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Doppeltart«,, ebenso wie sämtliche einfach« Fahrkarten er« halten ab 1. Mai eine Gültigkeitsdauer von vier Tagen. Eine Preisermäßigung ist mit den Doppelkarten nicht ver bunden. f Wageaauschaffangea -et -er Stnattdah«. Bon der Kgl. Sachs. Staatseistnbahnverwaltung sind in letzter Zeit wiederholt größere Bestellungen auf neue Wagen bei Privat, fabnken gemacht worden. U. a. wurden über 50 Stück größere Personenwagen für den Durchgangsverkehr, sowie über 600 Güterwagen in Auftrag gegeben. Da in Sachsen vielfach über Wagenmangrl geklagt wird, dürfte dem damit etwas gesteuert sein. 1- Stiftungen in Sachsen. Im ersten Vierteljahr l 908 haben die Stillungen und Schenkungen im Königreich Sachsen folgende Beträge erreicht: für die Kirche 48 850 Mk.; für christliche Liebeswerke 34200 Mk.; für die Schule 39330 Mk.; für das allgemeine Volkswohl 2,229424 Mk.; für sonstige Zwecke 344440 Mk. Insgesamt ergibt das den Betrag von 2,695944 Mk. -f DaS Wetter im Mai. Der Astronom Bürgel prophe« zeit für die ersten vier Tage deS Wonnemonds kühles, stürmisches und regnerisches Welter, dann aber soll eS besser werden, sich aufhellen und eine höhere Temperatur soll ein- ! treten. Vom 10. Mai ab ist nach Ansicht Bürgels auf ver änderliche Witterung zu rechnen, die etwa bis zum 19. deS MonatS anhält. Von da ab soll eS dann langsam besser werden, vom 23. Mai bis Ende des Monats aber schön sonnig, warm und heiter sein. — Kraakenaa b. Mittweida. Gestern abend wurde der größt« Teil deS Anwesenü der Frau verw. Hamich durch Feuer zerstört. Scheune, Schuppen und Seitengebäude gin gen in Flammen auf, während das Wohnhaus gerettet wer den konnte. Brandstiftung wird vermutet. — Lunzenau. Der 17 Jahre alte Klempnergehilfe Willy Dietze verunglückte beim Kahnfahren auf der Mulde und ertrank. l — Rotzwetu. Das vierjährige Töchterchen deS Hut machers Unbehaun fiel am Stollen, vermutlich beim Spielen, tu -e« Mühlgraben. Das Kind wurde vom Wasser fort gerissen und wäre zweifellos «trunken, wenn es nicht von zwei beherzten Frauen an der Mühle aus dem Wasser gezogen worden wäre. Die von dem herbeigerufenen Arzt sofort an- gestellten Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg begleitet. i — Grotzeuhat«. Es gibt doch noch Gemütsmenschen. Diese Ostern vollendeten sich 35 Jahre, daß eine hiesige Witwe ununterbrochen die gleiche Wohnung innehatte. Der Hauswirt bereitete der treuen Mieterin eine Jubiläums- „Freude" dadurch, daß er ihr eine — Mietssteigerung an kündigte. — Grotzeuhaiu. Seinen Bruder um die Ersparnisse betröge« Hal IM Laufe der letzten Jahre ein husiger Ein wohner. Der gutgläubige Bruder, ein biederer Handwerks geselle, hatte ihm die sauer ersparten Groschen zur Einlieferung in die Sparkasse übergeben; aber anstatt den Auftrag aus zuführen, verwendete der „nette Bruder" das Geld in seinem eigenen Nutzen. Als jetzt der Sparsame zur Gründung eines eigenen Geschäfts sein Geld, das zirka 5600 M. betrug, haben wollte, wurde ihm die unangenehme Ueberraschung, daß die Spargelder „dagewesen" waren. — WaltherS-ors. Hier stürzte der Landwirt Vogt von seinem Wagen herab und war sofort tot. — BischofSwer-a. Hier wollte die Ehefrau des Glas machers Frantz mit einer Stecknadel eine von den Kindern in die Wohnung mitgebrachte Sprengkapsel untersuche«, ob sie leer fei. Dabei explodierte die Kapsel. Die Frau erlitt schwere Verletzungen an der Hand, Brust und Gesicht; vier