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Beilage zm Frankenberger Tageblatt »nb Bezirksanzeiger. Beranlwortlichcr RcdaNeur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und «erlag von L. S. Roßberg in Frankenberg i. Sa. ———- .... ' > - - > u " " . > >— , j Hr Si Sonntag, -e« Lst. JaMr 1908 »er staurbaitplan «er ÄM fnMnberg liir i-or 1908 1907 Auf das vorliegende NechnungSwerk noch besonders ein- haben, als wir über den Gang der Haushaltplanberatung bc -Ugehen, erübrigt sich für uns, nachdem wir bereits im De richteten. zember v. I. in drei Artikeln das Wesentlichste herausgegriffen ** Wie alle Jahre, so gelangt auch Heuer wieder der Haushaltplan als Drucksache zur Ausgabe. Wie alles im Leben, so wachsen auch die Bedürfnisse innerhalb des öffent lichen Verwaltungslebens. Das zeigt sich auch im städtischen Skat. Dessen Ausstellungen nahmen im Vorjahr 62 Seiten ein, Heuer sind es 54. Deutlicher macht sich die Verände rung in den Ziffern bemerklich, in denen sich der durch Gc- metndesteuSrn aufzubringende Bedarf ausdrückt. Nach diesen Ziffern blickt gewiß jeder zuerst, wenn er den neuen Haus haltplan das erste Mal zur Hand nimmt. Stellte" sich diese Summe 1907 auf 160000 Mk., so beträgt sie für das lau fende Jahr 175000 Mk. Wer von dieser Steigerung Kcnnt- nis nimmt, wird gewiß mit Schrecken an eine Stenererhohnng denken. Wir können demgegenüber darauf verweisen, daß diese Frage bereit« gelöst ist durch die noch im Vorjahr von den städtischen Kollegien genehmigte neue Kommunalsteuer-Ord- nung. Diese sieht, wie vielleicht noch bekannt sein dürfte, eine stärkere Heranziehung der höheren Einkommen und dafür eine steuerliche Entlastung der niederen Einkomipen vpr, bringt aber zugleich vermehrte Einkünfte für das Stadtsäckrl. Auch sonst unterscheidet sich der nene Haushaltplan vom vorjährigen. So in den Ansätzen. Man vergleiche in der beigefügten tabellarischen Uebersicht über den Bedarf und die DeckuugSmittel der städischen Kassen für 1908 die Zqhlen mit denen, die in der vorjährigen Ausstellung in Ansatz ge bracht waren. Bezeichnung der Kaffen Bedarf Deckungsm. Ueberschuß Fehlbetrag Bedarf Deckungsm Ueberschuß Fehlbetrag -z 4 Schulkasse . 150440 — 53140 — — — 97300 — 138270 — — 47270 — — 91000 — Realschi,lkasse 57000 — 34700 — '— — 22300 — 55900 — 35300 — — — 20600 — Armenkasse 49000 — 22330 — — — 26670 — 46450 — 21525 — — — 24925 — Dienstbotcnkrankenkasse . 2022 — 2022 — — — — — 1650 — 1650 — — — — — Krankenhauskasse . 22080 — 16180 — — — 5900 — 20000 — 12200 — — — 7800 — Fcuerlöschkasse e» 2600 8725 — 2460 1725 — — — 140 7000 — 2360 5860 — 2260 1660 — — — 100 4200 — rHnevyvfsmsie — — — —— —— —— —— — SchultientilgllngSkasse 125000 — 83550 — — 41450 — 121900 — 82500 — — 39400 — AnkiWüsse . 14200 — 14200 — — - — — 14450 — 14450 ! — — Gasanstaltskasse 85000 — I 114000 — 29000 — — 82000 —! 108000 — ! 26000 — — Neumühlenkass« 33300 — 33300 — —- — — — — 31600 ! 31600 — — — — Wassenverkskaffe . 37400 — 30200 — — — 7200 — 36500 — 29300 — — — s 7200 — Elektrizitätswerkskasse 63000 — j 63000 — j — — — 58300 — 58300 — — — — Stadthauptkaffe 166440 — 170400 -! 3960 —. — — 160775 — 170000 — 9225 — — — Summa: 816207 641207 — 32960 — 207960 — 776015 616015 — 35225 — 195225 — ab ieberfchuß: 32960 — 35225 — durch Gemeindeanlagcn mlfzubringen: 175000 — 160000 — kcvv am Sem SMemM. ES gibt wohl keine große Tageszeitung in Deutschland, die de« Küffeler Aötlönvereinstag ohne kritische Kommen tare gelassm"hdt.' Sovkek Über diese Veränstaltüng geschrieben worden ist, so verschieden sind auch die Urteile. Von den daS bisherige Präsidium des Jlottcnvereins verteidigenden BlMern 'btürteilbdie nationalliberale „Rhein.