Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 04.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190607049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19060704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19060704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-04
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Stell« berichten. Sieh« den Artikel „Fcankenb«rg unkrm^Krieg». bann 1866". A»sk»»st«ste»e» für Pflanzenschutz. Bon Jnt«rrffe für all« Gartenbefitzer, in»besond«r die tzandelögärtn«, wird die Mit- trilung der Direktion de« Kgl. Botanischen Garten« in Dresden sein, wonach im Anschluß an die Dresdner Hauptstelle für Pflanzen, schutzdienst im Königreich Sachsen eine Auskunsttstelle eingerichtet werdrn soll, die Gelegenheit bietet, Mitteilungen über tierische und pflanzlich« Schädlinge und deren Bekämpfung unentgeltlich zu erhalten. Die Gartenbau treibenden Kreise »ollen deshalb be fallene Pflanzen (als „Muster ohne Wert" oder Paket mit be- zahltem Bestellgeld) in deutlich erkennbarer Form unter Angabe der entsprechenden Kultur« und Ausbreitung-Verhältnisse, sowie der vermuteten Krankheitsursache an bas G-schäft-zimm« de« Kgl. Botanischen Gartens zu Händen de» Herrn vr. Arno Raumann, Assistenten der pfianzrnphyfiologischen Versuchsstation einsenden. — Flöh«. Da« dem Handelsmann Friedrich Thiele hier gehörige Haus brauste gestern früh 4 Uhr nieder. Da» Grund, stück sollte am 8. August d. I. zur Zwangsversteigerung gelangen. — Limbach. Dir geplante Automobil Omutbus.Berbiu- duug zwischen Mittweida, Burgstädt und Limbach ist soweit fertig, daß sie etwa Mitte August ihren Betrieb eröffnen wird. — Chemuitz. Tinen bedeutsamen Schritt in seiner Weiter- entwickelung hat der im November vorigen Jahres auf Anregung des Regiemngsrat» vr. Oertel begründete „Verein zur Bekämpfung der Schwindsucht in Chemnitz und Umgebung (E. V.)" gemacht. Konnte er bereit« am 2. Rai eine Auskunft», und Fürsorgestelle einrichten, die seit ihrem kaum zweimonatlichen Bestehen in mehr als 200 Fällen in Anspruch genommen worden ist, so hat er jetzt eine wunderbar gelegene, allen Anforderungen der Neuzeit entsprechende Walderholuugsstätte am städtischen Crimmitschauer Walde eröffnet. In Segenwart der Spitzen der Behörden, so de» Krei«hauptmann« v. Burg-dorff, Amt-Hauptmann« vr. Mor genstern, Landgericht-Präsidenten vr. Wagner, Bürgermeister« vr. Sturm fand am Sonntag die feierliche Weihe statt. Die Weih, rede hielt Regirrung-rat vr. Oertel. Im Namen de« deutschen Zentralkomitee« zur Bekämpfung der Tuberkulose hatte dessen Präfidialoorfitzender, Staatssekretär Graf o. PosadowSky, tele graphisch seinen Glückwunsch gesandt. — Lom Jahresbericht der Handelskammer Chemuitz für 1905 ist soeben der umfangreiche zweite Teil erschienen. In 16 Hauptabteilungen wird über den Geschäftsgang und die wichtigsten sonstigen Vorkommnisse in allen Industrie- und Handels branchen des Kammerbezirks, ferner über Geld, und Kreditwesen, Einrichtungen des Verkehrs, die neueste Gesetzgebung und die Armenpflege berichtet. Der Anhang enthält ein Verzeichnis drr tzandelskammermitglieder, statistische Mitteilungen über die Tätig, keit der Kammer im vergangenen Jahre, sowie eine Ueberficht über den Verkehr bei den im Kammerbezirk