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positiven Beschlüsse seien dankenswert, aber unbedeutend. Wichtiger und für die Zukunft fruchtbarer sei der moralische Eindruck. Vie 5pslw«g Orr stoxrrlvatwen I» rZcdri»cde» LiwSttg. ** Bereits vor einigen Tagen gaben wir Kunde von dem Ausscheiden einiger Mitglieder aus dem Verband der konser vativen Fraktion der Zweiten Kammer des sächsischen Land tags. Die konservative Presse schien darob die Sprache ver loren zu haben. Wenigstens las man keine Kommentare. Jetzt freilich hat sie die Sprache wiedergefunden. Aber erst, nachdem der derzeitige Vorsitzende des Konservativen Landes- Vereins im Königreich Sachsen, ReichStagsabg. Landrichter vr. Wagner-DreSden, öffentlich folgende „Feststellung" ge macht hat: „Die Mitteilung von einer Spaltung der konservativen Partei entbehrt der tatsächlichen Begründung. In der konservativen Fraktion des sächsischen Landtags, wie über haupt in der konservativen Partei Sachsens, sind Deutsch konservative und Freikonservative vereinigt. Nach wie vor steht die konservative Partei durchaus geschlossen da. Von einer Spaltung, für die grundsätzlich verschiedene Auffas sungen in Betracht kämen, kann nicht die Rede sein. Ab weichende Ansichten in der Auffassung einzelner Angelegen heiten finden sich in der sächsischen konservativen Partei keineswegs in höherem Maße, wie bei anderen Parteien, so z. B. der nationalliberalen Fraktion, in der sich die etwa von Schill und Langhammer vertretenen Richtungen eher schroff gegenüberstehen, wie irgendwelche Gruppen in der konservativen Partei." Bleiben wir doch bei der Sache. Was sollen denn die Abschweifungen von der konservativen Fraktion zur konser vativen Partei und zuletzt zur nationalliberalen Landtags fraktion?! Bei allem, was in den letzten verflossenen Tagen zur Erörterung gestanden, handelt es sich um nichts anderes als um die Spaltung in der konservativen Fraktion des Landtags. Inwiefern diese von Einfluß auf die gesamte Partei sein wird, das hat sich erst noch zu zeigen, scheidet also gegenwärtig vollständig aus der öffentlichen Dis kussion. Wie aber steht es denn um die „Feststellungen" des Herrn vr. Wagner bezüglich der Einheit innerhalb der kon servativen Landtagsfraktion? Beachten wir bei den Gegenfeststellungen, was hierzu den „Leipz. N. N.", di« bekanntlich ihrer Haltung entsprechend mehr zur konservativen als zur liberalen Richtung zu rechnen sind, aus Dresden geschrieben wird. „Die Bestrebungen inner halb der konservativen Partei", heißt es in der Zuschrift, „eine reinliche Scheidung vorzunehmen, und zwar vor allen Dingen die divergierenden Interessen von Stadt und Land voneinander zu trennen, sind keineswegs neu. Schon seit vielen Jahrm bestehen derartige Wünsche. Aber erst in den letzten Monaten, als gelegentlich der Veröffentlichung des Wahlgesetzentwurfs der Regierung die Agrarkonservativen durch ihre durchaus ablehnende Stellungnahme besonders her vortraten, verbreiterte sich der schon lange vorhandene Riß in solchem Maße, daß eine Verkleisterung in eingeweihten Kreisen als ganz ausgeschlossen erschien. Auf der konser vativen Generalversammlung am 26. September d. I. wurde für die Oeffentlichkeit der Friede augenscheinlich hergestellt, doch es war, wie wir damals schon schrieben, nur ein fauler Fricke, den die harmloseste Ursache zu beseitigen drohte. Eine solche Veranlass««« eraad die Sitzung der konservativen Landtagssraktion am vorigea Donners tag. In dieser Sitzung kam es »«« Bruche, weil der Abg. Opitz, der extrem konservative Führer, in seine« Anschauungen einen so agrarische« Standpunkt geltend machte, daß vor allen Dingen die drei Leipziger