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Beilage W Frankenberger Tageblatt unb BeMaazeiger. Lcrantwortlicher Rcdaktrur: Ernst Rotzbrrg in Frankenbrrg t. Sa. — Druck und Verlag von E. <8. N-Hbtrg in Frankenberg i. Sa. 1SW TieuStag, den 1L. Dezember 287 Sozialpolitik «nd Menschenbildung. Unter obigem Titel veröffentlicht 0. Friedrich Naumann, der Herausgeber der „Hilfe", in seinem Blatte 10 Leitsätze, die zwei, ftllo» jedermann« Intereffe wecken dürsten. Mag man rn natio naldenkenden Kreis«» diesem Manne auch di« von ihm schon ost an den Lag gelegte Liebhaberei sür di« Sozialdemokratie, verdacht haben, so darf man doch in gerechter Würdigung seiner hervor ragenden Befähigung zum geistvollen Sozialpolitikrr ihm dir letztere Eigenschaft nicht aberkennen wollen. Ohne un» selbst auf die Leit sätze über „Sozialpolitik und Menschenbildung" festzulegen, bringen wir sie nachstehend zur Kenntnis unserer Leser: 1. Die erst« Stufe der Sozialpolitik ist die gesetzlich« Hrrstellung von Untrrgrenzen, untrr die niemand hinabfinken soll, der Arbeit leistet. Hierher gehört Feststellung von Mindesträumen, Mindest zeiten, Mindestrrchten und ei wird auch die Feststellung von Min- destlöhnen hierher gehören, soweit sie volk-wirtschaftlich möglich ist. Alle Sozialpolitik der untersten Klaffen bleibt auf dieser Stufe stehen und findet auf ihr immer neue Arbeit. Sin Bei spiel dafür ist da« Verlangen nach einer Schutzgesetzgebung für Heimarbeit. Ein anderes Beispiel find di« Forderungen einer WohnungSinspektion. 2. Di« zweite Stufe der Sozialpolitik ist die Herstellung eines geschäftlichen VerhandlungtsystemS zwischen denjenigen Arbeitern und Angestellten, di« nicht ganz unt«n sich befind«», und ihren Arbeitgebern. Hierher gehören die Gewerkschaft«», di« Unternehmer, verein« und dir Tarife «rträge. DaS neutste Beispiel für diese Art von Sozialpolitik ist der vielumstritten« neue Buchdruckertarif. Solche Tarise find daS Ziel aller Gewerbe mit gelernt«» und bester gestellten Arbeitern. 3. Di« dritte Stufe der Sozialpolitik ist die Herstellung von Bereinigungen zum Schutz der Konsumenteninteressen der«r, die durch Tarifverträge eine gesicherte, aber nicht sehr hohe Einnahme haben. Hierher gehören die Konsumvereine, Baugenostenschasten und ähnliche». Diese Art von Sozialpolitik beginnt erst dann die Phantasie der kämpfenden Arbeiter zu erfüllen, wenn auf dem Gebiet der Gewerkschaften gewisse Vorteile erreicht find. Deshalb steht die größere Entwickelung der genossenschaftlichen Sozialpolitik noch vor un«. 4. Die viert« Stufe der Sozialpolitik ist die Herstellung einer parlamentarischen Fabrik« und Jndustrieverfafsung. Hierher gehört die Bildung von ArbeiterauSschüffen in den einzelnen Betrreben, aber sie ist nicht« al« der erste Anfang dazu. Die Aufgabe be steht darin, die Arbeiter zu Mitarbeitern zu machen und sie am Erfolg oder Mißerfolg so zu beteiligen, daß fi« BetriebSintereffen bekommen. Hier liegen groß« Zukunst-aufgaben, on die heute nur einige wenige Troßindustrirll« wie Abdä und Freese heran« getreten find. 5. Ob hinter diesen Ausgaben noch weiter« sozialistische Ent« Wickelungen liegen, kann unS praktisch gleichgültig sein. Er ge« NÜgt, sich diesen Aufgaben hinzugeben. Wir haben nicht- da« gegen, wenn sich jemand noch weiter in di« fernere Zukunft hin- rinphantafirrt, halten aber dafür, daß heute alle praktisch arbeiten- den Sozialpolitikcr innerhalb und außerhalb der Sozialdemokratie sich mit einer der bezeichneten Arten von Sozialpolitik befassen. 