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ins ' im met, »vp, aße, l. ou. 'ir a«f len, und md- ver- ». W b. Berlin. Fürst Eulenburg erlitt diese Nacht in der Charitee einen so bedenkliche» Schwächeanfall, daß mehrere Aerzte zu Rate gezogen werden mußten, die dem Patienten einige Morphiumeinspritzungen verabfolgten. Es herrscht im ganzen Hause große Aufregung. Den beteiligten Personen scheint es fraglich, ob Fürst Eulenburg imstande sein wird, heute an der Prozeßverhandlung teilzunehmen. Jungliberalismus bezwungenen^ die Schuhe geschoben wird. Di Partei in den Augen anderer^ dessen, was von der „Konscrv. D Artikel noch ein Nachwort auf 8t Die nationalliberale Partei Hai sie sich ihrer Pflichten auch D weniger günstig gestellten Bold wenn der Verband Sächsischer Z örterung der Schaffung einer sL für die Privatangestellten im g seines Syndikus vr. Stresemär» band) sei bereit, auch diese Ä nehmen, so stellt dies dem sozia zu erwidern? Der Angeklagte gibt allmählich z«, datz er die 2VÜ Mark gezahlt habe; er will sie aber dem Riedel als Trinkgeld gegeben haben. Die Sitzung wurde darauf auf Dienstag vertagt. gleiche Verband im Verein mit verwandten Jndustriellen- Organisationen auf der Chemnitzer Privatbeamten-Protest- tagung feierlich erklären lassen, daß er den bekannten, die Koalitionsfreiheit ihrer Angestellten beschneidenden Erlaß des Verbands bayerischer Metallindustrieller „entschieden miß« billigt". Für rückständige Elemente also ist in solchen Jn- dustriellen-Organisationen kein Platz, und die „Kons. Korr." kann sich wahrlich alle weiteren Abtreibungsversuche schenken. Sie sind doch so gut wie vergeblich. Ebenso spielend leicht ist folgender „Vorwurf" abzutun: „Seit unter Bassermanns Führung die nationalliberale Reichstagsfraktion das Signal dazu gab, die Zuchthausvor lage zu verscharren, also der Sozialdemokratie einen Triumph zu bereiten, an dem sie noch heute zehrt, seit jenem denkwür digen — auch für die Industrie denkwürdigen — Tage ist der Nationalliberalismus auf sozialpolitisch immer radikalere Bahnen geraten." Die nationalliberale Partei ist auch heute noch voll davon überzeugt, daß die Schaffung des Sozia listengesetzes ein schwerer politischer Fehler war, an dem die llmsturzpartei dauernd eine Waffe haben wird. Es ist aber auch eine historische Tatsache, daß derselbe Bismarck, der die Zuchthausvorlage einbrachte, diese später als verhängnisvoll erkannte und das Gesetz demzufolge wieder außer Kraft setzte. Das tat derselbe Bismarck, der gerade von konservativen Leuten mit besonderem Nachdruck immer als einer der Ihrigen reklamiert wird. Wir glauben, auch mit diesem Teil der „Rehabilitierung" hat die „Kons. Korr." ein Kind in die Welt gesetzt, das den eigenen Vater schlägt. Phrase hätte sich das „Vaterland" denn doch nicht ver kriechen sollen. Es weckt zu wehmütige Erinnerungen. Geradezu hilflos aber ist däs Lamento über den Fort gang der Sozialpolitik in Deutschland, welcher der „vom Der kulenburg-proreh. Der niederschmetternden Aussage des im Eulenburg-Pro zeß als Zeuge vernommenen, früher auf der Kaiseryacht „Hohenzollern" als Steward bediensteten jetzigen Bergmanns Trost, der seinerzeit von dem Angeklagten mit unzüchtigen Reden belästigt worden war, folgte eine zweite aus dem Munde des bekannten Milchhändlers Riedel-München. Das Beweisthema, über das Riedel vernommen wurde, ist hinlänglich bekannt. Riedel war damals, als der Fürst Eulenburg in München Legationsrat war, Fischerknecht am Starnberger See. Bei den Ausfahrten, die Eulenburg s. Zt. auf dem See unternommen habe, sollen