Volltext Seite (XML)
de« Adrst« Bismarck über die Berge« schichte des Krieges »,« 1866» die er de»Vees »Her gegenüber getha» habe» soll, mitgetzeilt: „Wohl mar der Krieg »1 Oesterreich schmer za vermeide», aber »er da» Befühl der Verantwortlichkeit für Millionen auch n»r ü, geringem Meße best-t, wird sich scheuen, einen Krieg zu beginnen, bevor nicht all« andern Mittel versucht stad. E» »ar stet» ein Fehler der Deutsche», alle- erreichen zu wollen oder nicht» und sich eigeusiautg auf eia« bestimmte Methode zu steifen. Ich war dagegen stet» erfreut, wenn ich der Etohett Deutschland», auf welchem Wege tmmer, auch nur auf drei Schritte näher kam. Ich hätte jede Lösung mit Freuden ergriffen, welch« an» ohne -r«eg der Vergrößerung Preußen» und der Einheit Deutsch« land» zuführte. Biel« Wege führten za metnem Ziele, ich wußte der Reihe nach einen nach dem an- deru «uschlag«, den gefähllichsten zuletzt. Ein förmigkeit tm Handeln war nicht meine Sache. DaS war auch-, fuhr der Fürst fort, „der Bedanke unserer Sendung de» Herrn von Gablenz, de» Bruder» de» Beueral«, nach Wie», welche noch hart vor dem Kriege, im Mai 1866, die Herbeiführung eine» Sus« gleich» mit Oesterreich bezweckte. Man hat später auf beiden Setten diesen Zwischenfall al» ein Puden« du« betrachtet und von ihm nicht» in die Okffeot- ltchkeit dringen lasten. Gablenz überbrachte dem Kaiser von O-sterretch den Vorschlag, Preußen und Oesterreich sollten sich in die Herrschaft über Deutsch land teile». Wir sollten den militärischen Oberbefehl über Rorddeutschlaad Überaehmen, Oesterreich über den Süden. Niemand hätte uu» damal» bei der Teilung Deutschland» widerstehen können. Die beide» deutschen Mächte standen in gewaltiger Rüstung da und konnteu dem auf diese Wendung nicht vorberei teten Europa da» Gesetz vorschretbeu. Der König von Bayern hätte allerdtug» mit den übrigen Fürsten Güddeutschlaud» ein Stück seiner Souveränität dem Kaiser von Oesterreich abtreten wüsten, aber die Einschränkung wäre nicht so groß gewesen wie jene, zu der er sich 1871 freiwillig verstand. Dieser Um- staud ist e», der, wie ich früher bemerkte, bewirkte, daß man diese Unterhandlungen al» ein Pudevdu a behandelte. Weder wir »och Oesterreich, da» einen Monat darauf Bayern zum Nliierten im Kriege ge wann, mochten davon Erwähnung thun, daß wir im Mai über di« Teilung Deutschland« unterhandelt hatten. Ich weiß nicht, ob diese Ordnung eine end- ailttge gewesen wäre und ob nicht doch später ein Waffengang zwischen Oesterreich und Preußen not wendig war, um die dauernde Gestaltung Deutsch land« herbeizuführen. Jedenfalls aber wär« Oester- reich 1866 der Krieg uu» die Niederlage erspart worden. Außerdem aber schlug ich Oesterreich vor, daß wir, sLlagkräftiz wie wir waren, ua» g-meiv- fam gegen F.ankreich wenden sollten, um di« Heran»' aabe de» Elsaß zu erzwingen; Oesterreich konnte dann Straßburg nehmen, Preußen Mainz behalten-. 8 Hamburg, 28. Dez. Es wird hier jetzt erst durch briefliche Nachrichten au» Haiti bekannt, daß die Mitglieder der dortigen deutschen Kolonie vor dem Eintreffen der deutschen Kriegsschiffe „Chor- lott«- und „Stein- in ihrer Sicherheit gefährdet gewesen sind, sodaß auf Wunsch de» deutschen Kon sul« die „Himburg-Amenka-Liaie" ihre Dampfer „Slavonia- und „Tallcia", die iu den westindi schen Gewässern erreichbar waren, nach Port au Prince beorderte, um die Deutschen an Bord zu nehmen. Die Mitglieder der Kolonie fanden auf de» Hamburger Handelsschiffen gastliche Aufnahme, bi» die Kriegsschiffe eintrafen. 