6. Jeder Stufe der Sozialpolitik entspricht ein andere« Bildung-, ideal der Beteiligten und zwar sowohl derer, die sich von unten nach oben bewegen, al« auch derer, die ihnen dabei behülslich sind. Peltka« im Mappen. Roman von Ferdinand Runkel. (20 Fortsetzung.) — - - -druck verbo^n., Der Major crrviderte nichts, nickte blos nnt jener kühlen Verbindlichkeit, zu der man einem Gegner verpflichtet ist. „Durch das Vertrauen Ihres Fräulein Tochter bin ich über Ihre finanziellen Verhältnisse genau orientiert. Ich wußte auch, daß ich die ganze Aktion garnicht inßenieren durfte, wenn ich nicht zugleich das Mittel gekannt hätte, sic auszuftthren. Ich habe das so mit Herrn Henning besprochen und seine Billigung erfahren. Habe dann auch sofort nach meiner Rückkehr meine Maßregeln getroffen und trete Ihnen mit einer vollkommen fertigen Sache gegenüber. Vian spricht in Ihrer Familie mit sehr großer Achtung von Ihren militärischen Kenntnissen." „Mit Unrecht, Herr Doktor," Hans überhörte den Einwurf und fuhr ruhig fort: „Geld erwerben läßt sich aber nur in dem Fach, das man vollkommen beherrscht. Ich habe Ihnen aus diesem Grunde folgenden Vorschlag zn machen: Der militärische Mitarbeiter eines großen Berliner Blattes, das allerdings politisch auf der linken Seite steht . . . also der militärische Mitarbeiter dieses Blattes ist dem Verleger ausgemietet wordeu, die Stelle ist noch nicht besetzt. Ich habe daher Veranlassung genommen, dort vorzusprechen, habe unter Diskretion Ihren Namen ge nannt nnd die Zusicherung erhalten, daß es nur eines Antrags Ihrerseits bedürfe, um Ihnen die Stelle zu verschaffen. Sie ist mit rund dreitausend Mark jährlich dotiert, uno Sie haben nicht einmal nötig, in der Redaktion selbst tätig zu sein, sondern können alles an Ihrem Schreibtisch zu Hause erledigen." Eine gewaltige Erregung bemächtigte sich des Majors. Das war allerdings die Hilfe, die er brauchte, aber das Blatt war liberal, das konnte er nicht überwinden. „Sie verpflichten mich immer tiefer, Herr Doktor, durch Ihre Bemühungen, aber ich empfinde es als eine Art Ver rätern, wenn ich auf die Seite des Gegners gehe." „Auf diesen Einwurf war ich gefaßt. Das Blatt ist durchaus nicht extrem liberal und es wendet den militärischen Dingen eine liebevolle Beachtung zu. Werden Sie die Stelle erhalten, so wird man auf Ihre Gesinnung keinen Einfluß aus- »uüben versuchen. Sie werden im Gegenteil in der Lage sein. 7. Da« Bildungsideal der «rsten Stufe ist bei den Arbeitern ein fabelhafter Glaube an die Zaubermacht der gesetzlichen Regelung. Je unentwickelter eine Arbetterschicht ist, desto utopistischer ist sie bei ihrem Eintritt in die soziale Bewegung. Darin macht «S nur geringen Unterschied, ob die erste Organisierung auf christliche oder sozialdemokratische Weste geschieht. Man verlangt entweder vom christlichen Staat oder vom Zukunft-staat, daß er der große Helfer aller Enterbten und Bedrängten sei. Die Erziehung der Arbeiter auf dieser Stufe ist noch ganz unpersönlich. Ihnen wird Klaffenbrwußtsein beigebracht. Die entsprechende Stimmung der hülf-bereilen Teile der Oberschicht ist entweder Dickleibigkeit oder Angst vor Revolution. Au« beiden zusammen entsteht di« osfiziklle staatlich« Sozialrrsorm. 