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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 25.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190611254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19061125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19061125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-25
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
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Hnr, »«i dem «an billang noch kein Sterbentw-rlchen -«hört Hal, dem aber jetzt — wie da» immer zu jein pflegt, wenn einer äiva» geworden ist — allerhand hervorstechende Fähigkeiten und Charakiereigenschrfien ongedichtrt werden. Wo» bei der ganzen Angelegenheit am meisten zu denken gibt, ist dir Redewendung, daß „seine Polrtik von der seine» Vorgänger» in wesentlichen Punkten nicht abweichen dürste". Da« wäre sür die Allgemein- heit alle» andere al» erfreulich. Zum andern hieß e» aber auch, Herr ». Arnim „sei zu selbständig und zu einsichtig, um in allen Fragen den Führern de« Bunde» der Landwirte unbedingt Ge- folgschast zu leisten". So ist immerhin Hoffnung vorhanden, haß da» deutsche Volk unter Herrn v. Arnim» Rmisterschaft vor der einseitigen Ressortpolitik bewahrt bleibt, wie sie unter Herrn v. PodbieÜki gong und gäbe war. Daß ein praktischer Landwirt an die Spitz« eine» Landwirtschaft»ministerium» gekört, ist ganz selbstverständlich, nur muß sein Blick unbedingt weiter reichen al» bi« an dir Grenzen seiner inneren Obliegenheiten. Der franzöfische Senat hat sich in der ve, stoffenen Woche über die Frage unterhalten, ob zwischen Frankreich und England ein Militäroertrag bestehe oder nicht. Clemenceau erklärte auf eine diesbezügliche Frage, er könne über die satsnte oonllials nicht« sogen und er glaube nicht an da« Bestehen einer miluärischen Verabredung. Em Schulbeispiel in der Richtung, daß für da», wa« eine Regierung über ihre auiwäitige Politik zu verlautbaren wünscht bezw. zu verlautbaren genötigt werden kann» unter Um ständen recht enge Grenzen gezogen find! Der Ministerpräsident betonte aber nur, daß er nicht an eine solche Abmachung „qlaube". Damit ist noch lange nicht in Abrede gestellt, daß zwischen Pari« und London Pourparler« über die Möglichkeit einer Militärkon- oention ftattgefunden haben und vielleicht auch einige Punkte fest- gelegt worden find, die für den Fall de« Akutwerden« de« Ab kommen« sofort in Kraft treten würden. E» ist auch nicht zu glauben, daß Clemenceau gleich einem Delcafiö Frankreich in kriegerische Abenteuer treiben wird. Wa« da« aus fich hat, weiß er schließlich ganz genau, auch hat er nicht allein die Interessen der Revanchepolitiker zu vertreten. Aber daß die franco-britische Militärkonvention überhaupt nicht bestände, da« glauben wir Cle menceau nicht. Da« mag er gefälligst allein bezweifeln. Wir halten eher dafür, daß r« Herrn Clemenceau« selbstverständliche Pflicht ist, von solchen Dingen vor der großen Oeffentlichkeit nicht« zu wissen. Der italienischen Regierung und auch dem Papst macht wieder einmal die Anarchistenseuche Kopfzerbrechen. Erst war ein beschei dene« Cafö der Schauplatz eine« Bombenattentat«, dann wählten die Propagandisten der Tat gar den PeterSdom zur Stätte ihrer verbrecherrschen Tätigkeit. Diese Anzeichen deuten ohne weitere« darauf hin, daß die anarchistische Bewegung wieder aufzuleben be ginnt. Au« Rußland kamen ja auch wieder neue Attentat-Mel dungen. Im Hinblick darauf gibt e« für