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Li» M-iseter. Lie Veranstaltung« am gestrigen , Weltseiertag« ver- lieft« in Knmke«ter» in ruhigen Bahnen. Früh unter nahmen die .Genossen- einen Spaziergang nach dem Lützel- al. woran sich ein Frühschoppen schloß. Nachmittags fanden sch die Feiemden wl«erum zusammen, und am Abend be- chloß ein Kommers, bei dem der ReichStagSabg. Herr Stückl« di« Festrede hielt, die Feier. Auch au» dm Lörtge» Teilen Sachsens liegen Nach- richt« vor, nach denen die Maifeier überall ruhig verlauf« ist. Nur in Leipzig ließ die Polizei die große rote Fahne am„BolkShauS" entfemm. «Ntzerhalt Sachsen» hatte die Polizei mehrmals Ver- aulafsung, gegen die Feiemden einzuschreiten. In Sonneberg (Thur.) wurde ebenfalls ein rotes Banner polizeilich konfiS- riert. In Saalfeld (Thür.) war ein Umzugsverbot ergangen. In Halle nahm die Polizei 32 Sistierungen vor, da der Spaziergang zu einem geschlossenen Zug auSartete. In Berlm war die Beteiligung an der Maifeier verhältnismäßig schwach. Hätte nicht im Bau- und im Holzgewerbe sowieso ArbeitSruhe geherrscht, , so wäre der ganze Rummel im Sande vettaufm; denn in dm großen Fabriken, die den Feiernden Aussperrung angekündigt hatten, wurde mit wenigen Aus nahmen voll gearbeitet. In Lübeck feiert« sämtliche Metall arbeiter; die Folge wird eine 14tägige Aussperrung sein. Im bierfrohm München wieder zeigte sich Petrus den „Ge nossen- von der schltthtestm Seite: die Maifeier war total verregnet. Im A»-l»«- ist der „Weltfeiertag- mehr oder weniger stürmisch verlaufen. In Brüssel und den übrigen Städten Belgiens hielt« die Feiemden die Ruhe aufrecht, ebenso in Warschau, wo auf den Straßen Militärposten aufgestellt war«. Skandal zu machens blieb nur den „Genossen- in Pari- und Rom Vorbehalten. In der französischen Haupt- Mdt war die Polizei genötigt, 180 Verhaftungen vorzu- nrhmen. ES handelte sich um Personen, die aus der Pro vinz nach der Hauptstadt gekommen waren, um Lärm zu ver ursach«; bei dm Festgenommenen fand man Dolche, Re volver und andere Waffen. Und in Rom sammelten sich trotz polizeilich« Verbots einige Taufend Demonstranten in der Nähe de- Botanischen Gattens, durchbrachen den starken Militärkordon und hielten ein sozialistische» Meeting ab, bei dem eS zu dm üblichen Radauszenen, Prügeleien und Verhaftungen kam. * B * k. Berit». Die von den Arbeitgebern im Baugewerbe «gekündigte AwSsperr»«« der Maifeterude« für diese Woche tritt heute in Kraft, da gestern auf jedem Bau die Arbeit ruhte. In der Metallindustrie werden nur zum Teil Aussperrungen eintreten. Es läßt sich schon jetzt feststellen, daß die Arbeit nicht in so großem Umfange wie im letzten Achre zum 1. Mai eingestellt ist. K Pari». Der Russe Jacob Laub seuerte gestern »»» Verbeek eine» Omnibus süus Revolverschüsse aus ei« SürasfieradteUnug ab. Ei« Kürassier und sein Werb wurde» verletzt. DaS Publikum geriet hierüber i« swulose Wut »ub prügelte Laub derartig, daß er schwer verletzt vou der Poliiei in «ewahrsam gebracht wurde. IW Faubury du Demp» bist ei« anderer Russe einem Po- llrtske» ei» Stück Metsch aus der Wange, anch wnrde eia PoliM durch Redolverschüsse schwer verwundet. Die Gendarmerie