Adas. Dürr, Enke und vr. Brückner entschiede» die weitere Gefolgschaft verweigerten. Ihnen schlossen sich »och vier weitere konservative Abgeordnete an, sodaß eS »n einer scharfe« Opposition im eigenen Lager kam. Diese siebe« Abgeordneten Haden sich zunächst als ei» selbst- ständiger linker Mügel der konservative» Partei kon stituiert (!), dem, wie die Dinge liege», »oranssichtlich in allernächster Zeit noch mehrere andere Mitglieder der Partei sich ««schliessen werde«. Zur Bildung einer neuen politischen Partei, etwa unter dem Titel „Sächsische freikonservative Partei", ist eS bisher noch nicht gekommen; jedoch steht zu erwarten, daß diese Parteigründung über kurz oder lang vorgenommen Wick. Augenscheinlich waren die Verhältnisse stärker als die Ab sichten der linksstehenden Konservativen, denn unseres Wissens sollte eine Trennung von der alten Partei erst bei einem an gesichts der Behandlung der Wahlrechtsvorlage im Landtag eventuell eintretenden besonderen Anlaß vorgenommen werden." So also sieht — bei Licht besehen — die „durchaus ge schlossene konservative Partei" aus, wie sie Herr Landrichter vr. Wagner im Auge hat! Wir sind wirklich neugierig, wie genannter Herr sich nunmehr aus dem durch die neue Kon stellation, von der er gar keine Ahnung gehabt haben will, für ihn geschaffenen Dilemma herauswinden wird. Es ist für ihn am Ende vielleicht das Allerbeste, wen« er sich darüber ausschweigt. Die Verhältnisse sind schließlich doch stärker als sein Einfluß auf die sieben Renegaten seiner Partei. Außer dem ändert er an der nun einmal vollzogenen und nach außen hin genügend bekannt gewordenen Tatsache nichts mehr. Gelänge es seinem diplomatischen Geschick diesmal vielleicht doch noch einmal, die Irrenden zur großen Herde zurückzu- sühren, so kommt der Krach über kurz oder lang doch. Wurde uns doch am Sonnalend aus parlamentarischen Kreisen ver sichert, daß ein konservativer Abgeordneter, der jetzt dem links konservativen Flügel sich zuzählt, zu einem Landtagskollegen geäußert hatte, man werde in nächster Zeit noch manches Wunder erleben, nnd das werde sich innerhalb der konserva tiven Landtagsfraktion zutragen. Die Absplitterung des linken Flügels der konservativen Fraktion ist auch nach einer anderen Richtung hin bemerkens wert. Die Spaltung bringt nämlich eine Verschiebung der Machtverhältnisse in der Zweiten Kammer mit sich. Die konservative Fraktion schmilzt von 46 aus 39 Abgeordnete zusammen. In prinzipiellen Fragen, wie wahrscheinlich bei der Behandlung der Wahlrechtsreform im Plenum, stehen dies«! 39 Abgeordneten die 31 Nationallibecklen, sowie even tuell die sieben Freikonservativen gegenüber. Das sind 38 Gegner. Somit können die drei Freisinnigen, der Reformer und der Sozialist der Kammer hin und wider doch einmal das Zünglein an der Wage bilden und den Ausschlag geben. Ein Einfluß, der nicht zu unterschätzen ist! */* Dresden. Es werden hier und da Bettachtungen angestellt über die nahezu einstimmige Wahl des Geh. Rat vr. Mehnert zum Präsidenten der Zweiten Kammer. Bei dieser Gelegenheit wird den Liberalen namentlich in der So zialistenpresse Wankelmütigkeit vorgeworfen. Bor den Wahlen hätten -sie die Konservativen aufs heftigste befehdet, als es aber gegolten, ihnen in der Kammer die Zähne zu zeigen, feien sie umgefallen und mit den Konservativen unter eine Decke gestochen. Gerade die Präsidentenwahl hätte Anlaß zu einer Demonstration werden müssen, um den Konservativen zu zeigen, wie die Dinge stehen. . . . Das wäre nach sozia listischem Rezept verfahren gewesen. In jenen Kreisen wird ja immer und um jeden Preis demonstriert, auch wenn die Erfolglosigkeit von vornherein klar ist. Die