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auf so jähe Weise au» de« Lebe« Geschiedene, der al» fleißiger und nüchterner Arbeiter bekannt »ar, hinterläßt eine Witwe und zwei Kinder. — Tanna. Nachdem man erst am Montag zwei Personen verhaftet hatte, welche in Stelze« und Umgegend eingebrocheu waren und gestohlen hatten, < ist am Mittwoch wieder ein Einbruch im Elschner» scheu Gehöfte auSgeführt worden, bei welchem die Spitzbuben 80 Mark erbeutet haben. ES hat den Anschein, al» ob eine ganze Bande in die hiesige Gegend gekommen wäre, um da ihr Handwerk za treiben. Wie man härt, ist der Diebstahl am hellen Tage au-geführt worden. — Berggießhübel, 2. Sept. Der berg männische Betrieb auf Eisenstein, der unterhalb der Stadt von dem Zvieseler Stollen au» seit längerer ! Zett wieder ausgenommen worden war, istamI.Aug. eingestellt worden, da man während der Betrieb»- zeit keinen Erfolg zu v-rzeichnen gehabt hat. Weil i jedoch da» hiesige Hüttenwerk früher ziemlich be> ! deutende Ausbeute in dem selbst erschlossenen Slollen hatte, will man doch noch einmal einen Versuch ! anstrebe». ES wird deshalb demnächst seitens der ; Beterligten eine Versammlung stattfiaden; erklärt j man sich für die Aufnahme de» Betriebes, wa» zu erwarten steht, so wird die Arbeit am 1 Oktober wieder ausgenommen. i — Ja einer Betrachtung über die Fortexistenz ! de» Handwerks führt die „Kreuz-Zeitung" eine An- j zahl Berufe an, die angeblich zu Grunde gehen müs- ! seu. Unter diesen Berufen befindet sich auch dir! Schuhmacherei und wird die der Stadt Roßwein ! als Beispiel angeführt. Ueber die Lage der dortigen ! handwerksmäßigen Schuhmacher (bekanntlich befinden ! stch zwei größere Schuhfabriken am Orte) heißt e» ! in dem Artikel: „Fragt mau sich nun, ob eS möglich i ist, daß die noch existierenden Schuhmacher sich selber werden helfen können, so muß ich die» von meinem Standpunkt au» verneinen; denn ersten» sind die, welchen einig« Mittel zur Verfügung stehen, zu alt (d»e jungen und unbemittelten Schuhmacher find ! Fabrikarbeiter), und zweiten» würde eine etwaige ! Bereinigung am gegenseitigen Neid und Mißtrauen s scheitern", und weiter: „Die Zukunft der hi-sigen ! Schuhmacher gestaltet sich nach meiner Beobachtung j folgendermaßen: So lange die Fabrik lohnende Be- ! schäftigung bietet, Jagend und Arbeitskraft auS- ! reichen, hat der Fabrikarbeiter ein besseres LoS als § der kleine selbständige Schuhmacher. Der jetzt noch ! selbständige Teil wird zum größten Teil aufhören, l als Schuhmacher zu existieren. Deutsches Reich. 8 Berlin, 2. Sept. Ein unabsehbares Un glück ist durch eine glückliche Fügung rechtzeitig von dem Fest abgeweudet worden, welche» heute auf dem Sportplatz Friedenau stattfand. Dort ist nämlich da» sogenannte AuSstellungSgebäude gestern nach mittag nach 2 Uhr infolge eines Windstöße» in sich zusammengebrochen, glücklicherweise ohne hierbei Menschen zu beschädigen. Es handelt sir; um da» von der Berliner Gewerbe - Ausstellung 1896 her rührende und auf dem Platz wieder errichtete Fischereigebäude, welche» als Wmtervelodrom dienen sollte. Nachträglich wird noch bekannt, daß die Ka tastrophe doch nicht ohne Schaden an Menschen ver laufen ist. Sin Klempner (Familienvater), der sich auf dem Dach« de» etvstürzendrn Gebäudes befand, ist mit in die Tiefe gerissen worden und unter den Trümmern verunglückt. 8 Berlin, 3. Septbr. Einer Meldung der „Boss. Ztg." aus Paris zufolge sagt der „Eclair tu seinem Leitartikel, die Koblenzer Rede Kaiser Wilhelms zeige weit größere Zurückhaltung alS die mristen früheren und weise eine verlegene Sprache auf. Sie beweise, daß Kaiser Wilhelm die ganze Bedeutung der französisch-russischen Allianz erkannt und das Gefühl habe, als breche etwas in seiner Umgebung zusammen. Der Kaiser habe seine Un ruhe verraten. Man habe nicht erwartet, der Kaiser werde auf diese Weise Dsroulöde und JaureS ant worten. 