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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 23.01.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190801238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19080123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19080123
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-23
-
Monat
1908-01
-
Jahr
1908
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Da» zehnjährig« Mädchen und der etwa zwei Jahre jüngere Knabe de» Tuchmachers Gürling in Sridau hatten sich auf die dünn« Eisdecke der Spree gewagt und waren an einer ziemlich tiefen Stelle des Flusses eingebrochen. Aus das Hilfegeschrei eilte B. herbei und cS gelang ihm, zunächst den Jungen herauSzuKrhen, während das Mädchen unter dem Eise zu verschwinden drohte. Mit Aufbietung aller Kräfte gelang eS dem Männer schließlich, auch dieses dem eisigen Ele. ment zu entreißen. Das Mädchen war bereits bewußtlos; die sofort angestellten Wiederbelebungsversuche waren aber von Erfolg. kagttgercdlcdtr. Deutkchrs «e ck» — 382t Orden und Ehrenzeichen!! Beim Ordens fest am Kalserhof am Sonntag gelangten insgesamt 382 l Orden und Ehrenzeichen zur Verteilung. — Sonntagsruhe im HaadelSgewerbe. Der Entwurf einer Novelle zur Gewerbeordnung über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe ist nunmehr auch den höheren Verwal tungsbehörden zugegangcn init dein Ersuch n, gutachtliche Aeußerungen der Jnleressenlenvertrctungen von selbständigen und augestellten Kanfleuien rinzuhvlen. Die Handlungsgehil fen halten allgemein erwartet, daß die Reichsreglerung nun- mehr einen Gesetzentwurf bringen würde, der die Beseitigung der Sonntagsarbcit vor sieht. In den nächsten Jahren ,st kaum auf eine Berwirklichung dieser sozial und sittlich wich tigen Forderung zu rechnen, wenn nicht energische Schritte unternommen werden, den Segen der Sonntagsruhe auch dem AausmannSstande zu verschaffen. Der deutjchnationale Handlungsgehilfenverband veranstaltet deshalb jetzt eine Massrneingabe an den Reichstag, damit er in die ihm vor gelegte Novelle zur Gewerbeordnung Borschristen einsügt, die die Beseitigung der Sonntagsarbeit im Handelsgewerbe hcr- beiführen mit Ausnahme derjenigen Arbeiten, deren Verrich tung an Sonntagen in Notfällen oder im öffentlichen In teresse unbedingt ersorderlich ist. — Au» de« preutzischeu AbgeorbueteuhauS. Eine Neuregelung der Diäten iür die Mitglieder des Avgeordneten- hauseS ist nach einer Berliner Meldung der „Könlgsb. Allg. Ztg." im Gange, gleichzeitig mit dem Plane, für die Ab geordneten Elsenbahnfreifahrtkarten einzusühren. Die Ver handlungen sind dem Abschlusse nahe. Die Frage wird vor aussichtlich schon in der nächsten Woche bei der Beratung drS Etats des Abgeordnetenhauses zur Entscheidung kommen, und zwar wird sich die Regelung vermutlich derart vollziehen, daß man die Diäten nach dein Muster der inzwischen für den Reichstag eingejührten ordnet. Es ist geplant, den einzelnen Abgeordneten eine Pauschale von 3000 M. für die Session zu gewähren, das in ähnlichen Raten gezahlt werden soll wie im Reichstag. Auch die Eljenbahnsreifahrkarten sür die Mit glieder des Abgeordnetenhauses sollen konform denen der ReichstagSabgeoldneten ausgestellt werden. — Präludien zu de» WahlrechtSkämpfen 1« Preußen. Der Ausschuß der freisinnig'n FrakttonSgemrinschajt des preußischen Abgeordnetenhauses sür