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« 17» KMU sm die MM AMMmmMl Wh, d«; KmiLW AmtMW M Sen MM zil ImkeMg i. Kn. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg In Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C- G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Erscheint an jedem Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 SO monatlich SO Trägerlohn extra. — Einzelnumniern lausenden Monats 5 früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe, stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Für Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. S1. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Die ö-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1S bei Lokal- Anzeigen 12 H; im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Redaktionsteile 30 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, sür Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Füll Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b H Extragebahr berechnet. Jnferaten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen «Expeditionen. Nach deutschen und österreichischen Bädern, Sommerfrischen rc. liefem wir dasDTageblatt in allabendlich 7 Uhr hier abgehenden Kreuzbandsendungen und berechnen wir dafür insgesamt 40 Pfg. für die volle Woche. W MD» unterzeichnete Amtshauptmann ist vom 6. August bis 8. September diese« Jahre« be« urlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Regierunglassessor Freiherrn V0« Wagner dienstlich vertreten. Flöha, um 28. Juli 1906. Dost, Amt-Hauptmann.., Die Expansionspolitik Japans. Da Japan um die russische Kriegsentschädigung gekommen ist, so sucht «S auf ändert Weise zu seinen Kosten zu gelangen. Sein bei allen ostafiatischen Völkern errungene« Ansehen benutzt e« dazu, seinen Absatz an Jnduftriecrzrugnissen in diesen Ländern auSzu« dehnen. In Korea drängen seine Waren immer mehr die anderer Nationen zurück. Am meisten hat darunter Amerika zu leiden. Japan will vor allem durch Pflege der Landwirtschaft und durch Anlegen von Baumwollpflanzungen möglichst großen Gewinn au» Korea ziehen. Man will zu diesem Zweck Vie Auswanderung japanischer Bauern nach Korea fördern und dort Landwirtschaft-« danken nach deutschem Muster errichten; man hofft, die zwischen 40 bi« 120 Millionen Den (1 Den gleich 2 Mk.) schwankende Einfuhr an Rohbaumwolle allmählich ganz au« Korea beziehen zu können. Während Japan nach und nach auch in wirtschaftlicher Be« ziehung in Korea die Oberhand bekommen wird, wie e- sie ja schon in politischer Hinsicht hat, muß e» in der Mandschurei mit anderen Nationen in Wettbewerb treten, da für die Mandschurei da» Prinzip der „offenen Tür" gilt. Freilich kehrte vor wenigen Tagen eine englische Reisegesellschaft von der Mandschurei zurück und klagte» dir „offene Tür" sei jetzt noch von Japan geschloffen. Japan wird aber aus da» Drängen Englands und Amerika» hin schon in den nächsten Wochen seine Militärverwaltung aufgrben. Interessant find, wie dem „DreSdn. Anz." au» Dokohama ge schrieben wird, die Gründe sür da» Ausheben der Militärverwal« tung in der Mandschurei, dir der japanische Ministerpräsident im Ministerrat vorbrachte. Durch Beibehalten der militärischen Ver waltung in der Mandschurei würde man China nur noch mehr reizen, alle seine verlorenen Hoheit-rechte zurackzugewinnen. Es würde die» dem Absatz japanischer Jndustriegegenstände in der Mandschurei schaden. Die amerikanischen Warrn ständen unter Boykott, darum hätte nur ein „gewisser" Land Stutzen vom Fort, bestehen der militärischen Verwaltung. Dieser „gewisse" Land ist natürlich nur Deutschland, da die deutschen Kaufleute während de» letzten Krieges in der Mandschurei Boden gefaßt haben. An der zur wirtschaftlichen Ausnützung der