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1SW DE«rst«g, »« 2t 3«»t Frankenberger Tageblatt a. Anzeiger 65. Jahrgang. begründet 1842. oL«. Wjds. . Juni. ft,, und ><«ß. 78 2 L. >»»«. fianb--, Hafer. Andytz, Ferner werden den VcrbandStag noch folgende Fragen be. I Wirtschaft handelt, oder auch wenn der bisherige Pächter auf die schäftigen: Die Notwendigkeit der Festsetzung einer längeren Dauer 1 von der Verwaltung für angemessen erachteten Bedingung«, nicht Ankündigungen sind rechtzeitig auszugebcn, und zwar arökere Inserate dis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligenAusgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. 51 Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. «kt. Settau, d 1827 a find, en und Mertttches Md Sächsisches iD-r N-chdru- unserer nur mt. «enuuer Frankenberg, 20. Juni 1806. -j-di. An» dem Kgl. Lehrerseminar. Dienstag, den 19. Juni, besichtigte Herr Geheimrat Pros. vr. Woermann, Direktor der «gl. Gemäldegalerie in Dresden, die Gemälde im hiesigen Lehrerseminar und sprach sein« besondere Genugtuung wegen ihrer sorgsältigrn Erhaltung, ihrer ästhetisch richtigen Aufhängung und der hiervon abhängigen günstigen Wirkung aus. Drr hiesige 1. Männrr-Stemm- und Ring-Klnb Saxonia" veranstaltet nächsten Sonntag, 24. Juni, im festlich dekorierten Saale des „«aisersaaleS" sein 1. Stiftung-fest. DaS Programm besteht in athletischen wie humoristischen Vorträgen und Ball. Auch haben verschiedene Brudervereine ihre Teilnahme zugesagt. 'Näheren Aufschluß darüber wild ein in einer der nächsten Nummern erscheinende« Inserat geben. -j-r. Nach dem amtliche« Bericht der Kgl. Kommission für da« Beterinärweseu über die am 15. Juni d. I. im Königreich Sachsen herrschenden ansteckenden Tierkrankheiten wurde da« Vorhandensein der Gehirnrückenmarkentzündung der Pferde in einigen Ortschaften der «gl. Amtrhauptmannschaft Flöha f-stge. stellt. E« find dies: Frankenberg (1 Stallung), Dorfschellen berg (2 Stallungen), tzennerrdors, Hohenfichte, Sachsenburg und Zschopau (je 1 Stallung). -j- Sächsischer JnnnagSverbaad. Auf der Tagesordnung für den am 15. und 16. Juli in Glauchau stattfindenden 19. V-rbandStag de« Sächsischen JnnungS-VerbandeS befinden fich u. a. auch einige recht bedeutsame Anträge für daS Handwerk. So verlangt ein Antrag der Bürstenmacher.ZwangSinnung zu Dresden, der VerbandStag wolle beschließen, daß bei Behörden und anderen maßgebenden Stellen dahin gewirkt werde, daß da« in neuerer Zeit so üb-rhandnehmende Haufierwesen durch fremde jugendliche Personen aus sanitären wie auch au« Sicherheitsgründen entweder ganz oder doch wenigsten» in den Häusern verboten werde. Die Tischler.ZwangSinnung zu Meißen beantragt, die königl. Staats- rrgierung zu bitten, daß die JnnungSsachschulen durch laufende und etwas reichlichere Mittel Unterstützung der StaatSregierung fin den möchten. Nach einem Antrag der Maler-Innung zu Zwickau soll dahin gewirkt werden, daß daS Halten von Lehrlingen nur Handwerkern Vorbehalten bleibt, die gesetzlich befugt find, den Meistertitel mit einem Handwerk zu führen. Die Stellmacher« ZwangSinnung zu Radeberg hat den Antrag tingebracht, daß der Vorstand dafür tätig sein soll, daß der Z 100 deS neuen Hand- werkergesetze» unter 1. den Zusatz erhält: „Jedoch find Inhaber von industriellen Unternehmungen oder landwirtschaftlichen Betrieben verpflichtet, für alle von ihnen beschäftigten handwerksmäßig ausgebildeten GewerbS« gehülfen, welche sie in dem erlernten Gewerbe der Hauptsache nach beschäftigen, den zuständigen Innungen