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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 13.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190601130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19060113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19060113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-13
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
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1 Uhr Fortsetzung, vorher Niederlassung-Vertrag mit war bi- in seine der DeSzedenten für unerläßlich. Weiter bekämpft Gedanken eine- KohlcnauSfuhrzollet, sowie die Ziga- dem Besuche der i. V- schreibt der Herr Eisenreich im A." die englischen Be, zum der Re. Er. die Besteuerung Redner den rettensteuer. Freitag Holland. barung zwischen den beiden Ländern unmöglich zu machen. — Au- brauuschweigischeu Laude«. Testern wurde 28. ordentliche Braunschweigisch« Landtag im Auftrage de» grnten durch Staat-minister vr. von Otto eröffnet. In der öffnung-rede führte dieser au-, daß seit dem vorigen Landtage uisterium« statt. — Dresden. Der Handarbeiter Rirbak wurde wegen teiligung an den Straßeudemonstratioue« in der Recht Tagesgeschichte. Deutsch*» Reich. — Deutsch amerikanische Haudrl»bezieh«uge«. Die A uS fichten auf den Abschluß einer Zollmreinbarung zwischen Deutsch land und den Vereinigten Staaten finden jenseits de- Ozean- keine besonders günstige Beurteilung. In der Union beginnt man sogar schon, sich für die Eventualität eine- Zollkriege- zu rüsten. So liegt dem amerikanischen Parlamente zurzeit ein Ge setzentwurf vor, der di« Einführung eine- Maximal- und Minimal- tarifeS vorfieht. Die B fürchtung, daß die Sätze «ine- solchen MaximaltarifeS eine Erhöhung, die de- MinimaltarifeS odr: ledi glich eine Wiederholung der Sätze de- Dingl-y-Tarife- bedeuten würden, bestätigen sich nunmehr. Wie die „N. A. H.-Z " mit« teilt, entsprechen die Raten de- geplanten MaximaltarifeS tat sächlich einem Aufschlag von 35 P ozent aas die Raten deS Dmgley-Tanfc». Tie Einführung deS Doppeltarife- würde also keine Abschwächung, sondern im Gegenteil eine Verschärfung der traditionellen amerikanischen Hochschutzpolitik bedeuten. Zugleich haben sich einige für den Export arbeitende i rdustrielle Unter nehmungen entschlossen, mit Rücksicht auf die Zollerhöhungen mehrerer europäischer Länder Zweigniederlassungen in Europa ein- zurichten. Auch in Amerika fehlt e- übrigen- nicht an einfluß reichen Persönlichkeiten, die den Wert deS Absätze» nach Deutsch land wohl zu schätzen wiffm. Zu ihnen gehört namentlich Präsi dent Roosevelt, der vor kurzem daraus hinwie-, für welche amen, konischen Produkte der Absatz in Deutschland von besonderer Wichtigkeit ist. Au» diesem Verhalten de» Präsidenten darf man wohl den Schluß ziehen, daß die leitenden Kreise der amerikanischen Regierung sich der Pflicht wohl bewußt find, nicht durch die Auf stellung unerreichbarer Forderungen den Abschluß einer Verein Herren, die im genannten Hotel abgestiegen waren, als Arbeiter bezeichnet hat. Sein Hotel sei, so erklärte uns Herr Eisenreich, keine Herberge, in der Arbeiter absteigen (!). Die englischen Herren se>cn Delegierte gewesen. Dadurch, daß sie der „V. A." als Arbeiter bezeichnt habe, werde sein Hotel schwer geschädigt (?) und er müsse re-halb sein Recht anderweit suchen (!?). Wir geben von der Ansicht, dir Herr Eisenreich uns gegenüber in nicht gerade höflicher Form zum Ausdruck gebracht hat, unseren Lesern hierdurch Kenntnis, verzichten unsererseits