8 Berlin, 2. Sept. Da» „Attentat" des in Brüssel verhafteten deutfcheu Anarchisten Dauben- speck scheint sich in Wohlgefallen aufzulösen. Dauben- speck ist wieder auf freien Fvß gesetzt worden, weil sich keine Anhaltspunkte für seine Schuld ergeben haben. Seine Verhaftung war auf Grund einer Anzeige eine» Sergeanten Schädle vom hessischen Jnf.-Reg. Nr. 118 erfolgt, der wegen Soldatenmtß- Handlung fahnenflüchtig geworden ist und in Brüssel al» Schustergeselle bei einem deutschen Meister namen- Unverzagt arbeitete. In dessen Werkstatt will der Schäble „Andeutungen über die geplanten Anschläge in Deutschland" gehört haben, von denen Daubeu- speck, wenn nicht der Anstifter, so doch Mitwisser gewesen sei. Schäble, dem eS schlecht ging und der nach Deutschland zurückkehren wollte, um sich dem Militärgericht zu stellen, telegraphierte nach Berlin und wachte der Brüsseler Polizei, der übrigen» Daubenspecks Aufenthalt bekannt war, Anzeige. Möglicherweise ist die Denunziation nur au» dem Wunsche Schäble'S hrrvorgWange», sich für die be vorstehende Gerichtsverhandlung strafmildernde Um stände zu verschaffen. Daß Daubenspeck, der ein rüstiger Sechziger ist, kürzlich längere Zeit in Deutsch land gewesen ist, wird bestätigt. Dm „BarwärtS" fisdrt r» höchst auffällig, daß die Pulttisch« PoliM einem Menschen wie Daubevspeck, de» seit fünfzehn bis 20 Jahren eine Rolle in der anarchistischen Be wegung spielt, so wenig Aufmerksamkeit widme und ihn ungehindert in Deutschland herumreisen laste. Da« sozialdemokratische Zentralorgan läßt dabei die Andeutung einfließen, daß Daubenspeck nicht frei von dem Verdachte de» Spitzeltum» sei, indem er bei der Auslieferung de» Anarchisten N«vr an die preußische Polizei beteiligt gewesen sein soll. Rach einer neuen Brüsseler Meldung hat sich inzwischen ergeben, daß Daubenspeck, der übrigen» al« ein Schwadroneur geschildert wird, der seinen Anarchis mus vor Allem in seinem geschäftlichen Interesse als Gastwirt auSnutzte, höchsten» Mitwisser de» vor geblichen Anschläge» gegen da« Leben de» deutschen i Kaisers gewesen sein könne. Al» Haupt der „Ver- > schwörung" — für deren Vorhandensein, wie auS- - drücklich hervorgehobrn wird, bi« jetzt noch die Beweise fehlen — soll ein belgischer Anarchist in Blankenberghe verhaftet worden sein, nach besten „Compl'c-n" jetzt in Ostende gesucht werde. Die belgische Regierung hat die Gelegenheit benutzt, 17 polnische und französische Anarchisten, die auf Grund ihrer Ausweisung auS Frankreich nach Belgien heiüber- gekommen waren, wieder obzuschteden. 8 Berlin, 3 S'pt. Die Nachricht de, „Times", wonach ein deutscher Matrose in Petersburg einen Russen erstochen hätte und deshalb zum Tode ver urteilt worden wäre, ist nach Erkundigung an maß gebender Stelle, von Anfang bi» Ende unwahr. 8 Die „Elbe" soll gehoben werden. Englische Blätter wissen über Versuche dazu zu berichten. Da» schöne Schiff ist bekanntlich infolge g! üblichster Pflicht vernachlässigung deS Steuermannes deS englischen Dampfers „Cratbte". seinerzeit de« Lowestoft untcr- gegangen. Der Dampfer liegt auf der Höhe von BrownS Ridge, einem wohlbekannten Fischgrunde, in nur etwa 16 Faden Wassrrtiefe (ein Faden — 1,8 m). Bekanntlich hatte die „Elbe" einen we>toollrn Betrag von Edelmetallen an Bord. Die Hebung des Schif fer ist von einer amerikanischen Gesellschaft in die Hand genommen, welche Über Apparate verfügt, dank bene» die Taucher in einer Wassertiefe bi» zu 560 Fuß arbeite«'können. Sie hat erst vor kurzem wertvolle Bergungen aus der Ladung eine» im Jahre 1865 im Huronsee gesunkenen und in 170 Fuß Master- tiefe liegenden Schiffe» bewerkstelligt. Die Unter bringung deS SejellschafttPersonalS in Lowestoft hat bereits begonnen. 