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292 Aonntag, »e» tS.Tezember IW« Frankenberger Tageblatt SmlsMt ssir die KSnigWe SmkljWtmimW Wft. das KmLck DlrzerW md dm Wirst zu ImkeMz i. Su. B-rantwvr.lichrr Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. - Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs. Preis vierteljährlich 1 50 <Z, monatlich 50 Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats 5 früherer Monate 10 -4. vepevnngen werden ,n unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis ö Uhr vormittags, kleinere bis ' spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. 51. Telegramme r Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Die b-gesp. Petitzeile oder deren Raum 15 bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Redaktionsteile 30 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 H Extragebühr berechnet. Jnseraten-Anuahme auch durch alle deutschen Annoncen «Expeditionen. Frauenavbeitsfchule. Die aus Anlaß der Feier des 25jährigen Bestehens der Fraucnarbeitsschule veranstaltete von Schülerinnenarbeiten ist am Sonntags den MtS., Vormittag von 1VV» bis 12 Uhr und Nachmittag von 1—4>Uhr für Jedermann zur Besichtigung geöffnet. Frankenberg, den 10. Dezember 1906. Der Stadtrat. Auf Blatt 408 des hiesigem Handelsregisters, die Firma Deutsche Reformbetten- fabrrk, M. Steiner L Soh«, Aktiengesellschaft in Gunncrsdorf bei Frankenberg t. Sa., bctr., ist heute folgendes eingetragen worden: Firma: Die Firma lautet nach Beschluß der Generalversammlung vom 9. August 1906 künftig: Paradiesbettenfabrik, M. Steiner L Sohn, Akt-Ges. Rechtsverhältnisse: r) Der Gesellschaftsvertrag ist durch Geueralversammlungsbeschlüffe vom 9. August 1906 abgeändert. d) Die Erhöhung des Grundkapitals um 390000 M. ist beschlossen worden und erfolgt. Das Grundkapital beträgt nunmehr eine Million zweihunderttausend Mark, in eintauscndzweihundert Aktien zu tausend Mark zerfallend. Vertreter: Der unter Nr. 1d genannte Alffred Schöpes ist nichtmehr Mitglied des Vorstandes. Prokura ist erteilt dem Kaufmann Carl Berthold I in Niederlich- tenau. Er daaf die Gesellschaft nur in Gemeinschaft mit einem Vvrstandsmitglicde oder einem anderen Prokuristen vertreten. Eine Abänderung des Gesellschaftsvertrags ist weiter dahin erfolgt, daß die Gesellschaft auch von zwei Prokuristen vertreten und eine Generalversammlung auch vom Vorstande ein berufen werden kann. Frankenberg, am 13. Dezember 1906. Königliches Amtsgericht. Auf dem für die Firma Ernst Fischer u. Sohn in Frankenberg bestehenden hiesigen Handelsregisterblatt 418 ist am heutigen Tage das Ausscheiden des Gesellschafters Spediteurs Karl Friedrich Ernst Fischer in Frankenberg verlautbart worden. Frankenberg, am 13. Dezember 1906. Das Königliche Amtsgericht. Im Heinrich Edmund Klugeschen Konkurse in Altenhain soll die Schlußverteilung erfolgen. Hierzu sind 115 M. 82 Pf. verfügbar. Zu berücksichtigen sind Forderungen im Betrage von 2015 M. 37 Pf., darunter 11 M. 63 Pf. bevorrechtigte. Die Verteilung erfolgt nach dem auf den 29. Dezbr. 1906 anberaumten Schlußtermin. Frankenberg, am 15. Dezember 1906. Lokalrichter Heunig, Konkursverwalter. Die Gemeinde-Sparkasse Flöha verzinst Spareinlagen mit I'/s o/o. Expeditionszeit: a« Werktage Vorm. 8 bis 12, nachm. 