zwischen ihm und dem s. Z. noch ganz jungen Burschen Beziehungen homo sexueller Natur gepflogen worden sein. Auch später soll Fürst Eulenburg den Fischerknecht Riedel in seine Wohnung genommen und ihn mit einem seiner Freunde bekannt ge macht haben. Zwischen den beiden letzteren sollen dann die Beziehungen fortgesetzt worden sein. Wer dieser „andere" war, ist bisher durch die Beweisaufnahme noch nicht festgestellt worden. Nach den Angaben des Zeugen ist es ein mittelgroßer Mann mit einem blonden Schnurrbart gewesen. Möglicher weise war eS Lecomte. Riedel machte auch gestern seine Angaben mit großer Bestimmtheit. Er erklärte, daß alles vollkommen der Wahr heit entspräche und daß er nichts von dem, was er früher und jetzt gesagt habe, zurücknehmen könne, weil alles auf Wahrheit beruhe. Der Angeklagte bestritt alles. Er würdigte den Zeugen keines Blickes. Eine Erklärung über die Bekundungen Riedels, die bis ins kleinste Detail gehen, konnte er nicht finden. Während der Vernehmung Riedels mußte Justizrat Bernstein den Saal verlassen. Eulenburg wurde erneut vom Vorsitzenden gefragt, was er auf die Aussage des Zeugen zu erwidern habe. Der An geklagte erklärt, er entsinne sich zwar der Person des Riedel und könne sich auch entsinnen, daß er einige male mit ihm auf dem Starnberger See gefahren fei, irgend welche unzüchtigen Handlungen habe er aber niemals mit ihm vorgenommen. Der Vorsitzende richtet noch einmal an den Zeugen die strikte Frage, ob er bei seiner Aussage bleibe. Dieser bekräftigt seine Angaben auf das entschiedenste und berichtet noch ergänzend, daß der Fürst ihm 200 Mark als Lohn gezahlt habe. Vor sitzender : Wieviel beträgt die eigentliche Taxe für das Rudern? Zeuge: 80 Pfg. pro Stunde. Der Fürst schuldete mir also im ganzen nur wenige Mark. Die empfangenen 200 Mark veiMber mut Säcdrlrcder. jlvrr Nachdruck uukrtr Artlichen Orlglnalbrrtchte ist nur «lt -eaaller QuellruanLab« Lestattrt.) Frankenberg, 7. Juli 1908. ^r. „Zwei Geburtstage in Feindesland." Unter diesem Titel erscheint in unserem „Tageblatt" von heute ab ein neues Feuilleton. Der Abwechslung halber haben wir einmal eine Militärhumoreske gcwählt. Der Verfasser Hans Wladimir schildert darin in sehr anschaulicher und amüsanter Form die Geburtstagsseierlichkeiten zweier beliebten Front- osfiziere, deren Wiegenfest in die Feldzugszeit fällt. Wir sind überzeugt, daß die hübsche Plauderei den Beifall aller Freunde einer leichten, gefälligen und heiteren Lektüre finden wird. Abgelöst wird die Humoreske in etwa 14 Tagen durch den gehaltvollen Hillschen Roman „Tausendfältig Unglück". fr. Ein Minus von 121 Fahrkarten gegenüber dem Verkehrsergebnis des letzten Juni-Sonntags war hier am verflossenen Sonntag zu verzeichnen. Nach eisenbahnamtlicher Mitteilung lösten nämlich am letztgenannten Tage in Cyemn'tz nur 568 Personen Fahrkarten nach Frankenberg. An dem Ausfall mag die Hauptschuld die zweifelhafte Witterung ge habt haben. Den meisten Zuzug von Chemnitz hatte wiederum Niederwiesa mit 921 Stück zu verzeichnen. Aus unserer Gegend folgen dann unsere Schwesterstadt Mittweida mit 754, Hainichen mit 518, Flöha mit 381, Braunsdorf mit 349, Oberlichtenau mit 184 und Gunnersdorf mit 127 Fahr karten. f Persoualnachricht. Der König hat genehmigt, daß Krrishauptmann v. Burgsdorff die mit der Ernennung zum Rechtsrittcr des Johanniterordens verbundenen Abzeichen trage. s Etue Zählung der Eisenbahureiseuden findet in diesen Tagen auf sämtlichen sächsischen Bahnlinien statt. f Deutsche Postausweiskarteu in Dänemark. Die deutschen Postausweiskarteu haben abermals