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begründet 1842. 65. Jahrgang. Bezirks- Anzeiger ——' Mittwoch, orn 12. September lWK Krankenberger Tageblatt KmtMIt fm i>it Königliche Anitshnugininnnschast MH«, d«; Königliche Dlrzmiht unö !>e» Mr«t zn Irnnkenkag i. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. man eine Be- den Ueber Leutenot ist viel gesagt und geklagt wo den, h?er soll andere Notlage berührt werden, die sich au« Anhäufung von sitzungrn in eine Hand ergibt: da« ist die Notlage für Bauernstand. Im Bestreben, den Rittei gutSbesitz obznrunden, stößt mehr ein bescheidene» Heim, ein Kärtchen, ein Ställchen bietet, dann bleibt er auf ihm nicht seßhaft. Die jetzt vielfach übliche Ablösung von Kartoffelzeilen und Schweinehalten durch Geld ist eine» der sichersten Mittel, um die Seßhaftigkeit zu vernichten. Man wende nicht ein, daß sie um der Unehrlichkeit willen nötig sei. Polnische, galizische Arbeiter find Ersatz für den landflüch tigen deutschen Arbeiter; doS find manchmal bequeme, manchmal recht unbequeme „Söldner" für den Herrn, für di« einheimische Bevölkerung ein steter Dorn im Auge, nicht selten wtgen der Trunkenheit und Roheit eine sittliche Gefahr. Diese kurz geschilderten Verhältnisse können auch da herrschen, wo ein Besitzer eine» Nute» Herr ist, eintreten werden sie sicher, wenn zusammenlicgende Rittergüter eine- Herrn Besitztum werden. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. recht« und link« auf bäuerlichen Grund. Der muß aufgekauft werden I E« wird ein Preis geboten, rin höherer gefordert; in kürzerer oder längerer Zeit ist der Kauf abgeschlossen. Wieder ein Bauer im Dorfe weniger! Wieder der Abgang einer selbständigen Familie in die Stadt zu beklagen! Und da- schöne Gut, vom Vater ererbt, durch eigenen Fleiß in die Höhe gebracht, in seinen Gebäuden erweitert und verschönert? Vielleicht gibt da« Wohn haus die Wohnung für Vogt oder Verwalter ab; Scheune und Ställe werden etwas auSgebaut und dienen zur Unterkunft für daS fremde Gesinde oder zu Zimmern für Tagelöhner. Nicht selten ist ein ruincnähnlicher Bau nach wenigen Jahren Zeuge verschwundener bäuerlicher Pracht. ES ist kein schwarzstherischeS Zakunft-bils, eS entspricht der Wirklichkeit, daß Dörfer ihren einstigen Charakter mehr und mehr verlieren, indem sie ihre selbständigen GutSbesitz-r inbüßen. Der Verlust wird noch mehr fühlbar werden. Politisch wird der neben der Gemeinde bestehende „selbständige GntSbezirk" dann zum Be- Herrscher der Gemeinde, deren Vertretung in Gemeinderat zu- samm »schrumpft. ES gibt neben dem „Herrn" fast nur noch die von ihm abhängigen Arbeiter, der Mittelstand der „Bauern" schwindet. Dahin ist der alte Geist de« rechten, echten Bauern stolzes, der sein Gehöft als seine Festung ansah und nichts von Vasallengedanken wußte, der an seinem Recht zäh festhielt, aber auch daS Recht anberer achtete, der trotz harter Arbeitslast daS Helle Auge der Freude am Eigentum sich bewahrte und danach trachtete, rin Kind einstmals möglichst gut „einsetzen" zu können. I- weniger Bauern in einer Gemeinde werden, umso drückender wird die Lage für die Bleibenden, bezüglich der Armenlasten be- sonders. „WaS kümmert'» mich, wenn ich fort bin?", ein eigen süchtiger Gedanke ohne P ctät an dir Humat Heim und Heimat sollen an« Herz gewachsen sein. DaS war bisher deutsche