Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 20.08.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190808203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19080820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19080820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-20
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abends entgcgentreten mußte. Diese Krisis kam nur allzu schnell, als Lady Muriel aufstand, das Speisezimmer verließ und den Gästen den lachenden Befehl zukommen ließ, sie nicht zu lange allein zu lassen. 'Als sie über den Flaschen näher aneinanderrückten, zogen sich der Haushofmeister und der Diener zurück, und ihre Sitzordnung war die folgende: Rivington saß Lord Alphing- ton zur Rechten, Garden an seiner Linken und Herzog links neben Garden. Tas Resultat hiervon war, daß Rivingtons Handlungen von Garden nicht genau beobachtet werden konnten, daß aber Herzog, der ihm an dem kleinen runden Tische fast gegenüber saß, ihn vollständig in seinem Gesichtskreis hatte. Die Einteilung paßte Rivington wunderbar, denn sie verhütete eine Gefahr, die er nicht vorhergeahnt hatte, als er das Haus betrat. Er war nicht darauf gefaßt gewesen, dort einen Mann zu treffen, der seine Identität argwöhnte, ivie dies bei Garden augenscheinlich der Fall war und dessen Verdacht sicher zu offener Denunziation führen würde, wenn er bemerkte, was er zu tun im Begriff stand. Es war daher eine Erleichterung, Garden so plaziert zu sehen, daß der zwischen ihnen sitzende Premierminister ihm Rivington fast ganz ver barg. Was Herzog anbelangte, so wünschte sich Rivington gar nichts anderes, als daß er jede seiner Bewegungen wahrnehmen könne. Lord Alphington ließ den Wein herumgehen und stellte ein paar Zigarrenschachtcln vor den Güsten auf, wobei er die Konversation mit der heiteren Miene eines Mannes führte, der eine bald überstandene Pflicht erledigt. Er war zweifellos sehr glücklich darüber, daß Rivington seine Tochter vor dem Ertrinken gerettet hatte, und war ehrlich begierig, sich höflich gegen den Lebensretter zu erweisen, aber dies wäre wohl weniger der Fall gewesen, wenn er eine Ahnung davon gehabt hätte, wie sehr jenen die Notwendigkeit beschäftigte, fein Leben dadurch zu verlängern, daß er ihm etwas in sein Trink glas träufelte. Die Gelegenheit zeigte sich, nachdem er sich selbst bedient hatte und sich zu Garden wandte, um die Flasche an ihn weiter zu geben, während er seinen jungen Verwandten um dessen Meinung über den Wein befragte. Rivington hatte in seiner Tasche bereits den Deckel der Pillcnschachtel entfernt und, rasch das Gummiröhrchen hervorzichcnü, streckte er die Hand aus, in welcher er es verbarg, als wollte er eine Birne aus der Schüssel im Mittelpunkt des Tisches nehmen. Während er dies tat, bewegte sich seine Hand unmittelbar über dem Glase seines Wirtes, und in diesem Augenblicke drückte er auf die Rundung, wobei er Herzogs undurchdring lichem Blicke begegnete. Im nächsten Moment wurde Herzogs Gesicht aschgrau. Infolge eines nervösen Ungeschickes hatte Rivington das wo.VN in d.r Hauptsuche der Aufwand für Wohnung und Beköstigung der Kursisten bestritten wird. AuS dem Programm für die Veranstaltung ist zu .isehen, daß teilguiommen werden soll an zwei apologetischen Vor- trügen de« Or. ptül. Braß au« Godesberg über „Häckel« biogenetische« Grundgesetz und über