entsprechende Bei träge zu entrichten." «utend: stiegen 70 Hs. NÄ der Lehrzeit in verschiedenen Handwerken, die Einführung der unbeschränkten Einsichtnahme in daS Grundbuch, die Arbeitgeber» Schutzverbände, sowie Austausch von allgemein interessierenden Erfahrungen auf dem Gebiete d«S JnnungSwesent usw. Eiseabah«rats-Sitz«»g. Am 5i Juli d. I. findet in Dresden die 54. Sitzung der der SeneraldirMon der Sächsischen StaatScisenbahnen beigeordneten Eisenbahnratrt statt. Di« Tages ordnung enthält folgende Beratung-gegenstände: 1. Mitteilung, betreffend a) Tarifierung von Holzessig (Holzsäure), b) Beför derung stark stäubender Güter, o) Frachtbrrechnung für Tiere in mehrbödigen Wagen; 2. Anträge, betreffend a) Versetzüng von rohen, grünen und gesalzenen Fellen und häuten in den Spejial- tarif II, d) Aufnahme von Fleisch und Fleischwaren in d«n Spezial- tarif für bestimmte Eilgüter, o) Aufnahme von Terpentinöl in da- Verzeichnis der zur Beförderung in Kesselwagen zugelassenen Flüssigkeiten; 3. Besprechung der Grundsätze für Ausgabe von Monats karten mit Gültigkeit für zwei Strecken, sowie 4. Besprechung de» WintersahrplaneS 1906/1907. BerkehrSeinuahmeu der sächsische» Staat«eisenbahse». Der Personenverkehr sowohl als auch der Güterverkehr der sächsi schen StaatSeisenbohnen haben im vergangenen Monat recht günstige Ergebnisse gebracht. Die vorläufig sestgestellten Einnahmen im Monat Mai betragen 11,749 500 Mk. oder 717900 Mk. mehr als im gleichen Monat deS vergangenen Jahre-, wovon 4,125500 Mk. (197900 Mk. mehr) auf den Personenverkehr und 7,624000 Mk. (520000 Mk. mehr) auf den Güterverkehr entfallen. — Di« Gesamteinnahmen der sächsischen Staat-eisenbahnen vom 1. Januar bi» 31. Mai d. I. betrage« nach vorläufiger Feststellung 54 731868 Mk. oder 4,277 616 Mk. mehr al« im gleichen Zeiträume de« Vorjahre«. Hierzu trugen der Personenverkehr 17,719114 Mk. (1,232413 Mk. mehr) und der Güterverkehr 37,012754 Mk. (3,045203 Mk. mehr) bei. -j- Verpachtung von Bahnhofswirtschaften. Während bis her die Verpachtung der Bahnhofswirtschaften im Bereich der sächsischen Staat-eisenbahnverwaltung fast ausnahmslos im Wege der öffentlichen Aurschreibung, und zwar in der Regel aus sechs Jahre erfolgte, find nunmehr, da dieses Verfahren nicht in allen Fällen fich bewährt hat, neue Grundsätze für die Vergebung von Bahnhofswirtschaften ausgestellt worden. In Uebrreinstimmung mit den für Preußen und Bayern geltenden Grundsätzen hält «S das Finanzministerium sür zweckmäßiger, daß in Zukunft auch bei der sächsischen Staatseisenbahnoerwaltung von einer öffentlichen Ausschreibung der Bahnhofswirtschaften dann abgesehen wird, wenn eine Weiteroergrbung der Wirtschaft an den seitherigen Pächter bezw. seine Erben erwünscht ist und der Pachtwert ent weder der gleiche geblieben ist oder der Pächter fich mit der von der Verwaltung für angemessen erachteten Erhöhung deS Pacht zinses einverstanden erklärt» oder endlich der Antrag deS Pächters auf Festsetzung eines geringeren Pachtzinses für die neue Pacht periode gerechtfertigt erscheint. In allen anderen Fällen, nament lich also dann, wenn ein neuer Bahnhof-wirt eingesetzt werden soll, oder wenn es fich um die Vergebung einer neuen Bahnhof»« neben ihr stand und ihr die Hand reichte, mit dem alten, lieben, herzbezwingenden Lächeln aus den heiteren, strahlenden Augen, aus denen heute uoch eine stumme Bitte zu ihr sprach. Diese stumme liebe Bitte machte sie wehrlos ihm gegenüber, und sie war zum Vergeben bereit, ehe er noch gesprochen hatte. Sie wanderten nun zu dreien