Finger der linken Hand mußten abgenommen werden. Ein Kind wurde ebenfalls verletzt. — Reichenbach i. B. Die Maurer des Amtsgerichts bezirks Reichenbach verlangen eine Lohnerhöhung von 42 auf 46 Pfg. Die Forderung ist dem Bauarbeitgeberverband übermittelt worden. — OelSuitz i. E. Im hiesigen Hedwigschacht ist Berg arbeiter Schwarz von einem umgestürzten Streckenbolzen an de« Unterleib getroffen und so schwer verletzt worden, daß alsbald der Tob eintrat. — Mylan. In der am Mittwoch abend abgehaltenen Stadtgemeinderatssitzung wurde ein Gesuch der Natsbeamten um Bewilligung von Teuerungszulage« abgelehnt. In der Aussprache machte man u. a. geltend, daß zurzeit von i einer Teuerung nicht mehr die Red« sein könne, am wenigsten in Mylau. — A«s dem benachbarte« Thüringen. Die Instru mente der seismographischen Station zu Jena verzeichneten gestern nacht von 1 bis 4 Uhr starke- Erdbeben in etwa 10100 Kilometer Entfernung. — A»S dem benachbarten Thüringen. Dn Korb mach« Koch in Großromstedt hat eingestanden, feine Frau selbst in -er grSfzltchfte« Weise ««gebracht zu haben. Koch ist bereit- mit 12 Jahren Zuchthaus wegen Mordver suchs vorbestraft. Bei einer Haussuchung in seiner Wohnung fand die Gendarmerie auf dem Hausboden, in der Küche, am Hackeklotz, in der unter drm Waschkessel fortgeräumten Asche und an einem aufgeweichten Männerhemd Blutspuren. Im Kell«, unter einem Haufen Weiden, wurden angekohlte Leichen teile ausgegraben. K. gestand schließlich die Tat zu. Ueb« ein Darlehen, das er seinem Sohne gewährt habe, sei es zwischen ihm und seiner Frau zu Zwistigkeiten gekommen. In einem Wutanfall hätte er schließlich der Frau hinterrücks mit der stumpfen Seite der Axt einen derartigen Schlag auf den Nacken gegeben, daß sie hingestürzt sei. Dann hätte er noch einen zweiten Schlag folgen lassen und die Frau auf den Boden geschleppt. Als diese auch jetzt noch schwache Lebenszeichen von sich gab, habe er ihr mit der Axt den Kopf vom Rumpfe getrennt. Später hat «Beine und Arme abgehackt, alle Teile mit Petroleum übergossen, sie unter den Waschkessel gesteckt und zu verbrennen gesucht. Da dies nicht völlig gelang, hat er die letzten Ueberreste im Keller und im Garten vergraben und den einen Fuß, der noch ganz unver sehrt war, weil ihn das Feuer hinten unter dem Herd nicht hatte erreichen können, am zweiten Feiertag aus dem Weg nach Apolda in den Steinbruch geworfen. Er wollte damit die wahrheitswidrige Angabe stützen, daß die Frau am 15. April nach Sulzbach gegangen sei, um Einkäufe zu besorgen, daß sie von dort aber nicht mehr zurückgekehrt wäre. Nachdem K. dies Geständnis vor dem Richter wiederholt hatte, wurde er unter Drohungen und Verwünschungen der Bewohner von Großromstedt und der umliegenden Orte, die in großen Scharen hnbeigeströmt waren, in das Amtsgerichtsgefängnis Apolda abgcführt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dem K. noch mehr Mordtaten zur Last fallen. Vorgestern haben in Oberndorf, wo K. früher gewohnt hat, umfangreiche Nach forschungen stattgefunden. Unter einem eingestürzten Keller gewölbe und im Garten wurden angebrannte Menschenknochen und in dem Wohnzimmer verblaßte Blutspritzer entdeckt. cagergercdlcdt«. Deutsche- Reich. — Herzog vorwi« zu Mecklenburg eutmüudigt! Einer Meldung des Regierungsblattes zufolge, hat der Groß herzog die Entmündigung des Herzogs Heinrich Borwin zu Mecklenburg auf dessen Antrag hin durch das Ministerium I des großherzoglichen Hauses