8. DaS Bildung-ideal der zweiten Stufe ist der Kampf umS Dasein, bei dem der Glaube an die Zoubermacht de« Gesetze« dem an die Wundermacht der Vereinigung »eicht: alle Räber stehen stkll, wenn dein starker Arm e« will! Die Erziehung aus dieser Stufe ist schon um etwa» persönlicher, al« auf der »origen, denn der einzelne Arbeiter muß zum Kämpfer erzogen werden, was in der Praxi» bedeutet, daß er Beiträge bezahlt, Lohnkämpse besteht, Fachbiälter liest us». Noch 'wird er nicht als Einzel« mensch gewertet oder al- Leruf-genoffe. Ec hebt sich ab von der großen Menge der Unorganisierten, Trägen, Gedankenlosen und Arbeitswilligen. Damit entsteht die erste Grundlage für soziale PersönlichkeitSerzirhung. Die entsprechende Stimmung der hülftberriten Teile der Oberschicht ist teil» eine liberale Korrekt heit hinsichtlich der Ko UtionSrechte der proletarischen Kämpfer, teils ein« direkt« geschäftlich« Mitwirkung zur Schlichtung von Lohnstreitigkeitrn und Heistellung von Tarifen. Von Mitleid und Angst ist keine Spur mehr vorhanden, dafür aber zeigt sich beginnende Achtung vor den persönlichen Eigenschasten der geför- derteren Gewerkschaftler. 9. DaS BildungSideal der dritten Stufe ist bei den Arbeitern eine Verbesserung der Lebensqualität: auch wir wollen Kultur haben! Der Arbeiter gewinnt Sinn für eine bessere Wohnung, sür gute Hausordnung, für vernünftige Sparsamkeit, wird unter Umständen Alkoholgegnrr und Naturheilfreund. Dabei leistet er alle seine Pflichten gegenüber dem Verband, aber er al« Einzel» mensch ist kein Kämpfer. Er wird Kleinbürger und ei ist ost schwierig, ihm da« „Klaffenbrwußtsein" zu erhalten. Viele eng lische Arbeiter befinden sich auf dieser Stufe. Die entsprechende Haltung der hilf-bereiten Teile der Oberschicht besteht in Mit arbeit an vielfältigen sozialen HülsSorranstaltungen, die grundsätz lich nicht den Charakter von Mitleid-Veranstaltungen trogen, son dern p inlich genau aus demokratischer Grundlage errichtet sind. Auf Lieser Diufe beginnt die Emzelpersönlichkeit de» Durchschnitts« arbeiterS eine gewisse selbständige Beveutung zu bekommen. Er will sich und seine Kinder in die Höhe dringen. 10. DaS BildungSideal der vierten Stufe ist dir Verbesserung der Qualität der Aldecktl-istung: Wir wollen uni emporbeben, indem wir unser Gewerbe Helen! Dieses Q-alität-ideal ist in seiner Entstehung davon abhängig, daß die vorhergehenden drei Stufen bereits durchichcktten worven find. ES muß eine gewiße Resig nation gcge> über dem Staalsgesetz und auch gegenüber dem Tarif vertrag eingctreten sein, damit auS den erhöhten LebenSvnsprüchen heraus der Entschlich Ler bewußten Qualitätssteigerung der Ar beit» leisiungen kommt. Am ersten findet man düse persönliche Lebensauffassung bei den „brff ren Arbeitern", daS heißt bei denen, dir durch kein Arbeiterschutzzcsetz und keinen Tarifvertrag für sich etwas gewinnen können und deren die Genoff-nschast». Prozente als Wirtschaft-ideal nicht genügen. Es ist aber zu hoff », bas liberale Publikum dieses Blattes in armeefreundlichem Sinne zn beeinflussen, gewiß eine Aufgabe, an der niemand in Ihren Kreiseir Anstoß nehmen kann. Der Verlag dieser Zeitung ist so vornehm, daß er niemals von Ihnen verlangen wird, etwas gegen Ihre Ueberzeugung zu tun, noch auch wird irgend jemand au dem, was Sie schreiben, das geringste ändern. Und schließ sich können Sie ja vollkommen anonym arbeiten." Nein, Herr Doktor, ich kann nicht, so verlockend der Preis auch ist, ich kann nicht. Wenn es sich noch um ein konser vatives Blatt handelte, ohne Zögern würde ich zufassen." „Ja, ich habe mich erkundigt nach jeder Richtung hin, aber nirgends war ein Platz offen. Der Kreis ist eng und ein Mitarbeiter genügt jeder Zeitung." „Dann kann ich nur iviederholt danken, daß Sie sich so große Mühe gegeben haben. Ich bedaure, daß der Erfolg negativ ist." „Offen gesagt, Herr Major, ich verstehe Ihren Standpunkt nicht. Man hat Sie in der Vollkraft Ihrer Jahre verab schiedet mit