durch deu Park. Endlich be sann man sich daraus, daß man doch auch wirklich in die Ausstel lung hineingehen müsse. Eiben wünschte sehnlichst einen Augen blick des Alleinseins mit Irene, und er begrüßte es als einen glück lichen Zufall, daß sie gleich im ersten Saale bei den Skulpturen auf den Grafen Laudien stießen. Laudien war in das Studium eines schönen Frauenkopfes versunken, ohne auf die Kommenden und Gehenden zu achten. Sascha machte seine beiden Begleiter innen auf ihn aufmerksam. „Was für ein schöner, vornehmer Mann er ist," sagte Lilly Lestotzcw, „und wie traurig, daß er mit seinem treuen, festen Her zen so einsam durch das Leden muß." „Er ist ja nicht allzu entgegenkommend liebenswürdig mir gegenüber," sagte Irene lächelnd, „aber sonderbar, trotzdem fühle ich seine freundliche Gesinnung sür mich, und ich wüßte kaum jemand, dem ich das gleiche Vertrauen entgegenbringen könnte, wie ihm." „Die Anwesenden doch hoffentlich ausgeschlossen," rief Eiben lachend, worauf sie sehr unbedacht, aber auch sehr ehrlich erwiderte: „Aber, Herr Baron von Eiben, Sie, das ist doch etwas ganz anderes." Die Baronin, die sich den Anschein gab, nichts gehört und nichts gesehen zu haben, halte gehört und hatte gesehen und wußte nicht, ob sie sich darüber freuen oder beunruhigen sollte; Eiben steuerte nun direkt aus Laudien zu, klopfte ihm auf die Schultern und entriß ihn seiner künstlerischen Versunkenheit. Der Graf, als er sich umwendcnd in Eibens lachendes Gesicht sah, runzelte er anfangs leicht die Stirn, als er aber seitwärts die Baronin und Irene erblickte, sprang er sofort aus, die Damen zu begrüßen. 'Nie war Eiben der Etikette dankbarer gewesen als heute, wo sie Laudien zwang, der Kavalier der Baronin zu sein, und ihn so lwnz nmürlich mit Irene zusammensührte; er wußte eS auch geschickt cinzurichten, daß sie etwas hinter den beiden zurückblieb«« und sich schließlich in einem ganz sicheren Saale befanden; aber Z»m ,»»»»«gischen Krönungssest. U«b« der Krönung des Königs Haakon in Drontheim liegt al« «m Schatten der Tod deS großen norwegischen Dichter», der m einig« stiner größten Drame« da« nationale Königtum Nor. hat. E« ist eine eigentümliche Fügung, daß dreser Mann gerade kurz vor dem Augenblick dahingeschieden ist, wo nach mehr al» einem halb«» Jahrtausend wieder einmal ein nationaler König in Norwegen gekrönt wird. Man muß anerkennen, daß di« norwegisch« Beoölk«mng fich der groß«« Bedeutung des Tage, bewußt ist. Wie mitgeteilt wird, ist die Begeisterung sür den KrönungStag bi» tief in die abgelegenste« Brrgorte vrrbr«itet und man kann gewiß sein, daß am KrönungStag« kein norwegische» Hau» ohne die nationale Flagge fein wird. Da» Volk denkt in nationaler Hinficht nicht so kleinlich, wir die von ihm gewählten Vertreter, dir bekanntlich bei den Debatten über die Kosten der Krönung und über eine in Drontheim zu errichtende Krönungswohnung einen sehr engherzigen Standpunkt rinnahmen, di« Krönung»kosten mit Ach und Krach brwilligten, die Ktönung»wohnung in der KrönungSstadt aber ab- lehnten. Da» norwegische Volk empfindet, wie gesagt, kräftig national. Dieft national-norwegische Gesinnung ist unzweifelhaft noch gesteigert' worden durch die Leichtigkeit, mit der Norwegen im »ergangenen Jahre da» „fremde" Königtum abgeschüttelt hat. Der objektive Beobachter ist sich klar darüber, daß die Sache für die Norweger richt- bedenklich hätte ««»fallen können, wenn König L»kar «ich» «im so außerordentlich vornehm« Natur gewesen wäre. Wie dem aber auch sei, die Norweger neigen seit dieser Zeit