Mandschurei vor wenigen Tagen begründeten südmanschurischen Eisenbahn-Aktiengesellschaft ist die japanische Regierung mit der Hälfte des Kapitals (150 Millionen Den) beteiligt, und zwar besteht der Anteil in der ja panischen Sirecke der Ostchinefischen Eisenbahn und den Kohlen« minen in Jentai und Fuschun. Man erwartet einen gewaltigen Kohlenexport. Außerdem will Japan auS der Südmandschurei eine große Kornkammer machen und hofft, seinen Bedarf an Roh wolle im Wert« von 10 Millionen Jen in der Mandschurei decken zu können. Auf Befürworten der japanischen Regierung haben Bestellungen auf das „Frankenberger Tageblatt" werden jederzeit von den Boten und Ausgabestellen angenommen. AnsgabesteUrn 1« Frankenberg bei den Herren: G. A. Barthel, Altenh. Straße. R. Böttcher, Körnerstraße. Paul Kräuter, Querstraße. Richard Legler, Freiberger Straße. Bruno Schilde, Albertstraße. E. Schmidt, Rcichsstraßc. Richard Schmidt, Schloßstraße. Schulbuchhandluug, Chemn. Str. Hermann Schneider, Feldstraße 3. O. Seltner, Ecke Chemn. u. Fabrikstr. <K. Teichmann, äußere Altenh. Str. große japanische Banken den Textilsabrikanten in Osaka ein Dar lehn von 6 Millionen Arn zu besonder« niedrigem Zinsfuß ge- währt, damit diese mit ihren Erzeugnissen in der Mandschurei und Korea die amerikanischen und europäischen Waren unterbieten können. In Siam gewinnt Japan immer größeren Einfluß. Schon mehrere siamesische Prinzen haben Japan besucht. Die Mädchen« adelrschule in Bangkok hat japanische Lehrerinnen. „Da die Mädchen, welche au« dieser Schule hervorgrhen, bestimmt find, die Frauen der vornehmen siamesischen Gesellschaft zu werden, kann der Einfluß, welcher sich für die Beziehungen zwischen Japan und Siam ergeben wird, nur glücklich sein." So schreibt der diplo matische Vertreter Japan« in Siam. Bereit« studiert eine Anzahl von Siamesen in Tokio, und mehrere siamesische Mädchen erhalten ihre Ausbildung in Japan. Auch ein mongolischer Prinz hat seinen Einzug in Tokio gehalten und will dort fünf Jahre seine militärische Ausbildung betreiben. Die Fortschritte, die Japan in Indien macht, müßten England eigentlich Besorgnis einflößen. Die indische Regierung hat bekanntlich nach dem Grundsatz: älvtcko ot imxora dir Provinz Bengal in zwei Teile geteilt und dadurch die größte Erbitterung hervorgerufen. Al« Gegenschlag haben die Inder nun begonnen, nach chinesischem Vorbild englische Waren zu boykottieren. Nun fordert ein Inder in einer in englischer Sprache erscheinenden Zeitung Nokohama« die Japaner auf, „doch diese günstige Gelegenheit zu benutzen, um di« englischen Warm au» Indien zu verdrängen. In Indien würden japanische Waren den Vorzug erhalten. Ueberhaupt hoffe man in Indien, nach dem Vorbild der Entwickelung Japan« in der Neuzeit, einen gleichen Aufschwung zu erleben. Japan möge doch Indien helfen, um das verhaßte englische Joch abjchütteln zu können." Bekanntlich studiert eine Reihe von Indern in Japan. Ein indischer Student gab neulich den Grund an, warum alle Asiaten ihre Studie« in Japan statt in Europa, wo alle» doch vollkommener ist, bstzyivttz. Er meint: Die industriellen Anlagen in Europa find viel zu groß und verwickelt für un«. In Japan find alle Betriebe kledrer, einfacher und darum verständlicher. Die Japaner Hahm eß vßv-, standen, die verwickelte Rirsentechnik auf ganz einfache Berhältniff« anzuwenden. So liegen aber die Verhältnisse bei allen asiatischen Völker«. Die asiatischen Völker erschrecken vor den europäischen Riesenunter nehmungen der Technik. Die Japaner wollen auch Holländisch« Indien zum Absatzmarkt ihrer Waren machen, ebenso die ganzm Südsee-Jnseln. Japan müsse dort schnell Boden zu grwinnm suchen, sagt man, denn Deutschland habe Absichten auf Java und Borneo. Bekannt ist der maßgebende