die Wahlrechtsreform in Preußen hat gestern die erste Sitzung abgehalten. Es wurde beschlossen, eine Broschüre über tue Wahlrechtsreform und ein Flugblatt alsbald zu verbreiten und einen Aufruf zur Ge- winnung von Mitteln sür den Wahlrechtskampf zu veröffent lichen. Weitere Broschüren, sowie Flugblätter und Versamm lungen sind nicht in Aussicht genommen. Die Versammlungen sollen planmäßig und einheitlich in Fühlung mit den Partei organisationen veranstaltet werden. Durch Zuwahl wurden in den Ausschuß die Abgg. Kopsch und Naumann berufen. Frankreich. — „Fanle Kunde»." Infolge der Verhaftung rufsi- scher Terroristen hat der Kabineuches Clemenceau im Ein vernehmen mit dem Minister Pichon Anweisungen gegeben, um die in Paris lebenden russischen Flüchtlinge mit aller Energie zu überwachen und zu verfolgen. — Futter sür den „Vorwärts"! Oefterreich-ttngar«. — Die Ueberfäke auf deutsche Turner vor Gericht. Wik aus Innsbruck gemeldet wird, ist der Beginn des Pro zesses gegen 42 wegen der Ueberfälle auf deutsche Turner in Calliano und Fersen angellagie Turner auf den 26. d. M. verschoben worden. Der Piozcß, der m italienischer Sprache geführt wird, dürft« 14 Tage dauern. Es sind 34 Zeugen vorgeladen, darunter vier Berliner. — U»,«r« vor de« Massenstreik. Eine gestern nacht abgehaltene Versammlung der sozia-demokratischen Arbeiter Budapests beschloß, sofort im ganzen Lande einen Massen streik zu veranstalten, falls die Regierung statt deS allge meinen gleichen Wahlrechts das Pluralwahljystem einzusühren versuchen sollte. Amerika. — Die japanische Giuwauderuug tu der Union nahm im Dezember ISO? um 2234 Personen gegen den gleichen Monat 1S06 ab. Die vorhergehenden acht Monate zeigten eine monatliche Zunahme gegen l S06. Das Staats departement ist erfreut, daß die japanischen Maßnahmen end lich eine Wirkung zeigen und glaubt, es sei dies die erste Wirkung der den Einmanderungsgesellschasten von Japan auferlegten Steuer von 50 000 Jen. Oermlrcdter. * Zum Tode verurteilt! Das Schwurgericht Metz verhandelte gestern gegen den Ackerknecht Thouvenin, der am >1. Dezember v. I. den 63jährigen Ackerer Donnet und dessen 87jährige Mutter ermordete und beraubte. Die Ge schworenen sprachen Thouvenin des doppelten Raubmords schuldig und das Gericht verurteilte ihn zweimal zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. * Bei de« Stseubuhuuuglück auf der Aqua-Vella- Brücke bei Mailand wurden nach neueren Feststellungen 11 Insassen des Pcrsonenzugs gelötet und 36 verletzt, darunter l6 schwer. Unter den Verwundeten befindet sich eine deutsche Dame namens Moser, die in Eomo ansässig ist. Die erste Hilse wurde den Verunglückten von den Geistlichen eines nahe gelegenen Alumnats - gebracht, denen sich furchtbare Bilder des Schreckens boten. Ein Mädchen hielt seine jüngere ' Schwester, der Arme und Beine zermalmt waren, auf dem Schoß und rief sie mit zärtlichen Namen; das jüngere Mädchen war § aber bereits tot. Zwei fünfjährige Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, waren nur noch eine unförmliche Masse; dem Knaben war der Kopf vom Leibe getrennt. Die Leichen wurden in den Theatersaal des Alumnats geschafft. Ent setzlich war der Ausdruck des Schreckens in den Zügen der Geretteten. Einige weinten, die anderen lachten und redeten irre. Die Hauptschuld trägt ein Weichensteller, der die Flucht ergriffen hat, als er den zweiten