gelegenen Post, und Tele. graphenanstalten in den Jahren 1904 und 1903. — Zschopau. Nachdem am Sonnabend abend in der für da» Heimatfest erbauten Halle ein Kommer« die Tausende von Teilnehmern vereinigt hatte, fand am Sonntag früh auf dem Friedhof eine Erinnrrungsfeier und in der Kirche FestgotteSdirnst statt. Den Glanzpunkt bildete aber der große Frstzug, in dem außer allerhand historischen und modern kostümierten Gruppen 12 große und viele kleinere Festwagen geführt wurden. Auch nahm «ine Anzahl auswärtiger Vereine ehemaliger Zschopauer an dem Festzug teil. Am Nachmittag konzertierte aus dem Festplatz die Kapelle der 139er, während abend« Riesenlichtbilder oorgrführt wurden. Mit dem Feste ist auch eine Aurstellung von Alter tümern verbunden. — Freiberg. Der hiesige Malerstreik ist durch Vermittelung de« Gewerbegericht« als Einigungsamt beigelegt worden. — Freiberg. Ueber den Erzbergbau im Revier de» Kgl. Bergamt« im Jahre 1905 wird berichtet: Die Zahl der Berg, gebäude fiel von 25 auf 23. Davon gehörten 11 dem Staate, 6 dem Revierverbande und 4 (6) Gewerkschaften, die übrigen 2 befanden sich im Einzelbefitze. Da« Gesamtausbringen an Erzen und Nebenerzeugnissen betrug bei den staatlichen Gruben 16100 (1904: 17900) Tonnen im Werte von 1079800 (1050900) Mark, bei den beiden noch betriebenen gewerkschaftlichen Gruben 1040 (981) Tonnen für 175990 (162250) Mark, demnach im gesamten Revier 17 200 (18 900) Tonnen für 1256 000 (1213 000) Mark. Davon wurden 16600 (18500) Tonnen Erz« an di« staatlichen Hüttenwerke geliefert für 1234000 (1187 000) Mark. Di« staatlichen Gruben lieferten dazu 15600 Tonnen Erz. Diese Erze enthielten 12186 Kilogramm Silber. Betriebrüberschüffe find bei keiner Grube verteilt worden. Dagegen erforderten die staatlichen Gruben 963000 (1163000) Mark Betrieb-zuschuß. — Die staatlichen Hüttenwerke bei Freiberg verkauften im Jahre 1905 Feingold in Scheidegolv für 6 678781 Mark (im Vor- jrhre 3 534014 Mark), und zwar 2392,01 (1266,74) Klo« gramm. Von Platin wurden 28,61 Kilogramm für 75383,35 Mark abg«setzt. An Silber wurden^70 37» Kilogramm für 5844946 Mark verkauft. Di« Produktions an.Weichblei, «.Hart blei, Probierblei und vleiglätt« belief fich^insgrsamt^auf »598 Tonnen für 1002700 Mark (1904: 4465 Tonnen). Zink wurden 273 Doppelzentner, Rickelspeis« 451 Dopp«lzentn«r, ^Wis mut 2604 Kilogramm für 47044 Mark verkauft. — Drrsde» Heute vormittag 10 Uhr 8 Min/, begab sich der König anläßlich de» Stapellaufes des Dampfers „König Friedrich August" und zum Besuch de« Senats nach tzamburg. Er wird dort bis Donnerstag, 5. Juli, »eile« und an diesem Tage vormittags 9 Uhr nach Kiel zum Besuch des 1. See bataillons reisen. Die Rückkehr von Kiel nach Dresden wird in d«r Rächt zum 7. Juli erfolgen. — Pirs«. Der König hat dem Schulknaben Jähn« in Ober- pofta für die von ihm am 20. März nicht ohne eigen« Lebens gefahr bewirkte Errettung einer Rutter mit ihrem Kind« vom Tode de« Ertrinken« in der Elb« di« sUberse Lebe»srett»»»s- med«ille verliehen. — Ratheu. Am Sonntag nachmittag 4 Uhr stürzte von der Gruppe der Basteifelsen rin junger Mann herab. Er war sofort tot. Ob Selbstmord oder Unglück-sall vorli«gt, ist noch nicht entschieden. — Laufigk. Vorgestern vormittag wurde auf der Eisenbahn- strecke zwischen den