Nationalliberalen aber sind nie Doktrinäre gewesen, sondern haben von jeher praktische Politik getrieben. Zunächst entspricht eS einem alten Brauch, daß die im Parlament stärkste Partei den ersten Präsidenten stellt. Vorläufig haben die Konservativen in der Zweiten Kammer noch das Uebergewicht. Was hätte es denn genutzt, wenn gegen vr. Mehnerts Wahl etwa, mit unbeschrie benen Zetteln operiert worden wäre?! Seine Wahl war trotzdem sicher. Im Falle einer Demonstration hätte es sich aber außerdem ereignen können, daß den Nationalliberalen der Sitz des ersten Vizepräsidenten verloren ging, den sie in Händen haben. Ferner ist zu bedenken, daß auch darin ein Entgegenkommen der Konservativen zu erblicken ist, daß dem Liberalismus ein weiterer Platz im Präsidium eingeräumt wurde, den er früher nicht halte: als stellvertretender Sekre tär wurde der freisinnige Abg. Bär vorgeschlagen und ge wählt. Es haben also auch taktische Gesichtspunkte bei der Haltung der Liberalen mit gesprochen. Von der Präsidenten wahl allein hängt übrigens das Wohl und Wehe des Sachsen volks nicht ab. Sobald es gelten wird, in prinzipiellen Fra gen den Standpunkt zu wahren, wecken die Liberalen schon ihren Mann stellen. veniicder «»a Zscbürcdet. (Drr «achdruck mrsr«r Irtlich«» OriMalderlchte «ft nur mit ,e«a««r vuelleu-utabr s-ftamt.) Frankenberg, 21. Oktober 1907. foy. Der diesjährige Herbst-Jahrmarkt nahm, be günstigt von gutem Wetter, am gestrigen Sonntag seinen Anfang. Während sich vormittags die Straßen nicht so recht beleben wollten, setzte nachmittags ein umso stärkerer Verkehr ein. Dieser nahm besonders auf dem Dammplatz und inder engen Rathausgasse zeitweilig einen solchen Umfang an, daß es Mühe kostete, sich durch die Menschenmassen hindurchzuarbeiten. Nach dem Dammplatz zog es vor allem die Jugend, galt es doch, die dort sich bietenden Belustigungen aller Art „durch zukosten" Und unter denen, die da Kopf an Kopf gedrängt standen, woren sicher viele Fremde. Daß der Zuzug von außen gerade am Sonntag ganz außergewöhnlich stark war, er kannte man am besten aus dem Andrang Hu den beiden letzten Abendzügen nach Hainichen und Chemnitz. Denn da stand das Publikum auf dem Bahnhof „eingekeilt in drangvoll fürchterlicher Enge". foij Die nächste Theaterborstellnng -es Zahu'sche» Ensemble- findet nicht Mittwoch, den 23., sondern erst Mittwoch, den 30. Oktober, statt. f Einnahmen bei -en Staatseisenbahne». Nach vor- läufigen Festsetzungen betrugen die Einnahmen bei den säch sischen Staatseisenbahnen im Monat September insgesamt 13,180000 M., das sind 621900 M. mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Hiervon stammten 4,559000 M.; mehr 303900 M., aus dem Personenverkehr und 8,621000 Mark, mehr 318000 M., aus dem Güterverkehr. Die Ge- samteinnahme der Monate Januar bis mit September belief sich hiernach auf 112,987032 M., das sind 5,991933 M. mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 1906. Der Per sonenverkehr erbrachte 38,950856 M., mehr 889857 M., und der Güterverkehr 74,036176 M., mehr 5,102076 Mark. f Heller Oktober, viel Wi»d im Winter! sagt eine alte Wetterregel, die mit Bezug auf das anhaltende klare Oktoberwetter Beachtung verdient. Aber der Oktober gibt noch andere Anzeichen, von denen man auf den kommenden Winter zu schließen berechtigt ist. Da heißt es in einer Wetterregel: „Trägt's Häschen lang sein Sommerkleid, so ist der Winter auch noch weit". Auch die schwarzgefiederten Scharen der Krähen, wenn sie hoch in den Lüften über den Wäldern schreien, gelten dem Landmann als Wetterpropheten für den Winter, denn von ihnen heißt es: „Halten die Krähen Konvivium, sieh nach Feuerholz dich um!" Als