Schnellzug heranbrausen sah. Der Zugführer des Schnellzugs Mailand—Rom hatte es unterlassen, einen Schaffner mit grüner Laterne am Ende deS Zuges auszustellen, um zu signalisieren, daß daS Gleis ge- lperrt sei. Vielleicht wäre dadurch der zweite folgenschwere Zusammenstoß vermieden worden, obgleich der Genueser Schnell zug, um eine Verspätung nachzuholen, rasend schnell fuhr. Uereinanachrichken Kladl «nd Kand. Der Evanaetifche Arbeiterverein zu Fraulenberg vrr- anstaliti« am verflossenen Sonntag bei sehr guibeletztem Hause im Saale deS .Hotel- zum Roß" wieder einen seiner aernbesuchten Unterhaltungsabende. Im Mittelpunkt stand rin recht lebrreicher und hochinteressanter Bortrag deS Herrn BürgerschullebrerTrümper- Bödemann über: .Unsere Heimat und ihre Bewohner in der Ur zeit". Genannter Herr ist vielen der Anwesenden bereits bekannt geworden durch eine Reihe im .Tageblatt" (Nr. 246, 252 und 257, Jahrg. 1907) veröffentlichter instruktiver Artikel über: .Die Ur geschichte unsere- engeren Vaterlandes". Er behandelte auch dies mal ein Thema, wie cs nicht alle Tage geboten wird, und zwar in freier Rede bei bewunderungswerter Beherrschung de» Stoffe», und da er sich mit Erfolg bemühte, dir reiche Materie auch in allgemeinverständliche Form zu kleiden, wird wohl die mit sicht lichem Interesse dem Bortrag folgende Zuhörerschaft in ihrer Ge- samth- it reichen Gewinn aus dieser Darbietung^ gezogen baden, i Es wäre verfehlt, wollte man im Rahmen eine» kurren Referats dem Vortragenden zu folgen versuchen. Deshalb möge eS sein Bewenden bei der Feststellung haben, daß Herr Trümper-Böde- mann mit den uneigennützig gespendeten Gaben seiner Wissenschaft wohl allen auS dem Zuhörerkreis Befriedigung gewährt hat. Unter stützt wurden seine tiefgründigen Darlegungen durch eine Reihe bildlicher Darstellungen: Vor- und srühgeschichtliche Gegenstände auS der Provinz Sachien, römische und slavische Funde au« der Eisenzeit (von 2oO n. Ehr.), aus der Bronzezeit (bis 200 n. Ehr.), Hügel- und Flacharab mit Inhalt (UiMn mit menschlichen Ueder- resten und Äeigefäße), Funde au» der jüngeren Steinzeit (diS 800 v. Ehr). Höhlenzeichnungen usw. Der herzliche Bestall, der Herrn Trümper-Bödemann nach seinem etwa »ünfoiertelstündigen Bortrag gespendet wuide, war der beste Beweis dafür, daß er Vollgültiges geb ten halte. In gleich reichlichem Matze wurden auch die übrigen Mitwirkenden ausgezeichnet. Fräul. Johanna Theater, Kunst und Wissenschaft. Theater in Frankcnbera. .De, Tugendhof", Lust spiel in vier Alten von Rich rd Skowronn k. Gasstpiel der Ge sellschaft Stef fen s im .Schützenhaus". — Es st ved ue lich .Ja, was denn", wird mm chtr Besucher der gestrigen Bmstclliing verwundert tragen, wenn er liest, daß wir gleich mit einem Tadel einsetzrn- .Die Aufführung konnte doch gar nicht besser, sein". Gewiß, aber gerade deshalb ist es bedauerlich, daß dieser vorzüg- ! licheu Darbietung nur eine so klemc Gemeinde im Zuchaueiraum beiwohnte. Nach den Hercinsällen der letzten Monate freilich nicht weiter verwunderlich. Maa denke vloß an die schaurig-schöne .Lästige Witwe" der famoien Direktion Bernhardt, die mit ge fälschten .OriginaHiitileii", hergestellt in der Tbeaterkanzlei, Reklame machte und damit leider klingende Erfolge erzielen durfte- Es ist weiter b> bäuerlich, dah unter den Nachwirkungen solcher unwürdigen Erscheinungen wirtlich solide