Stationen Liebertwolkwitz und Oberholz eia Unbekannter tvt «ufgrfuudeu, d«r sich vom Zuge hatte über fahren lassen. — Großenhain. In der hiefigen Pfleg« ist b«r«it« mit der Getreideernte begonnen worden. Auf Großraschützrr Flur kann man die ersten Getreivrpuppen wahrnehmen. Die Getrrideernt« verspricht recht gute Ergebnisse, abgesehen vom Roggen, der stellen- weise infolge der stärkeren Nässe im März etwa« dünn steht. — Leipzig. Der König hat dem Studentm der Recht« Simon in Leipzig und d«m Gymnasiast«» Rothfuchs in Leipzig» Plagwitz für di« von ihn«» g«m«inschastlich am 6. Rai nicht ohne «ig«nr Leb«n«gefahr b««irkte Errettung eine» Rädchen» vom Tode de» Ertrinkens in der Elster die fikberue Lebtttsrett»»»«- medäille verliehen, ersterem mit drr Befugnis, fie am weißen Bande zu tragen. — Olbernhau. Die organisierten Zimmerleute beschlossen, in eine Lohnbewegung zu treten. Eine gewählte fünfgliedrige Kommission soll den Unternehmern die Forderungen der Arbeiter, lOstünbige 'Arbeitszeit und 37 Psg. Stundenlohn, unterbreiten. — Jvhauugeorgeustadt. Zwischen den Fabrikanten und Arbeitern der Handschuhfabrikation wurde rin Vertrag mit drei jähriger Gültigkeit abgeschlossen und damit der Streik beendet. — Glaucha«. Im benachbarten Niederlungwitz,sind neuer dings in verschiedenen Wirtshäusern Bräude entstanden. Nach dem erst am Freitag da« Wohnhaus de» Köhlerschrn Restaurant niedergebrannt war, wurde vorgestern abend 8 Uhr drr Gasthof „Zum kühlrn Morgen" ein Raub der Flammen. Man vermutet Brandstiftung. — Hohenstein-Ernstthal. Seit längerer Zett stehen hier Maurer von hier und der Umgegend in der Lohubtweguug, doch konnte betreff« der 10stündigrn Arbeitzeit noch kein« Einigung rrzirlt w«rd«n. Ein« am Sonnabrnd stattgrhabte Raurerversamm- lung beschloß, daß di« Lohnkommisfion betreff« der lOftündigen Arbeitrzeit nochmal« Rücksprache mit den Meistern nehmen soll. Erfolgt Ablehnung, soll der Maurerverband „energische Schritte" unternehmen. Auch die Zimmerer find in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie verlangen 38 Pfg. Stundenlohn, sowie lOstündig« Arbeitszeit. Bisher betrug der Stundrnlohn 31—84 Pfg. und die Arbeitszeit 11 Stunden. — Plaueu i. B. Dieser Tage hatte hier «ine 20jährige Ausbesserin auS Neulo» in Böhmen rin Kind geboren. Einig« Stunden darnach entledigte fie fich des Kinde« dadurch, daß fie e« in einen Abort »arf (I), nachdem fie da« kleine Wesen zuvor in ein Stück Rockzeug gewickelt hatte. Die Böhmin sucht« ihr«« Zustand anfänglich zu vrrh«imlichen. Al« aber ärztlichersett« ihr« Niederkunft sestgestellt worden war, gab fie zu, da« Kisd ix dtX Abort geworfen zu haben, wo die klrine Leich« auch vorgesunden wurde. Jedoch behauptet die Mutter, daß da« Kind tot zur Welt gekommen sei. Ob fich die« bestätigt, wird die Sektion ergebe«. Lagesgeschichte. D-»tsch»» «eich. — Der K«iser ist gestern früh nach Kiel gereist; 10 Uhr 45 Min. traf der Monarch in Altona ein. Rit Automobil be gab er fich von dort nach Kiel. — Als, kein ««»gleich? Große» Aufsehen erregt die Tat- fache, daß der Fürst von Schaumburg-Lippe die offiziell festgesetzt« Reise nach Norderney inhibieren ließ, nachdem Fürst Leopold von Detmold in Norderney eingrtroffen ist. Ell«» und Freund« der Schulepeglittet« di« Schüler, di« wohl