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HmlE für hie Königliche KMmiplmmW IW, d«; Königliche KOMt md den Mr»! zu DMtchrz i. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg t. Sa. — Druck und Verlag von C- G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. »rsch««t «» jede« »uchentag abend» für den folgenden Tag. BtjllgS. Mi» vierteljü-rlich l ö0 4, monatlich üO .Trägerlohn extra. — : Einzeirzummern lanjeuden Monats b -Z, früherer Monate 10 VeUeiUtqHey Verden in unserer Gjeschästsstelle, von den Boten und Ausgabe- / stellet,/ sowie von allen Postunstalten Deutschlands und Oesterreichs «tnKenMmeu. Nach dem Auslände Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleiner« biS spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen AuSaabetage«. Für Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. tzgch- b1. Telegramme r Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenprei»: Die s-gesp. Petitzeil« oder deren Raum 1Ü bei Lokal- Anzeigen 1L im aiMlichen Teil pro Zeile 10 „Eingesandt" ckm Redaltionsteilr -tb <). Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Amt Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 H Extragebühr berechnet. Jnsrraten-Aunahme auch durch all« deutschen Annoncen -Expeditionen. M HWM Ott «rshmiiedte. „Als schätzenswerte- Maierial für die Diskussion der Reichs- finanzr^form hat pr.,Friedrich Zahn, Vorstand des bayerische» Statistischen Bureau- in München, eine internationale finanz- stMüsche^Untersuchung unter dem Titel: „Die Finanzen der Großmächte" soeben erscheinen lassen. Der außerordentlich wertvolle, m snner Art neue Versuch eines derartigen inter- nafionalsn finanzstatistischen, in alle Einzelheiten dringenden .. Vergleichs wird noch häufig herbcizuzlehen sein Fürs erste Hyllrn wsr unS darauf beschränken, die Schlußfolgerungen HsfderzMben, die Friedrich Zahn für di« deutschen Finanzen im, Lichte der ausländischen zieht. ES sind dies folgende: Die StaatsauSgaben und Staatseinnahmen sind in Deutsch land — auS Gründen teils formaler, teils tatsächlicher Natur — größer als in anderen Staaten. Bezüglich der - Staatsschulden gehen unS andere Staaten vor. Der Staats bedarf (StaatSausgaben) nimmt bei uns wie anderwärts rasch Und stark zu. Hieran sind dir Ausgaben sür Heer und Flotte erheblich beteiligt, in Deutschland jedoch nicht in dem hohen - Maße, wie zum Beispiel in Frankreich, Großbritannien, Ruß land. Entsprechend größer sind bei uns die Ausgaben sür sogenannte produktive Zwecke (sür Erwerbsanstalten, wie Eisen bahnen usw., sür sonstige Kutturausgabcn). Die Einnahmewirtschaft ist im deutschen Finanzhaushalt in der Hauptsache eine domanial- und erwerbswirtschaftliche; die priyalwirtschastlichen Deckungsmittel des Staatsbedarfs sind m keinem anderen Lande auch nur. annähernd so er giebig, wie in Deutschland. Die steuerliche Belastung ist hier gegenüber dem Ausland verhältnismäßig gering, und zwar gilt dies von der indirekten Besteuerung noch mehr, als von der direkten. Eine Reihe von Steuerarten, u. a. für Tabah Bier, Branntwein, Erbschaftssteuer sind bei uns noch wenig ausgebildet und bedeuten wertvolle Reserven sür we'tere Fi- nanzbcdürsnisse. Die Ausgaben sür den Schuldendienst sind in Deutschland größtenteils Ausgaben sür produktive Zwecke (Eisenbahnen usw.), weyiger als in anderen Ländern Ausgaben für mili tärische Zwecke. Die deutschen Staatsschulden bieten bei den .. ansrhysichen staatlichen Erwerbseinkünsten, die in Deutschland ..vorhanden,,,und der hier bestehenden Möglichkeit, die Steuer ¬ erträgnisse leicht zu erhöhen, größere Sicherheit, als die des Auslands. Deutschland kann mindestens den gleich hohen Staatäkredit wie England beanspruchen, den eS zweifellos auch eingeräumt erhält, wenn die Technik der Begebung