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Jr 12 Dienstag, de« 16. Januar 1SV6N Frankenberger Tageblatt Bezirks - Anzeiger begründet 1842. öS. )ahrgang. MM für dir MiM MchuplinmsW IW, da; MiM Mgmcht «ad dm Kladtrat za Irmkmherz i. Ka. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg In Fraob»Lerg I. Sa, — Druck und Verlag von C. G Roßberg in Frankenberg i. Sa. «sicheln« an jedem Wochentag abends sär^en folgenden Tag Bezugs- preis vierteljährlich l SO monatlich SO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats S -t, früherer Monate 10 -- r'eftcUnngcn werden in unferer Gejchästsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, iowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband Abonnements auf das Tageblatt auf den Monat Januar nehmen unsere Tageblattausträger und unsere bekannten Ausgabestellen in Stadt und Land, sowie alle Postanstatte« noch entgegen. Bekanntmachung, bett. dm freiwilligen Eintritt zum mehrjährigen aktiven Militärdienst. 1. Jeder junge Mann kann schon nach vollendetem 17. Lebensjahre freiwillig zum aktiven Dienst im stehenden Heere oder in der Marine eintreten, falls er die nötige moralische und körper lich« Befähigung hat. 2. Wer sich freiwillig zu zwei« oder dreijährigem aktiven Dienst bei den Fußtruppen, der fahrenden Feldartillrrie oder dem Train, oder zu dreijährigem Dienst bei der reitenden Artillerie, rd» zu drei» oder vierjährigem Dienst bei der Kavallerie melden will, hat vorerst bei dem Zioilvorsitzenden der Ersatzkommission seine« Aufenthaltsortes (d. i. in Sachsen der Amtshauptmann) die Erlaubnis zur Meldung nachzusuchen. S. Der Zivilvorsitzrnde der Ersatz-Kommission gibt seine Erlaubnis durch Erteilung eine» Meldeschein». Die Erteilung de- Meldescheins ist abhängig zu machen: a) von der Einwilligung de« Vaters oder Vormunde-, d) von der obrigkeitlichen Bescheinigung, daß der zum freiwilligen Dienst sich Meldende durch Zwilocrhältniffe nicht gebunden ist und sich UNtadklhaft geführt hat. 4. Den mit Meldeschein versehenen jungen Leuten steht die Wahl deS TruppenterlS, bei welchem sie dienen wollen, frei. Sie haben ihre Annahme unter Vorlegung ihre- Meldescheins bei dem Kommandeur de« gewählten Truppenteils nachzusuchen.*) Hat der Kommandeur kein Bedenken gegen die Annahme, so veranlaßt er ihre körperliche Untersuchung und entscheidet über ihre Annahme. S. Die Annahme erfolgt durch Erteilung «ine- Annahmescheius. 6. Dit Einstellung von Freiwilligen findet nur in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März, in der Regel am Rekruten-Einstellungstermin (im Oktober) und nur insoweit statt, als Stellen verfügbar find. Außerhalb der angegebenen Zeit dürfen nur Freiwillige, welche auf Beförderung zum Offizier dienen wollen, oder welche in ein Militär-Mufikkorps einzutreten wünschen, ringeftellt werden. Hierbei ist darauf aufmerksam zu machen, daß die mit Meldeschein versehenen jungen Leute, ganz besonders aber die, uulche zum drei- oder vierjährigen aksiven Dienst der der Kwallcrie ein« treten wollen, vorzugsweise dann Aussicht auf Annahme haben, wenn sie sich, bei sonstiger Brauch barkeit, bi» 31. März melden, aber nicht zu sofortiger Einstellung, sondern zur Einstellung am nächsten Rrkruten-EinstellungStermine. Wenn keine Stellen offen find, oder Freiwillige mit Rückücht aus die Zeit ihrer Meldung *) Für den Eintritt bei den sächsischer» Eisenbahnkompanien und der sächsisch«»» Telcgraphenkompanie in Berlin sind die Anmeldungen an den Kommandeur des König!. Preuß. Eiscnbahnrcgimcnts Nr. 2 bezw. des König!. Preuß. Telegraphenbataillons Nr. 1 zu richten. Anzeigenpreis: Di« b-gefp