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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 12.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190609125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19060912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19060912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-12
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
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-. Oktober d. I. in den Geschäftsbezirk der Reichsbank Chemnitz übertreten. Wechsel aus Rochlitz und Colditz finv von diesem Tag« ad hier al» Platzwechsel zu behandeln. s Rt»er»»,en i» Trlegraphrndirnp. Im Telegraphen« Betriebsdienst wird am 1. Oktober eine neue Dienstanweisung eiagesührt. die zahlreiche Neuemngrn bringt, von denen einige auch sür da« Publikum von Interesse find. Eingehende Telegramme, di» offenbar entstellt find, dürsen künstig nicht zuiückgthalten »erden, auS-enommen, wenn di« Berichtigung ohne wesentlichen Zeitverlust geschehen kann. Solche Telegramme werden ohne Verzug zugestellt oder weiterbesSrdnt. Sie erhalten lediglich einen dienstlichen Zusatz, der aus di« nachsolgende Bert ttigung hinweist. v«i lange dauernden Störungen kann mit Genehmigung der Ober- PostdirrVion der Verzögerung«vrrmerk in der Aulfertigung de« Telegramm» sür den Empfänger wcgbleiben, wenn da« Publikum auf di« Verzögerungen durch Authang im Annahmrzimmer oder sonst ausmerksam gemacht ist. Mitteilungen über umfangreiche Störungen, welche die Leitung und Beförderung der Telegramme «oesentlich beeinflussen, werden künstig von den Teleqraphenanstalten unmittelbar an da» tzaupt-Telegraphenamt in Berlin gerichtet. Stimmt die Zahl der wirklichen Wörter mit der der Taxwörtrr nicht überein, so werden beide Zahlen im Kopfe der Telegramme angegeben. Al» wirkliche Wörter gelten künftig auch Klammer, Unterstreichung!« und Anführungszeichen (I). In Dienst- und Staatttelegrammen wird nur die Zahl der wirklichen Wörter angegeben. Bei der Umleitung von Telegrammen infolge starker Anhäufung gilt al» Grundsatz, daß die älteren Telegramme auf de« unmittelbaren Wege zu befördern, die jüngeren aber umzuleitrn find. — Chemaitz. Die Uebernahme de» städtischen Orchester» t» städtische Verwaltung beschloß der hiesige Rat in die Wege zu leiten. Nachdem die Mitglieder diese» Orchester» wiederholt dämm gebeten hatten, da» Orchester, da» zurzeit nur ein von der Stadt wenn auch erheblich unterstützte» Pcivatuntrrnehmen ist, in städtische Verwaltung zu übernehmen und auch Kapellmeister Pohle sich zum Uebertritt in städtische Dienste bereit erklärte, haben di« Abschüsse für da» städtische Orchester und für da» Stadt« Theater hierzu Stellung genommen und die Uebernahme befür wortet. E» wird beschlossen: a) da» Orchester aus Anlaß de» im nächsten Jahr« ftattfindendrn Jubiläum» seine» 75jährigen Be stehen» vom 1b. September IS07 ab aus dir Stadt zu über nehmen; d) zur finanziellen Durchführung der Uebernahme 10000 Mark au» de« Verwaltungtüberschüssen de» Jahre» 1S0b zur Verfügung zu stellen und weiter den bauShaltplanmäßigen Zu- schuß sür da» Orchester aus die Jahre 1907 und 1908 um je 8000 Mark — sür 1907 übertragbar — zu erhöhen. — Ehemuitz. Sine Speise- und Wärmstube für be dürftige Kinder wird der „Chemnitzer Verein der kmdersreunde (Kinderschutz)- am kommenden 1. Oktober eröffnen. Zunächst ist die Einrichtung dieser Stube nur versuchsweise, unv zwar sür die Winter»zrit, geplant. Die Speise, und Wärmstube wird anfang» nur an Wochentagen in den M'ttagstunden geöffnet sein, und z»ar sür solche arme, bedürftige Kinver, deren Matter nachweislich krank ist oder wegen auswärtiger Arbeit zum