zweifelloö zu einer Art von nationalem Chauvini»mu» hin, der sogar soweit geht, daß sie da» fremde Kapital, dessen da» arme Land beiläufig sehr bedürftig ist, au» dem Lande herauigraulen möchte«. Un» Deutsche kommt der nationale ChauviniSmu» der Nor weger noch garnicht so ungelegen, da diese au»grsprochene einseitige norwegische Gesinnung doch auch rin tzemmni» dagegen ist, daß Norwegen, «a» an fich bei drr englischen Verwandtschaft de» neuen König» sonst» leicht möglich gewesen wäre, zu einer Satrapie Eng land» «erde. Bei der Eifersucht, mit der die Norweger über ihrer nationalen Selbständigkeit wachen, ist diese Besorgni» nicht zu hegen. Sind, die Norweger in ihrem politischen Gebaren un» auch manchmal nicht ganz sympathisch, so wird jeder, der dos interessante Land einmal bereist und da» norwegische Volk kennen gelernt hat, zugeben, daß der Norweger in seinen privaten Eigen schaften! die höchste Achtung und die größte Sympathie verdient. Die groß« Mehrhrit d«t Nation hat fich di« Schlichtheit der Sitten und die Ehrlichkeit u«d Treuherzigkeit de» Charakter» bewahrt. Wen» wir also dem norwegischen Volk« zu seinem großen natio nal«» Ehrentage alle» Beste wünschen, so entstand dieser Wunsch drr aufrichtigen Sympathie für da» tüchtige klein« Volk. Dem Herrscher de« Lande» aber wünschen wir rin gedeihliche» Zusammen- arbeite« mit seinem Volke; die Aussichten dazu find günstig, da König Haakon sich persönlich dank der Einfachheit seines Wesen» und d«r Gewandtheit, mit der er fich den norwegischen Verhält nissen angepatzt' hat, di« Herzen selbst der republikanisch oder gar sozialistisch Gesinnten gewonnen halt Anzeigenpreis: Die b-gejp. Petitzeile oder deren Raum 1b H, bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 Z; „Eingesandt" im Redaktionsteile 30 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarts. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b H Extragebühr berechnrt. Juseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen - Expeditionen. hier war ihm das Geschick nicht hold, denn schon nach den ersten Schritten, die sie gemacht, bemerkte er, daß Irene plötzlich stutzte, ihren Schritt hemmte, mit einem verstohlenen ängstlichen Blicke zu ihm aufschaute und dann wieder gerade aus starrte; er folgte der Richtung dieses Blickes und gewahrte einen Herrn und zwei Damen, die auf sie zukamen. Apotheker Gröhe und seine Schwestern — ja, sie waren es, und Irene hatte sie erkannt. Wahrscheinlich hatten sie sie noch nicht einmal gesehen, und einen Moment schwankte sie, ob sie ihnen auswcichen sollte; aber ihre Ehrlichkeit trug de» Sieg davon und sie machte ein paar Schritte gegen die komischen Drei und sagte zu Eiben: „Da sind — Gröhes, ich muß sie begrüßen." Indem wandten auch sie die Blicke, und so traf man zu sammen, und Sascha, ehe er wußte, wie ihm geschah, stand neben den Damen mit den steifen Haarwülste»; die gegenseitige Vorstellung erfolgte, und Herr von Eiben sagte ein paar Worte über die Aus stellung. Aber er sah sehr hochmütig aus, und der Boden brannte ihm unter den Füßen. Die ganze Freude dieses Vormittags war ihm gestört und seine verdrießliche Stimmung kehrte sich im ge heimen gegen Irene; sie machte zwar den Eindruck, als ob sie gar nicht zu diesen Menschen gehörte, aber sie gehörte doch eigent lich dazu, und die Leute, die vorüber gingen, würden sie auch dazu rechnen. Ohne daß er es vielleicht wußte, wurde sein Ge sichtsausdruck immer hochmütiger. „Gute» Morgen, Herr von Eiben." Eine belle, weibliche Stimme rief cs halblaut im Vorübergehen; ein