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fei» wohnende» ehemals bei« 8. Jnfa»teri«-Regiment Nr. 107 gedient habenden Kameraden in LeiSnig, de« Stamm- und ehemaligen Garnisonort de- 107. Regiment-, abzuhalt«». An der Spitze des Komitee steht als l. Vorsitzender Herr Amtsgericht-rot Keller, Premterleutnrnt d. L. a. D., al- 2. Vorsitzender Herr vr. weck. Paul Klinger, Stabsarzt d. R. und al- Ehrenvo sitzender Herr Bürg«rmrist«r Schillert, Sekondleutnant d. R. — Zittau, 4. Okt. Eine waghalsige Luft, ballonfahrt unternahm gestern nachmittag der hier weilende Artist Joseph Strohschneider. Die Füllung de- großen Ballon- erfolgte auf der Neustadt mit heißer Luft in sehr kurzer Zeit. In einem primi tiven, au- rohen Ziegeln hergerichtetr» Ofen wurde Stroh verbrannt and die warme Luft wurde in dem darüber gehaltenen Ballon aufgefangrn. Der letztere trug statt einer Gondel nur «in Trapez, an welchem der Künstler nach dem Aufstieg oben in den Lüsten sein« Produktionen aaSführt«. Tin Luherst zahl- reiche» Publikum verfolgte von den Straßen der inneren Ttadt aus daS ebenso seltene als aufregende Schauspiel. Nach kurzer Zeit erkaltete dir Luft in dem Ballon, dieser senkte sich ziemlich schnell und ging zunächst dicht bei dem Hotel zum „Weißen Engel- am Markt nieder. Als «r »och in beträcht licher Höhe über einem Nachbargarten des Hotel- stand, kounte Strohschneider einen Baum erfassen und von dort den Erdboden glücklich erreiche». Der voo der Saft beseelte Ballon stieg uoch einmal em por, blieb aber bald darauf an einer Esse der alten städtischen Fronseste, Baderstrahe 8, hängen, wo er später geborgt» werden konnte. — Bei dem hier garnisonterendrn 3. Königl. Sächsischen Infanterie- Regiment „Prinz-Regent Luitpold von Bayern" Nr. 102 sind am 1. Oktober nur 11 Mann behufs Ab leistung einer einjährig-freiwilligen Dienstzeit ringe- treten. Im Vorjahre war die Zahl der Einjährig- Freiwilligen bei genanntem Regimente 22. In den Jahren 1895 und 1894 hatte da- 102. Regiment je 20 Einjährig Freiwillige aufzuweisen, während i« Jahre 1893 Vie Zahl der Einjährig-Freiwilligen so gar bis auf 27 gestiegen war. Deutsches Reich. ß Berlin, 6. Ott. Wie die „Post" hört, bestätigt sich die Nachricht, daß die RetchSregierung willen- ist, dem Reichstage einen Gesetz-ntwurf vor- zulegeu über die Entschädigung unschuldig Verur teilter. Der Gesetzentwurf soll bereit- in der nächsten Zeit an den Bundesrat gelangen. Da die Bundes- regieruugrn im Prinzip Über die Sache selbst sich bereits bei Beratung der Strafprozeßnovelle geeinigt haben, so erwartet man, daß der neue Entwurf eine der ersten Vorlagen in der kommenden Session deS Reichstag- bilden wird. 8 Berlin, 6. Okt. Im Reichsamt de» Innern sind Entwürfe für Zwang-- und freiwillige Innungen ausgearbeitet worden, die den Bestimmungen der Neuorganisation de» Handwerks Rechnung tragen sollen. Gegenwärtig liegen die Entwürfe im preu- ßischen Ministerium des Innern, sobald von dort eine Rückäußerung erfolgt sein wird, dürften etwaige Meinungsverschiedenheiten über einzelne Punkte durch kommissarische Beratungen ausgeglichen werden. Dann sollen die Entwürfe, wie die „Post" erfährt, einer Kommission von Fachleuten zur Begutachtung vor- gelegt werden. Schließlich werden sie, wie eS seiner zeit auch bei den NormalHatuten für die Kranken kassen bei Erlaß der Versicherung-Novelle von 1893 geschehen ist, dem Bundesrat zugehen, worauf ihre endgültige Veröffentlichung za erwarten sein wird. 8 Einen höchst anerkennenswerten Schritt hat die Eisenbahndirektion Berlin gethan, indem sie Haiderose. Roman von I- Berger, jie NaAdrul »erd^k». (Fortsetzung.) Silva entfernte sich kleinlaut, mit tief gesenktem Köpfchen. Sie empfand große Furcht vor ihrer Mutter und wagte kein Wort der Erwiderung «ehr. Draußen hüpfte sie eilig die mit Teppichen belegte Treppe hinan, die zur ersten Etage führte, wo sich ihr eigenes Wohnzimmer befand. Es war entzückend eingerichtet. In Weiß und Gold gehal tene Tapeten bedeckten die Wände; Vorhänge und Möbel waren von schwerer blauer Seide. Der Kronleuchter war ein Unikum von Schönheit. Ein weicher persischer Teppich lag auf dem Boden und auf geschweiften Etagö^en standen wertvolle Kupfer stiche, Aquarelle, Porzellaufiguren und NipPeS. Am Froster befand sich ein zierlicher Schreibtisch und ihm gegenüber ein kunstvoll geschnitzter Bücherschrank, in dem sich eine kleine Bibliothek schön gebundener Bücher angesammelt hatte. Silva ging in ihr daneben liegende- Schlaf- kabinett, nahm eine» großen flachen Weidenkorb und begann eine Menge Sachen hineinzupacken. Zunächst einige hübsche Schalen und Odeurs von ihrem Toilettel'schchtN. Dao» kamen zwei Blumenvasen, mehrere Nippe- und eine Photographie in Metall- rahmen „Antigone und J-meoe" darstellend, an die Reihe. Dan» wählte sie ein paar Bücher au- und fügte noch eine seidene Tischdecke, ein weiche- Rücken« kiffen und eine allerliebste Rokoko-Pendül« im Por« «llongrhäuse hinzu. So beladen, stieg sie zu d«m Mansardenstübchen hinauf, wo sie Fräulein Haan« an die Lokomotivführer der Streck« Berlin-Sommer feld die Anfrage gerichtet hat, welche Vorschläge sie zur Verhütung von Eiseubahannfällen machen kö»a« tea. Ja der letzte» Versammlung de-Verein- deut scher Lokomotivführer kam die Angelegenheit zur Sprache. E- wurde mit großer Freude b«grüßt, daß «a», wenn auch noch in sehr beschränktem Um fange, angefange» habe, die Männer de- praktischen Dienstes, von deren Tüchtigkeit und der«» Erfah rungen die Brrhütnng von Ejsenbahaunfälleu ganz wesentlich abhänge, um geeignet« Vorschläge zu be fragen. Bedauert wurde nur, daß die» nicht auf allen Hauptstrecken geschehen fei und daß man den Befragten »ur 24 Stunden Zeit bi» zur Abgabe ihre- Resolut- gelaffen habe. Jnfolgedesseu hätten sich auch die Befragte» kaum recht besinnen können, obwohl dieselben noch verschiedene Vorschläge zu machen in der Lage seien. Man hab« sich daher zunächst darauf beschräoke» müssen, vorzuschlagen, datz vor den auf jeder Strecke zahlreich vorhandene» Blockstationen sogenannte Vorsignale errichtet werd«n. Derartige Vorsignale, die zur Erleichterung und Sicherung deS Fahrdienste- ganz wesentlich beitrage», sind längst al- technisch notwendig anerkannt wor den, di« Anlage derselbe» ist aber unterlassen worden au- — Ersparnis-Rücksichten! 8 In dem Kirchdorf Dinker bei Soest trifft der gewiß sehr seltene Fall zu, daß sich feit 200 Jahreu da- Amt de- Aemeindelehrer», deS Küster» und de» Organisten von dem Vater auf den Soha vererbt Hai. Dir Lehrerfamilte Daylhos ist sähr-ud der 200jährigen Wirksamkeit ganz eng mit der Se- meiode verwachsen und ihr lieb und werk geworden. Der jetzige Inhaber der Stelle, Friedrich Dahlhof, feiert in der kommenden Woche sein 25jährige» Dienst jubiläum, da- in der ganzen Gemeinde festlich be gangen wird. 8 München, 6 Okt. Hier ist in vergange ner Nacht heftiger Schneefall eiaqetreten. tz Eine hübsche Begrüßungsszcnc spielte sich Letzt hin in Breslau, während Se. Majestät der Kaiser im Schlosse weilte, in der Halle des Ceutralbahn- hofcs ab. General v. Hahnke trat an den Stations vorsteher Lehmann heran, ihm die Hand schüttelnd und ihn herzlich begrüßend. Diese Freundlichkeit be ruht auf einen Vorfall von 1870. Bei einer frühe ren Anwesenheit Seiner Majestät des Kaisers in Breslau hatte der General rasch einige Unterschriften zu geben, die er im Amtszimmer des Bahnhofsvor stehers erledigte. Dabei fragte er den ihm die Feder reichenden Vorsteher: „Wo haben Sie sich das Eiserne Kreuz geholt?" „Bei Wörth, Exzellenz, für