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* * n. I.. 0. können. Altwerden I —, die mit plumper Rücksichtslosigkeit allein darauf angelegt ist, daS Volk in etwas eleganterer Form von der Be teiligung am StaatSleben lernzuhalten. DaS Pluralstimmrecht ist das neuentdeckte Ideal der politischen Bildunaspbilister, dumm und banausisch wie nur etwas. Wenn eS jetzt in Sachsen Gesetz werden soll, so muß daS für die preußischen WahlrechtSkümpfer zur War nung werden, daß sie rechtzeitig gerade gegen diese Art von Re formen Dämme aufzuführen suchen." Der Leser wird allgemein denken, daß diese „Kritik" in einem Sozialistenblatt erschienen ist. Fehlgeschossen! Sie findet sich in der .Hilse", dem Organ des ReichWgS- abg-L. NMMs»! MM Vie Aadlrekom in Zackten. Außerhalb der weiß-grünen Grenzpfähle wird gegenwärtig den Verhandlungen, die zur Schaffung eines Wahlrechts für Sachsen führen sollen, lebhaft das Augenmerk geschenkt. In einem auswärtigen Blatte fanden wir über das jetzt vor liegende Wahlrechtskompromiß folgende Betrachtung: „Vor zwölf Jahren haben die Sachsen es den Preußen nach gemacht, letzt machen sie eS ihnen vor. Sachsen wird ein Plural wahlrecht bekommen, daS erste in Deutschland, und wenn dann ausprobiert wurde, daß eS gerade so reaktioniert wirkt wie das Dreiklassenshstem, wird Bulow seine Geheimräte nach Dresden schicken, daß sie dort Logik und Geometrie studiere«. DaS Kom promiß, dem die Zweidrittelmehrheit der Kammer gesichert ist, sieht so auS: jeder hat eine Stimme. Dazu können im ganzen drei Zusatzstimmen kommen. Sie werden verliehen ersten«: an den Grundbesitz mit 75 Steuereinheiten ^er „„ Alter von 50 Jahren; zweitens: an die Selbständigkeit und Ausübung eines selbständigen Gewerbes mit mindestens zwei andern Personen, an Beamte init 1800 Mk. Gehalt oder an Ablegung de« Einjäbriaen- ExamenS; drittens: an eine Steuerlristung (?) von mindestens 2200 Mk. Der Unsinn, der diesem System auf der Stirn steht, wird verschärft durch die Ungerechtigkeit in der Wahlfähiakeit. Wer wählen darf, muß zwei Jahre sächsischer Staatsangehöriger sein und bereits zwei Jahre im Wahlkreis wohnen. Das schaltet ohne weiteres eine große Anzahl industrieller Arbeiter vom Wahlrecht auS: denn so fest die Besitzenden an ihrem Wohnort bleiben, so fluktuierend ist in industrieller Gegend die untere Schicht der Be völkerung. Zudem soll bei der WahlkreiSeinteilnng nicht allein die Volksziffer, sondern auch die Fläche „berücksichtigt" werden. DaS in Sachsen, dem Land, dessen Reichtum ans dem gewerbliche« Leben ruht! Obstbäume und Rübenfelder erhalten ein Wahlrecht! Für diese „Reform" ist jedes Wort der sachlichen Erörterung zuviel. Ihre Erbärmlichkeit zeigt sich in der mühsamen und ver klausulierte« Verte,lung der Mehrstimmen — eine Prämie auf« */* Dresden. In der Sitzung des ^.sächsische» Ges samiministeriumS, die am Sonnabend vormittag von 11 Uhr an stattfand, soll über daS Wahlrechtskompromiß und die Landtagsvertagung beraten worden sein. Daran werden in einem Teil der Presse allerhand Schlußfolgerungen geknüpft. Wir halten es für geraten, diese mit Reserve aufzunehmen. Denn die Gesamtminlsterialberatung hatte vertraulichen Cha rakter, und somit dürften die Angaben über den Inhalt und die Ergebnisse jener Sitzung nichts weiter sein als Kom binationen. ^kfMTvnM^M^ur NnMEver Widerlegung HiWern Nur wundern kann man sich höchsten« darüber, daß gerade die „Hilfe", die sich.in ihrer letzten Nummer an zwei Stellen wieder einmal der Sozialdemokratie geradezu an den Hals wirft, von vielen wirklich hochgebildeten» Aulen als der „Brunnquell aller Gaben" betrachtet wird. * Seniicber mut ZSedrireder lk>«r «Erns uns«« örtlia«» vrtginawerlLte ist nur mit vnellmaagovr vftattet.) Frankenberg, 18. Mai 1808. f x. Unsere Vtldertafel weist neue photographische