Theatergesellichaften zu leiden haben. Aber unier Publikum ist mihiraustch ge macht worden und übertäht es heute zunächst der Kritik, die Sache erst et mal unter die Lupe zu nehmen. Sv erklärt sich d>r Hereinsall am gestrigen erste > Gastspielabend Eni H reiniall all rdingS nicht nach der tünstlerischi n Seite, sondern nur nach der mluniäien. Die Leidtragenden sind die Dir k wn und ibn Mitglied r. Aber Mut, meine Damen und H rnn! Die Sache dürfte sich sehr bald zu Iirren Gunsten ändern. Wenn nämlich auch sürdcihin so wacker gemimt wird, wie am gestrigen Abend. Das war in dcr!at»i» vielv» r >p re ch» ndrr Anfang. Wir tönnen nicht leugnen, dah wir uns mit einer kräftigen Tosis Skepsis t u Bus n nach dem Muicntempel begeben Hai en. Aber wir waren schon während des e,sten Altes anders gestimmt, ms wir zu uufirci Freu e ftststellen konnten, dah man im Ensemble ins Herrn Direlior StefsenS »me Ge- sell'chaft vor sich hat, die in ihren tcing-schsifsencn künstlerischen Leistungen, in der szcnstchen Ausgestaltung wie im äusseren Am- tretrn überhaupt an db vor etwa anlnrth lb Jahren hier weilende und heute noch in gutem Andenken bei unsc>m Th atcipubsilum sthende G-sellichast W'Uy Bewert erinnert. Wenn sie diese nicht gar noch zu überragen imsia de ist. Den Eindruck haben wir wenigstens gestern niit nach Hause genommen. Es ist nicht Ums, sich ach der e,wn Borst lluna bereits in Einzelheiten zu erg he-. Man w ll n-ch w>i eie Taten seh n. Und doch ist m nv rsuchl, schon im vorliegenden Falle die kritische Sonde an die Einzellesilungeu zu legen. Aber wozu? Sie waren durch die Bank so einwandfrei, daß man sich vielleicht wiederhole» mühte. Jedenfalls die beste Empfehlung für das Ensemble und seine Leitung. Es gab gestern zur Eröffnung der hiesigen Gastspiele, künst lerisch vollendet von A bis Z, Slowronneks Bierakter .Der Tugendhof", ein Stück, das man heule-zwar nicht mehr als No vität aniprechen kann — ich bin ihm bereits vor sech» Jahren einmal begegnet —, das aber doch zu den besse en Schöpfungen der zeitgenössischen Luslspielliteratur zu rechnen ist. Bei Skow- ronnek, dem ehemaligen Dramaturgen der Kgl. Schauspiele zu Berlin, eiaentlich selbstverständlich. Wenn der die S che nicht verstehen wollte, dann könnte er zumachen. Er muhte, als er den .Tugendhsf" schrieb, den Strömungen der Zeit Rechnung zu tragen, und er war auch seiner Sache ncher, wenn er vermutete, dah ein frischer, fröhlicher Krieg gegen daS Muckertum und seine Auswüchse im deutschen Volke, das, wie man so schön sagt, in seiner „erdrückenden Mehrheit" solchen Schrullen abhold ist, An hänger finde > würde. So schri-b er im „Tugendhof" eine ge lungene Persiflage jener Mäßigkeitsapostel, die mit blinder Drausgängerer menschliche Laster, wie die Trunksucht eins ist, zwar von der B ldfläche verjagen helfen, aber mit dem bedauer lichen Erwlg zu rechnen haben, dah im Verborgenen dem be rühmten 8 >1 >wch viel f'ärker gehuldigt wud, wie vorher. Die Handlung verlegte der Autor nach Mecklenburg, der klassischen Domäne des alten rcklerscha'llichen Ad-ls, aber auch der Schnaps- drennereien. Hier sprclen sich — immer aber unter Vermeidung Verl, tzender Spitzen — die drolligen Gefechts z-wen zwischen gegen sätzlich veranlaatcn Menschen ab. Und der Zuschauer ergötzt sich an dem bchagltchen Humor, der im ganzen Stück weise ver teilt ist. Trotz der unerfreulichen Leere des Hauses, die