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222 »r» 23 September 190« > Frankenberger Tageblatt Bezirks - Anzeiger -MU siir die ZSmMt SMWlMWsAft Mft, das MzWe MMt and dm Mit za Inniktnörrz i. Ka. BeraMwortticher Redakteur: Ernst Roßberg In Frankenberg i. Sa. - Druck und «erlag von E. G. Roßberg in Frankenberg 1. Sa. Pferdevormusternng detr. Die in 8 1 der Pferdeaushebungsvorschrift vom 22. Juni 1902 (Gesetz- und Verord nungsblatt vom Jahre 1902 Seite 201 flg.) vorgeschriebene Pferdevormusterung findet im Bezirke der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha für die Musterungsperiode 1. Oktober 1906 bls 31. März 1908 in der Zeit vom 2. bis mit 2«. Oktober diese» Jahre» statt. Der Zeitpunkt der Vormusterung der Pferde eines jeden Ortes und Gutsbezirkes wird seitens der Vorstände der Gemeinden bezw. Gutsbezirke noch bekannt gegeben werden. Jeder Pferdebesitzer ist verpflichtet, zu den festgesetzten Vormusterungsterminen auf dem von der Ortsbehörde bestimmten Platze seine sämtlichen Pferde pünktlich vorzuführen mit Ausnahme », der unter vier Jahre alten Pferde, b, der Hengste, o, der Stuten, die entweder hochtragend*) sind oder innerhalb der letzten 14 Tage abgefohlt haben, ä, der Bollblutstuten, die im „Allgemeinen deutschen Gestütbuch" oder de» dazu ge hörigen offiziellen — vom Unionklub geführten Listen eingetragen und von einem Vollbluthengst laut Deckschein belegt sind, auf Antrag des Besitzers, s, der Pferde, welche auf beiden Augen blind sind, 1, der Pferde, welche in Bergwerken dauernd unter Tag arbeiten, x, der Pferde, welche wegen Erkrankung nicht marschfähig sind oder wegen Ansteckungs gefahr den Stall nicht verlassen dürfen, d, der Pferde, welche bei einer früheren in der betreffenden Ortschaft abgehaltenen Musterung als dauernd kriegsunbrauchbar bezeichnet worden sind**), i, der Pferde unter 1,50 m Bandmaß. Außerdem ist der Krcishauptmann und bei besonderer Dringlichkeit auch der Amtshaupt mann befugt, unter besonderen Umständen Befreiung von der Vorführung eintreten zu lassen. Etwaige hierauf zielende Gesuche sind nach Bekanntgabe des Musterungstermines unter genauer Angabe der Gründe bei der Ortsbehörde anzubringen und von derselben unter Be gutachtung an die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschast einzureichen. Von der Verpflichtung zur Vorführung ihrer Pferde sind ausgenommen: 1. die aktiven Offiziere und Sanitätsoffiziere bezüglich der von ihnen zum Dienst gebrauch gehaltenen Pferde; 2. Beamte im Reichs- oder Staatsdienste hinsichtlich der zum Dienstgebrauch, sowie Aerzte und Tierärzte hinsichtlich der zur Ausübung ihres Berufes an dem Tage der Musterung unbedingt notwendigen eigenen Pferde; 3. die Posthalter hinsichtlich derjenigen Pferdezahl, welche von ihnen zur Beförderung der Post kontraktmäßig gehalten werden muß; *) Als hochtragend sind Stuten zu betrachten, deren Abfohlen innerhalb der nächsten vier Wochen zu erwarten ist. **) Die „Vorübergehend kriegsunbrauchbaren" sind von der Vorführung nicht befreit. Die Gemeinde - Sparkasse Flöha verzinst Spareinlagen mit 3'/, «/„. Expeditionszeit: a« ZoS«» Werktage vor«. 8 bis 12, «ach«. 2 bis s Uhr. Durch die Post bewirkte Einlage« werde« schnell expediert. — Fernsprecher Nr. IS. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größer? Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere spätestens 11 Uhr mittags des l-w-iligenAusgabeMg-S. «ür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. Gz4-b1. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. E^^"E ,an ,edem Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs- 1 monatlich KO Trägerlohn extra. — laufenden Monats b früherer Monate 10 werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Anzeigenpreis: Die b-gesp. Petitzeil« oder deren Raum 1k z, bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 <); Eingesandt" im Redaktionsteile 30 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Fa, Nachweis und Offerten-Annahme werden 2K § Extragebühr berechnet. Inserates-Annahme auch durch all« deutschen Annoncen - Expeditionen. 4. die Königlichen Staatsgestüte; 5. die städtischen Berufsfeuerwehren. Die Pferde sind ohne Decke und oh«e Geschirr a«s Dre«se «it zwei Zügel« vorzuführen. Die H«se der vorzuführenden Pferde sind zu reinigen, aber nicht zu schmiere«. Zu der Vorführung der Pferde sind n«r erwachsene Personen zu verwenden. Pferdebesitzer, welche ihre gestellungspflichtigen Pferde nicht, nicht rechtzeitig oder nicht vollzählig zu dem bestimmten Zeitpunkte vorführen, haben außer der gesetzlichen Strafe zu gewärtigen, daß auf ihre Kosten Vie zwangsweise Herbeischaffung der nicht gestellten Pferde vor genommen wird. Da es im Interesse aller Beteiligten, auch der Pferdebesitzer selbst liegt, die Vormuste rung der Pferde auf das geringste Zeitmaß zu beschränken, so ist allen seitens der OrtS- behörden erteilten Anordnungen genau und pünklich nachzukommen, wie auch allgemein dm während der Vorführung der Pferde zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgestellten Polizei organen unweigerlich Folge zu leisten. Den Tierärzten, den Beschlagschmieden und den Pferdebesitzern wird die Teilnahme an der Vormusterung empfohlen. Die Vormusterungen bieten die beste Gelegenheit, um durch Besprechungen der Kom missare mit den Pferdebesitzern die letzteren über die Pferdezucht und das sowohl im Interesse der Militärverwaltung, als auch der Pferdebesitzer liegende Zuchtziel aufzuklären. Zuwiderhandlung»« gegen die vorstehend getroffenen Anordnungen werden gemäß 8 27 des Gesetzes über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 mit Geldstrafe bis zu 150 M. oder entsprechender Haftstrafe bestraft werden. Gegenwärtige Bekanntmachung ist sofort in jeder Stadt und Gemeinde auf ortsübliche Weise zur Kenntnis der Pferdebesitzer zu bringen. Flöha, den 19. September 1906. , Die Königliche AmtShauPtmauuschaft. Montag, den 24. September 1SV«, vormittags V»12 Uhr sollen in GarnSdorf 12 Schock Gerste und eine Partie Flachs meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Bieter sammeln in Wünschmann» Gasthof. Frankenberg, den 19. September 1906. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgericht». Politische Wochenschau. ** Für die inner« Politik von Belang wird die Entscheidung de», gestrrn zusammengetrrtenen außerordentlichen Landtag« de« Herzogtum« Braunschweig inbetr«ff der Regelung der R< gentschaftr- srage sein. Es heißt, der Nachfolger de« verstorbenen Prinzen Albrecht von Preußen werde kaum vor dem Verstreichen dreier Monat« gewählt werden. Di« Angel«genh«it würd« demnach eine ganze Weile zu den akuten Fragen der Tagespolitik gehören. Brachte die Rede, mit welcher Staat-minister Or. v. Otto den Landtag eröffnet«, »eiter nicht« Besondere», so beansprucht doch rin anderer, neben der RegentschaftSentscheidung herlausender Vor- gang lebhafte« Interesse. Da nämlich der Herzog von Cumber land sich bisher völlig passiv verhalten Hot, andererseit« aber natürlich Zweifel an seiner Auffassung wohl nicht bestehen können, scheint man in Braunschweig den Versuch machen zu wollen, den