Blätter auf, und zwar von der Einweihung der Hohkönigsburg: der Kaiser am Bahnhof St. Pilt zur Weiterfahrt nach der Burg sich anschickend, und zwei Gruppen aus dem Kostüm- Festzug. Ueberdie« ist ausgestellt: König Leopold von Belgien in Wiesbaden. fr Nattouattt-eraler verband im 15. Reichstags- Wahlkreis. Am gestrigen Sonntag mittag 12 Uhr trat im Kaufmännischen VereinshauS zu Chemnitz die Vereinigung der im 15. Reichstagswahlkreis bestehenden nationalliberalen Organisationen zur ordentlichen Generalversammlung zusammen. Sie war von den meisten der angeschlossenen Vereine besucht. Der Verbandsvorsitzende, Herr Landtagsabg. Clauß-Plaue, eröffnete die Sitzung mit begrüßenden Worten, erstattete den Bericht über die Konstituierung des Verbands und trug im Anschluß die von einer Vertraucnsmänncr-Koiiferenz vor- beratencn Satzungen vor. Diese wurden ohne Debatte mit Einstimmigkeit gutgeheißen. Der darauf erstattete Jahres bericht erwähnt die Anfang 1907 aufgetauchte Anregung zu engerem Zusammenschluß der nationalliberalen Vereine inner halb des 15. ReichstagSwahlkreises, die allenthalben Anklang fand und schließlich zur Bildung eines Verbands führte. Unter dessen Schutz hat der Ausbau der Organisation im Verbandsbereich erfreuliche Fortschritte gemacht. Der Mit gliederbestand des Verbands stellte sich am 1. Januar 1908 auf 1640 Köpfe, während am I. Januar 1907 im Wahl kreis 668 und am 1. Januar 1906 gar nur 344 organi sierte nationalliberal gesinnte Männer vorhanden waren. Unter den sieben ReichStagSwahlkrcisen, die das Chemnitzer Parteisekrctariat unterhalten, steht der 15. RcichStag?wahl- kreiS bezüglich der Mitgliederstärke an zweiter Stelle; die erste nimmt der 16. Reichstagswahlkreis (Chemnitz) ein mit 2504 Mitgliedern am 1. Januar d. I (1906: 236 und 1907: 520 Mitglieder). Bis heute sind die beiden Wahlkreise in her Stärke ihrer nationalliberalen Organisationen noch ge wachsen. Die Jahresrechnung bilanziert in Einnahme und Vie frau in äer polittlr. Die Gründung und das Auftreten des liberalen, d. h. freisinnigen Frauenbundes, hat wohl auch denjenigen Teil der Männerwelt, der an der politischen Betätigung der Frau bisher keinen Geschmack fand, nachdenklich gestimmt und cs wäre begreiflich, wenn jetzt nichtliberale und nichtsozialdemo kratische Kreise sich mit dem Gedanken beschäftigten, der einen Wirkung eine Gegenwirkung durch Frauen entgegenzusetzen. Die Sozialdemokratie hat bisher wohl am meisten die Frau organisiert und die Frauenorganisation in den Dienst der öffentlichen Betätigung gestellt, aber bis in die Kreise hinein, die am weitesten rechts stehen, gibt es Frauen, die um Teil nahme an den Sorgen der Zeit ringen. Dieser Frauenring geht nicht nur „von Normann bis Naumann", sondern von Normann bis Noske. Auf nationalliberaler Seite hat nament lich die Jugend in Nord und Süd ein Zusammengehörigkeits gefühl gegenüber der aufstrebenden Weiblichkeit empfunden. Wie für jedes geistige Ringen und Kämpfen, so hatte man auch für dieses aufrichtige Sympathie. Unter dem Gesichts punkte der Konkurrenz hat man die Frauenbewegung nicht in erster Linie betrachtet. Und mancher Jungliberale, dessen Hand noch frei war, mag bewußt oder unbewußt empfunden haben, daß eS nicht eine Verarmung, sondern eine Bereicherung des eigenen Lebens wäre, wenn er „hinging und sich ein Weib nahm", dar wie in andern Dingen so auch im politischen Leben ein guter Kamerad oder wenigstens ein verständnisvoller Antellnehmer sein könnte. Das weibliche Ideal der männ lichen Jugend von heute ist durchaus nicht die „Puppe", ist eS wohl auch nie in gesunden Zeiten der deutschen Geschichte gewesen. Begreiflicherweise hegt man gerade im Zeitalter der Sozialpolllik die Ansicht, daß eine freiwillige Anteilnahme am Gemeinwesen und dessen Geschicken immer vom Guten und eine Beschränkung auf kleinliche Interessen de« Jchs immer vom Uebel ist. Vom 15. Mai an können sich die Frauen auf Grund des neuen BerrinSgesetzeS im ganzen Deutschen Reich öffentlich politisch betätigen. Darob stößt in den „Junglib. Bl.", der Monatsschrift des Reichsverbands der Vereine der national liberalen Jugend, eine Frau Anna Liedl-München einen Jubel ruf aus. Zur Erläuterung sagt sie: „Und warum mich diese Botschaft so freudig stimmte, ist vor allen Dingen dies: unser deutsches Vaterland braucht noch viel, viel mehr Begeisterung, es braucht begeisterte Kämpfer für seine Ideale, und daß em neuer, frischer Zug in die Be geisterung fürs Vaterland kommt: daß erhoffe ich von Deutsch lands Frauen. Denn die Frauen sind der Begeisterung, der Hingabe an eine Sache in hohem Grade fähig; die deutschen Frauen sind aber auch empfänglich für die großen Ideale ihrer Nation. Ihr Frauen, bereitet den Männern, die Euch begeistern und gewinnen wollen für politische Dinge, einen empfäng lichen Boden, laßt Euch sehend machen und lohnt ihre Ge duld und Mühe, die Euch vorwärts bringen will auf politi- schcn Pfaden! Legt Zeugnis dafür ab, dgß es Euch nicht am Verstehen für die großen Geschehnisse des Tages mangelt und beweist, daß Ihr nicht ohne Interesse daran vorübergeW Hinein in den Kamps! rufe ich Euch zu; denn edel und gut ist es, teilzunehmcn an dem Wohl und Wehe Eures Vater lands. Alles soll in den Kampf ziehen und besonders Euch Müttern wünsche ich die regste Anteilnahme, wünsche ich das Verständnis für die Ausgaben unserer Zeit, weil vornehmlich in Euren Händen die Macht liegt, in unser zukünftiges Ge schlecht den freiheitlichen, fortschrittlichen Geist einzupflanzen, der unS so dringend not tut. Ihr werdet selbständiger denken lernen, gefestigtere Persönlichkeiten werden und Euren Kindern ein umso besseres Vorbild sein. Kommt mir nur nicht mit der Ausrede: „Ach, davon verstehe ich nichts, was soll ich dabei tun?" Denn die Männer wußten in ihrer Jugend ebensowenig von Politk, wie wir jetzt missen. Aber sie haben gearbeitet, und arbeiten müssen auch wir! Verschwinden muß aus den Büchern, die unS über den Umgang mit Menschen belehren, die bisherige Forderung: Vermeidet in Gegenwart von Frauen jegliches Gespräch über Politik; denn wir werden lernen und wissend werden und uns in Zukunft den Genuß nicht versagen, an den Debatten der Männer über politische Fragen teilzuneh men, wenn wir uns auch vorerst, ob unserer Unkenntnis, mit dem Zuhören begnügen müssen." Für das Nachäffen männlicher Gepflogenheiten ist Anna Licdl nicht; sie meint, nur die Frau in ihrem ureigensten Weseu ckönm politischen Auftreten der Frau is? nn GrukHug des HM- lichcn Wesens: der Wunsch, zu hegen und zu pflegen und dafür zu sorgen, daß nichts Unschuldiges und Reines häS sich nicht genügend wehren kann, unter die Füße getreten werde, vielleicht nicht immer voll zum Ausdruck gekommen. Das lag an der radikalen Grsamtrichtung vieler Frauen. Von der Einsührung des weiblichen EigenbrsitzeS und vor allem des mütterlichen Sinnes in das öffentliche Leben darf man sich viel versprechen. Eine Verstärkung dieser Kräfte der Bewahrens kann nur vom Guten sein. Ein Beispiel diene statt vieler. Die Studentenkneipe alten Stils und das, waL ihr gleichkommt im Osfizierskasino und im Leben andrer nicht akademischer Stände, hat doch eigendlich nur bestehen können und kann nur deshalb noch heute das Dasein fristen, weil kein mütterliches Auge dies Treiben sieht. Eine Mutter würde nicht mit ansehen können, was merkwürdigerweise die „alten Herren" so lange mit angesehen haben, bis denn auch aus diesen Kreisen und zugleich aus denen der Jugend selbst eine Gegenwirkung erwuchs. Das Gewicht der bewahrenden und rettenden Mächte in unserem Volksleben zu stärken, wird eine der Hauptaufgaben seil,, die die