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Während sonst Tauben, die in ein fremde- Taubenhaus über gehen, dem Eigentümer de» letzteren gehören, gilt dies eben falls nicht für Mtlitärbrieftaubrn. Als Militärbrieftauben im Sinne des Gesetzes gelten Brieftauben, die der Militär- und Marineverwaltung gehören. Diesen gleichgeachtet werden Brieftauben, die diesen Verwaltungen nach den von ihnen erlassenen Vorschriften zur Verfügung gestellt sind und die mit dem vorgeschriebenen Stempel versehen sind. Militar- briestauben, die Privatpersonen gehören, genieße,» aber den Schütz dieses Gesetzes erst dann, wenn in ortsüblicher Weise bekannt gemacht worden ist, daß der Züchter seine Tauben der Militärverwaltung zur Verfügung gestellt hat. f». Gein 6üjähngcs Bürgerjubtläum zu begehen, war am heutigen Tage Herrn Webermeister Friedrich Heinrich Naumann hier vergönnt. Aus diesem Anlaß begaben sich die Herren Bürgermeister Or. Irmer und Stadtrat Stephan in d'e Behausung des Jubilars und brachten ihm im Namen der Stadtgemeinde herzliche Glückwünsche dar. f Nachnahme»Briefsenduuges nach dem AnSland. Für Nachnahme-Briefsendungen nach dem Ausland ist ein besonderer Zettel zum Aufkleben vorgesehen, der neben der Bezeichnung „Nachnahme" auch den Aufdruck „Remboursement" trägt. Vielfach werden aber auch auf Nachnahme-Briefsen dungen nach dem Auslande Jnlandzettel geklebt, die nur die Bezeichnung „Nachnahme" tragen. Diese unrichtige Bezette- lunz hat wiederholt zur Folge gehabt, daß im Ausland die Nachnahmesendung als solche nicht erkannt und der Nach nahmebetrag nicht eingezogen worden ist. Da das Aufkleben der Nachnahmezettel häufig von den Absendern selbst geschieht, so ist eine Anordnung des Reichspostamts darüber von all gemeinem Interesse. Die Postanstalten werden darin ange wiesen, auf eine richtige Bezettelung der Nachnahmesendungen nach dem Ausland besonders zu achten. Die Postanstalten an der Grenze sollen künftig die Bezettelung prüfen und un richtige Zettel durch vorgeschriebene überkleben. Jeder der artige Fall wird dann auch an die absendende Postanstalt zurückgemcldet. Merzdorf. Ein dreijähriges Mädchen, das des Redens noch vollständig unfähig ist, wird seit heute vor mittag verrnißl. Es wird gesagt, ein Mann habe es mit sich genommen. Diesbezügliche Meldungen wolle man nach Merzdorf Nr. 11» richten; von auswärts telephonische Ansage an den Gasthof Merzdorf erbeten. — Limbach. Für das geniale Werk des großen Er finders Zeppelin ist hier auch in den letztverflossenen Tagen noch mancher Betrog eingezahlt worden; es fehlen jetzt nur noch etwa 50 Mk. an 2000 Mk. zur Zepptliuspevde. — Leipzig. Ein beklageaSwerter Unglücksfall, der ein junges Menschenleben forderte, ereignete sich am Donners tag abend in L.-Reudnitz. Der neunjährige Buchdruckerei besitzerssohn Walther Reinhold stürzte beim Spielen vom Balkon der in der ersten Etage gelegenen Wohnung seiner Eltern in den Hof hinab. Der Knabe erlitt hierbei einen Schädelbruch. Man brachte das unglückliche Kind nach dem Kinderkrankenhaus, wo es nachts in der ersten Stunde den schweren Verletzungen erlag. — Leipzig. Von schwerem Herzeleid betroffen wurde die Familie des in L.