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Sonntag, den 14. Ammar A? 11 1S06 Frankenberger Tageblatt Bezirks - Anzeiger Begründet 1842. 65. Jahrgang. MMK für die MWe AMMMsmsHiist IW, das Königlich AnitMich nni> den Kadlrat z» Irankknberg i. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Erscheint an jedem Wochentag abends sür den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 50 monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats 5 H, früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Für Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. hms^SI. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachse». Anzeigenpreis: Die 5-gesp. Pctitzeile oder deren Raum 15 bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Redaktionsteile 30 Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 Extragebühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditionen. 2. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums Montag, den 15. Januar 1906, abends 6 Uhr im Rathaussaale 1. Eingänge. 2. Besetzung der gemischten ständigen Ausschüsse. 3. Ersatz von Befitzwechselabgaben einer W'twe bctr. 4. Erneuerung des SprengwcrkS und der Holzbalken am oberen Mühlgraben. 5. HauShaltplan der Kirchenkaffe betr. Amtsrichter vr. Bähr, Vorsteher. LU ^owelduvAeu kür Ostern 1906 werden vom 15. —31. Mannar an allen LodnItaAen von 11—12 Okr sntKexenxenowmen. VorLnlsAön sind: Osbnrtsnrlcnnüe, Iwxksodein und dis letzte 2on»nr. Vie persünUede VorstellnnK der 8eklUsr ist erwünsokt. b'ranlrenderx, den 5. dannar 1906. Idr virelrtor Der coanaelische Kirchenausschuß, die Vertretung der eomg. Kirchen Deutschlands, beabsichtigt einen Grundfonds zu beschaffen sür die kirchliche Versorgung der "vangelischen in den deutschen Schutzgebieten und der evangelischen Deutschen im Auslands. Zur Beisteuer werden sämtliche »vang. Gemeinden mit ihren Gliedern im Deutschen Reiche ausgerusen. DaS Sächsische LandeSkonfistorium hat die Vertretungen der Kirchgemeinden um Veranstaltung einer öffentlichen Geldsammlung ersucht. Wir wenden uns an die Opferwilligkeit unstrer Gemeinde mit der herzlichen Bitte, Beiträge für diesen kirchlich wie national so wichtigen Zweck, bis Dienstag, de« 10. Januar, an da« Pfarramt oder an Herrn Fabrikant Julius Hunger hier zu schicken. Frankenberg, am 13. Januar 1906. Der Kirchenvorstand. Ehmer. Für Gemeinde-Verwaltungen re. Rechnungs-Tobellen zur Aufstellung der Jahresabrechnungen für Gemeinden, Schul- und Kirchenkassen re., Tabellen zur Rekrutierungs-Stammrolle, sowie viele andere Sorten Formulare und Tabellen für die Verwaltung von Landgemeinden re. hält bestens empfohlen und liefert auch in Sonder-Anfertigung schnell und billig auf zweckentsprechenden guten Papieren die Buchdruckers! von V. 6. kvssdvng» Politische Wochenschau. Di« parlamentarische Kampagne hat zu Beginn der ver flossenen Woche erneut eingesetzt. Indessen nicht mit jener Frische, die nach der mehrwöchigen Erholung zu erwarten ge- wesen wäre. Im Reichstage quält« man sich mit der Sonder beratung der Etrueiprojekte, ohne damit etwas anderes zu er reichen, als die Beratung und Fertigstellung des Etats zu verzögern. ES »ar sicher überflüssig, im Plenum Vie Reich», sinanzresorm einer Sonderbetrachtung zu unterziehen, nachdem man dirS bei der ersten Etatslesung hinreichend getan hatte. Für «ine derartige Aussprache und