8 Warnung vor schwindelhaftem LoShandel. Der „Reichsanzeiger- schreibt: Bo» den Nieder landen au» versucht ein neu,» Bankgeschäft, die Fondse»b ank im Haag, da» deutsch« Publikum durch schwindelhafte» LoShandel zu schädigen. Auch hi«, ist «», wie der bereit» 1» »Reich« adriger* «- wähnten holländischen Kreditbarck, hauptsächlich am die Bildung sogenannter SerienloSgesestschaftzeu zu tbun, deren Teilnehmer »ach Entrichtung erheblicher, die AnschaffungSkoste» der Lose weit übersteigender Beträge fast nie einen Gewi»» erhalte». E« kann deshalb nur davor gewarnt werden, auf Lverbie- lange» der Fondsenbavk «iuzugehe». Auch sei darauf hiagrwiesen, daß Personen, die Anteilscheine von Sertenloseu tm Jnlavde vertreiben oder Mitglieder für Serünlosgrsrllschaften anzuwerben suchen, sich auf Grund der Reich»gewerbeord»u»g u»d de» ReichSgesetze» über Abzahlung» Geschäfte straf bar machen. 8 „Die Cigarre der Zukunft- ist voa dem Geheimen Hofrat Professor Gerold «Halle hr,gestellt worden. Die huadertfachen Versuche, di« Giftwirkung de» TobakrauchenS durch hygietnische Cigarrenspitzen aufzuheben, find von der Entdeckung Gerolds übertroffen, dir daS N cotin in der Cigarre selbst paralysiert. Nach langen vergeblichen Ex perimenten fand Gerold im Origanum vulgare, un serm wilden Majoran, einen Stoff, besten Saft sich in ausgezeichneter Weise dazu eignet, in Berbinduug mit Gerbstoffen als Durchtränkung-mittel de» Tabak» verwandt zu werden. Nachdem dn N cottngehalt einer Tabakssorte genau feftgestellt, die Stärke der hinzuzusügenden Stoffe sorgfältig abgewogen, die geeignete Temperatur bei der Anwendung derselben berücksichtigt war usw., führten die Versuche zu einem vollen Erfolge. Die auf diese Weise behan delten Tabake sollen nunmehr vollkommeu unschäd. lich sein, indem sie jede Nikottnwirkuvg auSschließen, dabei behalten sie ihr schöne» Seußere, ihren feinen Geschmack und volle« Aroma. Wie Dr. Degener in Bremen der „Deutschen Medizinischen Presse" schreibt, bedeutet die neue Cigarre «ine „neue Aera in der Geschichte de» Tabak«-. Sehr zu tadeln ist nur, daß di« alleinige Herstellung dieser „Cigarre der Zukunft- durch ein Patent geschützt ist, so daß dadurch der allseitigen Benutzung diese« für die Gesundheit so wichtigen Verfahre»» die Thüren ver schlossen find. 8 Sera, 27. Dez. Gestern am 2. Feiertag, nachmittag, ereignete sich ein recht bedauerliches Un glück. Bier junge Leute im Alter von 18 bi» 20 Jrhreu au» Gera hatten sich nach Langenberg be geben, um sich dort am Schlittschuhlaufen zu ver gnügen. Der BahnhofSvorstaud warnte sie, die dünne Eisschicht zu betreten. Vergeblich! Die jun gen Leute liefen auf da» Ei», daS unter ihrer Last brach. Zvei von ihnen, Musterzeichner Kießling, au» Greiz gebürtig, und Musterzeichner Graf, ein Böhme, ertranken. Ihre Leichen wurden erst heute früh gefunden. Der dritte wurde mit Mühe und Not gerettet, der vierte hatte rechtzeitig daS Ufer erreichen können. ß Köl » , 28. Dez. Der angebliche Arzt Dr. Wolf au« Sache» wurde in dem Augenblicke verhaftet, al» er auf dem Hauptpostamt lagernde Briefe abholen wollte. Wolf bot io Inseraten Frauen Rat und Hilfe in diskretes Fällen an. Eine ganze Anzahl Damen au» bessere» Familien au» den verschiedensten Städten Rheinlands sollen in die Sache verwickelt sein. Mehrere Verhaftun gen haben bereit» stattgefunden und zahlreich« an dere sieden bevor. 8 China empfängt die Deutschen mit Ehren- erweisungen. Die „Nordd. Allgem. Ztg.- hat «in« Meldung eine» Berliner Blatte» übernommen, wel che» gegenüber den Nachrichten der Time» über Ver drängung der deutsche» Instruktion»-Offiziere in Ehiua durch russische berichtete: Die chinesisch« «s- Set»»- habe-»och »ach der Besetzung von Kino- Lscha« deutsch« Instrukteure engagt«rt und fei auae»- hlicklich mit Inordouugea für «tue» würdige» Sm- tzfaug de» Prinze» Heinrich iu de» r von dr« Prtnze»-Admiral zu berührenden chi»«fischen Häfen beschäftigt. Die Uebernahm« dieser Nachricht durch da» Regieruug»blatt kauv wohl al» eine Bestätigung derselbe» angesehen werden. Bezüglich der Be- strebuugen Deutschland» scheint e» in de, Lhat prak tisch