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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 15.06.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190706158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19070615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19070615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-06
- Tag 1907-06-15
-
Monat
1907-06
-
Jahr
1907
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schiedcne Wochen; auch ist durchaus nicht vorauSzusehen, ob die Ernte gut hereingebracht werden kann. Die Weizenpreise dürften wohl nur vorübergehend eine Senkung ausweisen, denn hier haben die Anbauflächen ganz beträchtliche Einbußen erfahren. fr. Auerswalde. Unter der Unkluge de» Zenaen- meiuetdS »ad der Anstiftung hierzu hatten sich gestern vor dem Chemnitzer Schwurgericht der 47jährige, in GarnS« dorf wohnhafte noch unbestrafte WirtschastSbesitzer Friedrich Hermann Eduard Fritsching und der 48 Jahre alte Guts besitzer Friedrich Richard Franke von hier zu verantworten. Franke hatte, obwohl er im Oktober 1905 das bisher von ihm betriebene Gewerbe des Viehhandels abgemeldet, dieser Beschäftigung immer noch bis in den Februar 1906 obgelegen. Deshalb kam er zur Anzeige. U. a. war ihm zur Last gelegt, an den Mitangeklagten Fritsching eine Kuh verkauft zu haben. Bor dem Kgl. Amtsgericht Frankenberg deshalb vernommen, behauptete Franke, die Kuh an Fritsching verschenkt zu haben, was letzterer auch bestätigte. Diese Aussage war nach erfolgter Vereidigung Fritschings von diesem auch in einer späteren schöffengerichtlichen Verhandlung abgegeben worden. Es stellte sich jedoch heraus, daß diese Angabe nicht den Tatsachen ent sprach und daß Fritsching in seiner Eigenschaft als Zeuge von dem seinerzeit unter Anklage stehenden Franke zu dieser Lüge angestiftet worden war. Franke hat bei der Verleitung zum Zeugenmeineid dem Fritsching die nachträgliche Schenkung der Kuh in Aussicht gestellt und darüber hinterher auch ein Schriftstück ausgefertigt. Franke suchte in der gestrigen Ver handlung durch beharrliches Leugnen der Angelegenheit ein anderes Gesicht zu geben, während Fritsching ein offenes Geständnis ablegte. Die Beweisaufnahme ergab aber die Schuld Frankes und so wurde er auf Grund des Spruches der Geschworenen wegen Anstiftung zum Zeugenmeineid zu 3*/, Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust, Fritsching dagegen wegen Zeugenmeineids zu 1 Jahr Gefängnis und zweijährigem Verlust der Ehrenrechte verurteilt. — Chemnitz. Das große Konzert, das der Erzgebirgische Sängerbund anläßlich der Weihe des neue« Bundes- banuerS kommenden Sonntag im festlich geschmückten Saale des „Kaufmännischen Vereinshauses" veranstaltet, beginnt pünktlich vormittags 11 Uhr. Ueber 1300 Sänger werden an den Massenchören mitwirken. Das ist eine so große Zahl, wie sie bisher in Chemnitz bei ähnlichen Konzerten auch nicht annähernd erreicht wurde. Außer dem stattlichen Bundeschor wirken noch ausgezeichnete Solisten mit: die Oratoriensängerin j Frau E. Grassegger (Sopran) und ihr Gatte, der geschätzte Baritonist des Chemnitzer Stadttheaters, E. Grassegger; ferner werden noch der Orgelvirtuose Eugen Richter-Chemnitz und die gesamte Kapelle des 104. Jnf.