-Anger-Crottendorf wohnhaften Metall drückers Adelung. Das vierjährige Söhnchen Kurt stürzte vorgestern nachmittag bei einem kurzen Alleinsein aus einem Fenster der iin vierten Stock gelegenen elterlichen Wohnung in den Hof hinab. Hierbei fand das arme Kind den Tod. Es hatte wahrscheinlich nach der Mutter sehen wollen und sich zu weit zum Fenster hinausgebeugt. Kurz nachdem die Mutter zurückgekehrt war, brachte man ihr den toten Sohn in die Behausung. — Waldheim. Bei der Wahl zvm neue« Gewerbe- gertcht haben von ungefähr 1500 Wählern 1015 ihr Wahl recht ausgeübt. Die sogenannten „freien" Gewerkschaften er hielten 5 Sitze und die nationalen Arbeiter 1 Sitz. — EoSwig bei Meißen. Ein schwerer Automobils uufall trug sich vorgestern vormittag hier zu. Auf der Land straße Meißen-Dresden kam von Meißen her ein Auto in rascher Gangart gefahren. Hierbei stürzte es um. Das linke Hinterteil des Wagens wurde vollständig zertrümmert. Schwer verletzt wurde der Cafötier Augst. Der Gastwirt Stübner aus Zscheila, wie der Führer, Zahntechniker Knob lauch, kamen ohne Schaden davon. Ein von Dresden kom mendes Automobil nahm den Schwerverletzten auf und fuhr ihn nach Meißen in die Wohnung eines Arztes. Dieser stellte mehrere Nippenbrüche fest. Die Rippen waren in die Lunge eingedrungen. Man brachte den Verletzten ins städtische Krankenhaus. — Zeithain. Am Donnerstag war beim Spielen am Dorfteich das vierjährige Söhnchen der Familie Bergmann hier ins Wasser gefallen und untergesunken. Zwei vorüber gehende Husaren des Großenhainer Regiments hatten den Unfall bemerkt und sprangen sofort in den Teich. Es gelang ihnen auch nach großen Anstrengungen, das bereits bewußt lose Kind aufs Trockne zu bringen. Die angestellten Wieder belebungsversuche hatten glücklicherweise Erfolg. — Dresden. König Friedrich August, der nächste Woche auf Einladung des Kaisers den Paraden bei Metz und Straßburg beiwohnt, begibt sich von Straßburg zum Jagdaufenthalt nach Tarvis. — Buchholz. Ein in einer hiesigen Fabrik beschäftigter 15 Jahre alter Arbeiter hatte sich seine Beinkleider mit Ter pentin gereinigt. Durch herabtropfenden Siegellack gerieten die Beinkleider, sowie die übrigen Kleider in Brand, durch den der Aermste derart verletzt wurde, daß er nach mehreren qualvollen Stunden seinen Geist aufgab. — Der Gasthof „zum sächsischen Hof" ist vorvergangene Nacht durch Feuer zerstört worden. Es wird vermutet, daß böswillige Brand stiftung vorliegt. — Zwickau. Kirchcnrat v. Meyer hier feiert am 2. September das 25jährige Jubiläum als Stadtpfarrer und Superintendent in Zwickau. — Plauen t. B. Zur Erlangung von Entwurfsskizzcn zum hiesigen Raihausncubau wird ein allgemeiner Jdeen- wettbewerb unter Architekten, die Angehörige des Deutschen Reiches sind, eröffnet. Zur Preisverteilung ist die Summe von 24000 Mk. ausgesetzt, die zur Erteilung eines 1. Preises zu 9000 Mk., 2. Preises zu 6000 Mk., 3. Preises zu 4000 Mark, 4. Preises zu 3000 Mk., 5. Preises zu 2000 Mk. bestimmt ist. Der Rat behält sich das Recht vor, weitere Entwürfe auf Anraten des PreiLgerichts zum Preise von je 1000 Mk. anzukaufeu Des Preisgericht setzt sich zusammen aus dem Oberbürgermeister, dem Stadtbaurat und einem Stadtrat, sowie vier Stadtverordneten und sechs technischen Sachverständigen. Das alte architektonisch wertvolle Rathaus soll bestehen bleiben und ist mit dem Neubau in organische Verbindung zu bringen. Die Wahl des Baustils bleibt dem Bewerber überlassen; jedoch soll strenge Gotik ausgeschlossen sein. Der umfangreiche Bau soll insgesamt gegen 250 Räume, darunter einen Sitzungssaal für 72 Stadtverordnete und 28 Ratsmitglieder und Zuhörertribüne (300 qm groß) und ein Ratssttzungszimmer für 28 Ratsmitglieder erhalten. Be sondere Repräfentationsräume sind, um unnötige hohe Kosten zu ersparen, nicht vorgesehen. Im Untergeschoß soll eine Äatskellerwirtschaft untergebracht werden. ragttgttcdlcdtt. Deutsche» «eich. — Der englische Schatzkanzler Lloyd George ist gestern früh in Berlin eingetroffen. Im Laufe des Vormittags hatte er bereits eine lange Unterredung im Reichsamt des Innern und war über die ihin bereitwilligst gemachten Angaben und Aufschlüsse in hohem Grade befriedigt. Er ist mit Zahlen versehen worden, die ihm einen Ueberblick