das Ausharren auf dem Posten, das Exzellenz mir dort befahlen." Da richtete sich Hahnke überrascht hoch auf: „Sic sind der Feldwebel, dessen Fug ich das Tvdcslos brachte? Wie oft habe ich an Sie und Ihre Braven gedacht und nun sehe ich Sie nach einem Viertcljahrhundcrt wieder!" Es war ain späten Vormittag des TagcS von Wörth, da sührte Feld webel Lehmann von der 4. Kompanie des 59. Regi ments (Posen) seinen Schützenzug aus der Chaussee gcgcu Fröschwcilcr vor, als ein Offizier ihm zurief: „Zurück mit Ihren paar Mann! Dort stößt ein Bataillon Franzosen gegen L-ie vor." Im selben Augenblick aber jagt ein Adjutant lv. Hahnke) des GencralstabcS heran: „Feldwebel! halten Sie die Chaussee um jeden Preis bis auf den letzten Mann!" „Zn Befehl!" Im Nu lag der Zug in Deckung links und rechts, die er gegen eine zwanzigfache Ueber- macht halten sollte. Aber die Ncunundfünfzigcr hiel ten aus; immer wieder stießen die Franzosen vor, aber näher als auf hundert Schritt kamen fic an die Preußen nicht heran, trotz des mörderischen Feuers der Chasscpots, das die Preußen hinmähte. Da, chen schon in voller Thätigkeit sand. Sie hatte sich eifrig bemüht, 0rm öden Rau« ein wohnliche» AuS« fehen zu geben. Da» Bett war schneeweiß überzogen und duftige Mullgardinen umwauien daS Fenster. Iran hatte mehrere noch ganz brauchbare Möbel vom Boden uns einen Teppich aus irgend einem unbewohnten Zimmer herbeigetragen. Und nun schmückte Silva mit den übrigen Sachen das Gemach vollends auS, so daß eS ganz freundlich darin auS« sah. Mit vor Freude geröteten Wangen warf sie einen prüfenden Blick auf ihr Werk. Dann rief sie daS Dienstmädchen, welches noch mit Abstäubeo be schäftigt war. „Minna," sagte sie, „meine Cousine wird ver mutlich sehr früh aufstehen, um pünktlich zum Unter richt da zu fein. Sie werden ihr alle Morgen bei der Toilette helfen und nach ihren Befehlen fragen. Sorgen Sie auch dafür, daß dre Köchin da« Früh stück zar rechten Zeit für daS Fräulein bereit hält. Ich brauche Ihre Dienste erst gegen neu« Uhr, wre Sie wisse». Wenn Sie sich recht aufmerksam and gefällig gegen meine Cousine erweisen, dann schenke ich Ihnen das hübsche grüne Tachkleid von mir, da» Ihnen so gefällt." Minna versprach alle» und hob die Hand wie zum Schwur, denn daS grüne Kleid war ihr Ent zücken. Silva war beruhigt und eilte davon, um sich rasch für die Gesellschaft umzukletdeo. ES war höchste Zeit. Der Fabrikant war nach dem Bahnhof grfah« re», um seine Richte vo» dort abzuhole». Nur wenige Minute» noch und sie wußte aukommen. Frau Eva war t» nervös,», gereizter Stimmung; sie endlich, taucht die erste baierische Kolonne in der Flanke der Franzosen auf und befreit die 59er. Hochauf richtet sich der Feldwebel im lauten Jubelruf, da trifft auch ihn die Kugel. 44 von den 90 Mann des Schützenzuges hatten ihre Treue mit dem Tode an jener Stelle besiegelt und die Verlustliste meldete: „Feldwebel Lehmann schwer verwundet, Schuß durch die Lunge." Aber der Feldwebel war eine deutsche Kernnatur; dicht am Herzen war die Kugel durch die linke Brust geschlagen, jedoch die schwere Wunde heilte vollständig. Und heute ist der „Feldwebel Lehmann" seit langen Jahren erster Stationsvor steher im verantwortungsreichsten Bahnhof Breslaus. Graf v. Hahnke begrüßt den braven Soldaten von 1870 als alten Freund, so oft er Breslau passiert. Ausland. * * Wie», 6. Okt. I» ganz OesterreichUn- gar» ist empfindliche Kälte eingetret»». In verschie denen LavdeSteileo, besonder» in Galizie», herrscht großer Schneefall. Auf dem adriatische» M«er wurde infolge einer fürchterlichen Bora die Küsteu- schiffahrt eingestellt. Dt« Eisrnbahvev treffe» mit groß«» Verspätungen ein. * * Part», 6. Okt. Die Blätter beschäftig,» sich anhaltend mit der Dreyfas-Affaire. Sie debat tieren