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HtMK-Snzeign sm Kohndars, Zidsitz, Aenvdmf, W:rs, Sl. Wim, Keimichrml, Kmimi« M Niitsm. Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. . >— ——) «v. Jahrg«»g. Sir. 247. Sonnabend, den 23. ON-ber ^Vr.'NL'" 1897. Masel Blatt erscheint täglich (außer Sonn- and Festtag») abend» für den folgende» Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark LS Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennig«. — Mstellungeu nehme» außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstallen, Postbote», sowie die Austräger tntgegeu. — Inserate werden die vtergespalle», Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennige» berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätesten» vormittag 10 Uhr. vekanntmaHuug. Nachdem wahrzunehwen gewesen ist, daß in hiesiger Stadt wiederholt Gar laternen nach dem erfolgten »nzünden von unbekannter Hand aus Mutwillen gelöscht, Glasscheiben an denselben zertrümmert, au de» Hydranten die Deckel entzwei geschlagen und durch unnütze» Laufrnlaflen de» Wassers au» den Druck- ständern die Etnfalllöchrr und Schleusen verunreinigt worden sind, ergeht an die hiesige Einwohnerschaft das dringende Ersuchen, künftig derartige Wahr nehmungen der unterzeichneten Behörde oder den mit der Verwaltung de» Wasser- und beziehentlich GaSwesen» beauftragten Herren Stadträten zweck» Herbeiführung unnachfichtlicher Bestrafung der Schuldigen alsbald zur Anzeige zu bringen. Lichtenstein, den 22. Oktober 1897. Der Stadtrat. Lange. Aus Stadt und Laud. *— Lichtenstein. Anläßlich der soeben erfolgten Rekruten-Einstellung weisen wir auf die wichtigsten Bestimmungen über die portofreien Sendungen an die aktiven Mann schaften hin, welche Vergünstigungen sich bi» zum Feldwebel erstnckrn. Lie Adresse muß die genaue Bezeichnung der Kompanie, Eskadron rc., sowie da» Regiment resp. Bataillon, Batterie oder Abteilung, den GarnisonLort und den Vermerk: „Soldatrnbries, Eigene Angelegenheit de» Empfängers" enthalten. Da» Gewicht einer derartigen Soldatenbries.Sendung darf nicht mehr al» 60 Gramm betragen, Postan weisungen mit Beträgen bi» zu 15 Mk. kosten nur 10 Pfg., Pakete bi» zu 3 Kg. auf alle Entfernungen nur 20 Pfg. Porto. — Die L. N. N. schreiben: „Der Ausstellung-- Ballon hat folgenden Weg genommen: an Torgau vorbei bi» in die Nähe von Berlin, die» link» liege» lassend (175 km), von da in der Richtung auf Dan zig, etwa über Dramburg und Konitz (445 km), da raus quer über die südliche Hälfte der Danziger Bucht, südlich an Königsberg vorüber nach Wilna, der große» GouvernementShauplstadt im nördliche» Polen (350 Km). Allem Anschein nach hat der Ballon von da au» Nordostwind gehabt und ist von diesem in die Nähe von Oppeln, nach Tarnau, einem etwa 1000 Einwohner zählende» Dorfe an der Oberschlesischen Eisenbahn, getragen worden; diese Strecke beträgt auch etwa 700 km. Diese Zahlen ergeben die Summe von 1670 km; mau wird dem nach die ganze zurückgelegte Strecke zu rund 2000 km annehmen dürfen. Die Fahrt hat reichlich 24 Stunden gedauert, hat also eine Strecke von 83^, km in der Stunde, mithin bedeutend mehr al» un sere beste» Schnellzüge, zurückgelegt, da« macht auf die Minute 1391'/« Meter, auf die Sekunde 23'/« Meter. Bei so rasender Eile durch naßkalte Luft mag der Aufenthalt in der Gondel nicht zu den größten Annehmlichkeiten gehört haben. — Au» einem Tele gramm, da» an» gestern abend halb 8 Uhr von Herrn Halfter, Berichterstatter und Teilnehmer an der Ballonfahrt, zugivg, ist zu schließen, daß die Herren mit Rücksicht auf die Bergung de» großen BallonS, die viel Zeit in Anspruch genommen haben wag, sowie au» sehr begreiflicher Erschöpfung — hatten sie doch etwa 40 Stunden nicht geschlafen! gestern in Tarnau geblieben find." — An nicht befriedigte prämiierte Aussteller hat der geschäftsführende Ausschuß in Leipzig folgende» Schreiben gesandt: »Nach de» im Einver ständnis mit dem königl. Ministerium