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doch selbst gehen, um das Verlangte zu holen und nach Len säumigen Dienstboten zu sehen und sich infolgedessen den An fang der sie sehr inlercssicreuden Unterhaltung entgehen lassen. Nach unglaublich kurzer Zeit lehrte sie zurück. Tie ge- wünschte Flasche Wein, den Korkzieher und zwei Römer in den Händen, nahm sie sich nicht erst die Zeit, ein Präsentier- trelt zu holen, sondern setzte alles sau» ta^ou vor den beiden Herren auf den Tisch, es dem Neffen überlassend, die Flasche zu öffnen. Verwundert schaute dieser auf, doch als er sah, wie die Tante einen Sessel hcrbeizog, sich mit an den Tisch setzte und mit gespannter Miene von einem zum andern sah, da merkte er, was die Glocke geschlagen und daß keine Macht der Welt die, wieder einmal durchaus nicht Neugierige, von ihrem Platze vertreiben würde. Auch der Toktor schien dieselbe Be merkung gemacht zu haben, er blinzelte psifsig über sein Glas hinweg, als er mit Steinhausen anstieß. Mit Kennermiene schlürfte er in kleinen Absätzen den guten Tropfen, stieb mächtige Rauchwolken aus seiner Zigarre und strich sich gemächlich den langen, grauen Bart. Tante Matchen verging bald vor Un geduld, daß er das unterbrochene Gespräch wieder auf- nehmen sollte. .Hm, hm! Also so sicht's!* meinte er endlich nach denklich. »Ja, lieber Freund, da wird Ihnen weiter nichts übrig bleiben, als das kleine Frauchen auf ein paar Wochen ins Bad zn schicken. Nach M. . . zum Beispiel, da droben in den Alpen. Tas hat schon Wunder an jungen Frauen getan. Cie wissen schon, was ich meine!* setzte er, Stein hausen mit den Augen lustig znzwinkcrnd, hinzu. „Tann hat alle Not auf einmal ein Ente! Nicht wahr, Fräulein Malchen?" „Ich weis; ja nicht, wovon die Rede ist,* gab diese aus weichend zurück. „Tu hast cs ja gehört, daß der Doktor Marie-Ngnes in «in Bad schicken möchte," meinte Steinhausen etwas un geduldig. „Er hält einen Aufenthalt in schöner Bergluft für sehr vorteilhaft für ihren Zustand. „Ach so," lautete die spöttische Antwort. „Als ob wir hier auf dem Lande nicht die beste Luft hätten! Und an daUvt, von CH. de Beriot. Ouvertüre zur Operette: „Die Frau Meisterin" von F. v. SuppS. Konzert-Variationen für Posaune von I. Friedemann (Herr Fleischmann). Im Wald und auf der Heide; Tongemälde von F. Zickoff. DaS Leben ein Traum, Walzer von Bruno Siegert. Wte in der Regel, so wird auch diesmal dem Konzert ein Ball folgen. -f Dottorpromotio» studierender Lehrer. Bezüglich der Doktorpromotion der studierenden Lehrer an der Univer sität Leipzig hat der Vorstand des Sächsisch« Lehrervereins folgende Resolution beschlossen: „Nach einer dem Vorstand zugegangenen Mitteilung besteht die Gefahr, daß die PromononSbedingungen für studierende Volksschullehrer an der Universität Leipzig ver schärft werden. Jede derartige Erschwerung würde eine Schädigung des Entwicklungsganges der BolkSschullehrer- schaft und deS Ansehen- derselben nach sich ziehen. Darum hegt der Vorstand des Sächsischen Lehrervereins die be gründete Hoffnung, das Ministerium deS Kultus und öf fentlichen Unterrichts werde diese Gefahr baldigst beseitigen.