Mittagessen nicht nach Haus« kommen kann. Diese Kinder werden dort, wenn möglich gegen eine kleine Bezahlung, ein einfaches, warmes Mittag essen erhalten. Zugleich soll den Kindern, die aus den oben an geführten Gründen zu Hause keine warme Stube haben können, die Möglichkeit gegeben sein, sich in der kalten Winterszeit dort einmal auözuwärmen. Der Vorstand der „Chemnitzer Verein» der Kinderfreunde (Kinderschutz)" glaubt mit dieser Einrichtung einem zutage getretenen Bedürfnis abzuhelfen. — Freiberg. Sin graueohaster Selbstmord hat sich bei Klingenberg-Colmnitz ereignet. Ern unbekannter im Anfänge der zwanziger Jahre stehender Monn hat sich ungefähr 25 Meter von der ersten Weiche de» Bahnhof» in da» linke Hauptglei» der Bahn linie Dre-den-Chemnitz, und zwar mit dem Gesicht dem von Frei« berg kommenden Schnellzug entgegen, gestellt und kurz vor der Lokomotive mit einem Revolver in die rechte Schläfe geschossen. Der Leichnam ist von der Maschine eine kurze Strecke geschleppt und ihm der linke Fuß wrggefahren worden. Wie sestgestellt wurde, ist der Tote der Expedient Schilling von der Verwaltung der Kgl. Sammlungen in Dresden. — Dresden. Staatrminister vr. Otto ist von seiner Urlaubs« reise zurückgrkehrt und hat die Leitung de« Justizministerium- wieder übernommen. — Der Rat hat beschloss?», di« für die Dauer de» Umbaue» der AugustuSbrücke geplante Juterimrbrücke, die noch den bisherigen Plänen nur für eingleisigen Straß«nbahn» UNd Fußgängerverkehr eingerichtet werden sollte, in solcher Breit« auSzubauen, daß die Straßenbahn zweigleisig darüber gesührt und di« Brücke auch sür den Personenfahroerkehr benutzt werden kann. Di« dadurch entst«hrnd«n Mehrkosten von 18» 000 Mk. sollt« entsprechend den beteiligten Interessen je zur Hälft« au» allgemeinen Brückenbaumitteln und au» v«trieb»mitteln der Straßenbahn gr- deckt werden. — Dresden. Bor der zweiten Frrirnstrafkammer de» hie sigen König!. Landgericht» begannen gestern vormittag die Ver handlungen gegen den Schriftsteller Schlichting, den Buchdrucker«!- besitz» Herzog und den Schriftsteller Ouanter, sämtlich hier wohn haft, wegen Beleidigung. E« find 19 Zeugen vorgeladen worden. Dem Strafverfahren haben sich Oberbürgermeister Geh. Finanzrat a. D. Beutler und der Rat zu Dresden al» Nebenkläger an- geschlossen. Herzog ist Verleger der „DreSdn Rundsch.". Schlich, ting und Quanter waren früher verantwortlich« Redakteur« dieser Zeitung. In der Nr. 8 vom 24. Februar d. I. befindet sich unter der Ueberschrist „Zarte Rückfichten" rin Aufsatz, in dem angrknüpft wird an den Selbstmord de» Baumeister« Mühlhau». Den drei Angeklagten wird beigemeffen, in dem inkriminierten Artikel gegenüber Oberbürgermeister Geh. Finanzrat Beutler und dem Rate zu Dresden sich der Beleidigung schuldig gemacht zu haben. Sie wurden deswegen zu je zwei Monaten Gefängnis verurteilt. — DreSde«. Die Gründung der Dresdner VereinSbrauerei ist nunmehr beschlossen worden. Schon seit längerer Zeit be schäftigen sich die Dresdner Gastwirte mit der Gründung einer eigenen Brauerei, um auf diese Weise ihre Interessen gegenüber der Brauindustrie wirksam vertreten zu können. Da» Projekt stieß anfang» auf mancherlei Schwierigkeiten und die vom Aktions komitee der vereinigten Gastwirte Dresden» und Umgegend ge plante Vereinigung aller Gastwirte zu einem festen Zusammen schluß gegenüber dem Verband der Dre»dner Großbrauereien wollte anfang» auch nicht gelingen. Di« unablässigen Bemühungen de» genannten Komitee» find nunmehr von Erfolg gewesen. In einer Sitzung der Dre»dner Gastwirte ist mit 114 gegen nur rin« ein« zig« Stimme die Gründung einer Ver«in»brauerei beschlossen »or« den. In die neue Gründung ist die