Art! lf^km Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs- Preis vierteljährlich 1 50 monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats 5 ä, früherer Monate 10 V werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Betsand wöchentlich unter Kreuzband. Anzeigenpreis: Die 5-gesp. Petitzeile oder deren Raum 15 H, bei Lokak- Anzejgen 1^ H; im amtlichen Teil pro Zeile 40 H; „Eingesandt" im Redaktionsteile 30 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Füt Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 Extragebühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditionen. (gewährleistet von der Gemeinde) verzinst aste Einlagen mit 37« °/o und ist geöffnet »ttUStagS und Freitags nachm. 2—6 Uhr T-iephan: Amt Oberlichtenau Nr. 18 Im Osten verargt man eS den Deutschen mit Recht sehr, wenn sie sich ihres Besitztums entäußerst und eS einem Pol^n verkaufen, anstatt für «inen «twa- geringeren PreiS einem Deut schen. DaS ist Rangel an nationalem Empfinden. Sollen wir ihn bei uns beklagen müssen? E- ist auch «in nationaler Scha den, wenn der „Mittelstand de- Lande»", der Bauernstand, ab nimmt. Der Gelvbeuielgedanke sollte Heimatsliebe und berechtigte» StandeSgefühl nicht ertöten. Wenn «inmäl aus irgend ernim Grunde der Bauer sein Gut verkaufen will, dann soll e» lieber um geringeren Pcei« an einen Bauer verkauft werdens ckl» um höheren an ein Rittergut. DeS Bauernstandes Lage ist keine leichs«; aber er sollte fich nicht selbst an» Messer liefern. Da» „Au-schlachten" der Güter ist eine Gefahr, da» Verschmelzen lst? Rittergüter keine geringere. DaS mag betont werden ohne Vor«" eingenommenh«it für'eirten Stand, aber au» Liebe zü einem änderen, und dem sei er zugerufen: Bauernstolz hervor! >' GEches im- SächAsches» Der Nachdruck unfern örtlichen Ortgluulderlchte Ist nur mit genauer Quellena»«ad« «rstattrt.I <: ,r- , Frankenberg, 11. September 1V06. Personalnachrichteu. Dem Vernehmen nach werden am 1. Oktober d. I. versetzt werden: RegirrüngSaffessor Böttger von der AmtShauptmannschast Zittau zur Amt»hauptmannschaft Schwart zenberg, BözirtSasseflor Freih. v. Welck ooK der AmtShauptmann- sch-sl Leipzig zur AmtShauptmannschast Zittau, R-gierung-ässeffor vr. Grahl von der AmtShauptmannschast Plauen zur Amt-Haupte Mannschaft Leipzig, RegierungSaff-ffor Schäffer von dkr AmtShaupt- mannschaft Bautzen zur AmtShauptmannschast Plauen, RegierungS- vffeffoc vr. Geyer von der AmtShällptmannschaft Bnnabrrg zur Amt-Hauptmannschast Bautzen, und Polizeikomm ssar Freih. o. Bernewitz von der Polizeidirektion Dressen al» BezirkSaffeffor zur AmtShauptmannschast Anndberg. >' - - ' ' -sx. Ein Heller Feoerscheiu wurde am Montag abend in der 11. Stunde von hier au« in der Richtung noch Ottendorf beobachtet. Er rührt«, wie un« heute früh gemeldet wird, döst einem Brand« in Altmittweida her. Zwei zum Pöppltzschikü Gute gehörige Scheunen mit reichem Inhalt find in kürzer Zeit total " niedergebrannt. Di« hockauflodernden Flammen haben die Feuer wehren der umliegenden Orte rasch hcibeieileU lassend' Er würde der Feuerwehr von Zschöppichen die erste Pcämie, der von Elaußnitz die zweite Prämie für die rasche Hülfe zugesprochen, i " sb. Bo« der Reich-bavk gingen UN« folgende Mitteilun gen zu: Am 3. Oktober V. I. wird in Rastatt eine von der RcichSbankstelle in Karlsruhe in Baden abhängige