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2L7 Donnerstag, oen 11. Oktahep 1ÄW Frankenberger Tageblatt Bezirks Anzeiger begründet 1842. 65. Jahrgang. (N^qcnw v-rbo-ri.) « 4>>i>rsung.j Kinverschutz und Jugendfürsorge. Der in diesen Lagen in der Rcichshauptstadt versammelte Kon greß sür Kinderforschung und Jugendfürsorge beschäftigte sich mit all den Fragen, die dem leiblichen und geistigen Wohl der Heran wachsenden Generation zur Förderung dienen, und dem Kinder schutz wurde ein erheblicher Teil der Debatten auch da gewidmet, wo e- sich nur um die wissenschaftliche Erkenntnis der Kinderwelt handelte. Mit Recht arbeitete dieser Kongreß an der Lösung oraktischer Fragen de« Kinderschuhe« mit, denn der letztere bietet ja für alle sozialen und kulturellen Aufgaben, soweit sie sich über oie gegenwärtige Generation hinau« erstrecken sollen, die Grund lage, und Staat» Kommune, sowie Gesellschaft haben e« längst als ihre Pflicht erkannt» ein System des Kinderschuhe« aufzurichten, welche« der Menschheit ihre eigene Zukunft sichert. Auf allen Gebieten der Wissenschaft und Technik werden die gewaltigsten Fortschritte gemacht, der menschliche Geist leistet Staunenswertes in Erfindungen aller Art, die geeignet find, da« Lo« der heutigen und der kommenden Generation zu verbessern, ihr den Kampf um« Dasein zu erleichtern, ihr die Härten de« Lebens in jeder Weif« zu mildern. Aber all« diese Arbeit hat doch nur dann den vollen Wert, wenn wir das künftige Geschlecht selbst leben«- und entwicklungsfähig zu erhalten vermögen in der materiellen und geistigen Pflege der heutigen Jugend, damit diese reif wird für immer weitere Vervollkommnung der Menschheit. Was nützt, alle Genugtuung und die Vermehrung unserer Bevölkerung und über den Geburtenüberschuß, den da« Deutsche Reich aufzuweisen hat, wenn nicht auch die Grundlage für eine gesunde Fortent- Wickelung des kommenden Geschlechts vorhanden ist! Unser Zeitalter ist sich bereit- in ausgedehntem Maße der ihm obliegenden Aufgaben auf dem Gebiet des Kinderschuhe« und der Jugendfürsorge bewußt geworden, und nicht nur die Gesetz gebung fast aller Kulturländer hat sich mit dieser Frage beschäf tigt, auch eine Reihe nationaler und internationaler Vereinigungen ging mit dem Staate und den Kommunen Hand in Hand und standen ihnen anregend und fördernd zur Seite. In bezug auf die geistige und körperliche Erziehung der Jugend, auf die Be handlung anormaler und verwahrloster Kinder, auf die Unter- drückung der Mißhandlung und Ausbeutung, auf die Förderung der Moralität jugendlicher Personen usw. ist bereits viel geschehen, und e« braucht nicht versichert zu werden, daß Deutschland dabei nicht zurückblieb. Krippen, Kinderbewahranstalten, Kindergärten, Kinderhorte, Kinderasyle, Kinderheilanstalten, Ferienkolonien^ Kin dervolksküchen — sie alle find der Au-fluß der sich immer mehr betätigenden Fürsorge für daS Heranwachsende Geschlecht in seiner frühesten Jugend, und rS ist vielfach Gebrauch geworden, daß diese Fürsorge für dir kleinsten und kleinen Pflegkinder in dieser oder jener Weise, wo da- Bedürfnis dringend ist, sich auch bi« in das reifere KindeSalter auSdehnt. Die Vervollkommnung unseres öffentlichen UnterrichtSwesen« im Verein mit der Schulhygiene, der Handfertigkeitsunterricht, der FortbildungSschulzwang u. a. m. find für die Jugend zum Segen geworden; da« vor reichlich zwei Jahren in Kraft getretene Kinder« schutzgesetz war von dem Bestreben diktiert, der Kinderauibrutung Schranken zu ziehen bezw. die gesundheitliche und moralische Ge- fährdung der Kinder zu verhindern; und da« Fürsorgeerziehungs- grsetz vom Jahre 1900 stellte sich die Aufgabe, di« verwahrloste Jugend zu nützlichen Gliedern der Gesellschaft zu erziehen. Wenn auch mit allen diesen Maßnahmen die Grenze de« Erreichbaren noch nicht überschritten worden ist, so sind doch die Bestrebungen unserer Zeitalter« für Kinderschutz und Jugendfürsorge schon von gutem Erfolg gewesen; die Erkenntnis von der Notwendigkeit der physischen und ethischen Pflege der Jugend dringt in immer wei- i tere Kreise, und die Richtigkeit de- Worte-, daß derjenige, welcher fremde Kinder schützt, am besten für die Zukunft seiner eigenen Kinder sorgt, macht sich mehr und mehr Bahn. Auch der letzthin abgchaltene Berliner Kongreß wird seine Früchte tragen. Die rege Beteiligung, wie auch der Ernst und Eiser, womit die De batten geführt wurden, lassen die besten Hoffnungen berechtigt erscheinen. (gewährleist-« V0" ver Gement») verzinst alle Einlagen mit 3V» °/o vnb ist g'Sffnet Dienstags und Freitags nachm. 2—6 Uhr Telephon: Amt Oberlickneuau Nr. 18 Hafer, He« und Stroh lMHiMMt LdmM Mater imd Sohn. Originalroman von Freifrau Luise von FeMtztcsi. Abonnements MLWber Erscheint »n jedem Wochentag abends sür den folgenden Tag. Bezugs- preiS vierteljährlich 1 X 50 monatlich SO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats b früherer Monate 10 H. VestsaanSk« werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allest Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Ausland« Versand wöchentlich unter Kreuzband. 5. Kapitel. Während ^der 14 Tage, die Horsts Urlaub währte, sollte eine ganze Reihe von Festlichkeiten in und außer dem Schloße statlfinden. Zum Abschluß wollte die Baronin einen Ball geben, auf dem zugleich den Gästen die Proklamation Horsts zum Majoratsherrn von Hochfeld und seine Verlobung mit Erna von Saiten zur Kenntniß gebracht werden sollte. Aber Horst, vorläufig aller Sorgen ledig, sträubte sich jetzt, dcil Wunsch der Mutter zu erfüllen; ihm lag nicht das Geringste an dieser Parthie. Ja, wäre es noch Irene gewesen I Ihr sprudelndes, immer heiteres Temperament gefiel ihm, aber sie halte bereits anders gewählt. Einer seiner Kameraden aus P war der Glückliche, der neulich bei der kleinen Schiitten- parthie das Herz der kleinen Komtesse im Sturm erobert hatte. Erna konnte ihn nicht fesseln; Horst fühlte sich von ihr eher abgcstoßen als angezogen, er mugte sich zwingen, eine liebens würdige .Unterhaltung zu führen. Bor Allem aber beherrschte ihn der Gedanke an Christine. Das reizende Geschöpf hatte ihm die Sinne verwirrt; er dachte Tag und Nacht an sie, und je weniger er Gelegenheit sand, sie zu sehen, desto mehr stieg das Verlangen nach ihr. Zwei mal halte er versucht, sie in der Bibliothek zu treffen, aber vergebens. Fragen konnte er nicht nach ihr, das wäre auf gefallen. Wie sollte er es nur anfangen, mit ihr znsammen- zukommen? Grübelnd stand er am Fenster seines Zimmers. „Es bleibt mir nichts übrig, als selbst zu ihr zu gehen. Ihr Vater kommt vor 8 Uhr nicht nach Hause, die Mutter kennt mich nicht. Vielleicht glückt es." Zum Schreibtisch schreitend, zog er ein Fach auf, dem er Briefpapier entnahm. Nachdem er hastig einige Zeilen ge- schrieben hatte, verschloß er das Brieschen und steckte es in die BLüsttasche. sprechen, die Wahlkymmissare anzuweisen, daß Wahlvorbesprechpn- aen und sonstige Maßnahmen, dis als Beeinträchtigung der Wahl freiheit angesehen werden können, in Wegfall lammen bezw. ver mieden werden. Der Antrag des Ausschusses wird einstimmig angenommen. Sup- Fischer-Chemnitz gib« die Erklärung ab, daß sich eins von ihm in Aussicht gestellte Besprechung verschiedener prinzipieller Fragen dadurch erledigt habe, daß in einer Sitzung des Legiki- matiousausschusses die Kommissare entsprechende Aufklärung ge geben haben. Nächste .Sitzung: Mittwoch, früh 10 Uhr. Tagesordnung: Verlesung der Regrstrande, erste Beratung über den Antrag deS Verfassungsausschuf es zu Erlaß Nr. 8, die Abänderung der Ver ordnung vom 26. Jun 1886 über die Anstellung von Kantoren und Organisten betr., erste Beratung über den Antrag des Ver fassungsausschusses zu Erlaß Nr. 9, Kirchengesetz zur Abänderung der Bestimmungen in 88 1, 4 und 5 des Kirchengesetzes voin 15. Juli 1898 über die Pensionsberechtigung bon Kantoren und Or ganisten, sowie Kirchnern und anderen kirchlichen Unterbeamten betreffend. —— DEches und Sächsisches <»« Nachdruck unter« Irtltchra ort^uaüerichte tft nur «tt genauer Quellenangabe r^ftattrtN Frankenberg, 10. Okeober 1906. ^a. Wiedereivweifuug de« Herr» Bürgermeister Ur. Irmer. Am Dien-tag, den .9. d. M., mittag 1 Uhr fand, wie wir schon kurz berichteten, im RathauSsqal hier durch Herrn KrriS- hauptmann v. BurgSdorff, Komtur» auS ^Chemnitz, die Wieder- Verpflichtung und Neueinweisung drS vor Ablauf seiner Wahl periode von den städtischen Kollegien hier einstimmig auf Lebens zeit wiedrrgewählten Herrn Bürgermeister» vr. Irmer hier in Gegrnwart der Mitglieder der städtischen Kollegien und der städti schen Beamten statt. In seiner feierlichen Ansprache ließ der Herr KreiShauptmann zunächst seinen Blick in die Vergangenheit schweifen. Man sehe die Stadt Frankenberg von kleinen An fängen an immer mehr sich entfalten und sich zur jetzigen Blüte ratwickeln. Die- verdanke sie zunächst der Tüchtigkeit, Tatkraft und Energie der Bürger, alsdann aber auch denjenigen Männern, ^ie in den Dienst der Stadt gestellt worden seien. In dieser Bezieh ung komme eS viel auf dir Person de« Bürgermeister« an. Dir Stabt habe immer da« Glück gehabt, Männer zu finden, die ihr Amt rastlo«, r nergisch und pflichtgemäß auSsüllten. Herrn Bürgermeister vr. Irmer habe man al« lauteren Charakter kennen gelernt, er habe sich da« Vertrauen der städtischen Vertreter erworben, wie er auch da« Anzeigenpreis: Die S-gesp. Petitzeile oder deren Paum 1S H, bet Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Rechaktionsteile 30 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, sür, Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Taris. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 4 Extragebühr berechnet. Juseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditionen. ein Wort zu sagen, Christine das kleine Billet in die Hand. Noch immer nach Fassung ringend, verbarg sie es in der Tasche ihres Kleides. Gleich darauf kam das Kind zurück. Der Fremde aber rief ihm entgegen: .Ich danke, Kleiner, ich habe den Auftrag mündlich ausgerichtet." — Noch ein höflicher Gruß — und die Thür fiel in's Schloß. Horst aber ging sehr befriedigt über den unerwartet guten Erfolg davon. 'Hatte Frau Faller ihm geöffnet, so würde er nach einem Vorwande gesucht haben, der ihn in die Wohnung selbst führte, um so Christine zn sehen und den Brief nr ihre Hand zu schmuggeln. So war cs besser geglückt, und er konnte hoffen, das Mädchen bald in seine Arme zu schließen. Christine eilte unterdeß mit klopfendem Herzen und zittern den Füßen in ihr Kämmerchen und vertiefte sich bei flackerndem Wachslicht in die Botschaft des Geliebten. Die Aufregung der letzten Tage, seit jenem Augenblick, wo sie Horst mit der Dame im Schlitten gesehen hatte, loste sich jetzt in fieberhafte Spannung und leidenschaftliches Glücksgefühl auf. Immer wieder überflog Christine die kurzen Worte: „Mein süßes Lieb! ich erwarte Dich um 9 Uhr am Gehölz dicht hinter Eurem Gärtchen, beweise durch Dein Kommen die Echtheit Deiner Liebe. Tausend