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Bei da« Aufstiege wureu die Spitze» der Behörde» zugegen. Detttsch^K Reich. 8 BerN», 18. Oktbr. Ei» Brand auf de« Wasser hat i« der vergangenen Nacht den Schiffer Gottlieb Puhl«au» aus Golwitz um sei» ganzes Hab und Gut gebracht. E« scheint, daß Brand stiftung vorliegt. Um 2'/, Uhr heute früh wurde di« Feuerwehr durch die Meldung „Großfeuer" nach dem Alexanderufer gerufen. Dort lag Puhlmann'- Kahn mit einer Ladung Stroh für die Große Ber liner Pferdebahngesellschast. Eine große Anzahl obdachloser Leute schlich sich, wie immer, wenn sich eine solche Gelegenheit bietet, abends auf den Kahn, um in dem Stroh zu nächtigen. Bald nach 2 Uhr wurde Puhlmann durch ei» Geräusch geweckt. Als er auS der Kabine herauSging, um zu sehen, was «S gebe, fand er die ganze Ladung in Brand. Zu seine« Schrecken nahm er zugleich wahr, daß der Kahn vom Ufer gelöst worden war und nach der Mitte deS Wassers zu trieb. Die durch den Feuer schein und die Hitze geweckten Schläfer waren zum größten Teil schon ans Land gesprungen, dir anderen kamen nach hinten gelaufen, um sich des Beibootes zu bemächtigen. Puhlmann hatte gerade noch Zeit, einige Kleider zu ergreilen und mit seinen Boots leuten, die unterdessen auch wach geworden waren, das Boot z» erreichen, das die schwer Gefährdeten ans User brachte. Beim Eintreffen der Wehr er- i wischt« man einen Burschen, der sich verdächtig machte. Er nannte sich Johann Seeger und gab s an, bei seinen Eltern in der Rostocker Straße Nr. 44 zu wohnen. Die polizeilichen Ermittelungen haben ergeben, daß diese Angaben falsch sind. Der angebliche Seeger, in dem man den Brandstifter vermutet, hat sich einige Brandwunden zugezogen und ist daher zunächst in die Charitä gebracht worden. Der Kahn ist bis aus den Wasserspiegel heruntrrgebranvt; Puhlmann hat alle« verloren. Etwa 20 M. bares Geld, die er im Kahn aufbe wahrte, find geschmolzen. 8 Berlin, 19. Okt. Zu dem vom „Reichs, anzetger" veröffentlichten Togo-Abkommen wirv mit- grteilt: Der deutsch-französische Vertrag vom 24. Dezember 1885, der die Grenzen Dahom.-y—Togo biS zum 9. Breitengrade regelte, ließ im Norden der Thätizkeit der beiden Mächte freien Spielraum. Zu Anfang dieses Jahre- nahm die Thätigkeit der von beiden Mächten dorthin entsandten Mission «inen solchen Umfang an, daß die Regierungen, um den drohenden Verwickelungen vorzubrugen, beschlossen, die Abgrenzung ihrer Besitzungen in diesem Teile Afrika« zu vervollständigen. Bei den Verhandlungen stellte eS sich heraus, daß di- eingeborenen Häuptlinge wiederholt gleichzeitig Schutzoerträge milden deutschen und französtscheo Agenten geschlossen hatten. Auch zeigte e« sich alS unmöglich, sich an di- Thatsache der erfolgten GebietSbesetzung zu halten. Die beider seitigen Delegierten einigten sich daher darüber, bei sonst regelmäßig abgeschlossenen Verträgen als entschiedene- Merkmal »er Giltigkeit die Zeit des Abschlusse» an zunehmen. Aus dieser Grundlage wurden au« geographischen Rücksichten französtscherseit» Deutsch land die Gebiete Gambaga, Bafilo, Kuntum und Kirikri und drutscherseitS Frankreich die Gebiete Se- mere, Alidj« und Sugu zuerkannt. Im Laufe der Verhandlung wurde ferner eine Einigung erzielt, wonach Frankreich seine Rechte auf Sauanne Mango aufgab und Togo den Gebietszuwachs und die Grenz- berichtigung in der Nähe der Küste zugeftand, während Deutschland hierfür seine Ansprüche auf Suguruku und Gurma fallen ließ. Die Berichtigung deS Ber- Haiderose. Roman von I- Berger. IL7I RoLdcur »erdotm. (Fortsetzung.) „Ja, Du," klang eS erbarmungslos zurück. „Und ich mach'- auch nicht mehr lange, der viele Gram bringt mich um. — Doch da-nebenbei, es wird Dich wohl kaum rühren. Aber