2 bis S Uhr. Durch die Psst bewirkte Einlage« werde« schnell expediert. — Fernsprecher Nr. 1s. Politische Wochenschau. ** Nachdem zweimal vierundzwanzig Stunden nach der Auf. lösung de- Reichstages inS Land gegangen find und sich die erste Erregung über daß so urplötzlich hereingebrochrne Ereignis einiger maßen gelegt hat, ist man in die Lage versetzt, die Situation et was ruhiger zu überschauen, als in den ersten Stunden. Da erkennt man zunächst mit voller Deutlichkeit, daß für die Haltung des Zentrums in der Eüdwrstafrika-Frage nicht etwa die Geldan gelegenheit maßgebend gewesen ist, daß eS sich für diese Partei, wie sie glauben machen wollte, nicht darum handelte, ob 20 od^c 29 Millionen für die endgültige Niederwerfung deö Aufstande» bewilligt werden sollten oder nicht, sondern um die Frage dcS für unser BolkSleben schon lange verhängnisvoll wirkenden Fort bestehen» seiner Herrschaft. Die durch Dernburg« harte Faust vor aller Orffentlichkeit vorgenommene zwiefache kräftige Stäupung de» Zentrumkämprn Roeren hat eben jeder der Herren von der KaplanSpartei als selbsterhalten empfunden und nun geglaubt, über den Empfang quittieren zu müssen. Die Zentrumspartei in ihrer Gesamtheit erachtete zugleich die „ihrem Manne" von R.-gierungS- feite bereitete Niederlage atü die eigene und befand sich in dieser Auffassung ausnahmsweise einmal mit dem gesamten deutschen Dolle — d. b. soweit der protestantische Teil desselben in Be tracht kommt — in merkwürdiger Ueberrinstimmung. Aber die sonst von ihm gewohnte Klugheit hat das Zentrum diesmal doch im Stiche gelassen, indem rü sich die denkbar ungünstigste Gelegen heit erkor, um sich für die entgcgrngenommenen Schläge an der Reichsregierung zu rächen. Eine solche Kraftprobe wie am Don- nerttag durfte e» doch nicht hrraufbeschwören, wenn e» ihm darum zu',tun war, auch künftighin im Parlament und bei der Gesetz- gebung die gewohnte ausschlaggebende Rolle weiter zu spielen. Da» hieß denn doch mit dem Feuer in freventlicher Weise spielen. Den Kreisen freilich, denen die ZentrumSherrschaft schon längst im Magen lag, kam dieser Zeitpunkt nur gelegen. Und an ihnen wird e» zugleich liegen, da» von der Regierung begonnene Werk tatkräftig fortzusetzrn. „Nieder mit dem Zentrum und seinen edlen BundeSbrüdern!" muß die Parole für die nunmehr vor der Tür stehenden Wahlvorbereitungen sein. „Auf, zur Verteidigung der allgemeinen vaterländischen Interessen, zur Wahrung der Ehre und Würde der Nation, zur Erhaltung und Sicherung unserer Kolonien, für die unsere,Söhne und Brüder ihr Herzblut gelaßen und für die da» Reich so schwere Opfer gebracht! Heute wissen wir e»: Dem Zentrum, den Polen und den Sozialdemokraten gilt die Wasfenrhre und da» Ansehen de» deutschen Volke» nicht so viel wie die Befriedigung der niedrigsten Rachegefühle!" So geht durch die ganze Wahl- bewegung ein großer» nationaler Zug, dem gegenüber alle klein lichen Sonderinleressen, alle Fragen minderwichtigrr Natur da» Feld räumen müßen. Und e« ist nicht ohne Bedeutung, daß hier den Wählern durch die Gruppierung der Kräfte rin« so klare Situation in nationaler Beziehung vorgezeichnet ist. Auf der einen Seite, wie gesagt, die verbündeten Ultramontanrn, Polrn und Sozialdemokrat»«, aus der anderen di« geschlosst«« Phalanx d«r Regierung und sämtlicher nationaler Parteien mit Einschluß de» Freisinns, der sich vorgestern so überau» anerkennenswert deutschnational verhalten hat. Gerade der Freisinn, der sich früher so mancher Mal zum Handlanger der Sozialdemokratie herab, würdigte und zum Dank dafür von dieser hinterher mit Schmähungen nur so übergoßen wurde, kann diesmal — eben infolge seiner Abstimmung am Donnerstag — gar nicht ander», al» auch bei den Wahlen zum Reichrtog in die Schlachtlinie gegen da» schwarz, rote Kartell einzuschwenken. Da» Gegenteil wäre schwächliche In konsequenz. Krisenluft durchweht auch da» benachbarte Frankreich, wo mit dem 12. Dezember da» TrennungSges-tz in Kraft trat und damit der Feldzug, oder sagen wir