eigentliche Grenzscheide zwischen Herbst und Winter aber gilt der 28. Oktober, der Tag Simon Juda, von dem es heißt: „Ist Simon Judas erst vorbei, dann rückt der Winter auch herbei." Bis dahin aber wollen wir hoffen, schöne Nachsommertage zu erleben. — DreSde«. Der Großherzog von Oldenburg hat dem ReichstagSabg. Syndikus vr. Stresemann das Ritterkreuz 1. Klasse des oldenburgischen Haus- und Verdienstordens verliehe«. — DreSde«. Die Kgl. Staatsregierung hat ein Gesuch um eine Unterstützung der im Jahre 1909 im Dresden geplanten Photographische« AnSstell««- in günstigem Sinne beurteilt und beschlossen, dar Unternehmen durch eine staatliche Garantiesumme von 20000 Mark zu fördern. Die staatliche Garantie geht der Privatgarantie voraus, ist aber andererseits nur unter der Bedingung vorgeschlagen worden, daß für einen etwaigen Fehlbetrag der Ausstellung zunächst der zugesicherte Beitrag der Stadt Dresden und alsdann erst der staatliche und weitere städtische Beitrag Dresdens von je 20000 Mark zu gleichen Teilen haftbar sein soll. — DreSde«. Nach dem Genuß von eingelegten Erd beeren erkrankte in Vorstadt Löbtau ein Ehepaar. Der Mann starb infolge eingetretener Bergift««g, da die Erd beeren verdorben waren, während die Frau sich auf dem Wege der Besserung befindet. — DreSde«. Hier wurde ein 20 Jahre alter Buchhalter festgenommen, dÄ: sich durch Berqußgabung großer Geld- betrüge in einem Restaurant verdächtig gemacht hatte. Wie sich herausstellte, hatte der Betreffende am Tage vorher seinem Arbeitgeber, einem Webwarenfabrikante« in'Hartha bei Wald heim, 700 Mark «uterschloge«, ^vovon er bei seiner Fest nahme nur noch etwa 8 Mark im Besitz hatte. — DreSde«. Am Freitag fanden hier fünf öffentliche sozialdemokratische Versammlungen mit der gleichlautenden Tagesordnung „Der HochverratSprozeß Liebknecht und der Militarismus" statt. In einer der Versammlungen ergriff von der nationalliberalen Partei vr. Schneider vaS Wort der Erwiderung. Als er geendet, erhob sich ein furchtbarer Tumult, sodaß die Versammlung polizeilich aufgelöst werd« mußte, vr. Schneider wurde verfolgt und tätlich angegriffen. Einer der Hauptanareifer wurde verhaftet. — Meitze«. Im Köhlerschen Grauitwerk, in dem seit Anfang Juli die Arbeiter im Ausstand sich befinden, sind nacht« durch Bubenhand eine Anzahl noch in Arbeit befind liche Erab-eulsteiue demoliert worden. Der Schaden soll 800 bis 1000 Mk. betragen. Daß Kählersche Werk ist trotz des noch aufrechterhaltenen Streiks wieder flott im Gange, da die Streikenden zum großen Teil durch andere Arbeiter ersetzt sind. Der Streik kann also, trotz der in der sozial demokratischen Presse enthaltenen gegenteiligen Behauptungen, als verloren für die Arbeitnehmer angesehen «erden. Die auch jetzt noch das Köhlersche Werk mit Streikposten um stellen, haben in den letzten Tagen direkt und indirekt Ver handlungen mit dem Besitzer des Werks anzubahnen gesucht, die aber durch diesen abgelehnt worden sind. Alle diese Um stände reden eine deutliche Sprache und lassen kaum einen Zweifel darüber, von welcher Seite diese Beschädigungen auS- gegangen sind. — Erimmttscha«. Wegen Beleidigung des Vorsitzenden des hiesigen Gewerbegerichts, deS Ratsassessors Hagemann, in zwei Artikeln des sozialistischen „Sächs. VolkShl." war dessen Redakteur Müller, am 8. Juli vom hiesigen Schöffengericht zu zwei Monaten Gefängnis und SO Mark Geldstrafe oder weiteren zehn Tagen Gefängnis Verurteilt worden. Die gegen dieses Urteil eingelegte Berufung wurde jetzt vom Land gericht Zwickau verworfen. — Pa«sa i. v. Einer vlutver-ifttm- erlege« ist in Untersteinbach der Gutsbesitzer Rüttinger. Er hatte sich bei der Grummeternte mit der