-Westf. Ztg." die'in Kassel geschaffene Lage am pessimistischsten: WaS ist nun das Ergebnis? Stimmt man es moralisch, so hat die Sache der Unabhängigkeit gesiegt. Denn den Bayern wurde ihre anmaßende Forderung, ihnen „Genugtuung" zu ge währen, rundweg abgeschlagen. . . . Aber dieser Sieg schasst die traurige Tatsache nicht aus der Welt, daß daS erprobte Präsidium weichen mußte. Der Konflikt klafft in alter Schärfe. Wenn der Flotteuverein in Danzig aufs neue zusammentritt, wird die ent schlossene Mehrheit auss neue dem alten Präsidium die Führung anbieten. Nach ihrer feierlichen Verabschiedung besteht kaum die Hoffnung,-daß sie ihr dornenvolles Amt noch einmal übernehmen werden. Was dann? Ein beklemmendes Gefühl der Ungewißheit bleibt uns als einzige Antwort. Ein Gefühl, das nur gemildert ""i wird durch die Tatsache: die Mehrheit ist trcu und fest geblieben, hat nicht byzantinisch den Rücken gebeugt I Während die nationalliberale „Köln. Ztg." erklärt, daß die Bayern in bedauerlicher Weise majorisiert worden seien, findet die demokratische „Franks. Ztg." folgendes Schluß wort über den Flotteuverein: Wir halten Vereine dieser Art für überflüssig. ES bedarf ihrer nicht zur Aufklärung der Bevölkerung, denn die wird von der Regierung und den Parteien ausgiebig besorgt. Der sozialistische „Vorwärts" wittert hinter dem Vor gehen der Bayern als Schürer das Zentrum: Der Führer des Bayerischen JlottenvereinS, Freih. v. Würtz- burg, erzählte wieder einmal, daß eS „gräßlicher Unsinn" sei, zu behaupten, hinter dem bayerischen Vorstoß stehe daS Zentrum. Als ob die Krise nicht ausschließlich durch die Wahlkampagne des Flottenvereins hervorgerusen worden wäre, das heißt durch den Kampf gegen das Zentrum. Erst als die Broschüren gegen Erz berger uiw. durch die Vermittlung Keims und seiner Leute ver trieben worden waren, brach die Empörung in Bayern aus. In sofern war das Zentrum die treibende Kraft der bayerischen Oppo sition. Unsere preußischen Agrarier aber traten alsbald auf die Seite dieser Opposition, da sie da- Zentrum ja als ihren alten gegenwärtigen und zukünftigen Bundesgenossen schätzen! Die ultramontane „Köln. VolkSztg." wieder betrachtet den Evangelischen Bund als die treibende Kraft, indem sie schreibt: Die .Protektorennot!* Ja, daS ist noch rin besonders pikan tes Moment der gegenwärtigen Krise, daß eS die fürstlichen Pro tektoren in den Strudel hlncingezogen hat, obwohl manche von ihnen sicherlich von HauS aus gar kejpe Gegner de- Generals Keim sind. Sie haben geholfen, den Verein groß und mächtig zu machen, den Verein, dem sicher nie der amtliche Apparat zur Ver fügung gestanden hätte, wenn er sich nicht so hoher Protektion er freut hätte, nun hat er die Quittung dasür. „Dex Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen." Auch die Kolonial- ' aesellschast soll nach dem Vorbild VeS FlottenvereinS zu einer ko lonialen Nebenregierung, nötigenfalls zu einer kolonialen Oppo sition gegen die amtliche Kolonialpolitik umgewandrlt werden. Das ist daS Ziel. Und von da bl- zu einer völligen Verschmel zung der „nationalen" Vereine, unter offener Mitwirkung de- Alldeutschen Verbandes und unter versteckter Mitwirkung de- Evangelischen Bundes ist dann nur rin Schritt. Die