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1908 3! 188 Bezirks Anzeiger begründet 1842. der vergällen. An zentripetalen Kräften ist doch Wahrhaftig bei uns kein Mangel. Streben wir aus ganzer Seeles den Zu sammenhalt zu stärken. Nur so arbeiten wir in Wahrheit fürs Vaterland. soiveit wir die Dinge zu übersehen vermögen, nicht fehlen. N. I-. 6. Ja, es, Frieden im deutschen Flottenverein besiegelt worden. Ein Friede, der Dauer verheißt, weil er auf einem Ausgleich, auf Entgegenkommen von hüben und drüben beruht. Dem General Keim ist der billige Dankeszoll nicht geweigert worden: man ver Wellen van vanrig. In der Metropole Westpreußens ist, wie schon mitgeteilt, Zur gefälligen Beachtung Nach Orten außerhalb des deutschen Reiches und Oesterreichs, soweit solche im Gebiete des Weltpostvereins liegen, geschieht der Versand unseres „Tageblattes" mit wöchentlichen Kreuzbandsendungen von uns unter Portoansatz von 2 M. 50 Pfg. per Vierteljahr. ölen Staatsanwalt vr. Wulffen schließt: „Justiz und Presse sind, wie wir gesehen haben, in Gegenwart und Zukunst Jn- teressegenossinnen. Möchten ihre Vertreter dies recht bald verstehen, möchten sie freiwillig und berufssreudig zueinander kommen und sich, wie cs ehrlichen Streitern für die Ziele derselben Kultur zukommt, in gegenseitiger Achtung und Ver tretung die Hand zu gemeinschaftlicher Geistesarbeit reichen!" möchten sie"! An der Bereitwilligkeit der Presse wird Ankündigungen sind rechtzeitig auszugebcn, und zwar größere Inserate bis S Uhr vormittags, Neinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetage-. Kür Aufnahme von ««Zeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übern onimen werden. hach- S1. Telegramme: Tageblatt Frankenberysachsen. d. Berlin. Der Kaiser hat an den geschäftsführenden Ausschuß des deutschen Flottenvereins durch den Generaladju tanten v. Müller ein Telegramm richten lassen, worin er seine Freude über das Ergebnis der Flottenvereins-Hauptver sammlung ausspricht. Erscheint a« jede« Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 50 H, monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats b ä, früherer Monate 10 Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen. sowie von allen Postaustalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem AuSlande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Mittwoch, den 17. Juni Frankenberger Tageblatt Anzeigenpreis: Die S-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b bei Lokal- Anzeigen 12 im amtliche» Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Redaktionsteile Ab H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für MederholunaSabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarts. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden SS H Extragebühr berechnet. Juserateu-Aunahm« auch durch alle deutschen Annoncen - Expeditionen. Die Gemeinde-Sparkasse Flöha verzinst Spareinlagen mit. 31/, o/o. Expedition-zeit: L« Werktage vor«. 8 VN 12, «achm 2 vis s Uhr, SanBEdvnU» von vonns. S di» navkiy. 3 Lurch dir Post bewirkte Einlagen werde« schnell expediert. Arrusprecher Rr. 19 OeiMder mul ZScbtkcber »«c «nudrua aqit-v örtliche« vrtowatdttt»« tk nur mit reaaa« vuell.ua«,ade gestaltet.) Frankenberg, 16. Juni 1908, fr. „HitzeseritN" waren in den hiesigen Schulen, sow planmäßig dort Unterricht vorgesehen ist, für heute nachmit tag ,fl,»gesetzt. .Die Temperatur betrug nachmittags 2 Uhr im Schatten 29'/, Grad Celsius. fr. Der AusflugSverkehr am Souvtag erreichte infolge der günstigen Witterung einen solchen Umfang, daß unsere Stadt in der heute erschienenen amtlichen Verkehrsliste der Chemnitzer Bahnhöfe an dritter Stelle erscheinen konnte. Die meisten Fahrkarten wurden nach Niederwiesa verlangt, nämlich 1238 Stück, dann folgen Mittweida mit 740, Frankenberg mit 717, an siebenter Stelle Braunsdorf mit 576, an elfter Stelle Flöha mit 391 uyd an achtzehnter Stelle Oberlichtenau mit 149 Fahrkarten. f^ Bon der Privilegierten Vogelschützen-Gesell- schaft zn Frankenberg Zu dem kurzen Bericht in gestri ger Nr. V. Bl. ist'noch nachzutragen, daß vor dem Auszug der Schützen im Stammlokal zum „Roß" die übliche „Armen spende" stattfand, wobei 22 bedürftige, meist ältere Leute aus den Erträgnissen der Stiftung mit Lebensmitteln bedacht werden konnten — Gaben, die dankbare Empfänger fanden. Die Festlichkeit nach dem Auslug fand in dem vom alten Schühenhaus (Heller) aus beschickten Tanzsalon statt. Zu den gestern angeführten Ehrengästen, Herrn Oberstmarschall Graf Vitz thum, Kammerpräsident usw-, und Herrn Amtshauptmann Dost auS Flöba, sind noch zu nennen: Herr Bezirksarzt Med.-Rat vr. Rechholtz-Freiberg, Professor Mebert aus Dresden, ferner aus der Stadl selbst als Vertreter des Stadtrats die Herren Stadträte Sanitätsrat vr. Birkner und Fabrikbesitzer Carl Lohr, Ehren mitglied Herr Prof. Schulze, die Herren Oberam'srichter Manns feld und AmtsgerichtSrat vr. Bähr, Herr Postdtrektor Haustein, Herr Realschuldirektor Prof. vr. Hörnig, sowie eine Anzahl Herren aus der weiteren Bürgerschaft und Vertreter der beiden hiesigen Schwestergesellschaiten. In Anwesenheit dieser Festver sammlung begann gegen 11 Uhr das Frühstück, eingeleitet durch eine kurze Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden Herrn Vr. Költzsch. In üblicher Weise reihte sich zu vorderst der Trink- spruch aus König Friedrich August an, den der bisherige Gilden könig Herr Stadtgutsbesitzer Kühn ausbrachte. Eine lange Reihe von Tischreden schloß sich an. In überaus herzlichen Worten be grüßte Herr Di-. Költzsch das Ehrenmitglied Exzellenz Grafen Vitz thum, in denen er, der der gräflichen Familie als Hausarzt so nahe steht, darlegte, was die letzten drei Jahre dem Vitzthumschen Hause an schweren Schlägen gebracht hatten, wie aber doch die Sonne der Freude wieder über Ltchtenwalde leuchten könne. Allen guten Wünschen, welche die Gesellschaft zu allen Zeiten für das gräfliche Haus gehegt habe, gab der Sprecher erneuten Aus druck. Tiefbewegt über die durch Herrn vr. Költzsch zum Ausdruck gekommenen und von der Gilde selbst so vielfach betätigte freundliche und aufrichtige Gesinnung, dankte der Herr Oberstmarschall der festteiernden Gilde. In gleich - herz licher Weise dankte für die innerhalb der Gesellichast stets ge fundene freundliche Ausnahme Herr Amtshauptmann Dost, der vorher aus dem Munde des Herrn Ottomar Steiner de» Schützengruß cntgegengenommen hatte. Der Gesellschaft selbst und ihren Leitern, den Behörden, den Ehrenmitgliedern und son stigen Gästen, unter denen sich eine kleine Zahl „Rekruten" befanden, den kameradschaftlichen Vereinen etc. galten die zahlreichen weiteren Tafelreden, die mit Festliedern abwechselten. Sv verfloß unter ernstem und heiterem Wort und Sang die für das Frühstück be messene Zeit überaus rasch und um 3 Uhr begann dann der Wett kampf um den auf hoher Stange thronenden Adler, waprenddem bet Konzertmusik Damenkaffee stattfand. Gegen 6 Uhr endete das Schießen damit, daß Herr Fabrikant Curt Lippmann die Spindel räumte und somit für ein weiteres GcsellschaftSjahr die Königs würde übernahm. Abends nach dem Einzug sanden sich die Schützen mit ihren Dawen alsdann im „Roß" zn einem Gesellschaflsstünd- chen zusammen, das dem friedlichen Verlauf des Festes auch ein hat ihm ein überaus herzliches Telegramm gesandt, man wird ihn vermutlich demnächst auch zum Ehrenmitglied ernennen. Aber man hat doch auch davon abgesehen, durch seine demon strative Wiederwahl die Andersmeinenden zu reizen. Fürst zu Salm-Horstmar zwar wurde wiedergewählt, aber man rechnete schon im Moment der Wahl mit der Ablehnung und loste für ihn gleich den Ersatzmann aus. In einem Stück unterlagen dann auch die Bayern. Gegen ihr Votum wurde eine Resolution angenommen, in der ausdrücklich der Flotten verein ein nationalpolitischer Verein genannt wird. Aber mit Bedacht wurde hinzugefügt: das solle nur soviel heißen, daß der Flottenverein ein vaterländischer Verein sei, der über den Gegensätzen der Parteien und Konfessionen stände und keine Parteipolitik treibe. Es ist zu verstehen, daß die Bayern dieser Resolution nicht zustimmen wollten. Auch uns erscheint es fraglich, ob, worauf im „L. T." hingewiesen wird, nach der öffentlichen Erklärung des Vereins zu einem nationalpolitischea nicht zahlreiche Mitglieder direkt gezwungen jein werden, auszu scheiden. Zwar ist Parteipolitik ausdrücklich perhorresziert, aber der Soldat soll überhaupt keine Politik treiben. Es wäre sehr zu bedauern, wenn wegen dieser nach unserem Da fürhalten ebenso unnötigen, als den Satzungen nicht Rech nung tragenden Erklärung alle aktiven Mllitärpersonen aus dem Verein ausscheiden müßten, selbst dann, wenn das neue Präsidium tatsächlich die Garantie böte, daß der Verein in gänzlich unpolitischem Sinn wirken wird. Ebenso wisrden alle Schüler aus dem Verein auszutreten haben, vielleicht auch manche Korporationen. Gespannt darf man auch darauf sein, wie die regierenden Fürsten, die bisher Protektoren des Vereins waren, diese Politisierung des Flottenvereins auf nehmen werden, ob sie es für möglich halten, unter dieser Bedingung das Protektorat weiterzuführcn. Gewiß ist er klärt worden, daß man keine Parteipolitik treiben will. Aber diese Erklärung ist schon häufig abgegeben, und die Krisis im Verein hat gezeigt, daß es große Gruppen gibt, die diese Erklärung für unwahr halten. In Wirklichkeit scheint es uns auch ein Unding zu sein, Nationalpolitik von Partei- Politik scharf zu trennen. In dieser verhängnisvollen Erklä rung scheinen uns leider die Keime zu späteren unerfreulichen Mißverständnissen zu liegen, und es wird einer bedeutenden Energie, Umsicht und großer diplomatischer Kunst des neuen Präsidiums bedürfen, diesen Keim nicht zu einem Baume neuer Zwietracht auswachsen zu lassen. Im übrigen freuen wir uns des gerechten Ausgleichs von ganzem Herzen. In ihm ist jeder billige Anspruch zu seinem Recht gekommen; nur die Ultras sind mit dem ihren unterlegen. Das möchten wir geradezu als einen Segen ansprechen. Irgendwo lasen wir in einer Vorbetrachtung zur Danziger Tagung: „Die Bayern hätten sich zu fügen. Ging's dann nicht mit den Bayern, so müßte es halt schon ohne sie gehen." Für eine solche Trotzkopspolitik bedauern wir, nicht das Verständnis aufbringen zu können. So stehen die Dinge überhaupt nicht im Reich, daß wir uns so gleichmütig den Sport leisten könnten, den einen oder andern Stamm zu verärgern, ihm die Freude am gemeinsamen Wesen dauernd zu Donner-tag, den 18. Juni 1908, vormittags 11 Uhr sollen in Gar«-- dorf V» Acker anstehendes Gras, 2 Stücken Klee, 1 Partie Heu und Stroh, sowie ein Handwagen meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Bieter sammeln in Wünschmann- Gasthof. Frankenberg, den 16. Juni 1908. Der Gericht-Vollzieher des Kgl. Amtsgericht-. Kirsch enverpachtmig Die Kirschenverpachtung der Gemeinde Schönborn findet Do««er-tag, den 18. Fnnt d. I., abend- 0 Uhr im hiesige« Gasthof statt. Bedingungen^ werden vor dem Termin bekannt gegeben. Schönborn, den 15. Juni 1908. Die Gemeindeverwaltung. Zurnr und wette. Im neuesten Heft der „Dtsch. Jurist.-Ztg." veröffentlicht der Dresdener Staatsanwalt Or. Wulffen über das gerade in diesen Tagen überaus aktuelle Thema „Justiz und Presse" einen Artikel, der uns nachdrücklichster Beachtung würdig er scheint. Nicht nur, weil er das nicht eben häufige Schauspiel zeigt, wie ein Jurist — und ein Staatsanwalt dazu — der Presse feinfühliges Verständnis entgegenbringt und seine Fach- gcnossen zum gleichen Verständnis auffordert. Auch um der sachlichen Vorschläge willen verdient dieser Aufsatz kommentiert und weitergegeben zu werden. vr. Wulffen geht von der Auffassung aus: Justiz und Presse sind zwei Kultursaktoren, die gleiche Ziele haben, die aber nur leider einander zu wenig kennten. Die Juristen hätten keine Ahnung von dem Apparat der Tagespresse; sie beurteilten die ganze Presse zu sehr nach den Reportern, die im Gerichtssaal ihren Weg kreuzten; sie wüßten nicht, daß die Leistungen des politischen Redakteurs, des Kunst- und Theaterrefercnten der amtlichen Tätigkeit des Richters, des Staatsanwalts und Verwaltungsbeamten gleichwertig sei und eine nicht alltägliche Befähigung dazu gehöre, den neuesten politischen, literarischen, künstlerischen Begebnissen auf der Stelle mit einiger Gründlichkeit gerecht zu werden. Und die Widersprüche in den Aeußerungen der verschiedenen Pceß- organe? Lieber Himmel! Auch die Urteile der verschiedenen Gerichte seien widerspruchsvoll. Auch sonst hätten Presse und Justiz allerlei Gemeinsames: sogar in bezug auf Selbstbewußt- fein und Verantwortung unterschieden sie sich sehr wenig. Darum, meint der Staatsanwalt Lr. Wulffen, sollten zunächst die Juristen sich mehr um die Presse kümmern. Sie sollten, wofern sie über journalistische Begabung verfügten, nach be standenem zweiten Examen in der Presse Verwendung suchep. Dann würden sie leicht eine Ausbildung erlangen, die,sie zu leitenden Stellungen (in der Presse, aber auch anderswo) be fähigten. Und wörtlich: „Es wäre sicher zum Vorteil des Staats, wenn, wie im Ausland vielfach geübt wird, in seinem Ministerium Juristen säßen, die ihre Laufbahn durch die große Presse genommen haben. Damit wäre der Zwiespalt zwischen Presse uch Bureaukratie im wesentlichek beseitigt mid das Ansehen der Presse und ihrer Vertreter gehoben." Das wäre schon möglich, sintemalen cs in Deutschland noch immer so steht, daß ein Titel oder die Aussicht auf späteren höheren Aufstieg die Leute erst vertraulich machen, vr. Wulffen regt dünn noch an, daß die Presse ihre Reihen künftighin mehr als bisher durch ausgebildete Juristen er gänzen möge. Die Presse müsse eine eigene sachverständige juristische Meinung haben, wie sie eben nur in der Presse ausgebildete Juristen vertreten könnten. „Gerade auf dem heute so wichtigen juristischen Gebiet darf die Presse den Juristen nicht nur als Sachverständigen vorführen." Auch dieser Rat ist so'übel nicht; nur werden sich, fürchten wir, hier hart im engen Raum die Sachen stoßen. Zum eigenen juristischen Ressort wird's bei nur wenig Blättern langen; in der Regel dürfte zudem der Nur-Jurist als Redakteur an Beschäftigungsmangel leiden. Frischer ins volle Menschen leben und, wie uns scheinen will, mit stärkerer Aussicht auf Erfolg, greift vr. Wulffen mit anderen Vorschlägen. Er rät, was von den Justizverwaltungen (ob nur aus menschen freundlicher Rücksicht auf eine vielgeplagte Menschenschicht?) bisher verabsäumt worden ist, die Journalisten zum Laien richteramt, vor allem beim Strafprozeß, cinzuberufen. Die Intelligenz auf der Geschworenenbank würde dadurch einen Zuwachs erhalten; die Geschworenen würden dann vielleicht auch häufiger in die Beweisaufnahme eingreifen, und so im Wettbewerb müßte sich zeigen, in welcher der beiden Mächte die wertvollsten Kräfte für Schaffung eines volkstümlichen Strafrechts und Strafprozeßes bereit lägen. Auch die Not wendigkeit einer verbesserten Gerichtsberichterstattung würde bald allen einleuchten. Wozu wir bemerken möchten, daß diese Notwendigkeit allen einsichtigen Zeitungsleuten längst einleuchtet, weshalb die gewissenhaften und loyalen unter ihnen auch vor endgültigen Urteilen nur auf Grund der durchschnitttichen Zeitungsreferate zurückschcuen. i 67. Jahrgang. MM str die MM AMlshauMmW IW. »«5 MM Amtsgericht M den KWal zu ImkeMg i. Sa. Berantwortltcher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg t. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg In Frankenberg i. Sa.