aber auf jede weitere Blmerkung. Zur Sache selbst sei nur noch srstgestellt, daß die englische Abordnung tatsächlich ouS sechs Arbeitern besteht, die, wie schon erwähnt, aus Veranlassung einiger Firmen in Gains borough (Lincolnshire) eine Studienreise nach Deutschland unter nommen haben." — ES wäre interessant, zu hören, wie Herr Eisenreich über internationale Hochstapler denkt, die erfah rungsgemäß in ersten Hotcl» absteigen und gewöhnlich deren sich bei einer Tesamteinnahme de» Manne» von 1500 Mark an für die Organisation 83 Mark (hört! hört!). Außerdem 8 Mk. in den sozialdemokratischen Verein (hört! hört!). Ein Mann mit 1500 Mark Einkommen zahlt also an die sozialdemokratische Or ganisation rund 88 Mark. Traf Ansitz (kons) hält den Mitgliedern drS BundeSrate» vor, sie machten an den ReichSauSgaben zu wenig Abstriche und überließen dies lieber dem Reichstage. Wäre auch der Bunde»rat sparsamer, so wäre uns« re finanzielle Verlegenheit und unsere Schulden nicht so gewachsen. Gegenüber der äußersten Linken stellt Redner dann in Abrede, daß bei un» die Zölle aus die LebenSbedürfnissr de» armen Ranne» gar zu hoch seien. Zu den Vorlagen übergehend, bedauert Redner, daß wir nicht da» Tabak monopol haben. Wo» den Quittung»stempel anlonge, so meine er, daß rin solcher nicht schon bei 20 Mark, sondern erst bei 100 Mark beginnen solle. Die Erbschaftssteuer müsse, weil sie «ine direkte Steuer sei, unter allen Umständen den Einzelstaaten überlassen bleiben. Sr sei gern bereit, Ersatzoorschläge zu machen. Und zwar betreff» eine» Ausfuhrzölle» auf Kohlen, wie ihn Eng land ja schon seit dem Buren kriege habe. Da» würde pro Jahr 22 Millionen einbringen. Sodann eine Reich»-Weinsteuer; wenn da- Bier 93 Mill. Mark einbringen müsse, dann müsse auch der Wein eine Steuer tragen, der doch zumeist ein LvxuSgetränk sei. Larbeck (ft. Vp.) wendet sich zunächst gegen die neuen Ver- kehr-struern. Weiter bekämpft Redner die Tabak- und Biersteuer. An der Erbschast-steuer sei nur zu bemängeln, daß diese schon bei Erbanfällen von 300 Mark beginnen solle. Gamp (Rp): Die Bedenken gegen die Biersteuer könnten vermindert werden, wenn die Staffelung noch mehr au-gebaut «erde. Erbanfälle von Ehegatten und Deszendenten müßten un bedingt steuerfrei bleiben. Dagegen könne da» Erbteil sehr wohl mit 5 Proz. statt 4 Proz. bestimmt werden. Wie Kanitz, so wünscht auch er eine Weinsteuer, außerdem «ine Jnseratensteuer. V. Gerlach (fr. Vg. hält im Widerspruch zum Vorredner die 17. Dezember zu einem Jahr vier Monaten Gefängnis und secht Wochen Haft verurteilt. Ferner ist der ehemalige Schutzmann und jetzige Fabrikarbeiter Pauli wegen Beteiligung an Demon strationen und Beleidigung zu drei Monaten Gefängnis und einer Woche Hast verurteilt worden. — Zwickau. Gestern mittag wurde auf dem hiesigen Bahn hofe der Weichenwärter Dütze von einer Rangiermaschine über fahren. Der Unglückliche, der 58 Jahre alt und verheiratet war, erlitt einen Schädelbruch, Zermalmung des linken Beine» und der rechten Hand. Er war sofort tot. — Ein Freund de» Evangelischen Bunde» in der Nähe von Zwickau hat diesem durch Kirchenrat v. Miy r hier 10000 Mk. zur Förderung der evan gelischen Bewegung in Oesterreich zustellen lassen. — OtlSuitz i. B. Im hohen Alter von 94 Jahren ist der älteste sächsische Geistliche, ?. ewsn. vr. pbil. )ud. Meyer, gestorben. Er war am 6. April 1812 in Zeithain geboren, hat die Fürstensckule zu Grimma und darnach die Unioerfilät Leipzig besucht und ist später al» Rektor in Adorf und