gut denkbar, daß China, um auch bei der eigen«« Bevölkerung dem Einwaude eine» Gebiet»- Verluste» zu begegnen, Kiao-Tschau für ewige Zeiten an Deutschland pachtweise gegen eine» entsprechen den, jedenfalls nicht hoch zu bemessendeu jährliche» Pachtschilling Überläßt, mit der Maßgabe, daß Deutschland innerhalb deS Pachtgebietes all« Hoheit»« r«chte, wie England in Hongkong ausübt. . . . Da- wettere würde sich dann schon staden, vorausgesetzt, daß sich die Verständigung in wirklich freundschaft licher Weise vollzieht, was auch im chtuestschen StaatSintereff« dringend erwünscht erscheint. Ausland. * * Bozen, 28. Dez. Bei dem Expreßzuge Berlin-Verona brach, al» der Zug in rasender Geschwindigkeit die scharfe Senkung Schelleberg- Goff-nsaß hinabfahr, die Sacambremse. Der Zug durchfuhr die Station Gosfensaß, wo die Kreuzung mit eine« Personenzug stattstade« sollte; trotzdem gelang da» Halten beider Züge im letzten Moment vor «tne« Zusammenstoß. N emand wurde verletzt. * Graz, 28 Dez Auf eine eigentümliche Weise verunglückte ein Tourist auf dem Kachelberge. Er berührte nämlich einen von Jägern aufgestell ten FuchSschießapparat, worauf dt« Ladung rhm i» den Unterleib drang. Holzarbeiter fanden den Schwerverwundeten und tiugeu iHv »ach Meran. * * Der unglückselige Benedek übernah« 1866 den Befehl über da» österreichisch« Heer nur wider strebend. Er beschwor seinen Kaiser, er möge ihn im lombardischen Heer belasten, er diene mehr als 30 Jahre in diese« Lande, kenne e» in jeder Rich tung genau, habe sein« Truppen zu dem Feldzüge vorbereitet und garantier« den Sieg in Italien. Endlich mit Widerstreben gewährte der Monarch seine Bitte» und verabschiedete ihn für Italien! — Am nächsten Morgen zu früher Stunde erschien Erz herzog Albrecht und drang in Benedek, er möge die Nordarmee überuehmen, der Trupp?« Birtraue« fordere ihn. Die Dynastie wäre bedroht, wenn er (Erzherzog) geschlagen werde, „hingegen wenn Sie fallen, so sind Sie allein da» Opfer!- — Da» Opfer beugte sich vor der N ttwendtgkeit und erlag. Bene dek hatte wenig Zuversicht für eiu glückliches Ende, die Sache war viel zu wenig vorbereitet, und beim letzten KciegSrat tv Wien sagt« er offen: „Eure Majestät, wir spielen vs. bauens, wir siud tm Vorau» verloren.- Mit Heftigkeitfragre der Kaiser: „Warum?" — „Weil wir nicht hinreichend vorbereitet sind, zwei Feldzüge zu gleicher Zeit zu führen" rc rc. Als der Feldzug für O-sterretch so unglücklich beendet, ward keine Stimm« hoch oder niedrig vor dem Monar chen laut, die für Benedek etntrat. Erzherzog Al brecht schwieg — nu, fand er den Weg nach Graz, um dem pfl'chtergebenen Mann da» Ehrenwort ab zunehmen, er möge weder mündlich noch schriftlich über den Feldzug 1866 jemals etwa» der Oeffeut- ltchkeit übergeben. Benedek, müde, herabgestimwt, tief verletzt über so manche Ungerechtigkeit, für sich per sönlich nicht» mehr suchend noch wollend, mit seinem Schicksale fertig — gab die» bindend« Versprechen — und schwieg bi» über» Grab. Er hi?lt auch sei« Wort, al» tm Dezember 1866 die österreichisch« Re- Aus ferne« Zone«. Reiseerinnerungen von Clara Doering-Tschierschke. , f30s Nachdruck »erdotro. (Fortsetzung.) Angesichts der Gefahr, von den liebenswürdigen Afrikanern, die, wie wir wußten, einem gut zubereiteten „Menschenbraten- sehr viel Geschmack abgewinnea, vielleicht auf vier Wochen Gastfreundschaft anuehmeu zu wüste», war uns recht drückend zu Mute. Unsere gute Stimmaug verließ uvS tmmer mehr, je näher wir dem gefährlichen Kap kamen. Kur» vorher hatten wir schon eine« so argen Schrecken bekommen, der uns alle Meer« der Welt und sämtliche Schiffe verwünschen ließ. Eine« Nacht» hörten wir ein laute», ziemlich lange andauerndes Knirschen, al» wenn da» Schiff durch irgend etwa« iu srtae« Lauf gestört wurde, wa« jedoch damit — daß wir uu« mitten tm