die in Betracht kom menden Regierungen nur zweierlei: die Bekämpfung der Ter. roristen bi» auf« Mss-r, nebenher muß aber die friedliche Arbeit gehen. Und zwar hat diese — dabei kommt au-schließlich Ruß land in Frage — in der endlichen Wahrmachung der schon immer in LiuSficht gestellten Reformen auf allen Gebieten de- öffentlichen Leben« zu bestehen — mit anderen Worten: in der Lo-sage vom absolutistischen Regime. Botschafter Speck v. Sternburg über die „offene Tür". Auf dem Jahre-bankett der New-Aorker Handeltkammer, an dem der deutsche Botschafter Frhr. Sp-ck v. Sternburg al- Ehren gast teilnahm, führte dieser in Erwiderung eine« auf die Gegen seitigkeit der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Amerika au-gebrachten Trinkspruche« folgende« au«: „Dir Worte de» Prä sidenten Roosevelt an die deutschen Veteranen am 12. April d. I. zeigten am besten die jetzigen Beziehungen zwischen den beiden Ländern." Indem der Botschafter dann auf die historische Freund schaft zwischen Preußen und Amerika hinwie», die unter dem Prä sidenten Roosevelt und dem Kaiser ihren Höhepunkt erreicht habe, äußerte er wörtlich: „Während der Jahre, die ich in Amerika zugebracht habe, beobachtete ich häufig, daff, wenn Gott und die Natur jemals drei Nationen für einen dauernden Frie de« und Freundschaft miteinander bestimmt haben, dies Deutschland, Grostbritannie» und Amerika sind. Wenn man frage, wo Deutschland und Amerika getrennt seien, fo fei dies doch nicht etwa in den Handelsbeziehungen der Fall. Amerikas Prosperität bedeute auch Deutsch lands Prosperität, und die Handelsbeziehungen der beiden Länder wüchsen täglich. Wenn nun ein Haudels- zuwachs stattfinde bei den Unebenheiten in den beider seitigen Zollsystemen, wie viel gröffer noch würde der Handelszuwachs sein nach der Beseitigung dieser Un ebenheiten! Deutschland befürworte die offene Tür überall und suche einen Ausgang für seine wirtschaft lichen Kräfte, wo immer das innerhalb der zulässigen Grenzen des kommerziellen Wettbewerbs möglich sei. Deutschland lade Amerika zu engeren Handelsbezieh ungen ein; es erblicke in der Entsendung der Tarif- kommssion ei« aufrichtiges Bemühen der Regierung in Washington, eine Besserung der Handelsbeziehungen herbeizuführen. Der Botschafter schloff mit den Worten: „Hoffen wir, daff die grsffen Segnungen, die Washing ton und Friedrich der Groffe ihren Ländern durch den Abschluff eines weitachenden Vertrages brachten nnd die durch die Charaktere und die Politik des Präsi den Roosevelt und Kaiser Wilhelms so erstarkt sind, immer fortdaucrn!" Dir Wor-r des Botschafter? werdm trotz ihre« Utberschrvang« überall dort jympaihscb bciührcn, wo du- ernste Bestreben ob waltet, die germanisch n Länder voc einem keinem Teile föcverlichen Zollkrieg zu bewahren, der dem Wohlstand j deS der drei ge« nannten Reiche unheilbare Wunden schlagen würde. OertlicheS und Sächsisches« »rachdrua uusirrr örtlichen Origiualderichke ist aur mit gruaurr Quellenangabe gestattet.) Frankenberg, 24. Novemb-r 1906 -j- Znm Totensonntag. Wenn de« Leben- taus.nbfachec Irrgang uns zum h-ima luden Strande süh te, wie öfter fehlte in der Schar der U> fugen diese« oder j ri«s Glied und statt waimer Hände und lieber Augen g'üßte un- ,in stumm - Grab mit ragen dem Kreuz. Wtevicle auch unter den Lrdcnpügern wandeln dahin, weltflüchtig und himmel-fremd! Eia« irdisch« Heimat, dl« im Dunkel de» Leben» verklärenden Sonnenschein der Lieb« bietet, haben sie nie ge