Reichrbanknrben- stelle « öffnet w roen. — Wechsel auf Rochlitz werden von der Reicktbank jetzt ausgrkauft und find auf dl« Riichsbanknebeustell« in Colditz zu girier«». Die Reichrbanknebenstelle Colditz wird am Eine Gefahr für den f^stfchen Landpirteftand. «» wird in der letzt«» Zeit viel über di« Gefahren der Kapitolanhäufung in einzelnen Händen gesprochen. DaS drängt zu eigem Vergleich und zwingt, eine andere Äesqhr nicht zu über sehen, di« fich jetzt gerade in Sachsen bemerkbar macht: die An häufung von R.ttergutSbefitz in einzelnen Händen. Eine sichere, wenn auch fich nicht hoch verzinsende Kapitalanlage, schreibt man dkNs »2. N. N ", ist der Landerwerb doch Er bietet neben der Gewähr eines bleibenden FamilievfitzeS verschiroenartige Möglich, keilen, einzelne Vorrechte zu erlangen. Da« Patronat-recht ist gerade in Sachsen, wo alle Verbindlichkeiten an Leistungen fehlen, gewiß recht erstrebenswert, die Wahl in Bezirk-Vertretungen und ähnliche» ist keine-weg- belanglos. Wer'» haben kann, wird'» gerne haben. Nun aber die Gefahr, wenn da- Bestreben mehr und mehr zufage tritt, ein Rittergut neben dem andern in eine Hand zu bringen. Mancher Rittergutsbesitzer ist in keiner beneidenswerten Lage: geringe Verzinsung de« Besitztum;, Lasten und Obliegen- h«sttn, Hypothekenoerschulvung und Gesindenot lassen d-n Wunsch erklärlich erscheinen, wenn möglich einen Verkauf eintreten zu lasse«. Daß dem wirklich so ist, beweisen die vielen Kaufangebote in der meist konscroat oen sächsischen Tage-presse. So la« man z. B. im Jnstratenteis. der letzten SonntagSnummer der „Dretdn. Nachr." nicht weniger al« 18 solcher Au-jchrribung-n. Und alle- ging durch die Hand einet einzigen GrundstackSagenten. Erfolgt eine Verschmelzung von verschiedenen Besitzungen, so ist dir nächste Folge da« Schwinden dr« guten, nennen wir et patriarchalischen Geiste-, der doch trotz nicht zu leugnender Leutrnot fast überall, wo'» - recht zuging, noch zu finden war. Die Kluft zwischen Rittergut-Herrn und Arbeitern wird fich erweitern, die persönliche Fühlung geht verloren, «S schiebt fich notwendig eia landwirt schaftlicher Beumtenstand ein, die Anhänglichkeit an da» „Hau-" de« Besitzer», da« im Nachbardorf, oder in der Stadt die Familie birgt, wird feiten« de« Arbeiter» schwinden, die Fürsorge sür diesen seitry» de« Herrn wird bei der immer seltener werdenden persönlichen Berührung immer weniger persönlichen Charakter tra- gen und schließlich fich auf eine Weihnacht-bescherung und da» Erntebier beschränken, worüber pflichtschuldigst in der Zntllng dankend quittert wird. Die „Treue" auf beitien Serien wird schwinden. Auf beiden Seilen: wo treu« Dienste erwartet werden, muß auch treue« Fürsorgen vorhanden sein. Dem Arbeiter tut'» wohl, wenit ihm per- sönliche Aussprache möglich ist, wenn seine berechtigt, n Wünsche durch persönlichen Augenschein de» Herrn anerkannt werden, wenn er irjcht erst den Instanzenweg gehen muß, Inspektor, Oberinspektor usw. Da« widerspricht dem patriarchalischen ÄZst. W-nn der fich auch nichs in alter Stärke wieder herbeizaubern läßt, so läßt fich viel von ihm bewabren. Wenn da« Land dem A-beiter nicht Nach Orten außerhalb deS deutschen Reiches und Oesterreichs, soweit solche im Gebiete de» Weltpostvereins liegen, geschieht der Versand unseres Tageblatte» mit "wöchentlichen Kreuzbandsen dungen von unS unter