üvu Anleihe« und der Stützung ihrer Kurse, sowie die TilgungS- wcise noch weiter gebessert wird. Man möge beachten, daß cs sich hier um rein theoretische Fragen handelt. Wie diese in die Praxis umznsetzen sind, wird sich eben erst noch zu zeigen haben. herrog kwrt von Sacdren Menburg-i-. */* Altenburg. Herzog Ernst von Sa chseu-Altenburg ist heute morgeu 1 Uhr verschieden. Die Katastrophe, die man in den letzten Tagen schon heran nahen fühlte, ist eingetreten: Herzog Ernst von Sachsen-Alten burg ist zur ewigen Ruhe eingegangen! Einer jener Bundes- sürsten, die noch zur Zeit der deutschen Uneinigkeit den Thron bestiegen und dann 1871 Zeugen waren, wie die vielen Einzeln staaten znm einigen Deutschen Reich zusammen geschmiedet wurden, ist mit ihm wieder von dieser Welt geschieden. DaS Altenburger Volk betrauert in dem Verblichenen einen milden und gerechten Landesfürsten, und auch wir sühlen mit unsern stammverwandten westlichen Nachbarn. ' Herzog Ernst wurde am 16. September 1826 als Sohn des Herzogs Georg von Altenburg und seiner Gemahlin Marie, geb. Herzogin von Mecklenburg-Schwerin, geboren. Er folgte am 3. August 1853 seinem Vater auf dem Thron. Zur säch sischen Armee stand ,der Verstorbene in Beziehung als Kgl. Sächs. General der Infanterie und Chef des 1. Jägerbat. No. 12 (Freiberg). 1853 vermählte er sich mit der Prin zessin Agnes von Anhalt, die ihm 1897 in den Tod voraus gegangen ist. Thronfolger ist der Neffe des Herzogs Prinz Ernst, der am 31. August 1871 geboren und seit 1898 mit Prinzessin Adelhaid von Schaumburg-Lippe vermählt ist. YMcbet W ZWrkcber s«« Naeddru« a«s«rr Irtlt»«» vr^ualdrrtch«« «ft «It 0u,ll««,n,a»« i-ftittet.) Frankenberg, 7. Februar 1908. 7-Pl. Alle thsuM-euMt.tMfd-er und früheren Ab solventen des Mittweidaer Tcchmkums werden auf das vom 11. bis 13. Juli 1908 in Mittweida stattfindende HeimptS- fest (verbunden mit dem 30. Technikum-Anlagensrst) hin- gewiesen. Die gesamte Bürgerschaft ist Veranstalterin tzrS großangelegtcn Festes, dessen Vorbereitungen schon seit Mo naten im Gange sind. Um einen Ueberblick über die Zahl der zu erwartenden Teilnehmer zu gewinnen, ist cS unbedingt notwendig, daß sich Interessenten zum Empfang näherer Mit teilungen unter Angabe genauer Adresse recht bald melden. Adressen sind an Herrn Stadtrat Ernst Meißner in Mitt weida zu richten. s Bottsschullehrerschaft «ud Feuerwehrdienst. Das Kgl. sächs. Ministerium des Innern hat ein« Verordnung erlassen, in der gesagt ist, daß die Befreümg der Volksschul- lehrer vom Feuerwehrdienst nur in AuSnahmefällcn zulässig sei. Auf der Tagung de- LandesauöschusfeS sächsischer Feuer wehren, die kürzlich in Dresden stattsand, wurde dieser. Tat sache Erwähnung getan und von ihr mit Befriedigung Kenntnis genommen. . -f Die Volksschule« SachseuS. Nach den neuesten sta tistischen Erhebungen gab eS Ende deS AghreS 1906 im Kö nigreich Sachsen 2304 öffentliche Volksschulen mit 775 098 Schulkindern, dyzu 58 Privatschulen mii Volksschulziel, die von 510^ Schülern und Schülerinnen besucht wurden. An den öffentlichen Volksschulen wirkten 12 068 vollbeschäftigte Lehrer und 653 vollbeschäftigte Lehrerinnen; es entfielen'mit hin in diesen Schulen auf eine Lehrkraft 61 (genauer 60,9) Schulkinder. Di? Gesamtaufwendungen sür diese öffentlichen Volksschulen im Jahre 190Ü betrugen 45,383 524 M., davon aus Staatsmitteln 10,MO 535 M. Auf einen Volksschüler kamen demnach 58,52 Mi Gesamtkosten. — Deptnitz. Der frühere Bevollmächtigte der Chem nitzer Ortskrankenkasse, Friedemann, wurde wegeu Schädigung des Vermögens der weiblichen Mitglieder der Kasse — er hatte bei ihnen und den Arbeitgebern den Irrtum erregt, daß Dornenwege. Koman von T. Dressel. ,l>t gor«I«»ung). — (Nachdruck verbotene „Bitte Schluß, Fräulein Hagen, ja?" schmeichelte