Heugabel an der Hand verletzt und die unbedeutende Wunde anfänglich nicht beachtet. AIS der Arm anschwoll und ärztliche Hilfe herbeigerufen wurde, war eS schon zu spät. — A«S dem benachbarte« Böhme«. In Hohenelbe geriet der Fleischergehilfe Eiseln mit mehreren jungen Burschen in Streit. Die Burschen schlugen gemeinschaftlich solange auf den Gehilfen ein, bis er tot zu Boden sank. Dann schleppten die Totschläger den Leichnam bis an das Elbufer und warfen ihn in die Flut. Die Burschen wurden verhaftet. c-get-etebledtt. Deutsches Ne ich. — Der auswärtige Handel Deutschlands erreichte in den ersten neun Monaten dieses Jahres in der Einfuhr rund 6565 Millionen Mk., in der Ausfuhr 5134,9 Millionen Mk. Auf den Edelmetallverkehr entfallen hiervon in der Einfuhr 1544 Millionen, in der Ausfuhr 64,7 Millionen Mk. Gegen das Vorjahr nahm die Einfuhr um 453,2 Millionen die Ausfuhr um 620,6 Millionen Mk. zu. — Herr Erzberger! In der Briefdiebstahls-Affäre des Deutschen Flottenvereins hat der jüngst verstorbene ReichS- tagsabgeocknete Kaplan Dasbach noch kurz vor seinem Tode dem Untersuchungsrichter eine bedeutungsvolle Mitteilung gemacht. D. war vielfach als Zeuge vorgeladen worden, weil angenommen wurde, daß er in nahen Beziehungen zur Tat und dem Täter stände. Er konnte aber infolge seiner Krankheit nicht vernommen werden. D. hat später in einem an den Untersuchungsrichter gerichteten Schreiben jegliche direkte Beziehung zur Tat in Abrede gestellt, gleichzeitig aber erklärt, daß der ReichStagsabg. Erzberger ihn vor dem Er scheinen des ersten Artikels im „Bayr. Kur." ersucht habe, in die Presse zu bringen, in welcher Weise vom General Keim bezw. dem Flottenverein bei dm Reichstag-Wahlen gegen das Zentrum agitiert worden sei. Er (Dasbach) habe dies Ansinnen abgelehnt, well ihm die Quelle der Mitteilungen „nicht tadellos" erschienen sei. Unmittelbar nach dieser Unter redung zwischen Dasbach und Erzberger sind am 4. und 5. Februar dss. I. die Artikel im „Bayr. Kur." erschienen. Der vom Untersuchungsrichter darauf als Zeuge vernommene Abg. Erzberger hat die Angaben von Dasbach bestätigt, be züglich der Herkunft des Materials zu den Artikeln im „Bayr. Kur." und der Täterschaft deS Janke beim Brief diebstahl aber seine Aussage verweigert, weil er durch die Aussage der Wahrheit sich selbst die Gefahr strafgerichtlicher Verfolgung zuziehen würde (!!). — Das ist Herr Erzberger! Es ist dabei ohne Bedeutung, ob er der Hehler oder der Stehler der Keim-Briefe gewesen ist; denn in beiden Fällen ist der Mangel an Ehrgefühl und Anstand der gleiche. Doch ist die Person des Herrn Erzberger nicht so wlchtig, als die Frage, ob die Zentrumspartei, die sich so gern als Vor kämpferin der christlichen, d. h. sittlichen Weltanschauung auf spielt, eine Persönlichkeit von diesem moralischen Niveau jetzt noch länger in ihrm Reihen duldet. — Die Techniker beim Staatssekretär -e» J««er«. Die aus sechs Herren bestehende Abordnung des sozialen Aus schusses von Vereinen technischer Privatangestellter unter breitete in einer anderthalbstündigen Konferenz dem Staats sekretär des Innern v. Bethmann-Hollweg die Wünsche der technischen Angestellten hinsichtlich der Ausgestaltung der Arbeitskammern. Die im sozialen Ausschuß vereinigten Tech niker-Organisationen lehnen die Schaffung von besonderen Berufskammern ' ab, wünschen aber angemessene Vertretung in den Arbeitskammern. — Zur 8etreidepreiSsteißtr««ß. In Ungarn schweben Erwägungen über ein Ausfuhrverbot für Futtermittel» in Rumänien wird wahrscheinlich dv Ausfuhr von Mais ver boten werden und in Italien sind Verhandlungen wegen Er mäßigung oder Aufhebung der Getreidezölle eingeleitrt wor-