-Rgts. unter persönlicher Leitung des Königl. Musikdirektors Asbahr angenehme Ab wechselung in das Programm bringen. Das Konzert wird */,1 Uhr beendet sein. Eintrittskarten sind möglichst bald in der Hofmusikalienhandlung von C. A. Klemm (Roßmarkt) zu Vorverkaufspreisen zu entnehmen; an der Kasse sind zum Festtag ebenfalls noch Eintrittskarten, aber zu erhöhten Preisen, zu erhalten. — Chemnitz. Gestern nachmittag in der dritten Stunde wurde auf der Ferdinandstraße unweit des Wilhelmplatzes das 4jährige Töchterchen des auf genannter Straße wohnenden Schlossers Lange von einem einspännigen Fleischtransport wagen Aberfahre« und so schwer verletzt, daß es alsbald starb. Ob dem Geschirrführer ein strafbares Verschulden an dem Unfall beizumessen ist, bedarf noch der näheren Erörterung. - Freiberg. Nach Wiederaufnahme der Verhandlung am Mittwoch nachmittag wurde im Siebeulehuer Braud- stifter-Prozetz zunächst der frühere Kommandant der Sieben- lehner Feuerwehr, Friedrich Josef Klaus, vernommen. Er war von 1893 bis zum Tage der „Feuertaufe" des Bürger meisters Barthel (1. Dezember 1902) Hauptmann der Wehr. Er legte damals, und zwar während des Brandes des Tiele- mannschen und eines anderen Hauses — angeblich wegen zu hohen Alters — sein Amt nieder und überließ dem Bürger meister Barthel die Brandleitung. Bei der Vernehmung kann sich der Zeuge auf Hauptsachen angeblich nicht mehr besinnen und entschuldigt vieS vor Gericht, daß der Fall sechs Jahre zurückliege und er bei seinem Alter da nicht mehr jedes Wort wissen könne. Um Klaus zu wahrheits getreuen Aussagen zu veranlassen, hält der Staatsanwalt ihm je doch vor, daß heute Tielemaun und mehrere Genosse« iu Siebenlehn wegen Verdachts der Brandstiftung verhaftet worden seien. Dieser Hinweis fruchtete nicht. Klaus blieb aber wegen Verdachts gewisser Teilhaberschaft am Forsthofbrand un vereidet. Es folgt die Vernehmung einer Reihe weiterer Zeugen, die im wesentlichen bereits bekannte Vorkommnisse mit ihrer Aus sage und ihrem Eid bekräftigen. Beim Verhör des aus dem Zuchthaus vorgeführtcn Zeugen Koch, der gegenwärtig dort eine ihm wegen Brandsti'tung auferlegte zehnjährige Freiheitsstrafe verbüßt, kommt wieder ein neuer Fall der verbrecherischen Tätig keit des ehemaligen Bürgermeisters Barthel zur Sprache, Koch, der früher der Siebenlehner Feuerwehr angehörte, sagt aus, daß Starke beim Forsthofbrand einen glühenden Balken in den Pferde stall habe stecken wollen. Auf sein Zureden habe St. davon ab gelassen, da zuviel Leute herumstandcn. Er sei aber dann in den Stall hineingegangcn und habe diesen von innen angezündet, „weil ihm das der Bürgermeister besohlen habe". Nach einer weiteren Aussage des Zeugen wäre jedes Feuer ein großes Fest für die Wehr gewesen und „alles habe einen kräftigen Rausch ge habt". Koch gibt auch an, daß demnächst die Paulsche Brauerei hätte weggefeucrt werden sollen, „weil sie eine große Esse hätte, die den Rauch immer auf gewisse Grundstücke trieb und auch un günstig vor der Reinsberger Straße lag". Zum Schluß sagt der Zeuge aus, „wenn man früher schön leben wollte, hätte man bloß zur Feuerwehr zu gehen brauchen; einmal hatten die Mitglieder Vergnügen durch die Prämien, wenn es brenne, gab es auch jedesmal etwas oder die Stadt bezahlt — so kam man