al» Seelsorger in JtfeiSgrün i. V. (dem Geburt-mte deS berühmten Schulmannes Friedrich Dittck) tätig gewesen. Der Greis letzten Lebenktage gesund und rüstig. — Plauen i. B. Al« Nachklang zu englischen Arbeiter-Deputation in Plauen hiesige „Vogtl. A-z.": „Ganz entrüstet ist „Hotel Kaiserhos" hier darüber, daß der „V. Wirte empfindlich prellen, insbesondere darüber, ob ihm dies« Sorte Menschen lieber ist, al» anständige Arbeiter, di« wenigsten» be-ahlen, wa» sie genossen haben ll — Lu» dem beuachbartea Böhme«. Dieser Tage starb in FilippSdors di« im 71. Lebenljahc« stehende ledige Magdalene Kade, deren Namen mit dem de» Wallfahrtsorte» F lipp»sorf für alle Zeiten eng verknüpft bleiben wird. t>»r Verstorbenen soll in der Nacht zum 12. Januar 1888 nach Verlaus einer beinahe 11 Monet« »ährenden Krankheit die Mutter Gotte» in über und über strahlendem Glanze erschienen sein und ihr zugcrufen haben: „Mein Kind, von jetzt an he«lt'»I" Am 13. uns 14. Januar sollen sich Hunderte davon überzeugt haben, daß die Kranke ihren HSurlichen Verrichtungen wieder obliegen konnte, am 14. Januar habe die Geheilte in die TcorgSwalder Kirche gehen können. So wird au» damaliger Zeit berichtet. Arlteren Leuten wird e» be kannt sein, wie diese Heilung der Kade von einem geschäft»gewand« ten Geistlichen in geschickter Weise benutzt ward, um FilippSdors zu einem weithin berühmt gewordenen Wallfahrtsorte zu machen; Hohr Protektion und einflußreiche österreichische Kreise leisteten hier bei förderliche Dienste. AuS den immer reichlicher fließenden Gel dern ward eine herrliche sehenswert« Kirche erbaut und in der«» unmittelbarer Nähe hat der Redemptoristen «Orden eine Nieder« lassung errichtet. Tausende von Pilgern kommen alljährlich nach Filipp-dorf, da» dadurch wohlhabend geworden ist. Die FilippS« dorfer Gemeinde fühlte sich darum zum Danke verpflichtet und be wirkte die Beisetzung der Magdalene Kade auf ihre Kosten. Vereine usw. waren zur Teilnahme aufgefordert worden und von der katholischen Geistlichkeit wurde alle» aufgrboten, da» Begräbni» besonderS feierlich zu gestalten. Aufgebahrt lag die Gefeierte al- geistliche Schwester mit Schleier und Kranz und inmitten einer Lichtfülle in der an die Gnadenkirche stoßenden Kapelle, worin der geweihte Stein sich befindet, auf dem angeblich die Mutter Gotte- gestanden. Die wundertätige Heilung der Kade gab im Frühjahr 1886 Anlaß zu einem bewegten, teil- sehr leidenschaft lich geführten ZeitungSstreit, der in den an der sächs.«böhm. Grenze erscheinenden Zeitungen („Oberlauf. Dorfztg." und „Rumburger Ztg.") au-grfochten wurde. In diese Preßsehde hinein fallen auch mehrere wissenschaftliche Erläuterungen über die Möglichkeit einer raschen Heilung und die Urteile deS die Kranke behandeln den Georg-walver Arzte-, der die Krankheit al- swpdixus cbro- nicus localis (Blasenleiden) und die Patientin als hysterisch be zeichnete; dieser hatte übrigen- die Krank-: seit 26 Tagen nicht gesehen und konstatierte bei der am 14. Januar erfolgten Unter suchung da» Vorhandensein einer talergroßen Wundfläche. Auch in weiteren AuSeinonders tzungrn ward überzeugend nachgew esen, daß die Htilung aus völlig natürlichem Wege geschehen sei. Oertttches und Sächsisches« Frankenberg, 12. Januar 1906. -s Ermittelt «ud fepgeuommt« wurde von der hiesigen Echutzmannschajt ein H rndarb iter, welcher von der Staatsanwalt schaft Chemnitz wegen schweren, im Rückfalle verübten Diebstahls verfolgt ist. Der Verhaftete ist zunächst an daS hiesige König!. Amtsgericht abgelirfert worden. -j- Beihilfe« zum Kurgebrauche. DaS Kgl. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterricht» ist in der Lage, an Zu gehörige seine» Geschäftsbereichs drei Unterstützungen im Betrage bi» zu 100 M. zum Gebrauche einer Kur in Marnnbad, nach Befinden freier Wohnung auf die Kurzcit, zu gewähren. Be werbungen um diese Unterstützungen find spätestens brs zum 12. März d. I. bei der KultuS-Ministenalkanzlei einzureichen. -j- StaatSmiuisttr l)r. v. Nostitz-Wallwitz -ft In DreS- den ist der sächsische Sta«n»minister a. D. und Ehrenbürger von Dreiden, vr. v. Nostitz Wallwitz im Alter von 80 Jahren ge- storben. Die Leiche wird nach Sohland an der Spree über- gesührt. — v. Nostitz-Wallwitz wurde 1826 in Oschatz geboren. Er besuchte die Fürstenschule zu Meißen und studierte in Leipzig Juri-prudenz. 1851 — 57 war er LandeSbeftalltcr der sächsischen Oberlausitz, 1857—62 Amt«Hauptmann in Löbau, dann in Bautzen, 1862—66 Kreitdirektor daselbst. 1866 wurde er Mi nister de» Innern. Seit 1874 Mitglied deS Reichstage», über nahm er nach Friesen« Rücktritt bis 1882 auch die auswärtigen Angelegenheiten und trat als sächsisch-S Mitglied in den Bundes rat ein. Jrfolged.ffen legte er sein ReichktagSmandat nieder. Am 1. Februar 1891 trat «r unter Bribehaltung des Ministe rium» de» königlichen Haus-S auS dem Staatsdienst. ch Verband sächsisch«» Industrieller und die Reform der Erste« Kammer. Eine Eingabe des Verbände» sächsischer In- duftrieller an Vie Erste SlSnbekommcr wegen der Vertretung der Industrie in dieser Kammer führt in einer ausführlichen Begrün dung u. a. au»: Es habe schon seinerzeit in der sächsischen In dustrie unliebsam berührt, daß die Regierung in der Zweiten Kam mer erklärte, gegen eine mäßige Vertretung von Handel und Ji. dustrir nicht» einzuwrnden. Diese Erklärung sei nun im Dekret wiederholt. Man soll« meinen, daß die Regierung angeficht» der volk»wirtschaftlichrn Bedeutung der sächsischen Industrie auch gegen eine stärkere Vermehrung der industriellen Vertretung keine Be denken zu hegen brauche. Da- Ansehen der Ersten Kammer würde dadurch nicht geschmälert werden. Au» der Stellung der Regie, rung sprrche ein gewisser Mißtrauen gegen di« Industrie, zu wel- , chem diese keine Veranlassung gegeben habe und welche» angeficht» ihrer Steuerleiftung doppelt unangebracht erscheine. Die Ableh nung der Regierung-vorlagr sei unbedingt geboten, einmal, weil 5 Vertreter al» auch nur einigermaßen angemessen nicht angesehen werden könnten, und zum anderen, weil r» eine Unmündigkeits- Erklärung der Industrie bedeute, wenn man ihr nicht, wie dem Großgrundbesitz, daS Recht der freien Wahl zubillige. Gewiß sei cS richtig, daß, wie da- Dekret aus führt, die Erste Kammer, an schließend an die geschichtliche Ueberlieserung, sich aus dem alten Prinzip drS befestigten Grundbesitze« und der stärkeren Gemein wesen aufgebaut hat, aber damit sei nicht die Auffassung begründet, daß diese» Prinzip durch Jahrhunderte hindurch seine Berechtigung unverändert beibehalten müsse. Gewiß solle die Erste Kammer keine reine Interessenvertretung sein oder werden, aber e» sei selbst verständlich, daß bei Beratung wirtschasilicher Fragen der Beruf und di« darau» hervorgehende Anschauung die gesetzgeberische Tätig- keit beeinflusse. Seinerzeit seien befestigter Grundbesitz und die stärkeren Gemeinwesen die hauptsächlichsten Steuerträger de- Lande- gewesen und deshalb al» allein oertretungrberechtigt in der Ersten Kammer angesehen worden. Heute habe sich