behalten und bei bester Laune in den Abendstunden wieder in der Heimat riatrasen. -fr-. Der Fremdenznzng am Sonnt», weist für Franken- b«g trotz drr Ablenkung durch da« Hainichener Pirkfest ein« ganz hübsch« Zahl auf. In Chemnitz z. B. wurden nach hier 490 Fahrkarten abgegeben. Unsere Stadl rangiert demnach in der anttlichen Chemnitzer Berkrhrslist« an siebenter Stell«. An «rster (9b Chemnitz) stand Wittgen«dorf mit 1053 Stück, dann folgt Edmannsdorf mit 982, Burgstädt mit 787, Hainichen mit 696, Niederwiesa mit 667, Zschopau mit 653 (außer 228 beim Son- derzug), Frankenberg (wie oben), Mittweida mit 456, Hohenstein. Ernstthal mit 419, Waldheim mit 381, Braun«dorf mit 294, Oberlichtenau mit 97 usw. s Zn» 21. G««t»r»fest des M»Idrn-Zsch,p»»t»I-T«r«. ga»ts, welche« am 7., 8. und 9. Juli in Rossen stattfindet, ist folgend« Festordnung ausg«st«llt: Sonnab«nd, 7. Juli, nachmittag« von 8 Uhr an: Empfang d«r Turnrr am Bahnhof; abend« */,6 Uhr: Kampsrichter-Sitzung im „Deutschen Hau«"; abend« 8 Uhr: Brgrüßung«abend im „Schützenhau«". Sonntag, 8. Juli, früh 5 Uhr: Weckruf; ^,6 Uhr: Sammeln und Ordnen der Wett- turne« aus dem Festplatz; 6 Uhr: Beginn de« Wetttumen«; */,9 bi« 10 Uhr: Pause; 10 bi« 12 Uhr: Vereinr-Wettturnen aus dem Festplatz von 41 Vereinen mit über 1200 Freiübungsturnern; i/,2 Uhr: Stellen zum Frstzug; 2 Uhr: Abmarsch. Aus dem Feftplatz Begrüßung durch Bürgermeister vr. Eberle und Gau oertreter Thallwitz. Nachmittag« von 3 Uhr an: Turnen auf dem Feftplatz: ») Freiübungen, d) Fortsetzung de« VereinswettturnenS von 41 Vereinen mit über 110 Riegen mit ca. 1200 Turnern, o) Spiele; nachmittag« */,4 Uhr: Konzert im „Schützenhaus"« Garten; abend« 7 Uhr: Verkündigung der Sieger, Einzug in die Stadt, Schlußwort de« Tauvertreter«, gemeinschaftlicher Gesang de« Liede«: „Deutschland, Deutschland über alle«"; abend« 8 Uhr: Beginn de« Balle« im „Eachsenhos" und „Schützenhau«". Mon tag, 9. Juli, vormittag« 9 bi« 10 Uhr: Frühschoppen-Konzert im „Deutschen Hau«"; 10 Uhr: Abmarsch nach Zella, Kirschberg, v«rgschlößchen; nachmittag« 1,50 Uhr: Au«flug nach dem Zoll- Hau«, eventl. Grabentour. Bezüglich der Oeffentlichkeit der Gemeinderatsfitzange« hat sich da« Ministerium dahin auigesprochen, daß e« jrdenfall« wünschenswert sei, wenn insbesondere bei größeren Gemeinden die Oeffentlichkett der Gemeinderat-fitzungen ««geführt würde. Selbst, »erständlich dürften jedoch diese Sitzungen nicht in öffentlichen Restauration»zimm«n usw. stasifinden. 1- Sachse» in SriegSvöte«. Ein Jahr der Erinnerung an knegerische Ereignisse ist da« gegenwärtige Jahr. Vor 200 Jahren, 1706, ersuhr ganz Sachsen die schwedischen KriegSdrangsalr. E« hatte schon schwer durch die vielen Einquartierungen zu leiden, mehr aber noch durch Kriegtabgaben an Geld und Nahrungsmitteln. ES mußten täglich sür 30000 Mann Portionen und sür ebenso« viel Pserd« Rationen geliesrrt werden. In einem einzigen Monat mußten sür über 400000 Taler Naturalien aufgebracht werden, und zwar für 18 750 Taler Brot, 75000 Taler Fleisch, 56250 Taler Erbsen und Zugemüse, 46875 Taler Bier, 56250 Taler Butter, 75000 Taler Heu, 56250 Taler Hafer, 8250 Taler Heckerling, 10714 Taler Stroh. Außerdem mußte das Sachsen« land noch 8 Millionen Taler an barem Geld« ausbringen. Ins gesamt betrugen di« Abgaben und Lieserungen an die Schweden 23 Millionen Taler, welche Summe in einem einzigen Jahre aufgebracht werden mußte. Durch einen sehr heißen Sommer ward eine Teuerung veranlaßt, sodaß alle Lebensmittel im Preise stiegen. Nur daS Rindfleisch machte eine Ausnahme, da die Schweden hiervon große Mengen mitgebracht halten. 