gar nicht aus den Vergnügen heraus!" Nach der Vereidigung dieses Zeugen wurde die Verhandlung auf den nächsten Vormittag vertagt. Am Donnerstag vormittag wurde aus dem Zuchthaus, wo er eine vierjährige Frciheitsstcase wegen Inbrandsetzung seines eigenen Hauses veibüßt, als Zeuge der Produktenbändler Päßler vor- grsührt. Von ihm erfährt man erst, wie die Sicbenhhner Feuer wehr bei Bränden sich auf Schnaps und Bier stürzte. Beim Nanmannschen Brande sei das Lagerbier gleich aus der Spül wanne getrunken worden. Seine weiteren Aussagen über die ! Brände selbst bestätigen nur bereits Bekanntes. Das Gleiche ist s der Fall bezüglich der Angaben der nach ihm vernommenen Zeugen. § Als die Verhandlung nachmittags 1 Uhr auf drei Stun den vertagt wird, sind bereits 33 Zeugen verhört worden. — Annaberg. Zu dem von uns berichteten Dcckencin- sturz in der Druckerei des „Annab. Wochenbl." stellt diese Zeitung fest, daß nicht neun, sondern u«r drei Arbeiter verschüttet und leicht verletzt worden sind. Heute ist be reits der volle Betrieb in der Druckerei wieder ausgenommen worden. — Zwickau. Das neue Krüppelheim für die Kreishaupt mannschaften Zwickau und Chemnitz auf dem Windberg wurde unter Teilnahme von Vertretern staatlicher, städtischer und kirchlicher Behörden feierlich eiugewetht. Die Weiherede hielt Superintendent vr. Kober-Auerbach. Kirchenrat Moll- witz-Dresden überbrachte die Grüße der Pfleglinge deS Krüppel heims Niederlößnitz bei Dresden, der zweiten derartigen Anstalt in Sachsen. Dieses wie daS Zwickauer Heim sind zurzeit mit je 60 Pfleglingen belegt. — Awicka«. Zur Bergarbeiterbewegung im Zwickauer Revier wird jetzt berichtigend mitgeteilt, daß in den letzten i zwei Tagen nicht 600, sondern «nr 40V Bergarbeiter sich zur Abnahme ihrer Bücher gemeldet; von diesen haben sich aber nur 150 die Bücher aushändigen lassen und haben damit ihr Arbeitsverhältnis gelöst. Der von den Arbeiter führern und Agitatoren in der Versammlung am Sonntag m „Feldschlößchen" zu Pöhlau herbeigeführte, den Arbeitern gewissermaßen aufgedrungene Beschluß, daß die Abwanderung auf den Brückenbergschächten beginnen und organisiert werden solle, löst bei den davon Betroffenen zum großen Teil recht geteilte Empfindungen aus. Es ist Tatsache, daß eine große Anzahl Bergarbeiter schwer darangeht, sich von der gewohnten Arbeitsstätte zu trennen und nur, weil die sogenannte Organi sation dahintersteht, notgedrungen folgen muß oder soll (!). — Niedercrtnitz. Mit einer sch ere« Schvtzwuude i wurde im Walde bei Neumark der Bergarbeiter Müller von ! hier aufgefunden. Ein Revolver lag neben ihm, doch will ! M. nicht selbst auf sich geschossen haben. > — Sanpersdorf. Die Arbeiter der Firma Richard ' Wollo hier sind in de« Ausstand getreten. — Breiteubruuu. Tödlich verunglückt ist der 24- ' jährige Sohn der hiesigen Familie Lorenz. Der junge Mann geriet unter einen umstürzenden Wagen und konnte nur als - Leiche geborgen werden. — Planen. Ein mächtiges Schadenfeuer wütete gestern in dem großen Stickereigebäude an der Hoswiesenstraße. Der ' Brand zerstörte viele wertvolle Stickereien, auch wurden zahl reiche Schiffchenstickmaschinen vernichtet. — Bautzen. Ein großes Schadenfeuer hat in Lichtenberg gewütet, wobei fünf Wohnhäuser und eine Schenue