kannt und den Anschluß an dir ewige niemal» gesucht und gefunden l Wieviel Heimatlose in' der weiten Welt, die e» immer gewesen, die e» später geworden l Ein erschreckender Gedanke, kein Zuhause zu haben, wenn ring» Dandergesellrn und Lebensgefährten un« lo-lafsea. Daß sie nicht unter un» geweilt und die Uasrigen gewesen find, sagt dir aus» neue da» Totenfest mit seinen weh- mütigen Erinnerungen. Aber nicht klagen sollst du nur darüber, wa» einst drin war, sondern dich freuen dessen, wa- einst dein sein wird. Irdische Heimat ist auch Stückwerk und wird vergehen. Wohl dir, wenn du etwa» weißt von der ewigen Heimat! Du willst doch auch nach Hause kommen, du willst all die Deinen grüßen, die in Freundschaft und Verwandtschaft dir treu verbunden waren, du willst mit ihnen v-rbunden bleiben in einer Gemeinschaft, die nimmer au-rinandersällt. Aber rin ewige» Zuhause wird nur der haben, der schon hienieden diese« Ziele nachjagte. Und wenn du im Geiste oder in Wirklichkeit in diesen Tagen die Totenstätten besuchst, da deine Lieben ruhen, laß dir vom Kreuze predigen, da» auf ihren Giäbrrn leuchtet. Da» Kreuz ist Kompaß und Schild für christliche Ecdenpilger. Und wenn da- Herz dir so leicht bange wird beim großen Sterben um dich herum und beim Gedanken an dein eigene« Scheiden, dann Halle rechte Totmfest- seier und bekenne voll Gottoertraurn: Ob auch die Welt in Trümmer geht, DaS Kreuz doch unerschüttcrt steht. Ob auch die Seet' im Kampfe bricht, O Jesu Christ, Dich laß ich nicht! -fdt. Schriftraoerlettuug auf dem Friedhof. Wie seit Jahren schon zum Totensonntag, so werden auch Heuer von Mit gliedern de« evang. Jüngling-verein- am Eingang de« Friedhöfe« an die Besucher dr-selden Predigten und andere christliche Schriften abgegeben werden. Die Empfänger find nicht gehalten, sür diese Schriften etwa« zu zahlen. Wer zur Deckung der entstehenden Unkosten einen Beitrag leisten will, möge ihn in die bereitstehende Büchse rinlegen. Etwaige Überschüsse au- diesen Einlagen sollen der Schriftenverteilung de- Jünglingöverein-, durch welche all- wöchentl ch über 400 Blätter (Dresdner Predigten, „Für Alle", Stuttgarter Sonntag-dlatt), zum Teil an Arme unentgeltlich, zur Verteilung kommen, zugesührt werden. Beschränkte Viehzählung iu Sachse». Um einen Nach, wei« über die Größe de« im Lande vorhandenen Viehbestände« zu beschaffen und sichere Unterlagen sür dre Beurteilung der Vieh- und Fleischerzeugung zu gewinnen, hat d"S Ministerium de- Innern sür den bevorstehenden I. Dezember eine beschränkte Viehzählung angeordnet. Solche Zählungen sollen künftig all jährlich om gleichen Tage statlfinden, fall« nicht eine daS ganze Gebiet de- Deutschen Reiche- umfassende allgemeine Viehzählung für da« betreffende Jahr angeordnet worden ist. Die Erhrbun. gen liegen den Gemeindebehörden ob und erfolgen mittel- Orts- listen durch Umfragen bei den einzelnen Viehbefitzern. Sie er- strecken fich auf Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen. - ft Die Leistung de« Haudschlag« ist Erfordernis bei Erteilung de« Bürgerrechts. Sin Leipziger Rechtsanwalt war vom Rate aus Grund der Bestimmungen de- Z 17 der Revidierten Slädteordnung zur Erwerbung de« Bürgerrecht« angehalten worden. Bei dem Akte der Verpflichtung weigerte er fich, den Handschlag zu leisten. Er wurde darauf mit einem Strafmandat belegt, wo- gegen er bei der Königl. Kreithauptmannschast Einspruch erhob. Diese wie« den Einspruch zurück. Nunmehr wendete fich der