Einfluß der Japaner aus Hawaii. Mit ihren mehr al« 70000 Köpfen find sie stärker al- alle anderen Nationen zusammen. Von Hawaii strömen die Ja paner nach dem amerikanischen Kontinent. Endlich hat auch, wie bereit« telegraphisch gemeldet, vor wenigen Tagen der Präsident der größten japanischen Dampsschiffahrt-gesellschaft Nippon Aus«» Kaischa in hochtrabenden schwülstigen Worten de« i eur-päisthen Dampferlinien in Ostasien den „Krieg bi» aus» Messer" «klärt und sür Japan die Schiffahrt östlich vom Suezkanal al»-:zu sein« Einflußsphäre gehörig in Anspruch genommen. Mehr kann man nicht verlangen! Wichtig für jeden Eisendahnreisenden. Um vielfachen falschen im Publikum verbreiteten Anschauungen entgegenzutreten, teilen «ir mit, daß wohl am 1. August die. Fahrkarten st euer in Kraft trstt, die weiteren wesentliche« Umänderungen, welche dir vielfach besprochenen und geplanten „Reformen" mit sich bringen sollen (Wegfall der Rückfahrkarten, Wegfall de« Freigepäck» rc.) jedoch an diesem Tage noch nicht zur Novelle von Paul Oskar Höcker. (re. Fortsetzung.) - - (Nachdruck verboten.) In freudiger Erregung holte er seine Notenhefte und Skizzen blätter aus der Tasche, setzte sich ans Klavier und begann. Gisela lauschte — mehr und mehr entzückt. Einzelne Wendungen näherten sich dem, waS er als Jüngling geschrieben hatte, was ihr so lange noch im Herzen nachgeklungen hatte. Immer deutlicher, immer greifbarer trat ihr dabei das Bild ihres Vaters vor Augen. Und wieder mußte sie des letzten Abends in Bodenbach gedenken, wo der jugendliche Komponist sie alle — den ernsten, strengen, so schwer zufriedenstellenden Vater auch — hingerissen hatte. „Ein zweiter BrahmS hätte er werden können — statt dessen fiedelt er Brettl-Lieder!" In wahrem Ingrimm hatte der Organist daS ausgestoßen, als er einmal über eine musikalische Burleske Stammhartners las, die ihren Triumphzug über alle Bühnen leichten Genres machte. An dieses Wort erinnerte sich Gisela jetzt. Das Werk des Freundes war groß und mächtig, in seinen Mitteln einfach, aber durchaus modern, es verriet das Ohr des Musikers, der mitten im Orchester ausgewachsen war, und eS ging ein erfrischender, Daseinsfreude atmender Zug durchs Ganze. Lange schwieg sie, nachdem Stammhartner geendet. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Aber dann nahm sie seine Hand, preßte sie innig und blickte ihm tränenden Auges ins Antlitz. Es war ihm lieb, daß sie nichts sagte. Lob hätte er jetzt nicht hören mögen. Aber es tat ihm unendlich wohl, den tiefen Eindruck wahrzunehmen, den seine Musik auf sie ausgeübt hatte. Durch die offenstehende Balkontüre traten sie ins Freie. Da standen sie noch lange stumm nebeneinander und blickten über den See zu den Bergen auf. „O, wenn das Vater doch noch evlcbt hätte!" sagte sie endlich leise. Er nickte ihr zu. Ein wundersamer Friede war über ihn gekommen. „Und wir beide — sind jetzt Freunde, Fräulein Gisela?" fragte er sie strahlenden Angesichts. „Wenn'-Sie wvlltn, gern." „Sie bedeuten so viel in meinem Leben, Fräulein Gisela." Er sog durstig die warme Sonnenlust ein. „Mehr als Sie ahnen." Sie sah, daß er wie bittend seine Hand nach ihr ausstreckte. Beunruhigt lehrte sie ins Zimmer zurück. „Und haben Sie Lust, gleich weiter zu arbeiten? Sind Sie nicht zu müde, Herr Stammhartner?" „Müde — o nein! So ein Jubel ist in mir, so eine fröhliche Frische, als sollte das Leben jetzt erst neu sür mich beginnen!" Sie rückte den Schreibtisch näher ans Klavier und nahm ein paar Hefte aus Frau von Witts Notenpapier-Vorrat. „Das ist die Freude über Ihr Werk. O, das verstehe ich vollkommen." Er lächelte. „Jo. Und noch etwas anderes, Fräulein Gisela. Aber bitte, sehen Sie nicht jo erschrocken weg. Ich sag' Ihnen ja nicht, was cs ist, wenn Sie