leises Rauschen von seidenen Gewändern, Irene und der Graf blickten sich um. Asta von Löben mit Frau von Dorffs — ein paar Offiziere, ein junger Attache von der österreichischen Botschaft bildeten den Rahme». Alle grüßten, allen fiel die kleine Gruppe auf, und Eiben entging die Ueberraschung nicht, die sich auf den Gesichtern ausprägte, ja, er konnte noch sehen, wie Asta im Nebcnsaale die langstielige Lorgnette an die Augen hob und seine Begleitung musterte, wie ihr Mund spöttisch lächelte und die Herren diskret Prüfende, mokante Blicke hmübcrsandten. Das Blut stieg ihm zu Kopfe, mechanisch ging er neben Klothilde weiter, die ihm erzählte, daß sie recht gut, aber etwas teuer in einem Hotel garvi in der Friedrichstraße Wohnung gefunden habe. (Fortsetzung folgt.) jedem »»ch«ntag abends für den folgenden Tag. Bezugs- prei» vierteljährlich 1 50 monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — SinzelnuAMern laufenden Monats 5 -Z, früherer Monate 10 « "l»en werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- stellen, sowie von allen Postänstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. —— Irrwege. Roman von B. v. d. Lanken. (20. »«yttztM«.) > (Nachdruck verboten.) Der, mit dem sich das Ehepaar so lebhaft beschäftigte, befand sich in keiner angenehmen Lage. Seit Trockaus Besuch beherrschte ihn jene unbehagliche Stimmung, die meist einem Entschlusse vor- auSzugehen Pflegt,, den zu fassen und auszüführen stanz dem Ich widerspricht.. Er*wollte also Irene nicht Wiedersehen, denn er scheute eine-offAte ehrliche Aussprache, ohne daran zu denken, daß sein Ausbleiben sie beunruhigen müsse. Daß er sie ein paar Tage nicht gesehen, nichts von ihr gehört, war ihm andererseits unsag bar schwer geworden. Manchmal glaubte er, fähig zu sein, alles für ihren Besitz aufzugeben. Wenn er sich dann aber ein Leben mit sehr beschränkten Mitteln vergegenwärtigte, wenn er an die Verwandten in Markweide — an die Eltern dachte, von denen man so gut wie nichts wußte, dann sagte er sich, daß Trockau recht habe, und daß es an der Zeit sei, die Sache zu beenden. So wurde er von den wtderstrebendstcn Gefühlen hin- und hergezerrt. Um seinen quälenden Gedanken zu entgehen, fuhr Eiben gegen 1 Uhr in die Ausstellung, und daS Erste, was ihm am Eingänge auffiel, war Lestotzews Viktoria, die langsam an ihm vorüber nach der Stadt zurücklehrte. Er stutzte; im Begriffe, einzutreteu, sah er Irenes schlanke, schwebende Gestalt neben Lilly die Treppe herabgehen, sah die anmutige Bewegung ihres Köpfchens, das sie im Gespräch der Baronin zuwandte, und als er auch das feine Profil in der Umrahmung der goldblonden Löckchen wahrnehmen konnte, da packte ihn unwiderstehliches Verlangen, in ihre Nähe zu kommen. Alle guten und verständigen Vorsätze waren vergessen, und er eilte den Damen nach. . . . - Ani Hauptportale holte er sie em; Irene horte seinen Schritt, aber sie war ihrer Sache nicht gewiß und wollte sich keine Ent täuschung bereiten. Sic hielt ihre Blicke gesenkt, während ihre Hand kwmpfhast den Griff deS Sonnenschirmes umklammerte und das Her» ihr discin den HalS hinauf klopfte. „Guten Morgen, gnädigste Baronin, guten Morgen, Fräulein von Klingen," Sie hörte den Ton seiner geliebten Stimme, aber sie wagte trotzdem noch nicht, an seine Nähe zv glauben, bis er wirklich aicki. 50/. . Di« «"ZS lb-« -Mktt fir die Dinglich LMmMmsW MH, das Königlich Mgerich und den Mrat zu Imkeichrg i. Sn. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. - Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa.