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Dim»erst«k >«, 14 J«»i 1M8 « 133 Frankenberger Tageblatt Bezirks- 67. Jahrgang. Anzeiger Begründet 1842. AMU flr dir MiM AMWimmsHiist MH«, dir KnzWKUzmHt md de» Kladlrat z» ImkeMg i. Berantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. UrkLetut an jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 50 monatlich 50 Z. Trägerlohn extra. - Einzelnummern lausenden Monats b H, früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Nusgabe stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. ! MW Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Für Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. hmh- 51.' Telegramme j Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Die 6-gesp. Petitzrile oder deren Raum 1b H, bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Redaktionsteile SS H. Für schwierigen und tabellarischen Sah Ausschlag, für Wiederholunasabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b H Extragebahr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen - Expeditionen. Die Aufgabe von Inseraten ersuchen wir im Interesse der rechtzeitigen Fertigstellung und Ausgabe unseres Blattes gefälligstes zeitig als möglich erfolgen zu lassen. Größere Inserate erbitten wir bis vormittags A Uhr, während kleinere Inserate bis 11 Uhr mittags Ausnahme finden. Für später einlaufende Anzeigen können wir eine Garantie des Abdrucks in der bezüglichen Abendnummer nicht übernehmen. Die Gemeinde - Sparkasse Flöha verzinst Spareinlagen mit Z^/'s °/g. Exvevitio«4zeit: a« Werktage Vorm. 8 bis 12, «achm. 2 bis s yhr, cksiWüktzvüvAÄ von vonm. S kio nookm. L UKn. Dürch Vie Post VÄtntv Mvlageü w schnell expediert. — Fernsprecher Rr. 1». Vie Msnsrcbenbegegnung von Fevsl. */* Reval. König Eduard von Eng land ist gestern vormittag auf der Reede von Reval mit dem Zaren zusa mm engetroffen. In dem Augenblick, in dem die Monarchenbegegnung von Reval ebenfalls zu den überwundenen Standpunkten gehört, ist es angebracht, das Verhältnis zwischen Rußland und England nochmals zu erörtern. Man tut dies am besten an der Hand von Aussätzen des erfahrenen Kenners russischer Verhältnisse, des Publizisten George Cleinow, der dieser Tage im „Dr. Anz." einen Artikel über obiges Thema veröffentlichte. Die Gestaltung der Weltwirtschaft, sagt Cleinow, ist es, die England zwingt, ihre weitere Entwicklung durch Verträge für mehrere Jahre festzulegcn. England muß Bundesgenossen haben, will es nicht eines Tages als Mittelstaat erwachen. Wer die Vorgänge und wirtschaftliche Entwicklung in den großen Kolonien, in Australien, Indien und Kanada verfolgt hat, weiß, wie selbständig sie sich fühlen. England muß damit rechnen, daß cs eines Tages den natürlichen Absatz markt für seine Jndustrieerzeugnisse verliert. Infolgedessen ist es gezwungen, schon heute dort Einfluß zu gewinnen, wo es bisher hinter der französischen und deutschen Konkurrenz zurückstand oder wo es mit beiden rechnen mußte. Es bedarf kaum eines besonderen Hinweises darauf, daß der wirtschaftliche Einfluß Englands auf Rußland gegenwärtig weit hinter dem Frankreichs, Deutschlands und Oesterreichs zurücksteht. Dementsprechend sind die Einfuhren der genannten Länder in Rußland, und während die Ausfuhr Deutschlands nach Rußland schon lange eine halbe Milliarde übersteigt, bleibt England seit 12 bis 15 Jahren auf dem gleichen Stand punkt. Die Liebe der russischen Gesellschaft zu Frankreich hat inzwischen stark gelitren. Auch dort hat das „gemeine Ka- pitalistenpack kein Verständnis für den allein echten Liberalis mus". Die Liebe zu Deutschland ist hierneben nicht ent sprechend gewachsen. Alte Vorurteile der Slawenfeinde und die unermüdliche Hetze der „wahrhaft Liberalen" um Theodor Barth und August Bebel, sowie auch der Polen gegen Preußen haben die beiden Nachbarländer einander entfremdet. Wir können auf diese an sich bedauerliche Tatsache mit der Ruhe jenes Menschen Hinweisen, der weiß, daß der Verblendete frei willig zurückkehrt, sobald er wieder sehend wird. Wir haben eine politische, verbriefte Annäherung an Rußland auf keinem Gebiet notwendig, denn alle wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse zwingen Rußland, sich mit uns gut zu stellen. Ich meine, solche und ähnliche Erwägungen sind es, die die deutsche Diplomatie angesichts der Begegnung in Reval mit der heiteren Ruhe des Starken erfüllen müssen. Anders England! Der innere Zustand Rußlands macht das Zaren reich umso bündnissähiger für England, je ungesunder er ist, das heißt je schwächer Rußland ist, je größer infolgedessen der Einfluß des Großkapitals sein kann. Rußland befindet sich gegenwärtig in dem angedeutetcn Zustand. Die Ver wüstung .des innerrussischen Marktes hat Rußland immer mehr getrieben, sich in Asien neue Märkte zu erschließen. Das Vorhandensein dieser Märkte in Ostasien, Mittelasien und Persien im Zusammenhang mit einer protektionistischen Tarifpolitik hat die Aufmerksamkeit weiter wirtschaftlicher Kreise von den inneren Märkten abgelenkt und Intelligenz, Unternehmerlust und Kapital auf den Osten gerichtet. Der Staat unterstützt diese Entwickelung direkt und indirekt. Während im Innern des Landes die mächtigsten Wasserläufe Europas versanden, entstehen Schienenwege an der asiatischen Grenze. Eine Folge dieser Erscheinung ist die bedeutende Uebersiedelung russischer Bauern nach Asien, ist die Verschie bung der russischen Bevölkerung in der Richtung auf Mittel asien. Aus allen diesen Erscheinungen, die sich durch tausend Einzelheiten ausführlich darstellen lassen, geht hervor, daß Rußland sich unter dem Zwange elementarer innerer Gründe geradenwegs auf die englischen Interessen in Asien zu ent wickelt. Es ist eine gewaltige, wenn auch langsame Bewe gung, in die die russische Wirtschaft geraten ist. Solange Ostasien noch üicht so ausschließlich unter japanischem Ein fluß stand wie gegenwärtig, konnte die Bewegung Rußlands auf die Stille Meerküste abgelenkt werden. Nun sich Japan in Korea festgesetzt hat und beginnt, die Mandschurei für sich einzurichten, ist eia Bollwerk entstanden, das Rußland ent weder zu einem neuen Kriege mit Japan zwingt oder aber die wirtschaftliche Welle nach Südosten abdrängt. Hieraus muß meines Erachtens ein Interessengegensatz zwischen Eng land und Rußland entstehen, der durch keinerlei Verträge abzuschwächen ist. Für Rußland handelt es sich nicht um Mittelasien allein. Das Transkaspigebiet ist eine Art Vor land des Kaukasus. Eine Preisgabe Bucharas und Turke stans durch Rußland müßte den Besitz des Kaukasus gefähr den. Die panislamitische und die britische Agitation dienen sowohl in Persien wie in der asiatischen Türkei keinem anderen Ziel. Wir folgern aus allen diesen Tatsachen, daß ein englisch russisches Bündnis nur eine Gefahr bedeutet für die beiden Bündnismächte, in heutiger Zeit vor allen Dingen in Rußland. * * * */* Petersburg. Die gestrige Begegnung zwischen dem Zaren und dem König von England wird von der gesamten russischen Residenzpresse freudig begrüßt, ohne die geringsten, sonst so beliebten Ausfälle gegen Deutschland. Die „Nowoje Wremja" schreibt: „. . . Nun ist auch die maze donische Frage fruchtbringend gelöst und Europa von einem langanhaltenden Druck befreit. Die Revaler Festtage sind nicht allein anglo-russische, sondern alle Länder nehmen an ihnen mittelbar oder unmittelbar teil, da sie auf dem allge meinen Gedanken der Friedenserhaltung basieren." Die „Birshewija Wjedomoi" sagen: „Die Revaler Tage werden die politische und moralische Kraft beider Völker stärken und ihnen das geben, was vor allem notwendig ist: Freude und gegenseitiges Vertrauen." Der „Rjetsch" schreibt: „Den Kern punkt der Revaler Monarchenbegegnung wird wahrscheinlich die mazedonische Frage bilden. Auf die letzte russische Note, die erst nach der Abreise des Königs Eduard in London ein traf, wird die Antwort wohl in Reval gegeben werden, wo die Ausarbeitung des Uebereinkommens im vollsten beider seitigen Einverständnis erfolgen kann." Die deutsche „Petersb. Ztg." begrüßt etwas überschwänglich den hohen Gast als Re präsentant der britischen Nation mit einer weit über das Ge fühl der Ehrfurcht hinausgehenden Herzlichkeit und Wärme, „da von der britischen Insel seit Jahrhunderten der reichste Segen über Europa und die ganze Welt sich ergossen habe". 2ur sscbrkcben WabireclMrage. Der in der „Nordd. Allg. Ztg." erschienene Artikel, aus dem wir bereits einen Auszug mitteilten, stammt, wie den „L. N. N." geschrieben wird, nicht aus dem sächsischen Mi nisterium des Innern, auch ist er von diesem nicht inspiriert worden. Wie aus „absolut zuverlässiger Quelle" mitgeteilt wird, ist weder dem Minister des Innern Grafen Hohenthal selbst, noch einem der Beamten dieses Ministeriums bis heute bekannt, wer der Verfasser jenes Artikels ist. Die „Sächs. pol. Nachr.", die konservative Korrespondenz, äußern sich bereits zum zweiten Male zu dem Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." und schreiben u. a.: „Wenn der Verfasser die Stirn besitzt, zu behaupten, der Ab lehnungsgrund für die Kommunalwahlen sei nur fingiert, beide Parteien und die ganze Kammer wollten in Wirklichkeit jede Aenderung des Wahlrechts verhindern, auch der Zusammenschluß beider Parteien zu dem Kompromiß habe nur dieses Ziel, so ist dieser Vorwurf der Heuchelei in einer grundlegenden Sache eine frivole Beleidigung dieser beiden Parteien und der gesetzgebenden Körperschaften selbst. Haben doch beide Parteien ihren Willen zu einer Reform in feierlichster Form verkündet und gerade in dem Kompromiß durch die Tat bewiesen. Mit ebensolchem Recht könnte der Verfasser sagen, die Regierung wolle im innersten Herzen leine Reform, weil sie keine Vorschläge mache, die eine Zweidrittelmehrheit fänden. Solche Unterstellungen sind auf das Schärfste zu verurteilen. Der ictzige Minister des Innern hat sich unter allen Umständen em großes Verdienst dadurch erworben, daß er die Wahlrechtsbewegung mit großer Energie in Fluß ge bracht hat. Die Hauptsache ist doch, daß ein freiheitlicheres Wahl recht überhaupt zustande kommt, nicht aber, daß ein ganz be stimmtes System etngesührt wird, das nicht seinesgleichen auf der ganzen Erde hat. Kommt eine Wahlrechtsreform bald zustande, so bedeutet das, auch wenn der Regierungsentwurf im wesentlichen nicht durchgeht, in alle Wege keine Niederlage, sondern im Er gebnis einen wirklichen Sieg der Regierung. Unser Vertrauen zur staatsmännischen Weisheit der Regierung ist allerdings sehr groß, so groß, wie der Mangel an politischer Auffassungsgabe bei dem Verfasser jenes Artikels ist. Weit wir aber dieses Vertrauen haben, deshalb sind wir auch fest überzeugt, daß die Regierung dem völlig haltlosen, beleidigenden Artikel, der nur Beachtung gesunden hat, weil er sich in die „Nordd. Allg. Ztg " verirrt hat, völlig fernsteht und daß trotz aller Quertreibereien die Reform in schließlichem Einvernehmen von Regierung und Kammer zustande kommt." , c» , Auch in der konservativen Tagesprcffe wird der Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." kunstgerecht „auseinandergenommen", während die nationalliberalen Blätter sich noch abwartend verhallen. vettMer «na ZScdtircder unsern »etlichen Originawnlchte iß nur I,unser Onrllenanxa»« aeßettet.) Frankenberg, 10. Juni 1908. s Bet der Handelskammer Chemnitz liegt eine Mu stersammlung aus, die Proben von Waren, die für den nie derländisch-indischen Markt geeignet sind, enthält. Es befin den sich darunter Muster von japanischen Trikotunterjacken, Netzunterjacken, Gürteln, Perlmutterknöpfchen, baumwollenen Kleiderstoffen, Baumwollsatins, türkisch-roten Tüchern, Fla nellen, Cretonnes, Tüllen, Seifen, Kerzen u. a. m. Die Sammlung kann von Interessenten auf dem Bureau der Kammer, Theaterstraße 60, I, in der Zeit vom 10. bis 30. Juni 1908 in den üblichen Geschäftsstunden in Augenschein genommen werden. f A«S der sächsischen Armee. Soeben erschien die 23. Ausgabe der „Kleinen Rangliste der König!. Sächsischen Armee für 1908" (Verlag F. W. v. Biedermann in Leipzig. Preis 50 Pfg.). Die erste Abteilung, die die Offiziere nach ihren Truppenteilen und Kommandostellen gruppiert, zeigt einige organisatorische Veränderungen. Der zweite Teil ver zeichnet 1500 aktive Offiziere, und zwar: 24 Generale, 215 Stabsoffiziere, 384 Hauptleute und Rittmeister, 310 Ober leutnants, 567 Leutnants. 68 Namen sind in diesem Jahr aus der Rangliste verschwunden, 108 sind neu hinzugetreten. 143 Offiziere sind in höhere Rangstufen aufgerückt. Dazu treten noch 41 technische Offiziere und 79 in Dienststellen befindliche zur Disposition stehende, sodaß ein Gesamtbestand von 1620 Offizieren in der sächsischen Armee vorhanden ist. Aus den „Personalien" ersehen wir, daß die sächsische Armee nur noch fünf Namen solcher aktiver Männer nennt, die als Offiziere den großen Ereignissen von 1870 beiwohnten; es sind dies: Kriegsminister General Freiherr von Hausen, geb. 1846, zum Offizier ernannt 1864; General v. Kirchbach, geb. 1847, zum Offizier ernannt 1866; General v. Broizem, geb. 1850, zum Offizier ernannt 1868; General d'Elsa, geb. 1849, zum Offizier ernannt 1870; Generalleutnant v. Schweinitz, geb. 1851, zum Offizier ernannt 1870. Weitere 10 jetzt noch aktive Offiziere haben die Ereignisse von 1870 in den Vorstufen der Offizierslaufbahn (Kadett, Fähnrich) in der Armee miterlcbt, aber erst 1871 und später das Offiziers- Patent erhalten, und zwar sind dies 4 Generalleutnants, 4 Generalmajore und 2 Obersten — alle weiteren 1605 Offiziere können das eigentliche Kriegsjahr 1870 nicht zu ihren persönlichen Waffentaten rechnen. -f Aus -em Gustav Adolf-Vereiu. Die diesjährige Hauptversammlung des evangelischen Vereins der Gustav Adols- Stiftung wird, wie der Zentralvorstand soeben bekannt gibt, vom 22. bis 24. September in Straßburg i. E. stattfinden. Es wird die 60. Hauptversammlung des Gesamt-Gustav Adolf- Vereins sein. f Der Laudesverband von Haudwerker-Geuossen- schaften im Königreich Sachsen hält bekanntlich am 15. Juni in Leipzig seine Hauptversammlung ab. Gleichzeitig mit der Tagung wird eine Ausstellung der modernsten Werkzeug maschinen verbunden sein. Der Verband plant den genossen schaftlichen Bezug von Arbeitsmaschinen und technischen Hilfs mitteln für die Handwerksmeister. Angcstrcbt wird die Grün dung einer Vereinigung, die die Form einer Genossenschaft oder Aktiengesellschaft erhalten, und der Innungen und sonstige gewerbliche Organisationen als Mitglieder angehören sollen. Hierdurch soll die Anschaffung von Maschinen, technischen Hilfsmitteln und dergl. wesentlich erleichtert und die Käufer vor Ucbcrvvrteilung und vor Aufdrängung unzweckmäßiger Maschinen geschützt werden. Die Verwirklichung dieses Planes wird sich schon wegen der damit verbundenen erheblichen Aus gaben noch in die Länge ziehen, immerhin wird man aber, solange eine solche Vereinigung nicht besteht, versuchen, den Interessenten auf andere Weise den genossenschaftlichen Bezug von Maschinen zu ermöglichen. Wie aus dem Geschäftsbericht des Landesverbands über das letzte Geschäftsjahr hcrvorgcyt, waren an die sächsischen Handwerkcrorganisationen bezüglich des genossenschaftlichen Bezugs von Arbeitsmaschinen und der eventuellen Kapitalbeteiligung Fragebogen versandt worden, die von 65 Vereinigungen im zustimmenden Sinne beant wortet worden sind. 26 Organisationen behielten sich die