Miß Daisy. :? , „S;e kämen ja viel zu kurz. So verschwenderisch dürfen Sie mit Ihren Stunden nicht umgehen. Uebersetzen Sie wenigstens noch diese Seite." ' „Es interessiert Mir so gering, ob die Hund des Bäckers, nein der Schlägerin das Knochen zerfresse«« oder bestohlen hat. Ob das'-Madchen sein Klavier ausgeführt hat — oder ist eS ausgespielt? — und das Frau, ich meine die Weib, — ist ja doch temuls, — den Staub erwischt hat von die Tische." -,Hören.Sie bloß auf, Daisy," lachte Luise, „Sie stellen weinex^Lkhrkunst ejm zu dürftiges Zeugnis aus." müssen mich, vergnügtere Tinge beibringen. Tas Mani« .siebt dein Mädchen und schenkt es Blumen und Brillgnten, — so was. Und Ihren eigenen Liebesstories (Geschichten) würde ich lieben zu lesen.* " „Wenn das so fortgeht mit Ihnen, kommen Sie im Leben nicht dazu. Denken Sie denn, ich schreibe für solch eine Sprachverwirrerin und Grammatikschnitzerin, wie Sie es „Ist da keine, englische Uebersctzung von?- „DM schon.' Aber Sie sind nicht hergekommen, um englische Bücher zu lesen." „Fiddlesticks (Ausflüchte), Fräulein Hagen." Dais«) schnippte mit dem kleinen Finger durch die Lust. Dani« plapperte sie munter in ihrer Muttersprache fort: „Ich kam her, um mich in diesem göttlichen Berlin zu amüsieren. Das kann man WlMIich ohnd Deutsch. Ich will ja nicht gleich einen Deutschen, heirate««." Sie zog.eine kostbare kleine Uhr ans dem Gürtel und lachte, „MM ist,die Stunde aus, und ich kann mit guten« Ge- wissenm dieFerien gehen." Während sie darauf den eleganten Pariser Hut aufsctzte, der eigentlich nur aus einigen riesigen jetschwarzen Strauß, feder« bestand und dem pikanten Köpfchen mit seiner Haar- vracht entzückend stand, — und die schmalen Kinderhände in Me dänische Handschuhe schob, plauderte sie: '.Ms ist das wieder für ein himmlischer Tag. Gibt es hier schwer so viel Gönne? Mr. Westvead soll gleich einen sangen ^Bummel mit mir mqchen." ' „Mit welcher Spuveränität Sie das sagen, mein kleines Fränlrin. Ar könnte doch auch mal keine Zeit, vielleicht auch keine Lust dazu haben." Dais, machte ein unbeschreiblich erstauntes Gesicht, „Er muß sie einfach haben. Ließ ich ibn« nicht ganze' zwei Stunden, Mrs. Marion in fließenden« Teutsch zu unterhalten, während ich mich mit trockener Grammatik abquälte? Dafür wird- er mich jetzt schadlos halten. Sehe«« Sie doch rächt so grimmig aus, ich schnappe ihn Ihrer süßer« Marion nicht fort." „Sollte Ihnen auch schwer werden, mit dieser pracht vollen Frau zu rivalisieren, Kleine," spöttelte Luise. „O meinen Sie?" Die braunen sieghaften Augen blitzten sie herausfordernd an. „Wenn ich nur ernstlich ivolltc, — wozu aber, Mr. Westread paßt niir als gefälliger Onkel weit besser. Allerdings fängt er jetzt an ein bißchen un bequem zu werden. Das liegt hier wohl so in der Luft, ich finde, die meisten deutschen Männer sind es " „Vielleicht, «veil er nicht den lieben, langen Tag ä la suito steht?" lachte Luise. Daisy nickte ernsthaft. „Ich brauche einen ausdauernden Kavalier und werde ckear onvls Westread pensionieren, sobald sein Bruder kommt, also heut oder morgen. Ter ist der jüngere, nicht?" „Ein Springinsfeld ist er auch nicht mehr." „Pah. Ich werd' mich mit dem Oberbürgermeister pracht voll amüsieren. Wetten?" „Ist nicht nötig. Glaub' ich auch so. Sie amüsieren sich mit jedem Menschen, falls er nur ein männliches Exemplar ist, daher will ich Sie jetzt anch nicht länger zu meiner lang weiligen Gesellschaft verurteilen,-Kleinchen/' - „Abschütteln wollen Sie mich? Oho, das lass' ich mir schon gar nicht gefallen. Jetzt nehme ich Sie einfach ins Schlepptau. Damit hing sic sich neckisch an Luisens 'Arm und zog sie so in Marions Salon hinüber.