Herzog zu einer öffentlichen Erklärung zu veranlassen. In den Kreisen der braunschweigischen Landtag«abgeordneten soll die Ab sicht bestehen, eine Abordnung de« braunschweigischen Landtage« zum Herzog von Cumberland nach Gmunden zu senden und ihn zu fragen, ob er unter den ihm von Preußen zu stellenden Be- dingungen zum Antritt der Regierung in Braunschweig bereit sei. Gleichzeitig soll der Kaiser angegangen werden, diese Bedingungen von der preußischen Regierung formulieren zu lassen. Nähme der Herzog diese Bedingungen an, so träte er ohne weiteret» die Re gierung in Braunschweig an, lehne er dagegen ab, so werde ein neuer Regent gewählt. Diese Wahl würde eventuell erst in mehreren Wochen stat: finden. Zu einem solchen Versuch, den Herzog von Cumberland zu einer offenen Erklärung zu veran- laffen, schreibt übrigen« die „Braunschw. LandeSztg.", daß sich von einer direkten Befragung de« Herzog« durch den Landtag kaum rin Erfolg erwarten ließe, denn schwerlich habe der Herzog Lust, sich offen über seine und seiner Söhne Stellung zu der Thronfrage bindend zu äußern. Aber im Falle der Bunde«rat versage, würde dieser Schritt, wenigsten« um nicht« unversucht ge- lassen zu haben, nicht unterbleiben dürfen. Schiede die Person de» Herzog» au», so käme immer noch die seines Sohne« in Be tracht und eventuell auch die von dessen Bruder, der ebenfall« großjährig ist. Erst dann, wenn auch mit diesen beiden Prinzen eine Einigung nicht zustande kommen könnte, würde da« Reich Veranlassung haben, den braunschweigischen Thron für erledigt zu erklären und dem Lande anhrimzugeben, sich einen neuen Herzog zu wählen. Zunächst wird man natürlich abwarten müssen, ob die Meldung mit den Tatsachen übereinstimmt, und, ist die« der Fall, wie der Cumberländer sich überhaupt zu der Frage stellt. Eher ist di« Angelegenheit kaum diskutabel. Einige« Aufsehen erregte in dieser Woche der „Meteor". Zwischenfall im englischen Kriegshafen Portsmouth. Daß in der Politik eben auch oftmals au« dec Mücke ein Elefant gemacht wird, dafür ist diese „Affäre" typisch. Der Fall liegt so: Nach Angabe der Hamburg-Amerika-Linie wollte „der auf einer Ver« gnügung«fahrt nach berühmten Badeorten begriffene Dampfer „Meteor" der Hamburg-Amerika-Linie, seinem Fahrplan gemäß, auch Ryde auf der Insel Wight anlausen. Die See ging jedoch so hoch, daß eine Landung sich al« unmöglich erwie«, we-halb der „Meteor" den Hafen von Portsmouth aufsuchte. Laut tele- graphischer Meldung de« Kapitän« de» „Meteor" an die Direktion der Hamburg-Amerika-Linie wurde indessen diesem harmlosen Ver- gnügungSvampfer da« Verweilen in dem englischen Kiiegthafen nicht gestattet, vielmehr wurde er genötigt, trotz de« schweren Wetter« sofort wieder in See zu gehen." Darob natürlich bör- artige Entrüstung in einigen Redaktionen. Obwohl Richtigstel lungen von London au« versucht wurden, schrieb erst gestern noch ein Leipziger Blatt, da« sonst gern auf guten Ton hält, in AuS- drücken wie „unerhörte« Verhalten der Hasenbehörde", „Hasen- kapitän wie die ganze tzafenbehörde scheinen betrunken gewesen zu sein oder diese Herren litten an verlangsamter Nervenleitung, seien mit ihren politischen Anschauungen noch auf dem Standpunkt de« absoluten Jingoi-muS und der Deutschcnhetze srms pkrsso zurück geblieben und hätten eben die Wandlung zu der Periode deutsch- englischer Anbiederung noch nicht mitgemacht; denn daß dies« Herren unter dem Einfluß der Phantastereien de« Herrn L« Qaeux mit seiner „Invasion von 1910" gehandelt hätten und in dem „Meteor" den ersten Vorboten einer