richtiger, der offene F-ldkueg gegen den Kleru» seinen Anfang nahm. Die französische R-gierung ist nach den Erklärungen Clemercau» fest entschloßen, durchzuhalten bi» zum bitteren Ende, und so scheint der Kulturkampf noch schärfere Formen annrhmen zu wollen, al» der, den Preußen in den 70er Jahren de» vorigen Jahrhundert» mit dem Vatikan aus- zusechten hatte. Die Kurie ist für die Unterwerfung unter den Willen der französischen Regierung nicht zu haben, in der Hoff- nung wahrscheinlich, daß ihr hartnäckiger Widerstand schließlich doch zum Siege führen werde. Vorläufig dürfte ein solcher aber noch in weiter Ferne stehen. Jeden fall» legt Clemenceau sehr große Energie an den Tag, um da» Gesetz in allen seinen Teilen durchzuführen. Er ist sogar nicht davor zurückzeschreckt, den in offiziellen Vertreter de» Vatikan», Monsignore Montagnini, ver haften und aurweisen zu laßen. Der weiteren Entwicklung der Dinge muß man mit großer Spannung entgegensehen, da man vor allem noch nicht weiß, wir sich die Mehrheit der Bevölkerung zu der Neuordnung der Dinge stellen wird'. Jedenfalls bleibt da» Trennungkgesetz ein zweischneidige» Schwer», da e» nicht auS- geschlosstn ist, daß die Gegner der Republik versuchen werden, die Situation für sich auSzunutzen in der Hoffnung, die Unter stützung der vor den Kopf gestoßenen Klerikalen zu erhalten. Mit Widerwärtigkeiten hat auch daS englische Kabinett zu kämpfe«, und auch hier ist e» eine Frage der inneren Politik, welch« di« Geist« auf da» Lebhafteste beschäftigt. Da» von der Regierung auSgearbeitete Unterrichtigesetz hat im Oberhaus «in« derartige Ummodelung erfahren, daß e» fast vollständig in da» Gegenteil der Regierungsabsichten ««kehrt und damit für da» Kabinett unannehmbar geworden ist. Da» Unterhau» steht zwar in dieser Frage treu zur Regierung und hat sämtliche Arnderun- gen de» Oberhause» gestrichen, aber e» ist fraglich, ob man schließ lich doch zu einer Einigung kommen wird. Der Regierung würde dann nicht» andere» übrig bleiben, al» die Vorlage zurückzuziehen, und dies würde ihrer Autorität einen empfindlichen Stoß versetzen, zumal da» Ansehen de» Kabinetts im Lande infolge mehrerer Fehl griffe ohnehin nicht mehr groß ist. Man hat verschiedentlich aus daS liberale Kabinett Campbell Bannerman große Hoffnungen ge- setzt, von denen ab« bisher sich kaum eine erfüllt hat, ein neuer Beweis, daß auch hervorragende Personen, wenn der Rus an fie ergeht, sehr oft versagen. Die sranzöfisch-spanische Flotte ist nunmehr vor Tanger vor Anker gegangen, ohne daß bither irgendwelche weitere Schritte unternommen worden sind. E» wird hierzu auch wohl kaum kommen, die ganze Entsendung macht fast den Eindruck eine» Theatercoup», wobei vielleicht jene französischen Interessenten, die im Verlaus der Marokkoaffäre einen so unheilvollen Einfluß aus- geübt haben, wieder die Hand im Spiele haben. Aber der Sul tan scheint sich endlich selbst aufraffen zu wollen, um die Ord nung wieder herzustellrn, und tatsächlich hat sich in den Verhält nissen der letzten Woche viele» gebessert. Oertliches und Sächsisches s (Der Nachdruck unserer örtlichen Orlglnalbcrtchte Ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) Frankenberg, 15. Dezember 1906. Personaluachricht. Da» Kgl. „Dr. Journ." meldet in seiner letzten Nummer amtlich: Se. Maj. der König haben Aller- tznädigst geruht, dem Verwalter de» Frankenberger StaatSsorst- «vier», Forstmeister Alban Arthur Bruhm in Frankenberg, dr« Krone zum Ritterkreuz l. Klasse de» AlbrechtSorden» zu verleihrn. Mit dt« kommend«« ReichttagSwahlea wird sich der hiesig« Nationallibcral« Verein bereit» am nächsten Montag abend beschäftigen. Wie