8 Aus der Strecke von Lohme nach Stab- benkammer fanden einige Herren auf den Steio- blöckm des Strande» weibliche FußbekleidungSstücke und ein beschriebene» Blatt Papier. Nachdem dem Gemeindevorsteher von dem rätselhaften Funde Mit teilung gemacht worden war, begab er sich mit seinem s Sohne sofort an Ort und Stelle, wo sie unterhalb de« Ranjorer AuSsichtSturmeS die L-iche einer etwa 30jährigen Dame, deren Tod schon vor einigen Stunden eiogetreten zu sein schien, in der See fan den. Der aus einem Steine aufgrfunden« Ueber- rest eines Briefumschlages, auf dem die Verstorbene ihre Adresse ausgestrichen, dagegen die eive» höheren Berliner BerwaltungSbeawten, ihres Vater», mit Bleistift ausgeschrieben hatte, beweist, daß kein Un glücksfall, sondern Selbstmord vorliegt. In einem an ihren Vater aufgegebenen Telegramm hatte sie noch angezeigt, daß sir in Saßnitz Wohnung ge nommen und diese vorauSbezahlt habe; in Lohme selbst war sie jedoch erst vor kurzem angekomme», Passanten waren ihr «och am Mittage aus dem Uferwege begegnet, wo sie an dieser einsame« Stelle durch ihr heftiges Weinen aufsi-l. Da» Motiv der unseligen That ist nicht bekannt. 8 Am Dienötag brachte Kaiser Wilhelm II. nach der DenkmalSenthüllung in Koblenz einen Trtnk- spruch auS, in welchem er daS TotteSgnadentum al» ein heilig zu haltendes Kleinod verherrlichte. Die diesbezüglichen Stellen der kaiserlichen Tischrede lauten wörtlich: „Wie der große Kaiser in der großen Zeit, da er in Koblenz residierte, vorberei tend und vorschauend für seine Armee die Reor ganisation auSarbeitete, ebenso hat er auf dem Ge biete des StaatSleben» und der StaatSkanst Arbeiten geleistet, die ihren Erfolg gezeitigt Haven, al» er «m hohen Greisenalter den Thron besteigen durfte. Er trat auS Koblenz, wie er auf den Thron stieg, hervor al» ein auSerwählteS Rüstzeug de» Herrn, al» welches er sich betrachtete. Ua» allen, und vor allen Dingen uv» Fürsten, hat er ein Kleinod wie der emporgehoben und zu Hellem Strahlen verhalfen, welches wir hoch und heilig halten möge«; da» ist da« Königtum von Gotte» Gnaden, da» Königtum mit seine« schweren Pflichten, seinen niemals enden de», stets andauernden Mühen und Arbeiten, mit seiner furchtbaren Verantwortung vor dem Schöpfer allein, von der kein Mensch, kein Minister, kein Ab geordnetenhaus, kein Volk den Fürsten entbinden kann. Dieser Verantwortung bewußt und stch als Rüstzeug deS Herrn betrachtend hat in tiefster Dr- wut dieser große Kaiser seinen Weg gewandelt." 8 Gelseukirchen, 31.Aug. Die AuSwri- sung eine» preußischen Soldaten erregt hier Aufsehen. Die «mtSoerwaltung der zu« Landkreise Gelsen kirchen gehörenden Gemeinde Ueckendorf stellt« bet der Regierung den Antrag, den österreichischen Staat»- angehörig«» Albert Budeck mit seiner Fr»u und feixen drei Kinder« al» lästige« An»läxder außzu- »Ms««, «rd hOtte mit diesem Antrag« «ich insofern Erfolg, al« de» Ausweisungsbefehl ausgefertigt und de« Budeck zugestellt wurde. Dieser legte nunmehr seine Militärpapi«»« vor, welche beweisen, daß er f. Z. zur Aushebung herangezogen wo»den ist, daß er ferne» volle drei Jahre bei de« Infanterie-Regi ment Nr. 131 iu Metz gedient, später ein« dreiwöchige Uebung mitgemacht und die Sefreitenknöpse erhalten hat. Und die« alle», obwohl Budeck österreichisch«» Unterthan ist, weil sein Bate» in Oesterreich geboren war und sich in Preußen nicht naturalisieren ließ. Budeck wurde in Bildstock, Kreis Saarbrücken, ge boren und lebt seit seinem 3. Lebensjahre in der hiesigen Gemeind«, mußte also den OrtSbehörden bekannt sein. Wenn nun der Fehler gemacht worden war, ihn einzuziehen und ihn den Fahneneid schwören zu kaffen, dann durfte man doch nicht den weiteren Fehler mache», ihn durch Landesverweisung zur Desertion zur zwinge». Grund de» Ausweisung»- antrage» war die UnterstützungSbedürftigkeit der Familie, al» Budeck eine mehrwöchige Gefängnis strafe verbüßte. Ausland. " Pilsen, 3. Sept. Der Assekuranzinspektor