ein Sohn, der seine armen, hart bedrängten Eltern in Stich läßt, wenn es in seiner Macht liegt, sie vor schmachvollem Untergang zu retten — ist ein Feigling, ein Elender. Geh', Du bist kein Edelmann, kein Mensch von Pflicht und Gewissen! Ich verachte Dich!" Da knickte der junge Offizier zusammen, als träfe ihn ein Degenstich mitten in das Herz. Das war mehr, alS er ertragen konnte. Seine Blicke irrten über die von Gram ge brochene Gestalt deS Vaters, welcher mit tief herab gesenktem Haupt in lötlich-r Müdigkeit die Augen geschlossen hielt. Dann hafteten sie auf der geliebten Mutter, die mit gefalteten Händen kummervoll vor sich hinstarrte. DaS Herz schnürte sich ihm zusammen, ein »a»enlojeS Mitleid kam über ihn. Er hörte immer fort nur eine Stimme: Dein Platz ist an der Seite der Deinen. Sie brauch-» Dich und Du mußt ihnen helfe». Deine eigenen Wünsche dürfen nicht in Frage kom«e», sonst bist Du ein Erbärmlicher, ei» Feig ling. Dann hat die alte Frau Recht gehabt. Ja seinem Gesicht arbeitete es. Seine Augen flammte«, seine Lippen zuckten. Plötzlich kam Klar- heil, strahlendes Licht in seine Seele. Er kniete vor seinem Vater nieder. „Papa, ich trag- von 1885 entspricht den wirtschaftliche» Be dürfnisse» beider Kolonie». In Anbetracht des Vor teils der Beseitigung der bestehende» Streitpunkte und der Sicherung deS deu Bedürfnisse» ent sprechenden ThätigkeitSfeldeS wurde da« am 9. Juli vereinbarte Protokoll vo» beide» Regierung«» ge nehmigt. 8 Berlin. Eine internationale Gaunerbande brandschatzt anscheinend mit Erfolg die hiesig«» Ju weliere. Bor einigen Tagen erschien in der Ab wesenheit de- Thes- in de« Laden deS Juwelier- Adolf Lewin in der Königstraße ein elegant geklei deter junger Mann im Alter vo» 20 bi« 24 Jahren und verlangte einen Brillantring. Die anwesende junge Dame nahm mehrere solcher Ringe au- dem Schaufenster und legte sie dem Fremden vor. Dir- ser steckte mehrere an seine Finger, entfernte sich aber bald wieder, ohne einen Ring gekauft zu haben. Am Sonnabend nun wurde Herr Lewin daraus auf merksam gemacht, daß er einen Similibrillaotring für 325 Mark i« Fenster habe, was er bestritt. Bei näherem Nachsehen überzeugte er sich indeß von der W rhrheit. Der G auner hatte den unechten Ring geschickt mit dem wertvollen Brillantring vertauscht. Die Verkäuferin hatte nicht« davon bemerkt, weil d«r unechte Ring dem echten ähnlich ist und der Gauner auch da- Etikett mit der Auszeichuuug nicht hatte fehlen kaffe». Der Fremde wird als ei» großer, hellblonder Mann beschriebe». Derselbe Schwind ler hat in Gemeinschaft mit einem jungen Mann mit schwarzem Haar ein ganz ähnliche- Gauner stückchen bet dem Juwelier Gr. in der Fciedrichstr. auSgesührt. Verdächtigt ist eine Bande Galizier, die rn Gemeinschaft mir einem Juwelier oder Sold- arbeiter, der die Tauschstücke besorgt, operiert. 8 Berlin, 19. Okt. Nach einem Telegramm d-S Berliner Tageblattes auS Rom wird in dor tigen politischen Kreisen die Ernennung de- deut schen Botschafters von Samoa-Jeltzsch in Konstan tinopel zum Botschafter in Rom als bevorstehend bezeichnet. — Die neue ärztliche EhrengerichtSord- ocdnung ist gestern von der Nerztekammer der Pro vinz Brandenburg abgelehnt worden, da sie de» Wün- ! schen der Aerzte nicht entspricht. 8 Berli», 19. Okt. Die Martnepolitische Korrespondenz will Grund zu der Annahm« haben, daß die Frage der Erledigung der Mllitärftraspro- zrßrrform in kürzerer Zeit al» man vermutete, zu einem gedeihlichen Abschluß gebracht werden würde, und «ine entsprechende Vorlage dem Reichstage za- geh«» werde. 