die Abstammung des Menschen". Ferner werden sprechen Schuldireuor Vetter-Dresden über den „Kamps gegen die Unsitt- uchkeit", Oberpfarrer Seidel-Lichtenstein über die „Geschichte und den Bestand der inneren Mission mit besonderer Berücksichtigung SachsenS", Kirchenrat Zinßer-KStzschenbroda über „Die soziale Bedeutung der inneren Mission", AnstaltSvorsteh.'r Pastor Höhne-Moritzburg über „Das Rettungs- hau«wesen", Pastor Rühle-Moritzburg über „Die männliche Diakonie", Pastor Wagner-Niederlöbnitz über „Krüppel- und Blödenpflege", Lehrer Richter-Glauchau über „Heilerziehungsprobleme", Verein-geistlicher Pastor v. d. Trenck über die „Fürsorge für die konfirmierte weibliche Jugend", Pastor Müller-DreSden über die „Fürsorge für die konfirmierte männliche Jugend", Missionar a. D. Böhme-DreSden über „GcmcinschaftSpflege und Evangelisation", Pastor Oie. Or. Kühn über „Jugendlektüre und Schriften verbreitung", Ministerialdirektor Geh. Rat Or. Roscher über „Kleinkinder pflege und Kinderhort", Anstaltsdirektor Köhler-DrcSden über „Taub stummenfürsorge", VereinSgcistlicher Pastor Rosenkranz über „NettungS- arbeit an der weiblichen Jugend", Pastor Jacobi-Leipzig über „Gewerk schaften und Arbeitervereine" und über „Fürsorge für Wanderer, Fluß schiffer und Seeleute", Pastor Schumann-Leipzig über den „Dienst an Arbeitslosen", Pros-ffor Or. Saupe-DreSden über die „Mitarbeit der inneren Mission an der hauswirtschaftlichen Erziehung der weiblichen Jugend", Pastor Peißel-Chemnitz über den „Kampf gegen den AlkoholiS- muS", OberregierungSrat Müller, Direktor der Landeserziehungsanstalt für Schwachsinnige und Blinde in Chemnitz, über „DaS staatliche Erziehungs wesen und seine gesetzliche Grundlage" und Kirchenrat Or. Molwitz-Dresden über „Weibliche Diakonie, Krankenpflege auf dem Lande und Frauendienst". Zur Vervollständigung dieses großen BildeS der Werke der inneren Mission sind Besichtigungen der Anstalten des Landesvereins für Innere Mission im Röderial, der Diakonifsenanstalt und des Kleinkinderlehrerinnenseminars derselben in Dresden, der Brüderanstalt und deS Rettungshauses in Moritz burg, die Anstalten Bethesda, der Krüppelpflege und der Blödenpflege in der Lößnitz, der Taubstummenanstalt in Dresden, der Erziehungsanstalt Pniöl in Loschwitz und deS Seminars für Haushaltungslehrerinnen in Dresden geplant. — Chemnitz. Der 38jährigc Zimmermann, der, wie gemeldet, gestern mittag auf einem Neubau der inneren Stadt (Rathausbau) vom Gerüst abstürzte, davurch einen Schädel bruch erlitten und beide Beine gebrochen hatte, ist nachmittags, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, im Stadt krankenhaus gestorben. Der Beklagenswerte, namens König, ist gebürtig aus Oberbobritzsch; er war unverheiratet. — Chemnitz. Der hiesige Verein der Gast- und Schank wirte von Chemnitz und Umgegend beschloß, den „Soldaten" und „Soldatinnen" der Heilsarmee den Zutritt zu den Gast- und Schankwirkschaften zu verbieten. — Burgstädt. Die verhängnisvolle Pilzvergiftvng in der Familie Beyer in Burkersdorf hat leider noch ein zweites Opfer gefordert. Trotz ärztlicher Bemühung und aufopferndster Pflege erlag am Tage der Beerdigung des Gatten und Vaters auch die im 36. Jahre stehende, sich bisher blühendster Ge sundheit erfreuende Gattin und Mutter, Frau Olga Beyer, ihren qualvollen Leiden. — Avaaberg i. E. Der Stadtrat erläßt jetzt einen