in - Asche gelegt worden sind. Nur wenig Mobiliar konnte ge rettet werden, auch Menschenleben waren in ernster Gefahr. — Ans dem benachbarten Böhmen. Der 14jährige Sohn des Hegers Lorenz in Falkenau-Rittlitz putzte m Ab wesenheit seines Vaters dessen Gewehr. Plötzlich ging daS- i selbe los und die Ladung drang der 17jährigen Schwester des Knaben in die Brust.. Das Mädchen verschied sofort. Tagesgeschichte. Deutsche» «eich. — Ueber da» Reichs-Vereins- vud Versammlungs- gesetz, das im Entwurf bald fertig sein wird, schreiben die „B. P. N." offiziös: Der in der Vorbereitung bereits weit vorgeschrittene Entwurf eines Reichs-Vereins- und Versamm lungsgesetzes stellt sich die Aufgabe, mit allen veralteten, aus der Zeit des Polizeistaats herrührenden, in den verschiedenen Landesvereinsgesetzen enthaltenen Beschränkungen der VereinS- und Versammlungsfreiheit aufzuräumen und dieser freie Bahn zu schaffen. Dieses Ziel wird allerdings nicht dadurch er reicht werden können, daß man sich begnügt, wie dies in der Presse angedeutet worden ist, etwa den betreffenden Satz der preußischen Verfassung einfach wiederzugeben oder die überaus einfachen Bestimmungen des württembergischen Vereinsgesetzes zu übernehmen, vielmehr werden nach zwei Richtungen hin notwendigerweise Schranken gegen Mißbrauch der Vereins- nnd Versammlungsfreiheit vorzusehen sein. Zunächst ist es erforderlich und der Natur eines geordneten Staatswesens entsprechend, dafür zu sorgen, daß auch bei dem Gebrauch der Vereins- und Versammlungsfreiheit jeder etwaigen Störung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit wirksam ent gegengetreten und vorgebeugt werden kann. Weiter aber wird auch Fürsorge dafür zu treffen sein, daß das Vereins- und Vcrsammlungsrecht nicht zur Vorbereitung verbrecherischer Handlungen, insbesondere auch gegen den eigenen Staat und seine Sicherheit, gemißbraucht werden kann. Schon die Er fahrungen, die in dieser Hinsicht in unseren Ostmarken zu machen waren, lassen eine solche Vorsicht unerläßlich erscheinen. Aber auch im übrigen ermahnen die Bewegungen unserer Zeit auf das deutlichste, dem Staate und feinen Behörden nach dieser Richtung hin die nötigen Befugnisse zu belassen. Indessen liegt es auch in dieser Hinsicht in der Absicht, sich bei den Ordnungsbestimmungen auf das unbedingt Notwen dige zu beschränken und der Bewegungsfreiheit auf dem Ge biet des Vereins- und Versammlungsrechts so weiten Spiel raum zu lassen, wie dies mit den unbedingten Forderungen der StaatSnotwendigkeit irgend vereinbar ist. — Ausfällig ist hierbei, daß das württembergische Vereinsgesetz als nicht aus reichend hingestellt wird. — Die Spielgeschtchte iv Hannover zieht immer weitere Kreise. Es ist plötzlich eine Kabinettsorder ans Berlin er gangen, daß die beteiligten Offiziere binnen 48 Stunden zu ihren Regimentern zurückzukehren hätten. Von diesem Befehl wurden über 58 verheiratete und unverheiratete Offiziere be troffen, die bis zur Ankunft des Kaisers in Hannover die Stadt verlassen haben mußten. Das an der Reitschule be stehende Spielverbot soll mit Beginn des neuen Lehrganges am 1. Oktober bedeutend verschärft werden. Diejenigen Offi ziere, die weiter dem Spiel huldigen und deren Namen dem Kommandeur genannt werden, sollen nicht mehr zu ihren Re gimentern zurückversetzt, sondern mit schlichtem Abschied ent lassen werden. — Recht so! — Ans der Arbeiterbewegung. Die Offenbacher Me tallarbeiter hielten gestern eine Versammlung ab, um über den Streik zu beschließen. Die Unternehmer haben einige Zugeständnisse gemacht, worauf über die Fortsetzung des Streiks abgestimmt wurde. 