Petitzeile oder deren Raum IS bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" i»r Redaktionstcile 30 Für lchwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Taris. Für Nachweis und Osserten-Annahme werden 2S Extragebühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditionen. nicht eingestellt werden dürfen, so können die Freiwilligen angenommen und nach Abnahme ihre» Meldeschein» bi« zu ihrer Einberufung vorläufig in die Heimat beurlaubt werden, ' 7. Die freiwillig vor Beginn der Militärpflicht — d. i. vor demK1. Januar de» Kalender jahre», in welchem der Betreffende da» 20. Lebensjahr vollendet — in den aktiven Dienst ein« getretenen Leute haben den Vorteil, ihrer Dienstpflicht zeitiger genügen undAm Falle de» Verbleiben» in der aktiaen Armee und Erreichens de» Unteroffiziers-Dienstgrade- bei fortgesetzt guter Fühlung dcn Anspruch auf den Zivilversorgungsschein und die Dienftprämie von 1000 Mark t bereit»^»« vollendetem 32. Lebensjahre erwerben zu können. 8. Mannschaften der Fußtruppen, der fahrenden Feldartillrrie und de» Train», welch« frei« willig, und Mannschaften der Kavallerie und reitenden Artillerie, welche gemäßerer Dienstverpflich tung im stehenden Heere drei Jahre aktiv gedient haben, dienen in der Landwehr I. Aufgebot» »mr drei statt fünf Jahre. Dasselbe gilt auch für Mannschaften der Kavallerie, welche sich freiwillig zu einer vierjährigen aktiven Dienstzeit verpflichtet und diese Verpflichtung erfüllt haben. , - 9. Diejenigen Mannschaften, welche bei der Kavallerie freiwillig vier Jahre aktiv gedient haben, werden zu Uebungen während de» Reserveverhältniffe» in der Regel nicht herangrzogen; ebenso wird die Landwehr.Kavallerie im Flieden zu Uebungen nicht einberufen. 10. Militärpflichtigen, welche sich im MusterungS-Termine freiwillig zur Au-Hebung melden, erwächst ein besonderes Recht auf die Auswahl der Waffengattung oder de- Truppenteil» Nicht. Kriegsministerium. Auf Blatt 5 deS GenofsenschaftSregisters für den AmtSgerichtSbezirk Frankenberg ist heute folgendes eingetragen worden: Firma: Eisenbahnladegleis-Verein, eingetragene Genossenschaft mit be schränkter Haftpflicht, in Dittersbach bei Frankenberg. Rechtsverhältnisse der Genossenschaft: Da» Statut vom 25. November 19OS be« findet sich in Urschrist Bl. 3—7 der Gen.-Akten. Die Haftsumme jede» Genoffen beträgt 200 M. für je einen erworbenen Geschäftlantril. Der Geschäftsanteil beträgt 1b M. Die höchste Zahl der Geschäftsanteile, mit denen «in Grnoffe sich beteiligen kann, ist auf 90 bestimmt. Gegenstand de« Unternehmens ist die Anlage «ineS Anschlußgleise» auf Station Ditkribach behufs Ein. und Ausladung von Wagenladung-gütern. Alle von der Genoffenschaft au-gehenden öffentlichen Bekanntmachungen «rfolgen durch die genossenschaftlichen Mitteilungen deS Verbände» der landwirtschaftlichen Genoffenschaften im Königreich Sachsen, wogegen die Berufung der Generalversammlungen durch Rundschreiben erfolgt. Da» Geschäftsjahr beginnt am 1. Januar und endet am 31. Dezember eine» jeden Ja re». Vertreter: 0.) Erbgerichtsbesitzer Theodor Otto Hunger in Dittersbach, Vorsteher, d) Lehrer Ernst Friedrich Hertel oaselbst, Rechner, 0) Vmwerksbefitzrr Ernst Alfred Grundmann daselbst, Beisitzer, find Mitglieder des Vorstände». Willenserklärungen und Zeichnungen für die Genossenschaft find verbindlich, wenn sie durch zwei Vorstandsmitglieder erfolgen. ' ' " " ' ' > - Die Einficht der Liste der Genossen ist während der Dicnststundrn de» Gericht- jedem ge« stallet. Frankenberg, am 11. Januar 1906. Königliches Amtsgericht. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis 9- Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. P-4-S1. Telegramme: Tageblatt Frankenbcrgsachsen. Graf Hohenthal-Bergen und feine Pläne. " Ein recht müßiger Streit wird wieder einmal in dec Großstadtprrfse breitgetreten. Man sucht festzustellen, wer die erst« Meldung über Herrn v. Metzichs nunmehr definitiv in Aus« ficht gestellten Rücktritt „zu bringen in der Lage war". Da wird gewunden und gedreht, nur um nachzuweisen, daß das oder jene» Blatt dem andern bei diesem Rennen um eine Nasen« länge vorau» war. Noch in der Sonntagsnummer versuchten die „Lripz. N. N." an der — wie jetzt feststeht, zweifellos richtigen — Mitteilung der „Dr. Nachr." über den Abgang v. MetzschS und die Lösung der Nachfolgersrage herumzudeuteln, indem fie schrieb«»: „Dit in unserem Blatte wiedergegebene Meldung der „Dr. Nachr.", daß an Stelle de« in den Ruhestand tretenden Minister« v. Metzsch der gegenwärtige sächsische Gesandte in Ber» lin, Graf v. Hohenthal und Bergin, zum Minister de« Innern ernannt worden sei, trifft in dieser Form nicht zu. Graf v. Hohenthal ist durch Allerhöchste Entschließung de« König» al» Nachfolger Sr. Erz. d«S Minister» v. Metzsch in Aussicht ge- nommen, bezw. designiert. Diese Tatsache konnten wir aber schon (!) am Freitag früh aus Grund zuverlässigster Informatio nen (!) mstteilen. Minister v. Metzsch, der sich durchaus noch nicht so alt fühlt, wie e» nach seinem Silberhaar« schein«» könnte, und der erst in den letzten Wochen im Landtage durch unermüd- lich« Aufmerksamkeit und unentwegte» Au»harren auch in den schwierigsten und längsten Sitzungen der Kammern die Bewunde rung aller erregte, legt sein Amt erst nach Schluß de» Landtages nieder. Erst dann ist r» an der Zeit, offiziell den Nachfolger zu «rnennen." Der ist aber doch schon ernannt. Und zwar wurde diese Tatsache dem Berliner Vertreter de» „Leipz. Tgbl." vom Nach folger Herrn ». Metzsch» selbst aurdrücklich bestätigt. Da» Blatt erhält darüber von seinem Gewährsmann folgende Mitteilung, die nunmehr jeden Zweifel au» der Welt schafft: „Gras Hohenthal bestätigt« ohn« all«» Vorbrhalt di« Meldung seiner Berufung zum Präsidenten de» sächsischen Ministerium». Der Gras hat die Auf- sorderung zur Urbernahme de» neuen Amte» erst am letzten DonnerKag erhalten, und zwar in Dresden selbst. Ueber den Sharakter düstr Berufung äußerte Gras Hohenthal wörtlich: ^Se. Majestät hat mir da» Präsidium in einer so gnädigen Form angetragen, daß ich al» monarchischer Mann an Ablehnung gar nicht denken konnte."" Bei dieser Unterredung hat dann der Graf gleich Gelegenheit genommen, in großen Zügen sein Programm zu entwerfen. Er erklärte nämlich, wenn ihm auch da- Ausscheiden au» seiner Berliner Slrllung nicht leicht falle, da er fie bald 21 Jahre einnehme, so gehe er doch mit voller Zuversicht und frischer Arbeitslust an die schwere Aufgabe in Dresden. Er wisse sehr wohl die Schwierigkeiten zu schätzen, die mit der heutigen politi- tischrn Lage in Sachsen verbunden seien, hoffe aber, sie zu über winden, und halte auch den Umstand sür günstig, daß er bisher ganz außerhalb der innerpolitischen sächsischen Verhältnisse gestanden habe. „Niemand kann mich für sich allein reklamieren und nie mand hat Grund, mir Vertrauen zu verweigern." Ein detaillierte- Programm schon heute aufzustellen, sei ihm nicht möglich. Er beabsichtige zunächst, sich sehr sorgfältig zu informieren, und gedenke das am besten durch persönliche Inspektionen zu erreichen. Er werde Einblick nehmen in die wichtigsten amtlichen und wirt schaftlichen Betriebe und habe sich das Ziel gesetzt, den wirtschaft lichen Bedürfnissen des Lande» mit