einer Pension, die unzureichend ist und nun will man noch einen derartigen Zwang auf Sie ausübcn, daß Sie ihre Kraft nicht einmal für den höchsten Preis verkaufen können. Gibt man Ihnen in Ihren Kreisen etwas, wen» Sie hungern und darben? Hat sich irgend jemand gesunden, der Ihrem Sohn auf seiuen Adel und seine Stellung zehntausend Mark gegeben hätte? Machen Sie doch, bitte, die Runde bei Ihren Freunden, ich meine, bei Ihren politischen Freunden, ob man Sie nicht überall mit einem Achselzucken abweist. „Das kann sein, aber ich darf nicht zum Verräter werden." „Das sollen Sie ja garnicht. Sie sollen schreiben, ums Sie denken, und wie Sie cs geschrieben haben, so wird cs gedruckt. Sie haben doch ein Recht ans Arbeit, das hat jedes Individuum. Wie kommt Ihre Gesellschaft, Ihre Familie dazu, ein so unendliches Opfer von Ihnen zu verlangen? Tas ist widernatürlich. Es ist meine philosophische Aufgabe, die Gegensätze der Klassen anszugleichen, hier bietet sich der Ausgleich und Sie lehnen ihn ab." „Ich habe mich entschlossen, zwei Bücher zu schreiben." Hans lächelte mitleidig. „Bücher zu schreiben in Deutschland, .Herr Major? Damit werden Sie keine Seide spinnen, zumal mit militärwissenschaft- lichen Büchern." „Nun, ich werde eS erst versuchen und wenn alles fehl daß die Zahl der Qualität-arbeiter, di« sich solche Ideale persön licher Art gestatten können, steigt, denn nur au« ihnen wachse« die Leute hervor, die aut dem Wort Fabrikoersaffung eine Wahr heit machen können. Die „Nnrdd. All«. Zig." gegen die „Germania". In der „Nordd. Allg. Ztg." ist zu lesen: Die „Germa, nia" schreibt in ihrer Nr. 281 vom 7. d. M. in einem Artikel: „Et war nicht«!" u. a. folgende Sätze: „I-, «» war wirklich nicht«. Der „neue Herr" Kolonial- direktor Dernburg hat in einem unbewachten Augenblick sich selbst verraten, als er in bezug auf dir angebliche Drohung, daS Zentrum werde keinen Groschen mehr bewilligen, wenn die Wistuba-Angelegenheit nicht nach seinen Wünschen erledigt werde, öffentlich im Reichstag erklärt, daran (sic!) habe er selbst nicht geglaubt. Wir haben diese Aeußcrung de« Herrn Dernburg mit eigenen Ohren gehört und gesehen, wie derselbe über diese unbedachte Selbstanklage (I), der auch die Ironie nicht fehlte, einen Augenblick betroffen war. „Kaum war da« Wort dem Mund entfallen — möcht er'« im Busen gern be wahren." Aber da» Wort ist nun einmal sestgelegt und e« zeugt gegen den guten Glauben, gegen die ehrliche Kampfes» weise de« neuen Kolonialdirektor«, denn gerade er hat «ine an gebliche Arußerung de« Abg. Roeren, an die (!!) er selbst nicht geglaubt hat, zu einem Kernpunkt und zu dem schwersten Geschütz seiner Anklage gegen den Abg. Roeren gemacht. Wollen die Blätter sich darüber nicht auch einmal äußern? Oder soll e« auch hier heißen: „E» war nicht»?" Hier stellt die „Germania" die Sache also so dar, all hätte der Kolonialdirektor eingestandenermaßen selbst nicht daran geglaubt, daß jene Aeußerung („da» Zentrum werde keinen Groschen mehr bewilligen") au» dem Munde de» Abg. Roeren damal» überhaupt gefallen sei. Damit wird der Anschein erweckt, al« ob der Kolo- nialdirektor selbst nachträglich die Glaubwürdigkeit der Aufzeichnung jener Beamten preikgegetea habe. Demgegenüber berufen wir un« aus da« stenographische Protokoll der 133. Sitzung de« Reichs tage« vom 4. Dezember 1908, worin e« an der entscheidenden Stelle heißt: „. . . . Zweiten« habe ich eine Registratur vorgelesen, ge gen deren Verlesung sich der Herr Abgeordnete Erzberger lebhaft gewendet hat. Meine Herren, Registraturen werden in der