diese» Verhältnis durchaus geändert. Die acht Bürgermeister könnten al- genügende Vertretung der Industrie nicht angesehen werden. Wenn die Re gierungsvorlage schreibe, die neuen Mitglieder sollten nicht Inter« effenvertreter sein, so müsse daS al» eine geringe Achtung der sächsischen Industrie aufgefaßt werden, da man nach diesen Worten annehmen müsse, daß die Industriellen nicht, wie der Großgrund« besitzcr, weitsichtige und den Staat-intcressen dienende StaatSbür« ger find. 1- Eia «euer Vorschlag zar Wahlrechtsreform. Geh. Hoftat Opitz, Vizepräsident der Zweiten Kammer d<» Sächsischen Landtag! und Vorsitzender der konservativen Fraktion, hat dem freien Aurschuß zur Vermittlung von Wahlreform.Vorschlägen am Mittwoch folgenden Wahlreform-Vorschlag unterbreitet: 1. Da» gegenwärtig geltende, auf dem Dreiklaffensystem und der indirekten Wahl beruhende Wahlrecht ist für die zurzeit nach der VerfassungSurkunde in die Zweite Kammer zu wählenden Abgeordneten mit der Abänderung beizubehalten, daß zur Erhöhung des Einflüsse» de» Mittelstandes die Steurrgrenze für die der ersten Abteilung zuzuweisenden Wähler entsprechend herabgesetzt wird. ES ist aber 2. die Zahl der Abgeordneten für die Städte Dresden und Leipzig um je 3, für Chemnitz um 2, und für Plauen und Zwickau um je 1 Abgeordneten zu erhöhen, und für die Wahl dies r Abgeordneten da» allgemeine, gleiche und un mittelbare Wahlrecht im Sinne de» ReichStagSwahlrechtS ein zuführen. 3. Nach dem Vorgänge der Handel»- und Gewerbekammern und in Angliederung an diese find Arb-itrr-Kammern zu er richten, die d r Regierung al» beratendes und begutachtende» Organ bei der Förderung der Arbciterintelrssen zu dienen haben. — Dresden. Der erste diesjährige Hofball am Mittwoch vereinigte in den Festräumen des RrsidrnzschlosseS eine vornehme Gesellschaft von etwa 800 Personen. Von Fürstlichkeiten nahmen neben dem König Prinzessin Mathilde und Herzog Karl Borwin ' zu Mecklenburg-Strelitz mit den Hof- und Militärstaaten teil. Unter den weiteren Gästen befanden sich daS diplomatische Korps und die Staatsminister mit ihren Damen, die Direktorien und viele Mitglieder der beiden Ständekammrrn, die Direktoren und Räte der Ministerien und der verschiedenen Zioilbehörvcn, die Generalität und zahlreiche Ojfiziere mit ihren Damen, fremde und einheimische Damen und Herren der Aristokratie, sowie Mitglieder der Kunst und Wissenschaft und der Finanz- und HandelSwelt. — Gestern mittag fand unter Vorsitz des König» und in Gegen wart de» Prinzen Johann Georg eine Gesamtsitzuug de- Mi- unglückliche Gestaltung de» Staatshaushalte» sich wesentlich ver schärft habe. Die Au-gaben seien gestiegen und die Einnahmen hätten sich verringert. Er werde derhalb eine Erhöhung der StaatSeinkommen- und Ergänzung»steuer, sowie rin« Erhöhung der Stempelsteuer vorgeschlagen. — v. Vollmar über die „Baterkavd-Iofigkeit der Sozial demokratie". Bei der Beratung de» bayrischen Militäretat» in der Münchner Abgeordnetenkammer protestierten di« Redner aller Parteien gegen die in der vorangegangenen Sitzung gefallenen Aeußerungen de» Abg. Rollwagen (Soz.) „unser Vaterland ist da, wo e» uns gut geht". Abg. v. Vollmar (Soz.) erhob im Laufe einer längeren Rede Widerspruch gegen den Vorwurf der Vater landslosigkeit und bemerkte u. a.: Wer mir persönlich den Vor wurf machen wollte, ich sei oaterlandSfeindlich, würde meine Ant wort nicht vergessen. In dem Worte: „Wo eS un- gut geht, Ist da» Vaterland", ist eine richtige Spur. DaS Vaterland soll e» mit seinen Kindern