Erörterung ist unseres Erachtens die Kommission da, sodaß rS den Abgeordneten erspart geblieben wäre, „olle Kamellen" vorgesetzt zu bekommen. Der Standpunkt der Parteien war auch hinlänglich bekannt, man hat höchstens dem Schatzsekretär noch einmal nachdrücklich vor Augen geführt, daß er auf Annahme seiner R.form in der von ihm oorgeschla- g«nen Fassung nimmermehr rechnen könne. Ein Teil der em pfohlenen Steuern findet direkte Ablehnung, andere dürften eine gründliche Umgestaltung erfahren und für mindestens 100 Mil- llonen muß der Schatzsekretär neu« Einnahmequellen suchen. Es dürft« ihm das nicht allzuschwer werden, da verschiedene Parteien mit solchen Vorschlägen heranrücken, wie beispielsweise die Kon servativen, welche Ausfuhrzölle für Kohlen und Kali und eine Weinsteuer befürworten. Jedenfalls muß Herr von Stengel nei- drsch femrm Kollegen zusrhrn, der im Golde wühlte, während er selbst sich bemüht, da« große Loch im ReichSsäckel zuzustopfen. Allerdings ist die preußische Regierung aus durchsichtigen Grün den bedacht, di« Zukunft möglichst schwarz zu malen und nachzu- «eisen, daß die Periode de» „Hans im Glück" bald vorüber sei und schlechte Zeiten kommen würben. Ja, Freiherr von Rhein« daben droht« sogar seinem Lande mit einer Erhöhung der Ein, kommenstruer. Grund zu all dieser Flaumacherei ist eigentlich nicht vorhanden, die Hauptquelle der preußischen Ueberschüffe dürfte nicht sobald v« siegen, da die Erträgnisse der Eisenbahn noch auf Jahr« hinaus ein« steigende Tendenz tragen dürften. Vielleicht wollte der preußische Finanzminister damit begründen, daß die Regierung nicht allzuviel für die an sie herangetretrnen Wünsche übrig habe, denn was sie gewährt, wie beispielsweise dre Erhöhung der WohnungSzuschuffeS für Unterbeamte, Schaffung von neuen Stellen in der Justizverwaltung rc., ist herzlich wenig. Aber der preußische FirkuS hat sich von jeher als ein sehr „ein« nehmendes" Wesen gezeigt, das nach dem Grundsatz« handelt: „N«hm«n ist seliger denn Geben." Ein tragisches Geschick will rS, daß in dem Augenblick, da .gus dem Gebiete der AuSland-politik die Wellen sehr hoch gehen, der Leiter des deutschen Auswärtigen Amtes, Frrih. v. Richthoscn, schwer krank ist, sodaß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Da der Reichskanzler die AuSlandSpolitik vertritt, hat der Staats sekretär weniger Gelegenheit, sein Wirken der Oeffentlichkeit zu »zeigen, e» ist aber nicht weniger verdienstlich, und wenn auch Fürst .Bülow di« Direktiven gibt, so ist doch noch viel andere Arbeit zu Kisten, die einen ganzen Mann erfordert. Diesen Posten füllt Freih. v. Richthosen voll au» und sein Scheiden von diesem Po sten würde einen schweren Verlust für da- Auswärtige Amt be deuten. Uebrigen» scheint drr Tod einmal in höheren Regionen Ernte halten zu wollen. Nach kurzem Leiden ist ja schon in dies« Woche der frühere preußische Eisenbahnminister v. Thielen gestorben, ein Mann, der kider seine Kräfte nicht in dem Maße 'entwickeln konnte, wie «r wollte. Daß v. Thielen nicht der Bu- reaukrat war, al« den man ihn hinstellen wollte, zeigte er sofort nach dem Abgänge Miquels, indem er mit verschiedenen erfreulichen Reform«» hervorkam. In der Kanalfrog« hat «r dagegen weniger Glück gehabt» allerdings ist dies nicht so sehr sein Verschulden, als vielmehr der Umschwung, der in den Anschauungen an noch höheren Stellen plötzlich