutz- nießespt zpj enWhen, Wer die Höhe der Belastung durch Einkommen- und Vermögenssteuern sind umfangreiche Er hebungen vorgenommen worden. Der notwendige Ausgleich zwischen Verbrauchs- und Besitzbelastung kann nur in einem Weiteren Ausbau der Institution der Nachlaßbesteuerung ge funden werden, die bereits das Finanzgesetz von 1906 für düß.-. Reich'"zu, enjMeln.' begonnen hat. Schließlich gibt es LlgzApe charakteristische Erscheinungen des modernen Auf- ryäpds, die^«Steuerbelpstung vertragen können, ohne daß damst nach dem Urteil der berufensten Sachkenner eine Gefahr für.Handä und. Wandel verbunden ist, Das gilt natürlich nicht von Umsatz- oder eigentlichen Verkehrssteuern, die im gegenwärtigen Zeitpunkt den glatten Lauf der volkswirtschaft lichen MaMmene hemmen und beeinträchtigen würden. So- dpnp erscheint es geboten, unter Wahrung des budgetären VewilligpngHxechts der Volksvertretung die Beziehungen des ReiD- zu oezuH von dem System der alljährlich schwankenden ungedeckten Matrikularbeiträge loszulösen und auf eine feste Grundlage zu stellen. Der offiziöse Artikel schließt mit den Worten: „Die ver bündeten Regierungen werden in kurzem mit Vorschlägen für eine solche organische Reform der gesamten deutschen Finanz gebarung vor den Reichstag treten. Trotz aller den Steuer zahlern zugemuteten unpermeidlichen Opfer darf das deutsche Leben ist sie bekanntlich in sehr beschränktem Maße ausschlag gebend. Gerade die Bcgräbnisreden unserer Geistlichen pflegen auf unser bezügliches Urteil nur verwirreud zu wirken. Das eine Mal läßt man den Verstorbenen sogleich vor Gottes Thron ge langen, das andere Mal soll er schlafen bis zum Tage der allge meinen Auferstehung. Vor allem aber stellt der Prediger jeden Heimgegangenen als einen Erben des Himmelreichs hin, und er kann dabei oft des Lobeys und Rühmens seiner Tugenden kein, Ende finden; während doch im Religionsunterricht sogar die Lehre von der Gnadenauswahl noch festgehalten wird. Demgegenüber ist die katholische Religion mit ihrer Vorstel lung vom Fegefeuer auf einem viel richtigeren Wege (?). Nur schreckt uns diese plumpe Form zurück, und außerdem widerstrebt uns die katholische Art der Frömmigkeit. Aber der Grundgedanke ist unanfechtbar; er lautet deutlich und bestimmt: „Was der Mensch säet, das wird er ernten." Wer diesem Satz aus ganzer Seele zustimmt, der ist wahrhaft religiös. Nur wenn der Glaube an die Vergeltung alles irdischen Denkens und Tuns im Jenseits in den Mittelpunkt des Religionsunterrichts gestellt wird, wird dieser wieder einen mächtigen Einfluß auf die Menschen erlangen. Demselben Standpunkt müssen dann freilich auch alle unsere Gottesdienste entsprechen, insbesondere die sogenannten K-isual- handlungen. Unsere Geistlichkeit muß bei Ihren Reden stets die Gerechtigkeit als oberste, ja als alleinige Gebieterin an sehen. Sie darf nicht fernerhin so blindlings wie bisher nur im Sinne der Liebe ihres Amtes walten. Es soll damit gegen die Geistlichkeit keinerlei Vorwurf erhoben werden; sie hat nur dos redlich getan, waS allgemein als ihre Pflicht angesehen wurde; aber diese allgemeine Denkweise, vielmehr Gedankenlosigkeit, muß eben abgetan werden. Wir glauben an ein Weiterlcben, wir glauben an ein Walten der denkbar vollkommensten Gerechtigkeit. Also darf man dieses Licht auch nicht mehr unter den Scheffel stellen, sondern muß es vielmehr jedermann ins Gesicht halten, mag es dem einzelnen ge fallen oder nicht. Das braucht nicht zur Weltflucht und Verach tung des Irdischen zu führen, wohl aber soll es eine Mäßigung in den Trieben der Selbstsucht erzeugen. Die Menschen werden auch bei der Herrschaft einer solchen Üeberzeugung äußerlich und innerlich sehr ungleich bleiben, aber sie tragen alSdann doch die Gewißheit allgemeiner, vollkommener Gleichheit bei der ewigen Weitereniwickelung in sich, wie sie der Forderung der Gerechtigkeit, allein genügt. Freitag, E 11. September S Z1S 1W8 Begründet 1842. 67, Zahrgang. KMU flr Sie MM KMMplmnnW IW, das AMerW und dm UM«! z« IMMg i. Ka. - Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. »-tINtU.. . - ——M, — i——- > . , Frankenberger Tageblatt