Recht-anwalt mit der Anfechtung-klage an da« OberocrwaltungS- gericht. Er führte au», daß man ihn wohl zur Erwerbung des Bürgerrecht« zwingen könne, nicht aber zur Leistung des Hand schlag-. Dom Oberoerwaltung-gericht ist dir Anfechtungsklage durch Entscheidung vom 8. Oktober gleichfalls zurückgewiesen worden, und zwar unter Hinweis aus die Bestimmungen in Z 16 der Revidierten Städteordnung, wonach bei der Erteilung deS Bürger recht» der Bürger „mitrelS Handschlag«" anzuzeloben hat, dir ihm al« Bürger obliegenden Pflichten zu erfüllen, der Obrigkeit gehor sam zu sein und der Stadt Beste« nach Kräften zu fördern. - ft Berbaud sächsischer Industrieller ««d Streikeutschadi- g««g. In der letzthin adgehaltenen VorNanvSsitzung der Gesell schaft de« Verbände« Sächsischer Industrieller zur Entschädigung bei Arbeitseinstellungen wurde im Geschäftsbericht konstatiert, daß die Gesellschaft eS von vornherein al- ihre vornehmste Ausgabe betrachtet hat, nicht nur Arbei öeuytrllungen zu entschädigen, sondern sie auch — wenn dies ohne Opfer seitens der bedrohten I ndustriellen geschehen kann — zu verhüten. Seit der letzten im September adgehaltenen Vorstandsfitzung hat sie abermals den Ersolg zu ver zeichnen, daß infolge ihrer Intervention 9 drohende Streiks über haupt nicht zum AuSbruch gelangten und daß 10 Arbeitsein stellungen auf die kurze Z it von einigen Tagen beschränkt blieben. Unter den länger anhaltenden Arbeitteinstellungen nimmt der Streik in der Schönhcider Bürstenindustrie die erste Stelle ein. - ft Gültigkeit verspäteter Küudigung. Em Handlungs gehilfe wurde mit einem Monatsgehalt von 120 Mk. unter Ver einbarung vierwöchentlicher Kündigung engagiert. Der Prinzipal kündigte am 2. April zum 1. Mai. Der Angestellte erhob keinen Widerspruch und gab sein« Tätigkeit mit dem 1. Mai auf. Im Laufe deS Monats Mai wurde er darauf ausmerksam gemacht, baß nach Z 67 de» Handelsgesetzbuches ql« geringste Kündigungsfrist nur eine rinmonatlichr am Schluß de« Monat- zu erklärende gültig sei. Der Handlung«gehilse glaubte dc-halb wegen ver späteter Kündigung «inen Anspruch auf Zahlung de- Gehalt- für Mai geltend machen zu können und erhob beim Kaufmannsgericht in Danzig Klage. Die Klage wurde abgewlesen. In den Ucteils- grünven heißt rS: Dadurch, daß der Kläger die Kündigung am 2. April zum 1. Mar Widerspruch«!»- entg gengenommen und am letzten April tatsächlich ohne jeden Widerspruch serne Tätigkeit bei dem Beklagt « aufgrgeben hat, hat ec, fich stillschweigend mit der Auflösung deS DienstoklhältmsseS zum Schluffe de« MonatS April einverstanden erklärt. Wer schweigt, wo er nach Treu und Glauben zu reden verpflichtet ist, muh duse« Schweigen als Zu stimmung gegen sich gelten lassen. Der Handlungsgehilfe hat den Prinzipal durch jein Verhalten in den Glauben versetzt, daß er da« Dienstverhältnis al« mit geger se»tigem Einverständnis aufge hoben betrachten dürfe und fich daher einen neuen Gehilfen enga gieren könne und müsse. E« wücvc gegen Treu und Glauben verstoßen, wenn der Handlungsgehilfe sich nachträglich auf die Un gültigkeit der Kündigung weg-n Verspätung berufen könnte. -sw. Aurrswalde-Garu-dorf. Zu der un» gestern von „bestunlerrichtUer Scue" zugegangcnen Notiz über da« bevor stehende Amisjubi äum de« Herrn Pfarrer« o. Feilitzsch wird un« heute „im Namen de- Kitchenvorstandt-" von anderer Stelle ge- meld t, daß die betr.ffenoe Nachricht insofern verfrüht ist, al do« gedachte Jubiläum erst in da« Jahr 1V08 fällt. O — Lhr«»itz. «m Freitag früh ^en Ve» Uhr ist auf dem Gleise Chemnitz—Wüftenbrand, kurz vor dem Bahnhof Kästrn- brand, der Leich»«» eine« «Iwa sech« Monat« alten Kinde» männ lichen Geschlecht« gefunden worden. Dirser ist nach de« «nge- stellten Erörterungen zweisrllo« vorher in einem Paket «ingewickrlt gewesen. Die unbekannt« Täterin hat in der Nähe de« Fund orte« die Paketumhüllung au« einem Fenster, den Leichnam «der anscheinend durch den Abort de« Eisenbahnzuge« geworfen. — Dre«de». Prinz Joh«»» Genrg »«» S«chfe» traf gestern mit seiner Gemahlin in Stuttgart ein und stattete dem Herzog Philipp von Württemberg, seiner Gemahlin und deren Kindern einen Besuch ab. Bekanntlich war die erst« Grmahlin de« Prinzen Johann Georg rin« Tochter de« tzerzog-paarr«. — Pir»«. Zu den die«maligen W«hlfähigkei1«prüf»»gt» am hiesigen Königl. Seminar hatten fich 4b Kandidaten gemeldet, von denen aber drei wieder zurücktraten, während S di« Prüfung nicht bestanden. E» erhielten 2 die Zensur Id, 6 II», 12 II, 7 Ild, b Illa und 1 III. — Meißen. Sine fest mehreren Jahren schwebende Klag« hat jetzt durch da« Urteil der höchste« J«st«»z seinen Abschluß gesunden. Der frühere Polizeiinspektor Schulz« hat di« Stadt Meißen aus Gewährung von Pension verklagt. Dem Schulze war nahegrlegt worden, sei« Entlassungggesuch einzureichen. Er unterließ die-jedoch, und al« er kurz vor dem Termin, an welchem seine Anstellung zur leben-länglichen geworden wäre, seine Kündigung erhielt, erhob er Anspruch aus Pension mit der Begründung, fich im Dienste der Stadt Meißen rin« dau«rnd« Krankheit zugrzogrn zu haben. Dieser Anspruch ist jetzt vom Oberoerwaltung-gericht al« berechtigt anerkannt worden. Da« UcteU erregt hier vielfach Befremden, da man nach dem bi«her bekannt gewordenen Tat bestand einen solchen Au-gang nicht erwartet hatte. — Leipzig. Die gestrige Krei-au-schußfitzung hatte die Frage der Einverleibung der Vorort« Röcktra, Stünz, Stötteritz, Probst heida, Dölitz und Dösen in den Stadtbezirk Leipzig al« wichtigsten Punkt auf der Tagesordnung. Der KrriSauSschuß entschied fich mit 5 gegen 3 Stimmen gegen die Eittverleiduug. Der Be zirksausschuß und der Bezirkstag hatten fich gleichfalls gegen di« Einverleibung ausgesprochen, während die städtischen Kollegien diese einstimmig befürworteten. — Bei der gestrigen StadtverordaetUt- wahl in der zweiten Abteilung siegten mit großer Majorität die Kandidaten de« Vereinigten Bürgerwahlkomitee«. — Da« Leipziger Lehrerseminar, da« neunzehnte im Königreich Sachsen, soll be kanntlich zu Ostern seiner Bestimmung übergeben werden. Die Leitung der Anstalt ist dem Herrn Seminardirektor vr. Frenzel anoertraut, der bi« jetzt in Plauen i. V. gewirkt hat. Der im posante Neubau dieser neuen Lehrerbildungsanstalt erhebt fich mit seiner architektonisch sehr ansprechenden Front an der Aeußeren Elisenstraße, die Flügrlbauten liegen an der Scheffclstraße und an der Gustav Freytag-Straße. Zwischen ihnen schiebt fich di« ge räumige Turnhalle ein, hinter welcher fich dann da« von einer Mauer ganz umschlossene Terrain de« Hofe« und de« Garten» auSbehnt. Unter der Leitung de« Herrn Landbauinspektor» Sachse ist der Neubau nach den Plänen de« königlichen Landbauamt«« Leipzig aufgeführt worden. Von den zweihunvertunddreißig Zög lingen, für dir die Anstalt berechnet ist, wird di« Hälfte im Seminar selbst wohnen können. — Leipzig. Der Bauunternehmer Hentschel in Oetzsch hatte einen Hausbau auf einem ihm gehörigen