freisinnige „Boss. Ztg." behandelt das Präsidium des FlottenverejnS mit großer Geringschätzung, lobt die Pro tektoren als Hauptschöpfer des Vereins und schreibt dann: General Keim hat in Kassel stolz darauf hingewiesen, wie viel tausend Mitglieder unter seiner Geschäftsführung geworben wor den seien. Aber er irrt sich, wenn er glaubt, dieser Erfolg sei ihm selbst zu danken. Durch das fürstliche Protektorat war der Erfolg vorbereitet. Die weitere Entwickelung der Angelegenheit wird von den Danziger Beschlüssen abhängen. Die agrar-konservative „Dtsch. Tgsztg." hält dem alten Präsidium ein Privatissimum über Takt und Taktik: Der Deutsche Flotteuverein darf nicht in der Weise, wie General Krim eS,getan hat, in die Partewolitil eingreifen. „Lrise- treterrt" verlangt kein Verständiger von ihm; wir wenigstens sind absolut keine Freunde davon. Aber »Leisetreter«* ist noch nicht gleichbedeutend mit politischen! Takt. Und den muß man von einem Verein erwarten, der ein nationale» Ziel verfolgt, das in hervorragender Weise einigend aus Mitglieder aller bürgerlichen Parteien Wirten kann und soll. Ob e- bester für einen natio nalen Verein ist, Protektoren aus fürstlichen Häusern zu haben, oder als Volksvereine ohne höfische Beziehungen zu wirken, sei dahingestellt. Hat er aber solche Protektoren gesucht und ihnen soviel verdankt- wie der Flottenverein, dann muß er dem Rechnung tragen und ohne Not Verwicklungen vermeiden, die diese Protek toren in Mitleidenschaft ziehen. Uyd die freikonservative „Post" steht auf folgendem Standpunkt:! DaS Ergebnis der Kasseler Versammlung dürfte direkt keine Veranlassung für den Austritt irgend eine« Protektors bieten. Wir hoffen, daß die GegtNsähe sich nuN endlich mildern werden. Der bayerische Landesverband wird hoffentlich in.seiner Heimat Weiterarbeiten für den Gedanken einer starken ReichSmarine. Kommt Zeit, kommt Rat. vielleicht gelingt tS tem neuen Prä sidium, später eine neue Btücke nach Bayern hinüberzuschlagey. Diese Hoffnungen und daS feste Bertraüen auf die ausgleicheuden Wirkungen, die die Zeit mit sich bringen mutz, sind allerdings die einzigen Lichtpunkte in dem trostlosen Durcheinander, in daS der Flottenverein durch diese Krise gebracht worden ist. Es wird selbstverständlich sein, daß die nationalliberalen „Münchn. N. Nachr." ihren Landsleuten an die Seite treten: So ist die Antwort auf die Zukunft deS Deutschen Flottenver einS zunächst ein großes AragezAchrn und die Schuld trifft in vollem Maße das bisherige Präsidium, das die Leitung drr Kas seler Tagung in der Hand behielt, obwohl es seinen Rücktritt an gekündigt, und in der Führung der Geschäfte der Tagung cinen großen Mangel an Ohjektioität bekundet hat. Wir wiederholen, wir wünschen einen einigen, groben, deutschen Flottenverein. Auch Kassel schließt die Möglichkeit noch nicht ans, ihn zu erhalten, und wir werden von Bayern auS das Möglichste dazu tun, die große Dsvnenrvege. Roman von E. Dressel. k». gorts«»>Mb) - ,l (Nachdruck verboten.) Mario« erwiderte sehr ruhig: „Mein Mann hätte mir bei seinen großzügigen Anschauungen, die auch in dieser Be ziehung von Vorurteilen srei waren, derartige Verufsstudien nicht verwehrt. Aber ich halte ja einen schonen Wirknngkreis, denir Nr«N. MSvMchnn > bedurfte meiner zunächst. Für ihn zn lebe», ivar meine höchste und liebste Pflicht. „Sie waren glückliche Fast grollend klang die hastige Frage. „Ja," sagte sie in tiefer- Dankbarkeit, „er hat mir köst