Brauerei „zum Plauenschen Lagerkeller", die al» Grundlage de» neuen Verein»unternehmen» dienen wird, ausgenommen worden. An der Gründung der Dres dener VereinSbrauerei beteiligen sich nunmehr auch diejenigen Dresdner Wirte, in deren Bekleben in der Hauptsache fremde Biere zum Ausschank kommen. — Meißen. Am Sonntag mittag gegen 2 Uhr ertönten die Sturmglocken und riefen zu einem Großfruer, welche« in dem der Vereinigten Kartonagenfabrik, Aklien-Gesellschaft in Dresden gehörigen Graba-Werk au-gebrochen war. Da- gefräßige Element vernichtete da- Lagerhaus für Lacke, Farben und Terpentin«, sowie den an da- Kesselbau- grenzenden Kohlrnschuppen vollständig. Nach mehrstündigen Anstrengungen gelang eS den Wehren, da- Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Ueber die Entstehungsursache wird die eingeleitete Untersuchung erst Aufklärung bringen. — Leipzig. Mehrere franzosenfreundliche Zeitungen in Rom und Mailand veröffentlichen die nachstehende Notiz: „Wir haben einen Zwischenfall mit der fraozöfischen Regierung wegen einer schweren Taktlosigkeit einer unserer Konsuln im Ausland, wie sie da» Ministerium de» Aeußern allzu leichtfertig unter fremden Staatsangehörigen auSwählt. E- handelt sich um den italienischen Konsul in Leipzig, der zugleich ein großer sächsischer Kaufherr ist. Am Jahrestag der Schlacht bei Sedan hißte er, al» einziger unter den ««»ländischen Kon suln, die italienische Flagge. Die Tatsache wurde von der französischen Kolonie in Leipzig wahrgenommen, die nicht ver fehlte, da» Pariser Kabinett davon in kenntni» zu setzen, da» seinerseits den französischen Gesandten in Rom damit beauf tragte, von dem italienischen Aufklärung zu fordern. Man stelle sich vor, wie dem UnterstaatSsekretär Pompili zumute ward, al» ihm die Beschwerde der französischen Regierung zu Ohren kam! E» blieb ihm nicht« andere« übrig, al« die auf richtigsten Entschuldigungen darzubringen und zu versichern, daß der Konsul ganz au« eigenem Antrieb gehandelt habe unter dem Einfluß seiner eigenen unangebrachten Vaterlandsliebe. ES wurde sofort an den Konsul nach Leipzig ein Tadel seiner unbedachten Handlungsweise telegraphiert und ihm zu verstehen gegeben, daß binnen kurzem sein EntlaffungSdekret folgen werd«." Wenn der Konsul wirklich am Sedantag die italienische kon- sulatrflagge gehißt hat, so würde er, meint der „Dr. Anz", da- mit den internationalen Gebräuchen zuwidergehandrlt haben. Er hätte eine deutsche Flagge herauShängen sollen. Vermutlich handelt es sich bloß um rin Versehen eines Diener». Die Denunziation der französischen Kolonie in Leipzig und die Entrüstung der italie nischen Fcanzosenfreunde aber bleibt auf alle Fälle ein bemerkens werte» Symptom der französischen und italienischen Stimmung. Theater, Kunst und Wissenschaft. Taisoutheater in Frankenberg. „Die Räuber", Schau spiel in fünf Auszügen von Friedrich v. Schiller. — „Ich selbst will mißraten haben, mein Schauspiel aus der Bühne zu wagen", sagt bekanntlich Schiller in der Vorrede zu seinen „Räubern". „Man wird mir einräumen, daß es eine widersinnige Zumutung ist, binnen drei Stunden drei außerordentliche Menschen zu er schöpfen, deren Tätigkeit von vielleicht tausend Rüderchen abbängt, so wie eS in der Natur der Dinge unmöglich kann gegründet sein, daß sich drei außerordentliche Menschen auch dem durchdringendsten Geisterkenner innerhalb 24 Stunden entblößen." Diesem Rate des Dichters folgte man nicht. Angeeifert von dem gewaltigen Problem, begeistert von der machtvollen, edlen Sprache, die Schiller darin redet, führte man dessen bedeutendstes Juaendwerk dennoch dem Rampenlicht entgegen. Freilich in mancherbi Buhuenbcarbei- tungen, von denen