eingrtreten war. Da» HaupkreigniS der Woche war die Veröffentlichung des deutschen Weißbuches. Mit ziemlicher Spannung hatte man «S erwartet, aber e« war bereit» vorher durchgefickert, daß sensationelle Enthüllungen nicht zu erwarten seien. Indessen hat die» dem Eindruck dc» Weißbuches keinerlei Abbruch getan. Im Gegenteil ist die Wirkung eine umso größere, al» Bülow lediglich die nackten Tatsachen sprechen läßt, um auf diese Weise die Behauptungen des französischen GelbbucheS zu widerlegen. Wie man in politischen Kreisen über die Veröffentlichungen denkt, wird an anderer Stelle (siehe unter „Echo au» dem Blätterwald«", Beilage) de» Näheren erörtert. Bemerkenswert ist und bleibt, daß man an der Seine sich keinerlei Mühe gibt, nochmals den deutschen Standpunkt zu widerlegen, sondern — wenigsten» soweit die nichtchauvinistischen Blätter in Frage kommen — die würdige Sprache des Weiß buches durchaus anerkennt und hervorhebt, daß e» sich jeder ag gressiven Tendenz enthalte. Die« eröffnet eine erfreuliche Per spektive sür die in der nächsten Woche zusammentretende Marokko« konsercnz, zumal auch verschiedene dorthin gehende Diplomaten offen rhre Zuversicht auf einen glückl'chsn AuSgang ausgedrückt haben. Große Bedeutung wird der Mission des italienischen Delegierten Birconti Venofta beizemesscn, indem man ihn als den geeigneten Vermittler bei irgend welchen Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich hinstcllt. Nun, eS steht zu erwarten, daß man der guten Dienste des italienischen Vertreters in Algeciras nicht bedarf, sondern Deutschland und Frankreich sich zu einem friedlichen Uebereinkommen zusammenfinden werden. In Frankreich selbst ist man mit der in den nächsten Tagen stattfindendrn Präsidentenwahl beschäftigt, auf deren AuSgang man überhaupt gespannt ist. Der aussichtsreichste Kandidat ist unzweifelhaft der Senat-Präsident Falliores. Eine kleine Vor abstimmung war vielleicht die Kammeipräsidentenwahl, bei der zwar Doumer siegte, aber nur mit einer Mehrheit von 12 Stimmen. Da Falliere» außer den Stimmen der Kammermilglieder auf 200 SmatSstimmen rechnen kann, dürften seine Chancen die besten sein. Allun Frankreich ist dak Land der Uebrrraschungen, und eS wäre wohl möglich, daß, nachdem im ersten Wahlgange in folge Stimmenzersplitterung keine Einigung erzielt wird, ein Outsider aus der Urne hervorgeht. Man meint sogar, daß es nicht ausgeschlossen ist, daß Loubet selbst noch einmal annimmt, da er noch keine offizielle, ihn bindende Ablehnung gegeben hat. Jenseits de» Kanals ist da« Kabinett Campbell Bannerman eifrig mit Wahlvorbereitungen beschäftigt, nachdem vorige Woche da» Parlament aufg-löst worden ist. Allerorten halten die KabinettSmitglirder Wahlreden, eifrigst sür ihre Partei agitierend, um ihr die Meh heil im Parlament zu sichern. Sie dürfte sie auch behalten, trotzdem das Ministerium sich genötigt gesehen hat, da» Verbot gegen die Einfuhr von Kulis in Südwestafrika zurück« zuziehen. Die Parole des Freihandels ist eine zu nachdrückliche, um die Volksabstimmung, welche nicht- von drr Schutzzollpolitik Chamberlain» wissen mag, wankend zu machen. In Rußland kehrt die Ruhe wieder, da da» Militär endlich in verschiedenen Bezirken, speziell in den baltischen Provinzen, energisch vorgrht. Indessen trägt den Hauptteil an der Wiederkehr der Ordnung weniger daS Auftreten der Regierung, als