Grundstück auSgeführt, dabei aber unter lassen, «inen Teil der Versicherungsbeiträge für di« dabei beschäftigten Arbeiter an die Ortskrankenkasse zu entrichten. Diese forderte den rückständigen Betrag nicht von ihm, sondem von dem Privaten Thieß in Leipzig rin» weil dieser der Arbeit geber im Siuue de« Gesetze« gewesen sei. Bon der Ausfichts- dehörde der Krankenkaffe, dem Stadtrat zu Leipzig, wurde Th. antragsgemäß verurteilt. Darauf reichte er im August 1V0L eine Eingabe bei der Krei-Hauptmannschaft Leipzig ein, welche die Er klärung enthielt, ec erhebe gegen den Bescheid de« Stadtrat«», worin ihm die Zahlung der Krankenkassenbeiträge auferlegt wurde, Beschwerde» beziehentlich Widerspruch und bitte, ihn von der Er stattung dieser Beiträge zu entbinden, da er nicht der Arbeitgeber der betriffenden Personen sei. Weitere Au-sührungen hat Th. erst nach Ablauf der im Z 58 Absatz 1 de» Krankenoerficherung»- ges tz-s bestimmten vierwöchigen Frist bei der Krei-Hauptmannschaft eingereicht. Die Krei-Hauptmannschaft al» Verwaltung»gericht hat die Klage au« formellen Gründen abgewiesen, weil sie nicht den Erfordernissen de» Z 34 de- Gesetze» über die Verwaltungsrecht»« pfleg« en'sprrche. Da« Oberoerwaltung-gericht hat diese Entschei dung bestätigt und hierbei ausgeführt, bei Strestigkeiten der hier in Rede stehenden Art müsse di« Anfrchtung der aufsicht-behörd lichen Entscheidungen, um recht-wirksam zu sein, binnen 4 Wochen nach der Zustellung mittel» Klage im Wege de» Verwaltungtstreit- oerfahrenS erfolgen. Di« Klage hab« ad«r «inen bestimmte» An trag zu enthalten und die Person de» Beklagten, sowie den Streit gegenstand genau zu bezeichnen. Diese Erfordernisse seien in dem Streitfall nicht erfüllt. Der Vorsitzende de» V«rwaltung»grricht» könne zwar den Kläger aus den Rangel ausmerksam machen und zu dessen Behebung ein« Nachfrist rinräumrn, ab«r rin R«cht da rauf stehe dem Kläger nicht zu. Vermischtes. * Notiz««. Die bekannte Frauenrechtlerin vr. Anita Augs- purg wurde wegen Beleidigung der Hamburger Polizeibehörde vom Landgericht zu 200 Mk. Geldstrafe verurteilt. Sie hat Revision eingelegt. — Der 19jährige Kaufmann Wardin»ki in Posen gab aus seine Geliebte TrawmSki, einer 13jährigen Schülerin, weil deren Eltern da» Verlöbni» de» jungen Paare» mißbilligten, drei Rcoolverschüsse ab. Daraus richtete er die Waffe gegen fich selbst und trank außerdem noch Gift. Beide find lebensgefährlich ver letzt. — DaS Landgericht Breslau hat eine einstweilige Verfügung erlassen, nach der die von dem Arbeiter Biewald verklagte Stadt« gemeinde bi« zur endgültigen Erledigung de» Prozesse» verpflichtet ist, an Biewald eine vierteljährliche Rente von 17b Mk. zu zahlen. — Der Bankier Bischofsheim in London schenkte anläßlich seiner goldenen Hochzeit 100000 Lftr. an wohliätige Anstalten, von denen nur ein Fünftel spezifisch jüdischen Charakter tragen. — Die Schwägerin des bekannten französischen Dramatiker» Henne- quin hat fich mit dem Sprachlehrer Andrä Giron verlobt, der be« kannllich in der viel besprochenen Affäre der einstigen Kronprin zessin Luise von Sachsen die traurigste Rolle gespielt hat. * Die Ursache be« Unfall« be« Dampfer« „Kaiser Wil helm der Große". Der Lotse de« „Orinoco" dehauptet, daß der „Kaiser Wilhelm der Große" 18 Knoten vor d«c regulären Hafeneinfahrt falschen Kur« genommen hab«, und daß hindurch d«r Zusammenstoß d«r beiden Schiff« erfolgt sei. AG nämlich
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