Frau im öffentlichen Leben zu erfüllen hat. So wird sie dm Fortschritt zum Guten anbahnen helfen. Und auch dunklen, lebenertötenden Mächten des Klerikalismus und des starren Dogmas, das in einem Teile der deutschen Frau eine sichere Gefolgschaft hat, wird die freiheitlich denkende Frau mit Erfolg entgegenwirken Oehmes, > K-rmk Leiters in der Caro- in Chem- tzlawcM, ritz, Karl ,hn, und fertS, B. st Julius ,a Irm- . Tochter. Hermann Sohn, u. Webers lö Herm, huguste Webers Tittels, Friedr. JohstS, llurtha handarb. tudwigS, ugufte .tunkeS, friedlich Anna rS hier, ontag Schil- brikarb. ? Müll, brikarb. brikarb. traut: tiebscher kern, u. omotiv- >ue. — iemsd., Herm, ihnarb. es Ge in Ru ¬ an bei «armen Ver acht in eisung iffM.IW.WM. > !> " Dienstag,««iS. Rat 1008 Zrankenberger Tageblatt Anzeiger begründet 1842. 67. Jahrgang. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar Anzeigenpreis r größere Inserat« bis S Uhr vormittag», kleinere bis Anzeigen 12 - Der Siadtrat M 115 VVAPANN* ist Frankenberg, am 14. Mai 1908. größere Inserate bis 9 Uhr vormittag», kleinere bis spätesten» 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. DSd-b1. Telegramm«: TageblattFrankrnbrrgsachsen. RixsteinbrüÄe. Im Einverständnis mit der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha wird hiermit be kannt gegeben, daß die Nixsteinbrücke wegen an ihr vorzunehmender Arbeiten vom 2«. bi» zum 27. Mai für den Fahr- und Autzverkehr und vom 28. bis zum 31. Mai «och für den Fährverkehr Vom 18. biS Mit 3V. Mai dieses Jahres liegt in der Staatssteuereinnahme hier der Auszug aus dem UnternehmerverzrichniS nebst Heberolle der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft znr Einficht der Beteiligten auS. Die Einhebung der Beiträge erfolgt in den nächsten Tagen. Frankenberg, den 14. Mai 1908. Der Stadtrat. Erscheint arr jede« Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezug», pret» vlerteljährllch 1 .4 SO monatlich bO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monat» 5 früherer Monate 10 H. BeAenange« werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und ««»gäbe- stellen sowie von allen Postanstalten Deutschland» und Oesterreichs angenommen. Rach dem Auslande Bersand wöchentlich unter Kreuzband. : Die S-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b bei Lokal- ör im amtlichen Teil Pro Zeile 40 „Eingesandt" im NedaktionStrile LS H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für WiederholungSabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Für Nachweis und Offerten »Annahme werden SS H Extragebühr berechnet. JMseratrn-ANUahme auch durch alle deutschen Annoncen »Expeditione«. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Schäftefabrikanten Karl Otto Tchrambke in Frankenberg, in Firma Otto Schrambke daselbst, ist infolge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Bergleichstermin auf Ve« 2». Mai 1VV8 vormittag» 11 Uhr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt worden. Der Bergleichsvorschlag und die Erklärung des Gläubigerausschusses sind auf der Gerichtsschreiberei des Konkursgerichts zur Einsicht der Beteiligten niedergelegt. Frankenberg, am 16. Mai 1908. (L 2/08) DaS Königliche Amtsgericht. Die Aufgabe von Inseraten ersuchen wir im Interesse der rechtzeitigen Fertigstellung und rluSgabe unsere« Blatte« gefälligst so zeitig als möglich erfolgen zu lasten. Größere Inserate erbitten wir bis vormittags s Uhr, während kleinere Inserate bi« 11 Uhr mittag« Aufnahme finden. Für später einlaufende Anzeigen können wir eine Garantie de« Abdruck« in der bezüglichen Abendnummer nicht übernehmen. Müll für die MM MWmmschist Ws, d« MM Ank-M und dm Mrrl zu IrMMz i. Su Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Fraakenberg 1. Sa. — Druck und Verlag von E. G. Roßberg tn Franker berg i. Sa.