anordnen lassen. — Die Verträge über die Nord- und Ostsee. Das Nordseeabkommen wurde von den Vertretern Deutschlands, Englands, Frankreichs, Dänemarks, Schwedens und der Nieder lande in Berlin unterzeichnet, zu gleicher Zeit in Petersburg das Ostseeabkommen von den Vertretern Deutschlands, Ruß lands, Schwedens und Dänemarks. Der „Figaro" bespricht den Nordseevertrag, dessen große Wichtigkeit in der besseren Sicherung Hollands und Dänemarks vor den Folgen eines Krieges der Großmächte liege. Die gleichfalls erfolgte Unter fertigung des Ostfecvertrags werde Rußland von der durch die Verhältnisse übe,flüssig gewordenen demütigenden Klausel des Vertrags von 1855 befreien. Ueber die von Rußland hierzu freiwillig abzugcbenden Erklärungen äußert sich der „Figaro" nicht. Wie die „Times" behaupten, ermähnt das Ostseeabkommen die Frage der Aalandmseln, bezüglich deren Rußland vor mehreren Monaten befriedigende Versicherungen abgab, nicht, doch werden darin gewisse Vorbehalte bezüglich der Souveränilätsrechte Rußlands gemacht. Der Abschluß Um spätes Glück. Roman von Ferdinand Runkel. (S. Fortsetzung, (Nachdruck verboten.) IV. Auf dem Waldhof wurde das Heu eingefahren. Wagen über Wagen trafen ein und der Inhalt wurde von rüstigen Knechten und Mägden auf den hohen Schennenböoeu teils gebor gen, teils unter le'.chtgedcckten Mieten vor dem Hofe verstaut. P.mline freute sich über den reichen Segen, der von den Nidderwiesen eingebracht wurde. Sie überrechnete schon im Stillen den PostcS Geldes, den sie durch den Verkauf des Uebcrslusses verdienen würde. Aber da zeigte sich, daß die Angaben der Schnitter und ihre, eigene Rechnung dach sehr hin ter der Wüklichkeit zurückgeblieben waren. Es fehlten nahezu sechshundert Centuer und Pauline konnte sich nicht erklären, wo es geblieben war. Niemand, den sie anch fragte, wußte darüber Aufschluß zu geben, als daß die Wiesen wohl nicht mehr gebracht hätten. Daß Geßner an Hardy schon so viel verkauft, daß Hardy trotz seiner scheren Krankheit diesen Kauf nicht vergessen und seinen Inspektor beaufiragt hatte, die Sache wie verabredet in's Werk zu setzen, darauf kam Pau line nicht. Sie war auch durchaus nicht die Frau, die sich nutzlosen Ueberlegungen hingegeben hätte, da an der Sache selbst doch nichts mehr zu ändern war. Sie sann im Gegen teil jetzt wieder darüber nach, wie sie das Geld für den Quar- talsschluß beschaffen könnte, da sie mit ziemlicher Bestimmtheit auf das Heu gerechnet hatte. Sie setzte sich an ihren alten hochbeinigen Schreibtisch und begann ihre Wirtschaftsbücher aufzuschlagen. Unwillkürlich übersah sie den Heuertrag der Nidderwicsen aus früheren Jahren und sie bemerkte, daß aller dings Schwankungen bis zu sechshundert Centn« vorkamen. In diesem Jahre freilich war es ihr unerklärlich, denn alles hatte für eine günstige Ernte gesprochen Die Nidder war im Frühjahr nur mäßig übergetreten, sodaß das Wasser nicht lange gestanden, sondern sich schnell wieder verlaufen hatte. Das Wetter ivar vorzüglich und das Gras schnell und in voller Bliue geschnitten worden, sodaß sie mit einer Maxi malernte gerechnet hatte. Es war auffallend traurig, daß ihr- Rechnung sich als falsch erwies. Mitten in ihre Gedan ken hinein kam das Hausmädchen, die rote Minna, um das noch auf dem großen runden Familientisch stehende Kaffegeschirr abzuräumen Pauline sah von ihren Büchern auf und fragte: „Habt ihr dem Herrn den Kaffe hinausgetragen?" „Ja, aber er hat ihn