de» Inner» getroffenen und von diese« ausdrücklich genehmig ten Bestimmungen über die Preisverteilung auf der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Bewerbe-AuS- strllung finden Reklamationen gegen die Entscheidung deS Preisgericht» nicht statt." — Der Rat zu Leipzig hat in seiner letzte» Sitzung genehmigt, daß die Hauptgastwirtschaft der Ausstellung bi» Michaeli» 1898 bestehen bleibt. Fer ner hat sich der Rat grundsätzlich damit einver standen erklärt, daß auf dem Au-stelluugSPlatze Re- staurationSbetrieb eingerichtet wird, doch soll eine «eue Gastwirtschaft erst »ach 5 Jahre» wieder dort errichtet werden. — In der Zwickauer Gegend wurde, wie dem »Pir», «uz." gemeldet wird, ein Seschinführer von einer Bande Zigeuner angehaltev, di« ihn auf forderte, sein Pferd ab« und vor ihre« Wagen zu spannen, da fle angeblich nicht weiter könnte«. Da der Geschirrführer sich natürlich weigerte, ließ einer der Zigeuner einen grellen Pfiff ertäneu und gleich darauf brachen au« dem Waldgebüsch «in« größere Unzahl, ungefähr 15—20 Zigeuner heraus, wollten sich deS verlangten Pferde» gewaltsam bemächtigen und den Geschirrführe, unterdessen an einen Bau« binden. Ein in diesem Augenblick zu Pferde kommen der Offizier verhinderte die» aber, drang energisch auf Freigabe der Straße und forderte die Band, auf, den Wald sofort zu verlassen. Die Zigeuner zogen fich daun auch in deu Wald zurück, sodaß der er schrockene Geschirrführer unbehelligt davonfahren konnte. — Glauchau, 20. Okt. Heute vormittag 9 Uhr fand die 28. Diöcesanversammlung derEpho« rie Glauchau in der Aula de« Bürgerschule statt mit Eröffnung durch Gesang und Gebet und einer einleitenden Ansprache des Herr» Sup. Weidauer über die NebengotteSdienste, die al- ein wertvolles Erbstück auS der Zeit uuserer Väter als iu der Ge genwart uueutbehrlich, al» mannigfaltig auSzugestal- tende, als bei gutem Willen überall möglich und der Gemeinde großen Segen verbürgende gekennzeich net wurden. Hiera» schloß sich der Jahresbericht über die Thätigkeit deS Rezeßh. Schönburgtschen Zweigvereins der Gustav-Ndvlf-Stiftung und über die Thätigkeit des Vereins zur Fürsorge für entlassene Sträflinge, endlich aber al» Hauptgegenstand der Verhandlung ein längerer Bortrag de» Herrn Schuldirektor Dietze in Hohenstein über die Mithilfe der Kirchrnvorstände in der Seelsorge. Da der tiefgegründete, mit großer Lebendigkeit gehaltene Bortrag auf allgemeinen Wunsch der Versammlung durch Druck eine möglichst weitgehende Verbreitung finden soll, so sei vou den d Thesen, die demselben zu Grunde gelegt waren, nur die eine auf die in Frage kommenden Arbeitsgebiete sich erstreckende an geführt, nämlich These 4: AlS besondere im Dienst der Seelsorge stehende Arbeitsgebiete der Kirchen vorstände sind nach Maßgabe der gegenwärtigen Zeitverhältniff« hauptsächlich hervorzuheben a, die Förderung der gesamten christlichen Kinderzucht, d., die Fürsorge für die konfirmierte Jugend, e., die Mitarbeit an einer wahrhaft christlich gerichteten Volksbildung, ä., die Aufrechterhaltung der guten kirchlichen Zucht und Sitte, s>, die liebe volle Annäherung an die leiblich und geistig ange fochtenen Mitglieder brr Gemeinde, k., die Pflege der christlichen LtebeSwerke. Die folgende Debatte zeitigte u. a. de» Beschluß, eiu Gesuch au da» Lan- deSkonsistorium zu richten, beim Ministerium de» Kultus und öffentl. Unterricht» um Verlegung der FortbildungSschulunterrichiL vom Sonntag auf einen Wochentag vorstellig zu werde» in allen Gemeinden de» Lande», wo immer »och die Unsitte besteht, ge nannten Unterricht am Sonntage abzuhalten. Ge- sang und Gebet beschlossen um die Mittagsstunde die fruchtbringeude Versammlung. — Plauen, 19. Olt. Der sächsische Lan- desverei» »er Evangelischen Bunde» wird seine Hauptversam« :vg am 24. und 25. Okt. d. I. ia hiesiger Stab» »ohalten, und zwar Sonntag, den 24. d. M., nack MagS mit einem FeftgotteSdieuste in der JohannlSk.tche und