mir nicht erlauben, es Ihnen zu sagen." Sie kämpfte mit sich. Er sah ihr's wohl an. Lange wartete er auf ein ermutigendes Wort. Aber da sie schwieg, nahm er endlich Platz und sagte ticsaufatmend: „Also — an die Arbeit!" „An die Arbeit!" wiederholte sie tonlos. * * * Nun kamen wieder Tage ernsten Schaffens. Bis zu der Stunde, da Frau von Witts Telegramm Gisela nach Mailand rief, waren sie in emsiger Arbeit vereint — lebten nur sür das Werk. Im Hotel war rasch wieder ein großes Gerede entstanden. Man beobachtete das Paar, wo cs sich zeigte. Besonders Gisela mußte Spießruten laufen. Aber sie schien es kaum zu merken. Nur das fiel ihr auf, daß die jungen Herren, die bisher die Cour macher der Frau vvu Witt gewesen waren, sich ihr gegenüber neuerdings etwas freier bewegten. Auch gefiel ihr der Ton nicht, den ihre Nachbarn bet der Lasel gegen sie anschlugen. Vom zweiten Tage an ließ sie sich daher oben aus ihrem Zimmer ser vieren. Ohne hitzige Debatte ging's mit Stammhartner bei der Arbeit nicht ab. Gisela hatte bet ihrem Vater eine so ernste musikalische Erziehung genossen, daß sie den Organismus einer kunstvoll ge arbeiteten Partitur wohl verstand. In Kleinigkeiten wollte Stammhartner nun da oder dort doch wieoer Konzessionen machen, Nuancen einflechten, die aus der Routine stammten; da war es aber stets Gisela, die sich widersetzte und darauf drang, daß er die Wendung des ersten Entwurfs beibchielt. Einmal iväre es säst wieder dazu gekommen, daß Stamm hartner in seiner Leidenschaftlichkeit den größten Teil der Par ¬ titur zerriß, weil Gisela sich seiner Erfahrung, seiner Praxi» nicht fügen wollte. „Der Verstand irrt — das Gefühl nie!" sagte sie ihm da ruhig. Das söhnte ihn dann wieder mit ihr aus. Er war untröstlich, als die Depesche sie von seiner Seite riß. Und ihre Abreise mußte so hastig, so fast überstürzt stattfinden, daß es nicht einmal zu einem richtigen Abschied zwischen ihnen kam. Frau von Witt bereitete niemals ihre Pläne lange vor. Am Abend zuvor hatte sie ihren Mann zu überreden gewußt, daß er noch für acht bis zehn Tage nach der Riviera, »ach Nizza und Monte Carlo mit ihr reiste, nachmittags ging aber schon der Luxuszug, den man benutzen wollte, ab; da hatte Gisela, die bis dahin zu ihrer Herrin gefloßen sein sollte, natürlich große Mühe, fertig zu werden: sie mußte in aller Eile ihre und Frau von Witts Koffer packen. Das Dampfschiff, das sie nach Desenzano bringen sollte, war schon in Sicht, als sie endlich zu Stamm hartner kam, um ihm ihre Abberufung mitzuteilen. Der Kranke saß hernach lange in trüber Stimmung unbeweg lich da. Er faßte das gar nicht, daß er nun plötzlich wieder mut terseelenallein sein sollte. Erst als der Dampfer das Signal zur Abfahrt gab, schrak er empor. Von Bord des Schiffes aus winkte ihm Gisela zu. Dann ward das Fahrzeug kleiner und kleiner; endlich verschwand eS hinter dem Napoleonfelsen. Da überkam ihn eine unendliche Traurigkeit. Er war an diesem Tage nicht imstande, zu arbeite». Gisela fehlte ihn: an allen Ecken und Enden. Am liebsten hätte er rasch die Koffer gepackt. Im Hotel hatte sich's überhaupt schon stark gelichtet. Der Hitze wegen pflegte es den Sommer über gänzlich geschlossen zu werden. Aber abreisen mochte er nun doch nicht. Er war ja auch an keinen Ort gebunden. Und doch — so schmerz lich einsam es ihm hier war — wenigstens erinnerte ihn hier vieles immer wieder an Gisela, wenn sie selbst ihm auch fehlte. vr. Speidel besuchte ihn nach seiner Rückkehr zwar noch alle Tage, allein es bestand eine gewisse Gereiztheit bei dem Künstler gegen seinen ärztlichen Ratgeber. Der hatte kürzlich eine humo ristisch sein sollende Bemerkung über Giselas Adjutantendienste ge macht, die ihni Stamnchartner nicht so leicht vergab. (Fortsetzung folgt.)