1756, vor 150 Jahren, begann der Siebenjährige Krieg, unter dem unser Sachsenland wieder erheblich zu leiden hatte. Ende August fiel Friedrich der Große mit einer großen Armee in Sachsen ein und marschiert« oberhak Meißen nach Dresden, Pirna, Königstein, wo das ungrsähr 15000 Mann starke sächsische Heer ein festes Lager bezogen hatte. Friedrich der Große belagert« «s, und di« Sachsen mußten nach ungesähr vier Wochen, am 7. November, die Waffen strecken. Lei de« solgenden Truppendurchzügen und kriegerischen Ereignisse« in diesem Jahre hatte Sachsen unter vieler Einquar tierung zu leiden. Drei bis vier Rann kamen immer aus ein Haus. Dabei war der Preis des Getreide» gestiegen, daß ein Scheffel Korn und Weizen 5 Taler, Gerste 3 Taler 12 Groschen und Hafer 2 Taler 12 Groschen kostete. Auch an die Zeit vor 100 Jahren, an die unglückliche Schlacht bei Jena und Auer- städt 1806, sei hierbei erinnert. Napoleon schloß mit dem da mal» regierenden Kurfürsten August III. Frieden und erhob ihn zum König, nachdem dieser fich von Preußen lo-gesagt und dem Rheinbunde brigetreten war. Somit ist Sachsen seit hundert Jahren rin Königreich. Vor vierzig Jahren nahmen die Sachsen an dem preußisch-österreichischrn Kriege teil, über den wir unter besonderer Berücksichtigung drr örtlichen Verhältn ffe an anderer Frankenberg unterm Kriegsbann 1866. m. Aus drr „Arm« Sünd«r".Fahrt nach Dr«»den «reignete fich in uns«r«m Amt»bezirk «in« klrine Episode, die dem Prof. Lamprecht unvergeßlich blieb. „Wir kamen langsam durch Niederwiesa über die Zschopaubrücke nach Flöha", schrieb er in seinen Erinnerungen, „wo vor allen Häusern größere Trupp» von Menschen standen, welche beim Herannahen de» Zuge» alle schweigend die Kopf bedeckung zogen, wie man e» bei einem vorübergehenden Leichenzug gewohnt ist. Einzelne winkten auch un» Abschied zu, und siehe, ich «kannte in jeder Gruppe einen oder einige meiner Schüler au» der Kgl. Höheren Gewerbeschule. Dir jungen Leute hatten nämlich schon vormittag» in Chemnitz vernommen, daß ich noch in Wiesa sei, und um ihrem alten Lehr« ihre Treue und An hänglichkeit zu beweisen, waren fie nach Tische von Chemnitz auS- gezogen, hatten aus einem kürzeren Fußweg den Wiesa« Gasthof umgangen und fich in Flöha unter die Leute vor den Häusern »«teilt, um nicht vereinigt den Verdacht ein« Demonstration zu «regen. Bon ihnen hatten die Flöhaer erfahren, wer transportiert wurde, und daher jen« ernste, tieferschütternde Abschiedsgruß. Ich wrrde nie vergessen, solange mir noch vergönnt ist, rin Katheder zu besteigen, in welcher Weise mir meine Schüler in den Stunden d« Bedrängnis ihre Liebe erwiesen haben." Im letzten Drittel de» Juni gab'« jeden Tag Militär in Frankenberg. Und wenn «» bloß militärisch« Rekognoszierung-« Patrouillen waren. Doch dabei wurden di« unglaublichsten Gerüchte oerbreitrt. Jeder Händler und jede von au-wärt« kommende Botenfrau wurden bi« in« „tz" au-gesragt, was sie vom