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1908 Zrankenberger Tageblatt Begründet 1842. 67. Jahrgang. -MW für die ZUM AmbWmmW IW, das MM -MM «ad dm Sladlral z« Imkmkerg i. K«. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Vrkchetnt »« jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs, preis vierteljährlich 1 KO monatlich bO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats b 4, früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe, stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags deS jeweiligen Ausaabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann ein« Garantie nicht übernommen werden. Euch- Ü1. Telegramm«: Tageblatt Frankcnbergsachsen. Anzeigenstrei»: Die S-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b H, bet Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Redaktionsteile S5 Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Taris. Für Nachweis und Offerten. Annahme werden 2S H Extragebühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen«Expeditionen. Die Ausgabe des „Tageblattes" kann an Sonntagen nur von V-H bis mittags 2 Nhr erfolgen. An Werktagen schließt die Ausgabe abends V,9 Uhr mit Ausnahme vom Sonnabend, au welchem Tage die «eschSftSstelle -iS S Uhr geöffnet bleibt. Verlag -es „Frankenberger Tageblattes". Gemeindesparkaife zu Gbersdorf. Die Sparkasse Ebersdorf, garantiert von der Gemeinde, verzinst alle Einlagen mit »V, Prozent, expediert an jedem Wochentage von 8-12 Uhr vorn,, und 2 - s Uhr, schriftlich zu jeder Zeit. — Telephon-Nr. 2494 Amt- Chemnitz. Die Gemeinde -Sparkasse Flöha verzinst Sparrinlagrn mit SV» °/o. 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Ztg." dementiert zunächst Gerüchte aller Art und sagt darüber: „Leider haben wir die Beobachtung zu machen, daß den Treibereien gegen die deutsche Politik in Deutschland selbst hie und da durch Sensationslust Vorschub geleistet wird. In einem Augenblick, da die Fragen des näheren Orients von besonderer Bedeutung sind, gehört eine erhebliche Leichtfertig keit dazu, um die gänzlich unbegründete Nachricht in die Oeffentlichkeit zu Wersen, daß der Botschafter Freiherr v. Mar' schall abberusen und durch den Geueralinspcktcur Freiherrn v. d. Goltz ersetzt werden soll. Schlimmer noch ist der Unfug, daß Aeußerungen, die der Kaiser im Kreise seiner Offiziere getan hat, in unbeglaubigter und willkürlicher Form in die Presse gebracht worden sind. Was der so bestimmt in Umlauf gesetzten Meldung zugrunde liegt, ist die Besprechung, die der Kaiser in Döberitz am 29. Mai nach dem Exerzieren der vor 20 Jahren von dem damaligen Kronprinzen dem Kaiser Friedrich vorgeführten Kaiserbrigade abgehalten hat. Diese Besprechung hatte nur dienstliche und militärische Angelegenheiten zum Gegenstand. Sie bezog sich nicht auf politische Tagcsfragen. Es ist darin auch nicht von „Einkreisen" und von „uns stellen" die Rede gewesen, wohl aber hat der Kaiser der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß die Armee dem Geiste Friedrichs des Großen getreu ihren Aufgaben gewachsen bleiben werde. Gewiß wollen wir alle unsere Augen gegenüber möglichen Gefahren nicht verschließen. Unsere Soldaten tragen nicht an der Mütze den unkriegerischen Sinnspruch des Hildeshei mer Kontingents der ehemaligen Reichsarmee: „Da pavom, äomins, in äiodus nostris" (Herr, gib uns heute Frieden). Das Bewußtsein unserer Krast darf uns die Zuversicht und die Ruhe gebe», die allein eines großen friedlichen Volkes würdig ist." Unsers Erachtens sehr richtig bemerkt zu dem Döberitzer Passus das „L. T.": Daß offiziös die Publikation der Kaiserworte bedauert und daß die Form der Publikation als „unbeglaubigt und willkürlich" charakterisiert wird, ist man bei solchen Auslassungen gewöhnt und bedeutet sachlich wohl nichts als die Wahrung der amtlichen Rücksicht auf des Kaisers Majestät. Sachlich wird ja dann auch noch zugegeben, daß Aehnliches vom Kaiser gesprochen worden ist. Das genügt. Beachtenswert ist ferner, daß nicht dementiert wird, den kaiser lichen Worten hätten auch die fremden Militärbevollmächtigten gelauscht, woraus jeder, der offiziöse Manifestationen zu lesen versteht, schließen kann, daß der Vorgang richtig geschildert worden ist. Man hat also damit zu rechnen, daß der deutsche Kaiser seine Worte ausdrücklich hat an die Adresse der frem den Nationen richten wollen, womit die Aussprüche Wil helms II. eine Bedeutung gewinnen, die noch über die ihr bisher zugelegtc hinausgeht. Man hat es mit einer poli tischen Kundgebung größten Stiles und ernstester Art zu tun. Nachdem dies einmal seststeht und nachdem man sich ent schlossen hat, die Sachlage offiziös nicht nachträglich zu ver tuschen, war es selbstverständliche Notwendigkeit, eine offiziöse -Interpretation der Kqiserworte auch aus den Ton von Döberitz zu stimmen. Immerhin blieben einem vielgewandten Sprach- ^uob wülirond dor Dauer einer Ssövlrur oöer 8ommvkfrirvk» wollen 2eitunA8ls8er dio Aswobnts Dei- mutslsktürs niekt entbsbren. kestellllnxvn auk d«8 „slMOM WIR' «um allabencklieken Versanä naoti allen Orten dos Deuteoden Reiodee und Ooster- reiode worden Von cior 6s8odäkt88telle «liesse Dlattee jedsr^oit en tASZen genommen, ^n Oedüdren inklusive korto werden bvreoknet: 40 Dl. proV^oebe inkl. 'Pngobiatt-Lxewpl. 30 kk. pro ^Voebe, wenn «las vier abon nierte Exemplar «um Versand verwendet wird. Mg ÜW „kMMM lWM". künstler, auf welchen Titel Fürst Bülow berechtigten Anspruch hat, noch weite Möglichkeiten, um zu verharmlosen oder zu verstärken.. Bei sorgfältiger Prüfung muß man zu der Ueber- zeugung kommen, daß nichts dergleichen hier versucht worden ist. Vielmehr ist mit großer Geschicklichkeit genau mit andern Worten wiederholt worden, was der Kaiser gesagt hat. Aus beiden Kundgebungen leuchtete dieselbe Stimmung, und beide Kundgebungen müssen die gleiche Stimmung erzeugen. Ueber- setzt man den Hildesheimer Kontingentsspruch von dem „er flehten Frieden" ins Negative, wie es die offiziöse Verspottung gebeut, so kommt der Sinn des kaiserlichen Trutzwortes heraus: „Sie sollen uns nur kommen." Faßt man den Eindruck dieser Kundgebung zusammen, so kann man sie als überaus ernst bezeichnen. Für das deutsche Volk erwachsen aus diesen Tönen ernste Pflichten. Es ist leider wahr, daß der nur auf die nächsten eigenen Interessen und sonst auf Einzelheiten gerichtete politische Sinn weiter Bevölkerungsklassen nicht gewöhnt worden ist, eine Politik großen Stils als völkerbestimmend zu erfassen. ES ist ferner richtig, daß in diesem Augenblick noch die oausa belli nicht konkret genug ist, um dem Volk die Erfassung der Lage leicht zu machen. Das alles ändert aber nichts an dem Ernst dieser Tage, und cs wird auch nichts ändern an der Ent- schlossenM, mit der Deutschland zu den Waffen greisen wird, wenn die Not es dazu zwingen sollte. Was die Götter verhüten mögen. , * */* Berlin. Gegen den Urheber der Indiskretion über die Döberitzer Kaiserrcde ist das ErmitttlnngSverfahren eingelcitet worden. d Berlin. Die gestrige hochofsiziöse Anslaffvng der „Nordd. Allg. Ztg." wird in den heutigen Morgenblättern lebhaft erörtert. So sagt die „Post": Tie offizielle Note ist von einem Krastbewußtsein und einer Würde getragen, die an die besten Zeiten des ersten Reichskanzlers erinnert. Die kraftvollen Worte werden sehr dazu beitragen, auch die letzten Reste Unruhe und Sorge im deutschen Volke zu beseitigen, denn sie geben ihm das Bewußtsein, das; seine Geschicke in festen und starken Händen ruhen, die imstande sind, die Interessen der Nation mit Nach druck zu verteidigen. Jeder Patriot wird dem Fürsten Bülow für sein mannhaftes Auftreten Dank wissen. — Die „Dtsch. Tgsztg." scheint die Kundgebung für überflüssig zu halten, denn sie bemerkt dazu, es ist uns nicht gelungen, zu ent decken, zu welchem sachdienlichen Zweck dieser Artikel ver öffentlicht sein mag. — Die „Germania" schreibt: Aus dem offiziösen Zugeständnis leuchtet zur Genüge hervor, wie ernst gegenwärtig die politische Lage ist und wie ge rechtfertigt die Besorgnisse sind, die namentlich in Deutschland sich geltend machen. Man schwebt im Zweifel darüber, ob die Leitung unserer auswärtigen Politik imstande ist, de» Ernst der Lage voll zu würdigen und die drohende Gefahr zu beschwören. Es wäre mit der Zuversicht und Ruhe zweifellos besser bestellt, wenn das deutsche Volk das Bewußtsein haben könnte, daß die Leitung unserer auswärtigen Politik eine überlegene Kraft darstellt, wie sie dem Fürsten Bismarck eigen war. — Die „Tgl. Rdsch." führt aus, die Regierung proklamiert in dieser Auslassung eine Politik entschlossener Wachsamkeit und hofft dadurch den Frieden zu erhalten. Es ist nicht mehr wie billig, daß an der Wachsamkeit und Entschlossenheit auch das Volk teilnimmt, dazu gehört aber, daß man ihn; die Erkenntnis des Ernstes der Lage nicht durch Ableugnung und Versteck spielen erschwert und ihm nicht die vorüberziehenden Wolken einmal als Wiesel und ein andermal als Kamel anzusehen befiehlt. — Die „Staatsbürger-Ztg." meint, wir freuen uns über den Frieden mehr als über den Krieg und denken nicht an eine leichtfertige Friedensstörung, aber die anderen Mächte werden gut tun, uns unsere Stimme im europäischen Konzert zu belassen. vle Lage ln Marokko vor aem Parlament. Gestern gelangten in der französischen Deputiertenkammer dieJnterpellationen der Abgg. Gervais (soz.-rad.) und Deschanel (Republikaner) über die Marokkosrage zur Beratung. Da Jaurds vor der Sitzung eine Interpellation über denselben Gegenstand eingebracht hatte, wurde diese mit zur Besprechung gestellt. Als erster Redner richtete Gervais an die Regierung die Anfrage, ob sie der Marokkopolitik treu geblieben, wie sie wiederholt von der Kammer durch Abstimmung gebilligt worden, ferner, welche Instruktionen dem General d'Amade erteilt worden seien und ob dieser General der Akte von Algeciras entsprechend auch handle. Redner bat die Regierung nm eine Präzise Antwort und fragte ferner, ob sie beabsichtige, die Neutralität zwischen dem jetzigen Sultan und dem marokkanischen Thronprätendcnten zu bewahren. Redner schloß mit den Worten, die Demokratie erwarte, daß die Regierung eine Er klärung abgibt, daß sie die Interessen Frankreichs in Afrika ohne Herausforderung, aber auch ohne Schwäche zu unter stützen gedenke. Diese Rede rief auf der Linken großen Beifall hervor. Hierauf bestieg Deschanel die Tribüne und ersuchte seinerseits die Regierung um genaue Bekanntgabe ihres Programms. Redner ist der Ansicht, daß der Sultan von Marokko, wer es auch sein möge, nur dann erst von den Mächten anerkannt werden dürfe, wenn er die Akte von Algeciras anerkennt. Redner befürwortet dann, die Negiernng möge eine gemischte Polizei unter Mitwirkung von Riffsoldaten cinführcn und sich mit den Führern der Stämme verständigen zur Aufrechter haltung der Ordnung. Alsdann ergriff Jaurüs (soz.) das Wort und bat den Minister des Acußercn, er möge zunächst die den übrigen Re gierungen gemachten Mitteilungen verlesen, damit die Debatte eine festere Unterlage bekomme. Minister Pichon entsprach sofort diesem Wunsche und ver«