aller Kraft zu Hülfe zu kommen, soweit die» überhaupt von regierung-wegen möglich sei. In rein politischer Beziehung sagte der Graf: „Ich werde natür lich keine Parteiregirrung einrichten und an die Verhältnisse nicht mit irgend welcher Parteivorliebe herantreten. Daß die verfassungsmäßige Vertretung der Bevölkerung bei der Gesetzgebung mehr den wirklich ökonomischen Bedingungen de» Lander anzupajsen ist, halte ich für selbstverständlich. Ich möchte al» mein politische» Ziel die Versöhnung der heutigen Gegensätze bezeichnen, sodaß jedem Stande sein Recht wird entsprechend seiner Bedeutung. Daß natürlich nicht an die Ein führung de» allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrecht» für den Landtag zu denken ist, brauche ich wohl nicht erst zu sagen." Ueber seine Wirksamkeit in Berlin sprach sich Graf Hohen thal wiederholt äußerst befriedigt au». Er stehe in den denkbar besten B ziehungen zu allen amtlichen Stellen, habe bei allen seinen Funktionen Förd rung gefunden und werde an seine Ber liner Stellung stet» gern zurückdenken. Gegenwärtig sei eine oer« hältn.-mäßig stille Zeit. Unerledigt seien u. a. noch die Ver handlungen wegen dr» Lottrrieabkommens, über dessen Aussichten heute noch gar nicht» Bestimmte« zu sagen sei. AI» Termin der GeschäslSübernahme bezeichnete Graf Hohen ¬ thal den Schluß der LandtagSsesfion. Er hält e« für unwahr scheinlich, daß in der Zusammensetzung de« Ministerium« weitere Aenderungen eintreten dürften. Er selbst übernehme die Reffort« de« Innern und deS Aeußern. Denken müsse man freilich an die Ersetzung de« erkrankten Kulturministers v. Seydewitz, dessen Gesundheitszustand ihm wahrscheinlich nicht gestatten würde, im Amte zu bleiben. Eine Bestimmung über dessen Nachfolger sei indessen noch nicht erfolgt und darauf bezügliche Meldungen müß ten deshalb ganz unzuverlässig sein. Graf Hohenthal betonte be sonder«, daß ihm daran liege, bei allen liberalen Parteien und Kreisen Unterstützung zu finden. Nach dem, was man da vernimmt, wird man dem künftigen Ministerpräsidenten volle« Vertrauen entgegenbringen können. Seine offen gesprochenen Worte find der Widerspiegel eine» ehr lichen Wollen«, die Leitung der Staattangelegenheiten den heu tigen Verhältnissen deS Landes anzupaffen. Wenn auch Graf Hohenthal bisher nur Gelegenheit hatte, sich al« gewandter Di plomat heroorzutun, politisch dagegen al« unbeschriebene- Blatt zu gelten hat, so gibt daS noch kein Recht, an seinen Fähigkeiten al« Ministerpräsident zu zweifeln. Gerade die Tatsache, daß er rückhaltlos zugibt, die Stellen zu kennen, wo da« Land der Schuh drückt, und da- Versprechen, „sein politische« Ziel sei die Au-glei« chung der heutigen Gegensätze," wird ihm die Sympathien weit«r Kreise sichern. Und die schöne Vorau-ficht, „jedem Stande ent sprechend seiner Bedeutung sein Recht werden zu lassen", deutet daraufhin, daß Industrie unv Handel bei der künftigen Regie rung genügend Verständnis finden werden. Daß dabei aber auch die Landwirtschaft nicht zum Stiefkind« degradiert werden dürft«, dafür bürgt wohl am besten die landwirtschaftliche Sachkenntnis de« Besitzer« von Knauthain. Born Reichstag. 19. Sitzung am 13. Januar 1906. Der fünfte Tag der Sieurrdrbatte! Staatssekretär v. Stengel antwortete auf einige Fragen, die man gestern an ihn gerichtet hatte. Dann hielt «» der Sozialdemokrat Meist sür nötig, ein« Stunde lang etwa» vorzulesen. Abg. Vogt schlug einen Aus fuhrzoll auf Kalisalze vor, Abg. Gothein griff auf die englischen ParlamentSvrrhandlungen der vierziger Jahre zurück und erklärte, er wolle sich nicht an Toten, wie d«r Tabaksteuer, vergreifen,