417 erklärten sich für, 577 gegen die Annahme der Bedingungen. Da nach den Vorschriften Zweidrittelmehrheit zur Fortsetzung des Streiks erforderlich ist, so bedeutet der Beschluß die Wiederaufnahme der Arbeit. — Roch eine Zevgnisfolter! Die Mannheimer „Schnupftabak"sgeschichte kommt noch nicht zur Ruhe. Der Nachfolger des wegen UebereiferS und auf die oberlandes gerichtliche Rüge hin versetzten Untersuchungsrichters hat zur Ermittelung eines FastnachtSartiklerS nunmehr den Lokal redakteur Maier von der sozialdemokratischen „Volksstimme" an Stelle des bereits mit Zeugniszwangshaft gefolterten Re dakteurs Geck vergeblich vernommen und daraufhin wegen Zeugnisverweigerung kostenfällig zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt. Diese halsstarrige Aktion der Mannheimer Justiz behörde ist eine Bestrafung von Leuten, die ihre Berufsehre verteidigen. In Mannheim scheint sich die Justizbureaukratie dazu berufen zu fühlen, durch die Herausforderung deS öffent lichen Rechtsempfindens der Sozialdemokratie neue Anhänger und Mitläufer für die kommenden Wahlen in die Arme zu treiben. Krankr-ich. — Die Veröffentlichung be» französisch-japanischen Vertrags. Im gestrigen Ministerrat teilte Minister Pichon noch mit, er beabsichtige, den Wortlaut des französisch-japani schen Abkommens nächsten Montag zugleich in Tokio und Paris zu veröffentlichen. Hierdurch würde er in die Lage gesetzt, bei der Interpellation Castellane über das Abkommen dasselbe in der Kammer zu verlesen. 8ku80rik»uuteu. — Chamberlain» Rücktritt. Die Wochenschrift „John Bull", die zuerst Chamberlains Schlaganfall mitteilte und stets bestens über Chamberlain unterrichtet war, teilt jetzt mit, der endgültige Rücktritt des Staatsmannes aus oem öffentlichen Leben stehe bevor. Stakie«. — Der Nast-Skandal. Die äußerste Linke der italie nischen Deputiertenkammcr hat beschlossen, die gerichtliche Ver folgung des Ex-Ministers Nasi, der sich bekanntlich mit Ordensschacher und allerhand verbrecherischen Dingen befaßt, zu beantragen. «sie«. — Scharfmacher in Japan. Die gestrigen Morgen blätter Tokios brachten Photographien von den zerstörten japanischen Restaurants in San Francisco mit Beschrei bungen der Leiden der Landsleute, und reizen die Bevöl kerung weiter auf. Ein Blatt erklärt, die Zeit zum Handeln sei gekommen, und es fordert zur Vergeltung nicht durch einen Krieg, sondern in handelspolitischer Beziehung auf. Amerika. — Wieder ein Operettenkrieg. Aus New-Jork wird gemeldet, daß der Präsident von Nicaragua den Krieg gegen Guatemala erklärt hat, weil Guatemala sich auf die Seite Salvadors gestellt hat. Vermischtes. * Grotzfeuer in einer Infanterie-Kaserne. In der Kaserne des 166. Infanterie-Regiments in Hanau brach gestern mittag Großfeuer aus. Der Dachstuhl des nördlichen Flügels und des Mittelgebäudes bildete ein Flammenmeer. Ein Seitenflügel ist zur Hälfte niedergebrannt. Eine große