eine Erweiterung ihrer Giltigkeit erfahren. Die dänische Postverwaltung hat sich damit einverstanden erklärt, daß die Ausweiskarten, die von Reichspostanstalten oder in Bayern und Württemberg ausgestellt sind, auch bei den Postämtern in Dänemark als Ausweis bei der Aushändigung von Sendungen gelten. Die Erweiterung kommt jetzt in der Reisezeit besonders gelegen, wtionalliberalen Partei" in fier Vorwurf gereicht dieser heute gerade zum Gegenteil brr.", die dem „Vaterland"- N Weg gab, beabsichtigt war. immer schon bewiesen, daß igenüber den vom Schicksal schichten bewußt ist. Und Ndustrieller seinerzeit bei Er- dtlichcn Pensionsversichcrung keichstag, durch den Mund s erklären ließ, er (der Ver ist auf seine Schultern zrr Politischen Pflichtgefühl der tzereiMüM. Industriellen ein.. Erst am SonnEyat-Ver-' e hochehrendes Zeugnis aus: Mittwoch, wo 8. Juli 1908 MilS« Frankenberger Tageblatt Anzeiger Begründet 1842. 67. Jahrgang. -MW für die Königlich KmWWmW IW, da; Snikgerich und dm Kladkal zn Imkmdng i. Za. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in i. Sa. — Druck und Verlag von C. G- Roßberg in Frankerberg 1. Sa. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugcben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. Gs4- S1. Telegramm« r Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Die 8-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Nedaktionsteile SS H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Fni Nachweis und Offerten-Annahme werden Sb H Extragebühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen - Expeditionen. Grfcheiut a« jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 60 H, monatlich 60 H. Trägerlohn extra. — 'Einzelnummern lausenden Monats 6 H, früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen,, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. !» ! ' ' Nach Orten außerhalb des deutschen Reiches und Oesterreichs, soweit solche im Gebiete des Weltpostvereins liegen, geschieht der Versand unseres „Tageblattes" mit wöchentlichen Kreuzbandsendungen von uns unter Portoansatz von 2 M. 50 Pfg. per Vierteljahr. Grledigt hat sich die Nachforschung nach der als vermißt gemeldeten 14 jährigen Kochscholarin Rosa munde Emilie Neubauer aus Olbernhau durch deren Wiedereinfinden bei ihren Eltern. Stadtrat zu Araukeuberg, 7 Juli 1908 Wanderkochkursus. Der am 20. Mai dieses Jahres hier eröffnete Wanderkochkursus wird am Donners» tag, den v. Juli d. I, Nachmittag 4 Uhr durch eine im Hotel „Rotz" hier stattfindende Feier, womit eine Prüfung der Kochschülerinnen und eine Ausstellung von diesen gefertigten Backwaren verbunden ist, geschloffen. Zu dieser Feier wird hiermit die Bewohnerschaft Frankenbergs und Umgegend ergebenst eingeladen. r Der Ausfchutz für de« Wanderkochkurfus. Meralkmii; mut lnüiimte. ** Von großindustrieller Seite sind bekanntlich Be mühungen gemacht worden, eine Art Jndustriepartei ins Leben zu rufen. Die Notwendigkeit für dieses Beginnen wurde damit begründet, daß die Großindustrie und ihre Sonder- intereffen in den Parlamenten nicht die genügende Vertretung fänden. Was der Bund der Landwirte fertig gebracht, müsse die Industrie auch können. Wer mitten in der Politik steht, läßt sich durch solche Blender natürlich nicht augenscheu machen. Die erste Jnteressenvercinigung, die gegen den Vor schlag der in Rheinland-Westfalen dominierenden sogenannten schweren Industrie energisch Front machte, war der Verband Sächsischer Industrieller. In einem Artikel der von ihm redigierten „Sächs. Ind.", den auch wir seinerzeit veröffent lichten, wies Reichstagsabg. vr. Stresemann dieses Ansinnen an die Industrie als inopportun zurück. Daß vr. Strese mann hiermit nicht auf eigene Faust gehandelt, sondern als Syndikus des Verbands Sächsischer Industrieller sm nehmen mit dieser Körperschaft jenen'Auffa^ versaßt yatte, wird kaum bezweifelt werden. Das hat ihm natürlich erneut den Zorn der als scharf macherisch verschrienen rheinisch-westfälischen Industrie, die im Zentralverband Deutscher Industrieller ihre Vertretung sieht, zugezogen. Auch von gewisser politisch interessierter Seite wird jetzt vr. Stresemann angegriffen. Die „Konservative Korrespondenz" versandte nämlich einen „Konservatismus und Industrie" überschriebenen Artikel, und die konservativ einge schworene Presse Sachsens war sofort dabei, ihn abzudrucken. Da das, Organ des Konservativen Landesvercins im König reich Sachsen, das „Vaterland", als Urheber jenes Aufsatzes zitrert wird, hätte also die konservative Partei Sachsens Patenstelle übernommen. In dem Artikel wird über den „jungliberalen, offenbar freihändlerisch gesinnten Abgeordneten Stresemann" hergezo gen, der „den unleugbaren Versuch unternommen habe, den Bund der Industriellen zu einer Schutztruppe des Libe ralismus zu machen, und wenn er sich auch noch recht vor sichtig ausgedrückt habe, so hätten doch andere ans ihrem Herzen keine Mördergrube gemacht". Als diese „anderen" werden Landtagsabg. Clauß-Plaue, Syndikus Schloßmacher- Franksurt nnd Fabrikbesitzer vr. Gruhl-Dresden genannt und ihre Reden auf der jüngsten Eisenacher Jndustriellen- tagung zitiert. Das mag alles noch angehen, ebenso die obigen Auslassungen auf dem Fuße folgende etwas geschäfts mäßige Empfehlung der konservativen Partei. Wenn nun aber gar abgeleugnet wird, daß die Worte des Syndikus Schloßmacher-Frankfurt a. M., wonach die Konservativen das große Anwachsen der Sozialdemokratie verschuldet haben, ein gewisses Maß von Berechtigung haben, so braucht man dieser Mohrenwäsche gegenüber nur die Tatsachen reden zu lassen. Eine unumstößliche These z. B. ist es, daß jede reaktionäre Tat dem Radikalismus auf die Beine hilft. Das haben wir — um nur ein einziges Beispiel dafür anzuführen — am deutlichsten in Sachsen gesehen. Als im Jahre 1896 das Dreiklassenwahlrecht aus der Taufe .gehoben wurde, wobei leider auch die nationalliberale Landtagsfraktion bis auf we nige rühmliche Ausnahmen sich in der Gevatterrolle gefiel, gläübten die Gesetzmacher, der Sozialdemokratie den Lebens nerv unterbunden zu haben. Derweil gaben sie der Sozial demokratie eine kräftige Waffe in die Hand und trugen zu ihrem Wachstum bei. Jener Antrag auf Wahlrcchtsverschlech- terung ging von konservativer Seite aus! Diese Feststellung, die schon bei früherer Gelegenheit einmal gemacht wurde, ist dem „Väterland" natürlich noch immer so fatal, daß es Mut, „es verlohne sich kaum, auf Schloßmachers Vorwurf eirHugehen". Schleunigst wird dann, um die Sache recht effektvoll zu gestalten, hinzugcfügt: „Zur Illustration soll hier nur angeführt werden, daß die sozialdemokratischen Man date durchweg den Liberalen entrissen worden sind, die kon servative Partei aber ihren Besitzstand fast dauernd behaup tet, wenn, nicht vermehrt hat." Dieses Schattenspiel braucht bloß durch die Ergebnisse der vorjährigen sächsischen Land- tagswählen beleuchtet zu werden. Da hat man es allerdings recht deutlich gesehen, wie gegenüber dem Liberalismus die könservätive Partei ihren Besitzstand zu „behaupten" und zu „vermehren" in der Lage war. Hinter die oben zitierte Z30 1.10 1.75 l60 150 r — 1.25 160 jlo. r.15 1.90 1.85 1.85 1.65 1.25