über die Handhabung der deutschen Arbeitergesetzgebung gestatten. — Im Jutereffe der Laudesverteidigvug sind seit gestern die Ballonhallen der Militär-Luftschifferabteilung ge sperrt worden. Zur Besichtigung der beiden lenkbaren Bal lons werden von jetzt ab nur Personen zugelassen, die in amtlichem Auftrag kommen und sich darüber ausweisen können. — Das Fiasko der Fahrkartensteuer. Die endgül tigen Ziffern des Ergebnisses der Fahrkartensteuer für das Etatsjahr 1907/08 liegen nun vor. Diese Steuer hat im genannten Etatsjahr rund 17 Millionen Mark eingebracht. Im Voranschlag war die Fahrkartensteuer mit 30 Millionen Mark eingestellt!! In seiner Rede vom 28. November v. I. führte der frühere Schatzsekretär v. Stengel aus, daß das voraussichtliche Ergebnis der Steuer zwei Drittel des Vor anschlags betragen würde. Auch diese Annahme hat sich als optimistisch erwiesen, denn tatsächlich fehlen zu den er hofften zwei Dritteln des Voranschlags noch 3 Millionen. Für das Etatsjahr 1908/09 wurde die Fahrkartensteuer mit 24 Millionen Mark eingestellt. Die Einnahmen im ersten Quartal (vom 1. April bis Ende Juni) betragen rund 4 Millionen Mark; sie bleiben annähernd um 800000 Mark hinter der gleichen Periode des Vorjahrs zurück. Sollten die Einnahmen in den übrigen Quartalsabschnitten zu den jenigen des verflossenen Etatsjahrs in gleichem Verhältnis stehen, so würde sich das GesamterträgniS im Etatsjahr 1908/09 auf 14 bis 15 Millionen Mark stellen und so um nahezu 10 Millionen Mark hinter dem Voranschlag Zurück bleiben. Der Grund dieses starken Zurückbleibens der Ein nahmen gegenüber dem Voranschlag auch in diesem Jahre liegt auch diesmal im Abströmen der Reisenden, die sonst die erste und zweite Klasse benutzt haben, in die unteren Klassen. Auch die ungünstige Lage unserer Industrie und die durch diese hervorgerufene wirtschaftliche Depression wirkt aus das reisende Publikum dahin, niedrigere Klasscnabteilungen vorzu ziehen. Nichtsdestoweniger, d. h. trotz des ungünstigen Er gebnisses der Fahrkartensteuer hat die Regierung seltsamer weise nicht die Absicht, auf diese zu verzichten. Sollte jedoch der Reichstag zur gründlichen Sanierung der Reichsfinanzcn beitragen wollen und auch für diese Fahrkartensteuer Ersatz bieten, sodaß jede Möglichkeit eines Defizits beseitigt wäre, dann wird wohl die Regierung auch über die Aufhebung der Fahrkartensteuer mit sich reden lassen. — Der Fall Schücking und das ZeuguiS-Zwaugs- verfahren gegen die „Franks. Ztg." hat in der Oeffent- > lichkeit ein solches Aussehen erregt, daß den verantwortlichen > Instanzen die ganze Angelegenheit bis an den Hals steht. Denn so hurtig hat der offiziöse Apparat lange nicht gear beitet, wie in den letzten Tagen. Gestern erschien infolge dessen die „Nordd. Allg. Ztg." mit folgender offiziösen Notiz auf dem Plane: „Die bisher eingegangenen Berichte bestätigen, daß das Amtsgericht in Frankfurt von dem Untersuchnngskommissar in der Disziplinsache wider Schücking — nicht wider „Unbekannt" — um die Vernehmung eines Redakteurs der „Franks. Ztg." ersucht worden ist. Der Kommissar i hat das Ersuchen nicht auf etwaige Anwendung des Zeug- niszwangsverfahrens erstreckt (!). Er hat noch gestern auf j die ZeituugSmeldungen hin das Gericht um Einstellung weiterer Zwangsmaßregeln ersucht." Aus diesem sogenannten „Dementi" geht deutlich hervor, ! daß bei der Verhängung des Zeugniszwangsverfahrens schon ' wieder eine Ungeschicklichkeit einer Unterinstanz vorliegt. Merkwürdig, daß diese Unterinstanzen ausgerechnet im Falle ' Schücking eine so fabelhafte Befähigung an den Tag legen! ' Diese Befähigung spricht übrigens allen bisher vom Justiz- ! Ministerium ergangenen Anweisungen über eine vorsichtigere ! Anwendung des Zeugniszwangs und möglichste Abstandnahme von ihm Hohn und sie erfährt noch eine besondere Beleuch tung durch folgende Darstellung der „Franks. Ztg.": „Als bemerkenswert bei diesem Falle ist übrigens noch zu erwähnen, daß sogar das Ersuchungsschreiben an den Amtsrichter, das zu dem Zeugniszwang führte, als geheim bezeichnet wurde, sodaß die geforderte Akteneinsicht beim Amtsgericht zunächst nicht möglich war. Seit wann gibt es ein geheimes Verfahren für Zeugenvernehmungen und f wie ist ein Zeugniszwang zu rechtferligen, wenn dem Zeugen ! nicht einmal genügende Auskunft über den Gegenstand des Ermittlungsverfahrens erteilt wird? Das ist unseres Er achtens ganz unzulässig, schon deshalb, weil der Zeuge f genau wissen muß, ob er nicht durch irgendeine Auskunft i sich selbst bezichtigen könnte." Wem» also jemand dafür gesorgt hat, daß der Fall Schücking zu einer Staatsaktion gestempelt wurde, so sind es nicht, wie auf konservativer Seite hartnäckig behauptet wird, )ie Liberalen, sondern ganz andere Leute — Personen, die ihrer politischen Gesinnung nach starke Berührungspunkte mit der äußersten Rechten haben. f — Die Straßburger PromotiouSaffäre scheint noch ein befriedigendes Ende zu finden. Prinz August Wilhelm soll nämlich erklärt haben, daß er sich durch die von einigen Blättern anläßlich seiner Promotion verbreiteten unrichtige» Nachrichten nicht betroffen fühle. ES sei ihm daher auch unsympathisch, wenn nach seinem Scheiden aus Straßburg, das er während seines Aufenthalts in den Studienjahren so liebgewonnen hätte, der Strafrichter in dieser Angelegenheit angerufcn würde. Diese noble Gesinnung steht in starkem Gegensatz zu der seltsamen Geschäftigkeit des Straßburger Staatsanwalts, den beiden Blättern einen Strafprozeß auf- zuhängen bez. ein- verstecktes ZeugniSzwangSvcrfahren gegen sie in die Wege zu leiten, um den Professor herauszubekommen, der über das Ergebnis der Prinzenprüfung mehr gesagt hatte, als zulässig war. Die Sache erscheint auch dadurch nicht in mil derem Lichte, daß die amtliche „Stroßb. Korr." jetzt erklärt, die Vernehmungen seien auf Grund eines Strafantrags er folgt, der aus der Mitte des Straßburger Professoren kollegiums gekommen wäre. — Die Kandidatur PosadowSky. Das klerikale „Neue Mannh. Volksbl." will wissen, daß das letzte Wort zu der Neichstagskandidatur des Grafen PosadowSky noch nicht ge- ; sprochen sei. Die endgültige Entscheidung stehe der Wahlkreis konferenz zu und die werde erst in den nächsten Tagen fallen. Der nationalliberale „Mannh. Gen. Anz." hat indes wenig Hoffnung, daß die Konferenz ihre Parteiführer noch deS- ! avouieren wird. Das will uns auch so scheinen. Zudem ! glauben wir nicht einmal, daß die verfahrene Situativ»» jetzt ! noch zu retten sein würde. Vielleicht sollte man auch dem ! Grafen PosadowSky zu diesem AuSgang beglückwünschen. Die > alten zähen Gegner, die ihm die letzten Jahre seines StaatS- ! sekretariats verbitterten, würden wohl auch gegenüber dem ! Reichstagsabgeordneten keine Ruhe geben. Ein Kostpröbchen , präsentieren bereits die „Hamb. Nachr.", indem sie schreiben: „Als Vertreter eines Großblocks, wie er ihn sich denkt, der nämlich vor allem das Zentrum einschließt, wollte Graf PosadowSky in den Reichstag einziehen." Das ist boshaft und hinterhältig; aber es ist auch den Tatsachen zuwider. Graf PosadowSky wollte einige Gewähr für die Sicherheit seiner Kandidatur haben. Deshalb legte er Wert darauf, zugleich auch vom Zentrum aufgestellt zu werden. Daß der Mann, der zehn Jahre lang Staatssekre tär des Innern und sozusagen Vizekanzler gewesen ist, keine Neigung haben konnte, wie Herr Kötschke oder Herr Breit scheid, die Rolle des Durchfallkandidaten zu