zurückgcschickt." „So, der Herr hat ihn zurück geschickt, da hat sich wohl der Schäfer wieder zu lange aufgehalten auf dem Weg und der Herr trinkt nicht gern kalten Kaffe." „Nein, der Schäfer ist rechtzeitig zurück gewesen, trotz dem der Herr ihn vorher nach Hanau hinein geschickt hat." „So, nach Hanau hat er ihn geschickt, und was hat er denn da gesollt?" „Nun, der Herr hat gemeint, ein kühler Schnaps wäre besser bei der Hitz' als der heiße Kasfe. Den Kaffe hat er den Weibern geschenkt, die Haden ihn dann ausgetrunken." „Wer hat denn das gesagt?" „Nun, der Schmied hat's vom Schäfer herauSgekriegt, der den Lchnaps geholt hat." Pauline seufzte tief auf. „Der ewige Schnaps. Ich weiß nicht, was das noch mit dem Herrn werden soll." „Es ivar ja garkein Schnaps, Madame, es was ja Cog- nak, 'n feiner Cognak mit drei Sterne. Der Schmied hat's rausgckriegt und sechs Mark hat er gekostet." Die Gutsherrin stand mit einem energischen Ruck auf und befahl der immer noch mit dem Geschirrtablett in der Hand, an der Thür stehenden Magd: des Ostseeobkommen- befestige jede Spur von Gespanntheit zwischen Rußland und Schweden — Der «t«fl»tz de- ««f -te Treffsicher ¬ heit -er Troppe«. In einzelnen Blättern wurde neulich behauptet, der „doch gewiß enthaltsame" Graf Haeseler habe die Erhöhung der Treffsicherheit durch-mäßigen Alkoholgenuß zugegeben. Demgegenüber erklärt Graf Haeseler auf Anfragen in einer außerordentlich beachtenswerten Ausführung authen tisch, er habe solche Aeußerung niemals getan, auch nitmalS irgendwie zur Besprechung gestellt. „Zum Treffen gehören Eigenschaften, die durch Alko- holgenuß nicht unterstützt, nur abgeschwächt werden können: ruhige- Blut, ruhige Nerven, ruhige Ueberlegung, ruhige-, ungetrübtes Auge. Keine soldatische Leistung, weder see lische noch körperliche, wird durch Alkohol gefördert. Und wer des Alkohols entwöhnt ist, wird fühlen, daß er da- mit leistungsfähiger geu orden ist." Er verweist dann auf eine Darlegung sein« Ansicht in „Der Deutsche", worin er unt« Bezugnahme auf die vom Deutschen Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke herausgegebene Schrift 0r. FladeS: „WaS erhoffen wir von unser« Armee im Kampf gegen den AlkoholiSmus?" sich noch ausführlicher in obigem Sinne geäußert hat. Die Er setzung des Branntweins durch den Kaffee in unserm Heer, sagt er da u. a., hat in drei Kriegen sich voll bewährt, die Leistungsfähigkeit der Truppe erhöht und deren inneren Ge halt gekräftigt. — Et« fretfiu«tg-«ationalltberaleSWahllompromitz. Für die preußischen Landlagswahlen in der Provinz West falen wurde heute nacht nach langwierigen und zum Teil außerordentlich schwierigen Verhandlungen zwischen der frei sinnigen Volkspartei und der nationalliberalen Partei ein Kompromiß auf der Grundlage der Wahrung des Besitzstands abgeschlossen. Die Nationalliberalen ziehen dementsprechend ihre schon proklamierten Sonderkandidaturen im Wahlkreis Hagen-Schwelm zurück und unterstützen die beiden freisinnigen Kandidaten. Als Gegenleistung gewähren die Freisinnigen den Natianalliberalen Wahlhilfe in den beiden Kreisen Altena- Iserlohn und Hamm-Soest. In Halle-Herford Bielefeld werden zwei Nationalliberale und ein Freisinniger aufgestellt. In Mind n-Lübbekke werben gleichfalls ein Freisinniger und ein Nationalllberal« um die Mandate. — Die Lag« -er Tertttt«-«ftrie. In New-Uork wurde die Insolvenz der bedeutenden Textilfirma Longshorn u. Ko. bekannt und die Baumwollpreise haben daraufhin