Haftbefehl hinter dem am 29. Mai 1873 hier geborenen Karl Oskar Melzer, der hier zuletzt das Amt eines Polizei registrators bekleidete. Es wird ihm die Unterschlagung amt licher Gelder zur Last gelegt. — Reichenbach. Ertrunken sind in einem Steinbruch- wasferloch zwei Knaben namens Gollmer und Gube, im Alter von 6 und 9 Jahren Um Frösche zu fangen, waren die Kinder in das Wasser gegangen, dessen Tiese sie nicht kannten. Hilferufe wurden nicht gehört. — Leipzig. Ein etwa zehnjähriges Mädchen in Conne witz vergnügte sich mit dem Diabolosptel. Die ziemlich hochgeworfene Spule flog dem Kinde in das Gesicht und so unglücklich aus das linke Auge, daß dieses sofort auslief. — Rotzwein. Auch in unserer Stadt sind zwei Pilz vergiftungen vorgekommen, und zwar sind davon zwei Ar beiterfamilien betroffen worden. In dem einen Fall liegt ein Mann schwer krank darnieder, sodaß an seinem Aufkommen gezweifelt wird, der andere Fall, der auch einen Familien vater betrifft, verläuft leichter. Der Frau, die auch von dem Gericht genossen, haben die Pilze nichts geschadet. - Meitze«. An Pilzvergiftung ist hier die aus sechs Personen bestehende Familie dsS Schlossers Eberling schwer erkrankt. Drei Erkrankte sind bereits gestorben, und zwar das jüngste, fünfjährige Kind, der Schwiegervater Eberlings, ein 74 Jahre alter Invalid, und die 36jährige Ehefrau. Die Pilze waren von dem 16jährigen Sohn Eberlings ge sammelt worden. Dieser, sein siebenjähriger Bruder und Eberling selbst schweben in Lebensgefahr. — Dresdeu. In der Wohnung des hier festgenommenrn 20jährigen Handarbeiters Bitterlich aus Crottendorf, der am 31. Juli in einem Kurhaus zu Karlsbad für ca. 10000 Mk. Schmuckgegeustände stahl, ist der grötzte Teil der Wert sachen aufgefuuden worden. Der Bäderdieb hatte sich le diglich zu dem Zwecke in Crottendorf eingemietet, um von dort Streifzüge in die böhmischen Kurorte zu unternehmen. — Dresdeu. Zu dem Burriauscheu Inserat, das auch wir seinem Inhalt nach wiedergegeben, wird den „L. N. N." von hier geschrieben: „Carl Burrian ist ein geborener Tscheche. Diese Abstammung hat er noch nie verleugnet, wie manche Erzählungen nachweisen und manche Cafähauskellner berichten könnten. Neuerdings bewies B. seine tschechische — Naivetät durch ein Inserat in einem Dresdener Blatte, in dem er in höhnischer Weise eine Wohnung außerhalb Dresdens sucht, da er die ihm von der Stadt Dresden auferlegten unerschwing lichen Steuern nicht mehr bezahlen könne. B. soll ein Ver mögen von ca. 400000 Mk. besitzen. Seine jährlichen Ein nahmen in Dresden, pro Spielabend 500 Mk., werden auf 40000 Mk. geschätzt. Was er von seinen mehr als zahl reichen Gastspielreisen heimbringt, entzieht sich der Kenntnis. Eigentlich sollte die Stadt Dresden dem „armen" Herrn B. die Steuern ganz erlassen in dem freudigen Bewußtsein, einen so — naiven Tschechen in ihren Mauern beherbergen zu dürfen." — Bautzeu. Ein schwerer Unfall ereignete sich auf Bahnhof Großpostwitz. Der Ziegeldecker Berger aus Schir giswalde wollte auf den schon in der Abfahrt begriffenen Personenzug aufspringen. Hierbei kam er zu Fall und-unter die Räder, wobei ihm beide Beine überfahren wurden. Nach Anlegung eines Notverbands wurde er in das Bautzener Krankenhaus gebracht. — Lübav. Um die Stelle eines Kass-nboten bei der hiesigen Ortskrankenkasse sind 118 Bewerbungen eingegangen. — Ein