agieren, werden Leute von Takt und einiger Politesse des Herzens dem Gra fen PosadowSky unschwer nachzufühlen vermögen. — Sozialdemokratie nud Budget. Die Feststellung in der „Dresd. Volksztg.", daß die sächsischen Sozialdemo kraten im Landtag zehnmal, selbst unter der Führung von Liebknecht und Bebel, für das Gesamtbudget gestimmt haben, ohne daß dagegen von der Partei Einspruch erhoben worden wäre, ist den radikalen „Genossen" von der Richtung der „Leipz. Volksztg." höchst unwillkommen. In diesem Blatte versucht jetzt der Reichstagsabg. Geyer die Wucht der un bequemen Tatsachen dadurch zu mildern, daß er behauptet, die sächsische sozialdemokratische Landtagsfraktion habe bei der Budgetbewilligung „nie in prinzipieller oder taktischer Absicht" gehandelt. Geyer fügt hinzu: „Die Abstimmung über den Etat ist im Landtag formell anders als im Reichstag. Ob diese Abweichung die Ur sache zu einer etwaigen Versäumnis bei der Abstimmung war, lasse ich dahingestellt, aber das steht fest, daß die Absichten, die für die Haltung unserer süddeutsche»» Land- tagssraktionen bei der Bewilligung des Budgets maßgebend gewesen sind, bei der sächsischen Fraktion gänzlich ausge schlossen waren." Wenn man diese etwas dunkle Rede, meint hierzu spöttisch der „Dr. Anz.", in gemeinverständliches Deutsch übersetzt, so würde sie etwa so lauten: Im Reichstag müssen diejenigen Abgeordneten, die für das Finanzgesetz stimmen, ausstehen, im sächsischen Landtag dagegen bleiben sie sitzen, und nur die jenigen, die dagegen stimmen, erheben sich. Vielleicht sind die sächsischen sozialistschen Landtagsabgeordneten bei der Ab stimmung über das Budget zwanzig Jahre lang aus Versehen sitzen geblieben. Jedenfalls haben sie sich nichts Böses dabei gedacht. Wir glauben nicht, daß eine solche Drehung und Deutung dem Ansehen der ehemaligen sächsischen Kammer sozialisten förderlich ist. Koloniales. — Dämpfung der Unruhen in Devtsch-Vstafrika. Aus Deutsch-Ostafrika meldet ein Telegramm des Gouverneurs, daß die nicht schwerwiegenden Unruhen in Turu und Jyambi durch konzentrischen Einmarsch der entsandten drei Abteilungen ohne Kampf im Keim erstickt wurden. Zwei Großzauberer sind hingerichtet, achtzehn Rädelsführer verhaftet worden. Die Truppenabteilungen bleiben vorläufig in jenem Gebiet, bis die Ruhe gänzlich wieder hergestellt ist. Italien. — Eine scharfe Zurückweisung erfährt durch die italienische Negierung der Präsident des Düsseldorfer Zen trumstages, Graf Praschma. Der offiziöse „Populo Roma no" bespricht nämlich die Aeußerung des Grafen auf dem Katholikentag, daß die italienische Regierung ihre Macht losigkeit eingestanden habe, die Freiheit der Pilgerzüge zu gewährleisten. Das Blatt sagt: „Die Behauptung des Grafen Praschma ist eine flagrante Verletzung der Wahrheit." Die einzige Tatsache, auf die sich die Klerikalen berufen können, ist die, daß der Vatikan infolge der antiklerikalen Agitationen des verflossenen Jahres die katholischen Komitees ersucht, vorsichtshalber die Pilgerzüge einzustellen. Man legt daher im Vatikan die Aeußerung des Grafen Praschma so aus, daß er die Haltung der Kurie mit derjenigen der italienische»» Regierung verwechselt hat. Großbritannien. — Dreiuredeu gibts nicht! Der „Daily Telegraph" erklärte gestern, die Regierung habe vor einiger Zeit von „höchst autoritativer Seite" erfahren, daß man in Berlin einst weilen über keinen Vorschlag zur Beschränkung des deutschen Flottengesetzes verhandeln würde, da dieses Gesetz als eine innere deutsche Maßregel der Beeinflussung durch britische Minister entzogen sei. Jede Verständigung könne sich nur aus die gerüchtweise angeregte Beschleunigung des deutschen Schiffsbaues zwischen 1912 und 1917 beziehen. Dies könne