einen wei teren Rückgang erfahren. Der verminderte Konsum macht sich jetzt ganz besonders fühlbar und er kommt in erster Reihe in der Textilindustrie zum Ausdruck. Den äußerln Anstoß zu den Zahlungseinstellungen gibt der Preissturz der Rohbaumwolle. Von dem Rückschlag werden in gleicher Weise die Baumwollindustrie wie tue Wollindustrie ergriffen. Ein Fachblatt meldete dieser Tage, daß Kreuzzuchtwollen, so weit sich Fachleute erinnern können, nicht einen so großen Preissturz erzielt haben, wie in den letzten sechs Monaten. Die Ursache dieses Sturzes wird in der beträchtlichen An häufung der Läger gefunden; ein jeder glaubte, mit dem Ein kauf nicht zögern zu dürfen, denn man nahm an, daß spät« bei der Deckung des Bedarfs sich Schwierigkeiten heraus stellen würden. Im vorigen Jahre hatten die Wollpreise eine Höhe erreicht, wie sie seit dem Jahre 1900 nicht zu verzeichnen gewesen war; mit der Verteuerung der Geldsätze hielten aber natürlich die Verbraucher zurück, da die Banken bei der Kreditgewährung vorsichtiger wurden. In der deut schen Wollindustrie scheinen die Verhältnisse immerhin noch günstiger zu liegen als in England und Amerika. Infolge dessen bleibt auch zu berücksichtigen, daß die amerikanischen Krisen rascher vorüberzugehen pflegen als bei uns, und wenn Rückschläge auch nicht ausdleiben dürften, so ist vielleicht doch zu hoffen, daß der Sturm bald wieder vorübergeht. Aller dings wird er noch manchen Baum entwurzeln und die Zahl der Insolvenzen sicherlich noch vermehren. — Aus der Arbeiterbewegung. Im Bürgersaal des Berliner Rathauses haben gestern die Beratungen zur Fest stellung der Tarife im deutschen Baugewerbe begonnen. — Maßnahmen gegen matfeternde Arbeiter. Das Kartell der Arbeitgeberverbände des Baugewerbes in Berlin beschloß, alle maiseiernden Arbeiter nicht vor dem 7. Mai wieder einzustellen, da die Maifeier in diesem Jahre bei der großen Arbeitslosigkeit einen besonders provozierenden Cha rakter trüge. „Geh' hinaus und laß mir die Juno satteln, ich muß auf's Feld reiten und nach dem Rechten sehen." „Ach, Madame, der Oberknecht ist ja bei dem Herrn, der wird schon aufpassen, daß nichts passiert." „Nun ja, das ist mir auch lieber, dann kann ich bei meinen Büchern bleiben." „Madame l" „Was willst Du noch, Minna?" „Darf ich mal etwas sagen?" fragte sie jetzt und zwin kerte listig mit den Augen. „Sprich nur immerzu." „Ich meine nur, die Leute . I .. sie stockte und sah ihrer Herrin zweifelnd in's Gesicht. „Was ist denn mit den Leuten, was hast du denn?" „Ach, ich meine, sehen Sie, die Leute reden so immer darüber, daß Sie so viel auf's Feld hinaus reiten wie ein Inspektor, das dürfen Sie eigentlich nicht mehr machen." „Unsinn, ich darf, was ich will und ich mache, was nötig ist. Was die Leute reden, darum kümmere ich mich nicht, laß' sie also ruhig reden und trag' mir ihren Klatsch nicht zu." „Ja, ja, es ist aber doch bester, wenn ich's Ihnen sag'." Ich hör's nicht mehr und ich weiß ja auch was sie reden. Sie sagen, auf dem Waldhof hat die Madame die Hosen an, Golt sei Dank, daß wenigstens einer die Hosen an hat." Sie lächelte überlegen. „Sonst ginge alles drunter und drüber. Das Sprichwort ist nicht umsonst da, das Auge deS Herrn macht das Vieh fett. Nichts so war als das. Man muß über seine Sachen wachen, wenn man Erfolg haben will. Nun aber mach', daß Du Dein Geschirr hinaus bringst und schick' mir den Schmied herein, ich hätte mit ihm zu reden." (Fortsetzung folat.)