liche Jahre geschenkt. Genußreiche frohe Lehrzeiten waren es an der Hauk des treueste«, nachsichtigsten Freundes." „So sieht des Weibes Glück in ihren Augen aus?" Er fragte es setzt fast mitleidig. „Gewiß!" bestätigte sie mit ihrer so friedlich schönen Ruhe, „gibt es denn Höheres als in wunschloser, gesicherter Kainpfes- stille neben einen: edlen Menschen wandern zu dürfen, der nicht ütw nnje^ Leben behütet, sondern anch unsere geistigen Gaben fördert?" „Ah, und so wurden Sie anch eine berühmte Fran außer d«r ^glücklichen. Das begreift sich." „Nun schoß ihr zum ersten Male während des Gesprächs ein tiefes Rot in did WangeM. „Was wissen Sic davon?" „Offen gestanden, nur wenig. Das heißt, nichts von Ihren Büchern selbst, und Sie dürfen das einem vielgeplagten Mann nicht übelnehmen ' „Zumal er nur für die träge, indolente Weiblichkeit schwärmt," warf sie ironisch ein. „Früher vielleicht. Jetzt indes bin ich auf dem besten Wege die Lehre des neuen Frauenheils anzunehmcn, weil gerade -Sie, gnädigste Frau, so glänzend Propaganda machen. Man spricht hier viel Rühmliches von Ihrem Talent, und ich sehe, daß auch «ine sich unszeichnende Schriftstellerin eine schöne Frau bleiben kann ich bin bekehrt. Wie mag sich nun erst der vorurteilslose Herr Geheimrat iu diesem Ruhm ge sonnt haben, schloß er Mit einem kleinen spöttischen Lächeln, das zn unterdrücken ihm schwer geworden wäre. Marion hingegen pariert« den Stich mit einem offenen Lachen. „O nein, er stand ja so hell im eigenen Licht. Aber daß er alles förderte, was mir Freude oder geistigen Gewinn verhieß, sagte ich schon." '' ' Ta sah er sie an mit flammender Eindringlichkeit nnd »ersetzte erregt: „Meine Frau hätte solchen Zeitvertreibs nicht bedurft, denn — ich hätte ihr nicht ein Surrogat des Glücks gegeben." Aber in schneidender Schärfe fiel es von ihren Lippen: „Tas wage ich zu bezweifel», Herr Oberbürgermeister. Just Sie sehen nicht aus, wie jeniand, der etwas mit dem großen Glück zu schaffen hat." Er wich zurück. Seine Finger strichen nervös über die Stirn. Dann murmelte er tonlos: „Vielleicht haben Sie recht. Was die Welt gemeinhin Glück nennt: Erfolg, Ehren und Wohlleben, ja, das wurde mein, die tiefe warme Ruhe oder den hohen schwindelnden Flug der Seele, das süße Selbst vergessen — das alles kenne ich nicht. Aber anch Sie, Marion, die Sie in stolzem Jugendprangen auf kühler Höhe stehen, wissen nichts von dem großen jauchzenden Mcnschenglück. Sie find einsam wie ich." Ernst blickte sie an ihrem schwarzen Gewand herab. „Ein- fE, seit ich den besten Mann verlor," sprach sie abweisend. Diese Unnahbarkeit vermochte sie jedoch im ferneren Ver kehr mit Westerot, den er von der Zwanglosigkeit des italie- nifchen Kurlebens unterstützt, eifrig suchte, uicht dauernd zn behaupten. War es anfänglich zunächst vas Charitascrbarmen mit seinem kranken Kinde gewesen, um dessentwillen sie des Vaters Gesellschaft gelitten, so begann nachgerade auch seine anziehende Persönlichkeit sie wieder zu interessieren zumal er es sich sehr angelegen sein ließ, nur seine besseren Eigeilschaften vor ihr zu entwickeln. Und wenn auch ihr reifer gewordenes Urteil jetzt einen anderen Maßstab an Manneswert legte, so mußte sie doch zugcbeu, daß Westerot iu die stille Einförmig keit ihrer gegenwärtigen Tage zum mindeste» Anregungen brachte, die sie erfrischten und ihr deshalb willkommen waren. Und dann, dieser heiße, schmeichelnde Frühlingsdrang des Südens! Er duldete