nicht durchgehend gesagt werden kann, daß sie der Schöpfung in seiner Ursasiunq genützt hätten, wie ja Schiller- Verbesserungen" überhaupt besser unterlassen werden sollten — au» naheliegenden Gründen. Die stilreinsten Klaisikerauisührungen herausg-bracht zu haben, dies Verdienst gebührt zwciielsobne den Meiningern. Standen die Meininger Reformen auch auf dem Boden der mehr formalen historisch philologischen Anschauung, so färbt n sie doch d iS ver blaßte Bühnenbild und hauchten ihm ein Scheinleben ein, das vorbildlich geblieben ist bis auf den heutigen Tag. Und wer je „Die Räuber" im Stile der Meininger amqe'ührt gesehen hat, der wird Anhänger ihrer bahnbrechenden Reformen bleiben. Eben, weil sie vorbildlich sind. Und deshalb wird derjenige, der sich zu deren Grundsätzen bekennt — ich tue dies aus Ueberzenuing —, zwar die anderen Bühnenbearbettnngen der „Räuber" nicht gerade verwerfen, wohl aber innerlich Vergleiche anstelle». Hier in Frankenberg wurde gestern abend vor gutbeictztem Hause das Schillersche Schauspiel in der sür das Mannheimer Hostheater zurechtgcmachtcn Bearbeitung gegeben. Die Abwei- i chungen von der der Meininger sind nicht zu groß, und doch . fühlbar genug. Jo in der Lösung der Kostümfrage. Die Mann- hermer Bühnenbearbeitung ist mir nun nicht geläufig genug, um ! behaupten zu können, ob sie das Habit in der Form vorschreibt, wie sie gestern vor unseren Augen erschien: Kostüme ä la Trom peter von Säkkingen. So oft ich „Die Räuber" auf der Bühne sah, erschienen sie in der im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in Geltung gewesenen Tracht. Diese wirkt weniger phantastisch als die gestrige, welche die Libertiner des ersten Aktes als eine Art mittelalterlich anmutende Landsknechte erscheinen läßt. Nun zur Aufführung! Und da erst die allgemeine Würdigung. Der Gesamteindruck war, daS sei vorausgeschickt, vorzüglich. Das ersah man schon aus dem spontanen Beifall des Hauses an den Aktschlüssen. Es darf allerdings nicht verhehlt werden, daß es hier ebenso war, wie immer auch anderwärts, wo „Die Räuber" in Szene gingen: durch die Rotstiftarbeit des Regisseurs, die ja so nötig ist, um die Vorstellung nicht bis auf Mitternacht aus zudehnen, erleidet stets der machtvolle Gesamteindruck des Werkes einen empfindlichen Stoß. Doch damit muß man sich eben abzu- findcn wissen, wenn man auch nicht gerade gern die wirkungs vollsten Stellen ausgemerzt sieht. So war es meines Erachtens ein Fehler, den Monolog Franz' im 2. Akt (2. Szene) zu kürzen, ebenw unrichtig die Hinweglassung der 1. Szene des 3. Aktes, wo Amalia Franzen den Degen entreißt und ihn aus dem Garten treibt. Denn solche Kürzungen geschehen aus Kosten der vollen Charakterisierung des Intriganten Franz, dessen Darsteller gestern ja sein Benefiz batte. Schon um deswillen hätte man am Original sesthaltcn sollen, schon deshalb Hütte man nicht, wie es gestern geschah, das Scheusal in den Hungerturm werfen, son dern diesen Franz, wie vorgeschrieben, Selbstmord durch eigen händiges Erdrosseln begehen lassen sollen. Diesen Umständen mag die nicht lückenlos geschlossene Kette auch in der Darstellung des Franz durch den Benefizianten, Herrn Max Winter, zuzuschreiben sein. Es war ihm einfach nicht möglich, eine in einem Guß sertiggestellte Figur zu schaffen, ob wohl er sonst bewies, daß die Dichtung in seiner Phantasie feste Formen angenommen hatte. So in der 1. Szene des 5. Aktes, als Franz, von furchtbaren Gewissensqualen gepeinigt, halb wahn sinnig durch die Gemächer irrt. DaS war allerdings eine an erkennenswerte Leistung. Eine prächtige Figur schuf auch Herr Philipp Betz aus dem Karl v. Moor, großzügig angelegt nach allen Richtungen