Zeichen schlechter Zeiten! Lagttgercbiebtr. Deutsches Reich. — Mtnisterwechsel in Oldenburg. Der oldenburgische Ministerpräsident Willich ist krankheitshalber zurückgetreten. Zu gleicher Zeit wurde gemeldet, Oberregierungsrat Scheer fei zu seinem Nachfolger ernannt worden. Diese Nachricht scheint aber unzutreffend zu sein, denn jetzt nennt das Amts blatt als Nachfolger den bisherigen Finanzminister Ruhstrat I. — Etwas mehr Dampf! Die „Inf." will wissen, daß die Einführung der Witwen- und Waisenversicherung für den 1. Januar 1910 in Aussicht genommen sei und daß die Vor legung des Gesetzentwurfs um Ostern 1909 im Reichstag er wartet werden dürfte. Das soll, wie die „Dtjch. Tgsztg." mitteilt, nur Vermutung sein. Es stehe noch nicht im min desten fest, wann der Entwurf sertiggestellt werden könne, noch viel weniger, wann er dem Bundesrat und dem Reichstag zugehen werde. Daraus folgte, daß der Zeitpunkt des In krafttretens des Gesetzes noch ganz im Dunkeln liege. — Wir wissen nicht, ob die Mitteilungen des agrarischen Blattes den Tatsachen entsprechen, möchten aber trotzdem der Meinung Ausdruck geben, daß die Schaffung der Arbeiterwitwen- und Waisenversicherung unseres Erachtens eine der dringendsten Aufgaben der Zukunft ist. TausendfMz UngtM. Roman von H. Hill. M. gortlezuna!. — — (Nachdruck verboten.) „Bitte, Herr Martin," jagte Lord Alphington, su.- .»Il ausgesuchter Höflichkeit au Rivington wendend, „in welcher Grafichast sind Sie zu Hanse? Ich hörte, daß Sie diesen reizenden Ort nicht ständig bewohnen?" Herzogs Fürsorge hatte mit diesem Zwischenfalle gerechnet, und auf sciire Weisung hatte Rivington die Antwort bereit, daß er den größten Teil des Jahres in London zubrachte — eine Allgemeinheit, die seines Wirtes Gleichgültigkeit oder Höflichkeit zn keiner weiteren drängcnven Frage verleitete. Es war Ralph Garden Vorbehalten, ihn nach Einzelheiten zu fragen, und er lat es mit einem plumpen Eifer, der Riving ton ahnen ließ, er habe nur die passende Gelegenheit dazu abgewartet. ..Wenn Sic im Oktober dort sein werden und mir Ihre Adresse geben, so mache ich mir ein Vergnügen daraus, Sie aufzusuchen," sagte er, seine ehrlichen Augen über den Tisch hin weg auf den Hauptmann richtend. Wieder einmal machte Herzogs vorherige Instruktion den Zwischenfall unschädlich und verhinderte irgend welche un bequemen Nachforschungen in London. „Es ist sehr zweifelhast, ob ich im Oktober in der Stadt sein werde," erwiderte Rivington und schauderte über die schmerzliche Wahrheit dieser Bemerkuug. „Aber wenn Sie dort sind?" fragte sein Inquisitor mit einer unhöflichen Beharrlichkeit, die Lady Muriel dazu ver anlaßte, sich nach ihm umznwenden und ihn anzusehen, während Lord Alphington seine Stirn runzelte. „In diesem Falle werde ich wahrscheinlich im Savoy- Hotel zu finden sein; ich habe jetzt keinen ständigen Aufent haltsort," mar Rivingtons Antwort, die er in dem vollen Bewußtsein gab, daß sie seltsam klingen mnßte und daß man ihn, wäre er nicht der Retter seiner schönen jungen Nach barin gewesen, als eine wenig wünschenswerte Bekanntschaft betrachten würde. So ivie die Sache lag, ersparte ihm sein Verdienst irgend eine offene Unfreundlichkeit, nur Garden, der sich vorgcbengt halte, um ihu auszufragcu, setzte sich uun kerzengerade zurück und sah ihn hart an, ehe er in seinem Mahle fortinhr. Es lag Rivington wenig