Portoansatz von 2 M. — Pf. per Vierteljahr. Mecg^Lone. Roman von B. v. d. Lanken. -sz. NvNtpimg.) «Nachdruck vrrboieu., 1 ..Verzeih," setzte Baron von Preuß, zu Rolf gewendet, weiter ! fort, »aber Du bist nun einmal in gewissem Sinne Idealist und stehst der» Leben, wie es vielleicht nicht sein sollte, aber doch ist, ziemlich sremd gegenüber. Edelsberg ist nicht schön, aber elegant und flott; er hat stets bei den Frauen reüssiert, er selbst ist dem schönen Geschlecht gegenüber nie gefühllos gewesen. In Magelone trat ,ihm ein Mädchen entgegen aus guter Familie, von einer sel tenen, liebreizenden Schönheit und anmutigem, heiterem Wesen; nicht geistreich, aber gescheit genug, um allerliebst Plaudern zu können, nicht gerade kokett, aber nicht unempsänglich gegen Hul digungen, lebensfroh, und vielleicht - verzeih, auch ein klein wenig genuMchtig - trotzig und dabei warmherzig. Daß solch Ge- schöpfchen auf einen Mann, wie Prinz Sascha, Eindruck machte, finde ich natürlich. Ja, ich will Dir nur beichten, daß bei meinem ersten Besuch auf Helldringen ich selbst drauf und dran war, mich in sie zu verlieben. Dies zur deutlicheren Erklärung m Parenthese. Daß ihr, die zum erstenmal in die große Welt trat, tue zarten Aufmerksamkeiten des vornehmen Mannes gefielen, daß sie gern mit ihm verkehrte, der ihr unverhohlen seine Bewunderung zu Füßen legte und doch dabei wie ein Kamerad mit ihr zu scherzen und zu plaudern verstand, finde ich auch natürlich; sie haben beide das gefährliche Spielen mit dem Feuer menschlicher Lewenschnften nicht vermieden, sie haben der Flämmchen nicht geachtet, bis sie zu Flmnmen wurde^ Gaston, zu Flammen, die Treue und Ehre"uni, Menschenalück verzehrten, daß nichts davon zuruckbl cb als ein Häuschen kalter, toter Asche," sagte Rolf schmerzlich ^'Paston legte die Hand auf seine Schulter. . Es wird sich auch noch irgendwo eine kleine, glimmende Kable finden die solange vorhält, bis sie mit einem brennbaren Stoff in Berührung kommt und dann nochmals ein ganz hübsches ^"^ottestlcht," erwiderte Velten halb unwillig, halb wider i Wtllenlachelnd, „Du weißt nicht, wie eS mit mir steht. Ich habe j Lona lieb gehabt von dem Augenblick, Ivo das kleine blondlockige Mädchen zum erstenmal über unsere Schwelle trat, diese Kinder liebe ist mit mir groß geworden, sie ist mit meinem ganzen Den ken und Fühlen verwachsen." Die Freunde schwiegen beide eine kurze Weile. „Und daß sie so an Glanz und Reichtum hängt, stehst Du, Gaston, das hätte ich nimmer gedacht." „Es ist eben alles zusammengekommen, ihr das Köpfchen zu verdrehen, und wenn ich ehrlich sein soll, so glaube ich, die ganze Staffage, die Edelsberg umgibt, hat ihr im Grunde besser ge fallen, wie er selbst, Und damit kannst Du doch sehr zufrieden sein." „Zufrieden? Wie meinst Du das?" rief Rolf heftig und setzte bann ruhiger hinzu: „Ich will sie nie Wiedersehen, nie! Gute Nacht. Gaston — ich möchte versuchen zu schlafen." Damit drehte er sich, dem Freunde die Hand drückend, gegen die Wand, und Gaston lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Rolf hätte seinen Aufenthalt in Stronibeck gern abgekürzt, die Aerzte indessen gestatteten die Reise noch nicht, und Herr von Preuß war derjenige, der ihm am dringlichsten zuredete, zu bleiben. Gaston fühlte sich so wohl in dem kleinen Kreis und in der Stille des fast winterlichen