mustte wiederholte Attacken auf die Mai- sekwDemoustrantm unternehmen. Einmal wurde der Polireipriisett Lspi« vou dm Mass« umringt «nd mustte tu ei» Haus flüchte». Im gauzm ward« 12VV Verbas- t«gm vorgmommeu, an einer einzigen Stelle allein 770. E» gab zahlreiche Verletzungen. Infolge des Ein schreit«» der Polizei konutm sich die Maifeiernde» nir- g«d» zu geschlossenen Zügen formiere«. OertticheS «nd Sächsisches. tv« Müpmck «wer oapnavaqu iß nur mit zenane» Qnrtte»«»,«»» *WU».) Frankenberg, 2. Mai 1907. fr. Oeffeutliche Sitzung de» Stadtverordneten- Kollegin«». «Nichtamtlicher Bericht.) Dir Stadt verordneten traten gestern nachmittag 6 Uhr im Rathaus zu einer Sitzung zusammm. Der Vorsteher, Herr Amts richter vr. Bähr, gab zu den Eingängen bekannt, daß sowohl der Bauausschuß, wie der Rat sich mit den kürzlich eingebrachten Anträgen der Herren Stadtverordneten Weißbach, vr. Költzsch und Seminardirektor vr. Hüzel, bett. Schaffung eines UebergangS von der Gattenstraße über die Schloßstraße nach dem Finsterbuschschen Hause, Anlegung eines Fußwegs in der Klingbach und Ausbesserung bez. Heraushebung des Straßenübergangs von der Seminarsttaße nach dem Kgl. Lehrerseminar, beschäftigt hätten. Nach Gehör des Bau ausschusses habe der Rat beschlossen, den Antrag Weißbach bei der nächsten Haushaltplanberatung zu berücksichtigen, den Antrag vr. Költzsch abzulehnen, dagegen dem Antrag vr. Hözel zuzustimmen. Das Kollegium nahm von dieser Mitteilung Kenntnis und beschloß hierauf, in der Erledigung der Tages ordnung fortschreitend, auf Anttag des Referenten, Herm Stv. Glauch, den Beitritt der Stadtgemeivde zum Verein für sächsische Volkskunde mit einem Jahresbeitrag von 5 Mk. Ferner genehmigte das Kollegium auf Vorschlag deS Herm Stv. Rahnfeld als Berichterstatter ein Gesuch des hiesigen Naturheilvereins um Ueberlafsuug von weiterem städtischen Areal. Es handelt sich um einen 50 Meter langen und etwa 5—6 Meter breiten Waldstreifen, der dem bereits überlassenen Areal für das zu errichtende Licht-, Luft- und Sonnenbad zugeschlagen werd« soll. Der nächste Punkt betraf den verkauf vou städtischem Areal: a) an den Bauunternehmer Bach, b) an den Schankwirt Wiegandt, v) an den Gravieranstaltsbesitzer Dippmann. Zu a) hatte der Rat nach Mitteilung des Referenten, Herrn Sw. Freund, den Preis auf Mk. 4,20 pro Quadratmeter festgesetzt; dem gegenüber empfahl und beantragte der Referent eine Herab minderung auf 4 Mk. Nach furzer Aussprache zwischen Herrn Bürgermeister vr. Irmer, den Stvv. Naumann, Böttger und Bosdorf kam die Ratsvorlage gegen eine Stimme zur Annahme, wodurch der Antrag Freund gegenstandslos wurde. Bei Position 4 b) entspann sich eine längere Auseinander setzung zwischen den Herren Stvv. Freund, Rahnfeld, Weißbach, Vereinsbankkassierer Beyer und Vorsteher Amtsrichter vr. Bähr. Nach Angabe des Referenten, Herrn Stv. Liebers, handelt es sich um die Erwerbung von Areal, das unweit der Lerchenstraße nach einer künftig projektierten Straße zu liegt. Auf diesem Grudd und Boden befinden sich zur Zeit Mietsgärten. Die aus der Diskussion hervor gehenden Anregungen und Wünsche verdichteten sich schließlich zu dem Antrag, „dem Gastwirt Wiegandt wird das 480 Quadratmeter umsassende Areal zum Preis: von 4 M. pro Quadratmeter überlassen; er hat jedoch das Grundstück zu bebauen, sobald die projektierte Straße angelegt ist, und zwar innerhalb zwei Jahren, bei Vermeidung einer Konventional strafe von 300 M.*. Außerdem sprach man den Wunsch aus, daß den Pächtern der Mietsgärten vor anderweiter Ver wendung des Areals Gelegenheit zur Aberntung gegeben werden möchte. Dieser Antrag fand einstimmige Annahme. Ueber die Vorlage o) entspann sich ebenfalls eine längere Debatte zwischen den Herren Bürgermeister vr. Irmer, Stv. Vereinsbankkassierer Beyer, Vorsteher Amtsrichter vr. Bähr, Stvv. Seminardirektor vr. Hözel, Kat ter - mann, Schweitzer, Kühn und Jahn. Es handelt sich bei der Vorlage um den Verkauf von ca. 1100 Quadrat meter Hinterland, das an Herrn Dippmann zum Preise von 1 Mark pro Quadratmeter abgelassen werden soll. Diesem Ratsantrag stellte Herr Stv. Schweitzer, dem aus prinzipiellen Gründen der Preis als zu niedrig er schien, einen Antrag entgegen, nach welchem 2 Mk. 50 Pf. pro Quadratmeter gefordert werden sollten. Der letzterwähnte Schweitzersche Antrag verfiel der Ablehnung, wohingegen die Ratsvorlage gegen 5 Stimmen zuin Beschluß erhoben wurde. Nachdem hierauf da- Kollegium nach Entgegennahme de- Berichts de« Henn Sw. Heinse sein EinverständniS mit der vom Rate vorgenommenen Besetz»»» ei»er Hilf-- expedientesstelle erklärt hatte, wandte es sich der Bottage, bett. Abort»»*»» t« Armenhaus, zu. Nach dem Bericht des Herrn Stv. Jahn haben sich in der genannt« Anstalt Zustände herausgebildet, die den heutigen Anforderungen nicht mehr genügen und dringend der Abhilfe bedürf«. Der Rat hatte m dieser Erkenntnis eine Vorlage unterbreitet, die je doch dem Stadtverordnetenkollegium als nicht zulänglich er schien und deshalb der Ablehnung anheimfiel. An Stelle des vom Rate empfohlenen Abottanbaües beschloß daS dies seitige Kollegium die Anlegung von je zwei Abort« zu ebener Erde und auf dem Treppenabsatz, und warf dafür die Summe von SOO M. auS; ferner machen sich im Hause selbst noch Reparaturarbeiten erforderlich, für der« Durchführung man ebenfalls die nötigen Gelder verwilligte, sodaß der Gesamt aufwand für das Armenhaus sich auf 1250 M. beläuft. (Bei dieser Gelegenheit möchten wir die bei der HauShaltplan- beratung von Herrn Stadtrat SanitätSrat vr. Birkner aus gesprochene Bitte wiederholen: bei Erricht«»» do» Stif tungen möchte anch der Insassen des Armenhauses ge dacht und den zum Teil Erblindeten und mit anderen körper lichen Gebrechen behafteten Jnfassm dadurch der Lebensabend zu einem freundlicheren gestaltet werd«. D. Red.) Ueber den weiteren Verlauf der Sitzung werden wir in nächster Nummer berichten. f-b. Zum zweiten KoezalSkisKouzert. Wir mach« unsere Leser besonders aufmerksam auf da» am Sonntag, 5. Mai, festgesetzte zweite Konzert des Hofpianistm Raoul v. Koczalski. — In Chemnitz ist des Künstlers fünftes Kon zert schon angezeigt. Mit welcher Begeisterung und Jubel Herr v. Koczalski dort empfangen wurde, dafür möge als Beispiel dien« die Kritik der „Chemn. N. N.