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Anstellung nicht erwarten können oder wollen. Nimmt man an, daß die Justizverwaltung und die Verwaltungsbehörden jährlich 50 Assessoren anstellen, so wird die Rechtsanwalt schaft Sachsens auf Jahre hinaus eine Vermehrung um etwa 100 Mitglieder jährlich erfahren. Aus alledem ergibt sich, daß die Aussichten in der juristischen Laufbahn zurzeit und auf lange hinaus sehr ungünstige sind und daß der Zugang zu diesem Studium reiflich überlegt sein will. — Dresden. Die verwegene, abenteuerliche Flucht des am 5. November vorigen Jahre» in Dresden entflohenen Kauf manns Mühlmann aus Leipzig, über die wir seinerzeit berich teten, hat jetzt durch die Wiederergreifung des gemeia- gefährlichen Betrügers ihr Ende erreicht. M., der bereits zwölfmal, darunter mit vier Jahren Zuchthaus, vorbestraft ist, wurde am 5. Oktober v. I. wegen eines raffinierten Betrugs zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. In der Strafhaft ersann er einen abenteuerlichen Fluchtplan. Er stellte beim Staats anwalt den Antrag, dem Zivilgericht vorgeführt zu werden, um seine VcrmögenSverhältnisse zu ordnen. Der Antrag wurde genehmigt und ein Gcrichtsdiener mit der Vorführung des Ge fangenen beauftragt. Obgleich dem Transporteur vom Staats anwalt ganz besondere Vorsicht anempfohlen worden war, gelang es dem Sträfling, seinen Begleiter völlig zu düpieren. Im Gerichtsgebäude war „zufällig" die Ehefrau des Gefangenen anwesend. Sie spielte die Erstaunte, übergab ihrem Mann ein verschnürtes Paket, was der Transporteur ohne weiteres geschehen ließ. Dann äußerte Mühlmann den Wunsch, seine Schwester noch einmal sprechen zu dürfen. Auch das gestand der Beamte zu. Er und das Ehepaar M. fuhren nun mit der Straßenbahn nach der angeblichen Wohnung seiner Schwester; in Wirklichkeit war es aber M.s Behausung selbst. Unterwegs verschwand die Ehefrau M.s, nachdem sie ihrem Mann noch ein wohlgefülltes Portemonnaie zugesteckt hatte. In M.s Woh nung angelangt, sollte zunächst Kaffee bereitet werden. M. ging wiederholt hinaus, um nach dem Kaffee zu sehen, welcher nicht fertig werden wollte und — kam zuletzt nicht wieder. M. fuhr in einer Verkleidung ungehindert zunächst nach Leipzig und Gera, änderte dann seine Reiseroute, da er sich in Thü ringen nicht mehr sicher fühlte, und reiste an die böhmische Grenze. Der Uebertritt nach Oesterreich gelang ohne Zwischen fall, doch hatte im Dezember v. I. die sächsische Polizei die Spur des flüchtigen Verbrechers entdeckt, und auf Ansuchen Sachsens wurde der Flüchtling in Oesterreich festgenommen und ausgeliefert. llemircbter. * Die Hygiene des Tanzens behandelt ganz interessant vr. m«6. Artur Luerssen in den Blättern für Volksgesund heitspflege. Was zunächst den Tanzplatz anbetrifft, so ist es ohne Zweifel das Idealste, wenn er im Grünen einzurichten ist. In gedecktem oder geschlossenem Raume aber muß man darauf achten, daß von dem eigentlichen Tanzsaal ein Er holungsraum zum Ausruhen und Unterhalten getrennt ist, damit der Tanzfaal durch Lüften stets auf einer Temperatur von 12 bis 14 Grad Celsius gehalten werden kann. Steht ein solcher Nebenraum nicht zur Verfügung, so soll trotz alledem die Lüftung nicht unterlassen werden; aber nicht in den Pausen, sondern während des Tanzens muß sic stattfinden, weil die Tänzer gerade dann warm sind und eine Erkältung nicht zu fürchten brauchen. Die Temperatur in diesem Falle sollte etwa 16 Grad Celsius betragen. Selbstverständlich müßte es sein, daß die Luft im Tanzsaal rein wäre, aber wir brauchen nur einmal zu beachten, wieviel Straßenschmutz und Staub eingeschleppt werden und wie die Luft mit Zigarrenrauch durchschwängert ist. Luerssen tritt unbedingt dafür ein, daß das Rauchen bei sol chen Tanzfestlichkeiten zu vermeiden ist. Entsprechend der langen Anstrengung, denn eine Tänzerin legt zum Beispiel in einer Nacht drei bis vier Meilen Wegs gewissermaßen in taumelndem Laufschritt zurück, meint Luerssen, daß Herz-, Lungen- und Nervenkranke oder Blutarme und Schwächliche auf das Tanzen