Landaufenthaltes, wie er dies nie für möglich gehalten hätte. Wenn das Wetter es irgend erlaubte, ritt die Gräfin jeden Vormittag spazieren, dann begleitete er sie. Abends mustzierten sie zusammen, oder es wurde gemeinsam ein neues Buch gelesen, zuweilen der kleinen Rose Marie zuliebe auch Domino gespielt, oder Kartenhäuser gebaut. Da Rolf noch nicht lange ausbleiben und in die anderen Räume gehen durste, so versammelten sich die Hausgenossen täglich nach dem Diner kn dem kleinen Salo», der für ihn neben seinem Schlafzimmer eingerichtet war; hier wurde der Kaffee genommen und dann las Gaston die Zeitung vor; Rolf ruhte dann im be quemen Lehnsessel vor dem Kamin, während die drei Damen und Gaston sich um den Sofatisch gruppierten, wie vermißte er zwischen ihnen eine geliebte zarte Gestalt und ein Köpfchen mit gold schimmerndem Kraushaar! Die hohe Lampe warf auf alle nm Tisch ihr Helles Licht, er hatte von seiner gedeckten Stellung einen klaren Neberblick. Um seine Gedanken von dem einen Gegenstand abzulenken, beobachtete : er, anfangs wohl unbewußt, bald den einen oder den anderen aus ! seiner Umgebung, und da wollte es ihm scheinen, als ob es nicht 1 Zufall wäre, daß Gaston stets Xenia gegenüber den Platz zu > erobern suchte, ja, daß er manchmal die Lampe unter dem Vor- i wand, sie blende, sie stehe zu nahe oder zu fern oder nicht in der i Mitte, bald nach dieser oder jener Richtung hinrückte, wenn sie i ihm den Blick auf die schöne Frauengcstait nahm, welche vornehme Ruhe in jeder Bewegung zeigte, mit irgend einer Handarbeit beschäftigt war und stets ihr ganzes Interesse daraus zu konzen trieren schien. Nur ab und zu hob sie die Augen, aber nicht zu ihrem Gegen über, zu ihm, zu Rolt blickte sie dann, und es lag etwas Inniges in ihrem Blick, das ibn seltsam berührte. Als er in solchem Moment einmal zufällig auf Gaston sah, bcnierkte er eine Wolke auf der Stirn des Freundes. Von diesem Zeitpunkt an beobachtete Rolf nicht mehr unbe wußt, er beobachtete scharf, und es konnte ihm nicht verborgen bleiben, daß Baron Preuß um Gräfin Bartuch warb. Nicht wie in früheren Tagen mit überlegter Galanterie, um Gunst und Hand der reichen Frau zu gewinnen, sondern in einer mehr zurückhaltenden verborgenen Art und Weise. Er hatte alle jene kleinen Aufmerksam keiten sür sie, die nicht durch die äußere Höflichkeit diktiert werden, sondern vom Herzen kommen, dem Wunsch und Verlangen ent springend, mit dem geliebten Wesen in stetem Verkehr zu bleiben, und die, kaum bemerkbar, doch so wohltuend berühren. Die Gräfin schien es anfangs freilich kaum wahrzunehmen oder als eine selbstverständliche Form der Artigkeit hinzunehmen; ihr ganzes Denken und Empfinden war ja mehr als je auf Rolf, seinen Kummer und seine Leiden gerichtet; sie war liebenswürdig, aber gänzlich unbefangen im Zusammensein mit Gaston, und dies bekümmerte Rolf einigermaßen, denn seiner Ueberzeugung nach paßten die Beiden gut für einander: er gönnte dem Freunde, den er in dieser Zeit mehr und inebr schätzen lernte, alles Gute, und Gräfin Xenia war eine Frau, die den Mann, dem sie einmal ihr Wort gab, auch voll beglücken würde. So schwer Rolf von Velten nun auch noch am eigenen Herzeleid und an der erfahrenen Täu schung zu tragen hatte, sein Gemüt war deshalb weder mißtrauisch noch verbittert gegen das Glück anderer. (Fortsetzung folgt.)