vielmehr der Ueberdruß der Bevölkerung an der Revolution, welche so schwere Schädigungen im Gefo ge gehabt hat. Freilich wird e» noch gute Wege haben, ehe die Ordnung wirklich wieder hergestellt ist, und noch oft dürfte dir F^mme dc» Aufruhr» bald hier, bald da wieder emporzüngcln, zumal di« Regierung die Wahlen zur Reich»duma und deren Zu sammentritt immer weiter hinausschiebt. Witte scheint da» Selbst vertrauen v«rloren zu haben, da er sehen muß, wie seine besten Absichten scheitern. Auch da» neue Jahr, dessen Ankitt man jetzt in Rußland feiert, dürft« kein Jahr des Segen» für das östliche Nachbarreich werden. Gin Mimfterwechfel in Sachsen. */* Dresden. Nach Schluff des gegenwärti gen Landtages tritt Staatsminister v. Metzsch in den Ruhestand. Sein Nachfolger im Amte wird Graf Hohenthal-Berge«, der sächsische Gesandte in Berlin. Nunmehr scheint wahr zu werden, wa» seit längerem gemun kelt wurde: Wie schon bekannt, schreiben die „Drr»dn. Nachr.", wird mit Schluß de» gegenwärtigen Landtage» Minister Freiherr v. Metzsch aus dem Amte scheiden. Wir erfahren au» absolut zuverlässiger Quelle, daß zu seinem Nachfolger der bisherige Ge sandte am Berliner Hofe, Graf zu Hohenthal und Bergen, so eben ernannt worden ist, der nach dem Rücktritt de» Minister» v. Metzsch die Führung der Geschäfte in den Ministerien de» Innern und de» Aeußeren übernehmen wird. Zu den Personalien de» kommenden Minister» ist folgende» von Interesse: Bernhard Adolf Philipp Wilhelm zu Hohenthal und Bergen wurde am 17. Februar 1853 in Berlin, wo sein Vater von 1852 bi» 1866 sächsischer Gesandter war, geboren. Nach Absolvierung de» juristischen Studium» und einer im Jahre 1881 unternommenen längeren Reise in Nord« und Mittelamerika trat Graf Hohenthal als Legation»sekretär in da» Ministerium dcS Aeußeren ein und ist seit 1885 sächsischer Gesandter in Berlin, sowie stimmführender Bevollmächtigter Sachsen» im Bun« dc-rate. Er ist seit 1882 vermählt mit der Schwester de» Prä« fiventen der Ersten Kammer, Oberstmarschall Graf Vitzthum v. Eckstädt, Therese verw. v. Haugk. Allerdings begegnet diese Nachricht noch nicht überall unbe- dingkm Glauben. E» wäre, meinen z. B. di« „Leipz. N. N.", eine immerhin etwa» ungewöhnliche Maßregel, schon jetzt, mehrere Monate vor dem Scheiden des Minister» au» seinem Amte, seinen Nachfolger zu ernennen. Immerhin mag die Meldung insofern etwas Wahre» an sich haben, al» offenbar die Frage der Nach folgerschaft sür Herrn v. Metzsch in dem am Donnerstag abgehal« tenen Ministerrate zur Sprache gekommen sein mag und man hier die Persönlichkeit des Grafen Hohenthal in» Auge gefaßt hat. Von einer bereit» vollzogenen Ernennung kann natürlich nicht eher die Rede fein, al- bi» auch der Abschied de» Herrn v. Metzsch vom Könige genehmigt worden ist. Und da» ist, wie wohl feststeht, bi-hcr nicht geschehen. . * * Von Dresden au« werden außerdem Mitteilungen von weite ren Persoualveränderungeu in hohen Staat-ämtern ver- breitet. So „erachte man al» bevorstehend" da» Einrücken de» gegenwärtigen KreishauptmannS von Chemnitz, Frhrn. v. Welck, in den Posten de» au» dem Amte scheidenden Kreishauptmann» von Leipzig, o. Ehrenstein. An die Spitze der Kreishauptmann schaft Chemnitz trete dann d«r Geh. RegierungSrat v. Burg»« do"sf im Ministerium de» Innern. Wie gesagt, fehlt ober diesen Meldungen bi» jetzt noch die amtliche Bestätigung.