au» einem in vorliegender Nummer enthaltenen Inserat hersorgeht, findet die Sitzung am bezeichneten Tage, abend» i/,9 Uhr, in Mry«» Restaurant, tzumboldtstraße, statt. -f- Der „silberne Sonntag". Morgen haben wir den „silbernen Sonntag", dessen Bedeutung dieimal dem „goldenen" gleichkommen dürste, denn da der letzte gerade einen Tag vor dem heiligen Abend fällt, wird man seine Einkäufe schon morgen er- lrdigen, da »S am „goldenen Sonntag", der schon halb und halb zu den Weihnacht»seiertagen gerechnet werden kann, wohl meist schon zu spät zum Einkäufen und die Auswahl inzwischen auch kleiner sein wird. Möge deshalb zum morgigen silbernen Sonntag wie auch in der ganzen kommenden Woche daS Geschäft recht flott sein und mög'n die reich auSgestatteten Läden unserer Stadt sich nicht nur einer großen Menge Schaulustiger, sondern wirklicher Käufer zu erfreuen haben. Da» jetzt winter- bez. weihnachtSmäßig gewordene Wetter wird sicherlich auf den Umsatz besonders in Pelzwaren-, Woll« und Klridergeschästen einen günstigen Euflrß auSüben und auch in allen anderen Artikeln die Kauflust erheblich v.rmehren. -j- „Künstler!»»!" In Mittweida trug man di ser Tage einen Bühnenvrtrranen zur letzten Ruhestätte, wie man ihn heute nur noch in Romanen geschildert findet, den ehemaligen Schau spieler G. Schaufuß, der in seinem reich bewegten Leben srührr auch in Frankenberg» Mauern seiner Kunst diente. Ec war der Typu» de» Wanderkomödianten früherer Zeiten und seit Jahr zehnten immer unterwegs. Mit drm zunehmenden Alter stellte sich Rückgang de» Gehör» bei ihm ein, rin Uebel, welche» sich so sehr verschlimmerte, daß der alte Mann auf der Bühne nicht mehr verwendbar war. In vielen Städten Sachsens war der „alte Schaufuß" eine seit langer Zeit bekannte Gestalt, und noch bi» vor wenig Jahren suchte er sich alt Theatermrister, Zettelträger und Requisiteur reisenden Theatergesellschaften nützlich zu machen, bi» eS eben nicht mehr ging. Aber in der Heimat, in Böhmen, hielt e» den Unstäten auch nicht; mit 75 Jahren griff er noch mal» zum Wanderstab, da» ewige Hin und Her war ihm zur LebenSgewohnheit geworden und so stellte er sich in den Orten wieder rin, wo er srührr tätig gewesen war, dürftig von der Nächstenliebe anderer sich hinfristend, bi» er schließlich Aufnahme im Mittweidaer Krankenhaus fand, wo er nun gestorben ist. Wenn er seine letzte Rolle auch schon vor langer Zeit gespielt hatte, in seinen Briefen und Bittschriften unterzeichnete er sich immer noch al» „Schauspieler". Der alte Mann, dem man da» Mitleid nicht versagen mochte, besaß eben noch seinen Künstlrrstolz. — Chrmuitz. Am heutigen Sonnabend ist endlich ein seit mehr al» 30 Jahren erstrebte» Ziel der Chemnitzer erreicht mit der feierlichen Eiaweihuag dk» «rstr« Krrmatorium» i« Sachse«, da» sich nach langen Kämpfen und Mühen jetzt endlich in monumentaler Schönheit, outgrstattrt mit den vorzüglichsten Einrichtungen, dem Beschauer präsentiert. Am Tag seiner vor jährigen Hauptversammlung, 25. Oktober 1905, ging dem Chem nitzer AeuerbestattungSverein aus seine wiederholt erhobene An- sechtunglkloge da» Urteil deS sächsischen Obeiverwaltungrgerichte» zu, „daß für Sachsen ein einheitliche» Verbot der Leichenverbrennung nicht besteht". Bereit» am 16. Dezember 1905 wurde auf dem vom Verein erworbenen Grundstück, da» 7400 Quadratmeter um faßt, in direkter Nähe dr» neuen Friedhöfe» der erste Spatenstich getan. Genau rin Jahr darnach also wird da» Krrmatorium seinrr Brftimmung übergeben. Sieben dem Krematorium befindet sich die gesetzlich vorgeschrirbene Leichenhalle mit sich» Lrichen- kammern nebst großem Aufbahrung-raum und Srzierraum. Im