Ozean befauveu — nicht im Einklang stand. Auf unser Befragen am «ächftea Morgen gaben uv« di» Osfiziere ausweichende Ant worten, bi» wir alle vereint in sie drangen, uus de» wahren Sachverhalt mitzuteile». Ran wurde uu» die Eröffnung gemacht, daß wir haarscharf! (zum Glück nur mit halber Dampfkraft, da die ganze Gegend wegen der Seychellen - Inseln gefährlich ist) au eine« Felfe» Vorbeigefahr,u feien! Dieser war «ns der Karte «it der Spitz« „hervorragend- be- zeichnet, vou dem dievstthueuden Offizier, ber fort während daroach autlugte, ober nirgend« zu entdecken -«wesen. Um Haare»breite hätte» wir allesamt un sere» Tob in de« Welle» gefasde», de»u zweifello» wäre »»fer Schiff, wen» wir uur eiu wenig mehr an den Felsen gerannt, an demselben zerschellt. Zit ternd und bebend hotte» wir den Bericht der See leute zugehvrt und sandten daun ein innige» Davk- gebet zu Gott dem Herrn. Den Tag, ehe wir da» Kap Guardafui erreich ten, zeigten bi« Blicke aller nur eine gespannte Frage. Wa» wird der nächste Tag bringen? Werden wir glücklich die gefährliche Stelle passiere», oder wird unser Schiff stranden? Einige Herren, die un gern etwa« erheitern wollten, kamen, mit Rettuvgs- gürteln umgeschvallt (die dort ganz anderer Art wie die sonst üblichen, nämlich in Gestalt eine« Tor nister», ganz au« Korkftücken zusawmengesetzt) »it komischer Graudezz, auf da» Deck marschiert, wa» seinen Zweck auch nicht verfehlte, den« wir mußten alle lachen. ES »ar un» angerate« wordr», im Fall« einer Strandung von den RettnngSgürtelv, von denen jeder Passagier über seinem Bett «inen hängen hatte, Ge brauch zu «achen. Doch — was hätte die» für einen Eina gehabt, da e» dort von Haifischen förmlich wimmelt? Da ich die einzige junge Dame an Bord war, so waren die meisten Passagiere einig, daß ich, fall» wir strande« sollte», zu allererst auSsteigen müßte, und so ging da» Geplauder weiter. Wen« ich dem Afrikaner-Häuptling gefiel, wa» könnte mir da für ein Avancement bevorftehev. Ich ging auch auf den Scherz ei» und meinte, meine hohe Stellung auch würdig bekleide« zu wolle«. Daß mich der Häuptling mit feine» Würdenträgern vielleicht aus speise» würde, befürchtete ich, «»gesicht» meine» a«. ringe» Körpergewichte», nicht. Unter solch«« Ge ¬ plauder rüstete sich der Tag zur Neige, früh legte» wir un« alle zur Ruhe, um a« de« kommende», für un« so bedeutungSreichev Tag recht zeitig auf dem Poften zu sein. Al» wir auf Deck erschieven, er blickten wir den Kommandanten, sowie den Kapitän aus der Kommandobrücke, ihren verantwortlichen Beruf au»üb«nd. Während sonst durch nicht», sei e» durch Sturm, oder Unglück, die Mahlzeiten auf einem Schiff ge ändert werde«, so war für diese« Tag da« Programm dahin geändert, daß wir alle Mahlzeit«, zwei Stan den früher al» sonst einvahmea, damit gegen sechs Uhr nachmittag», wo da« Kap zu passiere» war, alle Mannschaften, fowie Passagiere, bereit seien. Nun war da» Kap in Sicht! Langsam, nnr «it halbe» Dampf ging e» vorwärts. Unser« Herze» schlugen fast hörbar. Eine Menge Haie umkreisten unser Schiff, e« war, als ob diese Tiere schon auf Beute lauerten. Doch stolz segelten wir a» ihnen vorbei, ohne daß ihren hungrigen Raten «i« ein ziger Leckerbissen von un» za teil wurde. Jetzt hatte» wir da» Kap erreicht! Unzählige Lichter, da e« mittlerweile finster -eworde» war, sahen wir ia geringrr E»1fer»»ng aaftaucheu. Eine Uamenge kleiner Boote »it einheimischen Jasaffen fuhren hart an der Küste auf and ab uad laaerten — auf unser Strande». Doch, weit gefehlt! Unser Schiff, unter der kandigea Leitung unsere« allver ehrten Ko««andantev, passierte dte gefährliche Stell« glücklich. Gott f«t Dank, »na war anch di«s«r Kelch a» un» vorübergegange»! Wir standen dicht au- ei»«ndergedrängt, stamm fahen wir »n» an, W»rte hätte« nicht z« sagen vermocht, wa» nufer J»ner-