deutschen Invasion gesehen, sei doch kaum anzunehmen, selbst nicht in Verbindung mit einem halben Liter Rum". Ein Verfahren der Verunglimpfung, da« nicht schön ist! Heute bereit« dürfte der Zorn verraucht sein, umsomehr, al« sich herau«strllt, daß der Kapitän de« „Meteor" da« Opfer eine« Mißverständnisse« geworden ist. Die Aufklärung bringt da« „Reut. Bur.", indem r« darauf hinweist, daß dir Behauptung, der Dampfer sei angewiesen worden, den Hafen zu verlaffen, durchau« unbegründet ist. Der „Meteor" fuhr am 17. September früh 9 Uhr in den Hafen ein» passierte den Ankerplatz für Kauffahrteischiffe und versuchte ohne Srlaubni«, Boje k auf- zunehmen, welche eine der den Kriegsschiffen vorbrhaltenen Bojen ist. Der Hafenmeister de« König« ließ dem „Meteor" sagen, „daß er nicht dort bleiben könne, wo er sei, sondern weiter hinau«- fahren müsse", womit er meint«, „nach dem Ankerplatz der anderen Schiffe". Nach Empfang dieser Mitteilung fuhr der „Meteor" in die See hinau«. Sein Vorgehen war unregelmäßig und ge fährlich — heißt e« am Schluß, und so wissen wir denn, daß in einem Teile der Presse zur Abwechslung wieder einmal „viel Lärm um nicht»" gemacht worden ist. De« englischen Kriegiminister« Haldam« Ansichten über die Möglichkeit der Durchführbarkeit der Abrüstungkidee find bekannt, nachdem sie erst in dieser Woche wieder Gegenstand der Erört« rungen in der Press« waren. S«ine Erklärung. England könne mit dem Beginn nicht den übrigen Rächten vorangehen, bedeutet eine nicht weniger bezeichnende Illustration zu dem in Mailand stattfindenden Weltfriedenskongreß, al« die Absage, die der italie nisch« Minister de« Acußeren, Littoni, der Leitung de« Mailänder Kongresse« hat zukommen lassen. Zu dieser Absage gibt nämlich da« Turiner Blatt „Stampa" di« Erklärung, «« sei für den ita lienischen Minister unmöglich, mit denjenigen zusammen zu ar beiten, die den Frieden predigten, während an der italienisch-öster reichischen Grenze eine so wenig sriedliche Stimmung herrsche. Mit begreiflichem Behagen druckt da« „Journal de« DübatS" diesen Artikel de« Turiner Blatte« nach, der die angeblich z«i- schen Italien und Oesterreich-Ungarn herrschende Spannung al« besonder« ernsthaft behandelt und von österreichisch-ungarischen Rüstungen spricht, die direkt gegen Italien gerichtet seien. Wenn da« „Journal de« Döbat«" eine derartig alarmierende Darstellung sür „offiziös" auigibt, so scheint e» über den tatsächlichen Cha rakter der Beziehungen zwischen Rom und Wien doch schlecht unterrichtet zu sein, oder e« bringt wieder einmal die bekannten französischen Wünsche nach dem AuSrinanderfallen deS Dreibunde« zum Autdruck. Un« sagen die bekannten Treibereien nicht« Neue«, und ihre Nutzlosigkeit wird immer wieder dadurch erwiesen, daß es zwischen den Angehörigen de« Dreibunde« vorläufig noch — solange eben der Vertrag läuft — beim Alten bleibt. Eine reinliche Scheidung aber bereitet sich anscheinend in Frankreich vor, wo unter den Katholiken eine Bewegung eingesetzt hat, sich in da« Trennungsgesetz zu fügen und mit der Regierung Frieden zu machen. E« haben bereit« zahlreiche Versammlungen, sogar unter Beteiligung von Geistlichen, stattgesunden, und di« Bewegung gewinnt mehr und mehr Anhänger, sodaß die Bischvse gut tun werden, dem Rechnung zu tragen und einen moäus vivsnäi mit der Regierung herbeizusührrn, zumal der Kultus minister Briand selbst seine Berritwilligkit dazu zu erkennen ge geben hat. Andrrnfall« wäre die Folge ein 8chi«ma unter den fron,»fischen Katholiken, wa» die Kirch« selbst schwer schädigen könnt«.