hin. Und so gab ihm diese Rolle Gelegenheit, alle seine schönen Mittel ins Treffen zu führen, sein« volle dar- -- Wrrßim. «im hier algehalkm und von etwa 800 P«. sonen besuchte öffentlich« Lextilmteikr-Leesammlun- beschäftigt« sich mit der ab 1. September in hiesigen Textilbetrieben erfolgte« Ei»fützr»«g der 10*/,stündige» Arbeitszeit und entsprechenden Lohnerhöhung. E« wurde anerkannt, daß ein« Anzahl Betrieb« dem Beschluss« de» Jnduftrieoerrin» machgekommen sei und di« Verkürzung der Arbeitszeit um ein« halb« Stunde und lOprozrntig« Lohnerhöhung bewilligt habe. Jedoch sei man in diesen Betrieben bemüht, durch Verkürzung der Waschzeil usw. die Arbeitszeit verkürzung wieder illusorisch zu machen. Ja einigen Betrieben bestehe überhaupt noch die 11 stündige Arbeitszeit; man habe hier eine wöchentliche Zulage von 50, 88 und 25 Psg. einketen lassen. Dir Versammlung nahm nach längerer Aussprache zwei Entschließungen an, laut denen nach wie vor an der Einführung der 10*/,stündigen Arbeitszeit und einer Lohnerhöhung, sowie Fortbestehen der bisherigen Waschzeit festgehaltrn werden soll. Weiter wird der Gesamtvorstand beauftragt, in denjenigen Fabriken, wo der Beschluß de» Jndustrieverein» (10*/,stündig« Arbeitszeit und Lohnerhöhung) noch nicht aufrecht erhallen und noch elf Stunden gearbeitet wird, den Zehnstundentag zu fordern. — Plaue» i. B Die von einigen hiesigen Bürgern auf benachbarter Flur abgehalten« Hühnerjagd hat ein Opfer gefordert. Der staatliche Eichmeister Lorenz jr., der von dem mitbeteiligten Butterhändlrr Gerber angeschoffen wurde, ist seinen Verletzungen erlegen. — Reichenbach i. B. Da» Meffrr spielte am Sonntag abend wieder einmal eine verwerfliche Rolle bei einem Exzeß aus der Straße zwischen Mylau und Reichenbach. Ein mit seiner Frau und seinem Schwager aus dem Heimweg befindlicher Herr au» Reichenbach wurde in der Nähe von Dietel u. Paul von einem etwa 20jährigen Burschen, der sich in Begleitung noch eine» Manner und zweier Mädchen befand, zunächst wörtlich be leidigt und dann tätlich angegriffen. Bei dem hierbei entstande nen Ringen hat der unverschämte Bursche schließlich da» Resser gezogen und damit sowohl dem erstgenannten Herrn al» auch dessen Schwager mehrere Stiche in» Gesicht und in die Hände beigebracht. Dann ist der Messerheld in der Richtung nach Reichenbach zu geflohen und vorläufig entkommen. Stark blutend langten di« Verletzten in Reichenbach an, wo sie auf der Polizeiwache Anzeige erstatteten. — Johanngeorgenstadt. Gestern vormittag brannte da» Berggasthau» „Gabe Gotte»" ganz nieder. Der Besitzer, der an fänglich noch schlief, ist schwer verbrannt. Er wollte seine letzte Tageseinnahme (gegen 600 Mk.) noch retten, die leider auch ein Raub der Flammen wurden. — Neostadt. Die Sängerabteilung de« tzandwerkerverein» au« dem benachbarten Langburker-dorf unternahm dieser Tage «in« Leiterwagenpartie nach dem Karltal bei Schlucken«» in Böhmen. Aus der Heimfahrt verlor der Führer de- Gefährte-, Herr Guts besitzer Gierth, die Herrschaft über da-selb«, und sausend ging e« den steilen Bozenberg hinab. An einer Krümmung der Straße prallte der Wagen gegen die steinernen Säulen einer Brücke, stürzte um, und di« Insassen wurden in den zum Glück nicht tiefen Wassergraben hinabgrschleudert. Dabei zog sich der Geschirr- führer einen Tchädekbroch und andere Verletzungen zu, die seinen Tod zur Folge hatten. Weiter erlitten noch 11 ander« Teil nehmer mehr oder weniger schwere Verletzungen. — Glashütte. Da« Fest de« 400jährige» Stadtjobi« laumS in Gla-Hütte, da« eigentlich aus den 10. Februar d. I. fiel, soll einem Beschluß de« Stadtgrmeinderat« zufolge am künf tigen 7. Oktober begangen werden. Seinerzeit war die Feier de« Jubiläums verschoben worden, weil König Friedrich August der Stadt einen Besuch bezw. die Teilnahme an dem Feste in Aus sicht gestellt hatte. Am 7. Oktober wird der Monarch vom Jagd schloß Rehefeld au« nach Glashütte kommen, die Kirche besichtigen, sowie die Uhrmacherschule besuchen und dort «inen Vortrag an hören. Die Vorbereitungen zu dem festlichen Tage find bereits im Gange. Die voraeschrittenr Jahre«zeit bringt eS mit sich, daß dir Jubiläumsfeier kein eigentliches Heimatfest mit sommerlichen Ausführungen und dergleichen, wir solchr« früher geplant war, werden kann. Dafür aber wird sie durch den könig»besuch be sonder» au-gezeichnet werden. — Ao» dem benachbarte» Löhme». Vor dem Schwur gericht Laibach stand der 2Sjährige blinde Hirte Perko unter drr Anklage de» Mordes. Perko war vor 15 Jahren in da- Hau de« Grundbesitzer« Zimscher in Kleinburg al« Hirk ausgenommen worden. Eine« Tage« wars ihm sein Dienstgeber vor, daß er ihm Würste gestohlen habe. P. geriet über diese Beschuldigung so in Zorn, daß er Z. Rache schwor. Am 23. Juli d. I., «ährend Z. aus dem Felde arbeitete und seine Frau ihm da« Essen hinaus« bracht«, überfiel Perko mit einem Messer da« in drr Wieg« lirgend« stellerische Kraft zu entfalten und in hellstem Lichte erscheinen zu lassen. Auch der auf den Jammerton gestimmte Graf Maximilian fand in Herrn Hans Brunn eck den geeigneten Interpreten. Sonst seien noch erwähnt der robuste Schweizer des Herrn Con rady, der mitunter etwas zu exaltiert dargestellte Spiegelberg des Herrn Schindler, der gut aufgefaßte Hermann des Herrn Direktor Peinert, sowie von den beiden im Stücke mitwirken den Damen die mit voller seelischer Hingabe gespielte, auf dra matische Höhen gehobene Amalia des Frl. Skaweilen und der Pole Kosinsky, dessen sich Frl. Wolf wärmstens angenommen hatte. Und die übrigen Herren deS Ensembles taten ebenfalls ihre Schuldigkeit, um Herrn Winters Ehrenabend (es gab Kränze und viel Blumen) würdig ausqestalten zu helfen. Und auch daS Publikum, das sich augenscheinlich zu der Schillerschen Dichtung stark hingezogeu fühlte, trug sein redlich Teil zur Ehrung deS Benefizianten bet. Er, der m den nächsten Tagen aus dem En semble scheidet, hat's redlich verdient; dankt man ihm doch wäh rend seines Hierseins so manche schöne Leistung. ** Ueber das neue Heilmittel gegen die Krebskrankheit, das den Cölner Arzt vr. Schmidt zum Entdecker hat, fällt Prof. Hauser Erlangen in der „Münchn. Med. Wochenschr." folgendes absprechende Urteil: „Schmidt züchtete aus Sarkomen und Kar zinomen einen Schimmelpilz, in dessen Myzeliäden nach Angabe des Verfassers regelmäßig Parasiten zur Entwickelung kamen, die von ihm als Protozoen gedeutet werden und zu deren Formen kreis wahrscheinlich die sowohl von Schüller, als auch von anderen Autoren beschriebenen vermeintlichen Krebsparasiten gehören sollen. Mit den Kulturen wurde eine größere Anzahl weißer Mäuse geimpft. Bei zweien von diesen wurde nach einigen Mo naten die Entwickelung eines EndotheliomS beobachtet, wie solches nach Hansemann, der die Geschwulst untersuchte, bei Mäusen auch spontan nicht selten vorkommt. Schmidt erblickt aber in dieser Beobachtung einen genügenden Beweis dafür, daß das von ihm beschriebene Gebilde der Erreger der malignen Gewächse wäre. Aus gleicher Stufe stehen die Berichte des Verfassers über seine diesen Entdeckungen angepaßte Therapie. Jeder, dem eS um ernste, wissenschaftliche Forschung zu tun ist, kann Publikationen solcher Art nur bedauern." — Es war also wieder einmal nichts mit dem in die Welt hinausposaunten KrebShetlmittel l Leider —!
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