ganz gewiß dazu angetan sein konnte, den Akteuren auf der Bühne die Stimmung zu verdüstern, wurde — wie schon gesagt — der Hu mor zur vollen Geltung gebracht, aber nicht in klotzige Formen gegossen, sondern in ein feines Gewand gekleidet. Hnrlektnaden, wie sie leider hin und wieder bei Peinerts beliebt wurden — auch dies muß um der Gerechtigkeit willen gesagt werden —, waren hier ganz ausgeschlossen. Der dramatischen Kunst kann mit diesem Verzubt nur gedient werden. Zum Schluß bemerken wir nochmals, daß ein Besuch der Voist Uungen von un» empfohlen weiden kann. Und zivil mit gm m G wissen. Wir bürten dafür bekannt «ein, daß in Theater- bingen von uns das Lob nie in verschwendet sicher Fülle verteilt Wird. Haben wir es im Vorstehenden vielleicht dennoch getan, i dann war die Anerkennung gewiß verdient. Geltmann sang mit lieblicher, wohllautender Sovranstimme, unter stützt von anmutigem Vortrag, drei Lieder am Klavier und vorher in Gemeinlchast de» Herrn Bürgerschullehrer Arnold Ul (Bariton) zwei MrndelSsohnsche Duette (Volkslied und .Au» dem Lob- aesang"), und Herr Bürge,schullehrer Walther, der mit Herrn Arnold den Abend durch einen Jnstrumrntalvortrag (Romanze für Violine und Klavier von I. Lauterbach) eingeleitet und sich außer dem al» Brat iter trefflich bewährt hatte, land am Schluffe de» Abend» erst Ge legenheit, seine KiiaMerschast voll zu eutial en. Er spielte auf dem von der Gesellschaft .Museum" in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellten Konzertflügel die musikalisch fein- gegliederten, tonreichrn und vielgestaltige», an da» technische Können hohe Anforderungen stellenden Variationen über .Vien' gab bell» Dorio»" — und da» mit solcher Sicherheit und Bravour, daß nach Beendigung der Piesse ein Applaus losbrach, der sich zu einer ehrenden Ovation sür Herrn Walther gestaltete. So brachte der Abend Genüsse nur edelster Art Und der Verein kann auch auf seine jüngste Veranstaltung mit innerer Befriedigung zurück- bltcken. - Telegramme and Neueste Nachrichten. 22. Januar. d. Magbeburg. Hier fand gestern eine von der hiesigen Gruppe der Freisinnigen Bereinigung einberufene Berfamm- lung statt, in der unter stürmischem Beifall einer mehr als zweitausendköpfigen Zuhörerschaft Theodor Vorth Ader die Wahlrechtsfrage sprach. Es wurde eme Resolution ange nommen, in der jede weitere Unterstützung der Bülowschen Blockpolitik durch freisinnige Parteien als charakterlose Ver letzung demokratischer Grundsätze bezeichnet und rin Zusammen wirken aller demokratischen Parteien verlangt wird, um die reaktionären Widerstände gegen eine gründliche Wahlrechts reform in Preußen zu durchbrechen. In der Diskussion er klärten sich zwei Sozialdemokraten gern bereit, mit den Links- liberalen den gemeinsamen Kampf um das Wahlrecht zu führen. d. München-Gladbach. Eine stark besuchte, von den christlichen Gewerkschaften einberufene Arbeii-lojen-Bersamm- lung beschloß, die Stadtverwaltung um Au-fützk«»t b»U NotftandSarbetten zu ersuchen. Man klagte darüber, daß die Eifenbahnverwaltung viele ausländische Erdarbeiter be schäftige. */* München. In der Kammer der Abgeordneten lehnte der Ministerpräsident die Besprechung d«r sozialdemokratischen Interpellation, „was die Regierung wegen drr Erklärung des Reichskanzlers zum preußischen Wahlrecht im Bundesrat zu tun gedenkt", mit der Begründung ab, eS handele sich um eine rein preußische Angelegenheit. d. Hull. In der gestern hier abgehaltenen Versammlung der Arbeiterpartei wurde «in sozialistischer Antrag eingebracht, das Statut der Partei dahin abzuändern, daß al« ihr letztes Ziel die Beseitigung des Kapitalismus und die Verstaatlichung des Eigentums aufgestellt »erde. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. ft. Louboa. Nach einer Meldung der „Tribune" au» Lissabon haben mehrere dortige Fjrmen aus Fez die Nach richt erhalten, daß in Fez ein Jubeumassakre stattgesunden hat. Im Ministerium wird bestätigt, daß in Fez Unruhen ausgebrochen sind. Die Anhänger des Sultan» Abdul Aziz, die sür ihr Leben fürchten, sind in die Moscheen De Jdri» geflüchtet. d. Rom. Der Mailänder Regierungspräsident hat der Regierung einen Bericht eingesandt, in dem der Eiseubahus zasammeustotz bet Mailaub der ungenügenden Kontrolle durch die Elsendahndirektlon zugeschrieben wird. Der flüchtig gewordene, sür den Zusammenstoß verantwortliche Weichen wärter ist verhaftet worden. ft. Petersburg. Eine Vorlage, betr. Erueueruug ber rusfischeu Flotte, wird demnächst der Reichsduma zugehen. Das Marlnemmrsterium beansprucht für diesen Zweck zwei Milliarden Rubel, die auf 15 Jahre verteilt werden sollen. k. Odessa. Expropriateure überfielen auf der Straße einen Baiikkafsierer und raubteu 30000 Rubel. Tie ent kamen unbehelligt. ft. Aoustauttuopkl. Aus Mekka werden täglich 40V bi» 500 Todesfälle durch Cholera gemeldet. Wie ver lautet, soll auch die Pest dort herrschen. In Konstantinopel sind bis gestern abend 8 Cholerafälle offiziell festgestellt worden. ES ist ein polizeiliches Verbot gegen den Verkauf von Austern und allerhand Muscheln erlassen worden. d. Washington. In der gestrigen Parlamentssitzung erklärte der Adg. Clark, Vertreter von Missouri, daß Bryan von den Demokraten zum Kandidaten für die Präsident schaft designiert worden sei. * * * Nach Redaltionsschluh ernaeaangene Telegramme: k Berlin. Heute begann der Prozetz gegen die Grafe« Lynar und Hohenau. Graf Lynar, von einem Artillerie- Major eskortieil, erschien im Zwilrock, ebenso Graf Hohenau. Als Vorsitzender fungierte der General der Kavallerie v. Pfuehl. ES waren 37 Zeugen geladen. Der Vertreter der Anklage- bchöcde beantragte den Ausschluß der Oeffentlichkeit sür die Dauer der Verhandlung, sowohl im militärischen Dienst interesse als auch im Interesse der Sittlichkeit. Dieser An trag Warde zum Beschluß erhoben. ft. Potsdam. Der Polizei war der Verlust von Wert papiere» im Betrag von 20000 Mark gcmclüet worden. Durch die eingehende Untersuchung wurde festgestellt, daß zwei Schwestern, Unterosfizierssrauen, die vor ihrer Verheiratung in der betreffenden Familie als Schneiderinnen tätig waren, die Wertpapiere aus dem offen stehenden Geldfpind entwendet hatten. Auch von anderer Seite wurden zahlreiche Verluste von solchen Familien gemeldet, wo die Schneiderinnen tätig gewesen waren. In den Wohnungen der beiden Untcrosfizicrs- frauen wnrde daraufhin Haussuchung abgehalten und ein Teil der Wertpapiere vorgefundcn. Oeffentlicher Wetterdienst für Sachsen. Voraussichtliche Witteruna Donnerstag, 23. Januar: Bewölkung: Zuncbmcnd. Niederschlag: Nachd. Regen- Wind: Böige Nordwestwtndr. oder Schmefälte. Temveratur: Mckd. Frankenberger Kirchennachrichte«. Freitag» den 24^ Januar. Aach«, '/«r Uhr: ««»stunde.
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