- vom 1. Mai dieses Jahres: „DaS Programm bestand nur au» Wetten Chopin- und Schumann-. Von Chopin kam die herrliche Sonate vv 58 in S-moU, sodann Berceuse, k'-moU Etüde, Impromptu-Phantasie und Walzer in Oss-sar; von Schumann der „Karneval" op. V zur Wiedergabe. ES erscheint mir überflüssig, nochmal- die wunderbaren Vorzüge deS Spiel- Raoul v. KoczalskiS zu schil dern. Hervorheben möchte ich aber, daß man allgemein darüber einmütig ist, daß Herr v. Koczalski im Chopinspiel keinen Ri valen hat und däß »S unter den namhaften heutigen Virtuosen keinen gibt, der den Geist Chopins so treu und mit allen seinen charakteristischen Zügen zu zitieren wüßte. Auch die Auflassung Schumanns war nach meiner Empfindung nicht nur unvergleich lich geist- und prachtvoll in der Zeichnung wie in den Farben und Farbemönen, sondern auch durchaus echt und unverfälscht. Der tugendltche Schumann dieses Karnevals, mit der tteferglüh- ten, hochfliegenden Seele und seinem sich eben erst kraftvoll und trotzig reckenden Genie sprach lebendig auS allen den einzelnen Srucken deS umfangreichen Zyklus. Wundervoll war die AuS- sühi ung im einzelnen, entzückend die Akkuratesse, die Ruhe, selbst im wildesten Strudel der Toufluten, die Schönheit, Fülle und Wärme der Melodiegebung, die plastisch bestimmte Gestaltung der Gedanken. Herr v KoczulSkt wurde wahrhaft gefeiert: der Ab> nd verlief für ihn alS eia Fest und ein Triumph. Zwei Piächiige Lorbrerkränze wurden ihm gespendet (eurer von der „Musikgruppe") und — man tut es bei unS nun einmal nicht anders — er mußte wieder ein Stück nach dem andern zugeben. Ich sehe eS kommen, daß man den ebenso liebenswürdigen alS genialen Künstler gar nicht mehr auS Chemnitz sortlassen wird. Also auf Dienstag zum 5. Klavierabend!" fr?. Neve Ferusprech-Alllage«. Der Telegraphen-Bau führer, der die neuangemeldeten Fernsprech-Anschlüsse herstellt, ist eingetroffen. Diejenigen Firmen usw., die noch in dieser Bauperiode Anschluß an das hiesige Ortsfernsprechnetz wünschen, wollen ihre Anmeldung bei dem hiesig« Postamt sofort'be wirken. f Neuer SchuljahrSanfan» »ud Kerieaäadenm»? Der Kreisausschuß der Kgl. Kreishauplmannjchast Chemnitz beschäftigte sich in seiner Sitzung vom 1. Mai auch mit der von der Regierung kürzlich angeregten Frage der Verlegung des Schuljahranfangs vom Frühling auf om Herbst sind der veränderten Regelung der Schulfen«. Doch kam es gestern noch zu keiner Beschlußfassung in dieser Angelegenheit, son dern nur zu einer unverbindlichen Aussprache, in der sowohl Stimmen für als auch wider eine Aenderung der bestehend« Verhältnisse zum Ausdruck kamen. Die meisten Mitglieder des Kreisausschusses schienen mit einer Verlegung des Schul- Nachdruck drrdo-rll., M WWW«»» Erkämpftes Glück Roman von A. Below. deutete auf Marrahgata — ins Herz gepflanzt und der auch den Sinn der Prinzessin gelenkt hat, daß sie in treuer, unerschütterlicher Zuneigung an dem Manne festhält, welcher sonst rettungslos m den Abgrund stürzte, der sich vor seine« Füßen aufgetan — durch Eure Schuld!* Anstatt unter der schweren Anklage, die ihm der Junker von Varel derart mit flammend« Worten ins Gesicht schleu derte, zusammen zu brechen, richtete sich Nena Sahib hoch und stolz auf. „Was habe ich denn mit Euch zu schassen?