Kriege wüßten. Und di« logen nun, daß fich di« Balkrn bogrn. Da« widersinnigste Zeug wurde aufgetischt. Heute erscheint e« un« überau« spaßig, daß auf ein« bloß« Rederei von «in« bevorstehen« d«n preußischen Rekrutierung der größte Teil der damaligen jungen Leute Fersengeld gab und in die nahen Waldungen flüchtete. E« gab allerding« auch Leute, dir fich über solche Angstmeier« lustig machten. Der damalige Sachsenburg« Hülfslehr«, ebenfall« ein junger Mann, verfügte fich hoch zu Roß auf die „Au«reiße". Da «schien am 23. Juni in unserem Tageblatt folgende« Spott, gedichtchen al« „Humoristische Brocken in ernster Zeit": Knapp', sattle mir mein Dänenroß, Der Preuß' ist nicht mehr ferne! Reißt aus, reißt aus, reißt Alle aus, Ich seh' ein preuß'sches Schilderhaus! * In des Hausteins tiefsten Gründen Und im Frmicnholz versteckt, Ward das Heer der Allcrkühnsten Von der Abendsonn' beleckt. Was rennt das Volk, was wälzt sich dort Dem Walde zu so brausend fort? Steht Sachsenburg in Hellen Flamme» ? Es rottet sich zum Sturm zusammen, llnd einen Ritter, hoch zu Roß, Barhaupts, gewahr' ich aus dem Troß. Man steht, trotz der ernsten Zeiten besaß man noch Humor. Und der bewährte fich manchmal al« Sorgenbrecher. Ein solcher Sorgenbrecher war aber auch manchmal nötig, denn von nun an begann die Zeit, wo mancher um da» Schicksal seiner bei der Armee befindlichen Angehörigen bangte. Die ersten Treffen zwischen den feindlichen Heeren waren zu «warten. Am Abend de» 26. Juni la» man in der Lokalzeitung den Aufruf de» in Dresden zusammengetretenen „Vereins zur Pflege verwundet« und krank« Soldaten im Kriege", welch« um Schenkung von Verbandszeug bat. Und da mag gleich hi« «wähnt sein — zum Lob« unser« damaligen Bewohnerschaft sei «s gesagt —, daß dies« Bitt« gerade hi« auf sehr fruchtbaren Boden fiel. ES ist Außerordentliches geleistet worden, um di« Leiden d« vor de« Feind« venvund«t«n oder an den Folgen der Feldzugsstrapazen krank darniederliegenden Soldaten zu lindern. Die in unserem „Tageblatt" enthaltenen OuittungSlisten weisen da» am besten nach. Nachdem nun auch noch — laut Bekanntmachung vom 25. Juni 1866 — im gesamten Königreich Sachsen der Kriegsstand proklamiert und auf Befehl d«S Königs von Preußen d« kgl. preuß. Generalleutnant v. d. Mülbe als „Rilttärgouverneur des Königreichs Sachsen" eingesetzt worden war, wuchs die Spannung von Tag zu Tag. Man wartete jetzt sehnlichst auf Nachrichtm au« Oesterreich. In große, und zwar freudige Aufregung wurde man versetzt, als endlich am Abend des 29. Juni eine Kriegs- depesche hier vrröffentlicht wurde, des Inhalts: „Karlsbad, 27. Juni, Abends. Glänzend« Sieg Oester reich» bei Neustadt. Preußen vollen Rückzug, Todte, Ber- wundete zurücklaffend." Ein weiterer Bericht sprach von einer „großen Schlacht zwischen Reichenberg und Turnau, 15000 gefangenen Preußen, beidersetts großen Verlusten und dem Sieg Oesterreich»". Und in einem dritten Telegramm wurde ein abermalig« „glänzender Sieg für Oesterreich in einer Schlacht zwischen Nachod und Neustadt" ver kündet. Weiter berichtet« di« glrich« Numm« üb« rin Treffm zwischen Preußen und Hannoveranern bei Langensalza, smoi« d« Aktion b«i Montmetto und Sustozza zwischm österreichischen unh
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)