daran, aber gesellschaftlich mnßte er Lord Alphington und seiner Tochter als eine klägliche Er rungenschaft erscheinen, und er zweiscltc nicht daran, daß dies ihr unausgesprochener Gedantcugang war, während sich Minute tür Minute die Zeit näherte, wo er der Krisis des - Ueberschüsse der Reich-kaffe. Bei der Aufstellung des Reichshaushaltsetats ist eS auch von Wichtigkeit, zu wissen, ob mit Ueberschüssen der Reichskasse au» früheren Jahren gerechnet werden kann oder nicht. Es handelt sich dabei immer um Ueberschüsse des zweitvorhergegangenen Jahres, da bei der Ausarbeitung des Etats das letzte Finanzjahr noch nicht zu Ende gegangen ist. Sind solche Ueberschüsse vorhanden, so können sie in Vie-Einnahmen eingestellt werden. In früheren Zeiten hac die Reichsfinanzverwaltung recht häufig mit Ueberschüssen rechnen können. So waren die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts mit Ausnahme vom Jahre 1878 sämtlich Ueberschußjahre. Das achtziger Dezen nium war dagegen mit Ausnahme der Jahre 1881, 1882 und 18«9 ein Fehlbetragszeitraum. Seit 1889 ober setzte wieder ein Zeitraum der Ueberschüsse ein, der bis zum Jahre 1899 durchweg angehalten hat. Von 1900 ab folgten wieder Fehlbeträge. Die Jahre 1905 und 1906 Haben für die Reichskasse Ueberschüsse erbracht, aber diese konnten für die zweitfolgenden Etats nicht verwendet werden, weil inzwischen die Bestimmung getroffen war, daß die Ueberschüsse der Reichskasse zur Kürzung der ungedeckten Matrikularbeiträge verwendet werden müssen und solche 1906 und 1907 vor handen waren. Ist nun zu erwarten, daß in den Reichs haushaltsetat für 1909 ein Ueberschuß aus dem Finanzjahr 1907 eingestellt werden kann? Die Frage wird auch jetzt schon, wo der Finalabschluß der Reichshauptkasse noch nicht vorliegt, unbedingt verneint werden müssen. Gewiß haben die hauptsächlichsten Einnahmezweige des Reichs, deren Jahres erträge schon vor Monaten veröffentlicht wurden, einen ge ringen Ueberschuß ergeben. Es ist aber durchaus sicher, daß diesen Mehreinnahmen auch Mehrausgaben gegenüberstehen, lieber die Höhe der letzteren wird erst der Finalabschluß Aus kunft geben. Wahrscheinlich werden die Mehrausgaben die Mehreinnahmen bei der Reichskasse übersteigen. — Das «ltramonlane Gustav Adolf-Märchen, wo nach der nordische Held ein „Mordbrenner" war, den nur Ehrgeiz und Selbstsucht nach Deutschland getrieben hätten, ist auf dem Vierten Internationalen Historiker-Kongreß in Berlin von Prof. Hjärne-Upsala gründlich zerstört worden. Gustav Adolf hat, wie der schwedische Gelehrte ausführte, keineswegs persönliche Zwecke verfolgt, sondern die allgemeinen protestan tischen Interessen verfochten. Diese Stellung als Vorkämpfer des Protestantismus hat er seit der Landung in Deutschland eingenommen. Er ist überhaupt erst durch die drohende Hal tung der Habsburger während der Gegenreformation in die europäische Politik Hineingetrieben worden. Man wollte an der Ostsee ein großes Seereich schaffen, bei Schweden die spanische Flotte verankern und von dort aus die aufständischen Niederländer angreifen. Diesen abenteuerlichen Plänen kam Gustav Adolf zuvor. Mit Dänemark hätte er gern im In teresse des Protestantismus ein Bündnis geschlossen. Gustav Adolf war frei von jedem falschen Konfessionalismus, setzte aber sein ganzes Leben für den Protestantismus ein. — Da dieser Vortrag in der dritten