ja gar nicht die kalte Verschlossenheit einer Menschenseele; unwiderstehlich weckte er ihre weicheren Empfindungen. In diesem Lenzesrausch ging auch Marions skeptische Zurückhaltung unter. Es gab Stunden, in denen sie schwärmen konnte, wie in ihren jungen Mädchcntagen, träumen von jener köstlichen Vollendung des Weiblcbcns, die sie selbst neben ihrem teuern Frennd und Lehrer nicht erreicht. Sie hatte sich so oft ihres wissenden Weitblicks, ihrer geistigen Reife und Abgeklärtheit gerühmt nnd stand nun in scheuem Baugeu vor ciuem noch ungelösten Lebensräiscl. Ob Westerot ihr die rechte Lösung bringen könne, sie wagte es nicht zu entscheiden. Es erging ihr sonderbar. Wenn sie auch die wirksame Kraft seiner Persönlichkeit nicht leugnen konnte, stand sie innerlich ihm fgst fremd gegenüber. Sein rücksichtsloser Ehrgeiz, den er gar nicht verhehlte, sein Stolz ans weltliche Errungenschasten und die Wichtigkeit, die er auf einen luxuriösen Lebenszuschnitt legte, verletzte sie immer wieder. Ihr Mann hatte andere Leben-werte geschätzt. Er war ein selten freie« Mensch gewesen, der die Dogmen der oberen Zehntausend, die für Westerot so sehr maßgebend waren, nimmer als Norm anerkannt hatte. Aber diese wägenden Vergleiche zwischen beiden Männern brachte sie endlich selber ans dem Gleichgewicht. Sie wurde unruhig und nervös. Sie verlor ihre blühende Farbe and magerte sichtlich ab. Luise sah es mit heimlicher Sorge. „Bringt wirklich dieser Westerot das alles zuwege?" fragte sie sich, „oder wird sie vou jener gährenden FrühUngs- stimmung beeinflußt, die junge fühlende Menschen — und ist sie mit ihren acht, neunundzwanzig nnd ihrer frischen Unbe rührtheit blutjung sogar — mit den» Werdegang der Natur befällt, zumal in solcher Treibhausluft deren betäubender Blütendust selbst ältere« Leuten verwirrend ins Blut geht. Wenn Marion aber ihren Ueberschuß an Kraft und Gefühl an diesen kaltherzigen Würdenträger vergeuden wollte, — zu traurig wär's. Er sieht ja in ihr lediglich ein köstliches Prunkstück, mit dem er sein elegantes Haus schmücken möchte. Jawohl, er will sich bereichern mit ihrer Schönheit, ihrem Geist und vielleicht auch ihrem Geld. Denn, wenn es wahr ist, was die Schmidt in ihrer Redseligkeit gelegentlich vom Herzen warf, daß der stolze Oberbürgermeister mir der Verwalter eines Reichtums ist, der seinem Sohne gehört, so könnte es dem enterbten Genußmenschen wohl passen, sich ein neues Vermöge» zu erheiraten. Er wird nehmen, immer nur uehmeu wollen, aber was Marion braucht, ein großes Gesühl, ein Herz voll fester Treue und zärtlicher Sorgfalt, das hat er nicht zu vergeben. Ich kann nur nicht helfen, ich halte diesen Westerot nnn einmal für den größten Egoisten unter der Sonne, und ein Unglück für Marion, falls er sie wirklich wieder in seine Macht bekäme." Dieser Gefahr vorzube»gcn, tat sie zunächst alles, ein Alleinsein der beiden zu verhmderu uud «lachte sich nichts aus der saure» Höflichkeit, niit der Westerot, ihre Amipathie uütlcrud, ihr begegnete. Allen» auch sie war schließlich nicht über jene irdische Schwächen erhaben, die selbst den stärksten Willen zn brechen vermögen. Eines Morgens wurde sie vou einer schmerzhaften, fast besinuungsraubcudeu Migräne befallen, die sic immer für eine Weile zn gänzlicher Ruhe im verdunkelten Zimmer ver- urleiltc. Und so geschah es, daß Westerot die junge Geheim rätin dennoch einmal ohne die stete Gegenwart lhrer ä'dovnsnr sehen konnte. l Fortsetzuna KIM