abenS 8 Uhr mit einer öf fentlichen Bersammlung im Saale de» Prater», so wie Montag den 25. Okt., vormittag» 10 Uhr mit einer Hauptversammlung im kleiue« Saale de» Pra ter-, welcher daun ein gemeinsame» Mittagessen fol gen soll. — Treuen, 20. Okt. Die Vogelsteller be treiben zur Zeit hier und in der Umgegend ihr ver werfliches Geschäft wieder einmal recht lebhaft. E» vergeht kaum «u Tag, an de« nicht seilen» der Polizeibehörde, bezw. der Gendarmerie diesbezügliche Anzeige» erstattet werden. Leider hat di« Erfahrung gezeitigt, daß selbst vermögend« Leute fich mit Vogel steller« befassen. Um auch diesen Leuten, für die eine Geldstrafe so gut wie gar keine Strafe ist, ihr Geschäft zu verleide», hat die AmtShauptmaunschaft Auerbach in letzter Zeit wegen diese« Vergehe«» lediglich auf eine Freiheitsstrafe von 2 Tagen Haft erkannt. — Am Sountag früh hatten junge Mädchen, welche den Wald zwischen EunSdorfund Feie- s e n passierten, eine Person im Gehölz lauern sehen, die sie al« die verehel. Günther au» CunSdorf er kannten und aurtefeu. Als auf ihren Anruf keine Antwort erfolgte, traten sie näher und sahen nun erst, daß die Frau tot war und tu einer Schlinge lag. Sie wurde nachmals ort-gerichtlich aufgehoben und in die CunSdorfer Leichenhalle gebracht. Vor gestern nachmittag sollt« die Beerdigung stattstadeu. Diese aber ist durch die Königl. Staatsanwaltschaft zu Plauen beanstandet worden. Drei Schwestern der Verstorbenen, welche einen Selbstmord der ver ehel. Günther für auSgeschloffe» halte», gaben die nächste Veranlassung, daß die Polizei sich de» Falle» aunah« und auf Grund vorliegender Verdachts momente den Ehrmann der pp. Günther verhaftete. Ueber die Verhaftung wird folgende» Nähere be richtet: Als Günther zwei Gendarmen auf seine Wohnung zaschreiteu sah, entfernte er fich und ging in daS Hau» seine» Nachbar» Dölling. Seine Kinder beauftragte er noch, fall» ein Gendarm nach ihm frage, zu sagen: ihr Vater sei in die Stadt gegangen. — Kurz nachher traten die Gendarmen ein und er fuhren trotz de, erwähnten Instruktion vou den Kin dern, wo ihr Vater fich befinde. Darauf begaben sich die beiden Beamten in da» Nachbarhaus, trafen Günther dort an, erklärten ihn al« verhaftet und forderten ihn auf, fich anzukleideu. Alle Drei be gaben sich in da« Hau« Günther'» zurück, woselbst letzterer im Beisein de, beiden Polizeibeamten An stalten traf, den Rock auzuziehen und die Mütze anf- zusetzen. In «ine« ihm günstig erscheinenden Mo ment jedoch ergriff Günther dir Flacht und sprang dem nahen Walde zu. Die beiden Polizeibeamten, Brigadier Hosemann und Gendarm Jugel, folgten auf dem Fuße, aber der Flüchtling hatte bereit» einen ansehnlichen Vorsprung erreicht. Gendarm Iugelt rief ihm ein dretwaltgeS „Halt!" nach mit der Drohung, zu schieße» und gab auch alsbald einen scharfen Schuß in die Lust ab. Diese ernsthafte Drohung wirkte lähmend auf den Fliehenden. Ihn verließ die Kraft, bleich und mit schlotternden Knieea stürzte er zu Boden. Man ergriff ihn wieder, legte ihm die Arme in die Fesseln und führte ihn nach Reichenbach in da« Amtsgericht ob. Günther betreibt daS Schuhmacherhandwerk und ist ein in den 40er Jahren stehender Manu unterfetzter Figur. Im vorigen Frühjahr verlor er seine Frau, worauf er mit der kinderlosen verwitweten Hofmann eine zweite Ehe einging, die im »»fang friedlich, später aber wie man sagt infolge öfterer Trunkenheit der Frau keine glückliche «ehr gewesen ist. Seit Wochen be' rett» lebten Manu und Frau getrennt. Die Frau fand beim Gutsbesitzer Strobel in Waltertdorf bei Greiz ihr Brot. Eiue Wiedervereinigung der beide« Ehegatten war angebahnt worde» und sollte am Sonnabend abend in Erfüllung gehen. Da fand man die Frau am Sonntag früh erhängt i« Walde vor. Die Frau de« Günther hatte von ihrem Manne einen Bries mit dem Ersuche» erhalten, nach Hause zu kommen und darauf hin am Sonnabend abend halb 9 Uhr in zuversichtlicher Stimmung Walters dorf verlaffe«.