allgemeinen Sitzung des Histo rikertages gehalten wurde, an der doch wohl auch namhafte katholische Gelehrte teilnahmen, gewinnt das Urteil umso größere Bedeutung. — Graf Posadowsly «nd das Zentrum. Der „Bayr. Kur." meldet, daß eine etwaige Kandidatur des Grafen Posa- dowsky im Speyer-Ludwigshafener Wahlkreis unter keinen Umständen vom Zentrum unterstützt werden kann. Er würde als Reichstagsabgeordncter ein stiller Mann sein und eine Verstärkung der Blockpolitik bedeuten. Die Zentrumspartei werde sich der Abstimmung enthalten. — Ganz recht! Lieber der Sozialdemokratie den Steigbügel halten, als den Block nm einen Mann verstärken! Dafür ist das Zentrum auch die Partei, die „Thron und Altar schützt". — Der sozialdemokratische Partcibericht wird vom Parteivorstand nunmehr veröffentlicht. Aus dem bisher Be- kanntgegcbenen ist hervorzuheben, daß der Mitgliederbestand mörderische Instrument in die Obstschüssel fallen lassen, er machte eine wahnsinnige Anstrengung, um sich seiner wieder zu bemächtigen, aber Garden kam ihm zuvor. Er streckte die Hand aus, und seine sehnigen Finger schloffen sich über der Spritze, während Rivington immer noch herumhantierte. Er begann dieselbe scharf zu prüfen, aber Herzog war es ge lungen, sich aufzuraffen. „Wollen Sie die Güte haben, Herr Garden, mir dieses kleine Instrument zu reichen," sagte er mit kühler Ueberlegen- heit. „Es wird bei mir besser aufgehoben sein, als bei Herrn Martin. Er selbst wird der erste sein, der mir dafür dankt, daß ich ihn desselben entledigte; denn es ist meine Pflicht, die ich auf sein eigenes Ansuchen übernommen habe, darauf zu sehen, daß er sich nicht einer gewissen kleinen Schwäche hingibt." Garden sah verblüfft drein und entsprach widerstrebend der Bitte. Lord Alphington zeigte sich gasifrenndlich betrübt darüber, daß sein Besuch so als Morphinist gebrandmarkt wurde, und versuchte Rivingtons Verwirrung durch irgend etwas unverständlich Gemurmeltes zu beheben; dann tröstete er sich über den Zwischenfall, indem er sein Glas bis zur Neige leerte. 19. Kapitel. Niemals während seiner aufgedrungenen Vereinigung mit ihm hatte Rivington mehr Ursache gehabt, Herzogs Selbst beherrschung zu bewundern, als in den Augenblicken, die Lord Alphingtons Trunk folgten. Er hatte dem Hauptmann gesagt, daß die verhängnisvolle Wirkung des Atropins fast unmittelbar sei, aber nichts in seinem Benehmen zeigte die Spannung, in der er sich befinden mnßte. Jni Gegenteil, er beschäftigte sich mit seinen Mandeln und Trauben in der Weise eines Mannes, der sich in der an genehmsten Laune befindet. Rivingtons Gefühle waren, soweit sein edler Wirt in Be tracht kam, im vollsten Gleichgewichte, aus dem einfachen Grunde, weil er sich wohlbewußt war, ihm kein Leid zu gefügt zu haben. Während er sich zum Diner ankleidete, hatte er das Röhrchen gründlich ausgespült und seinen ur sprünglichen Inhalt durch reines Wasser ersetzt; daher sein Mißvergnügen, als Herzog bei ihrer Ankunft im Hause das Röhrchen zu prüfen verlangt hatte, und seine Erleichterung, als cs ihm anscheinend entging, welche Veränderung damit vorgegangen war. Er wußte, daß Herzog später mit ihm eine Abrechnung halten würde, aber er kämpfte um sein Leben Stunde um Stunde, bis Janet zurückkam, und jede ge wonnene Minute war von uusaabarem Werte. Kortletzuna folat.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)