gut meinen, e» soll nicht ein Rabenvater- land sein, indem eS die Bürger bedrückt. DaS Wort ist aber nicht erschöpfend, nicht wahr, und von der Sozialdemokratie nie als programmatisch angesehen worden. Die gemeinsame Kultur und vieles andere macht uns da» Vaterland teuer. Der beste Beweis für unsere Vaterlandsliebe ist, daß wir alle Opfer bringen, um daS Land nach allen Richtungen hin möglichst vollkommen zu gestalten. Wa» die Haltung der Sozialdemokratie zur Armee betrifft, so stehen wir noch auf unserem alten Stand punkte. ^rftevreich-Nugar«. — Die Stellung Oesterreich-Ungarn» zur Marokkofrage. Einer Wiener PrioatmeWung der „Leipz. N. N." zufolge äußert« «in« in maßgebender Stellung befindliche Persönlichkeit über den Standpunkt, den die Doppelmonarchie in der Marokkofrag« auf der Konferenz in Algecira» «inzunehmen gedenkt, folgende»: Wat Vom Landtag. rv. Die Zweite Kammer trat gestern vormittag 1v Uhr im Bei sein deS StaatSministers Otto zu ihrer 36. öffentlichen Sitzung zusammen und beschäftigte sich zunächst mit der Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Finanzdeputation über Kapitel 88, 89 und 90 des ordent lichen Staatshaushalt^elats für 1906/07, Ministerium des Kultus «ud öffentlichen Unterrichts, Evangelisch-lutherisches Laudes- konfistorium «ud Katholisch-geistliche Behörde« betreffend Die Finanzdeputation beantragte bei Kapitel 88, Min.sterium deS KultuS und öffentlichen Unterrichts, nach der Vorlage a) die Einnahmen mit 5160 Mark zu genehmigen, d) die Ausgaben mit 318865 Mark, darunter 600 Mark künftig wcgfallend, zu bewilligen, o) die zu Titel 12, persön liche Ausgaben für Hülssarbeiter, nachgelassene anderweite Verwendung zu genehmigen; bei Kapitel 89, Evangelisch'lutherischcS Landeskonsistorium, nach der Vorlage a) die Einnahmen mit 240 Mark zu genehmigen, d) die Ausgaben mit 159944 Mark, darunter 25000 Mark künftig wcg fallend, zu bewilligen, o) die zu Titel 10, Stellvertretungsaufwand, nach gelassene anderweite Verwendung und die zu Titel 14, Kosten für die evangelisch-lutherische LandeSsynode, vorgesehene Verrechnung persönlicher Ausgaben, einschließlich laufender Vergütungen und außerordentlicher Zu wendungen an Beamte, zu genehmigen; bei Kapitel 90, Katholisch-geistliche Behörden, nach der Vorlage die Einnahmen mit 1060 M. zu genehmigen, die Ausgaben mit 38656 M. zu bewilligen. Die Kammer nahm die Anträge der Deputation zu Kapitel 88 ein stimmig und zu Kapitel 89 und 90 gegen die Stimme Goldsteins an. Hierauf erfolgte die Wahl eines Mitgliedes der Recheu- schaftSdrputation. Vizepräsident Opitz (kons ) beantragte die Wahl BärS (freis. Vp.) durch Zuruf vorzunchmcn. Da Günther (freis Vp) und Goldstein (Soz.) der Wahl durch Zuruf widersprachen, erfolgte die Wahl durch Stimmzettel. Es wurden 66 Zettel abgegeben, wovon 43 den Namen Bär, 13 den Namen Goldstein trugen, 9 leer waren und einer für ungültig erklärt wurde. Bär ist somit als Mitglied der Rechcn- schastSdeputation gewählt. Nächste Sitzung: Freitag, vormittags '/>10 Nhr. Tagesordnung: Etatteile. * * * rv. Die vierte Deputation der Ersten Kammer beschäitigte sich kürzlich mit der Petition des RateS der Stadt Leipzig um Aushebung des HohneujahrStageS und deS Bußtages am Mittwoch vor Okuli als allgemeine Feiertage und kam zu dem Beschluß, die Petition, soweit sich diese aus den HohneujahrStag bezieht, der königlichen StaalS- regierung zur Kenntnisnahme zu empfehlen, im übrigen aus sich beruhen zu lassen.
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