8 Zur Enthüllung deS Kaiser Friedrich-Denk male- in Wiesbaden schreibt der Berichterstatter der „Köln. Ztg:': Wieder eine Enthüllung I wird man cher Leser mit Staunen sagen. Die D-nkmal-Errich- tungen uad Feste der Denkmal-Eathüllungen häu fen sich besonder« seit dem Tode der Kaiser, Wil helm und Friedrich, in einer Weise, die oft lebhafte und erofthafte Betrachtungen in unseren politischen Parteien Hervorrufen. Palitische Kannengießer ha ben schon den schlechten W'tz wiederholt, daß wir am Ende unsere« Jahrhundert- nicht nur im Zei chen deS Verkehrs, sondern auch im Zriche» der Enthüllungen lebten; seien keine politischen Enthül lungen auf der Tagesordnung, so werde wenigsten- ein Denkmal enthüllt; enthüllt werde aber immer. Soviel ist zweifellos, daß da« Interesse an Denk malfeste» in der Allgemeinheit sehr abnimmt, ja all mählich in den Kreisen, die außerhalb der Periphe rie deS DeokmalorteS ihr Dasein fristen, verschwtn- det. Fällt dazu eine solche Feier mit ihre» Be- gleiterscheinurigen auf einen Werktag und häufen sich diese kostspieligen Tage im Laufe der Wochen, will zu Dir halten mit meiner ganzen Kraft," sprach er, tief aafatmend. „Verzeih, wenn ich nicht gleich den rechte» Weg fand. Aber ich will alle« wieder gut machen. Sag' nur, waS ich thun soll? Bestimme ganz über mich und gieb mir einen Rat. Ich weiß nicht, wen ich heiraten soll — ich kenne so wenig reiche Mädche». SS wäre am besten, Du wähltest selbst eine passende Frau für mich." De, Baron gab keine Antwort. Er sank nur noch mehr zusammen ln feine« hohen Lehnsessel und schüttelte den Kopf. „Laß Papa nur, Ulrich, er kann mit Di, nicht darüber reden, e« ihm zu peinlich", sagt« die Groß mama und stützte ih,e Recht« schwer auf seine Schul ter. „Aber mir ist schon längst ein rettender Gedanke gekommen. Denn Du bist ein Träumer, für deu Andere handeln müssen. — Wie Du weißt, ist der Freiherr vo« Berndt der Hauptgläubiger Deine« Vaters und von ihm hängt lediglich uns«, Schicksal ab. Sobald e, Lust dazu hat, kann er unS jeden Tag von unserer Heimstätte fortjagen. Aber die ganze fürchterliche Notlage fällt in Nicht- zusammen, wenn Du Berndt'» Tochter heiratest. Dein zukünf tige, Schwiegervater ist zwar ein Parvenü mit der ben gewöhnlichen Manieren, de, auf seinen Veldsack pochr, doch da,an mußt Du Dich nicht kehren. Er hat Wohlgefallen an Dir gefunden und wird Dir gern sein Jawort geben. Wir wissen da» alle- vom Rechtsanwalt Lemelson io Lüneburg, der mit Berndt gut befreundet ist. Du stehst also, daß die Augeleg«»- heil schon ganz hübsch vorbereitet ist". Er lachte schrill auf. „Ja der That — ja! vortrefflich! Mir bleibt nicht «ehr viel zu thu» übrig. Schade n«r, daß da»» ist ein weitere« Kapitel -a der Frage geliefert, welche Wirkung häufige rauschende Festlichkette», die in die bürgerliche» Arbeitstage falle», auf un sere wirtschaj'lichen und soziale» Berhältmsse übe» und ob n«cht vo« gewisser Seite da ein schützend«» Dam« errichtet werden künute, gegen Hochfluten verfchtedeoer Regungen, Gesinnungen und Lebe«»- art, die heute noch zu wenjg beachtet wurden, trotz ihrer writtrage.-den, großen Gefahren in sich ber gende» Richtung und Wirkung. 8 Selt einigen Tage» gehen wieder Mittei lungen über Rücktritt-abstchten deS Reichskanzler» durch die Presse. In der „StaatSb.-Ztg." wird al lerdings behauptet, der in der Schwebe befindliche Sanzlerwechsel stehe «it de» im Vordergrund sich befindenden politischen Fragen in keinem Zusammen hang, wohl aber wünsche der Monarch einen Kanzler, der gleich Bismarck in der Lage ist, deu Kampf mit d«r urmationale» Mehrheit im Reichstag aufzuneh- «en, die Regierung-Politik mit vollster Energie zu vertreten und dem EinheitSgedanken zum Siege zu verhelfen. Auch Fürst Hohenlohe selbst verschließe sich dieser Einsicht nicht. Der Informator der „B. Börsen-Zeituug" «eint, vo, dem Zusammentritt de- Reichstag- werde Herr von