Zahl Bekleidungsstücke und Tornister sind vernichtet. Der Schaden ist bisher nicht übersehbar, jedoch bedeutend. Die Ursache des Brandes ist unbekannt. * Eine Kirche in Braud. Die Sankt Johanneskirche in Ellrich b. Nordhausen ist vorgestern abend bis auf die Um fassungsmauern niedergebrannt. Einer der beiden Türme fiel auf das Wohnhaus des Küsters und setzte es in Brand. Die Orgel und das Geläute sind völlig zerstört. Die fünf Glocken, ein Geschenk Kaiser Wilhelms I., waren aus dem Metall von erbeuteten Kanonen gefertigt. Die Stadt war lange Zeit ge fährdet. * Selbstmordversuch eiue» verhaftete» Verbrecher». Der Rechtsanwalt und Notar Uckermann, dessen Flucht aus Berlin seinerzeit beträchtliches Aufsehen erregte, ist in London verhaftet worden, hat sich aber alsbald im Gefängnis mit einem Rasiermesser die Pulsadern geöffnet. Doch wurde der Selbstmordversuch noch rechtzeitig bemerkt. Lebensgefahr ist beseitigt. Sobald das Auslieferungsverfahren beendet ist, wird U. nach Berlin gebracht werden. * Eiue dem Untergang geweihte Stadt. Unter den Einwohnern der Stadt Motherwell in Schottland ist eine Panik ausgebrochen. Die Stadt sinkt langsam, sodaß ein vollständiger Einsturz unvermeidlich erscheint. Das erste Sinken erfolgte mit der Gewalt eines Erdbebenstoßes. Plötz lich spürte man einen heftigen Ruck, und die Gebäude zeigten große Risse. Die Einwohner stürzten in wilder Panik auf die Straßen. Hier waren Gas- und Wasserleitungsrohre geplatzt. Ursache dieser Erscheinung ist die Unterminierung der Stadt durch Kohlen- und Eisengruben. Die Räumung der Stadt ist notwendig. * Eine bemerkenswerte Entscheidung über die Haftung der Post wird in der „Zeitschr. f. Versicherungswes." mitge teilt. Eine Einschreibesendung, die im deutschen Reich nach Rabat in Marokko aufgegeben wurde, war bei der Beförderung durch die deutsche Post in Casablanca zwischen Casablanca und Rabat in Verlust geraten, und zwar durch einen räube rischen Ueberfall. Der deutsche Postbote wurde nämlich auf dem Wege, den er gemeinsam mit dem spanischen und dem englischen Postboten machte, mit diesen von zwei bewaffneten Räubern überfallen. Dabei ging die Sendung verloren. Die Post verweigerte die Ersatzleistung und berief sich auf den Wcltpostvertrag, nach dem sie „für höhere Gewalt" nicht hafte. Sie wurde jedoch verurteilt, vom ersten Gericht, well keine höhere Gewalt vorliege, vom zweiten, weil hier, wo eS sich um den Austausch von Sendungen zwischen deutschen Post anstalten handle, nicht der Weltpostvertrag, sondern das deutsche Postgesetz zur Anwendung käme. Nach dem deutschen Post gesetz aber hat die Post für die Folgen räuberischer Ueberfälle aufzukommen. Daß der Ueberfall außerhalb der schwarz-weiß- roten Pfähle erfolgte, war nicht in Betracht zu ziehen. Telegramme und Neueste Nachrichten. * /* Chemnitz. Für den Landtagswahlkreis II wurde von den Sozialdemokraten der hiesige Stadtverordnete Berger als Kandidat aufgestellt. d Berlin. Das devtsch-spanische Handelsprovtsorium ist auf unbestimmte Zeit verlängert worden. * /* Hamburg. In der Raubtierschlucht des Hagenbeck- schen Tierparks wurde gestern ein Wärter Vv« einem kranke» Tiger «»gefalle» und der Mann sowohl, wie der ihm zu
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