* rief er. „Wieder dringt Ihr gewaltsam in mein Haus ein; ich könnte Euch deshalb zur Rechenschaft ziehen lassen, alle beide, Euch und Euren schwarzen Sklaven, aber ich verachte Euch noch mehr, als ich Euch Haffe. Der Windhauch, welcher über dieses Glasdach streicht, ist mir nicht gleichgiltiger, als Ihr es sein würdet, alle miteinander, hättet Ihr nicht das Licht meiner Augen, die Tochter, das einzige Kind meines Her«, listig an Euch gelockt, mir gestohlen und geraubt. Ich war der einzige berechtigte Hüter dieses Schatzes, ich ganz allein. Wehe mir, daß ich nicht damals sogleich, als man Marrähgata von meiner Seite riß, das Aeußerste wagte, nicht mit meinem Kleinod fliehend das Weite suchte! Jetzt ist es mir rettungs los verloren!* Er verhüllte sein Haupt mit einem Zipfel deS weiten weißen Gewandes, welches er trug, und ein schmerzvolles Stöhnen drang aus seiner Brust. Wider Willen fühue sich Ludwig Günther von Mitleid für den alten Mann ergriffen, und milder als vorher sprach er: „WaS sucht Ihr auch zu trennen, verblendeter Greis, was der Himmel selber so sichtbar zusammengefügt hat? Auf den Knie« solltet Ihr der Gott heit dank«, daß sic alles so gelenkt und meinen armen Freund, den Ihr schurkischer Weise verderben wolltet, aus diese Weise noch in zwölfter Stunde rettet.* ' „Den gräßlichsten Fluch auf sein Haupt!' schrie da der greise Indier wild. „Möge er Zugrunde gehen in höllischen Qualen: denn er ist's, der mir Marrahgata raubt, um dessen willen sie den Sitten, der Sprache, dem Glauben der Vater entsagen will. Oh, ich hab's ja geahnt, ich sah es kommen, Schritt für Schritt; ich merkte, wie er die Augen auf mein Kleinod warf, wie er ihr das kindlich unschuldige Herz um strickte, ihren Sinn gefangen nahm. Er sollte zugrunde gehen, der Verhaßte, aber sein Dämon ist stärker als ver meine, und dennoch — dennoch soll er nicht triumphieren! Ein Mittel bleibt mir, ein letztes, schreckliches, wenn —,* wilder Gebärde zurück, ein« gräßlichen Fluch in seiner Heimatsprache zwischen den Lippen zerdrückend, während Marrahgata, welche ganz erschöpft, blaß und zitternd an einer schlank« Holzsäule lehnte, die einem nach indischer Art errichteten Vorbau zur Stütze diente, ivie erlöst aufatmete und freudig auf Ludwig Günther zuschritt. „Sie sind es, Herr Graf,* sagte sie herzlichen Tones, „oh ich erkenne Sic wieder, trotzdem Jahre seitdem verflossen sind. Daß Sie hier sind, weiß ich natürlich längst und habe mich innig auf das Wiedersehen gefreut. .Allerdings hatte ich gehofft, daß es unter erfreulicheren Umständen geschehen sollte.* Ludwig Güuther drückte der Prinzessin herzlich die Hand und schaute dabei bewundernd aus die liebliche Gestalt. Wahrlich, Leonardus hatte nicht zu viel gesagt, aus der holden Knospe hatte sich eine wunderherrliche Blüte entfaltet. Die großen schwarzen Augen strahlten ihn an, um den fein geschnittenen Mund spielte ein liebliches Lächeln, geeignet, selbst das härteste Herz zu rühren. „Wir waren in der größten Sorge um Sie, Prinzessin Marrahgata,* sagte er dann, um seine Anwesenheit zu erklären, „Leonardas Cornelius sandte mich aus, nach Ihnen zu sehen, da viele Stunden seit Ihrem Fortgange von Haus verflossen sind, obgleich Sie zugesagt hatten, bald wiederzukehren. Myfrow Johanna war bei «ns und hat in ihrer Sorge um Sie das ganze Haus alarmiert und Ihren Verlobten auf den Tod erschreckt. Aber Sie sind ja nicht freiwillig so lange ausgeblieben, und ich merke, daß ich wahrlich nicht zu früh gekommen bin, Sie zu erlösen!* So schloß er drohend mit einem finsteren Blick auf Nena Sahib. Dieser lachte gellend auf, so daß Marrahgata erschrocken zusammcnfuhr. „Ausgezeichnet," rief cr dann mit schneidendem Hohn, „Fremde meinen Szinghauatas Tochter vor mir, vor Nena Sahib, in Schutz nehmen zu müssen, vor mir, der sich gliedweise töten lassen würde für den letzten Sprossen aus dem Blute des großen Karudata!" „Dennoch habt Ihr selber soeben die Prinzessin hart bedroht, mit meinen eigenen Ohren habe ich's gehört,* ent gegnete der Graf dem weißhaarig« Fanatiker. „Schon lange verfolgt Ihr meinen Freund mit Eurem Haß, offen habt Ihr mir dies ja vor Jahr und Tag eingcstand«. Nicht an Euch siegt es, wenn Leonardus Cornelius nicht schon längst dem Tode odxr dem Wahnsinn zur Beute siel. Ich danke Gott, der ihm die heiß« Liebe zu diesem lichten Engel hier — er Nach einer kurzen Antwort Marrahgalas, die mit sc leiser Stimme gegeben wurde, daß sie dem Lauscher un verständlich blieb, fuhr Nena Sahib noch dringender fort als »sicher: „O, fürchte Dich nicht vor der unsicherenZukunst, Prinzessin, Du bist ;a reich, — reicher als irgendwer in unserer Heimat. An verborgener Stätte «ht der Schatz, welch« Tein Groß vater dereinst der Erde anvertraute. Keiner kennt niehr den Ott, nur Nena Sahib weiß ihn. Er wird Dieb dorthin führen und wir werden das Gold und das edle Gestein an un» nehm«.* „Du quälst mich, treuer Alter,* rief hierauf Marrahgata laut und schmerzlich bewegten Tones, „quälst mich unsagbar! DaS Weh, das Du um mich leidest, schneidet mir iu die Seele, dennoch aber ich kann, ich kann nicht anders. In schlaflosen Nächt«, unter Seelcnqualen, wie sie wohl noch lein Mensch schrecklicher erduldet, habe ich meinen Entschluß gefaßt; ich kann nicht mehr zurück und ich will auch nicht. Denn ein großes, edles Herz empfinge dadurch den Todesstoß." Ein gurgelnder Laut drang alsbald aus dem Munde des alten Fanatikers. Ludwig Günlher, der wie durch eine unbekannte dämonische Macht auf seinem Platz fcstgcbannt schien, hörte wie er mühsam nach Atem und nach Fassung rang, dann schrie er niehr als er sprach: „Ist dies Tein letztes Wort, Tochter Szinghauatas, so höre anch von mir das letzte: Eher opfere ich Dich den Göttern so jung und blühend Du bist, bevor ich dulde, daß Tu Deinem Volke und Deinen Vorfahren derart untreu wirst. Verflucht sei die Stunde, in welcher wir den Fuß auf diesen Boden setzten, verflucht das Schiff, das uns hierher gebracht, jede Welle sei verflucht, die uus getragen, und jeder Luslhauch dazu, der unsere Segel schwellte! Die Pest über den Buben, in den Tu Dich vernarrt! Noch einmal hüte Dich, Marrahgata, hüte Dich!* Bei diesen wild«, in dem drohendsten Tone gesprochene« Motten deS Indiers wich endlich der Bann von dem Grafen. Rasch« Schrittes trat er entschloss« vor und stand «ach sveniqen Auamblicken Nena Sahib qeqenüber. Der l'ubr w"