* Diese Resolutton soll dem Ministerium und der philo sophischen Fakultät der Universität Leipzig übermittelt werden. f Kür Erzgebtrgstouriste«. Ein für den Touristen verkehr im Erzgebirge wichtiger Bescheid ist dem Vorsitzenden des Erzgebirgsvereins, Seminaroberlehrer Möckel in Schnee berg, auf eine Eingabe von ihm hin durch die k. k. Finanz- Bezirks-Direktion in Eger wie folgt zuaegangen: Zufolge deS Erlasses der k. k. Finanz-Lande-direktion in Prag vom 17. Mai 1907 wird Ihnen über die von einem Mitglied deS EygebtraSverein» in Zwickau i. S. an die gesamte Behörde ge richtete Beschwerde vom 16. Februar 1907 bekannt gegeben, daß unter einem die an der sächsisch-böhmischen Landesgrenze ge legenen k. k. Zollstellen deS hiesigen Finanz-Bezirkes von hier auS und jene deS FinanzbezirkeS Üomotau angewiesen werden, den Touristen beim Ueberschreiten der sächsisch-böhmischen LandeSgrenze da- tunlichste Entgegenkommen zu bezeichn. Zugleich wird eröffnet, daß gemäß Artikel L. 2. l. deS Zoll- tarifgesetzes vom 13. Februar 1906 R.-G.-Bl. Nr. 20 von Rei senden als zollfrei belassene Menge von Nahrungsmitteln und Arzneien zum Verbrauch während der Reise, ferner an Tabak nicht mehr als 10 Stück Zigarren, 25 Zigaretten und 35 Gramm Tabak, Insofern diese Gegenstände nur zum eigenen Gebrauch deS Reisenden bestimmt und hinsichtlich der Beschaffenheit und Menge dem Bedarf, dem Stande und den sonstigen Verhältnissen desselben angemessen sind, eingrführt werden dürfen. h Habt Acht auf die Legitimationspapiere! Es empfiehlt sich, von Zeit zu Zeit danach zu sehen, ob man seine Geburtsurkunde oder seinen Taufschein, seine Heirats urkunde oder seinen Trauschein, seinen Einwohnerschein oder Heimatsschein in seinem Besitz hat. ES empfiehlt sich das öftere Nachsehen nach diesen Urkunden, namentlich bei. alten Leuten, die lange Zeit hindurch die Papiere nicht mehr ge braucht haben und plötzlich infolge überkommener Krankheit in eine Heilanstalt gebracht werden müssen. In sämtlichen Heilanstalten ist eS unerläßliche Bedingung, die Personalien deS Kranken gewissenhaft sestzustcllen, und dies kann nur er folgen, wenn die Personalurkunden der Kranken bei der Ein bringung in die Heilanstalt gleich mit vorgelegt werden, was sehr oft nicht der Fall ist, weil die Angehörigen der Ästanken in der Regel nie daran gedacht haben, einmal nach ihren Ausweispapieren oder nach denen ihrer Angehörigen Umschau zu halten. Wenn z. B. der Vater oder die Mutter bei dem Sohn oder der Tochter wohnt, so sollte der Sohn oder der Schwiegersohn peinlich darauf achten, daß der Geburtsschein oder Trauschein in dem Besitz des betreffenden Elternteils oder in seinem Besitz ist, damit bei plötzlich eintretendem Todesfall oder bei schweren Erkrankungen diese Urkunden den Verwaltungen der Heilanstalten oder dem Standesbeam ten bei der Anmeldung des Sterbefalls mit vorgelegt werden können. Nur wenn hier entsprechende Sorgfalt auf das leichte Auffinden solcher Personalurkunden gelegt wird, erspart man sich viele Wege und Unannehmlichkeiten. f Bei Postseuduuge« mit Veereuobst, die bei Beginn deS Sommers häufig zur Versendung gelangen, ist eine be sonders sorgfältige Verpackung geboten, damit nicht durch den während der Postbesörderung etwas heraustretenden Saft an dere Sendungen beschädigt werden können. Da der Absender für den durch fahrlässige Verpackung verursachten Schaden auszukommen hat, empfiehlt es sich, derartige Kisten, Schach teln oder Körbchen mit Holzwolle oder dergleichen so auSzu- lcgen, daß der etwa austretende Saft aufgesogen wird. Bei dieser Verpackungsweise wird der empfindliche Inhalt nicht (Marie-<Agnee. Ein Frauenroman von W. Schönau. - - - - Machdru« »rrr«t»i-.j Steinhausen beachtete diesen Sermon sehr wenig, er lachte amüsiert weiter. „Tampfnndcttrieb! Ter Ausdruck ist zu famos! Dafür belonnnt Frau vo« Landau einen Handkuß! Tante Male, sei kein Frosch, lach' mit!* Er umfaßte die lleiue, dicke Dame und drehte sie ein paar mal im Kreise herum, bis sie «ach Atem ringend um Gnade schrie. Ta ließ er sie auf das Korbsosa in der Veranda fallen, setzte sich zu ihr und fuhr sich mit dem Tafchcnlucbe über das gerötete, lachcudc Gesicht. Tante Maichcn fächelte sich mit den; Echttrzcnzipfel Kühlung zu, wobei sic nach Luft schnappte, wie ein aufs Trockene geratener Karpfen. Sic wußte nicht recht, sollte sie lachen oder zürnen?— Während beide von dem Echanffcmcnt dieser Szene sich zu erholen suchten, ertönte die elektrische Glocke der Garten pforte und Schritte nahten sich der Veranda. Steinhausen sprang auf und ging der behäbigen Männcrgestalt entgegen, die auf dem breiten Kieswege daherkam. „Toltorchcn, Sie kommen wie gerufen!* rief er mit sichtlicher Freude und schüttelte dem Gaste die Hand. „Eben Mach ich noch davon, Sic einmal hcrzitieren zu wolle«.* „Nauu?* rief der Toktor erstaunt und begrüßte den Hausherrn und die Taute. „Was ist dcnu los? Ist jemand trank?* „Erst setzen, Doktorcheu!* bat Steinhausen und drückte den alten Herrn in einen Sessel, holte den Zigarrenkastcn Herbci und schob das Feuerzeug in seine Nähe. Tann bat er die Tante, eine Flasche Rüdesheimer bringen zu lassen. Er wollte sichtlich gern mit allein dem Arzt verhandeln, doch Tante Malchen ließ sich nicht so leicht beiseite schieben. Zu was gab cs denn elektrische Klingeln? So anhaltend sie jedoch auch auf den kleinen Elfenbein knöpf drückte, einen wahren Höllenlärm auf dem Korridor da durch veranlassend, kein dienstbarer Geist ließ sich blicken. Las war doch über di« Maßen ärgerlich! Mugtr sie nun zerdrückt, sondern in tadellosem Zustand den Bestimmungsort erreichen. — Kreidern. Das 11. silchfische BaudeSkegelu, das vom 6. bis 10. Juli hier stattfindet, wird einen außerordent lich starken Besuch nach der alten Bergstadt führen. Die 52 Meter lange und 17,60 Meter hohe Kegelhalle, die 16 Bahnen fassen wird, ist bereits im Bau begriffen. Zur Be- auemlichkeit der Besucher sind große Büfetträume, Lese- und Schreibzimmer, SanitätS- und Feuerwache, Wasch- und Fri- sier-Salon, auch ein Raum für Post und Fernsprecher usw. vorgesehen. Der Gabentemprl ist infolge der zahlreich ein gegangenen Preise reich dotiert. Bereits jetzt schon stehen annähernd 6000 Mk. zum Ankauf von Ehrenpreisen zur Verfügung. — Freiberg. In der Prozeßverhandlung gegen die Siebealehuer Brandstifter wurden in der am Montag nachmittag 4 Uhr wieder aufgenommenen Sitzung dieselben Feststellungen gemacht, wie am Vormittag: auch beim sog. „Siebenhäuser-Brand* nichts wie Brandlegungen durch Feuer wehrleute, die in einem Falle sogar von einem Stadtver ordneten, namens Franke, zu dem Verbrechen angestiftet (!) worden sind. Die Häuser waren, ehe der „rote Hahn* geflogen kam, auf den Böden geräumt worden, dafür aber mit Holz, Heu und Stroh vollgestopft worden, „damit eS besser brenne*. Und wo eS nicht „tüchtig brennen* wollte, haben verschiedene der Angeklagten durch Einhacken der Dächer und Herbeiführung vonZugluft nachgeholfen. Auf der Stelle, wo die weggrfeuerten sieben Wohnhäuser gestanden, waren große Schachteinbrüche eingetreten. Unter Bezugnahme darauf äußerte in der Verhandlung ein Angeklagter, daß schon seit länger als zehn Jahren der Plan bestanden, die Häuser von Köhler, Naumann, Rost, Anders, wenn einmal dort etwas passierte, weazubrennen; er habe eS auS reiner Christenpflicht getan, um Köhler vor Schaden zu bewahren. Der Staatsanwalt konstatierte durch den Mitangeklagten Feuerwehrhauptmann a. D. Zetzsche, daß bet einem der Brände nicht einmal eine Spritze naß gemacht wurde, daß eine Spritze überhaupt kein Wasser gegeben und daß eS ge heißen: „Wenn Wasser kommt, laßt eS gleich ins Loch laufen, dann sind die Leute gerettet!* DaS Löschen wurde nur markiert. DaS eine HauS sei ledenfalls deswegen zum Anbrennen ausgewählt worden, weil es die meisten Brennstoffe enthielt, und man konnte erwarten, zwei anstoßende Häuser würden ohne weiteres auch in Brand geraten. Als die Naumannsche Restauration brannte, die weggefeuert wurde, weil sie im damaligen Zustand nicht zu ver kaufen war, veranstaltete die wackre Stebenlehner Feuerwehr ein großes Trinkgelage. Naumann hatte die bekannten „Spendier hosen* an. Und schließlich zankten sich die Feuerwehrleute, weil sie nicht einig darüber waren, ob sie Lager oder Bayrisch Bier trinken sollten! Der Gendarm, der auf den Boden ging, fand dort eine brennende Petroleumlampe, auf die Säcke und andere Gegenstände geworfen waren. Der Gendarm trat daS Feuer auS. DaS vom Gendarmen auSgelöschte Feuer hatte Kaden später wieder angezündet. Feuerwehrhauptmann Zetzsche, der an; Naumannschen Dache Steiger sah, stürmte hinauf, um sie herunterzuholen. Da sah er am Dachboden den Straube, der im Feuer herumrührte, damit es bester brenne. „Du bist aber ein lieber Versicherungs agent*, sagte Zetzsche zu Straube, worauf ihm letzterer erwiderte: „Ich bin in erster Linie auch noch Baumeister!* An der Dach kammer standen Feuerwehrleute, die Hände in der Hosen tasche, und sahen dem Feuer zu, andere schleppten Stühle und Bretter herbei, um sie inS Feuer zu werfen. Zetzsche habe ihnen noch zugerufen, sie sollten sich ja nicht erwischen lasten. Mit diesen Feststellungen sand die Montagssitzung abends '/,8 Uhr ihr Ende. Am DirnLtag wurde sie fortgesetzt. Hier wurde sestgestellt, daß der Restaurateur Naumann auch noch Versicherungs betrug begangen hatte. Die von ihm ausgestellte Schadenrech nung war so «saftig*, daß der Versicherungsinspektor nicht aus der Verwunderung herauSgekommen ist. Bor allem seien ihm die vielen Getränke aüfgefallen, die angeblich mit verbrannt wären. Bei dem „Siebenhäuser-Brand* kam auch daS ver brecherische Einverständnis des Bürgermeisters Barthel zutage. Der gewissenhafte Herr feuerte die Leute beim „Niederreißen* (Ntcderbrennen) an mit den Worten: „Nur vorwärts, damit wir bald zu Ende sind! Die (Hausbesitzer) werden sich noch mit der Hand bedanken." Außerdem soll der Bürgermeister dem Feuer wehrhauptmann Zetzsche am Abend vorher gesagt haben, zuerst müßten die vier Häuser drüben und dann die vier hüben weg (!!). Beim nächsten unter Anklage stehenden Brandfall sagt Zetzsche vor Gericht aus, daß er nach Verlassen des Naumannschen Haukes den Bürgermeister getroffen habe, der ihn anrief: „Nehmen Sie sofort soviel Leute, als Sie haben, und lassen Sie die Häuser von Streubel und Bitterlich „abbrechen* (das hieß in der Sieben- lehner „Jeuerwehrsprache" soviel wie wcgfeucrn. D. Red ), die müssen noch weg!" Der Befehl wurde zwar ausgeführt, aber Zetzsche gibt an, es wäre den Feuerwehrleuten nachher doch satal gewesen, daß der Brand eine so große Ausdehnung angenommen habe, und es wäre unter ihnen Mißstimmung entstanden. In der Feuerwehrstunde kam dieses auch zur Sprache. Man beabsichtigte, dem Kommando Barthels nicht mehr zu folgen und es eventuell auf einen Bruch ankommen zu lassen. Die Bewohner äußerten sich später, die Feuerwehr sei wie eine Räuberbande auf ihre Häuser losgegangen, sodaß es sogar vor dem Streubelschen Hause zwischen Streubel und mehreren Feuerwehrleuten zu Tät lichkeiten kam. Straube soll Streubel mit dem Stelgerbeil auf die Schulter geschlagen haben, worauf dieser mit Gewalt in sein HauS gesteckt wurde. Der Gendarm Rudolph fand den Feuer- wehrbauptmann Zetzsche auf dem Dachboden Streubels, wie er vor einem in Brand gesetzten Holzstoß stand und die Flammen angefacht habe (I). Straube hackte'auch, um Zugluft zu schaffen, daS Dach auf. Der Brand wurde förmlich „auSgebrütet". Auch Bitterlich wurde mit Stein handgemein, weil sein HauS „nieder- gerissen* werden sollte. Selbst die Feuerwehrleute wollten, wie behauptet wird, tellweis« nicht recht an den „Abbruch* Heran gehen, da eS sich um zwei ganz schöne Häuser handelte, die nicht einmal im Wege standen. Au diese allgemeine Vernehmung reihte sich eine solche über kleine Vorfälle, u. a. darüber, ob der Bürger meister daS Spritzen verboten, ob man den Feuerwehrleuten die Schläuche von unten auS der Hand zog. Ferner wurde OttoS „steinerner Kasten", der nicht so richtig weggebrannt war, wie er sollte, einfach mit Winden elngestoßen und ganze HauSteile ein gerissen, die man beim Bau wieder hätte verwenden können. Greif soll auch nach seinen eigenen Aussagen in „Schwulitäten" gewesen sein. Er hatte bereits Jeuerlärm gemacht, als man noch gar nicht- vom Brande bet Otto gesehen; das Feuer wollte nicht recht brennen. Früher hatte er zu Protokoll gegeben: „Brennen ist dort (in Siebenlehn) weiter gar nichts, das ist an der Tages ordnung, die Geschäfte gehen schlecht und groß tun wollen die Schuster alle, und da ist da; Ende vom Liede, daß sie die Buden anbrennen. Anbrennen oder aufhängen, anderes bleibt da nicht übrig. Die Nächte hindurch spielen und nicht heimgehen und das liederliche Leben in Siebenlehn, da haben Sie. den Grund. Wenn eS brennt, ist das so etwas Gewöhnliches, daß der Zehnte nicht einmal zum Fenster hinauSsteht. Als der alte Bürgermeister und Jeuerwehrhauptmann noch da waren, ließen sie so etwas nicht zu. Seit der Amtszeit deS neuen Bürgermeisters und Haupt manns ist eS schrecklich; ich will den beiden Männern nicht alles in die Schuhe schieben, aber wenn sie Einhalt getan hätten, wäre die Ausdehnung keine so große geworden. ES war der Schacht einsturz nur die günstige Gelegenheit zu allem geweken; als der Schacht niederging. lag cs in der Luft, daß etwas passiert." Greif gab auch zu Protokoll, daß bei dem Brande ein so wüstes Trei ben war, wie er eS in den 20 Jahren, seit er bei der Feuerwehr war, noch nicht erlebt habe. Es hieß: „Heute brennen zwei Schänken, da muß cs hoch Hergehen." Gegen '/.1 Uhr wurde die Vernehmung der Angeklagten geschlossen und die Verhandlung bis ^,4 Uhr ausgesetzt. . — Dresden. Der Besuch des Königs Friedrich August am Detmolder Hofe wird, wie nunmehr festgesetzt ist, am 20. Juni erfolgen. — Dresden. Die dritte Strafkammer verurteilte die internationalen Jnwelevdtede, den Händler Hier und den Kaufmann Henninger, die am 13. März einen Dresdner Ju welierladen ausraubten und für 3000 M. Schmuck erbeuteten, zu sechs und vier Jahren Zuchthaus. — Meitze«. Tödlich verunglückt ist bei einer Spa zierfahrt infolge Scheuens des Pferdes auf der Straße zwischen Niedermuschütz und Zehren die Frau des Schmiedemeisters Quaas aus Lommatzsch. Die Frau sprang aus dem Wagen, in den; sich noch ihr Gatte und eine Tochter befand, und schlug so heftig auf die Straße auf, daß sie einen Schädel bruch erlitt. — Leipzig. Der achtwöchige Streik der hiesigen Malergehülfen ist beendet. Die Streikenden haben die Arbeit ausgenommen, ohne wesentliche Vorteile erreicht zu haben. — Leipzig. In der Nacht zum Dienstag fuhr ein Kraft fahrzeug in rasendem Tempo in eine« BarbierladtU hi nein! Die Eingangstür wurde zertrümmert, doch kamen glücklicherweise Personen nicht zu Schaden. Der Chauffeur hatte den Wagen gleich nach dem Unfall verlassen und sich aus dem Staube gemacht. — Kühnhaide. Der Klöpplerin Timmel in Kühnhaide hat die Kreishauptmannschaft Chemnitz für die mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Errettung eines fünfjährigen Knaben vom Tode des Ertrinkens eine Geldbelohnung bewilligt. — Wolkenstein. Der König hat dem Hausmann E. Winkler in Wiesa für die von ihm am 6. April dieses Jahres mit Mut und Entschlossenheit und nicht ohne eigene Lebens gefahr bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Er trinkens in der Zschopau bei Wiesa die Lebensrettungs medaille verliehen. — Stollberg. Die Differnzen in der Görnerschen Strumpf fabrik im nahen Mitteldorf sind nun ans gütlichem Wege beigelegt worden. Die Firma erhöhte die Löhne bis zu 10 Prozent und verkürzte die Arbeitszeit um täglich eine Stunde. Die Arbeiter zogen hierauf die schon eingereichte Kündigung wieder zurück. — Zwickau. Infolge des Belegschaftsbeschlusses vom Sonntag haben auf den Brückenbergschächten bereits über 50V Bergleute, besonders Förderleute und Tagearbeiter, Bergen fehlt es auch nicht — da haben wir den Hutberg und den Kapcllenbcrg —" „Freilich, freilich!" unterbrach sie der Doktor lachend. „Aber daraus kommt es nicht an. Luftveränderung, Höhen luft — das ist's, was dem kleinen Frauchen ihre frühere Frisch« zurückgeben kann. Und die Bäder und der eisenhaltige Brunnen in M... . werden ihre wohltätige Wirkung bei ihr auch nicht verfehlen. Was meinen Sie, Fräulein Malchen, wie sehr sich gewisse Leute freuen würden, wenn es plötzlich einmal hieße: auf Steinhausen aibt's eine Taufe!" „Ach Goth Herr Doktor!" schrie die Tante in Hellem Entzücken auf, während ihr rundes Gesicht vor eitel Freude glänzte. Dieser Hinweis aus eine mögliche Erfüllung ihres Lieblingswunsches, den sie ihrem Neffen gegenüber niemals laut werden lassen durfte, genügte vollständig, um all' ihren Groll zu besiegen und mit dem Gedanken an die geplante Badereise sich zu versöhnen. „Na, man sachte niit die jungen Pferde!" beschwichtigt« Doktor Sommer die Aufgeregte. „Soweit sind wir noch lange nicht. Ich sagte nur: „wenn!" „Ach, Tu Grundgütiger!" seufzte Tante Malchen die Hände faltend und mit ihren blaßblauen Aeuglein den Himmel suchend. „Wenn ich das noch erleben dürfte!' Steinhausen war ausgestanden und an daS Fenster ge treten. Seine Finger trommelten nervös an die Scheiben. Dieses Thema behagte ihm ganz und gar nicht. Jetzt trat der Toktor zu ihm, legte die Hand auf seine Schulter und versuchte ihm in das finstere Gesicht zu sehen. „Na, Ner- ehrtesier! Ueberlegen Sie sich einmal die Sache. Aber nicht zu lange, wenn ich bitten darf. Je eher, desto besser!* „Ich kann jetzt unmöglich adkommen Doktor," sagte Stein hausen bekümmert. „Die neue Förderniaschine wird in nächster Zeit aufgestellt, da muß ich unbedingt dabei sein. Allein lasse ich aber Marie-AgneS unter keinen Umständen reisen.* „Täte ich auch nicht, mein Lieber! Da muß eben Tante Malchen mitreisen." „Sie sind wohl nicht bei Tröste Herr Doktor!* fuhr diese entrüstet aus. „WaS sollte denn hier auS der Wirtschaft werden?" (Fortsetzung folgt.)