überhaupt verzichten sollten. Luerssen kommt dann auf verschiedene-Modetorheiten zu sprechen, namentlich auf das Korsett und die Handschuhe; waschbare seidene sind nach ihm mit Recht den Glacos vorzuziehen, wie wir auch unbedingt seiner Ansicht sind, daß als Tanzschuhe am besten Sportzeugschuhe ohne Absätze dienen. Vor und während des Tanzes nicht nur auf Alkohol und Tabak, sondern auch auf Kaffee und Tee zu verzichten, ist eine schwer zu erfüllende Forderung, besser schon ist seine Warnung vor Eis und ge kühlten Getränken. Wer gewohnheitsmäßig dem Körper viel Flüssigkeit zuführt, der schwitzt auch gewöhnlich sehr stark und bekommt leicht wieder Durst. Zum Schluß ermahnt Luerssen, die Tanzfeste nicht zu lange auszudehnen, die Atemgymnastik nicht zu vernachlässigen und Tänzern und Tänzerinnen die nötige Zeit zur Erholung zwischen den einzelnen Tänzen zu gönnen. (Eingesau-t.) Die Hamburger zoologische, «aturwissenschaft- liche Universal-Ausstellung wird vom 7. bis 9. März d. I. ihr Domizil aus dem Dammplatz aufschlagen. Sie birgt unter anderem eine reichhaltige Sammlung lebender fremd ländischer Tiere, wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Das seltenste Schaustück ist zweifellos eine indische Marmor schlange, etwa 60 bis 70 Jahre alt, deren Erhaltung besondere Sorgfalt erfordert. Die Schlange, welche nur immer alle 4 bis 6 Wochen eine Mahlzeit erhält, dann aber 6 bis 7 Ka ninchen und noch ein Paar Tauben dazu auf einmal verspeist, liegt in einer warm aufgepolsterten Kiste, zwischen Decken und Betten eingepackt und noch dazu auf Wärmflaschen. Nur wenn die Demonstration der Tiere erfolgt, wird sie ihrein warmen Obdach entnommen. Auch ein paar niedliche Löwen äffchen, die kleinsten menschenähnlichen Affen, sind ein be sonders interessantes Schaustück der Ausstellung, desgleichen eine" Niesenratte aus den Katakomben von Paris, die größer ist als ein mittlerer Knhhase. Wenn man solch eine Riefen ratte zum ersten Mal sieht, dann begreift man auch, wie die Pariser, als ihnen 1870 71 die Deutschen bei der Belagerung den Brot- und Fleischkorb höher gehängt hatten, zu diesen „Leckerbissen" greifen mußten. Von den übrigen Insassen des Museums erwähnen wir noch eine Hyäne, einen sehr hübschen Schakal, einen Fuchs, ein Känguruh, eine Genee- katze, einen Satans- und einen Hutaffen, den den Aegyptern heiligen Ichneumon, eine 30 bis 50 Pfund schwere Schildkröte und anderes mehr. Die naturhistorische Ausstellung enthält zahlreiche ausgestopftc oder sonst präparierte seltene Exemplare aus dem höheren und niederen Tierreich. Alles in allem — der Besuch der Ausstellung kann bei dem sehr niedrig bemessenen Eintrittsgeld jedem Naturfreund, namentlich aber auch den Schülern unserer Lehranstalten empfohlen werden. Kirchennachrichten. Am Sonntag Estomihi wenden nachträglich noch kirchlich aufgcbotcn: Friedrich Hermann Gichler, Maurer in Dittersbach, weil. Karl August Eichlers, Hausbesitzers und Königl. Waldarbeiters daselbst, hinter!, ehel. Sohn, und Anna Frieda Stecher in Dittersbach, Karl Ernst Stechers, Fabrikarbeiters in Riechberg, ehel. Tochter. Sogar meinen Stammtirck Katt' ick abgegeben: weil das Rauchen und die Tabaksluft mir nicht bekam. Husten, Sl Verschleimung, Sodbrennen — das waren so die Folgen. Aber sils/ wenn man sonst nichts hat und man soll auch noch den Stamm- tisch entbehren — das ist auch kein Leben. Und da hat der Förster mir denn einmal eine Schachtel Fays ächte Sodener Mineral-Pastillen gegeben und ich hab' sie versucht. Na und jetzt? Sie sehn, wie meine Pfeife mir schmeckt und das Bier, und ich bin wohlcr, als je zuvor. Ursache: Fays ächte Sodener. Wer klug ist, macht's nach. Man kauft sie für 85 Pfennig in jeder Apotheke, Drogerie und Mineralwasscrhandlung. bervorrsgenä lein unä ausgiebig, 1V0 gr. Rakete 45—125 ?kg SvkMenlLe, Kolonialwaren. Bei Magenkranken mit Appetitlosigkeit bildet „Kufeke" Kinder mehl, entweder in Milch oder in Flcischsuppc gekocht, oft daS einzige Nah rungsmittel, welches die Kranken ohne Widerwillen nehmen und leicht verdauen.