^ Das war ein großer quadratsormiger Naum mit einer altmodischen grau und weiß gemusterten Glanzlapete, weiß- lackierten Türen und Fensterrahmen nnd einem in Parkett- imitation gemalten Fußbodcnanstrich, eine frostige Ausstattung, wie sie um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts beliebt war. Dein Geschmack der Biedermaierzeit entsprach auch die Möblierung. Schwere Schränke und Tische aus dunklem Mahagoni, das unförmige Sofa, die riesigen Sessel und Slick le mit kaffeebraunem Plüsch bespannt, bildeten seit etiva dreißig Jahre«« die unveränderte Einrichtung des geräumigen, drei- fenstrigen Zimmers, dessen mittleres sich auf einen Balkon öffnete. Genau so lange hatte Geheimrat Breitenborn die in einem alten Hause der oberen Potsdamerstraße gelegene Wohnung inne gehabt, welche ihn« zur Zeit seiner ersten kinderlose«« Ehe vollkommen genügte und die er dann in der reiselustige,« Periode seines Lebens als gelegentliches Ab steigequartier beibchaltcu. Ebensowenig hatte Marion je den Wunsch ausgesprochen, einfache und solide Domizil gegen eine der Neuzeit besser entsprechende Behausung zu vertauschen, zumal sie bemerkte, wie wohl sich der Geheimrat auf der kurzen Rast unter seinen braunen Möbeln fühlte. Auch hatte das kastenförmige, äußerlich ganz schmucklose, aber sehr massiv gebaute Haus, bas unbewegt den Wechsel der Mode vörüberhasteu sah, etwas so Konservatives, Geruhsames, das auch Marion eigentümlich anheimelnd erschien. Und da im ganzen Haus kein Kinder laut zu hören war, und seltsamer Weise die Bewohner seiner drei Stockwerke alles kinderlose Leute, seit mehr als einem Menschenalter die gleichen geblieben «varcn, nannte sie es die stille Insel im Gewoge des Weltstadtgetümmels. In seiner nächsten Nachbarschaft erhöbe«, sich die Pracht bauten des modernen Berlin, das seinen gierigen.Riescnleib immer weiter auf das Land hinauswälzt. Sämtliche Gärten der Gegend waren ihm bereits zum Opfer gefalle«,, nur dies schlichte alte Haus gab keinen Fußbreit seines baumbestandenen Terrains her. Mit stoischer Ruhe sah es der himmelsturmen- den Baulust zu und schob gelassen seinen ungeschmälerten Erdstrich zwischen sich und tue schwindelnd hohen Wolken kratzer der Nachbarschaft. So stand es in seinem Gartengrün, ein Memento jener Zeit, die Licht und Luft und Pflauzenozon um ihre Wohnstätten brauchte. Und jetzt, im Schmuck des frischen Mailaubs sah es nicht mir gediegen, sondern beinahe poetisch aus, und manch einer der ,m Straßengewühl vorübercilenden Weltstädte! muß diese grüne Oase inmitten der Wüste des Steins mit sehnsüchtigen Blicken. Durch Reisemitbringsel aus Nord und Süd hatte Marion nun der nüchternen Salouausstattuug ein wenig nachgeholfen, und den türkischen Seidenstickereien, den russischen Fellen und einigen japanischen Wandschirmen nnd sonstigen Zierlichkeiten gelang es wirklich die braune, tote Monotonie wohltuend zu beleben. Und wenn dann-noch Zauberin Sonne goldene Lichter hineintuschte, machte sich das Ganze nach diesem «mwbing touok gar nicht so übel. Jedenfalls besaß der altmodische Salon zum mindesten für Mr. Westread eine ungewöhnliche Anziehungskraft. Hatte er seine Schutzbefohlene bei Fräulein Hagen abgeliefert, so eilte er in den Salon der jungen Gehcimrätiu, zu dem er ein- für allemal Passepartout erhalten, ohne daß sie freilich die Ver pflichtung übernommen hätte, tagtäglich die Honneurs zu machen, denn es kam mitunter vor, daß häusliche Obliegen heiten, mit denen sie es ganz ernst nahm, oder Stadt- kommisstoncn sie fernhielten, so daß er zeitweiliger Allein herrscher dieses Reiches war, das der Geist der geliebten Frau ihm geheiligt. Das Milieu eines teuren Menschen hat ja immer einen intimen Reiz für unS, und Westread wurde es nie müde, den Spuren zu folgen, die selbst in diesem an sich nüchternen Raum, an Marions anmutreiche Wesenheit erinnerte. '