Kolonialabteilung gewöhnlich nicht gemacht; nur wenn solch außerordentliche Dinge vorgehen, di« wirklich d«n Beamten sehr aussallen, wo fie denken: Herr Gott, hier geschieht ein Unrecht, da» dürfen wir nicht au» dem Auge verlieren, dann wird eine solche Registratur gemacht; wenn also Besuche in di« Kolonial abteilung kommen, die keine solchen gewöhnlichen Aeußerungen Hervorrufen, wir „rin kaudinische» Joch" oder „da» Zrntrum bewilligt krinen Groschen mehr", wa« ich nie geglaubt habe — (Stürmische Heiterkeit.) Also ich hoffe in meinem Verkehr mit dem Zrntrum nie wieder derartige außergewöhnliche Dinge zu hören; dann werden auch keine Registraturen mehr gemacht werden, und dann kann ich auch keine Vorbringen." (Bravo! rechts.) Hierau» geht also einwand-frei folgende- hervor: Es ist dem Kolonialdirektor nicht eingefallen, zu sagen, er habe selbst nicht geglaubt, daß jene von seinen Beamten niedergeschriebene Aeußerung deS Abg. Roeren überhaupt gesallen sei. Der klare Sinn der Worte de- Kolonialdirektor- war vielmehr der, er habe selbst nicht daran geglaubt, daß da- Zentrum die Drohung der Abg. Roeren wahrmachen und „keinen Groschen mehr bewilligen" würde, fall» die Angelegenheit Wistuba nicht die von tzerrn Roeren gewünschte Erledigung fänL«. gegangen ist, ist immer noch Zeit. . . Ich werde Sie dann um Ihre gütige Vermittelung bitten." „Nein, Herr Major, dann ist nicht immer noch Zeit. Nach einer offenen Stelle laufen die Menschen, wie nach einer Goldgrube nnd das Blatt kann nicht lange ohne einen militärischen Mitarbeiter sein. Wenn Sie heute oder morgen nicht zugreifen, übermorgen ist es zu spät. Ueberlcgen Sie sich, wenn Ihre Idee mit den Büchern fehl schlägt, dann bleibt Ihnen nichts übrig, als mit Ihrer Familie zu Grunde zu gehe», das wissen Sie ganz gut. Teun wenn Sic wirklich eine Anstellung im Zivildienst finden, was ich bei Ihren vor geschrittenen Jahren für ausgeschlossen halte, so erhöht sich ja ihr Einkommen nicht uni das Einkommen dieser Stellung, sondern Sie verlieren doch dann die Pension, Sie müßten also eine Privatposition suchen." „Ach, das tue ich seit zehn Jahren. Seit zehn Jahren bin ich in einer Gewchrfabrik notiert." „Also wollen Sie noch zehn Jahre vergeblich suchen, wo Sie hier das Angebot haben. Ich bcschürc Sie, Herr Major, machen Sie wenigstens einen Versuch, gehen Sie hin und im ersten Augenblick, ivo man etwas von Ihnen verlangt, das Ihrer Ueberzeugung widerstrebt, legen Sie die Feder nieder." Der alte Herr sann nach und eine Weile später sagte er: „Ich will cs mit meiner Frau besprechen, lassen Sie mir vicrnndzwanzig Stunden Zeit." „Gern, Herr Major, ich werde sofort in diesem Sinn dem Verlag schreiben, vierundzwanzig Stunden wird man Ihnen die Stelle offen halten, obivohl viele und gute Bewerber da sind." „Dann danke ich wohl Ihrem Einfluß meine Bevorzugung." „Kaum. Wohl Ihrer Qualifikation." „Die wird inan dort kaum kennen." „Vielleicht doch, Herr Major." Hans scheute sich zu sagen, mit welchen Mitteln er diese Bevorzugung errungen. Der Verlag hatte ihm kühl erklärt, daß er den Major von Güldenborn garnicht kenne, daß er ihm aber die Stelle geben wolle, falls Herr Doktor Bergmann geneigt sei, mit seinem Namen sozialpolitische Artikel für die Zeitung zu schreiben. Das war das Moment, wodurch der junge Privatdozent gezwungen worden war, gegen Willen und Neigung von neuem publizistisch tätig zu sein. Er wußte ganz genau, daß es ihm als Gelehrter Schaden bringen würde, aber er hatte keinen Augenblick Bedenken getragen, der Familie seiner geliebten Sibylla dies Opfer zu bringen.