üb«r die Möglichkeit einer Entweichung. Eia hoher Kolonialbeamter, welche« Dreyfus auf den Jle- d« Salut sah, erzählt im „Rappel", daß der Ex- kapitän fast weiß geworden sei, seine Tage in einem Winkel der Hütte verbringe, kaum noch ein Bach öffne und feiten inS Freie trete. Er sitze rauchend, halb wie träumend, halb wie stumpssinntg, da, vor einigen Monaten erkrankte er. Ein Arzt wollte ihm Medizin geben, aber DreyfuS weigerte fich, sie zu nehmen, und behauptet«, mau wolle ihn vergiften. Der Gewährsmann drS „Rappel" meint, Dreyfu- werde eine solche Existenz nicht mehr lange ertrage« können. * * Lemberg, 6. Okt. Die Teilnehmer an eiuem HochzeitSmahl, welches der Gut-Pächter Schar- reS in Gaje anläßlich d«r Verheiratung seiner Toch ter veranstaltete, erkrankten sofort nach dem Genuß der Speisen an BergiftuvgSerscheinungen. Bier Personen starben unter gräßlichen Schmerzen, die übrigen düZt-n gerettet werden. Die behördliche Untersuchung ist eingeleitrt. * * P a lermo, 6. Okt. In dem Städtchen Partentco wurde der Polizeikowmissar Gheri, al- er mit seiner Frau und seinem fün'jährigen Söhnchen auf dem Markte lustwandelte, von zwei auS einem Seitengäßchen heroorbrechendrn Männern durch Revolverschüss« und Beilhiebs niedergewetzelt. Da» Publikum war vor Entsetzen gelähmt und ließ die Mörder, welche fich da» Gesicht geschwärzt hatte», entweiche». Der Vorgang dauerte kaum «tue halbe Minute. * * Mehrere Sreteuse« drangen auf ein im PträuS liegendes, von Prcvrja gekommeurS öster reichisches Schiff ein, da sich daS Gerücht verbreitet hatte, daß 25 griechische Gefangene an Bord deS Schiffe» nach Konstantivupel gebracht würden. Un geachtet de- Protestes des Schiffskommandanten untersuchten sie alle Telle de» Schiffer, ohne irgend etwas zu finden. Eine groß- Menschenmenge sah vom QM aus dem Vorgang zu. D!« Polizei war gezwungen, Verstärkung hrranzuziehen. * * AuS Winnipeg (Kanada), 1. Okt., wird gemeldet: Nach d«n Berichten der Missionare find «in, Menge an der HudsonS-Bai wohnende Indianer dem Hunger und der Kälte erlegen. Der Winter kommt mit schnellen Schritten. Die Indianer au der Hudsons Bai werden aufgerieben, wenn nicht baldigst Hilfe «intrifft. ging »»ruhig im Zimmer umher, dir lange Schleppe ihres seideoen Kleides hinter sich nachziehevd. Sie nahm bald diese», bald jene» zur Hand, be- betrachtete e» und stellte es wieder hin. Sie setzte sich nieder, stand wieder auf; eS war ihr unmöglich, ruhig za bleiben. Zuletzt streckte sie sich aus einen Divan auS and schloß abgespannt die Augen. - Silva kannte daS schon von ihren Sinderjahren. Wenn dte Mutter ihren Willen nicht durchsetzen konnte, geriet sie in nervöse Aufregung. Sie war eine Natur, die sich nicht zu beherrschen wußte. Zwischen diese» Mutter und diese» Tochter hatte «L niemals ein inniger BerhältaiS gegeben und die Ent fremdung wurde immer größer. Frau Eoa besaß kein Talent, fand den rechten To» nicht, sich da- Hrrz ihres KindeS zu eigen za mache». Sie zürnte Silva im Stillen, daß sie nicht schön war, daß sie ia der Welt nicht mit ihr prunken konnte und daß ihre Unschriobarkeit auch durch daS eleganteste Kleid nicht gehoben wurde. Bon Klein auf hatte Silva die Mutterliebe entbehrt. Und lo wurde eS ihr nach und nach einsam «nd öde im Elterohause. Zu den meist oberflächlichen, nu» aus daS Aeußere bedachten jungen Mädchen ihre« Standes fühlte sie sich nicht hingezogen. Bälle, Gesellschaften hatten keine Anziehungskraft für sie und i« Bewußtsein ihrer äußern Reizlosigkeit war sie Fremden gegen über scheu und zurückhaltend. Ihre Bücher waren ihre liebste» Freunde. Im Haase waltete sie sanft und liebreich wie ein Engel. So wie sie der Ab gott ihre- BaterS war, so betete sie auch die Die nerschaft an und folgte ihrrn Anordnung«» mit Eif«r und Treu«.