Freund wurde gestern abend beim Verlassen deS „Pilsner HofeS" von einer Menschenmenge umringt und mit Stockschlägeu verwundet. Er mußre tn» Krankenhaus überführt werden. Die Bedrohung der Deutschen dauert fort. * * Pest, 3. Sept. Am Plattensee stürzte «ine Holzterraffe uw, auf welcher sich der HandelSminister Daniel und d-r Bankgouvrrneur Khautz mit ihren Gemahlinnen, sowie Dame» und Herren der hohe« Aristokratie befanden. Die ganze Gesellschaft fiel von einer Höhe von 1^/» Meter« in« Wasser, konnte aber, da an dieser Stelle der See nur seicht ist, ge rettet werden. — Die Staateanwaltschaft erhob gegen den hiesigen Führer der anarchistischen Bewegung, vr. Eugen Schmidr, die Anklage wegen Verherr lichung de» Attentat» auf Canova«, sowie wegen Schmähungen gegen Bismarck und gegen die Chef» aller europäischen Regierungen in Artikeln de» hie sige» AnarchistenorganS. * * Preßburg, 3 Sept. Sestern abend 7^/» Uhr wurde der au» Skalitz auf dem hiesigen Bahn hof eiugetroffene Personeozug, kaum daß die Passa giere den Zug verlaffev hatten, von einem im Rangiere» begriffenen Lastzug angefahren. Fünf Waggon» und die Lokomotive wurden zertrümmert. DaS ZugSprrsonal rettete sich durch rasche- Ab springen. DaS Unglück wurde durch ein falsche» Signal herbeigeführt. " Belgrad, 2. Sept. Eine Haidukenband« versucht« die Bahnstation von Vlaikopolje zu be rauben, der Angriff wurde jedoch oom Stations personal mit Gewehrschüssen abgewiesen. Der radikale Bauernführer Ranko Paffic wird am 13. September wegen zu Gunsten von Räubern begangener Hehlerei vor Gericht gestellt werden. * * Sitten (Kanion WalliS), 2. Sept. Bei Besteigung des Mont Pleureur wurden 4 Personen von einer Lawine in die Tiefe gerissen und getötet. * * Der „Gau lots" veröffentlicht einen Aus zug der Denkschrift, welche Bismarck 1875 an Man teuffel gerichtet hat. Daria erklärt BiSmarck, daß wenn Deutschland nicht seine Vorsichtsmaßregeln trifft, ein franco-russische» Bündnis zu Stande kom men wird. Wir müssen dies verhindern, wir müssen die Rolle deS Hammers spielen, sonst werden wir der Amboß. — Die Untersuchung betreffend die Explosion an der Magdalenenkirche in Pari» ist resultatlos geblieben. " Au« Rußland, 3O.Aug. Folgende» echt russische Stückchen wird viel belacht. DieSamara- Slatouster Eisenbahn feuert ihre Lokomotiven teil weise mit Naphtha. Um zu sparen, wurden al» Naphthareservoire einfach Gruben hergestellt, die man nicht einmal ausmauern ließ. Die Folge war, daß für etwa 50000 M. Naphtha in die Erde sickerte. Zum Glück für die Gesellschaft wurde bei einer Revision der Uebelftand entdeckt und — w»S meh» bedeutet — auch wirklich beseitigt. * * Montreux, 2. Sept. Durch den Einsturz einer Mauer eines i« Bau begriffenen Sanatorium» wurden 8 Personen getötet und 6 verwundet. "London, 1. Sept. DaS augenblicklich größte Schwimmdock der Welt ist dieser Tage in England für Rechnung der spanischen Regierung fertig gestellt worden. E« besteht durchweg au» Stahl und «ißt 450 Fuß i» der Länge, bei einer Breite von 109 Fuß. " Lissaboa, 3. Sept. Anläßlich deS Uebe«- falleS einer portugiesischen Barke durch Riffpiraten, welche da« Schiff plünderten und den Kapitän, so wie einen Teil der Mannschaft gefangen halte», er hielten die Panzerschiffe „BaSco de Gama" und „Adamasto»" Befehl, nach Marokko zu gehen. * Wie Spanien seine Verwundeten behan delt, daS muß un« in unseren geordneten sanitären Verhältnissen wahrhaft — spanisch Vorkommen. Ein in Barcelona erscheinendes Blatt La Publicidad entwirft ein düsteres Bild von einrm Transport von verwundeten spanischen Soldaten, welche auf den Philippinen gekämpft hatten, nach der spanischen Heimat: Der Kapitän de« unlängst «ingelaufrne« „San Ignacio de Loyola," so erzähll die Puplici- dad, beschwerl sich bitter darüber, welch«« unerhör te« Anfsrdernvg«» vr sich füge« «ußte. Er hatte