Bülow Reichskanzler und Herr von Thielmann Staatssekretär der Aus wärtigen sein. ß Karlsruhe, 18. Okt. Der „KarlSr. Ztg. zufolge sprach der Großherzog »n seinem Trink- sprnch auf den Kaiser bei de« heutige» Festmahle zur Einweihung de- Denkmal- Kaiser Wilhelm- 1. zunächst den rrlchienene» Gästen, insbesondere dem Generaloberst Grafe» Waldersee als dem Vertreter de« Kaisers, seinen Dank aus. Alsdann wies der hohe Redner auf die Bedeutung de« heutigen Ta- geS hin und betonte dabei, daß eia Rückblick auf die Vergangenheit in einem Kreise von Männern, welche dem hochseligen Kaiser »och persönlich gedient haben, von ganz besonderem Werte sei. Ein solcher Rückblick enthalte so viel Weihevolle» und treibe Alle an, während de- ganzen Leben» festzuhaltm an dem schöne» Streben, da» zu bewahren, Wa de, große Kaiser schuf, die Größe de» Reiches. Da- müsse man sich immer und immer wieder vo, Au gen führen und der gesamten Natio» anS Herz le gen. DaS geschehe aber dadurch, daß bei solchen Gelegenheiten, wie die heutige, diejenige» zusawmen- kämen, welche die große Z-it noch miter.ebt hätten und daher bekunden könnten, wie tue großen Er eignisse waren und entstanden. Daß aber daS, Wa ste zeitigten, erhalten werde, da» sei heute unser al- ler Wunsch. Diese Gesinnung, daß d»S Denkmal deS hochfeligeu Kaiser» «in wahrer Denkstein sein solle und sein werde, wie die- heute der Oberbür germeister von Karlsruhe, Schnetzler, in so treffen der und beredter Weise anSführte, könne nicht ohne bleibende Wirkung sein. Mögen auch di« Aufgabe» der Gegenwart immer schwerer werden, so würde» doch Alle ihre Pflicht am besten erfüllen, wenn je der an seiner Statt, sei e- im Troße» oder Klei nen, dem Kaiser treu und liebevoll beistäude. „Ja dieser Empfindung", so schloß der fürstliche Redner, „fordere ich Sir auf zu einem dreimaligen Hurrah auf Se. Maj. den Kaiser!" 8 Wiesbaden, 19. Okt. Zu den gestrige» Feierlichkeiten ist noch zu melden, daß die Kaiserin Friedrich zum Chef de« 80. Infanterie-Regiment- ernannt worden ist. Bei der Galatafel im könig liche» Schloß hielt der Kaiser eine Rede, in welcher er besonder» deS milden Charakters seines BaterS gedachte. Als ein Zeichen seine- Wohlwollen- für Nassau versprach er den Ausbau der bekannte» Saalburg zu einem Museum. Abends fand in dem Ihr gerade Berndt'S Tochter zum Opferlamm erkoren habt. Sie hätte einen besseren Mann verdient, al» mich, der sie nur um de» eigenen Vorteil- willen nimmt. — Doch da» ist jetzt einerlei, ganz einerlei. — Ich will ja doch den Vater retten. Uad gleich, sofort, will ich e» thun! Ich reise morgen «ach Berlin und da- Weiter« sollt Ihr erfahren!" Er wandte sich „sch um und wollte da- Zimmer verlassen. Im selben Augenblick war aber Baronin Irma an seiner Sette. „Nein, mein Sohn, Du darfst Dich nicht opfern fü, uns", sagte si- mit ihrer ianfteu Stimme. E- findet sich wohl noch ein anderer Aus weg. Wenn nicht, daun wird beim Verkauf de» Gute- wohl so viel übrig bleiben, daß wir ein be scheidenes Leben damit fristen können. Ich will nicht, daß Da Fräulein von Berndt zur Frau nimmst, weil ich weiß, daß Dein Herz einer Ander» gehört. Ich verbiete eS Dir!" „Mein Entschluß steht fest und ist nicht» «ehr daran zu ändern", entgegnete er. „Ich will hier wieder Freude schaffen. Deine Augen sollen nicht wehr weinen, Mama, sondern so fröhlich blicken, wie vor Jahren, wo Du Gram und Sorgen «och nicht kanntest!" Ueberwältigt von seinen Empfindungen, warf sich Ulrich an die Brust seine, Mutter und ruhte eine Weile still au ihrem Herze». Dann stürmte er hiuau». Sie lief zur Thür, u« ihn zurückzurufeu. Aber nein, wozu? Sie wußte, daß er sein Vor haben dennoch ausführe» würde, aas KiodeSliebe und Edelmut. lFortsrtznna folgt.)