Küsse. H." Ob sie kommen würde? Gewiß, — so schwer cS ihr auch werden mochte, die Entfernung vom Hanse zu ermöglichen; sie liebte ihn ja so unbeschreiblichI Wie im Traume erfüllte Christine die kleinen häuslichen Pflichten, bis der Vater nach Hanse kam. Den Besuch deS Herren erwähnte sie nur kurz und sagte: er wolle wieder- kommen, einen Namen habe er nicht genannt. Dann beschäftigte sie sich mit einer Handarbeit, verstohlen das Zifferblatt der kleinen Uhr betrachtend, deren Zeiger heute nicht vorrücken zu wollen schic». Kurz vor N Uhr erhob sie sich und erklärte, sie fühle Kopfschmerz und «volle ein wenig an die frische Luit gehen. (Fortsetzung folgt.) Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens is Uhr mittags des jeweiligenAusgabetages. Für Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. 8. Evangelisch-lutherische Landessyn^ 6. öffentliche Sitzung am 9. Oktober vormittags V.11 Uhr. Nach dem Vortrag der Negistrande referierte Obersustizrat Beck-Zittau über Wahlprüfnngcn. Es handelt sich um den Wahlbezirk I V, wo in der Ersatzwahl sür den emeritierten seit herigen Abgeordneten Pfarrer Fischer-Lichtenhain gewählt worden war. Ein Anlaß zur Beanstandung konnte darin gefunden wer den, daß der Wahlkommissar Amtshauptmann v. Nostitz eine Wähler-Vorbesprechung einbernfeu hatte auf Anregung derEvho- ralkonferenz. Ein Protest ist nicht eingegangen. Der Legituna- tiousausschuß beantragt, die Wahl des Pfarrers Fischer sür gül tig zu erklären, jedoch dem Kirchxnrcjgüuent den Wunsch auszu- Dann ließ er sich von Hermann Civilkleider herbeiholen und bei der Toilette' helfen. Bevor er sich entfernte, instruirte er den Diener, falls nach ihm gefragt werde, zu berichten, er, habe sich Kopfschmerzen halber niedergelegt, würde jedoch später vielleicht noch den Thee im Salon einnehmen. Dann verließ er, um unbemerkt zu bleiben, auf einer Hintertreppe das Schloß und erreichte so, ohne den Hof zu berühren, die Allee. Rüstig schritt er die Straße nach P . . . . entlang. In Civil würde er Niemand ausfallen, zudem begann cs schon zu dunkeln. In P angekommen fragte er ein Kind nach der Wohnung des Buchbinders Faller. „Das letzte Haus in der Feldgasse," antwortete der Kleine, „gehen Sie wir über den Wiesenweg, da ist es näher." Horst befolgte den Nath und kam bald an das bezeichnete Haus. Gedämpfter Lichtschein fiel durch die herabgelassenen Rouleaux auf die Straße, eineu Blick hineinzuwerfen hinderte der vor dem Häuschen befindliche Garten. Längere Zeit wartete der Baron, in der Hoffnung, Christine werde heraustrcten. Da dies nicht geschah, bewegte er ohne Zögern den Klopfer ar., der Thür. Nicht lange währte es, bis die Thür geöffnet wurde und der kleine Rudolph neugierig herausspähte. Als er einen Herrn draußen stehen sah, rief er in's Haus hinein: „Mutter, Mutter." Statt dieser kam die Schwester. Sie erkannte Horst nicht sogleich. Als er aber den Hut lüftend nach Herrn Buchbinder Faller fragte, erkannte sie seine Stimme und fuhr mit einem leisen Aufschrei zurück. Erst die Worte des kleinen Rudolph: „Christine, hörst Du denn nicht, der Herr fragt nach dem Vater," brachten sie wieder zu sich, und sie antwortete mit Anstrengung: „Der Vater ist noch im Geschäft, er kommt vor 8 nicht nach Hanse." „Ach, wie fatal, ich hatte Wichtiges mit ihm zu besprechen. — Bitte, Kleiner, besorge doch ein Licht, ich muß etwas aus meiner Brieftasche nehmen." Sobald Rudolph nach der Lampe lief, drückte Horst, ohne erste rrunrin-V der für «V his sptitesteur Soirnt«rsMitt-rs 12 Ith*. Mp 6ss laAsd»»««». SMlait flr Sie MM MlMüMMl W dm WW zu MOckrg i. Ku. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Fraukenberg i. Sa^